Nach dem Abitur 1831 nahm Wilhelm Adolf Schmidt das Studium der Philologie und Geschichte an derUniversität Berlin auf. Seine prägendsten Lehrer dort warenAugust Boeckh undLeopold von Ranke, an dessen berühmten historischen Übungen er teilnahm. Bereits 1834 wurde mit einer Arbeit über die Quellen zu den Einfällen der Gallier nach Griechenlandpromoviert. Zunächst lehrte er während seines Probejahres an der Königlichen Realschule und später amJoachimsthalschen Gymnasium in Berlin. Seine Arbeiten jener Zeit beschäftigten sich u. a. mit dem erstenHellenismus-BandJohann Gustav Droysens und den Quellen desZonaras. 1840habilitierte er sich mit einer Untersuchung über griechische Papyrusurkunden derköniglichen Bibliothek zu Berlin. Seit 1840/41 lehrte er alsPrivatdozent – auch auf Vermittlung August Boeckhs undFriedrich von Raumers an derBerliner Universität; 1845 wurde er zum außerordentlichen Professor berufen.
Er war als Angehöriger der FraktionWürttemberger Hof Mitglied derFrankfurter Nationalversammlung von 1848.[2] Weil er in Berlin aufgrund seiner zeitgeschichtlichen Vorlesungen im Jahre 1849, die großen Anklang fanden, keine Aussicht auf Beförderung sah, ging Schmidt 1851 als Ordinarius für Geschichte an dieUniversität Zürich, eine Doppelprofessur mit derETH Zürich, und neun Jahre später als NachfolgerDroysens nachJena, wo er bis an sein Lebensende blieb. 1874 bis 1876 war er Mitglied desReichstags für denReichstagswahlkreis Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 3. In seinen späteren historischen Arbeiten befasste er sich in erster Linie mit der neueren deutschen Geschichte.
De fontibus veterum auctorum in enarrandis expeditionibus a Gallis in Macedoniam atque Graeciam susceptis, Berlin: Schad 1834, Diss.
Geschichte der Denk- und Glaubensfreiheit, Berlin 1847
Preußens deutsche Politik, Berlin 1850
Geschichte der preußisch-deutschen Unionsbestrebungen, Berlin 1851
Zeitgenössische Geschichten, Berlin 1859
Elsass und Lothringen: Nachweis wie diese Provinzen dem deutschen Reiche verloren gingen, Leipzig 1859 (3. Auflage 1870)
Tableaux de la Révolution Française publiés sur les papiers inédits du département de la police secrète de Paris, Leipzig 1867–1870
Pariser Zustände während der Revolutionszeit, Jena 1874–1876; von Paul Viollet ins Französische übersetzt, Paris 1880–1885
Das Perikleische Zeitalter, Jena 1877–1879
Handbuch der griechischen Chronologie, Jena 1888
Abhandlungen zur alten Geschichte, hrsg. von Franz Rühl, Leipzig 1888
Geschichte der deutschen Verfassungsfrage während der Befreiungskriege und des Wiener Kongresses, Stuttgart 1890 (nachgelassen veröffentlicht von Alfred Stern)
Alexander Demandt,Alte Geschichte in Berlin 1810–1960, in: Reimer Hansen und Wolfgang Ribbe (Hrsg.),Geschichtswissenschaft in Berlin im 19. und 20. Jahrhundert. Persönlichkeiten und Institutionen, Berlin 1992, S. 149–210, hier S. 157f.
Hans-Werner Hahn,Geschichtswissenschaft im Dienst von Einheit und Freiheit. Der Jenaer Historiker Adolf Wilhelm Schmidt (1812–1887), in:Dieter Hein u. a. (Hrsg.),Historie und Leben. Der Historiker als Wissenschaftler und Zeitgenosse. Festschrift für Lothar Gall zum 70. Geburtstag, München 2006, S. 411–428
Hugo Landwehr,Adolf Schmidt, geb. den 12. September 1812, gest. den 10. April 1887, in:Biographisches Jahrbuch für Altertumskunde, Jg. 10, Band 53 (=Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft, Jg. 15), 1887, S. 1–34 (mit Schriftenverzeichnis); auch als Separatdruck, in: fers.,Zur Erinnerung an Adolf Schmidt, Berlin: Calvary, 1887
Ottokar Lorenz:Wilhelm Adolf Schmidt, Professor an der Universität Jena. In:Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde. Gustav Fischer, Jena, 1887, 13. Bd. nF. 5. Bd., S. 297 ff. (Online)
↑Als W.A. Schmidts Geburtsdatum wird im Nekrolog von Hugo Landwehr der 12. September angegeben.
↑Schmidt war Abgeordneter des ersten brandenburgischen Wahlbezirks (= Berlin), sieheParlaments-Album. Autographirte Denkblätter der Mitglieder des ersten deutschen Reichstages, Frankfurt am Main 1849, Nr. 104.