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Meier, Georg Friedrich

Lebensdaten
1718 – 1777
Geburtsort
Ammendorf bei Halle/Saale
Sterbeort
Giebichenstein bei Halle/Saale
Beruf/Funktion
Philosoph;Mathematiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118580051|OGND|VIAF: 14798759
Namensvarianten

  • Meier, Georg Friedrich
  • Erlenbach, Hanns
  • Erlenbach, Hanns, der Jüngere
  • Erlenbach, Hans
  • Erlenbach, Hans, der Jüngere
  • Meier, G. Fr.
  • Meier, Ge. Frid.
  • Meier, Ge. Friedr.
  • Meier, Georg F.
  • Meier, Georg Friderich
  • Meier, Georg. Frid.
  • Meier, George Frederick
  • Meier, George Fréderic
  • Meier, George Frédéric
  • Meier, George Friedrich
  • Meier, Georgius Fridericus
  • Meierus, Georgius Fridericus
  • Meyer, Georg Friedrich

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Zitierweise

Meier, Georg Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118580051.html [01.04.2025].

CC0

  • Meier,Georg Friedrich

    Philosoph,* 29.3.1718 Ammendorf bei Halle/Saale,† 21.6.1777 Giebichenstein bei Halle/Saale. (evangelisch)

  • Genealogie

    VGebhard Friedrich Christoph, Pfarrer inA.;
    M DorotheaN. N.;
    ⚭ Halle 1750Joh. Concordia (* 1724),T d. Pastors Valentin Heermann in Spröda b. Delitzsch.

  • Biographie

    Nach erstem Unterricht durch den Vater besuchteM. 1727 die Schule des Waisenhauses in Halle, die er jedoch schon nach wenigen Monaten seiner kränklichen Konstitution wegen wieder verlassen mußte. Seit 1729 erhielt er Privatunterricht bei OberdiakonChristoph Semler in Halle, hauptsächlich in naturwissenschaftlichen Fächern. Kenntnisse auf geisteswissenschaftlichem Gebiet eignete er sich überwiegend im Selbststudium an. Neben Semlers Unterricht hörteM. bereits seit 1732 Vorlesungen an derUniv. Halle. 1735 immatrikulierte er sich für die Fächer Theologie und Philosophie. Seine bevorzugten Lehrer waren die Brüder Siegmund Jakob undAlexander Gottlieb Baumgarten. 1739 legteM. das Magisterexamen ab, im selben Jahr habilitierte er sich mit der Schrift „De nonnullis abstractis mathematicis“. AlsA. G. Baumgarten 1740 einem Ruf nach Frankfurt/Oder folgte, übernahmM. dessen Lehrverpflichtungen. 1746 zumao. und 1748 zumo. Professor ernannt, hielt er Vorlesungen über Themen aus allen philosophischen Disziplinen. Mehrere Rufe an auswärtige Universitäten lehnte er ab.

    Als SchülerA. G. Baumgartens standM. in der Tradition der Leibniz-Wolff' schen Metaphysik, wandte sich jedoch unter dem Einfluß des Empirismus Lockes ab von der spekulativen Vernunftlehre und hin zum praktischen Vernunftbegriff der Aufklärung. Förderung der Vernunft in allen menschlichen Bereichen als der Voraussetzung eines glücklichen Lebens war sein Anliegen.M. schloß sich deshalb jenen popularphilosophischen Schriftstellern an, die ihre Gedanken in deutscher Sprache und verständlicher Begrifflichkeit einem wenig vorgebildeten Publikum zu vermitteln suchten.

    In „Abbildung eines wahren Weltweisen“ (1745) setzt er sich bereits kritisch mit den Aufgaben des Wissenschaftlers, insbesondere des Philosophen auseinander: Nicht der reine Erkenntnisgewinn mache den Wert wissenschaftlicher Forschung aus, sondern erst die Umsetzung des Erkannten in praxisorientiertes Denken und Handeln. Daher sei es nicht unter der Würde eines Gelehrten, sich für jedermann verständlich auszudrücken. Weltabgewandte Spekulation im wissenschaftlichen Elfenbeinturm ist fürM. geradezu lächerlich. DaßM. diesem Wissenschaftsethos selbst nur unzureichend entspricht, belegen alle seine Schriften. Sein Bemühen um klare und deutliche Gedankenführung schlägt sich vielfach in einem übermäßig breiten ermüdenden Stil nieder. Aber auch den geforderten lebenspraktischen Bezug der Erkenntnis vermag er nicht immer herzustellen. So wird er dem selbstgestellten Anspruch aus der „Abbildung eines Weltweisen“ in der 1752 erschienenen „Vernunftlehre“, einem seiner Hauptwerke, gänzlich untreu, indem er hier ein Hohes Lied der abstrakten Erkenntnis anstimmt.

    M.s Bedeutung in der Philosophie beruht vor allem auf seinen Arbeiten zur Ästhetik. Nachdem sein LehrerA. G. Baumgarten ihr Kathederwürde verliehen und sie als selbständige philosophische Disziplin begründet hatte, verstand esM., ihre Probleme vor einem breiten Publikum zu entfalten. Schon vor dem Druck von Baumgartens „Aesthetica“ (1750 u. 58) gabM. die ihm überlassenen Ausarbeitungen zu dessen Vorlesungen, bearbeitet unter dem Titel „Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften“ (3Bde., 1748–50), heraus. Damit lag das erste systematische Werk zur Ästhetik in deutscher Sprache vor. Ästhetik, so lautetM.s Bestimmung, ist die „Logik der unteren Erkenntniskräfte“. Was die reine Logik für die Vernunft, das bedeutetM. die Ästhetik für die Sinnlichkeit. Insofern auch dem Gefühl Erkenntniswert zukommt – wenngleich nach Leibniz, Wolff und Baumgarten/M. nur als „undeutliche und verworrene“ Erkenntnis – so ist die Ästhetik jene philosophische Disziplin, die diese besondere Erkenntnisform wissenschaftlich thematisiert. Und da die Sinnlichkeit sich zuerst und zumeist am Phänomen des Schönen entzündet, ist es natürlich, daß Kunst und Schönheit im Mittelpunkt der Ästhetik stehen. Allerdings beschränkt sichM. in dieser Darstellung auf die Poetik. Spätere Versuche, auch die übrigen Künste in die ästhetische Reflexion einzubeziehen – so in der 2. Auflage der „Anfangsgründe“ (1754-59) und in den „Betrachtungen über den ersten Grundsatz aller schönen Künste und Wissenschaften“ (1757) – scheiterten bereits im Ansatz.

    Die Frage, obM. in den „Anfangsgründen“ über Baumgartens Konzeption der Ästhetik hinausgegangen sei, ist in der Forschung umstritten. In einem Punkt jedoch ist man sich einig: OhneM.s Werk härte die junge Disziplin kaum solche Verbreitung gefunden und Anlaß zu heftigen Auseinandersetzungen geboten, zumal sie zum Zeitpunkt der poetologischen Polemik zwischen Gottsched und den Schweizern Bodmer und Breitinger dem interessierten Publikum bekanntgemacht wurde. AuchM. meldete sich in dieser Debatte zu Wort. Mit mehreren Schriften stellte er sich an die Seite der Schweizer und trat mit ihnen gegen Gottsched für das poetisch Mögliche, Wahrscheinliche und Wunderbare, mithin für eine dichterische Freiheit ein, die nicht an der erfahrbaren Wirklichkeit ihre Begrenzung findet. Und ganz im Sinne der Schweizer fiel seine rühmende „Beurteilung des Heldengedichts „Der Messias“ (1749 u. 1752) aus, die zu einem nicht geringen Teil zur allgemeinen Anerkennung Klopstocks und Begeisterung für sein Werk beim Publikum beitrug. Ebenso machte er sich um die neue literarische Bewegung in Deutschland verdient, indem er 1752 Wielands Erstlingswerk „Die Natur der Dinge“, versehen mit einem empfehlenden Vorwort, herausgab.

    Wie in der Ästhetik, istM. auch in den übrigen philosophischen Disziplinen seinem LehrerBaumgarten verpflichtet. So in der Ethik („Philosophische Sittenlehre“, 5Bde., 1753–61), in der Metaphysik (4Bde., 1755–59) und in der Praktischen Philosophie („Allgemeine praktische Weltweisheit“, 1764). Diese Verbundenheit hat er nie zu verbergen gesucht. Nach Baumgartens Tod wurdeM. dessen erster Biograph („Leben des ProfessorsAlexander Gottlieb Baumgarten“, 1763). In der zeitgenössischen Diskussion über die Unsterblichkeit der Seele hatM. vermutlich aus Rücksicht auf eine Kritik, die ihm einen Mangel an Rechtgläubigkeit nachzuweisen versuchte, keine eindeutige Position eingenommen. Dem aufklärerischen Geist am meisten verbunden zeigt sichM. in zahlreichen kleinen moralisch-didaktischen Schriften.

    M.s Werk trug seinerzeit in außerordentlicher Weise zur Verbreitung einer neuen Denkrichtung bei, der aufklärerischen im allgemeinen und der schönheits- und kunstphilosophischen im besonderen. Viele heute noch gängige ästhetische wie überhaupt philosophische Fachausdrücke in deutscher Sprache gehen aufM. zurück, da sie von Kant insbesondere in dessen Frühschriften aufgegriffen wurden. Eine tiefergreifende, bis heute reichende Wirkung bliebM. jedoch versagt, da er, gleich vielen seiner Zeitgenossen, den letzten Schritt zur Aufklärung nicht zu gehen wagte. So kann er zwar nicht als eindeutiger Vertreter jenes neuen Denkens, wohl aber als einer seiner Wegbereiter gelten.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d.wiss. Gesellschaften in Greifswald (1744), Jena (1748), Göttingen (1753) u. d.Ak. d. Wiss. Berlin (1751).

  • Werke

    WeitereWu. a.Theoret. Lehrev. d. Gemüthsbewegungen überhaupt, 1744,Nachdr. 1971;
    Gedankenv. Scherzen, 1744;
    Abbildung e. Kunstrichters, 1745;
    Gedanken vom Zustand d. Seele nach d. Tode, 1746;
    Beurtheilung d. Gottschedischen Dichtkunst, 1747–48,Nachdr. 1975;
    Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften, 3Bde., 1748–50,Nachdr. d. 2.Aufl.v. 1754–59, 1976;
    Gedankenv. Gespenstern, 1748;
    Beweis, daß d. menschl. Seele ewig lebe, 1750;
    Vorstellung d. Ursachen, warum es unmöglich zu sein scheint, mit HerrnProf. Gottsched e. nützliche u. vernünftige Streitigkeit zu führen, 1754;
    Versuch e.allg. Auslegungskunst, 1757,Nachdr. mit e. Vorwortv. L. Geldsetzer, 1965;
    |Betrachtungüb. d. Trostgründe in Kriegszeiten, 1760;
    Gedankenv. d. unschuldigen Gebrauche d. Welt, 1765;
    Btrr. zu d. Lehrev. d. Vorurteilen d. menschl. Geschlechts, 1766. –Vollst.W-Verz.b. Hamberger/
    Meusel, Dasgel. Teutschland, ³1776, S. 707 f.;
    Zuweisung anonymerSchrr. u. Briefeb. E. Bergmann, s.L.

  • Literatur

    ADB 21;
    D. Spitzer,Darst. u. Kritik d.Tierpsychol. G. F.M.s,Diss. Bern 1903;
    E. Bergmann, G. F.M. als Mitbegründer d.dt. Ästhetik, 1910;
    ders., Die Begründung d.dt. Ästhetik durchA. G. Baumgarten u. G. F.M., 1911(L);
    H. Böhm, Das Schönheitsproblemb. G. F.M., in: Archiv f. d. gesamtePsychol. 56, 1926, S. 177-252(L);
    J. Schaffrath, DiePhilos. d. G. F.M.,Diss. Freiburg 1940(L);
    P. Menzer, G. F.M.s Ästhetik, in:Wiss.Zs. d. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg,Ges.- u.sprachwiss. R. 6, 1956/57, S. 779-85;
    F. Wiebecke, Die Poetik G. F.M.s,Diss. Göttingen 1967(L);
    M. Longo, Alle origini dell'ermeneutica, l'Auslegungskunst di G. F.M., in: Proteus 1973, S. 141-62;
    W. Bender, Rhetor. Tradition u. Ästhetik im 18.Jh.: Baumgarten,M. u. Breitinger, in:Zs. f.dt. Philol. 99, 1980, S. 481-506;
    U. Möller, Rhetor. Überlieferung u. Dichtungstheorie im frühen 18.Jh.,Stud. zu Gottsched, Breitinger u. G. F.M.,Diss. Münster 1981, 1983(L);
    M. Jäger, Die Ästhetik als Antwort auf d. kopernikan. Weltbild, Die Beziehungenzw. d.Naturwiss. u. d. ÄsthetikA. G. Baumgartens u. G. F.M.s,Diss. Köln 1983, 1984(L);
    N. Hinske, Kant-Index, I: Stellenindex u. Konkordanz zu G. F.M., „Auszug aus d. Vernunftlehre“, 1985;
    Überweg III.

  • Autor/in

    Klaus-Werner Segreff
  • Zitierweise

    Segreff, Klaus-Werner, "Meier, Georg Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 649-651 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118580051.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA


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