Wachtmeister ist ein ursprünglich militärischerDienstgrad, der aber auch in Zivilbehörden des deutschsprachigen Raums Verwendung findet (Polizei,Justiz,Zolldienst,Grenzschutz). ImMilitär gehört er zur Dienstgradgruppe derUnteroffiziere, so im österreichischenBundesheer und derSchweizer Armee, aber auch in derPäpstlichen Schweizergarde. In derDeutschen Marine nimmt der Wachtmeister die Funktion desKompaniefeldwebels wahr.
Im zivilen Bereich ist der Begriff noch im Zoll- und Justizdienst derdeutschen Bundesländer in Verwendung (Justizwachtmeister,Zolloberwachtmeister usw.) sowie in denPolizeibehörden der Schweiz. Nicht mehr in Gebrauch ist er in deutschen Polizeiorganen: In denLänderpolizeien derBundesrepublik Deutschland war er, bis zur Abschaffung 1972, die untersteAmtsbezeichnung. In derVolkspolizei derDDR bildete er bis 1990 den höchsten Mannschaftsdienstgrad, beimZolldienst der DDR indes den untersten Mannschaftsrang.
Unabhängig davon ist „(Herr bzw. Frau) Wachtmeister“ in der deutschenUmgangssprache immer noch eineSammelbezeichnung besonders für uniformierte Polizisten (ungeachtet des tatsächlichen Dienstgrads), gerät aber allmählich außer Gebrauch.
![]() — Wachtmeister — | |
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![]() ![]() ![]() Anzug 75 / 03 | Rockkragen | Tellerkappe | |
Dienstgradgruppe | Unteroffiziere |
NATO-Rangcode | OR-5 |
Dienstgrad Heer/Luftwaffe | Wachtmeister |
Dienstgrad Marine | keiner |
Abkürzung (in Listen) | Wm |
Besoldungsgruppe | … |
ImÖsterreichischen Bundesheer ist der Wachtmeister (Wm) heute der niedrigste Unteroffiziersdienstgrad (Verwendungsgruppe M BUO / Berufsunteroffiziere bzw. M ZUO / Zeitunteroffiziere). Ein Wachtmeister wird üblicherweise als Kommandant einerGruppe eingesetzt.
Um diesen Dienstgrad zu erreichen, ist die positive Absolvierung der 18 Monate andauernden Kaderanwärterausbildung notwendig. Diese gliedert sich in drei Teile, wobei der dritte Teil, von Anwärtern auf eine Offiziers- oder Unteroffiziersfunktion in der Miliz, im Zuge einer Fernausbildung erfolgen kann. Der Dienstgrad kann außerdem verliehen werden zum Abschluss derNachhollaufbahn. Diese besteht aus der Vorbereitenden Kaderausbildung (VbK) mit den Milizunteroffizierskursen 1 und 2 (MUOK 1/2) sowie einer Beorderten Waffenübung (BWÜ).
Während Milizoffiziersanwärter, bis zum Abschluss der Ausbildung zum Leutnant, weiterhin den Dienstgrad Wachtmeister tragen, werden Berufsoffiziersanwärter, die ihre weitere Ausbildung zum Leutnant auf der Theresianischen Militärakademie absolvieren, für diesen Zeitraum zum Fähnrich befördert.
Der Dienstgrad Fähnrich entspricht der Ranghöhe des Wachtmeisters, demnach tragen Berufsoffiziersanwärter, die als Fähnriche aus der Offizierslaufbahn ausscheiden, ebenfalls den Dienstgrad Wachtmeister.
Der Wachtmeister war ursprünglich ein Kavallerie-Dienstgrad derk.u.k. Armee und entsprach bis 1918 demFeldwebel bei der Infanterie, dem Oberjäger der Jäger oder demFeuerwerker bei der Artillerie. Der Wachtmeister hatte unter anderem die Aufgabe, die Wachtposten und die Stallungen nach Dienstschluss zu kontrollieren. Bis Mitte der 1970er Jahre war bei der Artillerie und bei der Fliegerabwehrtruppe die Bezeichnung „Feuerwerker“ statt „Wachtmeister“ noch üblich.
Niedrigerer Dienstgrad Zugsführer | Dienstgrad Wachtmeister | Höherer Dienstgrad Oberwachtmeister |
Einordnung:Rekruten –Chargen –Unteroffiziere –Offiziere Alle Dienstgrade auf einen Blick:Bundesheer-Dienstgrade |
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![]() Dienstanzug Schulterklappe | |
Dienstgradgruppe | Unteroffiziere |
NATO-Rangcode | OR-5 |
Dienstgrad Heer/Luftwaffe | Wachtmeister |
Dienstgrad Marine | keiner |
Abkürzung (in Listen) | Wm |
Besoldungsgruppe | CHF 11.50/Tag |
In derSchweizer Armee wurde der RangWachtmeister (kurz:Wm) bis zum 31. Dezember 2003 den erfahrenen Gruppenführern verliehen, die aufgrund ihres Könnens und ihrer Leistungen zum Zugführer-Stellvertreter ernannt wurden.
Seit dem 1. Januar 2004 ist der Wachtmeister die Gradbezeichnung für einen Gruppenführer, der seine Ausbildung abgeschlossen hat.Weitere Funktionen, die den Grad eines Wachtmeisters tragen sind: Küchenchefs, Material und Munitionschefs, Feldpostunteroffiziere, ABC-Unteroffiziere.
Ehemalige Gruppenführer im Grad desKorporals wurden mit dieser Neuerung zum Wachtmeister befördert, ehemalige Wachtmeister wurden aber nicht automatisch zumOberwachtmeister befördert.
Um Wachtmeister zu werden, war in derArmee XXI die Ausbildung wie folgt organisiert: Potentielle Kandidaten wurden nach 7 Wochen Rekrutenschule für die Unteroffiziersschule selektioniert und gleichzeitig zum Soldaten befördert. Danach absolvierten sie eine 9-wöchige Unteroffiziersschule, die sie mit der Beförderung zum Obergefreiten abschlossen. Nach einem 12-wöchigem praktischen Dienst „Abverdienen“ wurden sie zu Wachtmeistern befördert. In diesem Grad wurde je Waffengattung nochmals während 6 bis 9 Wochen praktischer Dienst geleistet.Mit derWEA, die im Juli 2017 mit der Umsetzung begann, absolviert jeder Rekrut eine 18-wöchige Rekrutenschule. Anschliessend besucht er eine 4-wöchige Unteroffiziersschule die mit der Beförderung zum Wachtmeister abschließt. Seinen neuen Grad „verdient“ er sich während einer weiteren 18-wöchigen Rekrutenschule ab (praktischer Dienst).[1]Das Dienstgradabzeichen zeigt einen Winkel mit einem in ein Blattwerk eingefasstes Schweizerkreuz (Ordonnanzkreuz).In Auslandeinsätzen wird er alsSergeant bezeichnet (Sgt).NATO-Rangcode: OR-5.
Niedrigerer Grad Korporal | Unteroffiziersgrad Wachtmeister | Höherer Grad Oberwachtmeister |
Einordnung:Mannschaften –Unteroffiziere –Höhere Unteroffiziere –Subalternoffiziere –Hauptleute –Stabsoffiziere –Höhere Stabsoffiziere –Oberbefehlshaber der Armee Alle Grade auf einen Blick:Grade der Schweizer Armee |
In derDeutschen Marine wird der personalbearbeitendeBootsmann an Bord größerer Schiffe als Wachtmeister bezeichnet. Er ist ähnlich einemKompaniefeldwebel (imVolksmund: Spieß) in den Heereseinheiten und hat den gleichen Dienstgrad im Range eines Unteroffiziers mitPortepee (im RegelfallHauptbootsmann oder höher).
In derArtillerie derNationalen Volksarmee derDDR war Wachtmeister der niedrigste Portepee-Unteroffiziersrang. Gemäß der Neufassung der Dienstlaufbahnordnung vom 10. Dezember 1970 wurde er durch diewaffengattungsübergreifende BezeichnungFeldwebel ersetzt. Das Äquivalent in derVolksmarine warMeister der Volksmarine.
Dienstgrad | ||
niedriger: Unterwachtmeister | ![]() Wachtmeister (Feldwebel) | höher: Oberwachtmeister |
In den deutschen Landstreitkräften hießen bis 1945 die Feldwebel derKavallerie undArtillerie Wachtmeister. In derKaiserlichen Marine,Reichsmarine undKriegsmarine wurden diePortepee-Unteroffiziere als Wachtmeister geführt, sofern sie den in See gehenden „Matrosen-Divisionen“ angehörten (auch „Bordfeldwebel“ genannt). Das Äquivalent bei den an Land Dienst tuenden „Werftdivisionen“ war wiederum der Feldwebel.
Dienstgrad | ||
niedriger: Unterwachtmeister (Unterfeldwebel) | Deutsches Reich ![]() Wachtmeister | höher: Oberwachtmeister (Oberfeldwebel) |
Die Dienstgrade in den meistenPolizeibehörden der Schweiz folgen dem Vorbild der Schweizer Armee. So rangiert in derdeutschsprachigen Schweiz der Wachtmeister (früher: Polizeiwachtmeister) vor demKorporal und nach demWachtmeister mit besonderen Aufgaben (Wm mbA) sowie demWachtmeister mit besonderer Verantwortung (Wm mbV).
Außerdem ist Wachtmeister ein Unterführer-Dienstgrad desBundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG); die Gradierung der BAZG-Angehörigen folgt dem militärischen Muster des 2021/2022 in das BAZG integrierten ehemaligenGrenzwachtkorps'.[2]
In den Behörden derfranzösischsprachigen Schweiz, der sogenanntenRomandie, lautet die BezeichnungSergent.[3] In deritalienischsprachigen Schweiz, also demKanton Tessin und in Teilen desKantons Graubünden, lautet die BezeichnungSergente.[4]
In den Landespolizeien derBundesrepublik Deutschland bildete der Polizeiwachtmeister (PWm) dasEingangsamt deseinfachen Dienstes. Anfangs wie ein Mannschaftsdienstgrad derBundeswehr entlohnt, stand er nach Höherstufungen in derBesoldungsordnung A zuletzt in derBesoldungsgruppe A 5 (äquivalent demUnteroffizier der Bundeswehr). Mit der Abschaffung der Amtsbezeichnung in allen Länderpolizeien, Mitte der 1970er Jahre, wurden alle Polizeiwachtmeister zuPolizeioberwachtmeistern befördert (Besoldungsgruppe A 5 mit Amtszulage). Die bisherigen Polizeioberwachtmeister avancierten jedoch nicht automatisch zuPolizeihauptwachtmeistern. ImBundesgrenzschutz war derWachtmeister im BGS hingegen, von 1956 bis 1971, der Eingangsdienstgrad der sogenannten Unterführer. Er wurde 1971/72 abgeschafft und dessen Inhaber zuOberwachtmeistern im BGS befördert. Mit der Abschaffung des einfachen Dienstes im BGS (Grenzjäger-Laufbahn), im Jahr 1976, kamen die Oberwachtmeister auf den Aussterbeetat. BGS-Bewerber wurden nun alsPolizeihauptwachtmeisteranwärter im BGS angestellt. Zuvor war derPolizeihauptwachtmeister im BGS zum Eingangsamt des mittleren Dienst avanciert.
Die Beamten der einfachen Laufbahn derBundeszollverwaltung führen indes noch Wachtmeister-Dienstgrade. Diese umfassen vier Ämter:Zolloberwachtmeister (Besoldungsgruppe A 3),Zollhauptwachtmeister (Besoldungsgruppe A 4),Erster Zollhauptwachtmeister (Besoldungsgruppe A 5),Erste Zollhauptwachtmeister (Besoldungsgruppe A 6). Der einfache Zolldienst wird jedoch abgeschafft, es erfolgen keine Neueinstellungen mehr in diese Laufbahn.[5][6]
Analog beschäftigen dieJustizdienste der Bundesländer weiterhinJustiz-/Gerichtswachtmeister (SB) imeinfachen Dienst. Einsatzgebiete sind bspw. die Einlasskontrolle in denGerichten undStaatsanwaltschaften, die Vorführung vonGefangenen im Gericht, die dortige Wahrung von Sicherheit und Ordnung, sowie der Aktentransport. Auch mit derZustellung von Schriftstücken sind sie gelegentlich befasst. Einige Bundesländer unterhalten, für besonders gefährdete Justizverfahren, eine spezielle Eingreifgruppe der Justizwachtmeisterei.
Daneben war bzw. ist „Wachtmeister“ imAmtsdeutschen dieSammelbezeichnung (SB) aller Wachtmeister-Dienstgrade, unabhängig von ihrer tatsächlichen Einzelbezeichnung (Oberwachtmeister, Hauptwachtmeister usw.). Entsprechend hat sich in der bundesdeutschen Umgangssprache die Bezeichnung „Wachtmeister“, als Anrede für uniformierte Polizisten jedweden Ranges, bis heute erhalten.
BeimZolldienst der DDR existierten von 1956 bis 1966 die Wachtmeister-Dienstgrade Wachtmeister, Oberwachtmeister und Hauptwachtmeister. Der jeweilige Rang wurde anhand von silbernen Quertressen angezeigt. Der Wachtmeister führte anfangs keine, seit 1960 aber eine Tresse. Die übrigen beiden Wachtmeister-Dienstgrade hatten entsprechend zunächst bis zu zwei, seit 1960 bis zu drei Tressen.[7][8]
In derDDR-Volkspolizei (einschließlichVolkspolizei-Bereitschaften) warWachtmeister der VP der höchste Mannschaftsrang. Zunächst zeigten die Schulterklappen zwei parallele aluminiumfarbene Querbalken, in Anlehnung an die Rangabzeichen fürStabsgefreiter /Stabsmatrose derVolksarmee. Ab ca. 1980 wurden die Balken durch umlaufende aluminiumfarbene Kordellizen ersetzt.
Dienstgrad | ||
niedriger: Unterwachtmeister der VP | Deutsche Demokratische Republik ![]() Wachtmeister der VP | höher: Oberwachtmeister der VP |
ImDeutschen Kaiserreich entsprach der Wachtmeister in den Polizei-Organen (städtischeSchutzmannschaften, Landgendarmerien, Kommunalpolizeien) der Länder in der Regel demVizefeldwebel oderFeldwebel derArmee. Unter ihm stand der einfache Schutzmann, der Gendarm oder der mit diesen gleichrangigeSergeant der Kommunalpolizei. Ihm vorgesetzt war derOberwachtmeister (in der Schutzmannschaft Berlin bis 1908 Abteilungswachtmeister genannt). In derkgl. bayerischen Gendarmerie rangierte seit 1909 derStabsoberwachtmeister noch vor dem Oberwachtmeister und dem Wachtmeister. ImGendarmeriekorps desGroßherzogtums Hessen-Darmstadt hießen die Wachtmeister und Oberwachtmeister noch bis 1880Brigadier und Oberbrigadier. In den hessisch-darmstädtischen Schutzmannschaften wurden die den Schutzmännern vorgesetztenRottmeister erst 1889 in Wachtmeister umbenannt. Daskgl. württembergische Landjägerkorps verzichtete dagegen auf die Bezeichnung Wachtmeister, nicht aber die württembergischen Schutzmannschaften und Kommunalpolizeien oder dasGroßherzoglich Badische Gendarmeriekorps.
In derWeimarer Republik und imDritten Reich sank der Wachtmeister zu einem niederen Polizei-Dienstgrad herab. In den meisten Ländern des Deutschen Reichs war er der zweit- oder drittunterste Dienstgrad der uniformierten Polizei. Abhängig von Reichsland und Polizeiorgan, war er entweder der unterste Dienstgrad der Unterführer oder ein höherer Mannschaftsdienstgrad. InPreußen rangierte er zwischen dem Polizei-Anwärter und demWachtmeister über 4 Dienstjahre; über letzterem standen wiederum der Oberwachtmeister (äquivalent demUnteroffizier derReichswehr) und der nach 1918 reichsweit neu eingeführtePolizeihauptwachtmeister (äquivalent demFeldwebel der Reichswehr). In dernationalsozialistischenOrdnungspolizei war der Polizeiwachtmeister ab 1941 reichseinheitlich dem Unteroffizier gleichgesetzt. Er rangierte nun vor den gleichzeitig eingeführten MannschaftsgradenRottwachtmeister (Obergefreiter) undUnterwachtmeister (Gefreiter), doch hinter dem Oberwachtmeister (jetzt rangleich mitUnterfeldwebel) und den neuen Dienstgraden Revieroberwachtmeister (Schutzpolizei) bzw. Bezirksoberwachtmeister (Gendarmerie); die letzteren beiden Dienstgrade waren ranggleich mit dem Feldwebel derWehrmacht. Der Hauptwachtmeister war nun gleichauf mit demOberfeldwebel. Über ihm standen, seit 1926 in Preußen, derPolizeimeister (ranggleich mit Oberfeldwebel, seit 1941 mitStabsfeldwebel), derPolizeiobermeister (Stabsfeldwebel, seit 1941 Revierleutnant) und der Inspektor (seit 1941 Revieroberleutnant; nicht zu verwechseln mit dem Polizeiinspektor, der dem Polizeioberleutnant gleichstand).
Die heutige Bezeichnung und Einordnung stammt aus dem Mittelalter. So wurden in Städten wieRegensburg Schutzgemeinschaften gebildet. Die Nachbarschaft half sich gegenseitig bei Feuer, Hochwasser und sonstigem Ungemach. Eine Schutzgemeinschaft (acht in Regensburg) wurde „Wacht“ genannt, der Anführer „Wacht-Meister“.
DerWachtmeister (siehe:Feldwebel) war in den Heeren desAbsolutismus der ranghöchste Unteroffizierdienstgrad. Innerhalb derKompanie oblag ihm die Kontrolle der Wachtposten und die Erledigung von Verwaltungsaufgaben. (Gleich hinter ihm rangierte imDeutschen Kaiserreich derVize-Wachtmeister).
DerFeldwachtmeister bzw.Obrist-Wachtmeister bzw.Oberstwachtmeister übernahm alsStabsoffizier diese Aufgaben aufRegimentsebene. Die Bezeichnung wurde allmählich vonMajor abgelöst.
DerGeneralfeldwachtmeister bzw.Generalmajor überwachte bei größeren Truppenverbänden u. a. die Aufstellung derBrigaden und Regimenter im Felde und beimMarsch.
AlsWachtmeister-Leutnant wurden bis ins 18. Jahrhundert hinein militärischeAdjutanten tituliert.