William Holman Hunt, um 1885; Fotografie (Woodburytypie) vonHerbert Rose BarraudEine bekehrte Britenfamilie verbirgt einen Missionar vor der Verfolgung durch die Druiden, 1850Die Auffindung Jesu im Tempel, 1860Der Schatten des Todes, 1870
William Holman Hunt war der Sohn eines Warenhausbetreibers und begann zunächst eine Ausbildung als kaufmännischer Angestellter. Er nahm Zeichenstunden und fertigte Musterentwürfe an. Zwischen 1834 und 1844 betätigte er sich alsKopist imBritish Museum und in derNational Gallery. 1843 bewarb er sich bei denRoyal Academy Schools in London und wurde bei seinem dritten Anlauf im Jahr 1845 zugelassen. 1848 war Hunt einer der Mitbegründer derpräraffaelitischen Bruderschaft. Er bewunderteJohn Ruskins mehrbändiges WerkModern Painters von 1843 und die Gedichte vonJohn Keats. MitJohn Everett Millais schloss er Freundschaft.
Im selben Jahr 1848 stellte er in der Royal Academy sein WerkSt. Agnesabend aus, das von Ruskin bewundert wurde und als erstes präraffaelitisches Gemälde gilt. Als gläubigerAnglikaner unterstrich Hunt den moralischen Ernst dieser Bewegung. Das WerkEine bekehrte Britenfamilie verbirgt einen Missionar vor der Verfolgung durch die Druiden erfuhr 1850 wegen seiner kompromisslosen Naturtreue scharfe Kritik. Ein weiteres Gemälde mit dem TitelZwei Herren aus Verona fand 1851 ebenfalls keine günstige Aufnahme beim Publikum. Hunt dachte daran auszuwandern. Ruskins Lob dreier Werke in den folgenden Jahren,Der Mietling (1852),Das Licht der Welt (1851/56) undErwachendes Gewissen (1853), ließen ihn von derartigen Plänen wieder Abstand nehmen.[2][3]
Im Januar 1854 trat er eine Reise insHeilige Land an; 1856 kehrte er nach London zurück. Mit dem GemäldeDie Auffindung Jesu im Tempel, das er 1860 verkaufte, sicherte Hunt seine Finanzen und seinen Ruf als Künstler. 1865 heiratete er Fanny Waugh, die ein knappes Jahr später inFlorenz bei der Geburt des Sohnes Cyril starb. Hunt heiratete 1875 ein weiteres Mal, und zwar Fannys Schwester Edith. Zwischen 1869 und 1878 unternahm er noch mehrere Reisen nach Griechenland, Italien und Ägypten und wiederum nach Palästina, das er im Jahr 1892 zum vierten Mal besuchte.
Hunt schrieb eineAutobiografie mit dem TitelPre-Raphaelitism and the Pre-Raphaelite Brotherhood, die 1905 erschien. In den Jahren 1906 und 1907 fanden in London,Manchester,Liverpool undGlasgow Retrospektivausstellungen seiner Werke statt.[4] Hunt starb 1910 und wurde in derSt Paul’s Cathedral in London beigesetzt.
↑zu "Licht der Welt": Auf dem Werk steht Christus mit einer Laterne vor einer verschlossenen Tür. Als man dem Maler vorhielt, er habe das Wichtigste vergessen, nämlich die Klinke, da antwortete er: "Es kann außen keine Klinke geben. Die Tür kann nur von innen, von uns geöffnet werden. ER klopft an. Öffnen müssen wir." (Quelle:Osthessen News, Beitrag von Pfarrer Stefan Buß, 14. Dezember 2022)