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Transoxanien

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Transoxanien und die NachbarregionenChorasan undChoresmien in Zentralasien
Transoxanien liegt zwischen Oxus (Amu Darja) und Jaxartes (Syr Darja)

Transoxanien – das Land „jenseits desOxus“ – ist der Name einer bedeutenden historischen Region im westlichenZentralasien, die im Wesentlichen das Land zwischen den beiden Strömen Amudarja undSyrdarja mit den alten MetropolenSamarkand undBuchara umfasst.

Name

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Der aus demLateinischen stammende BegriffTransoxanien bedeutet „Land jenseits des Oxus“, wobeiOxus der alte Name des Amudarja ist. Er entspricht derarabischen BezeichnungMawara’annahr (ما وراء النهر,DMGmā warāʾ an-nahr ‚das, was jenseits des Flusses liegt‘),[1] wovon sich wiederum die usbekische NamensformMovarounnahr ableitet. Für die persischenSassaniden, deren Nordostgrenze zumspätantiken Zentralasien in dieser Region verlief, gehörte Transoxanien (wie aus demSchāhnāme hervorgeht) zumnicht-iranischen GebietTuran, das später vor allem vonTürken bewohnt und daher auch alsTurkestan bekannt war.

Geographie

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Transoxanien gehört zumTiefland von Turan und ist vonSteppen undWüsten wie derKysylkum geprägt; das Klima ist ausgesprochenkontinental undtrocken. DasFerghanatal und Tal desSerafschan, in dem auch Samarkand und Buchara liegen, sind jedoch seit jeher fruchtbaresBewässerungsland, das landwirtschaftlich genutzt wird. Östlich davon befindet sich dasPamir-Gebirge.

Unter dem arabischen NamenMawara’annahr fassten die muslimischen Geographen des Mittelalters praktisch alle islamisch beherrschten Gebiete nördlich des mittleren und oberen Amudarjas zusammen, wobei die Nordgrenze, aber auch die Ostgrenze im Gebirge nicht genau definiert war. Südlich des Amudarjas lag die ostiranische RegionChorasan, im Westen am Unterlauf des Amudarja, der hier durch Wüsten fließt, die GroßoaseChoresm. Im Norden lagen die Steppengebiete der bis zur Mongolenzeit noch „heidnischen“, nicht islamisierten Nomaden, unter denen in einzelnen vonsogdischen Kolonisten Karawanenstädten, wieTaraz, auch Buddhisten, Manichäer und Christen lebten. Diese Städte gingen zum Ende der mongolischen Khanate im Spätmittelalter mitsamt ihrer religiösen Vielfalt unter. Ein maßgeblicher Kausalbeitrag für den Untergang dieser Stadtkulturen und der nicht-islamischen Religionsgemeinschaften wird neben den fortwährenden Kriegen und der Störung des Handels derPest Mitte des 14. Jahrhunderts zugeschrieben[2].

Zu den Regionen und Provinzen, in die Transoxanien zur Zeit desAbbasidenkalifats (750–1258) unterteilt wurde, zählten Sughd (um Buchara und Samarkand am Serafschan), Tschaghaniyan, Chuttal mit der HauptstadtHulbuk undWachan am oberen Amudarja, Usruschana südlich des mittleren Syrdarja mit der HauptstadtBundschikat (naheSchahriston), Schasch umTaschkent nördlich des mittleren Syrdarja und schließlichFerghana am oberen Syrdarja.

Heute gehört Transoxanien größtenteils zuUsbekistan, doch haben auchKasachstan (im Norden),Tadschikistan undKirgisistan (im Osten) undTurkmenistan (im Süden) Anteil an dem Gebiet.[3]

Geschichte

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Frühe Zeit

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Den antiken Autoren, allen voranHerodot war das Gebiet alsSogdiana (Sogdien) bekannt. Es gehörte zum altpersischenAchämenidenreich, danach zum ReichAlexanders des Großen, danach zumSeleukidenreich und zumGriechisch-Baktrischen Königreich. Die Herrschaft über Sogdien blieb aber auch gegenüber den Steppenvölkern im Norden umstritten und es ist fraglich, wie effektiv die Herrschaft der vorerwähnten Reiche über Sogdien tatsächlich war. Zwischen 140 und 129 v. u. Z. erlag das Griechisch-Baktrische Königreich den Angreifern aus dem Norden, wobei hierüber nur spärliche Nachrichten vorliegen, und der genauere Hergang unklar und hoch spekulativ ist. Der chinesische EntdeckerZhang Qian kam 126 v. u. Z. durch diese Gegend und berichtete von denYuezhi, die zumindest eine der Gruppen der Eroberer bildeten. Die hiermit einsetzenden, zunächst noch sehr losen und sporadischen Kontakte mit dem China derHan-Dynastie führten in der Folge zur Etablierung derSeidenstraße über die Oasen am Südrand der zentralasiatischen Wüsten.

Die politische Geschichte ist weitgehend ungeklärt. In den Oasen bildeten sich lokale Herrschaften. Das weitgespannte Handelsnetz der Sogder von der Krim bis nach China sorgte für Reichtum und kulturelle Blüte. Augenzeugenberichte aus diesen Epochen stammen von den buddhistischen Pilgern aus China,Faxian, der allerdings nicht nach Transoxanien gelangte;Hyecho undXuanzang. Unklar ist wieweit der Einfluss der im Süden angrenzenden Reiche derParther oderKuschana reichte. DieSasaniden erlangten zeitweise die Oberhoheit über die transoxanischen Städte.

Ab 359 verbündeten sich dieChioniten mit den Sasaniden und kamen nach Transoxanien, wo sie 437 den Thron von Samarkand hielten. Ab 420 breiteten sich dieKidariten aus und erreichten 440 Transoxanien. Ab 457 fielen, ausgehend vom östlichen Baktrien, dieHephthaliten ein, besiegten den sasanidischen HerrscherPeroz I. zwei Mal und erhielten bis mindestens 531 Tribute. 509 eroberten die Hephthaliten Transoxanien[4].

Gegen die hephthalitische Bedrohung verbündete sich der SasanidenherrscherChosrau Anuschirwan mit der neuen Macht in Zentralasien, denKök-Türken. Im Bündnis mit dem westtürkischen HerrscherSizabulos, auch unter den NamenStembis-Chagan undIştämi bekannt, wurde 560 das Reich der Hephthaliten vernichtet und entlang des Amudarja zwischen Persern und Türken geteilt. Doch entwickelten sich die Türken bald zu noch gefährlicheren Gegnern, die mehr oder weniger dauerhaft auch Nordafghanistan unter ihre Kontrolle brachten.Ab 556 herrschten die westlichen Kök-Türken in Transoxanien[5].

Mit der Vernichtung des westtürkischen Reiches zwischen 657 und 679 gewann zeitweilig das China derTang-Dynastie die Oberhoheit über Transoxanien. Nach dem Zusammenbruch der chinesischen Kontrolle über dasTarim-Becken und der Restauration des osttürkischen Khaganats fiel die Herrschaft in den weiter westlichen Gebieten an die Türken zurück, die nun nacheinander unter der Führung derOn-Ok, derTürgiş, derKarluken und schließlich derKarachaniden standen. Die On-Ok standen zeitweise unter der Herrschaft der östlichen (Kök-)Türken, teils waren sie deren Verbündete.

Ab der Ankunft der Araber

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Inzwischen hatte ab 705 die Expansion der muslimischenAraber Transoxanien erreicht. Zwischen 715 und ungefähr 732 wurden sie vom Herrscher derTürgesch,Suluk, aufgehalten, doch insgesamt drängten sie die türkischen Herrscher und – nach derSchlacht am Talas 751 – auch die Chinesen zurück, was den chinesischen Einfluss in Transoxanien für mehrere Jahrhunderte beendete. Von den Arabern bekam das Land seinen NamenMawara’annahr (Was jenseits des Flusses ist), dem die moderne europäische Bezeichnung Transoxanien nachgebaut ist. Die Türken blieben jedoch eine wichtige Einflussgröße – sei es durch ihre verwandtschaftlichen Verbindungen mit dem lokalen Adel oder ihre Verwendung als Söldner bzw. Militärsklaven (ghulām).

Eine Glanzzeit für Transoxanien bildete die Herrschaft derpersischstämmigenmuslimischen Dynastie derSamaniden von 819 bis 1005, die bis 874 noch denTahiriden unterstanden.[6] Unterdessen hatten Mitte des 10. Jahrhunderts dieKarachaniden den Islam als erstes Volk außerhalb des Kalifats angenommen. Damit wurden sie zu einer ernsten Bedrohung für die Samaniden: Zum einen entfiel das Motiv eines "heiligen Krieges", zum anderen stockte der Nachschub an Rekruten für ihre Sklavenarmee, weil Muslime nicht versklavt werden durften und die Sklavengeneräle der eigenen Armee Herrschaftsgelüste bekamen. Schließlich fielen die Provinzen südlich des Amudarja an dieGhaznawiden, deren Herrschaft durch einen vormaligen Sklavengeneral der SamanidenAlp-Tigin und dessen NachfolgerSebüktigin begründet worden war.

Transoxanien hingegen fiel an die Karachaniden: 992 eroberten sie zum ersten Mal Buchara, 999 ein zweites Mal und danach auch Samarkand. Mit den Ghaznawiden einigten sie sich 1001 auf den Amurdarja als Grenze zwischen ihren Reichen. Ab 1020 herrschteAli Tegin und bildete das "Westreich" der Karachaniden.

Neue Vormacht indes wurden dieSeldschuken, die dem Volk derOghusen entstammten, das am Aralsee seine Sitze hatte. 1040 schlug ein Heer unter Führung des SeldschukenTughrul Beg in derSchlacht von Dandanqan die ghasnawidische Armee. Der Sieg der Seldschuken löste einen großen Zustrom von türkischen Nomaden, hauptsächlich Oghusen in den Iran und später auch nach Anatolien aus, während der bestehende oghusische Staat zerfiel und unterging. Transoxanien blieb unter der Herrschaft der Karachaniden, die nun unter die Oberhoheit der Seldschuken geraten waren – 1089 und 1097 waren diese in Transoxanien eingefallen.

Die protomongolischenKitan waren nach einer schweren Niederlage unter FührungYelü Dashi unter dem NamenKara Kitai nach Westen geflohen und besiegten 1141 in der Schlacht von Qatwan den mit den Karachaniden verbündeten seldschukischen HerrscherSandschar. Damit verlor der regierende Karachanide Mahmud den Thron von Samarkand. Andere Karachaniden regierten noch als Vasallen der Kara-Kitai, die nun für kurze Zeit die Herrschaft über Transoxanien errungen hatten. Schon 1182 eroberte derChoresm-Schah aus der Dynastie derAnuschteginiden, vormalige Vasallen der Kara Kitai,Buchara und 1210 schließlich das ganze Land.

Ab der Herrschaft der Mongolen

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1219 eroberten dieMongolen unterDschingis Khan das Land; weite Teile und insbesondere die Städte wurden zerstört.[7] Transoxanien wurde Teil des ab 1229 entstehendenTschagatai-Khanats, einem Teil des Mongolenreiches, wobei im Laufe der Zeit lokale Fürsten ständig mehr Einfluss errangen. 1346 verlor das Khanat Transoxanien,Tughluk Timur konnte es aber um 1360 für einige Jahre zurückgewinnen.[8]

1365 besiegteTimur die Mongolen und eroberte Transoxanien, das in der Folge eine neue Blütezeit erlebte. Timur machteSamarkand zur Hauptstadt seinesReiches und zu einem Zentrum der islamischen Welt.[9]

1428 wurde dasUsbeken-Khanat in den Steppen des heutigen Kasachstan und West-Sibiriens gegründet und dehnte sich unter demscheibanidischen KhanAbu'l-Chair bis an den Syr-Darya aus. 1451 unterstützte dieser dentimuridischen KhanAbu Sa'id bei seinem Angriff auf den ebenfalls timuridischen Herrscher Abdallah ibn Ibrahim. Zwei Armeen marschierten nachSamarkand und besiegten Abdallah; Abu Sa'id übernahm die Macht. Zentralisierungsbestrebungen Abu'l-Chairs führten zur Abspaltung großer Teile der von ihm geführten Stammeskonföderation, die manKasachen (Abtrünnige) nannte. Seiner Machtbasis beraubt wurde Abu'l-Chair 1456/57 bei einem Angriff derOiraten besiegt; sein Reich löste sich auf. Er selbst fiel 1468 in einer Schlacht gegen die Kasachen.

Von den Scheibaniden überlebte lediglich Abu'l-Chairs EnkelMohammed Scheibani, der sich zunächst u. a. als Söldnerführer des Timuriden Ahmad Mirza verdingte, bevor er 1488 in den Dienst desTschagatai-Khans Mahmud b. Yunus wurde. Nachdem er die verstreuten usbekischen Stämme gesammelt hatte, eroberte er 1500 Samarkand und Buchara und gründete das Usbeken-Khanat neu. Seine Hauptgegner waren der TimurideBabur und derpersische SchahIsmail. 1506 wurde aus dem Usbeken-Khanat dasKhanat von Buchara. Nachdem Mohammed Scheibani 1510 in einer Schlacht bei Merw gegen den Safawiden Ismail gefallen war, konnte Babur vorübergehend die Herrschaft über Buchara und Samarkand zurückgewinnen.

Mit ihrem Sieg 1512 in der Schlacht von Gadschdiwan sicherten sich dieUsbeken die Herrschaft über Transoxanien. In der Folgezeit gab es zwischen demKhanat Chiwa/Choresmien und dem Khanat Buchara wechselseitige Eroberungsversuche ohne größere Erfolge.[10] Während der ständigen Kriege zwischen Usbeken und Iranern wurde Chorasan mit seinen ehemals blühenden Städten verwüstet und Transoxanien verfiel der wirtschaftlichen und kulturellen Stagnation. Etwa ab 1600 wurden die Usbeken sesshaft und verschmolzen mit der ansässigen Bevölkerung. 1740 griff der persische HerrscherNader Schah die Usbeken in Transoxanien an.

1852 begann die russische Expansion in Mittelasien mit dem Angriff auf die zuKokand (eigenständiges Khanat seit 1710) gehörende Festung Aq-mastschid amSyrdarja. Sie fand 1884 mit der Unterwerfung der Turkmenen und der Eroberung vonMerw ihren Abschluss.

Literatur

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Weblinks

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Wiktionary: Transoxanien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Zur Schreibweise sieheGavin Hambly u. a.:Zentralasien (Fischer Weltgeschichte 16). Frankfurt am Main 1966, S. 76.
  2. Wassilios Klein:Das nestorianische Christentum an den Handelswegen durch Kyrgyzstan bis zum 14. Jh. Brepols, Turnhout 2000,ISBN 978-2-503-51035-4, S. 288 f.
  3. Klaus Pander:Zentralasien. Usbekistan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Kasachstan. DuMont, Köln 1996,ISBN 3-7701-3680-2.
  4. Jürgen Paul: Zentralasien. 2012, S. 73 f
  5. Jürgen Paul: Zentralasien. 2012, S. 78 f
  6. Jürgen Paul:Zentralasien. 2012, S. 140–141.
  7. Jürgen Paul: Zentralasien. 2012, S. 287
  8. Marion Linska, Andrea Handl und Gabriele Rasuly-Paleczek, S. 65, abgerufen am 23. Dezember 2022
  9. Marion Linska, Andrea Handl und Gabriele Rasuly-Paleczek, S. 66
  10. Jürgen Paul: Zentralasien. 2012, S. 280
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