DasVal de Travers ist ein Längstal imNeuenburgerJura derSchweiz. Es wird von derAreuse durchflossen; der Talboden liegt im Mittel auf rund730 m ü. M. Die Talschaft nimmt den östlichen Teil des gleichnamigen ehemaligenBezirks Val-de-Travers im KantonNeuenburg ein.Das Val de Travers verdankt seinen Namen der Tatsache, dass esquer liegt zu den anderen Juratälern des Kantons Neuenburg (Vallée de la Brévine,Vallée de La Sagne undVal-de-Ruz). Den NamenVallis Transversa trägt das Tal seit der Römerzeit.
Das Val de Travers erstreckt sich über eine Länge von rund 15 km in Westsüdwest-Ostnordost-Richtung. Es besitzt einen 0.5 bis maximal 2 km breiten flachenTalboden, während das gesamte Talbecken (mit den angrenzenden Hängen) etwa 3 bis 4 km breit ist. Das Val de Travers beginnt südwestlich der OrtschaftButtes an der Stelle, wo sich das schluchtartige, vomButtes durchflosseneVallon de Noirvaux zu einem breiten Talbecken öffnet. Hier liegt der Talboden auf770 m ü. M. Nach etwa 4 km tritt beiFleurier von Westen her der Hauptfluss Areuse durch eineKlus in das Val de Travers ein. In geografischem Sinne gehört auch der westlich dieser Klus gelegene Talkessel vonSaint-Sulpice zur Talschaft des Val de Travers.
Bei Fleurier liegt der Talboden auf740 m ü. M. Hier mündet der Buttes in die Areuse. Diese fliesst teils kanalisiert und begradigt, teils mit quasinatürlichen aber befestigten Ufern nach Ostnordosten durch das Becken. Auf ihrem Lauf nimmt sie von Süden denBied und von Norden denSucre auf, beides kurze Seitenbäche, dieErosionstäler in die Hänge eingeschnitten haben. Ansonsten sind die Talhänge nur wenig gegliedert.
Im nordöstlichen Teil des Val de Travers befindet sich das Talbecken vonNoiraigue, das durch den vorgeschobenen Rücken derColline des Oeuillons vom Hauptteil der Talschaft abgetrennt ist. Hier erhält die Areuse Zufluss von derNoiraigue, die in einerKarstquelle entspringt. Die Engstelle zwischen derClusette (1119 m ü. M.) im Norden und demDos de l’Ane (bis1300 m ü. M.) des Soliat im Süden, durch welche die Areuse in ein schluchtartiges Tal fliesst, bildet den östlichen Abschluss des Val de Travers. Auf der 12 km langen Strecke zwischen Fleurier und Noiraigue weist die Areuse ein Gefälle von nur gerade 0,1 % auf; die Längsneigung des Val de Travers ist also minimal.
Flankiert wird das Val de Travers im Süden von der südlichstenJurakette mit den HauptgipfelnChasseron (1607 m ü. M.) undSoliat (1463 m ü. M.), im Norden von einer weiteren Kette mit den Höhen derMontagne de Buttes (1245 m ü. M.),Trémalmont (1277 m ü. M.) undCrêt du Cervelet (bis1308 m ü. M.). Während die steilen Talflanken überwiegend bewaldet sind (hauptsächlich Tannen- und Buchenwälder), findet man auf den Hochlagen ausgedehnte Weiden.
Das Val de Travers bildet nicht eineSynklinale im klassischen Sinne, denn im Zuge der Jurafaltung wurden die Gesteinsschichten der Chasseron-Soliat-Kette mehrere Kilometer über den bestehenden Untergrund geschoben. Somit ist der südliche Rand des Talbeckens durch eineÜberschiebung gekennzeichnet. Auch die nördlich an das Tal angrenzendenAntiklinale weist verschiedene tektonische Störungen auf.
Das Talbecken ist einSedimentbecken und gefüllt mittertiären Sandstein- und Mergelschichten, die durch Erosionsvorgänge während der Jurafaltung hierher verfrachtet wurden. Darüber legten sichquartäre Ablagerungen sowohl glazialen als auch fluvialen Ursprungs. Durch einen prähistorischen Bergsturz im Bereich östlich von Noiraigue wurde die Areuse aufgestaut, und es bildete sich vorübergehend ein See, der das gesamte Talbecken bis nach Buttes bedeckte. Nachdem der Fluss die Sperre gelockert und durchbrochen hatte, floss das Wasser allmählich ab. Insbesondere am nördlichen Talhang des Val de Travers sind Kalk- und Mergelschichten aus derKreidezeit anstehend. Das Relief am gesamten südlichen Talhang sowie im oberen Teil des nördlichen Talhangs wird aber durch die verfalteten Kalksteinschichten desMalm gebildet.
Früher zählten acht Gemeinden zum Val de Travers (geordnet von Südwesten nach Nordosten):Buttes,Saint-Sulpice (NE),Fleurier,Boveresse,Môtiers (NE),Couvet,Travers undNoiraigue. Sie umfassten 10'467 Einwohner (Ende 2007). Die neueGemeinde Val-de-Travers umfasst diese acht ehemaligen Gemeinden sowieLes Bayards und hat total 10'649 Einwohner (Ende 2023).
Grösste Ortschaft ist Fleurier mit 3518 Einwohnern, Hauptort ist jedoch Môtiers (NE) mit 825 Einwohnern.
Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ist das Val de Travers eine stark industrialisierte Talschaft. Die heutige Industrie konzentriert sich auf die Branchen Feinmechanik, Mikrotechnik, Apparatebau, Herstellung von Präzisionswerkzeugen und Holzverarbeitung. Die einstmals dominierende Uhrenindustrie ist heute praktisch nicht mehr vertreten. Auch dieLandwirtschaft hat eine gewisse Bedeutung im Einkommen der Bevölkerung. Dank der fruchtbaren Böden herrscht im Talbecken Ackerbau vor, daneben gibt es Wiesland, während auf den Hochlagenextensive Weidewirtschaft betrieben wird.
VonNeuenburg her ist das Val de Travers leicht erreichbar. Durch das Tal verläuft die Hauptstrasse 10, welche von Neuenburg via Fleurier undLes Verrières nachPontarlier inFrankreich führt.
Bereits am 25. Juli 1860 wurde dieEisenbahnlinie von Neuenburg durch das Val de Travers nach Pontarlier eingeweiht. Um die Höhendifferenz von ungefähr 200 m zwischen dem Val de Travers und dem Vallon des Verrières zu überwinden, verläuft diese Bahnlinie westlich von Travers entlang dem nördlichen Talhang und konnte deshalb die Dörfer im Talbecken nicht genügend bedienen. Darum wurde parallel dazu im Talboden eineLokalbahn von Travers nach Saint-Sulpice gebaut, die ihren Betrieb am 24. September 1883 aufnahm (der Abschnitt Fleurier-Saint-Sulpice ist heute für den Personenverkehr stillgelegt). Durch eine Seitenstrecke, die am 11. September 1886 eröffnet wurde, erhielt auch Buttes Anschluss an das schweizerische Eisenbahnnetz. Die Strecke Travers-Buttes wird heute vom RegionalverkehrsunternehmenTransports Régionaux Neuchâtelois (TRN) zusammen mit denSchweizerischen Bundesbahnen betrieben. Auch die Buslinien nach von Fleurier nach Boveresse – Couvet und nach dem Vallon des Verrières werden durch die TRN betrieben, die Verbindungen nachLa Brévine –Le Locle und im Sommer am Wochenende nachYverdon-les-Bains werden vonPostautokursen sichergestellt.
Schon zurRömerzeit wurde das Val de Travers als Durchgangsachse zwischen dem SchweizerMittelland und der Region Pontarlier respektiveDole genutzt. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Talschaft 1049 unter dem NamenVallis transversa. Später erschienen die BezeichnungenVallis traversis (1150) undVallis traversa (1320). Der Name stammt aus demLateinischen und bedeutet schlicht und einfachQuertal, wobei zu bemerken ist, dass das Val de Travers geologisch gesehen ein Juralängstal und nicht einQuertal darstellt.
Die Besiedlung des Tales erfolgte ab dem 10. Jahrhundert, nachdemBenediktinermönche bei Môtiers ein Kloster gegründet hatten. Die Mönche begannen mit der Rodung und Urbarmachung der Talschaft, die damals zum Hoheitsgebiet des KönigreichsBurgund gehörte. In der Folgezeit wurde Môtiers zum Mittelpunkt des Val de Travers, das Priorat hatte die kirchliche und weltliche Herrschaft inne. Im Jahre 1237 gelangte die Talschaft unter die Oberhoheit derGrafen von Neuenburg. Diese liessen 1344 auf einem Vorsprung oberhalb von Môtiers ein Schloss erbauen, das heutigeVieux Château. Die Grafen setzten hier einen Vertreter ein, der die KastlaneiVautravers verwaltete. So wurde imMittelalter die Territorialeinheit des Val de Travers genannt, die in etwa die Ausmasse des heutigen BezirksVal-de-Travers hatte. Nach derSäkularisation des Klosters verliessen die Mönche das Tal und wanderten nach Frankreich aus. Im weiteren Verlauf teilte das Val de Travers die Geschicke des Hoheitsgebietes und ab 1815 schweizerischen KantonsNeuenburg.
Lange Zeit war das Val de Travers landwirtschaftlich geprägt (Getreide-, Hanf- und Flachsanbau). Daneben entwickelte sich Handwerk und Gewerbe, insbesondere Mühlen, Sägereien und Schmieden. Etwa um die Mitte des 18. Jahrhunderts vollzog sich eine rascheIndustrialisierung. Damals wurden die Spitzenklöppelei und die Uhrenmacherei eingeführt, die zunächst in Heimarbeit verrichtet wurde. Mit der Gründung der ersten Uhrenfabrik im Jahre 1770, wurde Fleurier zum neuen wirtschaftlichen Zentrum des Tales. Im weiteren Verlauf entstanden in den Dörfern des Val de Travers zahlreiche Fabriken in den Bereichen Uhrenherstellung, Maschinenbau, Herstellung von Textilien und Zement. Schon ab 1714 wurden bei ButtesAsphaltvorkommen abgebaut. Später entstand das AsphaltwerkLa Presta zwischen Couvet und Travers, das den Abbau jedoch 1986 einstellte. Die Asphaltminen können heute unter Führung besucht werden.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Val de Travers zum Zentrum derAbsinthherstellung. Grosse Landstücke wurden für den Anbau desWermutkrauts (Artemisia absinthium) verwendet. Die Ortschaft Couvet florierte als Zentrum der Absinthproduktion, bis diese 1908 aufgrund einer Volksabstimmung verboten wurde. Heute existieren wieder mehrere Absinthdestillerien im Tal. Nachdem das Verbot 1999 in den meisten Ländern Europas aufgehoben wurde, ermöglichte die Anpassung der Gesetzgebung bezüglich desThujongehalts bereits ab 2001 wieder das legale Destillieren im Tal. 2005 wurde das Absinthverbot auch in der Schweiz aufgehoben. Der Absatz des Absinth hat seitdem stark zugenommen.
Am 3. April 2007 entschieden sich die Gemeindeparlamente einstimmig für die Fusion aller elf Gemeinden des Bezirks Val-de-Travers. Die Vorlage über den Zusammenschluss wurde den Stimmberechtigten am 17. Juni 2007 unterbreitet. Da sich die Gemeinden Les Verrières und La Côte-aux-Fées gegen den Zusammenschluss aussprachen, kam die Fusion vorerst nicht zustande. Die zustimmenden Gemeinden arbeiteten ein neues Projekt aus, das am 23. Februar 2008 von den Stimmbürgern des Kantons Neuenburg gutgeheissen wurde. Per 1. Januar 2009 wurde aus neun Gemeinden die neue GemeindeVal-de-Travers gegründet.
Zu den bedeutenden Sehenswürdigkeiten im Val de Travers gehören:
46.911936.60158Koordinaten:46° 54′ 42,9″ N,6° 36′ 5,7″ O; CH1903: 536233 / 195989