DieYalda-Nacht,persisch شب يلدا Schab-e Yaldā,DMGšab-e yaldā, ‚Nacht der Geburt‘ (zusammengesetzt aus persischšab, „Nacht“, undaramäisch[1]yaldā ‚Geburt‘), ist einaltiranisches Fest, das in der „längsten und dunkelsten Nacht des Jahres“[2] inIran,Kurdistan,Aserbaidschan,Tadschikistan undAfghanistan gefeiert wird.[3][4][5] Es ist die Nacht derWintersonnenwende, nach derzeitigem Kalender vom 21. auf den 22. Dezember (im Schaltjahr der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember). Imiranisch-zoroastrischen Kalender entspricht dies der Nacht vom 30. Azar (Feuer) auf den 1. Dey (Schöpfer). Zugleich ist Yalda auch das Fest am „Vorabend der ersten vierzig Tage des Winters“.[2] Das Fest stammt ursprünglich aus altiranischer Zeit und wird noch heute mehrheitlich von den Völkern desiranischen Kulturkreises undZentralasiens gefeiert. Es handelt sich dabei um die Geburt des (vorzarathustrischen Sonnengottes)Mithra (mittel- und neu-persisch مهر,DMGMihr, ‚Licht, Liebe, Barmherzigkeit, Freundschaft, Freundlichkeit, Mitgefühl‘), dessen Symbol das gleichschenklige Kreuz (+) ist.
Ein weiterer persischer Name des Festes istSchab-e Tschelle(h)(Schab-e Tschehel), „Nacht der Vierzig (Tage)“. Dies war ursprünglich kein Fest, sondern ein religiöser Brauch, um sich in der längsten und dunkelsten Nacht des Jahres gegen das Böse zu schützen. In der zoroastrischen Tradition waren Nachtstunden eine Zeit der Dämonen (siehedews) und anderer böser Handlanger des satanischenAhrimans. Zudem glaubte man, dass die dunklen Mächte in der längsten und dunkelsten Nacht des Jahres besonders stark und aktiv seien, und den Menschen wurde entsprechend empfohlen achtsam zu bleiben und den Schutz in der Menge mit vertrauten Freunden und Verwandten zu suchen.[6] Aus diesem Brauch entwickelte sich das Familienfest, wie es heute noch besteht.
Die Zahl vierzig(tschehel) im NamenSchab-e Tschehel, gesprochenSchab-e Tschelleh, ist ein Verweis auf den ersten vierzigtägigen Abschnitt des Winters,[2] der am Tag nach Schab-e Tschelleh beginnt. Der ebenfalls verwendete Name des Festes bzw. dessen Vorabends istYalda. Einigen Gelehrten zufolge stamme dieses Wort ursprünglich aus dem Christentum,[2] genauer aus Zweigen der frühenKirche des Ostens, wie sie imSassanidenreich vertreten war unddort Schutz fand. In demmittelaramäischen Dialekt, wie er von dieser Ostkirche, aber auch allgemein bereits seit Jahrhunderten im Iranischen Reich als Verkehrssprache verwendet wurde, bedeutetYalda wörtlich Geburt und wurde im christlichen Sinn als Begriff fürGeburt Christi interpretiert.[7] Obwohl nicht klar ist, welchen Weg dieser Begriff genommen hatte, wurde Heiligabend in der frühen Kirche in der Nacht zur Wintersonnenwende zelebriert, in eben derselben Nacht wie Schab-e Tschelleh. Es wird angenommen, dass diese Gemeinsamkeit dazu führte, dass der Name des traditionellen Festes auf das christliche Fest übertragen wurde. Heute sind beide Begriffe austauschbar.
Beide Begriffe sind erst aus islamischer Zeit belegt.[2] Ein älterer Name des Nachtfestes ist nicht bekannt, nur der des darauffolgenden Tages. Dieser Tag, der 1. Tag des 10. Monats, ist einer der zwölf Namenstage des zoroastrischen Kalenders, in diesem Fall, weil die Widmung des 1. Tages (genanntOrmazd) jeden Monats und die Widmung des gesamten 10. Monats (genanntDae, das heißt Schöpfer, das Standard-Epitheton von Ormazd) sich an diesem Tag kreuzen. Entsprechend wurde der Tag in besonderem Maße der Schöpfung/Schöpfungstat des Ahura Mazdas geweiht und alsDschaschn-e Ormazd gefeiert. Noch im 10. Jahrhundert, also lange nach dem Sturz des zoroastrischen Sassanidenreiches, bezeugteal-Bīrūnī die Bedeutung des Tages und die seinerzeit (in Chorasmien) verwendeten NamenKhorram-ruz ‚froher Tag‘,Kwar-ruz ‚Sonne-Tag‘ oderNavad-ruz ‚neunzig Tage [bis zum Nowruz]‘.[2]
Im November 2022 wurde Yalda in dieUNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[8][9]
In der Yalda-Nacht finden sich Freunde und Verwandte in den Häusern der Ältesten zusammen, wo sie die Nacht über gemeinsam feiern. Traditionell werden zu diesem Anlass vor allem Melonen, Granatäpfel, rote Trauben inKongina / کنگينه genannten luftdichten Tonschalen konserviert und es wird Backobst gegessen. Meist sitzt man um dasKorsi und liest aus demDīwān des persischen DichtersHafis vor. Hierbei handelt es sich um dasFal-e Hafez / فال حافظ, also um eine ArtOrakelbefragung oder Weissagung anhand der Hafez-Gedichte.[10]
Ein weiterer Brauch ist das Entzünden eines großen Feuers, das Licht und Hoffnung repräsentiert. Die Menschen freuen sich, dass das Licht neu geboren wird und sich gegen die Dunkelheit durchsetzt, denn nach der Yalda-Nacht werden die Tage wieder länger.
In der altpersischen Tradition kam der Herrscher in der Yalda-Nacht vom Thron herab und begab sich in die Wüste. Er schickte Diener und Wächter in den Urlaub und ging in ein Dorf, um dort die Nacht mit einfachen Bauern zu verbringen und ihnen zuzuhören.
Die Yalda-Nacht hat viele persische Dichter, darunterOnsuri,Nāsir-i Chusrau,Dschalal ad-Din Rumi,Hafis,Saadi undDschami zu Gedichten inspiriert. Zwei Beispiele:
Original[11] | Übersetzung vonJoseph von Hammer-Purgstall |
خلوت دل نیست جای صحبت اضداد | Das Herz ist nicht für Gegner, denn es scheint, |
1 Hammer-Purgstall hat hierYalda-Nacht als „Finsternis“ übersetzt. | |
Original: Gedicht vonSaadi | übersetzt ins Englisch von Amirkabir, translated by Rums Götterschwert[13] |
نظر به روی تو هر بامداد نوروزیست شب فراق تو هر شبکه هست یلداییست | Dein Anblick jeden morgen ist ein Neues Jahr. |