Wittichenau liegt etwa fünf Kilometer südlich der StadtHoyerswerda an derSchwarzen Elster. Durch das Stadtgebiet fließen als weitere kleine Flüsse dasSchwarzwasser und dasKlosterwasser, die hier in dieSchwarze Elster münden. Als einer ihrer Seitenarme verläuft in der Nähe der Stadt der vom Reichsarbeitsdienst angelegte HochwasserschutzkanalWudra. Die Umgebung ist flach, wasserreich und teils dicht bewaldet.
Die erste Erwähnung fand Wittichenau im Jahre 1248 alsWitegenowe in der Stiftungsurkunde desKlosters St. Marienstern durch dieHerren von Kamenz. Im Jahre1286 wurde der Ort dann erstmals als Stadt,civitatem Witigenhaw, bezeichnet. Als Gründer des Ortes darf der in der Urkunde genannteWitego I. von Kamenz angenommen werden, auf den auch der NameWitegenowe („Aue(nsiedlung) desWittich“) zurückgeht. Der sorbische NameKulow leitet sich vonkula „Beule, Buckel“ her, ähnlich wie der des Nachbarortes Keula (dort als Diminutivum:Kulowc).[4] Im Kontext mit der Belagerung der SechsstadtKamenz durch dieHussiten am 7. Oktober 1429 wurden das ungeschützte Landstädtchen und seine Herrschaft, dasZisterzienserkloster St. Marienstern, heimgesucht und ausgeplündert, weil sie das geforderte Lösegeld nicht bezahlen wollten.
Bis ins 18. Jahrhundert gehörte die Stadt gemeinsam mit vielen anderen sorbischen Siedlungen zum„Niederland“ der Klosterpflege St. Marienstern.
Am 1. Januar 1957 wurde Brischko eingemeindet. Am 1. Januar 1978 folgte Keula. Nach derWende vergrößerte sich Wittichenau am 1. Januar 1994 um Dubring, Hoske (mit dem am 1. Juli 1950 eingegliederten Rachlau), Kotten (mit dem am 1. Juli 1950 eingegliederten Saalau), Maukendorf und Sollschwitz.[5] Am 1. Januar 1995 wurde Spohla eingemeindet.[6]
Das Wappen zeigt in Gold die blau und rot gewandete, mit silbernem Heiligenschein versehene Jungfrau Maria. In der Linken hält sie das mit silbernem Heiligenschein versehene Jesuskind und in der Rechten einen Stab, auf dem eine stilisierte silberne Taube sitzt. Maria steht auf einer silbernenMondsichel, deren nach oben zeigende Enden mit je drei stilisierten silbernen Blumen verziert sind.
Das Wappen basiert auf dem einzig bekannten Wappen der Stadt aus dem 17. Jahrhundert, welches wiederum aus dem Wappen des Klosters derZisterzienserinnen St. Marienstern entstanden ist.
Für seine Statistik über diesorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelteArnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 2500, davon eine Hälfte sorbisch- und die andere deutschsprachig.[7]Ernst Tschernik zählte 1956 in der Stadt Wittichenau (mit Neudorf-Klösterlich) noch einen sorbischsprachigen Anteil von 32,4 % der Bevölkerung.[8] Bis heute wird in Wittichenau und insbesondere seinen Ortsteilen auch Sorbisch gesprochen.
Laut einer Umfrage unter 12.700 Lesern derSächsischen Zeitung leben in Wittichenau die glücklichsten Menschen in Sachsen.[9]
Laut derVolkszählung von 2011 waren zu diesem Zeitpunkt von 5.879 Einwohnern 3.397römisch-katholisch (57,8 %), 467evangelisch (7,9 %) und 2.015 gehörten einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft an (34,3 %).[10] 2022 lag der Anteil der katholischen Bevölkerung bei 54,7 %, jener der evangelischen bei 7,7 %.[11]
Nach denKommunalwahlen in Sachsen 2024 sitzen 16 Stadträte im Stadtrat von Wittichenau. Es entfielen sieben Sitze auf dieCDU (2019: 7), fünf auf die Allgemeine Bürgervertretung (2019: 6), zwei auf dieAfD (2019: 2) sowie zwei auf dieSPD (2019: 1). Die Wählervereinigung Maukendorf sowie Alternative für Stadt und Land, welche 2019 beide keinen Sitz bekamen, traten nicht mehr an.[2]
Markus Posch wurde im Juni 2014 im zweiten Wahlgang mit 63 % der Stimmen als Nachfolger von Udo Popella zum neuen Bürgermeister gewählt.[15] Sieben Jahre später wurde er bei der Wahl ohne Gegenkandidaten in seinem Amt bestätigt.
Zu den wichtigsten Baudenkmälern gehört die KatholischePfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt im Stadtzentrum, die nach der Zerstörung durch dieHussiten im Jahr 1429 in den Folgejahren bis 1440 wiederaufgebaut wurde. Die dreischiffigeStufenhalle wurde 1527 nach Osten verlängert und mit einem Gewölbe vollendet. Der Hauptaltar aus Stuckmarmor wurde 1722/23 vonMathias Wenzel Jäckel (Prag, aus Wittichenau gebürtig) entworfen. Die Ausstattung der Kirche ist weitgehend barock.
In Wittichenau befinden sich zudem mehrere historische Mühlen, darunter dieSchowtschickmühle – bis 1560 Kubitzmühle – die letzte von drei Wassermühlen am Rande desDubringer Moores. Die Pasternakmühle und die Mittelmühle wurden um 1900 abgetragen. DieKober-Mühle (früher Koßlickmühle) war bis in die 1920er Jahre Papiermühle und dient heute als Getreidemühle. DieStadtmühle wurde um 1650 erstmals erwähnt.
Auf dem Marktplatz des Städtchens befinden sich sowohl eine rekonstruiertekursächsischePostmeilensäule von 1732, deren Originalschriftblock im SchlossmuseumHoyerswerda steht, als auch dieKrabatsäule, welche an den kroatischen ObristenJohann Schadowitz erinnert, auf den die sorbische Sage vomKrabat zurückgeht. An seinem Grab in der katholischen Kirche erinnert eine Gedenktafel an ihn. Heutzutage verläuft außerdem der Radwanderweg„Auf den Spuren des Krabat“ durch Wittichenau.
Zu den kulturellen Höhepunkten gehören unter anderem dasOsterreiten und dieKarnevalszeit (Wittichenauer Karnevalsverein e. V.). Den Karneval in Wittichenau gibt es bereits seit dem Jahr 1706.
Der größte Arbeitgeber in Wittichenau ist die MöbelfabrikMaja-Möbel.[16] Das Unternehmen hat 450 Mitarbeiter und soll Ende 2023 geschlossen werden.[17]
Herta Nikovich (1923–1994), verbrachte ihr Leben in den Vereinigten Staaten, hinterließ als Stifterin der „Wittichenauer Kinder – Mrs. Nikovich-Stiftung“ 102.000 Dollar für die Förderung der Erziehung, der Volks- und Berufsbildung, der Jugendpflege und der Jugendfürsorge aller Kinder der Stadt Wittichenau
Günter Särchen (1927–2004), katholischer Sozialpädagoge, Publizist und Wegbereiter der deutsch-polnischen Aussöhnung, Ehrenbürger von Wittichenau
Christian Schenker (* 1950; † 2023) Herausgeber und Redakteur des Wittichenauer Wochenblattes (1990 belebte er die bereits zwischen 1878 und 1936 erschienene Zeitung wieder)
Groeger:Aus der Vergangenheit Wittichenaus. in: Scholz:Heimatbuch des Kreises Hoyerswerda. Verlag Ziehlke, Bad Liebenwerda 1925, S. 245–252 (Digitalisat)
Arnold Spruck:Wittichenau und die Länder der böhmischen Krone. Geschichte einer Nachbarschaft über 760 Jahre (= Studien des Hauses Königstein Band 1). Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2010,ISBN 978-3-87336-928-3.
↑Angaben der Stadtverwaltung; Stand: 31. Dezember 2016
↑Wittichenau. In: Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Hg. v. Ernst Eichler u. Hans Walther. Band II: M–Z. Berlin 2001. S. 606 f. Sowie:Keula2. In: Dass. Band I: A–L. Berlin 2001. S. 483.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995,ISBN 3-8246-0321-7.
↑Sächsische Zeitung, 14./15. Januar 2023, S. 9; Christine Scharrenbroch:Sachsen produzieren für Ikea. Für seinen größten Kunden lässt der Möbelhersteller Maja in einem hochautomatisierten Werk nahe Hoyerswerda fertigen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. April 2016, S. 18.