Die fünf thematischen Schwerpunkte der Universität Bern sind:Nachhaltigkeit,Gesundheit und Medizin,Materie und Universum,Interkulturelles Wissen sowiePolitik und Verwaltung.[11] In ausgewählten Forschungsbereichen wieWeltraumforschung,Zahnmedizin undVeterinärmedizin nimmt sie eine internationale Spitzenposition ein. Lehre und Forschung sindinterdisziplinär undkooperativ ausgerichtet: So sind drei nationale Forschungsschwerpunkte, 449 Nationalfonds-Projekte, 120 EU-Projekte und rund 900 Forschungskooperationen zum Technologietransfer mit der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft in Bern beheimatet.
Zusammen mit derUniversität Freiburg bildet die Universität Bern das sogenannte dritte Universitätszentrum Mittelland, neben jenem in der Ostschweiz mit Zürich/St. Gallen und jenem um den Genfersee mit Lausanne/Genf. Dies geht einher mit ihrer Stellung als Bildungsstandort in derHauptstadtregion Schweiz, welche neben Zürich, Basel und Genf-Lausanne(Bassin Lémanique) einen von vierMetropolitanräumen der Schweiz darstellt.[12][13]
Die Universität zählt (Stand 2024) 19'608 eingeschriebeneStudierende in rund 40Bachelor- und 70Master-Studiengängen und ist damit die drittgrösste Universität der Schweiz. Die zentrale geografische Lage und die Lebensqualität der Stadt Bern, die weltweit eine der höchsten ist,[14] sowie das Studienangebot tragen zur Anziehungskraft der Universität Bern bei.
Organigramm Universität Bern (gültig ab 1. August 2024)Porträt der Universitätsleitung (Stand 2022)
Die Universität Bern ist in drei Organisationsebenen unterteilt. Auf der höchsten Ebene befindet sich die Gesamtuniversität, danach folgen die Fakultäten und die Institute. Daneben bestehen weitere interfakultäre und gesamtuniversitäre Organisationseinheiten.
Zum universitären Zentralbereich, welcher sich als Ganzes um die Führung, Verwaltung und Administration der Gesamtuniversität kümmert, gehören neben dem Senat, der Universitätsleitung, dem Rektorat und den Vizerektoraten auch die Verwaltungsdirektion, das Generalsekretariat, die Ombudsstelle und die universitäre Rekurskommission.[15]
Insgesamt beschäftigt die Universität Bern in ihrem Leitungs- und Zentralbereich 681 Mitarbeitende (Stand 2022). Als eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit eigenerRechtspersönlichkeit werden die Strukturen und Aufgaben der Universitätsleitung und der anderen Organisationseinheiten durch das kantonale Universitätsgesetz geregelt. Sämtliche Mitarbeitenden der Universität Bern sind folglich Angestellte des Kantons Bern.[16]
Oberstes Organ der Gesamtuniversität ist derSenat. Als übergeordnetes rechtsetzendes Organ fallen in dessen Kompetenz der Erlass von Statuten und gesamtuniversitären Reglementen, aber auch das Beschliessen der Mehrjahrespläne und Finanzpläne sowie die Verabschiedung derGeschäftsberichte und der Leistungsberichte. Der Senat trifft ausserdem alle wesentlichen Beschlüsse über die Organisation und wählt die Mitglieder der ständigenKommissionen. Zudem stellt er Antrag für die Wahl beziehungsweise Ernennung der Mitglieder der Universitätsleitung. Dem Senat gehören derRektor und dieDekane sowie Delegierte der Fakultäten, derDozierenden, der Assistierenden und der Studierenden an.[17] Dem Senat als Führungs- und Koordinationsorgan unterstellt ist die Universitätsleitung. Sie setzt sich aus dem Rektor, denVizerektoren sowie dem Verwaltungsdirektor zusammen.[18]
Der Rektor ist das akademische Oberhaupt der Universität.[19] Er hat den Vorsitz im Senat und steht der Universitätsleitung vor und übernimmt alle Kompetenzen und Repräsentationspflichten, welche nicht einem anderen Universitätsorgan zugeteilt sind.Ex officio ist er zudem Mitglied der Verwaltungsräte desInselspitals und derUniversitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD).[20][21] Das Rektorat unterstützt den Rektor in seinen Führungsaufgaben und umfasst den Stab der Universitätsleitung sowie die Abteilung Kommunikation & Marketing. Es sorgt zudem dafür, dass die Aufgaben des Senats und der Universitätsleitung zeitgerecht, zweckmässig und koordiniert aufgenommen und abgeschlossen werden.
Dem Rektorat sind ausserdem das Collegium generale und das Forum für Universität und Gesellschaft, welches eine Brückenfunktion zwischen der Akademie und der breiteren Öffentlichkeit wahrnehmen soll, zugeordnet.
Gegenwärtig bestehen vier Vizerektorate, die sich jeweils mit einem eigenen Geschäftsbereich befassen und in diesem Bereich diverse strategische, administrative und regulatorische Aufgaben wahrnehmen. Entsprechend ihren Geschäftsbereichen sind die Vizerektorate in weitere Verwaltungseinheiten unterteilt, welche spezifische Themengebiete, Fragestellungen und Administrationsarbeiten behandeln.
DieFakultäten werden durch ihre jeweiligen Dekanate geleitet, welche alsGeschäftsstelle der Fakultät agieren und eine Drehscheibenfunktion bezüglich Kommunikation, Verwaltung und Administration zwischen Fakultät, Universität, Dozierenden und Studierenden sowie weiteren Instanzen wahrnehmen. Ähnlich den Vizerektoraten verfügt jedes Dekanat über seine eigenen kleineren Organisationseinheiten.[29]
Den Dekanaten steht je ein Dekan vor, welcher die Fakultät leitet und diese nach aussen vertritt. Dieoperative Führung des Dekanats und dessen Geschäfte übernimmt in der Regel ein Dekanatsvorsteher oder ein Dekanatsleiter.
Die Fakultäten sind in eine Vielzahl von Instituten unterteilt, welche sich mit spezifischenFächern aus dem Wissensgebiet der jeweiligen Fakultät beschäftigen.
Einschliesslich der medizinischen Kliniken existieren an der Universität Bern etwa 150 Institute unterschiedlicher Grösse, wobei grössere Institute selbst oft in einzelne Abteilungen gegliedert sind. Einige Fakultäten fassen bestimmte Institute wiederum zu Departementen zusammen. In ihren Fachbereichen sind die Institute zuständig für die Konzeption, Planung und Exekution von Forschungsprojekten sowie für die Organisation und Durchführung des Lehrbetriebs.
Jedem Institut steht ein geschäftsführender Direktor vor.
Die Kliniken der Medizinischen und Veterinärmedizinischen Fakultäten und die (inter)fakultären Forschungszentren sind hiernicht aufgeführt. Siehe hierfür die AbschnitteUniversitätsspital undForschungszentren
Die strategischen Forschungszentren ausgenommen, bestehen neben den Fakultäten und deren Instituten momentan fünf gesamtuniversitäre bzw. fakultätsübergreifende Einheiten:[30]
Collegium generale (CG)
Experimental Animal Center (EAC)
Interfaculty Bioinformatics Unit (IBU)
Microscopy Imaging Center (MIC)
Zentrum für universitäre Weiterbildung (ZUW)
Die gesamtuniversitären Institutionen haben die Aufgabe, durch fächerübergreifende Veranstaltungen für Lehrende und Studierende den Dialog zwischen den Disziplinen und Fakultäten zu fördern. Das Zentrum für universitäre Weiterbildung (ZUW) konzentriert sich auf die wissenschaftlicheWeiterbildung. Es unterstützt die Fakultäten und Institute bei der Planung und Organisation von Weiterbildungsprogrammen.[31]
Die Standorte der Universität BernEingang zum Botanischen Garten
Im Gegensatz zu anderen Hochschulen setzt die Universität Bern nicht auf einenCampus am Stadtrand, sondern konsequent auf das Prinzip der Stadtuniversität. Die meisten Institute und Kliniken befinden sich nach wie vor im traditionellen UniversitätsquartierLänggasse, sind untereinander zu Fuss schnell erreichbar und stark ins Quartier integriert, welches seinerseits von der Belebung durch die Universität profitiert.[32]
Als Leitlinie für die räumliche Entwicklung der Universität dient dieStrategie 3012, welche vomRegierungsrat 2003 genehmigt und 2019 umfassend überarbeitet wurde. Die Strategie sieht vor, die Universität Bern auf vier räumliche Schwerpunkte zu konzentrieren und das Flächenangebot dieser Schwerpunkte durchVerdichtungen und Ausbaumassnahmen zu steigern.[33] Dabei handelt es sich um dieHintere Länggasse mit dem vonRoll-Areal, dem Tierspital und dem Zentrum Sport und Sportwissenschaft (ZSSw), dieMittlere Länggasse mit der Uni Muesmatt, dem Areal Unitobler und der Uni Mittelstrasse, dieVordere Länggasse mit dem Areal UniS, dem Verwaltungsgebäude UniH6, dem Hauptgebäude, dem Gebäude für Exakte Wissenschaften (ExWi) und der Uni Engehalde und dasInselareal, welches dasInselspital sowie die dazugehörigen universitären Departemente, Institute und Kliniken beheimatet.[33]
Ausserhalb der Länggasse und des Inselareals verortet ist derBotanische Garten (BOGA) der Universität, welcher sich neben derLorrainebrücke befindet. Öffentlich und kostenfrei betretbar, gehört die Anlage zu den beliebtesten Pärken der Stadt Bern.[34] Ebenfalls ausserhalb der vier räumlichen Schwerpunkte liegen die Bibliothek Münstergasse, welche sich als älteste Bibliothek der Universität in der Berner Altstadt befindet, sowie die Standorte Uni Alhambra, Uni Ziegler und das Haus der Universität.
Das Hauptgebäude mit dem später verschobenen Hallerdenkmal, ca. 1909Das Prunktreppenhaus des Hauptgebäudes
Das imposanteHauptgebäude der Universität Bern, welches dank der vorgelagertenGrossen Schanze weithin sichtbar ist und einen einmaligen Ausblick auf dieBerner Altstadt und dieBerner Alpen gewährt, wurde von den Schweizer ArchitektenAlfred Hodler undEduard Joos geplant und 1903 fertiggestellt. Die Kosten für den Bau beliefen sich auf insgesamt 1,2 Millionen Schweizer Franken (700'000 wurden von der Stadt Bern und 500'000 vom Kanton Bern beigesteuert).[35]
Der stilistisch nicht klar einzuordnende, aber anBeaux-Arts,Historismus,Fin de Siècle oderEklektizismus erinnernde Bau besticht unter anderem durch seineKuppeldächer, das mitGlasmalereien,Mosaiken und bemalten Gewölben ausgestattete Prunktreppenhaus und dieAula. Zur Zeit der Fertigstellung bildete das Hauptgebäude gemeinsam mit der damaligen Schanzenpromenade, dem Hallerdenkmal und der umgebenden Parkanlage eine eindrückliche Gesamtanlage. Mit dem Bau des neuen Berner Bahnhofs 1958–1967 mussten Promenade und Parkanlage jedoch weichen. Heute befindet sich vor dem Hauptgebäude eine Terrasse mit grosser Rasenfläche, die besonders im Sommer als Erholungs- und Verweilort geschätzt wird.[35]
Seit 1982 ist das Hauptgebäude vom Berner Architekturbüro AAP einer schrittweisen Sanierung unterzogen worden und wird heute hauptsächlich als Vorlesungsgebäude für die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie für Anlässe und offizielle Empfänge benutzt.[35]
Architektonisch zeichnen sich besonders die jüngeren universitären Gebäude durch die Verbindung von Altem mit Neuem aus. So handelt es sich beim Areal UniS, in dem seit 2006 dieRechtswissenschaften und dasVolkswirtschaftliche Institut untergebracht sind, um das frühere Berner Frauenspital. Die Institute dergeisteswissenschaftlichen Fächer sind seit 1993 in der ehemaligenSchokoladenfabrik Tobler untergebracht, heute bekannt als Areal Unitobler. Diese architektonisch äusserst anspruchsvolle Neugestaltung wurde 1997 mit demWakkerpreis desSchweizer Heimatschutzes sowie weiteren, teils internationalen Architekturpreisen ausgezeichnet.[32][36] Im Herbst 2013 wurde zudem das Hochschulzentrum vonRoll eröffnet, welches sich auf einem ehemaligen Industrieareal der FirmaVon Roll befindet. Die Universität Bern nutzt das neue Hochschulzentrum inklusive Hörsälen, Mensa und Büroräumlichkeiten gemeinsam mit derPädagogischen Hochschule Bern (PH).[37]
Zunehmende Studierendenzahlen,denkmalpflegerische Anforderungen und fehlende Mittel bewogen teils zu unterirdischen Verdichtungen, wie im Falle der juristischen Bibliothek oder des Gebäudes fürexakte Wissenschaften ExWi.[38][39] Das Gebäude UniH6 sowie der Standort Uni Mittelstrasse wurden von denSchweizerischen Bundesbahnen (SBB) übernommen, welche diese vor dem Umzug an den Entwicklungsschwerpunkt Wankdorf als Verwaltungsgebäude nutzten.[40][41] Zu den bemerkenswerten Neubauten gehören das Sportzentrum ZZSw und dasSwiss Institute for Translational and Entrepreneurial Medicine (sitem) auf dem Inselareal.
Die Universität Bern verfügt über kein zentrales Bibliotheksgebäude, worin sämtliche universitären Buchbestände zusammengeführt wären. Stattdessen ist dieUniversitätsbibliothek Bern auf diverse Standorte verteilt und in 19 Teilbibliotheken aufgetrennt.[42] Nachfolgend sind die wichtigsten Teilbibliotheken aufgelistet, welche von Studierenden und Forschenden auch als beliebte Lern- und Arbeitsorte verwendet werden:
Bibliothek Unitobler (Geisteswissenschaften)
Bibliothek vonRoll (Human- und Sozialwissenschaften)
Abgesehen von der Bibliothek Münstergasse, deren Sammlung aus Büchern und Dokumenten verschiedener Fachbereiche besteht, führen die Teilbibliotheken in der Regel fachspezifische Bestände. NebenBüchern,Zeitschriften,Fachdatenbanken,E-Journals undE-Books bietet die Universitätsbibliothek auch Kurse für professionelles Recherchieren, Schreiben und Zitieren oder Unterstützung und Infrastruktur für wissenschaftliche Publikationen an. Zudem veranstaltet die Universitätsbibliothek regelmässig Lesungen, Ausstellungen und Buchvernissagen. Des Weiteren ist sie für die Digitalisierung der Bestände und die Förderung vonOpen Access verantwortlich.[43]
Der Grundstein der Universität Bern wurde im 16. Jahrhundert gelegt, als es die Einführung derReformation erforderte, neue Pfarrer an einerHohen Schule an derHerrengasse auszubilden, die 1528 gegründet wurde und aus einer Fakultät der freien Künste und der Theologie bestand.[44]
Im Zuge einer Reorganisation des höheren Schulwesens wandelte 1805 die Berner Regierung die bisherige Hohe Schule zu einerAkademie mit vier Fakultäten um (theologische, juristische, medizinische und philosophische Fakultät). Von da an konnten in Bern neben Pfarrern auchJuristen undMediziner ein vollständiges Studium absolvieren.[45]
In den Kämpfen zwischenKonservativen undLiberalen während derRegeneration setzten sich 1831 im Kanton Bern die Liberalen durch. Unter einem ihrer bedeutendsten Vertreter,Karl Neuhaus, zu jener ZeitRegierungsrat undErziehungsdirektor des Kantons Bern, erfolgte 1834 die Neugründung der Akademie als Universität. 45 Dozierende kümmerten sich um 167 Studierende. Die neue Regierung war auf loyale Beamte und Akademiker angewiesen und hielt deswegen zu Beginn die Studienanforderungen recht gering. So ermöglichte sie auch neuen Gesellschaftsschichten ein Hochschulstudium.
Aufgrund der politischen Lage konnte sich die Hochschule erst nachGründung des Bundesstaates im Jahr 1848 in ruhigen Bahnen entwickeln. Wurde 1885 noch die Grenze von 500 Studierenden zum ersten Mal überschritten, verdoppelte sich diese Zahl um die Jahrhundertwende bereits. Damit war die Universität Bern zu diesem Zeitpunkt die grösste Universität der Schweiz. Fürs rasche Anwachsen sorgten ausländische Studierende, welche die Hälfte der Studentenschaft ausmachten und vor allem ausDeutschland undRussland stammten. Russische Studentinnen waren es auch, die nach 1870 eine Bresche für das Frauenstudium schlugen.[45]
Parallel zum Wohlstand der Stadt breitete sich Ende des 19. Jahrhunderts auch die Hochschule aus. Das Länggass-Quartier beheimatete neu verschiedene Universitätsableger, so wurde 1903 das neueHauptgebäude auf derGrossen Schanze eingeweiht. Zudem wuchs die Zahl der Fakultäten. Als Reaktion auf das päpstliche Unfehlbarkeitsdogma wurde 1874 dieChristkatholisch-theologische Fakultät gegründet. Die auseinanderdriftenden Natur- und Geisteswissenschaften trennten sich 1921 in die Philosophisch-naturwissenschaftliche beziehungsweise Philosophisch-historische Fakultät.
1908/09 sorgten drei Persönlichkeiten für bewegte Jahre an der Universität Bern: Ab 1908 lehrteAlbert Einstein drei Semester lang theoretische Physik. Im folgenden Jahr wurde die russische PhilosophinAnna Tumarkin zur ausserordentlichen Professorin ernannt und war somit europaweit die erste Dozentin, die Doktorate und Habilitationen abnehmen durfte. Und ebenfalls 1909 erhielt der ChirurgTheodor Kocher denNobelpreis für Medizin. In den darauf folgenden Jahren konsolidierte sich Bern als kleine kantonale Hochschule mit Studierendenzahlen um die 2'000-Marke herum. 1934 feierte die Universität ihr 100-jähriges Bestehen.[45]
Studierende protestieren gegen eine Vorlesung (1968)
In den 1950er Jahren mehrten sich die Forderungen nach einem Ausbau des universitären und technischen Bildungssektors. Bereits 1968 zählte die Universität 5'000 Studierende, und auch örtlich breitete sie sich aus. Durch das rasche Wachstum entsprach das Universitätsgesetz nicht mehr den Anforderungen. Erst die Teilrevision des Unigesetzes im Jahre 1989 schaffte Abhilfe. Die Ergebnisse waren unter anderem eine neue Universitätsleitung mit mehrjähriger Amtszeit des Rektors und der Vizerektoren sowie die Bildung von interfakultären Institutionen.
1996 trat ein modernes, komplett revidiertes Unigesetz in Kraft. Dieses verwandelte die Universität Bern von einer Verwaltungsabteilung der Erziehungsdirektion in eine autonome Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit. Zudem brachte das Gesetz eine Leistungsvereinbarung zwischen der Hochschule und dem Staat mit sich, welche die Kompetenzen klar abgrenzte. Als weiteren Meilenstein überschritt die Universität 1992 die Schwelle von 10'000 Studierenden.[45]
Dalai LamaTenzin Gyatso an der Universität Bern (2013)
Mit derBologna-Erklärung brach die Ära derECTS-Punkte sowie der Bachelor- und Master-Abschlüsse an. Forschungsschwerpunkte wie Klimawissenschaften wurden strategisch festgelegt und universitätsübergreifende Kooperationen gefördert.
Innerhalb der Universität gruppierten sich die Fakultäten neu. 2001 fusionierten die Christkatholische und die Evangelisch-theologische Fakultät zur Theologischen Fakultät. Dagegen spaltete sich die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in zwei Einheiten auf. 2005 schlossen sich die Psychologie, die Erziehungswissenschaft und die Sportwissenschaft zur Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät zusammen.
2009 feierte die Universität Bern das 175-Jahr-Jubiläum, in dem sie sich mit über 50 Veranstaltungen einer breiten Öffentlichkeit vorstellte. Im Sommer 2010 wurde das teilrevidierte Universitätsgesetz verabschiedet. Damit kann der Senat bei der Besetzung der Universitätsleitung gemeinsam mit dem Regierungsrat weiterhin mitbestimmen und die Universitätsleitung neu die ordentlichen Professoren selber wählen sowie eine eigene, vom Staat entkoppelte Rechnung führen.[45]
2013 wurde die Strategie 2021 beschlossen, womit auch die Definition der fünf thematischen Schwerpunktfelder einherging:Nachhaltigkeit,Gesundheit und Medizin,Materie und Universum,Interkulturelles Wissen sowiePolitik und Verwaltung.[46] Ebenfalls 2013 wurden neue Richtlinien betreffend die Meinungsäusserung von Universitätsangehörigen in der Öffentlichkeit eingeführt.[47][48] Im selben Jahr kam der 14.Dalai Lama,Tenzin Gyatso, anlässlich seines Schweiz-Besuches an die Universität Bern, um über Nachhaltigkeit zu sprechen und die Fragen von Studierenden zu beantworten.[49] Zwei Jahre später wurde die deutsche BundeskanzlerinAngela Merkel empfangen, welche die Universität besuchte, um ihr Ehrendoktorat entgegenzunehmen, welches ihr 2009 verliehen worden war.[50][51]
Virginia Richter, seit Juni 2024 erste Rektorin der Universität Bern
Anfang der 2020er Jahre wurde die Universität Bern vermehrt mit sich aus dem grösseren Weltgeschehen ergebenden Herausforderungen konfrontiert.
So waren sämtliche akademischen Bereiche von derCOVID-19-Pandemie betroffen: In den Jahren 2020–2022 mussten der Lehr-, der Forschungs- und der Verwaltungsbetrieb im Einklang mit dem Pandemieverlauf und denMassnahmen zur Pandemiebekämpfung mehrmals eingeschränkt, unterbrochen und grossflächig von Präsenzbetrieb auf Onlinebetrieb umgestellt werden. In der Lehre fanden besonders die Frühjahrssemester 2020 und 2021 im Zuge der beiden nationalenLockdowns gänzlichonline statt. Für Präsenzveranstaltungen wurden Kapazitätsbeschränkungen, eine Maskentragepflicht und Zulassungsbeschränkungen im Sinne der3G-Regel eingeführt.
Eine normale Situation, in derLehrveranstaltungen undPrüfungen in Präsenz und ohne Einschränkungen durchgeführt werden, konnte erst am 1. April 2022 mit der Aufhebung der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat und der Auflösung des universitären Krisenstabes wiedererreicht werden. Folglich war eine beträchtliche Anzahl von Studierenden gezwungen, den Grossteil ihrer Studienzeit mitFernunterricht zu verbringen.
In die Pandemiezeit fielen auch zentrale strategische Entscheidungen zur künftigen Ausrichtung der Universität. So wurde im Hinblick auf die globaleKlimaerwärmung im Dezember 2020 das Projekt «Klimaneutralität 2025» lanciert, welches bis 2025 eine Reduktion der institutionellenTreibhausgas-Emissionen aufNetto-Null vorsieht.[53] Zu diesem Zweck wurden u. a. neue Regelungen für Dienstreisen und Anreize für dievirtuelle Durchführung vonKonferenzen geschaffen. Ebenfalls im Jahr 2020 wurde mit derWyss Academy for Nature ein an der Universität Bern angesiedeltes Forschungszentrum für Fragen der nachhaltigen Entwicklung und des Klimawandels gegründet.[54] Schliesslich wurde am 21. Dezember 2021 dieStrategie 2030 verabschiedet, mit welcher die Universität Bern ihre Position als internationaleSpitzenuniversität weiter festigen und ausbauen will.[55]
Das Jahr 2022 war geprägt vomrussischen Überfall auf die Ukraine. Als Reaktion richtete die Universität Bern innert kurzer Zeit mehrere Integrationsprogramme für geflüchtete ukrainische Studierende ein und schuf neueDoktorats- sowiePostdoc-Stellen eigens für ukrainische Forschende. Zu ersteren gehörten ein erleichtertes Verfahren für die Aufnahme als Austauschstudent, ein einmaliges Vorbereitungsjahr für Studien an der Universität Bern und das Nachfolgeprogramm «Kompass UniBE» sowie Sprachkurse undMentoring-Angebote.[56] Im Zuge der Auswirkungen des Krieges auf die europäischeEnergieversorgung undEnergiepolitik erliess die Universität im Winter 2022/23 – im Einklang mit den Empfehlungen des Bundes und des Kantons Bern – umfassende Stromsparmassnahmen.[57]
Am 1. Juni 2023 wurde bekanntgegeben, dass ab August 2024 mitVirginia Richter erstmals eine Frau Rektorin der Universität Bern wird.[59] Ihre Tätigkeit als Rektorin nahm sie bereits zum 15. Juni 2024 auf.[60]
Im Jahr 2024 wurde ein Defizit von 37,1 Millionen Franken bei einem Gesamtumsatz von 982,8 Millionen erzielt.[61]
Die Universität Bern gehört zu den besonders forschungsstarken Universitäten der Welt. In denQS World University Rankings für das Jahr 2024 erhielt sie in den KategorienCitations per Faculty undInternational Research Network 99,2/100 beziehungsweise 89,1/100 Punkte[62] und imTimes Higher Education Ranking in der KategorieCitations 90,1/100 Punkte.[63] Als Volluniversität beheimatet die Universität Bern das ganze Spektrum der Wissenschaften. In der Forschung hat sie sich jedoch in einigen Bereichen einen besonderen Namen gemacht und gehört in diversen Fächern wie derWeltraumforschung, derNachhaltigkeits- undKlimaforschung, derVeterinär-,Zahn- undBiomedizin oder derVerwaltungsforschung zur Weltspitze.
Die Forschung an der Universität Bern istinterdisziplinär undinternational ausgerichtet. In diesem Sinne wurden 2018 drei Interfakultäre Forschungskooperationen (IFK) gestartet:One Health – Cascading and Microbiome-Dependent Effects on Multitrophic Health,Religious Conflicts and Coping Strategies undDecoding Sleep – From Neurons to Health & Mind. Im Jahr 2022 waren zudem 449 Nationalfonds-Projekte, 120 EU-Projekte und 59 internationale Grants an der Universität Bern beheimatet[64] – insgesamt wurden 366,2 MillionenCHF anDrittmitteln für die Forschungstätigkeit eingeworben.[5] Ausserdem hat die Universität Bern seit deren Einführung im Jahr 2001 mehrereNationale Forschungsschwerpunkte (NFS) geleitet oder an ihnen mitgewirkt und damit zur Stärkung des Forschungs- und Innovationsplatzes Schweiz beigetragen:[65][66]
Nationale Forschungsschwerpunkte an der Universität Bern
Zeitraum
Titel
Thema
Leading House
2001–2013
NFS Klima
Variabilität, Vorhersehbarkeit und Risiken des Klimas
Ja
2001–2013
NFS Nord-Süd
Forschungspartnerschaften zur Linderung von Syndromen des globalen Wandels
Die Universität Bern fokussiert ihre Forschungstätigkeit strategisch auf fünf Themenschwerpunkte:Nachhaltigkeit,Gesundheit und Medizin,Materie und Universum,Interkulturelles Wissen sowiePolitik und Verwaltung. Diese wurden im Einklang mit den historischen Stärken der Universität und im Hinblick auf die wissenschaftlichen undgesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart und der näheren Zukunft gewählt.[67]
Die Universität Bern verfügt über eine lange Tradition in den noch jungen Disziplinen derNachhaltigkeits- undKlimaforschung.
Bereits 1988 wurde am Institut für Geographie die Gruppe für Entwicklung und Umwelt gegründet, welche sich zunächst mit Forschungsprojekten zur nachhaltigen Entwicklung in denSchwellen- undEntwicklungsländern Afrikas, Zentralasiens und Südamerikas beschäftigte. 2009 entstand aus der Gruppe dasCentre for Development and Environment (CDE), welches bis zum 31. März 2013 denNFS Nord-Süd, das führende Forschungsprogramm der Schweiz in den Bereichenglobaler Wandel und nachhaltige Entwicklung, leitete. Heute konzentriert sich das CDE auf die Spezialgebiete der Regionalentwicklung sowie der Nutzung dernatürlichen Ressourcen.
Ihre Prominenz in der Klimaforschung verdankt die Universität Bern zu grossen Teilen dem PionierHans Oeschger, welcher 1963 am Physikalischen Institut die Abteilung für Klima- und Umweltphysik gründete.[68] Besondere Kompetenz verfügt die Universität noch heute in Oeschgers Spezialgebiet, der Analyse vonEisbohrkernen aus antarktischenEisschilden undGletschern, mithilfe derer sich historische Klimaverhältnisse rekonstruieren lassen. Im Rahmen dieser Tätigkeiten beteiligt sich die Universität Bern an mehreren internationalen Forschungsprojekten, beispielsweise dem EU-Projekt BeyondEPICA.[69] Die Aktivitäten desNFS Klima (Klimaforschung), welcher 2001–2013 von der Universität Bern geleitet wurde, sowie weitere Forschungsprojekte zumKlimawandel werden heute im 2007 gegründeten interdisziplinärenOeschger Centre for Climate Change Research (OCCR) weitergeführt. Das OCCR gehört zu den weltweit führenden Forschungszentren im Bereich der Klimaforschung.
Operation an einem Pferd, Pferdeklinik der Vetsuisse-Fakultät
Bei den medizinischen Disziplinen verfügt die Universität Bern über besondere Kompetenzen in derZahnmedizin und derVeterinärmedizin.
Die Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern (ZMK) wurden 1921 gegründet, zunächst in Form des Zahnärztlichen Instituts. Da die Zahnmedizin lange als Handwerk galt, stiess die ZMK in ihren ersten Jahren vermehrt auf Kritik – heute gehört sie zu den renommiertesten zahnmedizinischen Kliniken der Welt. Besondere Beachtung erhält die ZMK für Innovationen in derZahnerhaltung und derImplantattechnik sowie für dentranslationalen Ansatz ihrer Forschung, welcher eine schnelle Umsetzung der gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse imGesundheitswesen und der Industrie anstrebt.[70]
Im Jahr 1900 wurde an der Universität Bern die weltweit erste Veterinärmedizinische Fakultät gegründet. Heute leitet die Universität Bern die Vetsuisse-Fakultät, welche sie zusammen mit der Universität Zürich betreibt. Die Vetsuisse-Fakultät agiert als schweizweites Kompetenzzentrum für Tiergesundheit undTierwohl, Nachhaltigkeit undBiodiversität sowie fürInfektionskrankheiten und gehört heute zu den fünf besten veterinärmedizinischen Institutionen der Welt.[71] Abgedeckt werden die meisten Bereiche der Veterinärmedizin, sowohl in der Forschung wie auch in der Klinik.
Die Universität Bern ist zudem bekannt für dieBiomedizinische Grundlagenforschung und dieMedizintechnik. 2008 wurde das ARTORGCenter for Biomedical Engineering Research, 2019 dasBern Center for Precision Medicine (BCPM) und 2021 das Zentrum für künstliche Intelligenz in der Medizin (CAIM) gegründet. Seit 2019 existiert amSwiss Institute for Translational and Entrepreneurial Medicine (sitem) dasCenter for Translational Medicine and Biomedical Entrepreneurship, welches Innovationen und Unternehmertum fördern soll.
Die Universität Bern verfügt über ein eigenes Universitätsspital, das BernerInselspital, welches in Lehre und Forschung eng mit der Medizinischen Fakultät zusammenarbeitet. Trotz der starken strukturellen und inhaltlichen Vernetzung ist das Inselspital formell nicht Teil der Universität Bern, sondern gehört derInsel Gruppe AG, welche neben dem Inselspital noch weitere Spitäler betreibt. Die Insel Gruppe AG gehört zu 99,1 % der Inselspital-Stiftung und zu 0,9 % demKanton Bern. Der Rektor der Universität Bern istex officio stimmberechtigtes Mitglied des Verwaltungsrates.
Das Inselspital betreibt dieUniversitätskliniken, behandelt Patienten und leistet klinische Forschung in allen humanmedizinischen Bereichen, mit einem Fokus auf derPrävention,Diagnostik undBehandlung vonKrankheiten. Es ist das grösste Spital der Schweiz, beschäftigt etwa 8'300 Mitarbeitende und pflegt jährlich 44'000stationäre Patienten. Diepsychiatrischen Kliniken der Universität Bern sind nicht Teil des Inselspitals, sondern bilden seit 2016 eine eigene gemeinnützigeAktiengesellschaft, dieUniversitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD). Wie im Falle des Inselspitals ist der Rektor der Universität Bern Mitglied des Verwaltungsrates.
Zusammenbau des WeltraumteleskopsCHEOPS (2018)Start der Raumsonde JUICE (2023)
Die Universität Bern gehört zur Weltspitze im Bereich derWeltraumforschung. Für die Schweiz alsESA-Gründungsmitglied undRaumfahrtnation sind die Kenntnisse der Universität Bern auf diesem Gebiet von zentraler Bedeutung. Entsprechend leitet die Universität Bern auch denNFS PlanetS, zusammen mit der Universität Genf.
Über besondere Kompetenz verfügt die Universität Bern in der Entwicklung von weltraumtauglichen Experimenten und Messgeräten. Bereits 1969 steuerte das physikalische Institut zur ersten bemannten Mondlandung, derApollo-11-Mission derNASA, ein neuartigesSonnenwindsegel bei, welchesNeil Armstrong noch vor der amerikanischen Flagge auf der Mondoberfläche anbrachte. Seitdem trägt sie regelmässig Instrumente und Forschungsgeräte zu Weltraummissionen der NASA und derESA bei.[73][74] Zu den neueren Missionen mit Berner Beteiligung gehören die RaumsondeRosetta (Start 2004), für welche das Massenspektrometer ROSINA entwickelt wurde, derExoMars Trace Gas Orbiter (TGO; Start 2016), dessen Kamera CaSSIS von Berner Forschenden entworfen wurde und die bisher schärfsten Farbbilder des Mars liefert, sowie die Jupiter-SondeJUICE (Start 2023), die mehrere Messinstrumente trägt, an deren Entwicklung die Universität Bern mitwirkte. JUICE soll die Eismonde des Jupiters umkreisen und dort nach Spuren ausserirdischen Lebens suchen.
Die Universität Bern leitet zudem dieCHEOPS-Mission der ESA, für welche sie das gleichnamigeWeltraumteleskop entwickelte, dasExoplaneten in der näheren Umgebung der Erde charakterisiert und untersucht. CHEOPS ist die erste ESA-Mission, bei der die Schweiz als Hauptpartner agiert. Initiiert wurde das Projekt bereits 2008 vom Berner AstrophysikerWilly Benz und dem späteren Genfer Physik-NobelpreisträgerDidier Queloz. Offiziell beginnen konnte es 2012, als erste S-Klasse Mission der ESA. 2019 startete CHEOPS ins All.
Neben der Entwicklung von Messinstrumenten und derPlanetenforschung konzentriert sich die Universität Bern in derAstronomie auf die Untersuchung möglicher Spuren, Ursprünge und Auswirkungenausserirdischen Lebens im All. Hierfür wurde 2012 das interdisziplinäre Center for Space and Habitability (CSH) geschaffen. 2019 feierte die Universität Bern anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der ersten Mondlandung das Wissenschaftsfest «Bern im All».
Abseits der Weltraumforschung ist die Universität Bern auch in derTeilchenphysik und derTheoretischen Physik bekannt. Im Fokus der Forschung stehenNeutrinos,Hoch- und Niederenergiephysik,Quantenfeldtheorien,Astroteilchenphysik undKosmologie,Quantensimulationen und Anwendungen der fundamentalen Physik. 2011 wurde das Albert Einstein Center for Fundamental Physics (AEC) eingerichtet, welches eine der grössten Schweizer Forschungsgruppen auf dem Gebiet der Teilchenphysik beheimatet.
Die Universität misst demInterkulturellen Wissen eine grosse Bedeutung bei, um einer zunehmend globalisierten Welt begegnen zu können, in welcher der kulturelle Austausch und das Verständnis der eigenen wie andererKulturen undReligionen immer wichtiger wird. Im Themenschwerpunkt Interkulturelles Wissen sind mehreregeistes-,kultur- undsozialwissenschaftliche Fächer gebündelt, welche inter- und transdiziplinäre Forschung zu diversengesellschaftlich relevanten Themen betreiben.[75]
Zur Stärkung des Themenschwerpunktes wurde 2015 das Walter Benjamin Kolleg (WBKolleg) gegründet. Zum WBKolleg gehören heute das Center for Global Studies (CGS), welches sich mit den politischen, sozialen und kulturellen Aspekten der Verflechtung und Entflechtung menschlicher Lebensbereiche über grosse geographische Distanzen und verschiedene kulturelle Kontexte hinweg befasst, das Center for the Study of Language and Society (CSLS), das sich der Forschung und dem Dialog an der Schnittstelle zwischen Sprache und Gesellschaft widmet, die Graduate School of the Arts and Humanities sowie eine Assistenzprofessur fürDigital Humanities.[76]
Bereits 2001 wurde das Interdisziplinäre Zentrum fürGeschlechterforschung (IZFG) gegründet, welches in Forschung, Lehre und im Wissensdialog tätig ist und sich inhaltlich, methodisch und theoretisch mit Geschlecht und Geschlechterfragen auseinandersetzt.[77]
Sie ist die national führende Institution für die Erforschung despolitischen Systems der Schweiz und erbringt Dienstleistungen für die Verwaltung derHauptstadtregion Schweiz. 2002 wurde das Kompetenzzentrum für Public Management (KPM) errichtet, welches auch international als angesehenes Forschungszentrum für Verwaltungswissenschaft gilt. Neben der Forschung und der Erbringung von Dienstleistungen für die öffentliche Hand konzentriert sich das KPM auf die Ausbildung von Verwaltungsforschenden und Verwaltungsmitarbeitenden. So bietet es etwa den interdisziplinären und interuniversitären Master-StudiengangPublic Management and Policy sowie Doktoratsprogramme und Nachdiplomstudiengänge an.
Auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Sozialwissenschaft fokussiert sich die Universität Bern in Einklang mit der Nähe zum Bundesstaat aufGeldwirtschaft undGeldpolitik sowieVolkswirtschaft undIndustrieökonomik, aber auch auf regionale und ökonomische Entwicklung sowie auf deninternationalen Handel. 2012 wurde das Center for Regional Economic Development (CRED) geschaffen, welches sich wissenschaftlich mit Standortdynamik & regionalerWirtschaftspolitik,Tourismus, undBodenpolitik &Immobilien befasst. Mit Unterstützung derWelthandelsorganisation ist seit 1999 an der Universität Bern dasWorld Trade Institute (WTI) angesiedelt, eine weltweit führende akademische Institution auf dem Gebiet desinternationalen Wirtschafts- undWelthandelsrechts. Gegründet wurde das WTI im Zusammenhang mit derUruguay-Runde von 1995. Seither rekrutiert es Forschende und Studierende aus der ganzen Welt, um Grundlagen für ein stabiles, offenes und faires Welthandelssystem zu schaffen. Von 2001 bis 2013 leitete es zudem denNFS Trade Regulation.
Nachfolgend sind die interdisziplinären und interfakultären Kompetenz- und Forschungszentren sowie fakultären Fachzentren aufgelistet, die zur Verfolgung der universitären Themenschwerpunkte geschaffen wurden:
Albert Einstein Center for Fundamental Physics (AEC)
An der Universität Bern sind 8'071 Bachelor- und 4'992 Master-Studierendeimmatrikuliert. Dazu sind 3'518Doktorierende eingeschrieben.[3] Dies ergibt jährlich rund 1'600 Bachelor-, 1'500 Master- und 750 Doktoratsabschlüsse. Zudem absolvierten Stand 2024 3'027 Personen an der Universität Bern einen Weiterbildungsstudiengang. Unter den Studierenden bilden seit einiger Zeit die Frauen die Mehrheit, ihr Anteil betrug Ende 2024 60 Prozent.[3] Etwa 13 % der Studierenden kommen aus dem Ausland.[3]
Da die Universität Bern über keinStudentenwohnheim und keineColleges verfügt, müssen sich die Studierenden um ihre eigene Unterkunft kümmern.[78] Beliebt sind dabei das Zusammenleben inWohngemeinschaften in der Stadt Bern und den umliegenden Gemeinden sowie – aufgrund der zentralen Lage, der kurzen Verkehrswege innerhalb der Schweiz und aus finanziellen Gründen – derPendelverkehr vomElternhaus aus.[79] Eine Umfrage derStudierendenschaft der Universität Bern (SUB) aus dem Jahr 2020 ergab, dass 80 % der Berner Studierenden neben dem Studium einerErwerbstätigkeit nachgehen, wobei die Mehrheit in einemPensum von maximal 20 % beschäftigt ist.[80] Dabei besteht die Möglichkeit, von der Universität selbst alsWissenschaftliche Hilfskraft angestellt zu werden, was die administrative Arbeit im Zentralbereich, die Unterstützung von Dozierenden in Lehre und Forschung sowie das Abhalten vonTutorien und Weiteres umfassen kann.
Zum Studium an der Universität Bern ohne Weiteres zugelassen sind alle Personen, welche eine SchweizerMaturität oder einen SchweizerStudienausweis besitzen. Im Detail bedeutet dies, dass mindestens eine der folgenden Voraussetzungen erfüllt werden muss:[82]
Für Studieninteressierte mit einem ausländischen Reifezeugnis oder einem ausländischen Studienausweis gelten länderspezifische Zulassungsbedingungen, je nach Gleichwertigkeit des fraglichen Abschlusses. Zudem müssen je nach Studiengang gewisse Sprachanforderungen erfüllt werden.[83]
Studierende der Universität Bern auf der Grossen Schanze
EinNumerus clausus besteht einzig für die FächerHuman-,Zahn- undVeterinärmedizin[84] sowie für das Studium derSportwissenschaft.[85] Anders als in anderen Ländern ist für den Numerus clausus jedoch nicht dieAbschlussnote des Maturitätszeugnisses ausschlaggebend, sondern es muss jeweils eine fachspezifische Aufnahmeprüfung absolviert werden.
Die reguläreStudiengebühr an der Universität Bern beträgt (Stand 2023) pro Semester 750CHF zuzüglich einer Semestergebühr von 34 CHF und eines fakultativen Beitrags an dieStudierendenschaft in der Höhe von 21 CHF. Für ausländische Studierende gilt eine zusätzliche Gebühr von 200 CHF pro Semester, sofern diese im Zeitpunkt des Erlangens des Zulassungsausweises zum Bachelorstudium ihren zivilrechtlichen Wohnsitz weder in der Schweiz noch imFürstentum Liechtenstein hatten.[86]
Für Studieninteressierte ab 30 Jahren besteht mit demAufnahmeverfahren 30+ die Möglichkeit, auch ohne Matura oder Studienausweis ein Studium aufzunehmen. Für Schweizer und in der Schweiz aufgewachsene Ausländer genügt dabei eine Lehre oder eine Berufsmaturität, für ausländische Studierende gelten besondere Bestimmungen. Voraussetzung für die Zulassung ist das Bestehen eines zweiteiligen Aufnahmeverfahrens. Beim ersten Teil wird die allgemeine Eignung zum Studium mittels Überprüfung der Problemlösefähigkeit festgestellt, im zweiten Teil die Hochschulreife für den gewählten Studiengang überprüft.[87]
Zusätzlich zu den Bachelor- und Masterstudiengängen werden 117 Weiterbildungs-Studienprogramme angeboten, welche je nach Umfang mit einemCertificate of Advanced Studies (CAS),Diploma of Advanced Studies (DAS) oderMaster of Advanced Studies (MAS) abgeschlossen werden.[90] Ausserdem sind an der Universität Bern siebenGraduiertenschulen beheimatet, welche im Einklang mit den universitären Themenschwerpunkten spezielle Doktoratsprogramme anbieten.
Neben den klassischen Studienrichtungen ist die Universität Bern auch für junge Fächer wieSportwissenschaft oderTheaterwissenschaft bekannt. DerStudiengang Theaterwissenschaft, der im Master mit dem SchwerpunktTanzwissenschaft vertieft werden kann, ist nach wie vor der einzige dieser Art in der Schweiz. Als weltweit einzige Hochschule bietet Bern im Rahmen des Theologiestudiums einen Schwerpunkt inchristkatholischer Theologie an. Zudem existiert eine Vielzahl von einzigartigen, hoch spezialisierten Master-Studiengängen wie derMaster of Arts in Public Management and Policy, derMaster of Science in Biomedical Engineering, derMaster of Science in Precision Engineering, derMaster of Science in Climate Sciences oder derMaster of Science in Artificial Intelligence in Medicine.
Die Studierenden der Universität Bern sind seit 1925 in derStudierendenschaft der Universität Bern (SUB), eineröffentlich-rechtlichen Körperschaft, organisiert.[94] Die SUB setzt sich auf allen Organisationsebenen – von den Instituten bis zum Kanton – für die Interessen der Studierenden ein und bietet verschiedene Dienstleistungen wie kulturelle Angebote, Unterstützung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, Vermittlung vonNachhilfe,Rechtsberatung, Hilfe bei Psychischen Problemen undsexueller Belästigung etc. an.[95] Als politische Vertretung der Studierenden engagiert sich die SUB in derHochschulpolitik und pflegt Beziehungen zu den Studierendenschaften anderer Universitäten im In- und Ausland.[96] Der Vorstand der SUB wird durch dasStudierendenparlament, den 40-köpfigen «Studierendenrat», gewählt und beaufsichtigt. Der Studierendenrat wählt zudem die studentischen Delegierten für die universitären Kommissionen und entscheidet über Statuten, Reglemente, Finanzen und die politischen Grundpositionen der SUB. Er wird zweijährlich von den Berner Studierenden gewählt.[97]
Studierende derselben Fachrichtung sind zudem inFachschaften zusammengeschlossen. Die Fachschaften vertreten die Interessen der jeweiligen Studienfächer gegenüber Institut und Fakultät sowie gegenüber der SUB und organisieren diverse fachbezogene und soziale Veranstaltungen.[98] Je nach Studiengang findet ein grosser Teil des studentischen Lebens im Rahmen der Fachschaft statt.
Neben der SUB und den Fachschaften existieren an der Universität Bern zudem verschiedene weitere studentische Gruppierungen und Vereine, die von klassischenStudentenverbindungen über soziale und regionale Vereine und Sportvereine bis zu religiösen, kulturellen oder politischen Gruppen reichen.[99]
Die Universität Bern betreibt ein eigenes, zentral organisiertesAlumni-Netzwerk namens "Alumni UniBE". Ziel des Netzwerkes ist es, ehemalige Studierenden auch nach deren Abschluss mit der Universität zu verbinden und den Absolventen und Absolventinnen eine Plattform für den persönlichen und professionellen Austausch zu bieten. Anders als bei herkömmlichen Alumni-Vereinigungen lädt Alumni UniBE explizit auch aktuelle Studierende in das Netzwerk ein, um derenNetworking-Möglichkeiten zu steigern und den intergenerationellen Austausch zu fördern. Daneben existieren an der Universität Bern diverse Fachorganisationen und Fachvereine, in denen aktuelle und ehemalige Studierende spezifischer Studienfächer vernetzt sind. Diese kollaborieren in der Regel mit Alumni UniBE und ihre Mitglieder sind zumeist auch Teil des gesamtuniversitären Alumni-Netzwerkes. Der Austausch zwischen den Alumni findet grösstenteils auf speziellen kulturellen, sportlichen oder wissenschaftlichen Anlässen statt, die von den Fachvereinen oder von Alumni UniBE organisiert werden. Neben solchen Anlässen werden Mitgliedern des Netzwerkes auch spezielle Vergünstigungen und News-Inhalte angeboten.[100]
Neben Lehrveranstaltungen und sonstigen Events bietet die Universität Bern ein umfassendesUniversitätssport-Programm an. Dieses wird besonders von den Studierenden rege genutzt, steht aber auch Universitäts-Mitarbeitenden und all denjenigen, die einen Unisportausweis kaufen, offen. Der «Uni-Sport» organisiert geleiteteTrainings, Kurse,Wettkämpfe und Events, führt Beratungen durch und stellt Infrastruktur zur Verfügung. Insgesamt werden Kurse in über 150 verschiedenenSportarten angeboten.[101] Daneben existieren zwei frei zugänglicheFitnessräume sowieMassage- undSauna-Angebote.[102][103]
Die Professoren der Universität Bern spielten in mehreren Wissenschaftsbereichen eine Vorreiterrolle.
So erhieltTheodor Kocher, Wegbereiter der modernen Chirurgie und Professor an der Universität Bern, 1909 als erster Chirurg denNobelpreis für Physiologie oder Medizin. Der Veterinärmediziner und spätere RektorTheodor Oskar Rubeli war für die Gründung der weltweit ersten veterinärmedizinischen Fakultät an der Universität Bern im Jahr 1900 mitverantwortlich. Und mit der Analyse vonEisbohrkernen leistete der PhysikerHans Oeschger Pionierarbeit in der Klimaforschung: Zusammen mit seinen Kollegen mass er als Erster die unterschiedlichen Anteile atmosphärischen Kohlenstoffs inWarm- undKaltzeiten und warnte vor einem möglichenTreibhauseffekt durch verstärkten CO2-Ausstoss. Schliesslich wirkte auchEugen Huber, Schöpfer des SchweizerischenZivilgesetzbuches, welches zu seiner Zeit (1907) als modernstes Gesetzbuch Europas galt, als Professor an der Universität Bern.
Einige Berufungen der Universität Bern stellten zudem Meilensteine in derGleichstellung der Geschlechter und der Gleichbehandlung an europäischen Universitäten dar.
So erreichte die Schweizer Philosophin russisch-jüdischer HerkunftAnna Tumarkin 1908 auf ordentlichem akademischem Weg den Titel einer Extraordinaria und konnte so als erste Professorin Europas Doktoranden und Habilitanden prüfen und im Universitätssenat Einsitz nehmen. Der ArztGabriel Gustav Valentin, welcher an der Universität Bern ab 1836 als Professor für Physiologie und Tieranatomie wirkte, hatte als erster jüdischer Professor einen Lehrstuhl an einer deutschsprachigen Universität inne.
Die Absolventen der Universität Bern leisten regelmässig wichtige Beiträge zur Wissenschaft, bekleiden hohe politische Ämter und erlangen Ansehen in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft.
Mehrere bekannte Wissenschaftler waren während ihrer Laufbahn als Dozenten an der Universität Bern tätig. Darunter der Biochemiker, Zellforscher, Neurobiologe und MikrobiologePaul Nurse (Nobelpreis für Physiologie / Medizin 2001)[105] und der FriedensnobelpreisträgerCharles Albert Gobat.[106]
Im Februar 1908 wurde der Begründer derRelativitätstheorieAlbert Einstein an der Universität Bern habilitiert und lehrte danach während drei Semestern als Privatdozent theoretische Physik. Seine Antrittsvorlesung behandelte die Gültigkeitsgrenzen der klassischen Thermodynamik. Weitere Vorlesungen hielt Einstein überDie molekulare Theorie der Wärme undDie Theorie der Strahlung. Einem Ruf auf eine ausserordentliche Professur an der Universität Zürich folgend, verliess Einstein die Universität Bern schliesslich im Oktober 1909.[107]
Im Verlauf ihrer Geschichte hat die Universität Bern herausragende Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft mit derEhrendoktorwürde ausgezeichnet. Neben Forschenden wird die Ehrendoktorwürde regelmässig auch Politikern, Künstlern, Kulturschaffenden und Aktivisten zuteil.[108][109][110]
Die Universität Bern gehört heute zu den 100 bis 150 besten universitären Hochschulen der Welt. Bei mehr als 25'000 Universitäten weltweit bedeutet dies eine Zugehörigkeit zu den obersten 0,5 Prozent.[112]
Auch in Rankings, welche universitäre Hochschulen anhand einzelner Fachgebiete oder Fächer vergleichen, ist die Universität Bern regelmässig hoch platziert. Sie gehört in diversen Fachgebieten zu den besten 100 bis 150 Universitäten der Welt, in mehreren Fächern zu den Top 50 und in einigen Fächern zu den Top 10.
Minta, Anna (Hrsg.), Nicolai, Bernd (Hrsg.), Thome, Markus (Hrsg.):Stadt Universität Bern – 175 Jahre Bauten und Kunstwerke. Haupt Verlag, Bern 2009,ISBN 978-3-258-07406-1.
Ulrich Im Hof u. a. (Hrsg.):Hochschulgeschichte Berns 1528–1984. Zur 150-Jahr-Feier der Universität Bern 1984. Universität Bern, Bern 1984.
Ulrich Im Hof u. a. (Hrsg.):Die Dozenten der bernischen Hochschule. Ergänzungsband zu:Hochschulgeschichte Berns 1528–1984. Universität Bern, Bern 1984.
Franziska Rogger:Die Universität Bern und ihre gesammelte(n) Geschichte(n). In:UniPress. Nr. 139, Dezember 2008, S. 12–31.
Franziska Rogger, Monika Bankowski:Ganz Europa blickt auf uns! Das schweizerische Frauenstudium und seine russischen Pionierinnen. Hier + jetzt Verlag für Kultur und Geschichte, Baden 2010,ISBN 978-3-03919-146-8.
↑Christian Degen: Frühzeitiger Wechsel im Rektorat. In: uniaktuell.unibe.ch. 16. Mai 2024, abgerufen am 17. Mai 2024: „Christian Leumann wird sein Amt als Rektor der Universität Bern per 15. Juni 2024, rund 6 Wochen früher als geplant, abgeben. Er wird seine Geschäfte bis dahin schrittweise an seine bereits gewählte Nachfolgerin Virginia Richter übergeben.Die frühzeitige Übergabe geschieht infolge der Übernahme der interimistischen Leitung derInsel Gruppe mitBernhard Pulver“