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2.1 Plagiate in der Literatur

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“Das Plagiat”
In der Literatur sind Plagiate stark verbreitet. Bereits 1673 wurde eine Dissertation in Leipzig von Jacob Tomasius verfasst, die sich hiermit beschäftigte:De Plagio literaria … resp. Johann Michael Reinelius.

Man muss in der Literatur zwei Sorten von Plagiaten unterscheiden: dieWort-für-Wort-Übernahme (ggf. mit “Verfeinerungen”) und dieÜbernahme von Geschichten. Zwar wird Letzteres sehr oft beklagt, jedoch hat es sich als schwer herausgestellt, dagegen gerichtlich vorzugehen. Rex Stout (1986) greift dies in einem seiner Krimis auf und beschreibt, wie Bestseller-Autoren gezielt Leseexemplare untergejubelt werden, die zufällig genau dieselbe Handlung haben wie das Originalwerk.

Shakespeare
Die Forschung hat herausgefunden, dass ein großer Teil der Werke von Shakespeare Quellen anderer Autoren enthält. Für 31 seiner 32 Werke wurden mittlerweile die Quellen gefunden; es wird davon ausgegangen, dass auch das 32. Werk eine andere Quelle hat und nicht von Shakespeare stammt.
Urheberrecht
Als Hintergrund hierzu ist allerdings relevant, dass es bis in das 19. Jahrhundert üblich war, Werke anderer Leute als die eigenen auszugeben. Es gab kein Konzept von Urheberschaft; alles gehörte dem Prinzen oder König. Viele Autoren haben Dinge von den Griechen (vor allem Plutarch) übernommen, wenn sie interessante Geschichten oder Bonmots benötigten. Erst nach der Entstehung des Konzeptes des Urhebers, bzw. der Idee, dass der Autor seine Texte besitzt, kann tatsächlich von Plagiaten gesprochen werden.
Brecht
Ein recht berühmtes Plagiat des 20. Jahrhunderts wurde vonBertolt Brecht begangen, der seinerseits immer sehr genau darüber wachte, dass seine urheberrechtlich geschützten Werke von niemandem verändert wurden. Brecht hat viele Balladen seiner “Dreigroschenoper” einer deutschen Übersetzung des französischen Dichters Villon entnommen, die von K.L. Ammer erstellt worden ist. Alfred Kerr hat diesen Sachverhalt aufgedeckt und veröffentlicht (Brecht auf Villons Spuren, o. J). Hier sind einige Beispiele, zitiert nach English, 1933, S. 56-57):

AmmerBrecht
S. 87
Ihr Herren, urteilet selbst, was mehr mag frommen!
Ich finde nicht Geschmack an alledem.
Als kleines Kind schon habe ich stets vernommen:
Nur wer in Wohlstand schwelgt, lebt angenehm.
S. 16
Ihr Herren, urteilt jetzt selbst:ist das ein Leben?
Ich finde nicht Geschmack an alledem.
Als kleines Kind schon hörte ich mit Beben:
Nur wer in Wohlstand lebt, lebt angenehm.
S. 22
Ihr Menschenbrüder, die ihr nach uns lebt,
Laßt Eure Herz nicht gegen uns verhärten…
Drum Brüder, laßt Euch dies nur Lehre sein,
und bittet Gott, er möge uns verzeihn.
S.25
Ihr Menschenbrüder, die ihr nach uns lebt,
Laßt Eure Herz nicht gegen uns verhärten
Hier, Menschen, laßt Euch uns zur Lehre sein,
und bittet Gott, er möge uns verzeihn.
S. 86
Kein Vögelchen, von hier bis Babylon
Vertrüge diese Kost nur einen Tag.
S. 16
Kein Vögelchen von hier bis Babylon
vertrüge diese Kost nur einen Tag.
S. 19/20
Nun hört die Stimme, die um Mitleid ruft:
Villon liegt hier nicht unter Hagerdorn,
nicht unter Buchen, nein, in einer Gruft.
Hieher verschlug ihn des Geschickes Zorn […]Und seine Zähne sind so lang wie Rechen […]Ihr wollt, daß seine Marter ewig währt?
S. 24
Nun hört die Stimme, die um Mitleid ruft!
Macbeath liegt hier nicht unterm Hagerdorn,
nicht unter Buchen, nein, in seiner Gruft!
Hierher verschlug ihn des Geschickes Zorn […]Ach, seine Zähne sind schon lang wie Rechen […]Wollt ihn, daß seine Marter ewig währt?
S. 109
Die Mädchen, die die Brüste zeigen,
Um leichter Männer zu erwischen […]Die Lumpen, Dirnen, Hurentreiber,
Die Tagediebe, Vogelfrein […]ich bitte sie, mir zu verzeihn. […]Um weit’re Händel nicht zu suchen
bitt’ ich auch sie, mir zu verzeihn.
S. 25/26
Die Mädchen, die die Brüste zeigen,
um leichter Männer zu erwischen […]Die Lumpen, Huren, Hurentreiber,
Die Tagediebe, Vogelfrein […]Ich bitte Sie, mir zu verzeihn
Um weit’re Händel nicht zu suchen
Bitt’ ich auch sie, mir zu verzeihn.
S. 110
Man schlage ihnen ihre Fressen
Mit schweren Eisenhammern ein.
Im übrigen will ich vergessen,
Und bitte sie, mir zu verzeihn.
S. 26
Man schlage ihnen ihre Fressen
Mit schweren Eisenhammern ein.
Im übrigen will ich vergessen,
Und bitte sie, mir zu verzeihn.
Brechts Geständnis
Diese Veröffentlichung verursachte einen großen Aufstand in der literarischen Welt, der derartig hohe Wellen schlug, dass Brecht sich 1930 genötigt fühlte, ein Sonett zur Neuausgabe des Büchleins zu verfassen. Die letzten Zeilen sind sein Geständnis:
“Nehm jeder sich heraus, was er grad braucht! Ich selber hab mir was herausgenommen…”.
Lyrik
Einer umfangreiche Plagiatsserie bzw. einem sehr aktiven Plagiator im Bereich der Lyrik fiel Neil Bowers zum Opfer. In seinem Buch “Words for the Taking” (1997) beschreibt er, wie er seinen Plagiator entlarvte. Er vermutete unter anderem, dass der Plagiator auf einem Feldzug gegen literarische Magazine war und zeigen wollte, dass deren Auswahlkriterien für Gedichte nicht sehr genau sind. Tatsächlich schaffte der Plagiator es, das gleiche Gedicht mehrfach zu veröffentlichen.

Bowers verzweifelte fast daran, dass ihm nur sehr wenige Leute helfen wollten. In seinem Buch schrieb er Folgendes:

Call it the ‘first stone syndrome’. Few are willing to cast it because they aren’t entirely sure of their own originality. Scholars, even more than poets and fiction writers, balk at holding plagiarists accountable, probably because of the cumulative nature of scholarly work. One person’s research builds upon everyone else’s and footnotes don’t always itemize the total debt. Virtually every scholar believes himself to have been plagiarized and, conversely, worries that his neighbors’ will find their work unattested in his.” (Bowers, 1997, S. 106)

 

Literatur

  • Brecht auf Villons Spuren – Plagiat oder Intertextualität? (o. J.). Aufgerufen am 13.06.2014 von http://www.litde.com
  • Englisch, P. (1933). Meister des Plagiats oder Die Kunst der Abschriftstellerei. Berlin-Karlshorst: Hannibal-Verlag. Digitalisierte Version abgerufen am 13.06.2014 von http://visuallibrary.net/ihd/content/titleinfo/122128.
  • Stout, R. (1986). Das Plagiat: Kriminalroman. München: Goldmann.
  • Bowers, N. (1997). Words for the Taking : The Hunt for a Plagiarist. New York: Norton.
  • Theisohn, P. (2009). Plagiat: eine unoriginelle Literaturgeschichte. Stuttgart: Kröner.
  • Theisohn, P. (2012). Literarisches Eigentum: Zur Ethik geistiger Arbeit im digitalen Zeitalter. Essay. Stuttgart: Kröner.
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