DieUnstrut ([ˈʊnʃtruːt], mitunter auch [ˈʊnstruːt]) ist ein 192 km langer,linker Nebenfluss derSaale und deren wasserreichster Zufluss. Einzugsgebiet ist fast das gesamteThüringer Becken nebst einem Teil der westlichen und nördlichen Randplatten, Teile des Südharzes und kleinere Teile des nördlichenThüringer Waldes. Dabei entspringen die wasserreicheren Zuflüsse wie auch die Unstrut selbst in den im Vergleich zum Becken niederschlagsreicheren Randgebirgen.
Um 575 wurde der FlussOnestrudis genannt, im 7. JahrhundertUnestrude, 994Vnstruod. Der Name wird vom germanischenstrōdu hergeleitet, wasSumpfdickicht heißt. Für die VorsilbeUn- wird eine Steigerungsform wie beispielsweise in „Unwetter“ erwogen oder eine Form der Lokalpartikel *(h1)en ,in‘. Der Flussname würde demnach ,Sumpf(dickicht) an sich habend(er Fluss)‘ bedeuten, wofür auch die für die Unstrut typische Auenlandschaft und Hochwassergefährlichkeit sprächen. Eine ähnliche Wortbildung findet sich in der österreichischenErlauf (früher:Arelape), (Fluss,) der einen See vorn/am Anfang hat‘.[4]
Die Unstrut entspringt westlich vonKefferhausen beiDingelstädt inNordthüringen im südlichenEichsfeld. In derThüringer Pforte beiSachsenburgdurchbricht sie dieHainleite. In ihrem Unterlauf durchfließt sie in zahlreichenSchleifen denBurgenlandkreis im südlichenSachsen-Anhalt. Sie wird dabei unterhalb vonMemleben zunächst vomZiegelrodaer Plateau, beiLaucha vomDorndorfer Plateau sowie in der NäheFreyburgs von den kalkreichen Schweigenbergen flankiert und mündet imGroßjenaer Blütengrund beiNaumburg in die Saale.
An der Einmündung in die Saale ist die Unstrut kürzer als diese (192 vs. 255 km) und führt weniger Wasser (45 % : 55 %),[5] entwässert aber ein größeres Einzugsgebiet (55 % : 45 %)[6].
Die Unstrut ist, gemessen an ihrem Einzugsgebiet von über 6.000 km², mit nur etwa 30 m³/sAbfluss vergleichsweise wasserarm (Abflussspende: nur knapp 5 l/s·km²). Dieses ist zum einen durch die verbreitete Ebenheit des Thüringer Beckens verursacht, zum anderen dadurch, dass die Oberläufe der größeren Zuflüsse wie auch der Unstrut selbst von derLeeseite der Randgebirge kommen. So erreicht selbst die im Oberlauf den montanen Thüringer Wald entwässerndeGera nur knapp 7 l/s·km², während die zurWerra entwässernden Flüsse an der Luvseite des Gebirges (z. B.Schleuse) mehr als die doppelte Wassermenge pro Quadratkilometer Einzugsgebiet führen.
WichtigeZuflüsse der Unstrut sind linksseitigWipper (Einzugsgebiet: 647 km²),Helbe (414 km²) undHelme (1.318 km²); rechtsseitig sind neben der Gera (1.090 km²) dieGramme (357 km²) und dieLossa (394 km²) von Bedeutung. Der größte Nebenfluss, die Gera, übertrifft die Unstrut am Mündungspunkt an Wasserführung deutlich (6,6 m³/s vs. 4,6 m³/s).[7]
Von den Hauptflüssen des Flusssystems zweigen viele zumeist künstliche Nebenarme ab, die dann wiederum zahlreiche Entwässerungsgräben aufnehmen. So mündet beispielsweise die Helbe in drei parallelen Armen.[1][3]
Buntsandstein undMuschelkalk aus derTriasformation prägen das Gesicht desSaale-Unstrut-Triaslandes. Mancherorts sind sie durch tertiäre und quartäre Sedimente verdeckt, an anderen Stellen treten sie offen zutage. Insbesondere im Unterlaufbereich ist die geologische Schichtenfolge gut zu erkennen.
Das Durchbruchstal der Thüringer Pforte trennt die das Thüringer Becken im Norden und Nordosten begrenzenden HöhenzügeHainleite undSchmücke, die aus Muschelkalk bestehen. DerGipsfelsen desWendelsteins, der sich kurz vorMemleben unmittelbar an der Unstrut schroff erhebt, gehört als östlicher Ausläufer derBottendorfer Höhe zu den Aufwölbungen desZechsteins, der aufgrund der Nordrandstörung derHermundurischen Scholle hier zutage tritt. Zwischen Memleben und Nebra durchfließt die Unstrut ein in den Mittleren Buntsandstein eingeschnittenes Tal, dessen Steinbruchwände von der jahrhundertelangen Bausteingewinnung künden. BeiKarsdorf weitet sich das Tal, der weicheSchieferton des Oberen Buntsandsteins wurde hier vom Fluss teilweise ausgewaschen. In den Karsdorfer Zementwerken wird der Kalk als Rohstoff gewonnen. Von Karsdorf bis Freyburg begleiten rebentragende Erhebungen des Unteren Muschelkalks die Unstrut; der plattig bis wellig geschichtete, teilweise auch kompakte Kalkstein wurde durch den Fluss großflächig freigelegt. FreyburgerSchaumkalk wurde in früheren Jahrhunderten unter anderem imNaumburger Dom verbaut.
Wahrscheinlich wandte sich einst die Unstrut vom Zufluss der Helme an dem jetzigen Mansfelder Land zu, durchfloss die vom ehemaligenSalzigen See eingenommene Senke und erreichte damals über das heutigeSalzatal dieSaale. Im Geröll des Sees und der Salza findet man Steine, die aus dem Thüringer Becken stammen und nicht durch die gegenwärtigen Gewässer dorthin verbracht sein können. Als sich derHornburger Sattel und seine Nachbarhöhen erhoben, wurde der Unstrut der alte Abflussweg versperrt, worauf sie in Richtung ihres heutigen Tals bei Freyburg einen neuen fand.
In ihrem gesamten Verlauf liegt die Unstrut im Lee des Harzes, klimatisch hat dies zur Folge eine geringe bis mäßige Jahresniederschlagsmenge, da die meisten Niederschläge im Nordwesten vor den Bergen niedergehen, sowie ein kontinentales Klima mit etwa 1600 Sonnenstunden im Jahr. Im Unterlauf bildet das Unstruttal eine von nördlichen Winden abgeschirmte Wärmeinsel, deren steile Südhänge auch im Winter nahezu senkrecht einfallende Sonnenstrahlen erhalten können.
Ihren besonderen Reiz gewinnt die Unstrut durch den Gegensatz von Flussauenbiotopen und angrenzenden trockenen Böden. Die feuchten Ufer sind von Weiden, Pappeln und Eschen gesäumt. Auf den trockenen, kalkhaltigen Böden finden sich Trocken- und Halbtrockenrasen, an geschützten Stellen wie im NaturschutzgebietTote Täler wachsen seltene Orchideen wie dasBleiche und dasPurpur-Knabenkraut, dieBienen-,Spinnen- undFliegen-Ragwurz, derFrauenschuh oder dasGroße Zweiblatt.
Die Unstrutgegend ist eine jahrhundertealte Kulturlandschaft, die besonders durch den Weinanbau geprägt ist und durch dieStreuobstwiesen, die aus Weinbergsbrachen hervorgegangen sind. Wasserliebende Vögel wie dieWasseramsel und derEisvogel sind hier heimisch, seit den 1990er Jahren ist zunehmend der von Fischern als Konkurrent ungern geseheneKormoran anzutreffen.
Im Jahre 2004 durchgeführte Messungen von der Quelle bis zur Mündung wiesen eine hoheNitratbelastung der Unstrut nach. Schon in der Quelle bei Kefferhausen fanden die Gewässerschützer einen stark erhöhten Wert von 29,7 mg/l. Die Konzentration verringerte sich im Verlauf bis zu einem Wert von 13 mg/l nahe der Mündung. Vom „Rat von Sachverständigen für Umweltfragen“ (SRU) werden jedoch sogar Nitratwerte unterhalb von 8 mg/l in den der Nordsee zufließenden Flüssen gefordert, um deren heutigeEutrophierung zu vermindern. Nach der chemisch-physikalischenGewässergüteklassifikation der staatlichen Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) ist die Unstrut im oberen Gewässerlauf bis Bad Langensalza als stark nitratbelastet anzusehen. Bei der Untersuchung der Zuflüsse fand sich in der Gera eine vergleichbare Nitratkonzentration, eine geringere in der Helme. Ursache ist, dass das Grundwasser im Oberlaufgebiet stark durchDüngemitteleintrag belastet wird. Zu dessen Minderung verlangen die Gewässerschützer, zusätzliche Abgaben für stickstoffreiche Düngung zu erheben wie beispielsweise für die vielfach praktizierteGülle-Wirtschaft. Weil sich aber schon über die vergangenen Jahrzehnte hohe Nährstoffmengen im Grundwasser angereichert haben, würden auch durch diese Maßnahme die Grenzwerte erst nach langer Frist erreicht werden.
Zur kurz- bis mittelfristigen Nitratentlastung sei es notwendig, die Selbstreinigung zu fördern, etwa indem man Regenwasser dem Grundwasser zuführt und die Uferzonen für die Überflutung freigibt. „Auen mit ihren positiven Einflüssen auf die Selbstreinigungskraft müssen reaktiviert werden. Als positive Nebenwirkung werden dabei auch Hochwasser- und Naturschutz betrieben“, formuliert der VSR-Gewässerschutz.
Im Jahr 531 fand nachGregor von Tours’Decem libri an der Unstrut dieEntscheidungsschlacht zwischenFranken undThüringern statt, die mit der Vernichtung und Einverleibung desReiches der Thüringer in das Frankenreich endete.
In derSchlacht bei Riade an der Unstrut wurden 933 die Magyaren erstmals von einem deutschen Heer unterHeinrich I. geschlagen.
Am 9. Juni 1075 schlug KönigHeinrich IV. in derSchlacht bei Homburg an der Unstrut (ehemaliges Kloster Homburg, etwa 1 km nördlich von Bad Langensalza) ein überwiegend aus einfachen Bauern bestehendes sächsisches Heer, um danach verheerend durch Sachsen und Thüringen zu ziehen. Dies führte schließlich am 27. Oktober zur vollständigen Unterwerfung der sächsischen Führer bei Spier (Sondershausen). Heinrich IV. hielt anschließend zahlreiche sächsische Große an verschiedenen Orten in Haft und vergab ihre Lehen anderweitig.
Vom 19. bis 21. Oktober 1813 überschritt die in derVölkerschlacht bei Leipzig geschlagene französische Armee die Unstrut bei Freyburg und an der Zeddenbachmühle, noch einmal kam es dabei zu einem blutigen Gefecht. Etwa 100.000 Mann wälzten sich über die von französischen Pionieren errichteten provisorischen Brücken. Napoleon selbst überwachte und leitete den Übergang. Die Franzosen hatten ihre Kanonen beherrschend auf den Höhen der Schweigenberge und beiZscheiplitz postiert und konnten so die nachstoßenden Alliierten aufhalten, so dass der weitere Rückzug gesichert war. Russen und Preußen überschritten die Unstrut erst am 22. Oktober.
Schifffahrt auf der Unstrut ist mindestens seit 1612 belegt; allerdings war eine nennenswerte wirtschaftliche Nutzung wegen der geringen Flusstiefe und der morastigen Ufer lange Zeit nicht möglich. Immer wieder mussten die Anrainer zur Erhaltung der Uferwege angehalten werden, die man für dasTreideln der Lastkähne benötigte. Die mehrfach erneuerteWasser- und Mühlenordnung von 1653 brachte jedoch nur eine geringe Besserung; häufig kam es zu ausgedehnten Überschwemmungen. Pläne zur Schiffbarmachung, die HerzogErnst I. von Sachsen-Gotha hegte, um Naumburg als Umschlagplatz von Gütern wirtschaftlich zu stärken, unterbreitete er seinem kurfürstlichen Verwandten, sie wurden jedoch von kursächsischen Räten abgelehnt; diese befürchteten eine heranwachsende Konkurrenz für die nahe Handelsstadt Leipzig. Auch eine großangelegte Planung eines west-östlichen Wasserweges unter Einbeziehung der Unstrut in der Mitte des 18. Jahrhunderts kam lange Zeit nicht zustande.
Erst 1778 wurde der Berghauptmann, Maschinen- und SchleusenbauerJohann Friedrich Mende mit Untersuchungen zurSchiffbarmachung und 1790 mit der Erarbeitung eines Kanalisierungsplans beauftragt. Er übernahm 1791 die Leitung der Ausbauarbeiten über 71 km an der Unstrut, die eine Mindesttiefe des Flusses von 0,8 m gewährleisten sollten. Für die Arbeiten wurden drei Millionen Thaler angewiesen. In den nächsten Jahren wurden zwölfSchleusen angelegt; ein Ausbau fand auch an der Saalestrecke zwischen Naumburg undWeißenfels statt. Am 8. April 1795 wurde die Schifffahrt freigegeben, am 3. Juli legte der erste Lastkahn in Artern an.
Der Wasserweg sorgte für zunehmenden wirtschaftlichen Aufschwung, transportiert wurden insbesondere der berühmteSandstein ausNebra, der weite Verbreitung fand,Kalkstein aus Freyburg, Salz aus Artern, außerdem Getreide und Rüben. Stromauf wurden die Schiffe getreidelt, daher wurde besonderes Augenmerk auf Uferbefestigungen und gangbare Uferwege gelegt. Zur Entwässerung der weiterhin feuchten und vom Hochwasser bedrohten Böden wurde 1857 die Unstrutregulierungs-Sozietät gegründet. Erst mit derMelioration wurde eine produktive landwirtschaftliche Nutzung möglich. Gleichzeitig wurde damit das verbreitete Unstrut-Sumpffieber bekämpft. Seit 1888 wurde ein Dampfschlepper eingesetzt. 1882–1895 wurde die Unstrut-Wasserstraße teilweise begradigt und rekanalisiert. Wirtschaftliche Konkurrenz erwuchs der Schifffahrt durch die Inbetriebnahme derUnstrutbahn zwischen Naumburg und Artern am 1. Oktober 1889; in den nächsten Jahrzehnten ging der Verkehr auf dem Wasser rapide zurück. Nach den massiven Frühjahrshochwassern 1956 und 1967 wurde ein Sofortprogramm für denHochwasserschutz begonnen, erneut wurde begradigt und wurdenHochwasserrückhaltebecken geschaffen. Fünf Wehre und Schleusen wurden abgebrochen. Ein durchgängiger Schleusenbetrieb war nicht mehr möglich.
Wirtschaftlich wird der Wasserweg heute nicht mehr genutzt, jedoch entdeckte in den letzten Jahren der Tourismus die Unstrut. Zahlreiche Wassersportvereine und Bootsverleihe bieten Kanus oder Ruderboote an, mit denen man die Unstrut befahren kann. Schleusen sind noch in Betrieb in Artern, Ritteburg, Wendelstein, Tröbsdorf, Laucha, Zeddenbach und Freyburg. Auf dem Unterlauf verkehrten bis 2016 von Karsdorf bis zur Mündung in die Saale im Naumburger Blütengrund drei kleine Fahrgastschiffe, die 1888 erbauteFröhliche Dörte, die 1908 erbauteUnstrutnixe und die 1969 erbauteReblaus.
Die Auelandschaft der Unstrut hat im Laufe der Zeit stark unter den Begradigungen und Meliorationsmaßnahmen gelitten. 1992 begann der Freistaat Thüringen ein Modellprojekt zur Revitalisierung des Flusses.
Voraussetzung für die Aufnahme des Schiffsverkehrs auf der Unstrut im April 1795 zwischen Bretleben (km 78,5) und der Mündung in die Saale waren im Zeitraum von 1791 bis 1795 u. a. der Bau von 12 Schleusen zwischen Artern (km 65,0) und Freyburg (km 5,2) sowie Maßnahmen des Flussausbaues (Verbreiterungen und Vertiefungen). Die Hauptabmessungen der Schleusen betrugen: Torbreiten zwischen 5,52 m und 5,65 m sowie Kammerlängen zwischen 50,50 m und 51,50 m. Möglich war der Verkehr von Schiffen bis 150 t Tragfähigkeit. Noch im 20. Jh. betrugen lt. Bekanntmachung vom 30. Dezember 1936 die zulässigen Schiffsabmessungen auf der Unstrut 5,50 m Breite und 44,50 m Länge. Ab 1826 war durch den weiteren Ausbau der Saale der durchgängige Schiffsverkehr von Artern/Unstrut bis Halle/Saale möglich.
Unmittelbar an der Unstrut liegen die BurgruineWendelstein, auf der sich noch bewohnte Gebäude befinden. Im OrtMemleben befand sich im 10. Jahrhundert eine ottonischeKaiserpfalz, die häufig vonHeinrich I. undOtto dem Großen besucht wurde. Im heutigen Ort findet man noch die Grundmauern des zugehörigen Klosters sowie die teilweise erhaltene Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte der Pfalz und des Klosters.
Im Ziegelrodaer Forst, der sich nördlich der Unstrut in der Nähe von Wangen hinzieht, wurde auf demMittelberg dieHimmelsscheibe von Nebra gefunden. Das Barockschloss vonBurgscheidungen, in dem mehrere Jahre die spätereGräfin Cosel wohnte, ist derzeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Die im Dezember 2015 in Betrieb genommeneUnstruttalbrücke der ICE-Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle beiKarsdorf ist die zweitlängste Eisenbahnbrücke Deutschlands.
EinGlockenmuseum mit originaler Glockengießerwerkstatt aus dem Jahr 1790 ist inLaucha zu besichtigen. InBalgstädt steht ein Wasserschloss, das heute als Gemeindeamt und als Herberge dient. Südlich des Ortes liegt das Naturschutzgebiet Tote Täler, in dem seltene Pflanzenarten zu finden sind, insbesondere Orchideen. InZscheiplitz kann die rekonstruierte Klosterkirche und das durch ein Weingut genutzte Gut eines ehem. Benediktinerinnenklosters mit Blick ins Unstruttal besichtigt werden.
Über Freyburg erhebt sich die gut erhalteneNeuenburg mit einer spätromanischenDoppelkapelle und einem etwas abseits gelegenenBergfried, dem „Dicken Wilhelm“. Die Burg beherbergt ein Museum. In der Stadt sind noch Teile der historischen Stadtmauer erhalten. DieRotkäppchen Sektkellerei ist eines der ältesten Sekthäuser Deutschlands. Kurz vor der Einmündung des Flusses in die Saale findet sich an einem Weinberg das Max-Klinger-Haus, der letzte Wohnsitz des Leipziger MalersMax Klinger (1857–1920), und gleich daneben dessen Grabstätte. Kurz vor der Einmündung des Flusses in die Saale (Großjena) ist ein barockes Relief aus dem Jahr 1722 in den Sandstein des Markgrafenberges eingehauen, das so genannte „Steinerne Bilderbuch“.
Naumburg hat ein historisches Stadtzentrum, Touristenmagnet ist hier derNaumburger Dom mit den bekannten Stifterfiguren und dem Passionsrelief desWestlettners.
Am Unterlauf der Unstrut liegt dasWeinbaugebietSaale-Unstrut, das durch die 1993 eröffnete13. Deutsche Weinstraße dem Tourismus erschlossen wird. Begünstigt wird der Weinbau durch sich an der Nordseite des Flusses hinziehende Muschelkalkberge. Die erste urkundliche Erwähnung findet er 998 in einer UrkundeOttos III. Die Blütezeit der thüringisch-sächsischen Winzerei lag im 16. Jahrhundert; Weinhandelsplätze waren damals Jena, Naumburg und Leipzig. In der Folgezeit ging der Anbau zurück. 1835 wurde die Naumburger Weinbaugesellschaft gegründet. 1887 waren noch 1000 ha Rebfläche vorhanden, im selben Jahr kam wie allerorten der Einbruch durch denReblausbefall, sodass es um 1900 nur noch 31 ha Rebfläche an der Unstrut gab. Durch den Anbau von veredelten Reben erholte sich das Winzergewerbe mit der Zeit. Die Gesamtanbaufläche beträgt derzeit etwa 640 ha; die Region zählt damit zu den kleinsten Weinbaugebieten Deutschlands. Derzeit werden vor allem frühreifende Reben wieSilvaner undMüller-Thurgau angebaut.
Die klimatischen Bedingungen sind trotz der nördlichen Lage günstig. Im Mittel fallen 500 mm Niederschlag, die mittlere Jahrestemperatur beträgt 9,1 °C und die mittlere Julitemperatur liegt bei 18,7 °C. Übers Jahr scheint im Mittel während 1606 Stunden die Sonne, etwa wie in den Weinbaugebieten in Rheinland-Pfalz undFranken. Die durchschnittliche Vegetationsdauer liegt bei 186 Tagen mit Schwankungen zwischen 155 und 225 Tagen. Die Bedingungen entsprechen etwa denen in Franken, doch ist der Unstrut-Weinbau durch die geringere Seehöhe von 100 bis200 m ü. NN weniger durch Fröste gefährdet.[8]
Trotz umfangreicher wasserbaulicher Maßnahmen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts traten Hochwasser immer wieder auf. So verursachte die Unstrut im Februar 1909 und im Sommer 1926 große Überschwemmungen.[9] Am Unstrut-PegelStraußfurt registrierte man zwischen 1888 und 1945 (57 Jahre) insgesamt 163 Hochwässer. Zu den besonders schweren Hochwässern vor dem Jahre 1888 zählen die Ereignisse vom Januar 1682, Februar 1784, Februar 1799, Juni/Juli 1871 und März 1881.
Alle große Überschwemmungen an der Unstrut sind mehrfach in Form vonHochwassermarken dokumentiert.[10] Insgesamt sind 71 Markierungen aus vier Jahrhunderten bekannt, wobei 44 am etwa 145 km langen Flussabschnitt in Thüringen und 27 am etwa 45 km langen Unstrutlauf in Sachsen-Anhalt gefunden wurden.[11] Darüber hinaus wurden 43 zerstörte Marken (42 davon in Thüringen) ermittelt.
Die älteste Marke ist die in Stein geschlagene Jahreszahl „1613“ und befindet sich, mit fünf weiteren, an der St.-Georgi-Kirche inMühlhausen/Thüringen. Laut Handschriften des Stadtarchivs bezieht sie sich auf dieThüringische Sintflut vom 29. Mai 1613, bei der es an zahlreichen Fließgewässern Thüringens zu Überschwemmungen kam. Die Zuordnung zum Ereignis vom 29. Mai 1613 wird durch Kirchenrechnungen bestätigt.[12] Während entlang der Unstrut fünf weitere Marken in das 17. Jahrhundert datieren, liegen aus dem 18. und 19. jeweils 15 und aus dem 20. Jahrhundert 30 Hochwassermarken vor. Fünf Zeichen waren aufgrund fehlender Angaben nicht zuzuordnen. Am Flusslauf wurden 17 Marken mit genauer Datierung (Tag, Monat, Jahr) erfasst.
Umfangreichere Inschriften, die sich auf ein bestimmtes Hochwasser beziehen, fehlen an der Unstrut. Ebenfalls liegen keine Hinweise auf Chronogramme oder gestaltete Gedenktafeln vor. Als einzige Sonderformen wurden zwei in der Feldflur aufgestellte Steine ermittelt. Der eine Stein steht südlich vonRingleben (Kyffhäuserkreis) auf einem Feldstück. Das ausBuntsandstein gefertigte Denkmal ist 155 cm hoch. Eingemeißelt findet sich die leicht verwitterte Inschrift: „Gedenkstein der großen Überschwemmung am 28. Juni 1871“. Der zweite, nur als Nachbildung erhaltene, steht zwischen den alten Kilometersteinen 1,6 und 1,7 an einem Versorgungsweg zwischenRitteburg undGehofen (Kyffhäuserkreis). Das Original errichtete man nach dem Katastrophenhochwasser vom Juni 1871. Auf dem Buntsandstein befand sich 1,60 m über dem Dammscheitel die Aufschrift „Wasserstand am 29. Juni 1871“. Nach den schweren Hochwässern von 1946 und 1947, die den Wasserstand von 1871 übertrafen, wurde ein Blech mit den Angaben „9.2.1946“ und „16.3.1947“ aufgesetzt. Bis zu seiner Zerstörung vor wenigen Jahren stand der sogenannte „Wasserstein“ in der Feldflur. Den Bemühungen der Heimatfreunde ist die Aufstellung einer Nachbildung im Juni 1996 zu verdanken.
Die jüngste aufgenommene Marke der Studie verweist auf das Sommerhochwasser von 1956. Die Farbmarkierung „1956“ befindet sich mit drei weiteren Zeichen (1939, 1946, 1947) unter der Überschrift „Hochwasserstände“ an einem Peiler der Schleusenbrücke vonLaucha. Während das Winterhochwasser von 1939 verhältnismäßig schadlos blieb, kam es im Februar 1946 und März 1947 entlang der Unstrut örtlich zu katastrophalen Zerstörungen. Von der enormen Wasserhöhe des Jahres 1946 künden neun Marken. Auf das Ereignis vom März 1947 verweisen 11 Hochwassermarken. Ein ähnliches Ausmaß muss das schwere Winterhochwasser vom Februar/März 1784 erreicht haben. Damals kam es auch an Main und Elbe zu außerordentlichen Überschwemmungen. An der Unstrut wiesen vier Hochwassermarken das Ereignis von 1784 an. Noch höhere Fluten traten 15 Jahre später ein.
Von dem Ereignis im Februar 1799 künden sieben Marken. Insbesondere die Straßen und Gassen der VorstädteFreyburgs hatten immer wieder unter Hochwassern zu leiden. In einem Schreiben des Freyburger Stadtrates vom 27. Februar 1799, veröffentlicht in der Leipziger Zeitung, wird bemerkt, dass das Hochwasser von 1799 noch 2Ellen (etwa 113 cm) höher als 1784 ausfiel. Das vom Freyburger Rat aufgesetzte Schreiben an die Landesregierung in Dresden bezifferte den Schaden in der Stadt auf 5352Taler. Es wird von 43 Häusern gesprochen, die teils ganz ruiniert, teils beträchtlich beschädigt wurden. Bis weit in das 19. Jahrhundert war diese Flut Vergleichsgröße für andere Überschwemmungen der Unstrut, so auch die alte Marke in der Wasserstraße 32.
Im Sommer finden an zahlreichen Stellen Veranstaltungen an und auf dem Fluss statt, so das Wehr- und Schleusenfest in Freyburg und das Badewannenrennen in Weischütz. Entlang des gesamten Flusslaufes zieht sich derUnstrut-Radweg.
DerAsteroid(5792) Unstrut wurde nach ihr benannt.