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Zweiter Golfkrieg

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Dieser Artikel behandelt den Krieg in Irak und Kuwait zwischen 1990 und 1991. Gelegentlich wird auch derIrakkrieg 2003 alsZweiter Golfkrieg bezeichnet.
Zweiter Golfkrieg

Im Uhrzeigersinn von oben: US-amerikanische Jets über brennenden Ölquellen; britische Soldaten beim Training während derOperation Granby; Blick auf einenLuftangriff; derHighway of Death; einCombat Engineer Vehicle M728.
Datum2. August 1990(irakische Invasion Kuwaits)
17. Januar 1991(alliierter Gegenschlag)
bis 5. März 1991
OrtIrak undKuwait
Casus Belliirakische Invasion in Kuwait
AusgangNiederlage des Irak, Rückzug aus Kuwait
Konfliktparteien

Irak 1963 Irak

Kuwait Kuwait
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Saudi-Arabien Saudi-Arabien
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
weitere Alliierte

Befehlshaber

Saddam Hussein

Norman Schwarzkopf, Jr.

Truppenstärke

650.000

956.600

Verluste

20.000–35.000 gefallen, 75.000 verwundet

Koalition: 292 gefallen, 776 verwundet
Kuwait: 1.200 gefallen

DerZweite Golfkrieg (auchIrak-Kuwait-Krieg oderErster Irakkrieg genannt,englisch(First) Gulf War oderGulf War I,arabisch حرب الخليج الثانية,DMGḥarb al-ḫalīǧ aṯ-ṯāniya) begann mit der EroberungKuwaits durch denIrak am 2. August 1990. Am 28. August wurde Kuwait durch den Irakannektiert. Ab dem 16. Januar 1991 begann eine Koalition, angeführt von denUSA und legitimiert durch dieResolution 678 des UN-Sicherheitsrates, mit Kampfhandlungen zur Befreiung Kuwaits. Im Zweiten Golfkrieg stand der Irak allein der größten Kriegskoalition seit demZweiten Weltkrieg gegenüber. Darüber hinaus zeichnete sich der Krieg durch die ungewöhnlich asymmetrische Verteilung der Kriegsopfer, die einseitige Verfügung des Kriegsendes und den hohen Grad an mittelbaren Umweltschäden aus, etwa durch Geschosse mitabgereichertem Uran.[1]

Besonderheiten wies der Zweite Golfkrieg auch für die Verhältnisse im Nahen Osten auf, da er der erste Konflikt war, bei demarabische Staaten gegeneinander aktiv Krieg führten. Des Weiteren waren die drei nichtarabischen Staaten der Region – Israel,Iran und dieTürkei – unmittelbar von den Ereignissen innerarabischer Politik betroffen und an ihnen beteiligt. Drittens war der Zweite Golfkrieg der erste militärische Großeinsatz der Vereinigten Staaten im Nahen Osten, von zwei eingeschränkten Operationen imLibanon (Libanonkrise 1958 und1982–1984) abgesehen.[2] Für das Ereignis und den Ablauf des Zweiten Golfkrieges war das Ende desKalten Krieges als eine sicherheitspolitische Konvention und als Epoche der Weltgeschichte von unmittelbarer Bedeutung. Der Krieg selbst hatte über die Kriegsschäden hinaus Auswirkungen auf zahlreiche Aspekte der internationalen und der irakischen Politik, vor allem auf die Kriegsführung und die politische Rolle der Medien in den beteiligten westlichen Staaten. Der KabelsenderCNN etablierte sich so durch seine anhaltende Berichterstattung aus dem Krisengebiet als international bekanntes Massenmedium.

Die Namensgebung des Krieges ist aufgrund der irakischen Beteiligung an mehreren Kriegen am Persischen Golf uneinheitlich. In der hier verwendeten Terminologie war derErste Golfkrieg derIran-Irak-Krieg von 1980 bis 1988. Insbesondere im englischen Sprachraum wird der Iran-Irak-Krieg meist nicht in die Zählung einbezogen und dieser Krieg daherFirst Gulf War genannt. Folglich wird dieInvasion des Irak von 2003 dann alsSecond Gulf War bezeichnet. Das amerikanische Militär verwendete für den zweistufigen militärischen Gegenschlag die BezeichnungenOperation Desert Shield („Unternehmen Wüstenschild“) für die Phase, in der die Truppen der Koalition am Persischen Golf aufgestellt wurden, undOperation Desert Storm („Unternehmen Wüstensturm“) für die eigentliche Offensive gegen den Irak.

Hintergrund

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Vor demErsten Weltkrieg gehörte Kuwait zumVilâyet Basra, einer Verwaltungseinheit innerhalb desOsmanischen Reiches, die territorial allerdings nicht mit dem Gebiet der heutigen südirakischenProvinz Basra identisch ist. Zu dem erst nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Staat Irak gehörte Kuwait nie. Nach der Unabhängigkeit des Emirats von Großbritannien 1961 versuchte der Irak vergeblich, dessen Aufnahme in dieUNO und dieArabische Liga zu verhindern. 1963 erkannte der Irak die Unabhängigkeit Kuwaits zwar an, in der Folge kam es aber immer wieder zuGrenzstreitigkeiten, da die Grenze zwischen beiden Staaten nie eindeutig festgelegt worden war. Nach demIran-Irak-Krieg war der Irak bei einigen arabischen Ländern hoch verschuldet, unter anderem durch einen kuwaitischen Kredit in Höhe von 80 MilliardenUS-Dollar. Der Irak hoffte, durch eine Senkung der durch dieOrganisation erdölexportierender Länder (OPEC) reglementierten Ölförderquote eine Steigerung desÖlpreises zu erzielen, um seine Schulden begleichen zu können. Der Irak beschuldigte unter anderem Kuwait, seine Quoten überschritten zu haben und dadurch für den niedrigen Ölpreis mitverantwortlich zu sein. Hierdurch seien dem Irak Kosten in Milliardenhöhe entstanden.

Zusätzlich behauptete der Irak, Kuwait hätte aus dem Iran-Irak-Krieg Vorteile für Ölbohrungen und den Bau militärischer Posten auf irakischem Boden nahe Kuwait gezogen, wohingegen der irakische Staat durch seine Pufferwirkung gegenüber Iran der gemeinsamen arabischen Sache einen Dienst erwiesen hätte. Daraus leitete der Irak die Forderung ab, Kuwait undSaudi-Arabien müssten seine Kriegsschulden annullieren oder zumindest darüber verhandeln. Während des ersten Golfkrieges hatte sich der Irak guterBeziehungen zu den Vereinigten Staaten und zuEuropa (speziellFrankreich undDeutschland) erfreut: Der Westen gewährte dem Irak insbesondere militärisch massive Unterstützung – trotz (oder möglicherweise wegen) des sowjetischen Einflusses, aber vor allem aus Angst vor einer Ausweitung derIslamischen Revolution in Iran auf die Arabische Halbinsel. Obwohl die Sowjetunion und die Volksrepublik China zu den Hauptwaffenlieferanten des Iraks zählten, konnte das Land auch Waffen aus Frankreich kaufen, das unter anderem Flugzeuge vom TypMirage sowie Anti-Schiff-Raketen vom TypExocet lieferte (obwohl sich 1982 imFalklandkrieg mögliche Nebenwirkungen solcher Lieferungen gezeigt hatten). Daneben unterstützten andere westliche Staaten das Land mit kritischer Technik wie Chemie- und Atomanlagen, dieUSA belieferten den Irak mit kritischer Biotechnik und mitAufklärungsdaten über iranische Stellungen.

Hauptunterstützer (in der Reihenfolge des Wertes der Lieferungen) waren nach einer Aufstellung desStockholm International Peace Research Institutes (SIPRI) die Sowjetunion, Frankreich und China. Zudem haben die damalige Tschechoslowakei, Polen, Brasilien, Ägypten, Dänemark, USA, Österreich (Noricum-Skandal) und viele andere Staaten (darunter auch die Bundesrepublik und die DDR) Waffen an den Irak geliefert.

ZerstörterIFA W50 der irakischen Armee ausDDR-Produktion

Vor allem die arabischen Nachbarstaaten leisteten massiv ökonomische Hilfe, was die Grundlage für die spätere Verschuldung des Iraks bildete. Nach dem Krieg gab es Bestrebungen innerhalb desUS-Kongresses, den Irak wegen der Verletzungen derMenschenrechte diplomatisch und ökonomisch zu isolieren. Von diesen Bestrebungen distanzierten sich hochrangigeUS-Senatoren wieBob Dole, der dem irakischen PräsidentenSaddam Hussein erklärte, der „Kongress repräsentiere nichtUS-PräsidentGeorge Bush oder die Regierung“ und dass Bush seinVeto gegen jede mögliche Bestrebung hinsichtlich Sanktionen gegen den Irak einlegen würde (nach der irakischen Abschrift der Sitzung inSifry).

Anfang 1990 deutete sich ein Fortschritt bei den Verhandlungen zwischen Iran und dem Irak über eine endgültige Friedensregelung an. Damit ergab sich eine erneute Gelegenheit für den Irak, mit Forderungen gegenüber Kuwait aufzutreten. Kuwait bot dem Irak im Frühjahr 1990 an, gegen eine endgültige Anerkennung seiner Unabhängigkeit dem Irak die InselnBubiyan undal-Warba auf unbegrenzte Zeit zu verpachten. Verhandlungen über diese Frage unter Leitung des jordanischen KönigsHussein I. und des PLO-ChefsJassir Arafat scheiterten im März 1990. Am 27. Juni 1990 warf der Irak dem Nachbarland Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten vor, weit mehr als die im Rahmen der OPEC vereinbarte Menge an Erdöl zu fördern und damit die Preise zu drücken. Dadurch seien dem Irak Verluste im Wert von 14 MilliardenUS-Dollar entstanden. Außerdem bezichtigte der Irak Kuwait, im Ölfeld Rumailah entlang der gemeinsamen Grenze aus „irakischen“ Ölfeldern gefördert zu haben. Der Irak drohte Kuwait, seine Forderungen wenn nötig militärisch durchzusetzen.

US-Botschafterin April Glaspie beim Treffen mit Saddam Hussein

Am 23. Juli 1990 erschien imSpiegel ein Artikel mit der ÜberschriftGreift Bagdad Kuweit an? welcher die Militärmanöver zutreffend deutete.[3] Zu diesem Zeitpunkt hatte der Irak begonnen, seine Armee zu mobilisieren und 30.000 Mann an der Grenze zu Kuwait zu stationieren, was zunächst noch weithin als Druckmittel für die anstehende OPEC-Konferenz betrachtet wurde. Die auf dieser Konferenz beschlossene Erhöhung des Richtpreises für Rohöl wurde anfangs als Durchbruch bezeichnet, verhinderte jedoch nicht den Abbruch der bilateralen Verhandlungen zwischen dem Irak und Kuwait. Daraufhin ließ der Irak Streitkräfte im Umfang von 100.000 Soldaten an den Grenzen Kuwaits aufmarschieren.

Nachdem der Irak auch gegenüber denVereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Drohungen ausgesprochen hatte, akzeptierten diese Militärunterstützung von Seiten der Vereinigten Staaten. Die USA lieferten am 24. Juli zweiBoeing KC-135 Stratotanker an die VAE und informierten die irakische Regierung. Einen Tag später bestellte das irakische Außenministerium überraschend die US-BotschafterinApril Glaspie ein. Während des Gesprächs erkundigte sich Saddam nach der Bedeutung der gemeinsamen Militärmanöver mit den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie nach den Formulierungen in den jüngsten Botschaften des Außenministeriums, in denen von „Verpflichtungen“ der Vereinigten Staaten für die „Verteidigung seiner Freunde“ in der Golfregion „einzeln und gemeinsam“ die Rede war. „Was kann es also bedeuten, wenn Amerika sagt, dass es nun seine Freunde schützen wird?“ fragte Saddam die Botschafterin. Glaspie antwortete, sie möchte Bushs „Wunsch nach Freundschaft“ übermitteln und erklärte: „Wir haben keine Meinung zu den arabisch-arabischen Konflikten wie bei Ihren Grenzstreitigkeiten mit Kuwait.“[4] Sie schickte denDrahtbericht (englisch:Diplomatic cable) über das Gespräch am selben Tag nach Washington.[5]

Im Vorfeld desIrakkriegs veröffentlichten die PolitikwissenschaftlerJohn J. Mearsheimer undStephen M. Walt im November 2002 einen Artikel, in dem sie für die Eindämmung des Iraks plädierten und schrieben dort, obwohl es vielleicht nicht ihre Absicht gewesen sei, habe Glaspie dem Irak tatsächlich „grünes Licht“ gegeben.[6] Im Januar 2011 veröffentlichteWikiLeaks den Drahtbericht, der zu diesem Zeitpunkt schon öffentlich bekannt war.[7] Walt antwortete daraufhin auf einen Debattenbeitrag eines Kollegen inForeign Policy und erneuerte seine Kritik an Glaspie, die es versäumt habe, Saddam deutlich zu warnen und ihm die Konsequenzen einer Invasion in Kuwait darzulegen.[8] Der Historiker Samuel Helfont wandte dagegen ein, es gebe kaum Belege dafür, dass die Besprechung Einfluss auf die Handlungen des Iraks gehabt hätte. AußenministerTariq Aziz erklärte später, Glaspie habe nichts gesagt, was als „Ermutigung zur Invasion interpretiert werden könnte“.[9] Der JournalistSteve Coll merkte an, dass Glaspie lediglich die Politik der Bush-Regierung wiedergegeben habe und Saddam selbst sagte Jahre später, dass er sich zu diesem Zeitpunkt schon für die Invasion entschieden gehabt habe.[10]

Die Besetzung Kuwaits hätte für den Irak einen erheblichen Gewinn an Küste bedeutet. Trotz seiner Größe von über 430.000 Quadratkilometern hat der Irak nur 58 Kilometer Küstenlinie, befindet sich damit sowohl strategisch als auch wirtschaftlich gegenüber anderen Golfanrainern deutlich im Nachteil. Das sehr viel kleinere Kuwait z. B. hat bei nur 17.800 Quadratkilometern Fläche 499 Kilometer Küstenlinie. Durch die endgültigeAnnexion Kuwaits hätte sich also die Küstenlinie fast verzehnfacht. Dazu wären auch neue Häfen gekommen.

Die irakische Invasion Kuwaits

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Stationierte irakische Truppenverbände in Kuwait, September 1990
Britischer Soldat während der Operation Desert Shield
USSDwight D. Eisenhower

Am 2. August 1990 griff der Irak in einer Stärke von ungefähr 100.000 Soldaten Kuwait an und gewann strategische Gebiete, einschließlich des Palastes des Emirs. Die Speerspitze des Angriffs bildete dieRepublikanische Garde. Diese ging mit drei Divisionen vor. Hinzu kamen zwei Spezialeinheiten-Brigaden. Diese operierten mithilfe von Hubschraubern bereits am frühen Morgen in Kuwait-Stadt. Währenddessen stießen die Hammurabi- und die Tawakalna-Division der Republikanischen Garde schnell nach Kuwait-Stadt vor und die Medina-Panzerdivision bezog Riegelstellungen in der westlichen kuwaitischen Wüste. Am Vormittag hatten die Bodentruppen zu den Spezialeinheiten in Kuwait-Stadt aufgeschlossen.[11]

Der ScheichJaber Al Ahmad Al Sabah floh mit seiner Familie in Richtung Süden nach Saudi-Arabien, ebenso Teile der kuwaitischen Armee. Soldaten plünderten medizinische Versorgungseinrichtungen und bemächtigten sich der Medien. Tausende westlicher Touristen behielt der Irak als Geiseln zurück und versuchte später, sie als Verhandlungsmasse einzusetzen. Um 19 Uhr am 2. August hatte die irakische Seite vollständig Kontrolle über Kuwait-Stadt. Am 4. August war die Grenze nach Saudi-Arabien vollständig abgeriegelt.[11]

Der Irak stellte zunächst eine „befreite“ kuwaitischeMarionettenregierung unterAlaa Hussein Ali auf – die er aber schnell auflöste – und erklärte am 8. August die Annexion Kuwaits. Bei der Invasion erbeutete der Irak Gold im Wert von 614 Millionen Euro. Das Gold wurde Kuwait nach dem Krieg am 6. August 1991 zurückgegeben. Innerhalb weniger Stunden nach dem Beginn derInvasion verabschiedete derUN-Sicherheitsrat dieResolution 660, welche die Invasion verurteilte und einen Rückzug der irakischen Truppen verlangte. Am 6. August verabschiedete der Sicherheitsrat dieResolution 661 und verhängteWirtschaftssanktionen gegen den Irak. 13 Mitglieder stimmten für die UN-Resolution, Kuba und Jemen enthielten sich der Stimme. Durch das Wirtschafts- und Finanzembargo kam der irakische Rohölexport zum Erliegen.

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die sich als nächste potenzielle Ziele des irakischen Expansionsstrebens betrachteten, ersuchten die USA um die Stationierung von Truppen in ihren Ländern. US-Präsident Bush kündigte am 8. August 1990 umgehend den Beginn einer „insgesamt defensiven“ Militäraktion an, um den Irak am Eindringen nach Saudi-Arabien zu hindern: die Operation „Wüstenschild“ („Desert Shield“). Zugleich ordnete er die entsprechende Befehlsstruktur und den Beginn von Truppenverlegungen an. Dasamerikanische Verteidigungsministerium verfügte zu dem Zeitpunkt über Satellitenfotos von größeren Truppenkonzentrationen in Kuwait entlang der saudischen Grenze.

Siehe auch:Flugzeugträger und Geschwader der US Navy im Zweiten Golfkrieg

Bildung der anti-irakischen Koalition

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Am 9. August 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat einstimmig dieResolution 662, welche die Annexion Kuwaits durch den Irak für „null und nichtig“ erklärte und die Wiederherstellung der Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Integrität Kuwaits forderte. Am 10. August 1990 fand inKairo ein Sondergipfel derArabischen Liga (ohne Tunesien) statt. Die Mitgliedsstaaten verurteilten den irakischen Truppeneinmarsch in Kuwait mit zwölf gegen drei Stimmen (Irak, Libyen und die PLO), bei fünf Enthaltungen (Algerien, Jemen, Jordanien,Mauretanien undSudan). Die Arabische Liga beschloss eine Friedenstruppe zum Schutz Saudi-Arabiens sowie der übrigen Golf-Anrainerstaaten. Hauptlast trugen dabei die Staaten Ägypten, Marokko und Syrien.

Die Vereinigten Staaten unter Federführung des US-AußenministersJames Baker bildeten daraufhin ein vereinigtes Militärbündnis gegen den Irak, an dem sich schließlich 34 Länder beteiligten:Afghanistan,Ägypten,Argentinien,Australien,Bahrain,Bangladesch,Dänemark,Frankreich,Griechenland,Honduras,Italien,Kanada,Katar,Kuwait,Marokko, dieNiederlande,Niger,Norwegen,Oman,Pakistan,Polen,Portugal,Saudi-Arabien,Senegal,Spanien,Südkorea,Syrien,Tschechoslowakei,Türkei,Ungarn, dieVereinigten Arabischen Emirate, dasVereinigte Königreich und dieVereinigten Staaten selbst. Die US-Truppen stellten 74 Prozent von 660.000 Soldaten auf dem Kriegsschauplatz. Einige wenige der Bündniskräfte willigten nur zögernd ein, einige andere meinten, der Krieg sei eine innerarabische Angelegenheit, wieder andere befürchteten eine Erhöhung des amerikanischen Einflusses in Kuwait.Deutschland undJapan leisteten erhebliche finanzielle Beiträge und lieferten militärisches Material.

Zusammensetzung der Koalitionsstreitkräfte

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  • Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten: 575.000 Soldaten, 89 Raketenwerfer, 3614 Kampfflugzeuge und -hubschrauber, 6 Flugzeugträger, 2 Schlachtschiffe, 2 U-Boote.
  • Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich: 53.462 Soldaten, 16 Raketenwerfer, 104 Kampfflugzeuge[12](Operation Granby)
  • Saudi-Arabien Saudi-Arabien: 52.000 Soldaten (nur 20.000–40.000 nahmen an der Befreiung von Kuwait und derSchlacht um Chafdschi teil)
  • Turkei Türkei: 50.000 Soldaten
  • Agypten Ägypten: 35.000 Soldaten, darunter Teile einer Panzerdivision, einer Panzerbrigade und einer Infanteriebrigade
  • Syrien Syrien: 17.000 Soldaten, darunter eine Panzerdivision
  • Frankreich Frankreich: 14.663 Soldaten, 48 Kampfflugzeuge(Opération Daguet)
  • Kuwait Kuwait: 7.000 Soldaten, 40 Kampfflugzeuge
  • Pakistan Pakistan: 5.500 Soldaten
  • Kanada Kanada: 4.500 Soldaten, 26 Kampfflugzeuge(Operation Friction)
  • Spanien Spanien: 3.000 Soldaten
  • Bangladesch Bangladesch: 2.000 Soldaten
  • Marokko Marokko: 2.000 Soldaten
  • Italien Italien: 1.950 Soldaten, 8 Kampfflugzeuge
  • Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate: 1.000 Soldaten
  • Oman Oman: 950 Soldaten
  • Niger Niger: 500 Soldaten
  • Belgien Belgien: 400 Soldaten
  • Bahrain 1972 Bahrain: 200 Soldaten
  • Niederlande Niederlande: 200 Soldaten
  • Tschechoslowakei Tschechoslowakei: 200 Soldaten
  • Polen Polen: 200 Soldaten

Deutsche Unterstützung

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Die aktive Beteiligung der Bundeswehr an einem Militäreinsatz außerhalb des NATO-Gebiets galt zu dieser Zeit in weiten Teilen der Bevölkerung nicht als verfassungskonform. Daneben wurde derZwei-plus-Vier-Vertrag erst am 4. März 1991 von der Sowjetunion ratifiziert. Daher beschränkte sich die Bundesregierung auf die Entsendung eines Minenabwehrverbandes derDeutschen Marine zunächst innerhalb des NATO-Gebiets in derOperation Südflanke und die Entsendung einer Staffel KampfflugzeugeAlpha Jet desJagdbombergeschwaders 43 mit 219 Soldaten, zweiBell-UH-1D-Rettungshubschrauber und zwei ABC-SpürpanzerFuchs im Rahmen derOperation Ace Guard in das türkischeErhaç.[13][14]

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr entsandte ein Bataillon aus dem hessischen Marburg auf dieRhein-Main Air Base, um den Transport verwundeter Soldaten, die aus der Golfregion ausgeflogen worden waren, auf die umliegenden US-Krankenhäuser in Frankfurt, Wiesbaden und Würzburg zu unterstützen. US-amerikanische Sanitäts-Kraftfahrer wurden zudem im Umgang mit den 35 neuen KrKw-HU (Krankenkraftwagen Handelsüblich) unterwiesen, die die Bundeswehr zur Verfügung gestellt hatte. Daneben zahlte Deutschland 16,9 Milliarden DM und übernahm so etwa 15–20 % der Kosten. Arabische Nachbarstaaten wurden mit etwa zwei Milliarden DM unterstützt, um Folgen des Irak-Embargos zu mildern.[15]

Vorbereitung der Militäroperation

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Gemäß der geografischen Gliederung des US-Militärs war dasUnited States Central Command unter GeneralNorman Schwarzkopf junior mit seiner Bodenkampfkomponente3. US-Armee unter GeneralleutnantJohn J. Yeosock für die militärische Reaktion zuständig. Schwarzkopf übernahm selbst die operative Führung, da die 3. US-Armee aus formalen Gründen keine Einheiten desUnited States Marine Corps hätte führen dürfen und ihr aus diplomatischen Gründen keine verbündeten arabischen Truppen untergeordnet werden sollten. Schwarzkopf wurde ein saudischer Kommandeur zugeordnet, der die saudischen, ägyptischen und syrischen Verbündeten führte.[16]

DieUS Navy entsandte zweiFlugzeugträgerkampfgruppen mit den FlugzeugträgernDwight D. Eisenhower undIndependence in die Region, wo sie ab dem 8. August einsatzbereit waren. Schwarzkopf entschloss sich zur vorrangigen Verlegung von Kampftruppen, auch wenn die eigentlich für sie nötige Logistik und Versorgung nicht vorhanden war. Landungspunkt für die US-Truppen war die StadtDhahran mit ihrem Flughafen an der saudischen Golfküste. Den Anfang machte dieFalcon Brigade, die 2. Brigade der82. Luftlandedivision. 4575 ihrer Soldaten landeten binnen sieben Tagen in Dhahran. Ihre Aufgabe war zunächst die Absicherung des Flughafens und des nahen Hafens vonDammam, um dort schweres Gerät anzulanden. Am 15. August legten die ersten Frachtschiffe mit eingelagerten Ausrüstungssätzen vom US-StützpunktDiego Garcia allerdings am weiter nördlich gelegenen Hafenal-Dschubail an. Parallel wurde hastig eine multinationale arabische mechanisierte Brigade in der Wüste aufgestellt, um eine mögliche irakische Offensive aufzufangen. Als erster nicht luftbeweglicher Verband begann die 7th Marine Expeditionary Brigade mit der Aufstellung im Operationsgebiet. Am 15. August trafen die ersten Transportschiffe mit deren Großgerät ein.

Wegen Wartungsarbeiten an zwei weiteren Schiffen dauerte es aber bis Anfang September, um die volle Kampfstärke der Marines herzustellen. Auch die erste eingesetzte Division, die mechanisierte24. Infanteriedivision, brauchte wegen unzureichender Transportkapazitäten für ihre Verlegung länger als geplant. Ende August waren rund 200Erdkampfflugzeuge der US Air Force in der Region einsatzbereit und die101. US-Luftlandedivision war mit 117 Hubschraubern anwesend. Die weit überlegenen irakischen Truppen bezogen derweil Verteidigungsstellungen auf kuwaitischem Gebiet entlang der Grenze. Bis Mitte Dezember 1990 waren im Tagesdurchschnitt 65 Flugzeuge als Truppentransporter im Einsatz, die 8000 Soldaten anlandeten. Insgesamt 16 Flughäfen wurden genutzt. Die Militärkonzentration wurde fortgesetzt und erreichte schließlich bis zum Jahresbeginn 1991 eine Stärke von 700.000 Mann aus 82 Staaten. Die USA hatten daran einen Anteil von rund 300.000 Mann, darunter vom 30. Oktober an die Gesamtheit der Kampftruppen desXVIII. Luftlandekorps und zum Jahresende auch die desVII. Korps.[17]

Während des Truppenaufbaus begann die Militärführung der Koalition mit der Operationsplanung. Sie sah zunächst eine Luftoffensive vor, für die mit keiner effizienten Gegenwehr gerechnet wurde. Diese sollte rund die Hälfte der irakischen Streitmacht vernichten. Die Bodenstrategie sollte die Tatsache ausnutzen, dass die irakischen Einheiten die südwestliche irakische Wüste kaum abriegelten, weil ein Angriff durch diese Landschaft als unwahrscheinlich angesehen wurde. Vielmehr rechneten die Iraker mit einem Angriff aus Süden oder Südwesten direkt über die saudisch-kuwaitische Grenze oder mit einer Anlandung an der kuwaitischen Golfküste. Schwarzkopf wollte stattdessen die1. Kavalleriedivision einen Scheinangriff in Richtung desWadi al Batin ausführen lassen, das die wahrscheinlichste Angriffsroute darstellte. Der eigentliche Angriff sollte stattdessen vier Routen nutzen. Weit im Nordwesten sollte das vergleichsweise leicht bewaffnete XVIII. Luftlandekorps mit französischer Unterstützung tief in den Irak hinein vorstoßen und die Verbindung der gegnerischen Truppen zu deren Kernland unterbrechen. Der gepanzerte Hauptstoß des VII. Korps und britischer Einheiten sollte weiter südlich aber immer noch direkt über die saudische Grenze durch den Südirak verlaufen, dann nach einem Schwenk nach Osten die Hauptstreitmacht der Iraker stellen und die Republikanische Garde vernichten. Die 1. Brigade der2. US-Panzerdivision, die Marineinfanterie und arabische Einheiten sollten entlang der Golfküste nach Norden vorstoßen und die dort eingegrabenen irakischen Infanteristen aufrollen. Westlich von ihnen sollte ein arabischer Verband die verbliebenen irakischen Truppen durchstoßen und Kuwait-Stadt nehmen. Schwarzkopf legte Wert auf ein hohes Bewegungstempo, auch um den Irakern einen Einsatz von Chemiewaffen zu erschweren.[18]

Verhandlungen über einen irakischen Abzug aus Kuwait

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Am 12. August 1990 unterbreitete Saddam Hussein ein Rückzugsangebot, das den Abzug irakischer Truppen aus Kuwait mit dem Abzug von Truppen aus anderen illegal besetzten arabischen Ländern wieSyrien aus demLibanon undIsrael aus den 1967 besetzten Gebieten verband.[19] Am 16. August 1990 wies die irakische Regierung 4.500 Briten und 2.500 US-Amerikaner in Hotels ein. Sie sollten als „lebende Schutzschilde“ gegen einen möglichen Angriff der multinationalen Friedenstruppe in strategisch wichtige Einrichtungen verlegt werden. Am 18. August 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat dieResolution 664, welche die Forderung an den Irak einschloss, alle im Irak festgehaltenen ausländischen Bürger ausreisen zu lassen. Als der Irak begann, Kurz- und Mittelstreckenraketen in Kuwait zu stationieren, ordnete US-Präsident Bush am 22. August die Mobilisierung der Reservisten an.

Am 23. August 1990 lieferte ein früherer hoher US-Beamter ein weiteres irakisches Angebot. Den Dokumenten zufolge bot der Irak den Rückzug aus Kuwait und den Abzug aller ausländischen Bürger im Tausch gegen die Lockerung von Sanktionen, den garantierten Zugang zum Persischen Golf und die volle Kontrolle über das Rumailah-Ölfeld (ungefähr zwei Meilen in kuwaitisches Gebiet hineinreichend) an. Weiterhin wurden die Aufnahme von Verhandlungen zwischen dem Irak und den USA über ein für beide Seiten akzeptables Ölabkommen, die nationalen Sicherheitsinteressen beider Länder, die Stabilität der Golf-Region sowie ein Plan zur Erleichterung der ökonomischen und finanziellen Probleme des Irak gefordert. Das Angebot wurde von einem Nahost-Experten der Bush-Regierung als ernsthaft und verhandelbar bezeichnet.

Am 25. August 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat mit derResolution 665 bei zwei Enthaltungen (Kuba undJemen) die Durchsetzung der Sanktionen gegen den Irak unter Anwendung von auf die Schifffahrt begrenzten Blockaden. Damit ermächtigte der UN-Sicherheitsrat die Koalitionsstreitkräfte, im Rahmen der „Operation Desert Shield“ Maßnahmen zur Durchsetzung des Embargos zu treffen. Ende August waren dazu 70 Kriegsschiffe aus elf Staaten im Einsatz. Am 28. August 1990 erklärte die irakische Regierung offiziell Kuwait zur 19. Provinz des Irak. Allen im Irak festgehaltenen ausländischen Frauen und Kindern wurde zudem die Ausreise gestattet. Auch zahlreiche ausländische Gastarbeiter verließen das Krisengebiet. Am 5. September 1990 rief der irakische Diktator Saddam Hussein zum „Heiligen Krieg“ gegen die Präsenz der USA am Persischen Golf und zum Sturz des saudi-arabischen Königs Fahd bin Abdul Aziz Al Saud auf.

Am 13. September 1990 beschloss der UN-Sicherheitsrat dieResolution 666, die aus humanitären Gründen begrenzte Lebensmitteltransporte in den Irak unter internationaler Kontrolle vorsah. Am 14. September 1990 drangen irakische Soldaten in die westlichen Botschaften in Kuwait City ein. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in derResolution 667 die Übergriffe auf die diplomatischen Vertretungen und verlangte abermals die Freilassung aller ausländischen Staatsangehörigen. Frankreich gab am selben Tag bekannt, rund 5.000 Soldaten mit Panzern, Hubschraubern und etwa 30 Kampfflugzeugen vom Typ Mirage nach Saudi-Arabien zu verlegen. Am 25. September 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat dieResolution 670, die das Embargo auch auf den Luftverkehr ausweitete.

Am 3. Oktober 1990 verurteilten in Kairo die Außenminister derOrganisation der Islamischen Konferenz (OIC) die irakische Besetzung Kuwaits und forderten den sofortigen Rückzug der Truppen und die Wiederherstellung des Status quo ante. Die inszenierte Aussage einer kuwaitischen Diplomatentochter (sieheBrutkastenlüge) am 10. Oktober 1990 vor demUS-Kongress über die angebliche Tötung von Neugeborenen durch irakische Soldaten hatte erheblichen Einfluss auf die amerikanische öffentliche Meinung und führte zu einer weitgehenden Befürwortung eines Kriegseinsatzes. Der saudi-arabische König Fahd und US-Außenminister James Baker verständigten sich am 6. November 1990 darauf, dass die USA die Befehlsgewalt über die Truppen Saudi-Arabiens im Falle eines Krieges gegen den Irak übernehmen sollten. Am 7. November 1990 erreichte der deutsche Bundeskanzlera. D. und SPD-EhrenvorsitzendeWilly Brandt die Freilassung von 174 ausländischen Geiseln im Irak.

In derResolution 678 des UN-Sicherheitsrates vom 29. November 1990 ermächtigte dieser die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, „alle notwendigen Mittel, die Resolution 660 zu unterstützen und durchzuführen“, einzusetzen, sofern der Irak nicht bis zum 15. Januar 1991 den UN-Resolutionen Folge leiste. Am 6. Dezember 1990 ordnete Saddam Hussein die Freilassung von etwa 3.000 noch im Irak festgehaltenen westlichen Geiseln an. US-Präsident George Bush begrüßte diesen Schritt, erklärte jedoch, dass dies nichts an der Entschlossenheit der USA ändere, die Besetzung Kuwaits rückgängig zu machen. Am 24. Dezember 1990 drohte der irakische Präsident Saddam Hussein, dassIsrael das erste Ziel eines Angriffs sein werde, sollten die Koalitionsstreitkräfte angreifen. Am 26. Dezember 1990 entsandte die Sowjetunion zweiEmissäre nach Bagdad, um die Rückkehr der 1700 noch im Irak befindlichen Fachleute und Beamten vor dem Ablauf des Ultimatums zu ermöglichen.

Am 2. Januar 1991 beschloss derNordatlantikrat derNATO auf Bitten der Türkei die Entsendung von Teilen der Luftkomponente derAllied Command Europe Mobile Forces (AMF) von mehr als 40 Kampfflugzeugen aus Belgien, Deutschland (darunter 18Alpha Jet) und Italien in die Türkei. Am gleichen Tag wurde von US-Offiziellen ein weiteres Rückzugsangebot offengelegt, das Ende Dezember 1990 vom Irak unterbreitet worden war. Der Vorschlag bot den Rückzug aus Kuwait an, wenn die USA im Gegenzug bereit wären, von einem Angriff während des Rückzuges abzusehen, ausländische Truppen die Region verlassen würden, ein Abkommen über das Palästina-Problem getroffen würde und Nuklearwaffen aus der Region verbannt würden. Ungenannte US-Offizielle beschrieben das Angebot als „interessant“, da es auf Grenzverhandlungen verzichtete und das irakische Interesse an einer Beilegung des Konfliktes auf Verhandlungsbasis zeigte. Das Angebot wurde sofort von der US-Regierung abgelehnt, weil es Bedingungen für den Rückzug enthielt.

Verschiedene Möglichkeiten einer friedlichen Lösung des Konflikts wurden erwogen, aber keine verwirklicht. Die Vereinigten Staaten beharrten darauf, dass die einzige annehmbare Friedensbedingung der volle und bedingungslose Rückzug des Iraks aus Kuwait sei. Der Irak beharrte darauf, dass der Rückzug aus Kuwait mit einem gleichzeitigen Rückzug der syrischen Truppen aus dem Libanon und der israelischen Truppen aus demWestjordanland, demGazastreifen, denGolanhöhen und dem Südlibanon verbunden werden müsse. Französische Vorschläge, den irakischen Rückzug aus Kuwait mit der Einberufung einer allgemeinen Nahost-Konferenz zu verknüpfen, scheiterten am Veto der USA und Großbritanniens. Am 12. Januar 1991 beschloss der Kongress der USA, den Irak unter Anwendung militärischer Gewalt aus Kuwait zu vertreiben. Mit 250 zu 183 Stimmen im Repräsentantenhaus und 52 zu 47 Stimmen im Senat autorisierten die Volksvertreter den Präsidenten zu einem Militäreinsatz zur Durchsetzung der UN-Resolution 678. Am 14. Januar 1991 stimmten die 250 Abgeordneten des irakischen „Kommandorates der Revolution“ per Akklamation für einen Krieg.

Kriegsverlauf

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Luftkrieg

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Irakische R-17-Raketen, 1989

Am 17. Januar 1991 um 3 Uhr Ortszeit, entsprechend dem16. Januar, 19 UhrUS-Ostküstenzeit, einen Tag nach dem in derResolution 678 genannten Stichtag 15. Januar, löste das Bündnis einen massivenLuftkrieg aus; dies war der Beginn derOperation Desert Storm (Operation Wüstensturm). Im Feld eröffnet wurde die Luftkampagne von Kampfhubschraubern der 101. Luftlandedivision und damit durch eine Heereseinheit. Sie vernichteten eine grenznah stationierte Radareinheit.[18] Die Koalitionsstreitkräfte flogen in den ersten 20 Stunden mit über 750 Kampfflugzeugen und Bombern rund 1300 Angriffe auf Ziele im Irak. Dabei setzten siepräzisionsgelenkte Munition,Streubomben,Daisy Cutters undMarschflugkörper ein. In der ersten Kriegsnacht verlor der Irak sämtliche Leitzentren seiner Luftstreitkräfte sowie alle Radaranlagen und einen Großteil seinerFlugabwehrraketenstellungen. Viele irakische Kampfflugzeuge wurden am Boden zerstört.

Der irakischen Luftwaffe gelangen während des gesamten Krieges nur zwei Abschüsse: Der Pilot Zuhair Dawood fing am 17. Januar mit seinerMiG-25PDS die F/A-18 vonScott Speicher circa 150 Kilometer westlich von Bagdad ab und schoss sie mit einerR-40RD-Lenkwaffe ab. Darüber hinaus beschädigten MiG-29- und MiG-23-Piloten dreiF-111 und eineB-52.[20] Diese Erfolge reichten allerdings bei weitem nicht aus, um die Operationen der Alliierten ernsthaft zu gefährden. Die US-Alliierten gaben zum Zeitpunkt der vorläufigen Waffenruhe die eigenen Verluste später mit insgesamt 23, anderen Angaben zufolge 30 abgeschossenen und abgestürzten Maschinen an, die irakische Seite verkündete etwa 300. Ebenfalls am 17. Januar wurden vom Irak aus erstmals achtR-17-Raketenauf Israel abgefeuert. Im Verlauf des Krieges wurden 40 R-17 auf Israel und 46 auf Saudi-Arabien abgefeuert, denen zwei Israelis und am 25. Februar 1991 28 US-Soldaten in einer Kaserne in Saudi-Arabien zum Opfer fielen.

Abgeschossene irakische R-17-Rakete, 1991

Am 19. Januar 1991 entsandten die USA Flugabwehrraketen vom TypMIM-104 Patriot nach Israel. Israel verhinderte auch durch eineDesinformationskampagne weitere Schäden: In den öffentlich zugänglichen Medien wurden Standorte von Einschlägen gemeldet, die deutlich weiter westlich als die wahren Einschläge lagen. Irakische Militärs nahmen daher an, ihre Raketen seien zu weit geflogen, und justierten weitere Raketen auf eine kürzere Flugstrecke mit der Folge, dass sie ihr Ziel verfehlten und außerhalb des israelischen Staatsgebietes einschlugen. Eine ähnliche Vorgehensweise hatte schon im Zweiten Weltkrieg dazu beigetragen, die Schäden durchV1- undV2-Raketen im Londoner Stadtgebiet zu verringern. Weder die Patriot-Systeme noch die Luftangriffe auf Abschusseinrichtungen trugen maßgeblich zur Verhinderung der Raketenangriffe bei.[18]

Irakischen Piloten gelang am 27. Januar 1991 mit insgesamt 144, nach anderen Angaben 137MiG-23 undMiG-29 die Flucht nach Iran. Die Islamische Republik Iran setzte UN-GeneralsekretärJavier Pérez de Cuéllar am 28. Januar davon in Kenntnis und informierte auch darüber, dass den Piloten bis zur Einstellung der Kampfhandlungen die Verwendung der Kampfflugzeuge nicht gestattet werde. Am 6. Februar schoss eine US-amerikanische F-15C von Captain Thomas Dietz der 36th Tactical Fighter Wing mitAIM-9-Sidewinder-Lenkwaffen zwei irakischeMiG-21 ab.

Schnellauftankpunkt der101. US-Luftlandedivision im Norden Saudi-Arabiens

Ab dem 7. Februar operierten auch Spezialeinheiten, unter anderem das1st Special Forces Operational Detachment-Delta (Airborne) und der britischeSpecial Air Service, hinter den feindlichen Linien bis zur syrischen Grenze, um mobile R-17-Startsysteme ausfindig zu machen und zu zerstören oder als Ziel für Luftschläge zu markieren. Nahe der StadtAl-Qa'im versuchten die irakischen Einheiten beispielsweise, ihre mobilen Startsysteme in einer Phosphatmine zu tarnen.[21] Die militärischeLuftüberlegenheit der Koalition etablierte sich schnell. Die Luftstreitkräfte flogen umfangreiche Angriffe, ohne auf wesentlichen Widerstand zu stoßen. Der Luftkrieg richtete sich auf militärische Ziele wie die Republikanische Garde in Kuwait, Luftverteidigungssysteme, R-17-Raketensysteme, Militärflugzeuge und Flugplätze, Spionagesysteme und die Marine. Zugleich zielte er auf Anlagen, die sowohl dem Militär als auch den Zivilisten nützlich sein konnten: Elektrizitätsanlagen, Nachrichtentechnik, Hafeneinrichtungen, Ölraffinerien und -pipelines, Eisenbahnen und Brücken. Die Energieversorgung des industrialisierten Landes wurde zerstört. Am Ende des Krieges lag die Elektrizitätsproduktion bei vier Prozent des Vorkriegsniveaus, Monate später bei 20 bis 25 Prozent.

Außerdem wurde die Trinkwasserversorgung weitflächig gezielt zerstört, was insbesondere die Zivilbevölkerung schwer leiden ließ. Bomben zerstörten die Steuerungssysteme aller großen Staudämme, der meisten Pumpstationen und zahlreiche Kläranlagen. Das Abwasser floss direkt in denTigris, von dem die Zivilbevölkerung Trinkwasser entnehmen musste, woraus die Verbreitung epidemischer Krankheiten resultierte. In den meisten Fällen vermieden die Verbündeten, rein zivile Ziele anzugreifen. Am 13. Februar 1991 kamen jedoch bei einem Luftangriff auf einen Luftschutzbunker im Bagdader StadtteilAl-Amiriya über 400 Zivilisten ums Leben.[22] Die US-Regierung erklärte, dass der Bunker ein legitimes militärisches Ziel gewesen sei, und bedauerte den Verlust von Menschenleben. Der Irak richtete seine Raketenangriffe auf Militärbasen des Bündnisses in Saudi-Arabien und auf Israel in der Hoffnung, Israel direkt in die Kriegshandlungen zu ziehen und somit die anderen arabischen Staaten zum Verlassen des Bündnisses zu bewegen. Diese Strategie scheiterte. Israel nahm die Koalition nicht in Anspruch, und die arabischen Staaten blieben im Bündnis, ausgenommenJordanien, das offiziell neutral blieb.

Zwei zerstörte kuwaitische Flugzeugschutzbauten

Dieirakische Luftwaffe erwies sich als gänzlich unfähig, effektiv in die Kampfhandlungen am Boden oder in der Luft einzugreifen. Dies war unter anderem eine direkte Folge der frühen und intensiven Bombardierung ihrer Flugplätze. Zwar waren viele Flugzeuge in widerstandsfähigenSheltern untergebracht, diese wurden aber durchbunkerbrechende Bomben zumeist vom TypBLU-109 ausgeschaltet. Darüber hinaus wurden auch dieStart- und Landebahnen sowie dieRollbahnen undVorfelder der Flugplätze angegriffen, so dass die noch intakten Maschinen nicht abheben konnten und leichte Ziele für weitere Angriffe darstellten. Die verbleibenden Kampfflugzeuge, die starten konnten und sich den Alliierten entgegenstellten, sahen sich mit einem zahlenmäßig und technisch überlegenen Feind konfrontiert. Für die Sicherung der Luftüberlegenheit waren primär dieF-15C Eagle der US Air Force zuständig. Sie fassten viele Ziele entweder mit ihrem eigenen weitreichenden Radar auf oder wurden von denE-3AWACS-Maschinen instruiert und auf Abfangkurs gebracht. Während des Krieges schossen die F-15 so 31 irakische Kampfflugzeuge und drei Hubschrauber ab,[23] ohne dabei Verluste zu erleiden. Weitere fünf Abschüsse gingen auf das Konto anderer Flugzeugtypen wieF/A-18,F-14 undA-10.[24]

Die irakische Luftwaffe verlor hauptsächlich Flugzeuge vom TypMirage F1 (9),MiG-21 (4),MiG-23 (8),MiG-25 (2),MiG-29 (5),Suchoi Su-22 (4) undSu-25 (2). Zum ersten Mal in der Geschichte wurde die Mehrzahl der Gefechte auf große Distanz (Beyond Visual Range) mit weitreichenden Lenkwaffen ausgetragen. Die F-15 setzten hierbei erfolgreich dieAIM-7 Sparrow ein,[24] die imVietnamkrieg noch sehr ineffizient gewesen war. Dies ist hauptsächlich auf Verbesserungen an der Waffe, neue Radargeräte, ausgereifte Systeme zurFreund-Feind-Erkennung und verbessertes Training der Piloten zurückzuführen. Bei den seltenen Luftkämpfen auf kurze Distanz kam dieAIM-9 zum Einsatz.[24] Der Irak verfügte zu Kriegsbeginn über ein voll integriertes, computergestütztesLuftverteidigungssystem, das ausFrankreich beschafft worden war und den Namen „Kari“ trug.[25] Es verband die Zentrale in Bagdad mit vier Sektor-Einsatzzentralen, die wiederum mit 17 Abfangzentralen vernetzt waren. Insgesamt arbeiteten in diesem System rund 500 Radargeräte. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Anzahl und die Standorte einiger irakischerSAM-Batterien vor dem Kriegsbeginn:[25]

Ein (ehemals) irakisches 2K12-Kub-Startgerät
StandortSA-2SA-3SA-6SA-8Roland 2Gesamt
Bagdad1016815958
Mossul/Kirkuk11201216
Basra2060615
Flugplätze
H-2 undH-3
1060613
Tahil/Jalibah100023
Insgesamt
einsatzbereit
1528221624

Im Kurzstreckensegment waren neben Flugabwehrraketenpanzern vom Typ9K31 Strela-1 und9K35 Strela-10 auch etwa 4000 Flugabwehrkanonenpanzer meist vom TypZSU-23-4 Schilka vorhanden.[25] Außerdem standen große Mengen schultergestützterMANPADS vom Typ9K32 Strela-2 und9K34 Strela-3 zur Verfügung, die sich hauptsächlich bei mobilen Verbänden im Feld befanden.[25] Die Luftabwehr erwies sich im Vergleich zur Luftwaffe als wesentlich effektiver bei der Abwehr der Alliierten, die insgesamt 37 Flugzeuge, davon 28 der USA, und 5 Hubschrauber durch Beschuss vom Boden verloren. Folgende Liste schlüsselt die Ereignisse genauer auf:[26]

Eine F/A-18 wurde hier durch eine Strela-2-Luftabwehrrakete direkt an der linken Triebwerksdüse getroffen, wobei sie allerdings flugfähig blieb
VerlusteBeschädigt
Flak1119
Radar-FlaRak0806
IR-FlaRak1412
Unbekannt0304
Gesamt3641

Die weitreichenden radargelenkten Flugabwehrraketen waren lediglich in den ersten Tagen des Krieges verhältnismäßig effektiv. Ein Grund hierfür waren die intensivenElektronischen Gegenmaßnahmen der Alliierten, die sie mit denEF-111 undEA-6B und ihrenAN/ALQ-99-Störsystemen ergriffen. Außerdem wurde parallel eine große ZahlSEAD-Missionen geflogen, wodurch ein Großteil der Radaranlagen zumeist durchAGM-88-HARM-Lenkwaffen zerstört wurde. Durch die Niederhaltung oder Zerstörung der weitreichenden radargelenkten Flugabwehrraketen konnten sich die Flugzeuge der Alliierten in großer Höhe von über zehn Kilometern schon bald frei bewegen.

Zur Unterstützung der Bodentruppen mittelsLuftnahunterstützung mussten allerdings viele Maschinen diese sichere Höhe verlassen und auf wenige Kilometer über Grund sinken. Hierdurch gerieten sie in Reichweite der infrarotgelenkten Flugabwehrraketen. Diese besaßen zwar keine große Reichweite, sendeten aber in den meisten Fällen keine Radar-Emissionen aus und waren sehr mobil, so dass sie nicht leicht zu entdecken waren. Eine Warnung vor anfliegenden Raketen war meist nur über das Sichten der Abgasspur der gestarteten Lenkwaffen möglich, so dass die Piloten nur wenig Zeit zum Reagieren und Ausweichen hatten. Ähnlich verhielt es sich mit den zahlreichenFlugabwehrkanonen (Flak), die oft nur unpräzisesSperrfeuer abgaben, das aber hin und wieder zu Treffern und Abschüssen führte. Aufgrund ihrer großen Zahl und verdeckten Operationsweise blieben infrarotgelenkte Flugabwehrraketen und Flak bis zum Ende des Krieges eine konstante Bedrohung für niedrig fliegende Flugzeuge. Insgesamt konnte auch die Flugabwehr die Alliierten nur begrenzt aufhalten oder stören. Auf alliierter Seite waren insgesamt 2700 Luftfahrzeuge aus 14 Staaten im Einsatz.[18] Sie flogen während des Golfkriegs rund 116.000 Einsätze.

Zeitgleich mit der Luftkampagne begannen auch offensive Operationen der US-Marine unter VizeadmiralStanley R. Arthur im Persischen Golf. Auch dabei stellten die Patrouillenboote und Hilfsschiffe, die der Irak im Wesentlichen einsetzte, keine gleichwertigen Gegner für die amerikanischen Hochseeverbände dar. Nach rund drei Wochen war der Irak zu keinen nennenswerten Seeoperationen mehr fähig. Bis zum Beginn der Bodenoffensive kreuzte ein Seelandungsverband aus rund 30 Schiffen im Golf, um irakische Truppen an die Küste zu binden. Nach US-Einschätzung wurden dadurch sieben Divisionen weitgehend immobil gehalten. Nach dem Beginn der Bodenoperation unterstützten die Schiffe die US-Marineinfanteristen und arabischen Truppen der küstennahen Offensive mit dem Beschuss von Bodenzielen.[27]

Bodenkrieg

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Verlauf der Invasion der Koalitionstruppen
Aufstellung britischer Panzerfahrzeuge
Zwei amerikanische Panzer vom Typ M2 Bradley
Zerstörte irakische Kampfpanzer im Südirak, März 1991
Zerstörte irakische Panzer und Truppentransporter, März 1991
Durch einen Luftangriff zerstörte Militär- und Zivilfahrzeuge im Februar 1991, siehe auch:Highway of Death
Kuwaitische A-4KU vor einem Einsatz im Februar 1991

Bereits Wochen vor den eigentlichen Kampfhandlungen war es zu Schusswechseln und Artillerieduellen zwischen den Bodeneinheiten beider Seiten sowie demonstrativen Truppenbewegungen gekommen.[28] Am 29. Januar 1991 unternahm dieirakische Armee mit Panzern einen begrenzten Vorstoß auf die saudi-arabische Grenzstadtal-Chafdschi (Khafji), anschließend kam es zurSchlacht um Chafdschi. Am 21. Februar unternahmen mechanisierte Truppen der US-Marineinfanterie einen Vorstoß in irakisches Gebiet und bewegten sich dort im Vorfeld der eingegrabenen Iraker.[28] Am 22. Februar 1991 stimmte der Irak einer durch die Sowjetunion vorgeschlagenen Waffenruhe zu. Die Vereinbarung verlangte, dass der Irak seine Truppen innerhalb von drei Wochen auf die Position vor dem Einmarsch zurücknehmen solle, worauf sich eine Waffenruhe anschließen würde, und verlangte weiter die Überwachung von Waffenruhe und Rückzug durch den UNO-Sicherheitsrat. Die USA lehnten diese Vorschläge ab, sicherten aber zu, den Rückzug der irakischen Truppen nicht anzugreifen, und stellten dem Irak ein Ultimatum für einen Rückzug aus Kuwait bis 23. Februar 1991 12:00 Uhr New Yorker Zeit (18:00 Uhr MEZ). Dies lehnte die irakische Seite ab und begann damit, kuwaitische Ölförderanlagen zu zerstören und Ölquellen in Brand zu stecken. Daraufhin erteilte Präsident Bush Schwarzkopf den Befehl zum Beginn der Bodenoffensive.[29]

Am 24. Februar 1991, 04:00 Uhr Ortszeit(23. Februar 20:00 UhrEST), begannen die Alliierten ihren Bodenkrieg. Am nordwestlichen Rand führte die französische 6. leichte Panzerbrigade mit Unterstützung von Einheiten der 82. US-Luftlandedivision den Angriff an. Sie durchstießen die 45. irakische Infanteriedivision und zerstörten südlich von As Saman, rund 100 Kilometer Luftlinie hinter der Grenze, eine irakische Panzerkompanie. Die südöstlich angrenzenden Hubschrauberverbände der 101. US-Luftlandedivision gingen wegen Nebels erst zwei Stunden später zur Offensive über. Rund 300 Hubschrauber setzten die Truppe etwa 50 Kilometer östlich von As Saman im irakischen Hinterland ab. Dort richteten sie den Stützpunkt Cobra ein, von dem aus die Hubschrauber leichte irakische Verbände im weiten Umkreis bekämpften und sich für einen Vorstoß nach Norden zumEuphrat am nächsten Tag vorbereiteten. Die24. US-Infanteriedivision sollte erst am folgenden Tag durch das von den Hubschraubern freigekämpfte Gebiet nachstoßen, erhielt jedoch wegen des unerwartet guten Vorankommens der übrigen Truppen bereits um 15 Uhr Ortszeit den Angriffsbefehl. Der Verband stieß kaum auf Widerstand, wurde aber von Sandstürmen behindert.

Dennoch setzte die Division ihren Vormarsch ununterbrochen auch durch die folgende Nacht hindurch fort, um möglichst schnell den Euphrat zu erreichen. Nahe der Golfküste durchbrachen derweil die1. US-Marineinfanteriedivision unmittelbar westlich von Wafra und die2. US-Marineinfanteriedivision noch etwas weiter westlich die irakischen Stellungen und manövrierten durch die dortigen Ölfelder, wobei die 2. Division zudem zwei Minenfelder umgehen musste. Dabei wurden die Marines nach Westen von der 1. Brigade der2. US-Panzerdivision gegen mögliche irakische Angriffe auf ihre Flanke abgeschirmt. Die Marines stießen nur auf schwachen Widerstand. Ihre 1. Division erreichte um 18 Uhr den aufgegebenen Militärflugplatz Ahmed Al Jabr, rund 35 Kilometer südlich von Kuwait-Stadt, wo einige irakische Panzer sich zum Kampf stellten und vernichtet wurden. Am Flugplatz trafen die beiden Marineinfanteriedivisionen zusammen und rückten anschließend in enger Fühlung weiter nach Norden vor. Zur Nachtrast standen sie ungefähr 35 Kilometer tief in kuwaitischem Gebiet. Bei ihrem Vorstoß nahmen die Marines Tausende vondesertierten irakischen Soldaten gefangen, die geschwächt und durch den umfangreichen Luftkrieg demoralisiert waren. Die Marines wurden östlich von dem multinationalen arabischen Verband (JFC-E) flankiert, der entlang der Küstenautobahn mit Feuerunterstützung durch US-Schiffe in Richtung Kuwait-Stadt vorstieß.

Der unerwartet schnelle Vormarsch der Marineinfanterie stellte Schwarzkopf vor die Gefahr, dass die Republikanischen Garden entweder die Marines angreifen oder aus dem Land abziehen würden. Beides hätte sie dem Zugriff des VII. Korps mit seinen Panzertruppen und der beabsichtigten Vernichtung entzogen. Der Kommandeur befahl daraufhin einen Scheinangriff der 1. Kavalleriedivision auf die 27. irakische Infanteriedivision im Wadi al Batin, um die gegnerischen Truppen von einer Hinwendung zu den Marines weiter im Osten abzubringen. Westlich davon durchbrach die1. Infanteriedivision die unverteidigten Minenfelder und Wälle der irakischen Wüste ohne eigene Verluste. Noch weiter westlich stießen die beiden Panzerdivisionen und das2. Kavallerieregiment des VII. Korps nach Norden in den Irak vor, um später nach Osten einzuschwenken und den Kampf mit der Republikanischen Garde zu suchen. Im Gegensatz zu anderen beteiligten Einheiten nahm Korpskommandeur Generalleutnant Frederick M. Franks zum Abend des 24. Februars hin Geschwindigkeit aus diesem Vorstoß, um den Zusammenhalt der Truppen nicht aufzureißen.[30]

Die Befürchtung, dass der Irak chemische Waffen einsetzen könnte, bestätigte sich nicht. Am 25. Februar verschlechterte sich allerdings das Wetter zu anhaltendem Wind und Regen. Vor allem die Marineinfanterie im Osten des Operationsgebiets wurde zudem durch die inzwischen in großem Umfang brennenden Ölquellen behindert. Im Westen schloss der Hauptteil der 82. US-Luftlandedivision per Bodentransport zu den Franzosen in As Saman auf. Die 101. Luftlandedivision erreichte vom Stützpunkt Cobra aus mit Hubschraubern die Autobahn 8 am Euphrat südlich vonNasiriya. Damit war für die Iraker die wichtigste Verbindung nach Kuwait gekappt. Daher befahl Schwarzkopf der 24. US-Infanteriedivision, ihren raschen Vorstoß zum Euphrat für einen Tag zu unterbrechen. Er fürchtete, dass der mittelschwere Verband andernfalls ohne die Panzereinheiten des langsameren VII. Korps mit der Republikanischen Garde hätte kämpfen müssen.

Die Iraker unternahmen an der östlichen Flanke einen Gegenangriff gegen die Marineinfanteristen. Aus der Sichtdeckung des brennenden ÖlfeldsBurgan heraus griff das III. irakische Korps an. Dabei trat die 7. irakische Infanteriedivision aus Richtung Norden gegen die 2. US-Marineinfanteriedivision an und die 5. irakische mechanisierte Infanteriedivision von Südwesten gegen die 1. US-Marineinfanteriedivision. Die Amerikaner schlugen beide Angriffe zurück, wobei insbesondere die Lage für das frontnahe Hauptquartier der 1. Division zeitweise bedrohlich war. Bis zum Nachmittag zog sich das III. Korps nach Kuwait-Stadt hinein zurück und richtete sich dort zur Verteidigung ein. Etwa zum gleichen Zeitpunkt erhielten die irakischen Truppen den Befehl, Kuwait in RichtungBasra zu verlassen. Die 1. Marineinfanteriedivision erreichte das Vorfeld desFlughafens Kuwait und bereitete sich für den Folgetag auf dessen Eroberung vor. Die 2. Marineinfanteriedivision stieß westlich an Kuwait-Stadt vorbei um den Mutla-Höhenzug zu gewinnen, mit 306 Metern über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung Kuwaits. Das zurückgefallene VII. US-Korps war unterdessen in Kämpfe mit irakischen Truppen verwickelt.

Vor allem die 1. Infanteriedivision kam kaum noch voran. Dieses Zurückbleiben und das Unvermögen des zweiten multinational-arabischen Verbands (JFC-N) am Vortag gleichzeitig mit den Amerikanern vorzugehen, gefährdete die rechte Flanke des VII. Korps. Schwarzkopf reagierte darauf, indem er die1. britische Panzerdivision langsam durch die Einheiten der US-Infanterie hindurchfädeln ließ. Anschließend schwenkten die Briten nach Osten ein, um die 52. irakische Panzerdivision zu zerschlagen. Vorerst trafen die Briten aber nur auf in Auflösung befindliche Verbände des VII. irakischen Korps. Von den Einheiten des VII. US-Korps erzielte an diesem Tag lediglich die1. Panzerdivision größere Geländegewinne. Der Verband stieß rund 110 km vor, eroberte ein größeres irakisches Materialdepot und zerschlug in der sogenanntenSchlacht von Busayyah die 26. irakische Infanteriedivision. Im Verlauf des Tages setzte eine zunehmende Rückzugsbewegung, teils chaotische Flucht irakischer Truppen aus Kuwait ein.[31]

Am 26. Februar begannen die irakischen Truppen offiziell mit dem Rückzug aus Kuwait, steckten weitere kuwaitische Ölfelder beim Verlassen in Brand und öffneten die Sperrriegel an kuwaitischen Ölterminals, so dass sich riesige Mengen Öl in den Persischen Golf ergossen und eine Umweltkatastrophe auslösten. Insgesamt brannten rund 600 Ölquellen. Da bislang keine größeren Gefechte mit der Republikanischen Garde stattgefunden hatten, sah Kommandeur Schwarzkopf sein strategisches Ziel in Gefahr, die irakische Eliteeinheit zu zerschlagen. Zugleich drohte eine Initiative Russlands, die im UN-Sicherheitsrat einen Waffenstillstand erzwingen sollte. Er befahl daraufhin der 24. Infanteriedivision, ihren schnellen Vorstoß wieder aufzunehmen, und dem VII. Korps, zügiger als bislang vorzugehen. Beide sollten das Gefecht mit der Republikanischen Garde suchen. Die beiden US-Luftlandedivisionen und die leichte französische Panzerdivision unternahmen an diesem Tag keine strategischen Bewegungen mehr, sondern konzentrierten sich darauf, die westliche Flanke der alliierten Streitkräfte abzuschirmen. Im Verlauf des Tages erreichte die 24. Infanteriedivision auf breiter Front den Euphrat und damit die dichter besiedelten irakischen Landesteile und die Autobahn 8. Dort entspannten sich im Tagesverlauf und bis in die Nacht hinein lebhafte Gefechte mit irakischen Einheiten. Insbesondere stieß die 1. Brigade der Division auf verbissene Gegenwehr der 26. irakischen Kommandobrigade. Im Osten des Einsatzgebiets nahm die 2. Marineinfanteriedivision an diesem Tag die Mutla-Höhe. Damit waren die aus Kuwait-Stadt herausführenden Autobahnen unter der Kontrolle der Amerikaner und die verbleibenden irakischen Truppen in der Stadt eingekesselt. Die 1. Marineinfanteriedivision eroberte den Flughafen und einige Vororte von Kuwait-Stadt. Am Nachmittag durchbrach der arabische Verband JFC-E die irakische Verteidigung im Osten der Stadt, rückte aber nur wenig vor.[32]

Dem VII. US-Korps gelang an diesem Tag, die Republikanische Garde zu stellen: Das2. Kavallerieregiment traf rund 120 km südwestlich von Basra in starkem Regen und Sandsturm auf die 18. mechanisierte und die 9. Panzerbrigade der Tawakalna-Division der Garde, die den Rückzug der übrigen irakischen Einheiten decken sollte. In einem rund sechsstündigen Gefecht rieb das Kavallerieregiment beide gegnerische Verbände auf. Weiter südlich führte die nach Osten und zur Golfküste nördlich von Kuwait-Stadt einschwenkende 1. britische Panzerdivision mehrere Begegnungsgefechte mit der 48. Infanterie- und der 52. Panzerdivision des Irak. Weiter nördlich folgte die 1. US-Panzerdivision ebenfalls nach Osten mit StoßzielUmm Qasr. Im Verlauf des Tages lieferte sie sich Gefechte mit Einheiten der 12. irakischen Panzerdivision und in den Abend- und Nachtstunden mit der 29. Brigade der Tawakalna-Division und Teilen der Medina-Division der Republikanischen Garde. Teils griff die etwas weiter südlich operierende 3. US-Panzerdivision in die Kämpfe ein.

Die noch weiter südlich ebenfalls nach Umm Qasr eindrehende 1. US-Infanteriedivision war an diesem Tag kaum an Gefechten beteiligt. Zudem ordnete Schwarzkopf an, die inzwischen wieder als Reserve zurückgehaltene 1. Kavalleriedivision hinter der 1. US-Panzerdivision in Richtung Euphrat vorgehen zu lassen.[33] Ein langer Konvoi der irakischen Truppen – bestehend auch aus vielen irakischen Zivilisten – zog sich entlang der Hauptverbindungsstraße Irak–Kuwait zurück. Dieser Konvoi wurde in der Nacht zum 27. Februar von den Verbündeten stundenlang bombardiert und die Straße als „Highway of Death“ bekannt. Die Bombardierung der auf dem Rückzug befindlichen Truppen und der eingeschlossenen Zivilisten wurde auf Initiative des früheren US-JustizministersRamsey Clark von einer privaten „Kommission“ in einem symbolischen Prozess als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft.[34] Am 27. Februar teilte sich die 24. US-Infanteriedivision am Euphrat in eine nordwestliche und eine südöstliche Angriffssäule. Die nach Nordwesten vorgehende 197. Infanteriebrigade eroberte den Flughafen vonNasiriya. Die beiden übrigen Brigaden nahmen in Richtung Südost ein Materiallager und das Flugfeld Jalibah, rund 130 km westlich vonBasra. Parallel verlegte die 2. Brigade der 101. Luftlandedivision zum Stützpunkt Viper nahe dem Flugfeld, um anschließend mit ihren Hubschraubern den Verkehr auf der Autobahn 6 anzugreifen. Damit war der Südirak gänzlich von der Straßenverbindung in den Norden des Landes abgeschnitten.

Die Heereseinheiten setzten derweil ihren Weg nach Osten fort, wo sie gemeinsam mit dem3. Kavallerieregiment, der Reserve des XVIII. Luftlandekorps, entlang der Autobahn 8 weiter vorgingen und damit zur nördlichen Flanke des US-Vorstoßes geworden waren. Südlich von ihnen waren das panzerlastige VII. US-Korps und die Briten inzwischen nach Osten geschwenkt, um die verbleibenden Verbände der Republikanischen Garde anzugreifen. Dies gelang der 1. Infanteriedivision zuerst. Sie war dem 2. Kavallerieregiment gefolgt, das inzwischen durch die Reste der Tawakalna-Gardedivision hindurchgestoßen war. Die 1. Infanteriedivision nahm noch während der Nacht zum 27. Februar Kampfhandlungen gegen eine Brigade der Gardedivision und eine der 12. irakischen Panzerdivision auf. Nach dem Sieg erreichte die US-Division am Morgen die Straße zwischen Basra und Kuwait-Stadt. Im weiteren Tagesverlauf traf die 1. US-Panzerdivision an der später so genannten Medina-Höhe, rund 80 km südwestlich von Basra, auf die in einer Hinterhangstellung eingegrabene 2. Brigade der Medina-Gardedivision. Es folgte das rund zweistündige größte Panzergefecht des Zweiten Golfkriegs.

An der östlichen Flanke verharrten die Marineinfanteristen in ihren Stellungen am Rand von Kuwait-Stadt und überwachten das Vorgehen der beiden multinationalen arabischen Verbände in der Stadt. Die aus Osten kommende JFC-N und die aus Süden kommende JFC-E trafen sich im Tagesverlauf nahe denKuwait Towers. 100 Stunden nach dem Beginn der Bodeninvasion war Kuwait-Stadt damit befreit. Die US-Truppen in der Stadt bekämpften an diesem Tag noch einzelne irakisch besetzte Bunker und erfassten Kriegsgefangene. Präsident Bush kündigte im Tagesverlauf eine Waffenruhe zum folgenden Morgen an. Daraufhin flauten die Gefechte bereits zum Abend ab.[35] Der Oberbefehlshaber der Koalitionsstreitkräfte, General Norman Schwarzkopf, erklärte, dass 29 irakische Divisionen kampfunfähig gemacht und etwa 3.008 Kampfpanzer, 1.879 der 2.870 gepanzerten Fahrzeuge und 2.140 der 3.100 Artilleriegeschütze zerstört wurden. 63.000 irakische Soldaten befanden sich in Kriegsgefangenschaft. Der EnthüllungsjournalistSeymour Hersh veröffentlichte im Jahr 2000 im MagazinThe New Yorker, dass ein von dem Zwei-Sterne-GeneralBarry McCaffrey geführter amerikanischer Verband an mehrerenMassakern an irakischen Einheiten, die bereits kapituliert hatten, und an Zivilisten beteiligt war. McCaffrey wehrte sich öffentlich gegen die Vorwürfe, die allerdings durch eine große Zahl der von Hersh geführten Interviews belegt sind. Hersh zeigte in seinem 32-seitigen Artikel auch, dass mehrere frühere Untersuchungen des Militärs zu den Vorwürfen unzureichend und einseitig geführt worden waren.

Friedenskonferenz, UN-Resolution 686, Waffenstillstand

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Eine Friedenskonferenz fand im Süden des Iraks statt, auf einem kleinen Gebiet hinter der Grenze, das die Alliierten besetzt hatten. Bei der Konferenz verhandelte der Irak über die Nutzung bewaffneter Hubschrauber auf der eigenen Seite der gegenwärtigen Grenze. Bald danach waren diese Hubschrauber und ein großer Teil der irakischen Streitkräfte unterwegs, um einenschiitischen Aufstand im Süden zu bekämpfen. Im Norden vertrautenKurdenführer den amerikanischen Zusicherungen, dass die USA einen Volksaufstand unterstützen würden, und begannen zu kämpfen in der Hoffnung, einen Angriff auszulösen. Als jedoch die amerikanische Unterstützung ausblieb, konnten die irakischen Generäle in brutaler Konsequenz die kurdischen Einheiten unbehelligt vernichten. Millionen von Kurden flohen darauf über die Berge in die kurdischen Gebiete der Türkei und Irans. Daraufhin wurden auf US-Druck die sogenanntenFlugverbotszonen im Norden und im Süden des Iraks (siehe unten) eingerichtet, um Übergriffe aus der Luft unterbinden zu können. In Kuwait wurde derEmir wieder eingesetzt und die konservative Regierung ging gegen vermutete irakischeKollaborateure vor. Dies traf insbesonderePalästinenser, die sich von Saddam Unterstützung im Kampf gegen Israel erhofft hatten und daher in großer Zahl mit den irakischen Truppen zusammengearbeitet hatten. Mehrere hunderttausend Menschen mussten das Land verlassen.

Am 2. März 1991 verabschiedete der Sicherheitsrat dieResolution 686, in der die Rahmenbedingungen für einen dauerhaftenWaffenstillstand festgelegt wurden. Am gleichen Tag kam es zu einer erneuten größeren Auseinandersetzung zwischen US- und irakischen Truppen. Am frühen Morgen beobachtete ein amerikanischer Aufklärungstrupp am Südufer des Hammarsees eine größere, teils gepanzerte irakische Militärkolonne, die kurz darauf das Feuer auf sie eröffnete. Daraufhin setzte die 24. US-Infanteriedivision zwei mechanisierte Bataillone, Kampfhubschrauber und Artillerie gegen die Kolonne ein. Bei dem folgenden Gefecht zerstörten die US-Einheiten 185 gepanzerte Fahrzeuge, rund 400 LKW und 34 Geschütze.[36] Einen Tag später fanden in der südirakischen Stadt Safwan die Waffenstillstandsvereinbarungen statt. Am 5. März 1991 annullierte der irakische „Kommandorat der Revolution“ die Annexion Kuwaits. Am 12. April 1991 trat der Waffenstillstand zwischen dem Irak und den Koalitionsstreitkräften in Kraft, was das offizielle Ende des Krieges bedeutet. Am 28. Mai 1991 verkündete das US-Verteidigungsministerium, dass 464.000 US-Soldaten der Operation Desert Storm inzwischen die Region am Persischen Golf verlassen hätten. Etwa 76.000 Soldaten blieben allerdings in dem Gebiet stationiert.

Medienkrieg

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Die Politik der USA hinsichtlich der Medien- undPressefreiheit war viel restriktiver als in vorhergehenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Die meisten Presseinformationen kamen aus den durch das Militär organisierten Informationsveranstaltungen, so genanntenBriefings. Nur ausgewählten Journalisten wurden Vor-Ort-Besuche erlaubt beziehungsweise die Genehmigung zu Interviews mit Soldaten erteilt. Diese Gespräche wurden stets in Anwesenheit von geschulten Presse-Offizieren geführt und waren abhängig sowohl von der vorherigen Zustimmung durch das Militär als auch von der nachträglichenZensur. Zudem wurden den Journalisten auch nur bedingt Visa für den Aufenthalt in den Kriegsgebieten erteilt. Die ausgewählten Journalisten, sogenannteEmbedded Journalists, waren fortan in einem Medienpool eingespannt, der von den amerikanischen Streitkräften nahezu lückenlos kontrolliert wurde. Das Vorgehen sollte angeblich sensible Informationen vor einer Entdeckung durch den Irak schützen. In der Praxis wurde erkennbar, dass es verwendet wurde, um Informationen über politische Peinlichkeiten vor einer Entdeckung durch die Öffentlichkeit zu schützen. Diese Politik war massiv durch die Erfahrung des Militärs mit demVietnamkrieg belastet, den man wegen der öffentlichen Opposition innerhalb der Vereinigten Staaten verloren glaubte.

Zugleich war die Präsenz dieses Krieges und seine Gleichzeitigkeit neu. Viele amerikanische Journalisten blieben während des Krieges in der irakischen Hauptstadt Bagdad stationiert, und die Ankunft der Raketen wurde fast in voller Länge nahezu zeitgleich in den abendlichen Fernseh- und Rundfunknachrichten wieCNN übertragen, aufgrund abgesprochener Synchronisation mit dem Militär: Der Reporter hatte einen Tipp bekommen, zur fraglichen Zeit „die Augen weit aufzumachen, es werde sich lohnen“. Zur Rechtfertigung des Krieges wurden zuvor einige – später als Fälschung entlarvte – Gräuelberichte in die Massenmedien lanciert. Hierbei wurde insbesondere die so genannteBrutkastenlüge bekannt: Den irakischen Truppen wurde vorgeworfen, in kuwaitischen Krankenhäusern Babys aus Brutkästen gerissen und dadurch ermordet zu haben. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass eine New Yorker PR-Firma diese Falschinformation im Auftrag der von Kuwait finanzierten US-OrganisationCitizens for a Free Kuwait in Umlauf gebracht hatte. Die fünfzehnjährige Nijirah al-Sabah, die als angebliche Krankenschwester unter Tränen vor dem US-Kongress von den Säuglingsmorden berichtete, war die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA.[37] Ein angeblicher Chirurg, der als Zeuge vor den Vereinten Nationen auftrat, war in Wahrheit Zahnarzt und gestand später ein, gelogen zu haben.[38] Dennoch entsprachen viele der Berichte über irakische Kriegsverbrechen – z. B. Plünderungen, Verhaftungen, Entführungen und Hinrichtungen – der Wahrheit.

Technik

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Patriot-Abwehrraketensystem

Präzisionsgelenkte Munition (PGMs, auchSmart Bombs) wie der LenkflugkörperAGM-130 der US Air Force wurden erstmals als der Schlüssel dargestellt, der militärische Schläge mit einem Minimum an zivilen Opfern erlaubte. Bestimmte Gebäude im Zentrum Bagdads konnten nun bombardiert werden, während Journalisten in ihren Hotels dieMarschflugkörper im Flug beobachteten. Der Anteil der „intelligenten“ Bomben betrug jedoch nur ungefähr 7,4 % aller von der Koalition eingesetzten Bomben. Zudem trafen weitaus weniger dieser Bomben ihr Ziel so genau, wie es von Seiten der Militärs in den öffentlichen Medien dargestellt wurde. Andere Bombenangriffe wurden mitStreubomben geflogen, die kleinere Bomben (sogenannte Bomblets) ausstoßen, undDaisy Cutters, 15.000-Pfund-Bomben, mit einem Zerstörungsradius von bis zu 100 Metern. Der größte Teil der Bombenmenge wurde wie in Vietnam in Form vonBombenteppichen durchB-52-Bomber abgeworfen und traf große Flächen.

Von irakischer Seite wurdenR-17-Raketen eingesetzt. Es handelt sich dabei um ballistische Kurzstreckenraketen, die in derSowjetunion entwickelt worden waren und nicht mehr dem technischen Stand der Zeit entsprachen. Es wurden Raketen gegen Saudi-Arabien und Israel abgefeuert. Einige forderten zahlreiche Opfer, andere verursachten geringe Schäden. Israel befürchtete Angriffe mit chemischen und biologischen Gefechtsköpfen auf diesen Raketen, die aber nicht eingesetzt wurden. Die Bemühungen der Koalition, die R-17-Startrampen zu beseitigen oder die R-17 im Flug mitMIM-104-Patriot-Raketen abzuschießen, verliefen weniger wirksam, als es die militärischen Führer zu jener Zeit glauben machen wollten. DasGlobale Navigationssystem (GPS) war ein Mittel, das den Einheiten der Koalition die Navigation über der Wüste ermöglichte, ohne von feindlichen Truppen entdeckt zu werden. Das Warn- und Steuersystem (AWACS) und dieSatellitenkommunikation erwiesen sich als ebenso wichtig beim strategischen Planen und Überwachen des Gegners, der dem nichts entgegenzusetzen hatte. Vom Boden aus brachte die US Army in der Operation „Sand Cancer“ mobileStörsender in Stellung, die gegen die Kurzwellen-Verbindungen der irakischen Armee gerichtet waren.

Ergebnis

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Militärisches Ergebnis

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Aus amerikanischer Sicht war zwar das Ziel der Herausdrängung der Iraker aus Kuwait erreicht worden. Die von Schwarzkopf beabsichtigte vollständige Vernichtung aller anwesender Verbände der Republikanischen Garde misslang jedoch. Lediglich die Tawakalna-Brigade wurde nach dem Krieg wegen der schweren erlittenen Verluste aufgelöst. Für das US-Militär stellte der Zweite Golfkrieg die erste Gelegenheit dar, das nach demVietnamkrieg entwickelteAirLand-Battle-Konzept sowie zahlreiche Waffensysteme im Realfall zu erproben. Im Wesentlichen erwiesen sich Doktrin, Technik und Truppe als einsatztauglich, auch außerhalb des eigentlich priorisierten mitteleuropäischen Schlachtfelds. Das Waffensystem Patriot offenbarte jedoch erhebliche Unzulänglichkeiten in der Abwehr von ballistischen Raketen. Erfolgreich erprobt wurde auch die enge Einbindung von Reservisten in die Kampfunterstützung. Während des Bodenkriegs bestand die Kampfunterstützungstruppe im Einsatzgebiet zu 70 % aus Nationalgardisten und Reservisten. Als nachteilig erwies sich die Entscheidung Schwarzkopfs, die Bodenkomponente der Operation selbst zu führen. Dies erschwerte die Koordination zwischen Heer, Marineinfanterie und arabischen Verbündeten.[39]

Opfer und Verluste

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Die Zahl der Golfkriegsopfer ist umstritten. Nähere Angaben gibt es nur für die Opfer und Verluste der Streitkräfte der Alliierten.

Alliierte

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Insgesamt gab es während der Operation „Desert Storm“ bei den Alliierten durch Kampfhandlungen 237 Tote und 776 Verwundete. Durch Unfälle starben außerdem 138 Soldaten, und es gab 2.978 Verwundete vom Beginn von „Desert Shield“ bis zum Ende der Operationen. Aus irakischer Sicht war trotz schwerer Verluste ein Rückzug erheblicher strukturell intakter Teile der Armee gelungen.

Verluste der Alliierten[12][40]
LandToteVerwundeteVerluste an Kriegsmaterial
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten148 Gefallene,
137„durch Unfälle und andere
Ursachen ums Leben“ gekommen
46763 Flugzeuge (davon 33 im Kampf), 16 Hubschrauber (davon 6 im Kampf),
23 KampfpanzerM1 Abrams, 20 SchützenpanzerM2 Bradley,
eine Artilleriekanone sowie Beschädigung des LenkwaffenkreuzersPrinceton
und des amphibischen AngriffsschiffsUSS Tripoli durch Seeminen.
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich47610 Flugzeuge (davon 6 im Kampf)
Saudi-Arabien Saudi-Arabien18203 Flugzeuge (davon 1 im Kampf)
Arabische Kontingente13431 Flugzeug im Kampf
Frankreich Frankreich227
Italien Italien1 Flugzeug im Kampf
Senegal Senegal8

Irak

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Die irakischen Opferzahlen sind heftig umstritten. Manche behaupten eine niedrige Zahl von 1.500 getöteten Soldaten, manche gehen bis 200.000. Viele Wissenschaftler nehmen eine Zahl um 25.000 bis 75.000 an. Die Zahl der verwundeten Soldaten ist weitgehend unbekannt. Die US-Truppen machten 71.204 irakische Kriegsgefangene. Schätzungen über die Zahl ziviler irakischer Todesopfer reichen bis zu 35.000. Die irakischen Zivilverteidigungsbehörden geben heute die Zivilverluste mit 2.278 Opfern an, und zwar vor allem in Bagdad, das sieben Wochen lang bombardiert wurde. Unvollständig muss die Bilanz desKollateralschadens bleiben. Von den Alliierten wurden 320 Tonnen Geschosse aus abgereichertemUran (Depleted Uranium, „DU“) verschossen, vor allem von den A-10-Erdkampfflugzeugen und den M1-Kampfpanzern. Etwa eine Tonne wurde von britischen Panzern verschossen.[41]

Der strahlende Anteil an Uran-235 beträgt im abgereicherten Uran zwar nur etwa 0,3 %, ist aber immer noch halb so hoch wie bei Natururan. DieHalbwertszeit des Uran-235 beträgt 700 Millionen Jahre. Dies soll möglicherweise zu einer Steigerung der Krebsraten und zu Schädigungen im Erbgut der betroffenen Bevölkerung geführt haben. Kritiker führen darauf die stark gestiegene Zahl schwer missgebildeter Neugeborener im Südirak zurück. Weiterhin steht das abgereicherte Uran im Verdacht, dasGolfkriegssyndrom verursacht zu haben und für die Missbildungen bei Kindern amerikanischer Golfkriegsveteranen verantwortlich zu sein. Diese Zusammenhänge werden von britischer[42] und amerikanischer[43] Seite bestritten, die den Vertretern dieser These Unwissenschaftlichkeit vorwerfen. Großbritannien hat zu diesem Thema eine Expertenkommission, dasDepleted Uranium Oversight Board, eingerichtet.[44] Differenziert ist die Stellungnahme derRoyal Society.[45]

Verluste des Iraks[12][40][46]
LandToteVerwundeteVerluste an Kriegsmaterial
Irak 1963 Irakunbekannt, geschätzt 1.500 bis 75.000,
mindestens 2.278 bis 35.000 zivile Opfer
unbekannt117 Flugzeuge (davon 43 im Luftkampf) und 7 Hubschrauber, 137 (nach anderen Angaben 144) Flugzeuge wurden am 27. Januar 1991 von fliehenden Piloten nach Iran geflogen,
3.700 bis 4.280 Kampf- und Schützenpanzer, 2.400 bis 2.870 sonstige gepanzerte Fahrzeuge,
2.600 bis 3.110 Geschütze und Haubitzen, 19 Schiffe versenkt und 6 beschädigt.
Nach US-Angaben sollen 42 irakische Divisionen für den Kampfeinsatz ineffizient gemacht worden sein.
71.204 irakische Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft in Saudi-Arabien.

Israel

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Nach israelischen Angaben betrugen die Verluste unter der Bevölkerung insgesamt 74 Zivilisten. Davon starben zwei Personen direkt, vier indirekt durch Erstickung bei der Verwendung von Gasmasken und die restlichen durch Herzinfarkte.

Kosten

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Als Kosten des Krieges für die Vereinigten Staaten wurden vom Kongress etwa 61,1 Milliarden US-Dollar errechnet. 52 Milliarden Dollar von diesen Kosten wurden von verschiedenen anderen Staaten bezahlt, davon 36 Milliarden Dollar vonKuwait,Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten. Deutschland beteiligte sich rein finanziell mit 16,9 Milliarden DM (ca. 10 Milliarden Dollar).[47] (auch genannt: „Scheckbuchdiplomatie“, da sich die Bundesrepublik nicht aktiv mit Soldaten am Krieg beteiligte). Pro getötetem US-Soldat entstanden der US-Regierung Kosten von 423.000 US-Dollar.[48]

Konsequenzen

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Wirtschaftssanktionen

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1990 wurden durch die UNWirtschaftssanktionen gegen den Irak ausgesprochen. Ab Ende 1996 wurde dem Irak zugestanden, bestimmte Produkte unter demÖl-für-Lebensmittel-Programm zu importieren.[49] EinUNICEF-Report recherchierte 1998, dass die Sanktionen eine Zunahme von 90.000 Todesfällen pro Jahr (IAC), insbesondere bei Kleinkindern und Babys, zur Folge hatten. Während allgemein angenommen wurde, dass die Sanktionen zu einem erheblichen Anstieg der Kindersterblichkeit geführt haben, ergaben Untersuchungen nach der Invasion des Irak im Jahr 2003, dass häufig zitierte Daten vom Regime Saddam Husseins gefälscht wurden und dass es nach 1990 und während der Sanktionsfrist keinen Anstieg der Kindersterblichkeit im Irak gab.[50]

Waffeninspektionen

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Am 15. Mai 1991 begann die Internationale Atomenergie-AgenturIAEO gemäß den Bedingungen des Waffenstillstands mit der Inspektion der Anlagen desIrakischen Atomprogramms zur möglichen Herstellung von Atomwaffen. Eine Waffenuntersuchungskommission der UNO (UNSCOM) wurde am 3. Juni 1991 aufgestellt, um die Befolgung der Waffenbeschränkungen durch den Irak und die Zerstörung der ballistischen Flugkörper zu überwachen. Der Irak akzeptierte einiges und lehnte andere Waffenkontrollen zu bestimmten Anlagen ab. 1997 wies er alle US-Angehörigen des Kontrollteams aus und behauptete, dass die Vereinigten Staaten die Kontrollen als Mittel fürSpionage verwendeten.

Die Spionagevorwürfe erhärteten sich nach Recherchen einiger Medien.[51] Die US-Regierung äußerten daraufhin, es habe Aktionen wie Lauschangriffe von ihnen gegeben, diese seien jedoch nicht aus Spionageabsicht erfolgt.[52] Das Team kehrte während eines noch turbulenteren Zeitabschnitts zwischen 1997 und 1999 zurück und wurde durch neue Inspekteure ersetzt, die Kontrollen begannen 2002. Vor 1997 traf das Inspektionsteam auf eine Art Beweis für die Weiterführung desBiowaffenprogramms des Irak an einem Standort und auf Widerstände an vielen anderen Standorten. Ein Mitglied des Waffeninspektionsteams,Scott Ritter, bis 1998 ein US-Marine, behauptete, dass die Vereinigten Staaten die Inspektionen blockierten, weil sie keinen maßstabsgerechten Vergleich mit dem Irak wünschten. Er behauptete auch, dass die CIA die Waffeninspektionsteams als Tarnung für verborgene Aktivitäten innerhalb des Iraks verwendete.

Aufstand und Flugverbotszonen

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Flugverbotszonen über dem Irak
Hauptartikel:Aufstand im Irak 1991

Am 3. März 1991 wurde bekannt, dass schiitische Rebellen im Südirak die zweitgrößte Stadt Basra erobert hatten und diese von irakischen Armeeeinheiten zwei Tage später wieder zurückerobert worden war. Im Norden des Landes kontrollierten kurdische Rebellen die StadtSulaimaniyya, später auch kurzzeitig die StadtKirkuk. Vor einem massiven irakischen Militäreinsatz im Nordirak flüchteten Tausende von Kurden in die Türkei, nach Iran und Syrien. Am 5. April 1991 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Resolution 688, welche die Unterdrückung der Kurden und anderer Minderheiten im Irak verurteilte. Am 9. April ergänzte der Sicherheitsrat mit der Resolution 689 die Maßnahme durch die Entsendung einer Beobachtertruppe an die irakisch-kuwaitische Grenze. DieUNIKOM-Beobachtertruppe bewachte ab dem 17. April mit 1.440 Soldaten aus 34 Staaten die entmilitarisierte Zone zwischen Irak und Kuwait.

Am 17. Juli 1991 kamen bei schweren Kämpfen zwischen irakischen Regierungstruppen und kurdischen Kämpfern in Sulaimaniyya undErbil 500 Menschen ums Leben. Erst zwei Tage zuvor waren die letzten 3.000 Soldaten der Koalitionsstreitkräfte im Nordirak abgezogen worden. Als Reaktion auf die Aufstände im Norden und im Süden und die irakischen Gegenmaßnahmen wurden unter Verweis auf die UN-Resolution 688Flugverbotszonen eingerichtet, um die schiitischen und kurdischen Bevölkerungsteile im Nord- und Südirak zu schützen. Diese Flugverbotszonen wurden hauptsächlich durch die USA und Großbritannien durch die OperationenNorthern Watch undSouthern Watch überwacht. Höhepunkt dieser Einsätze waren dieOperation Desert Strike im September 1996 und dieOperation Desert Fox vom 17. bis 20. Dezember 1998.

Sonstige Folgen

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Von Irakern in Brand gesetzte Ölanlagen inKuwait, 2. März 1991
Durch Luftangriffe zerstörtes Ölvorratslager nahe der kuwaitischen Grenze, 5. März 1991

Am 1. März 1991 gab die kuwaitische staatliche Ölgesellschaft bekannt, dass 950Ölquellen brannten oder auf andere Weise durch den Irak sabotiert worden waren, z. B. durch Verminung. Spätere Analysen ergaben, dass alleine 730 Quellen angezündet worden waren, von denen viele über Monate brannten. Hierbei verbrannten rund 1,5 Mrd. Barrel bzw. 240 Mrd. LiterErdöl unkontrolliert, wodurch es zu schwerstenUmweltschäden kam. Die Brände wurden anfangs von vier Nordamerikanischen Teams gelöscht (u. a.Red Adairs) und später von weiteren hinzugerufenen internationalen Teams. Die Löscharbeiten gingen durch verbesserte Methoden, vor allem mitAerosollöschfahrzeugen, viel schneller als ursprünglich befürchtet.[53] Der Persische Golf wurde durch rund 1,7 Mrd. Liter ausgelaufenes Öl verseucht.[54]

Viele heimgekehrte Soldaten der Koalition berichteten über Krankheiten, die ihrer Teilnahme am Golfkrieg folgten – ein Phänomen, das alsGolfkriegssyndrom bekannt wurde. Es gab wegen möglicher Schadenersatzforderungen weit verbreitete Spekulationen und Falschmeldungen über die Ursachen (und das Bestehen) dieses Syndroms.

Die Unterstützung des Iraks durch die Palästinenser hatte dieVertreibung der Palästinenser aus Kuwait 1991 zur Folge. Binnen weniger Tage mussten etwa 450.000 Palästinenser Kuwait verlassen. Die mit derNakba vergleichbare Katastrophe hatte insoweit Folgen, als die von den Golfstaaten nicht mehr unterstützte Palästinenserorganisation PLO geheime Vermittlungen mit Israel begann, die zu denOslo-Abkommen führten. Erst nach dem Tod Arafats waren führende palästinensische Vertreter bereit, sich für die Unterstützung Husseins zu entschuldigen.

DieVolksrepublik China wurde vom raschen Bündnissieg überrascht, und die Leichtigkeit des Sieges der Koalition veranlasste eine Änderung in der militärischen Denkweise. Es kam zu einer technischen Modernisierung in der Volksbefreiungsarmee, die eine ähnliche Ausrüstung wie die irakische Armee benutzte. In Saudi-Arabien löste die Stationierung amerikanischer Truppen eine politische Krise aus, weil viele islamische Gelehrte des Landes sie als Entweihung heiligen Bodens ansahen. Sie schlossen sich in der sogenanntenSahwa-Gruppe zusammen und brachten ihren Protest gegen das saudische Herrscherhaus und die Geistlichen, die diese Stationierung erlaubt hatten, in Predigten, Büchern und kritischen Memoranden zum Ausdruck. Um die Mitte der 1990er wurden fast alle Anführer der Bewegung inhaftiert.[55] Die dauerhafte militärische Anwesenheit der Amerikaner in Saudi-Arabien diente auch als Rechtfertigung für denTerrorangriff am 11. September 2001. Andererseits wurden der Irak und besonders Saddam Hussein auch als Ziele für den Krieg der Vereinigten Staaten gegen den Terrorismus öffentlich dargestellt. Dies führte 2003 zumIrakkrieg.

Siehe auch

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Literatur

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  • Sebastian Bruns:Via New York nach Bagdad? Die Vereinten Nationen und die Irak-Politik der USA. 1. Auflage. Tectum, 2008,ISBN 978-3-8288-9579-9.
  • Ramsey Clark:Wüstensturm (US-Kriegsverbrechen am Golf). Lamuv Verlag, Göttingen 1993,ISBN 3-88977-323-0.
  • Gustav Däniker:Wende Golfkrieg. Vom Wesen und Gebrauch künftiger Streitkräfte. Report-Verlag, Frankfurt/ Bonn 1992,ISBN 3-9802828-0-5.
  • Jeffrey Engel (Hrsg.):Into the Desert: Reflections on the Gulf War. Oxford University Press, New York 2012,ISBN 978-0-19-979628-1.
  • Stephen P. Gehring:From the Fulda Gap to Kuwait. U.S. Army, Europe and the Gulf War. Department of the Army, Washington, DC 1998 (Digitalisat).
  • Douglas Kellner:The Persian Gulf TV War. Boulder, Colorado: Westview Press, September 1992,ISBN 978-0-8133-1614-7.
  • Majid Khadduri, Edmund Ghareeb:War in the Gulf, 1990-91: The Iraq-Kuwait Conflict and its Implications. Oxford University Press, New York 2001,ISBN 978-0-19-514979-1.
  • Wolfgang Günter Lerch:Kein Frieden für Allahs Völker. Die Kriege am Golf. Geschichte, Gestalten, Folgen. S. Fischer, Frankfurt am Main 1991,ISBN 3-10-043809-4.
  • John R. MacArthur:Die Schlacht der Lügen. Wie die USA den Golfkrieg verkauften. dtv, München 1993,ISBN 3-423-30352-2.
  • Michael J. Mazarr:Desert Storm: The Gulf War and What We Learned. Routledge, London 2019,ISBN 978-0-367-00490-3.
  • J. Travis Moger:The Gulf War at 30. Army History, No. 118 (Winter 2021). Hrsg.: U.S. Army Center of Military History. S. 6–25,verfügbar im Internet (PDF), abgerufen am 13. Juni 2021
  • Colin Powell:Mein Weg. Piper Verlag, München 1995, S. 471–568 (Taschenbuch 1997). Colin Powell war zur Zeit des Krieges als Vorsitzender der Vereinten Stabschefs militärischer Berater und enger Vertrauter des damaligen Präsidenten George Bush.
  • Thomas Seifert, Klaus Werner:Schwarzbuch Öl. Eine Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld. 2006,ISBN 3-552-06023-5.
  • Bruce W. Watson:Erfahrungen des Golfkrieges. (ENFORCER Pülz). Düsseldorf 1991,ISBN 3-939700-38-X.
  • Wolfgang Wolf:Der Golfkrieg. Eine erste militärpolitische und militärische Auswertung. Bernard und Graefe, Bonn 1992,ISBN 3-7637-5912-3.
  • Daniel Yergin:Der Preis. Die Jagd nach Öl, Geld und Macht. Frankfurt 1991,ISBN 3-10-095804-7.
  • Hartmut Zehrer (Hrsg.):Der Golfkonflikt – Dokumentation, Analyse und Bewertung aus militärischer Sicht. Mittler, Herford/ Bonn 1992,ISBN 3-8132-0400-6.

Weblinks

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Commons: Zweiter Golfkrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Fred Halliday:The Gulf War and Its Aftermath: First Reflections. In:International Affairs., Vol. 67, No. 2, April 1991, S. 223 f.
  2. Fred Halliday:The Gulf War and Its Aftermath: First Reflections. In:International Affairs. Vol. 67, No. 2, April 1991, S. 224.
  3. Greift Bagdad Kuweit an? In:Der Spiegel.Nr. 30, 1990,S. 101 (online23. Juli 1990). 
  4. Steve Coll:The Achilles Trap. Saddam Hussein, the United States and the Middle East, 1979–2003. Allen Lane, London 2024,ISBN 978-0-241-68665-2,S. 163–168 (englisch,eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  5. Es gibt zwei schriftliche Aufzeichnungen des Gesprächs. Die erste ist die von Glaspie autorisierte Version, die zweite die des irakischen Außenministeriums, die nach Angaben von Glaspie erhebliche Fälschungen und Auslassungen enthalte und von derNew York Times im September 1990 veröffentlicht wurde.
    Steve Coll:The Achilles Trap. Saddam Hussein, the United States and the Middle East, 1979–2003. Allen Lane, London 2024,ISBN 978-0-241-68665-2,S. 505–506,Fußnote 39 (englisch,eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
    Saddam’s Message of Friendship to President Bush. Cable 90 BAGHDAD 4237. Margaret Thatcher Foundation, 25. Juli 1990, abgerufen am 8. April 2024 (englisch). 
    Excerpts From Iraqi Document on Meeting With U.S. Envoy. In:The New York Times. 23. September 1990,S. 19 (englisch,nytimes.com). 
  6. John J. Mearsheimer, Stephen M. Walt: Can Saddam be Contained? History Says Yes. Weatherhead Center for International Affairs at Harvard University, 12. November 2002, abgerufen am 8. April 2024 (englisch). 
  7. Simon Jeffery: WikiLeaks: the latest developments. In: The Guardian. 7. Januar 2011, abgerufen am 8. April 2024 (englisch). 
    Sven Felix Kellerhoff: Gaben die USA Saddam „grünes Licht“ für die Invasion Kuwaits? In: Welt Online. 24. Juli 2020, abgerufen am 12. April 2024. 
    Saddam’s Message of Friendship to President Bush. Cable 90 BAGHDAD 4237. WikiLeaks, 25. Juli 1990, abgerufen am 8. April 2024 (englisch). 
  8. Stephen M. Walt: WikiLeaks, April Glaspie, and Saddam Hussein. In: Foreign Policy. 9. Januar 2011, abgerufen am 8. April 2024 (englisch). 
  9. Samuel Helfont:Iraq against the World. Saddam, America, and the Post-Cold War Order. Oxford University Press, Oxford 2023,ISBN 978-0-19-753015-3,S. 36–37,doi:10.1093/oso/9780197530153.001.0001 (englisch,eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  10. Steve Coll:The Achilles Trap. Saddam Hussein, the United States and the Middle East, 1979–2003. Allen Lane, London 2024,ISBN 978-0-241-68665-2,S. 169–170 (englisch,eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  11. abJ. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 7.
  12. abcGulf Veterans Illnesses. (Memento vom 3. August 2006 imInternet Archive)
  13. Christian Jentzsch: Die Bundeswehr im Golfkonflikt 1990/91. In: Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Oktober 2020, archiviert vom Original; abgerufen am 25. Oktober 2024: „Die Bundesregierung einigte sich am 20. August 1990 darauf, dass ein militärischer Einsatz außerhalb des NATO-Bündnisgebietes verfassungsrechtlich nicht möglich sei. […] Weil eine Kampfbeteiligung der Streitkräfte nicht erfolgte und medial vor allem die hohen Geldzahlungen und logistischen Werte im Fokus standen, gewannen die Verbündeten den Eindruck, dass sich die Bundesregierung vom Krieg am Golf freikaufen wollte.“ 
  14. Christian Jentzsch: Der Zweite Golfkrieg 1990/91. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, 14. März 2023, abgerufen am 25. Oktober 2024: „Deutschland und Japan beteiligten sich mit Hinweis auf Verfassungsvorbehalte nicht an der Allianz, unterstützten sie aber mit Milliardensummen. Das wurde von den meisten Verbündeten akzeptiert, doch hätten viele Staaten auch gern eine militärische Beteiligung der zweitgrößten europäischen Armee, der Bundeswehr, gesehen. Die Bundesrepublik lieferte umfangreiche Mengen logistischer Güter aus NVA- und Bundeswehrbeständen.“ 
  15. Deutsche Botschaft Kuwait: In freundschaftlicher Verbundenheit – Deutschlands Beitrag zur Befreiung Kuwaits. Archiviert vom Original am 8. Dezember 2014; abgerufen am 5. Dezember 2014. 
  16. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 8.
  17. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 8 ff.
  18. abcdJ. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 11.
  19. Editorial „The issue is still Kuwait“, in derFinancial Times (London) vom 13. August 1990, S. 12 (englisch).
  20. Jan J. Šafařík: iraqis victories in iraq gulf war. (PDF; 245 kB) In: safarikovi.org. 5. Mai 2017, abgerufen am 8. September 2018 (englisch). 
  21. CDISS:The Great Scud Hunt: An Assessment (Memento vom 23. Mai 2000 imInternet Archive)
  22. Der Spiegel: Kuwait-Krieg 1991: Gerhard Kromschröder im Irakkrieg – Der Spiegel – Geschichte. Abgerufen am 15. September 2020. 
  23. usaf aerial victory credits in gulf war by name. In:safarikovi.org, (PDF)
  24. abcrjlee.org:Coalition Air-to-Air Victories in Desert Storm.
  25. abcdDoug Richardson:Stealth – Unsichtbare Flugzeuge. Stocker-Schmid AG, Dietikon-Zürich 2002,ISBN 3-7276-7096-7. 
  26. Robin J. Lee:Coalition Fixed-Wing Combat Aircraft Attrition in Desert Storm. In:rjlee.org, Losses by AA.
  27. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 12.
  28. abJ. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 13.
  29. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 13 ff.
  30. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 15 f.
  31. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 16 f.
  32. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 17.
  33. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 18.
  34. Taz: Tribunal ohne Öffentlichkeit. (html; 245 kB) In: taz.de. 2. März 1992, abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch). 
  35. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 18 ff.
  36. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 20.
  37. Deception on Capitol Hill. In:The New York Times. 15. Januar 1992, abgerufen am 2. Januar 2010: „How did the girl’s testimony come about? It was arranged by the big public relations firm of Hill & Knowlton on behalf of a client, the Kuwaiti-sponsored Citizens for a Free Kuwait, which was then pressing Congress for military intervention.“
  38. Elvi Claßen:„Am Anfang stand die Lüge“. In:Heise online. 26. Februar 2003, abgerufen am 15. Januar 2013.
  39. J. Travis Moger:The Gulf War at 30. S. 20 ff.
  40. abThe Operation Desert Shield/Desert Storm Timeline (Memento vom 2. März 2010 imInternet Archive)
  41. Depleted Uranium (Memento vom 1. Januar 2007 imInternet Archive)
  42. Depleted Uranium and Health (Memento vom 3. August 2006 imInternet Archive)
  43. Depleted Uranium Fact Sheet (Memento vom 24. Juni 2003 imInternet Archive)
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  51. Julian Borger:UN 'kept in dark' about US spying in Iraq. In:Guardian. 3. März 1999 (englisch).
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  55. Stéphane Lacroix:Awakening Islam. The politics of religious dissent in contemporary Saudi Arabia. Harvard University Press, Cambridge 2011.
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