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Tibesti

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterTibesti (Begriffsklärung) aufgeführt.
Tibesti

Emi-Koussi-Gipfel, beobachtet von der Internationalen Raumstation
Emi-Koussi-Gipfel, beobachtet von derInternationalen Raumstation

Emi-Koussi-Gipfel, beobachtet von derInternationalen Raumstation

Höchster GipfelEmi Koussi (3445 m)
LageTschad
Tibesti (Tschad)
Tibesti (Tschad)
Koordinaten20° 47′ N,18° 3′ O20.78333333333318.053445Koordinaten:20° 47′ N,18° 3′ O
Besonderheitenhöchstes Gebirge derSahara
Topografische Karte des Tibesti-Massivs
Topografische Karte des Tibesti-Massivs

Topografische Karte des Tibesti-Massivs

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DasTibesti ist ein ausVulkanen bestehender Gebirgszug imTschad und zugleich das höchsteGebirge derSahara. Seine nördlichen Ausläufer erstrecken sich mehrere hundert Kilometer auf das Territorium vonLibyen. Es erhebt sich am Nordrand desTschadbeckens und steigt aus der flachenWüstenlandschaft mit mehreren Schichtstufen auf. Das Hochgebirge ist teilweise stark zerklüftet und zeigt zahlreiche Vulkankrater undSchlackenkegel. Das Tibesti gehört zu den isoliertesten Regionen der Erde und wird von denTubu besiedelt. Das regionale Verwaltungszentrum ist die StadtBardaï mit rund 1500 Einwohnern.

Geographie und Geologie

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Das Tibesti-Gebirge bedeckt ein Gebiet von rund 100.000 km²[1] und dehnt sich vom 19. bis zum 23. nördlichen Breitengrad und vom 16. bis zum 19. östlichen Längengrad aus. Die sehr starke vulkanische Tätigkeit kann als ein Beispiel für die Entstehung von kontinentalenRiftsystemen dienen. Seine Entstehung begann im frühenMiozän und dauerte bis in dasQuartär. Das Rift scheint sich nicht weiter auszudehnen und den Zenit seiner vulkanischen Tätigkeit überschritten zu haben, denn es gibt in diesem Gebiet häufigCalderen und eingestürzteMagmakammern, die sich nicht mehr auffüllen und zahlreiche Kratersysteme hinterlassen haben.

Topographie

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Die Vulkane des Tibesti bestimmen dieTopographie des Gebirges und gehören zu den kontinentalenRiftvulkanen, von denen mindestens drei Vulkane und einVulkanfeld alsaktiv oder alspotenziell aktiv beschrieben worden sind.Aufgrund ihrer abgelegenen Lage wurde erst in den 1970er Jahren die aktive vulkanische Tätigkeit aus dem Weltraum entdeckt, als ein sowjetischer Satellit derKosmos-Serie einen Ausbruch imThermalquellenfeldYi Yerra am Südhang desEmi Koussi beobachtete.

Aufgrund seiner Höhe erhält das Gebirge mehrNiederschlag als das Umland. Der höchste Gipfel ist der VulkanEmi Koussi mit 3445 Metern. Weitere Vulkane sind derTarso Toussidé mit 3315 Metern, derTarso Voon mit 2859 Metern und derTarso Toon mit 2625 Metern Höhe. Im westlichen Teil des Gebirges liegt das ausgedehnte VulkanfeldTarso Tôh. Eine regionale wirtschaftliche Bedeutung haben die Salzablagerungen in derCalderaEra Kohor des Emi Koussi und in der CalderaTrou au Natron südöstlich desTarso Toussidé.

Im zentralen Teil des Tibesti liegt in der Nähe desTarso Voon dasSoborom-Solfatarenfeld, das von der lokalen Bevölkerung für medizinische Zwecke aufgesucht wird.

Auf dem Territorium Libyens liegt der 2267 Meter hoheBikku Bitti und flacht nach dem 1650 Meter hohenJabal Nuqay in die wüste Ebene Libyens ab.

Im Norden des Tibesti liegt sein einziger Süßwassersee, derMare de Zoui, der einige wenige Hektar groß ist. Andere Quellen für Süßwasser bilden die zahlreicher vorkommendenGueltas.

Geschichte

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Über die Besiedlungsgeschichte des Tibesti ist weniger bekannt als über andere Hochgebirge der Sahara. Die schwierige Sicherheitslage hat hier für lange Zeit keine archäologische Forschung zugelassen. Sicher ist, dass das Tibesti einen regionalen klimatischen Gunstraum darstellt, der seit derSteinzeit durchgängig besiedelt ist. Der Siedlungsplatz von Gabrong bei Bardai geht in die Zeit bis etwa 6100 v. Chr. zurück. Untersuchungen derSauerstoff-Isotopen-Zusammensetzung in den Calderen des Gebirges bestätigten das Bild, das vor 9500 bis 6500 Jahren im Tibesti ein feuchteres Klima vorherrschte.[2]

PrähistorischeFelskunst ist von verschiedenen Orten in Form von Gravierungen undMalereien bekannt. Aus der frühesten Phase, ab etwa 8000 v. Chr., stammen große Gravierungen von Wildtieren. Wichtigster regionaler Fundplatz hierfür ist das Enneri Gonoa. Der sogenannte „Mann von Gonoa“ gehört zu den bekanntesten Motiven der Ostsahara. In den späteren Phasen treten zunehmendpolychrome Malereien auf. Dargestellt werden zunächst v. a. Rinder, später auch Kamele und bewaffnete Krieger.

Aus dem dritten Jahrtausend vor der Zeitwende stammen monumentale Grabbauten, deren Grundriss eine tropfenförmige, bis zu 50 m lange Gestaltung aufweist. Wer ihre Erbauer waren, ist unbekannt.Herodot nennt im 5. Jh. v. Chr. dieTroglodyten als südliche Nachbarn der Libyer. Etwa in dieselbe Zeit wird die erste Einwanderungswelle der Tubu datiert, die durch spätere Schübe verstärkt wurde.

Namensgebung

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Viele der in der Region des Tibesti verwendeten Namen entstammen demArabischen und denTedaga- undDazaga-Sprachen, diese gehören zur Gruppe dersaharanischen Sprachen. Der Name Tibesti bedeutet in der Dazaga-SpracheBerge der Felsenmenschen, wird aber auch alsGebirge der Felsenmenschen übersetzt[3] und leitet sich aus dem Namen der Volksgruppe der Tubu ab.[4] Der BegriffEhi wird für Berggipfel oder Hügel mit steilen Flanken verwendet.Emi wird verwendet für größere Berge, aber auch für Gebirgszüge; der BegriffTarso wird für Hochplateaus oder Berge mit Bergflanken, die ein geringes Gefälle haben, verwendet.Der BegriffEhra wird für Vulkankrater und Calderen verwendet. In der Standardliteratur über die Vulkane des Tibesti werden diese einheimischen Namen jedoch nur selten verwendet oder werden bis auf wenige Beispiele richtig verwendet, wie bei dem Emi Koussi und dem Tarso Toh.

Klima

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Die Gebirgsregion des Tibesti gehört zu demAriden Klimatyp und bildet eine Wasserscheide zwischen dem Tschadbecken und dem Einzugsgebiet desMittelmeeres. Die jährliche Niederschlagsmenge hängt stark von der Höhenlage ab, die Niederungen erhalten dabei erheblich weniger Niederschlag als die Hochebenen. Auf diesen können bis 600 mm Niederschlag pro Jahr niedergehen und eine saisonale Steppenvegetation ermöglichen. Während der Norden des Gebirges im Einflussbereich des Mittelmeerklimas liegt, mit einer Hauptniederschlagssaison im Mai, liegen die südlichen Regionen des Gebirges im Einflussbereich deswestafrikanischen Monsuns, mit einer Hauptniederschlagssaison im August. Die Niederschlagsmuster variieren dabei von Jahr zu Jahr, so erhielt Bardai im Jahr 1966 ca. 60,7 mm Niederschlag und im Jahr 1970 gar keinen[5], während die durchschnittliche Niederschlagsmenge von 2017 bis 2022 mit ca. 34 mm und 4001 Stunden Sonnenschein pro Jahr gemessen wurde.[6] Die weiter nördlich gelegene GemeindeAouzou empfing im gleichen Zeitraum ca. 19 mm Niederschlag und vermeldete 4043 Stunden Sonnenschein pro Jahr.[7] Die Region kann nur wenige Einwohner ernähren, aus diesem Grunde trägt das Tibesti den Beinamen „Bergland des Hungers“ (Siehe unten: Werner Gartung). Die bekannten maximalen Temperaturen liegen um die 30 °C in den Niederungen und um 20 °C in den Höhenlagen des Gebirges. In den Wintermonaten fällt diese jedoch auf ca. 12 °C in den Niederungen und 9 °C in den Höhenlagen.

Flora

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Die Vegetation im Gebirge des Tibesti variiert mit der Höhenlage und dem Gefälle. In den südwestlichen Gebirgshängen liegen dieWadis Enneri Tegaham, Enneri Mi, Enneri Ké die bei größeren Niederschlägen Oberflächenwasser führen und das Wachstum von Bäumen wie derDoumpalme (Hyphaene thebaica), denZahnbürstenbaum (Salvadora persica),Tamarisken (Tamarix articulata), denAnabaum (Acacia albida) und anderen tropischen Pflanzen, denAbutilon,Hibiskus undTephrosia ermöglichen.

In den höheren Lagen des Gebirges wachsen an den Süd- und Südwesthängen der endemischeFicus teloukat, an den westlichen Berghängen dieMyrtus nivellei und an den nördlichen Berghängen dieTamarix gallica nilotica.

Fauna

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An größeren Säugetieren kommen in dem Gebirge dieDorkasgazelle(Gazella dorcas), derMähnenspringer(Ammotragus lervia) und mit einer sehr kleinen Population derGepard (genauer: Nordostafrikanischer Gepard(Acinonyx jubatus soemmeringii)) vor. In den sandigen Randgebieten des Tibesti lebt außerdem derFennek oder Wüstenfuchs(Vulpes zerda). Populationen kleinerer Säugetiere umfassen denKlippschliefer(Procavia capensis), denKaphasen(Lepus capensis) und dieStachelmäuse(Acomys spp). Von derAvifauna sind keine Zählungen oder Angaben zur Biodiversität bekannt, jedoch wird die Region vonBirdLife International alsImportant Bird Area geführt.[8] Als residente Vogelarten gelten dasWellenflughuhn (Pterocles lichtensteinii), dasKronenflughuhn (Pterocles coronatus), dieSteinlerche (Ammomanes deserti) und derWüstengimpel (Bucanetes githagineus). In den wenigen Gewässern des Tibesti sind insgesamt acht Fischarten beschrieben worden, darunter dieNilbarbe (Labeobarbus bynni), der räuberisch lebende KarpfenfischRaiamas senegalensis, der BuntbarschSarotherodon galilaeus borkuanus und derAfrikanische Raubwels (Clarias gariepinus).[9]

Forschungsgeschichte

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  • Tibesti – Die Entdeckung der Riesenkrater und die Erstdurchquerung des Sudan – 1868–1874, Hg.Heinrich Schiffers, Horst Erdmann Verlag, Tübingen und Basel, 1978ISBN 3-7711-0305-3

Bildergalerie

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  • Entstehung der Vulkanregion Tibesti
    Entstehung der Vulkanregion Tibesti
  • Tousside Peak (1992)
    Tousside Peak (1992)
  • Satellitenaufnahme des Tibesti (2010)
    Satellitenaufnahme des Tibesti (2010)
  • Emi Koussi im Tibesti, (2011)
    Emi Koussi im Tibesti, (2011)
  • Der innere Krater des Emi Koussi (2010)
    Der innere Krater desEmi Koussi (2010)
  • Der innere Krater des Emi Koussi; Mineralablagerungen am Grund (2010)
    Der innere Krater desEmi Koussi; Mineralablagerungen am Grund (2010)
  • Landschaft im Tibesti östlich von Bardai
    Landschaft im Tibesti östlich vonBardai

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Tibesti Mountains erschienen 16.11.2012 auf der Webseite der ESA (englisch)
  2. Abdallah Nassour Yacoub, Florence Sylvestre, Abderamane Moussa, Philipp Hoelzmann, Anne Alexandre, Michèle Dinies, Françoise Chalié, Christine Vallet-Coulomb, Christine Paillès, Frank Darius, Corinne Sonzogni, Martine Couapel, Jean-Charles Mazur, Stefan Kröpelin:The African Holocene Humid Period in the Tibesti mountains (central Sahara, Chad): Climate reconstruction inferred from fossil diatoms and their oxygen isotope composition erschienen in Quaternary Science Reviews, Volume 308, am 15 May 2023,doi:10.1016/j.quascirev.2023.108099 (englisch)
  3. The forgotten volcanoes of Chad Part I (englisch)
  4. Tibesti Mountains auf der Webseite Academic-Accelerator (englisch)
  5. Tilman Musch:Exploring Environments through Water: An Ethno-Hydrography of the Tibesti Mountains (Central Sahara) erschienen am 8. Januar 2021 in Ethnobiology Letters 2021 12(1):1–11 |DOI:10.14237/ebl.12.1.2021.1709 (englisch)
  6. Monthly climate in Bardai, Chad Daten der Wetterstation Bardai auf nomadseason (englisch)
  7. Monthly climate in Aozou, Tibesti, Chad Daten der Wetterstation Aozou auf nomadseason (englisch)
  8. Tibesti massif auf BirdLife International Data Zone (englisch)
  9. Tilman Musch:Three fish species from Horchi (Tibesti Mountains, Central Sahara): Rediscovery after decades of drought erschienen am 13. Februar 2023 in Bulletin of Fish Biology Vol. 20 (PDF-Format) (englisch)

Weblinks

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Commons: Tibesti – Sammlung von Bildern
Wikisource:Reise Dr. G. Nachtigall’s nach Tibesti, aus brieflichen Mittheilungen von Gustav Nachtigal (1870) – Quellen und Volltexte
Normdaten (Geografikum):GND:4078293-1 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS) |VIAF:238365706
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