Als trinkfeste und raubeinige Haudegen wurden die Thraker von den Griechen beschrieben.Archilochos verwünschte einen Freund: „Schiffbruch soll er erleiden und inSalmydessa sollen ihn die Thraker holen … mit struppigem Schopf“.
„Er trinkt wie ein Thraker“ war ein beliebter abfälliger Spruch. So galt den Griechen auchDionysos, der Gott des Weines, als thrakisch. Singen und Tanzen sowie Instrumentalmusik und Lyrik galten als Domäne der Thraker.Xenophanes beschrieb die Thraker als blauäugig und (rot-)blond.
Homer
In derIlias (8. oder 7. Jahrhundert v. Chr.) werden die Thraker als Meister der Metallverarbeitung geschildert. Die Thraker seien vernarrt in Waffen undPferde, berichtetHomer:
„Heimat schneller Rösser“, „Mutter der Schafe“, „Lanzenträger“ und „Streitwagenkämpfer“.
Sie kämpften auf der Seite Trojas. Wegen ihres reichen Schmuckes sollen sie auf dem Schlachtfeld hell wie die Sonne gestrahlt haben.Agamemnon trank schweren thrakischen Wein und der raue NordwindBoreas kam vonThrakien her. Im zehnten Gesang der Ilias berichtet Odysseus vom Lager des KönigRhesos:
„Eioneus Erbe. Rosse sah ich noch nie so schön und so groß wie die seinen. Weißer als Schnee und im Lauf so schnell wie eilende Winde. Kunstreich ist sein Wagen aus Gold und Silber gefertigt. Und mit gewaltigen Waffen aus Gold, man sieht sie mit Staunen, rückte er an. Fürwahr, nicht sterblichem Manne gebührt es, solche zu tragen, sie sind bestimmt für ewige Götter.“
–Homer:Ilias, 10
Deckenmalerei in thrakischer Grabkammer Ostruscha (etwa 4. Jahrhundert v. Chr.), Bulgarien
Xenophanes von Kolophon
Zu körperlichen Merkmalen des Volkes schriebXenophanes von Kolophon (ca. 570–470 v. Chr.):
„Äthiopier sagen, dass ihre Götter Stupsnasen haben und schwarz sind; Thraker, dass ihre blauäugig und rothaarig sind.“
Der tendenzielle Rotstich der Haare wird durch das Bild der Deckenmalerei in der thrakischen Grabkammer Ostruscha verdeutlicht (siehe Abbildung).
Herodot
Zu Größe und Charakter des Volkes schrieb Herodot (ca. 490–424 v. Chr.):
„Das thrakische Volk ist nach dem indischen das größte der Erde. Wäre es einig und hätte es nur einen Herrscher, so wäre es unbesiegbar und meiner Meinung nach bei weitem das mächtigste Volk, das es gibt. Aber da das unmöglich ist und gewiß niemals von ihnen erreicht werden wird, so sind sie schwach. In jeder Landschaft haben sie einen besonderen Namen, doch sind die Sitten des ganzen Volkes durchweg dieselben.“
–Herodot:Historien, 5, 3
Und über die Begräbnissitten der Thraker:
„Der Leichnam, wenn der Tote ein reicher Mann war, wird drei Tage ausgestellt. Allerhand Opfertiere werden geschlachtet, und nachdem die Totenklage gehalten worden ist, wird ein Schmaus veranstaltet. Dann wird die Leiche verbrannt oder beerdigt, ein Grabhügel aufgeschüttet und ein Kampfspiel mit Kämpfen jeder Art abgehalten. Die höchsten Preise werden für den Einzelkampf je nach seiner Bedeutung ausgesetzt.“
Der Siedlungsraum der Thraker war in verschiedene Landschaften gegliedert sowie vomSchwarzen Meer, derÄgäis und demMarmarameer/Dardanellen umgeben. Im Westen liegt dasRhodopengebirge und im Norden dieStrandscha (Yıldız)-Berge. Der Fluss Hebros (Mariza) trennt Westthrakien vom heute türkischen Teil. Östlich siedelten die historischen Thraker auch im WestenKleinasiens.
Eine Vorstellung über den Siedlungsraum der Thraker gibt auch der Blick auf die heute als thrakisch bezeichneten Gebiete. Die Grenze ThrakiensKap Emine an der bulgarischen Schwarzmeerküste führt nach Westen weiter entlang der LinieGolubec, IchtimanskaSredna Gora undSchumnatica bis zum BergMusala imRila-Gebirge, von dort nach Osten über dieRhodopen (Videnica) zur bulgarisch-griechischen Grenze beiKaintschal. In Griechenland verläuft sie entlang desNestos nach Süden bis zur Ägäis.
Von Thrakern wurden auch die nördlichen Ägäis-InselnImbros,Samothrake undThasos besiedelt.
Die Völkergruppe der Thraker entstand vermutlich ausnomadischen Stämmenindogermanischer Herkunft. Manche Autoren nehmen auch einen sehr starkenautochthonen Anteil der Bevölkerung an, andere sprechen vonProtothrakern. Die frühe Bauernkultur des Kerngebietes von Thrakien reicht bis ins 7. Jahrtausend v. Chr. zurück und wurde daher auch als das eigentlicheAlteuropa angesehen. Manche Sprachwissenschaftler sehen hier sogar die Wiege desIndogermanischen, das sich von dort über Kleinasien (Hethiter) und die nördlichen Steppengebiete bis nach Nordindien sowie in nördlicher und westlicher Richtung ausgebreitet haben soll.[2]
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Einige Forscher gehen davon aus, dass die Thraker auch für dieGriechen eine Art Ur- oder Vorbevölkerung darstellen (Protogriechen). Vielleicht sind die Thraker bereits vor den Griechen auch auf das griechische Festland vorgedrungen. Dafür sprechen die starke Dominanz thrakischer Götter und Mythen im griechischenPantheon, Berichte der Autoren desAltertums sowie Orts-, Flur- und Personennamen in Griechenland. Thrakische Stämme wanderten auch nach Kleinasien ein und besiedelten dortBithynien,Paphlagonien undMysien. Überhaupt galt den ältesten Griechen Thrakien als das gesamte Gebiet nördlich der griechischen Stämme bis zu denSkythen. Aus ähnlichen Gründen wurde immer wieder ein Zusammenhang zwischen den Thrakern, denTroern und denPhrygern angenommen. Sprachgeschichtlich konnte das nicht bestätigt werden. So nimmt man heute an, dass die Phryger im 12. Jahrhundert v. Chr. über Thrakien nach Kleinasien eingewandert sind. Zahlreiche Orts- und Stammesnamen sowie die Namen der vorgeschichtlichen KönigePhrygiens sprechen für diese Verbindung, so zum BeispielTantalos,Teuphrant,Teleph,Tarhont undMigdon.
Den Griechen der Antike galten die Thraker neben denPelasgern,Lelegern undKarern als die Alten schlechthin. Sie traten in den Geschichten, Legenden, Mythen, den Orts- und Flurnamen sowie den Königs- und Stammesnamen allerorten im gesamten Griechenland zu Tage. So verwundert es nicht, dass manchmal auch nichtthrakische alte Stämme von den Griechen als thrakisch angesehen wurden. Die Zahl der thrakischen Stämme belief sich im Laufe der Zeit auf etwa 90. Manche von ihnen verschwanden, andere verschmolzen miteinander. Größere Bedeutung erlangten dieOdrysen, dieBessen, dieThynen, dieGeten, dieDaker, dieSerden, dieMoesier und dieAsten.
Zwischen demEvros im Osten und demStrymon im Westen erwähnt Herodot (I bis VII) im östlichen Küstenbereich dieKikonen, im Küstenbereich der Peraia dieSapierer, im Symvolon dieDersaier, im Marmaras-Tal diePierer, im hohen Gebirgsland desPangaion dieSatren, dieBessen undOdomanten, westlich und nördlich des Pangaion im Flusstal des unteren Strymon und desAngitis dieEdoner, weiter nördlich diePaioner undPaiopler sowie im oberen Strymontal dieBryger.
Insbesondere von der InselThasos aus wurde das thrakische Gebiet am Fuße der Rhodopen ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. von denPariern kolonisiert. Sie gründeten auf Anhöhen befestigte Siedlungen undAkropolen, was von möglichen Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Urbevölkerung zeugt. Die im Interessenbereich derthasischen Griechen ansässigen thrakischen Stämme waren im Handel, in der Land- und Holzwirtschaft und im Bergbau tätig. Bergwerke und Erzhütten wurden damals möglicherweise bereits seit einigen Jahrhunderten an den verschiedensten Standorten von Thrakern betrieben und die gewonnenen Metalle verarbeitet und gehandelt.
Im Jahre 512 v. Chr. wurde Thrakien von den Persern unterDareios erobert. 492 zogMardonios und 480Xerxes I. durch Thrakien nach Griechenland.
Im 5. Jahrhundert v. Chr., wahrscheinlich infolge der Perserkriege, bildeten sich bereits thrakische Territorialstaaten heraus. Über diesen Prozess schweigen die Quellen. Bekannt wurde das Reich derOdrysen, das sich ab etwa 428 v. Chr. längs des Nordägäischen Meeres vom FlussStrymon bis zum Pontos Euxeinos (Schwarzes Meer) und zur Mündung des Ister (Donau) erstreckte. LautThukydides warTeres I. der erste odrysische König, der überregionale Macht in Thrakien errang. ImPeloponnesischen Krieg kämpften die Odrysen mit Erfolg als VerbündeteAthens gegen dessen Feinde. Thrakische Küstenstädte traten demAttischen Seebund bei. Der Sohn des odrysischen KönigsKotys I.,Kersebleptes, hatte Ärger mit rivalisierender Verwandtschaft, ließ Bronzemünzen prägen, nahm jährlich etwa 200 Talente Gold und Silber als Steuern ein (etwa 500 kg Edelmetall) und war mit dem makedonischen KönigPhilipp von Makedonien befreundet. Als Kersebleptes offen mit Athen paktierte, nahm Philipp einen seiner Söhne gefangen und schickte sein Heer nach Thrakien.
Philipp II. von Makedonien eroberte 351 v. Chr. den Westteil Thrakiens und machte es zum Bestandteil seines Reiches. 341 v. Chr. folgte auch der Osten als makedonische Provinz.Strategen wurden für die Verwaltung eingesetzt. 335 v. Chr. wurden die Thraker vonAlexander dem Großen erneut unterworfen.Lysimachos bildete schließlich eineSatrapie.
Um 281 v. Chr. bestand ein hellenistisches Thrakerreich. Um diese Zeit fielen dieKelten auf ihrem Rückzug vonDelphi ein und gründeten ein Reich amTylis, das von 278 bis 212 v. Chr. bestand.Philipp V. musste nach 197 v. Chr. die eroberten Gebiete Thrakiens herausgeben.Antiochos III. versuchte daraufhin, die Küste in seleukidische Gewalt zu bringen.
Wegen ihrer kämpferischen Geschicklichkeit und Furchtlosigkeit waren Thraker alsGladiatoren sehr begehrt und geschätzt (dieser Gladiatorentypus hießthraex). AuchSpartacus, der berühmte Gladiator und Anführer des nach ihm benanntenSklavenaufstandes, soll Thraker gewesen sein.
Am Ende der römischen Zeit verschwanden die Spuren der Thraker als politische Einheit.
Ismaros (Immarados), Sohn des Eumolpos und Schwiegersohn des Tegyrios
Itys, Sohn des thrakischen KönigsTereus und der athenischen KönigstochterProkne. Er wurde von seiner Mutter aus Rache zerstückelt und seinem Vater zum Mahl vorgesetzt
Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr.Oloros (König der Dolonker), eines auf der Chersones ansässigen Stammes
Zweites Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr.Teres I. (König der Odrysen), Begründer desOdrysenreiches, sein SchwiegersohnAriapeites war König der Skythen.
Um 445–435 v. Chr. Sparadokos (Spartakos), Sohn des Teres I.
Drittes Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. Sitalkes, Sohn des Teres I.
440–424 v. Chr.Sitalkes, Sitalk, (König der Odrysen) SohnTeres I., größte territoriale Ausdehnung, Erweiterung des Reiches bis nach Byzantion und von der Nordägäis bis an die Donau, schloss 431 einen Vertrag mit Athen
424 bis um 410/05 v. Chr.Seuthes I., Sohn desSparadokos, EnkelTeres I., vermutlich Vater desMaisades, letzter bedeutender Odrysenherrscher, nachXenophon Usurpator mit Hilfe der Griechen
Um 410 v. Chr. Maisades (Odryse), Teilreich amMarmarameer
um 410 v. Chr. Teres II. (Odryse), Teilreich westlich vonByzanz
386–359 v. Chr.Kotys I., Kotis (König der Odrysen, siehe auchIphikrates, Schwiegersohn. Ein anderer Schwiegersohn war der griechische FeldherrCharidemos, der auch noch unterKersebleptes Feldherr im thrakischen Heer war). Kotys scheint ein häufiger oder ehrenvoller Name in Thrakien gewesen zu sein.Kotys Engiston undKotys Etbeos erscheinen als Stifter auf silbernenPhialen ausAlexandrovo,Vraca undAgighiol (Adzigiol).
359–352 v. Chr.Amatokos (König der Odrysen, Vasall Philipp II.)
300–280 v. Chr.Seuthes III. (ca. 330–280), vermutlich Dynast unter Alexander, sammelte die Thraker, zog von Makedonien aus gegenLysimachos, gründeteSeuthopolis
306–280 v. Chr.Lysimachos (König und Statthalter von Thrakien), alsDiadoch von Alexander Verwalter von Thrakien, ab 306 König. Zu dieser Zeit warDromichaites König derGeten,Srojos Herrscher in Thrakien, prägte eigene Münzen
Dieausgestorbene thrakische Sprache, gelegentlich auch Dako-Thrakisch genannt, ist ein eigenständiger Zweig der indoeuropäischen bzw.indogermanischen Sprachen. Sie wurde in Thrakien, einigen Ägäisinseln und im nordwestlichen Kleinasien gesprochen. Eine nähere Verwandtschaft mit demPhrygischen konnte nicht nachgewiesen werden. Ebenfalls ist die Verwandtschaft mit demGriechischen unklar. Dialekte des Thrakischen warenDakisch,Getisch undMoesisch. Es gibt einige Sprachdenkmäler, aber nur sehr kurze Inschriften ingriechischer Schrift, so dass der Eindruck entsteht, dass das Thrakische kaum als Schriftsprache für längere Texte verwendet wurde.
Die Thraker hatten eine differenzierte Gesellschaft. Sie waren in Stämmen organisiert, die unter der Führung von Stammesfürsten und Königen standen. Ausgedehnter Handel verband sie mit der umliegenden Welt der Griechen,Perser,Skythen und weiteren Steppenvölkern, auch mitKelten,Römern und sogarÄgypten.
Die thrakische Kunst, die einen langen und komplizierten Entwicklungsweg vom Anfang der Bronzezeit bis zum Ende der Antike hinter sich hatte, hinterließ bemerkenswerte Schätze, Grabstätten, Kultstätten, Städte (Seuthopolis). Zu den interessantesten Bauwerken der Thraker gehörenGrabhügel, in denen die Herrscher und Stammesführer begraben wurden. Sie sind heute insbesondere in Süd-Bulgarien anzutreffen, wo sich zahlreiche solcher Grabanlagen erhalten haben. Sie werden leider zunehmend ausgeplündert und die Funde gelangen über Hehler in den internationalen Antiquitätenhandel.
Besonders populär in den 1990er Jahren wurde die Region der Tiefebene vonKasanlak (bekannt als die Tiefebene der Rosen), wo man neue Grabstätten, welche die Entwicklung der thrakischen Kultur zwischen dem 5. Jh. und 4. Jh. v. Chr. darstellen, entdeckte, sodass die Welt von einer sogenanntenTiefebene der thrakischen Zaren erfuhr.
Aus hellenistischer Zeit stammen besonders schöne Fresken imThrakergrab von Alexandrowo beiStara Sagora, das 2000 freigelegt wurde. Es sind sehr realistisch stilisierte Jagdszenen, wie sich kaum lebhaftere Darstellungen in der Antiken Welt finden lassen.
In Bulgarien und Rumänien wurden mit den Jahren zahlreiche Goldschätze gefunden (unter anderem in Krajova, Peretu, die Siedlungs- und Grabhügel bei Chotnitza und Karanowo).
Die ältesten thrakischen Schätze stammen aus der Stein-Kupfer sowie der Bronzezeit. Außer Goldgegenständen enthalten sie oft noch Kupfer- und Bronzebeile, -sicheln und -arbeitswerkzeug. Aus dieser Zeit stammt der 1955 in der Nähe des DorfesChotniza (GemeindeWeliko Tarnowo) entdeckte Goldschatz. Die Ausgrabungen erfolgten 1956 und 2000–2007. Er wird in die zweite Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. datiert und gilt als der älteste. Der Schatz enthält 44 Goldgegenstände, meist Armreife, Ringe und Amulette. In der zweiten Kampagne wurden weitere Goldartefakte, Schmuck, anthropomorphe und zoomorphe Figuren und Keramikgefäße sowie Steingeräte ausgegraben.[3]
Ein Schatzfund des Jahres 2005 ist der über 4000 Jahre alte Schatz aus derBronzezeit. Er wurde im Sommer in Westthrakien bei dem DorfDabene gefunden. 15.000 Stückchen Gold, sogar Goldpulver fanden die Ausgräber, in dieser Zeit ein äußerst seltener Fund. 2006 wurde bei Ausgrabungen an gleicher Stelle neben mehr als 500 winzigen goldenen Ringen auch ein Dolch gefunden, der aus einer Platin-Gold-Legierung gefertigt war. Aufgrund der hohen Härte des Materials war der Dolch noch messerscharf, so dass man sich damit rasieren könnte – ein Zeugnis des hohen Stands der Metallverarbeitungskunst der Thraker.[4]
Der thrakische Goldschatz vonWaltschitran (auch Valtchitran) in der Nähe vonPlewen ist der schwerste in Europa gefundene Goldschatz. Er wurde 1924 gefunden und wird gegen das Ende der Bronzezeit (16.–12. Jh. v. Chr.) datiert. Er besteht aus sechs Gefäßen und sieben Deckeln mit einem Gesamtgewicht von 12,5 kg purem Gold. Das größte Gefäß wiegt 4,5 kg und hat zwei verzierte Henkel. Ein weiteres Gefäß, eine große Tasse, diente zum Einschenken – höchstwahrscheinlich von Wein –, in drei kleinere, die nur dann gerade standen, wenn sie voll waren.
Der Goldschatz vonPanagjurischte in Zentralbulgarien wurde 1949 entdeckt. Bestehend aus neun Gefäßen aus Gold beeindruckt die kunstvolle Verarbeitung. Sieben der Gefäße sind Rhytoi – drei davon haben die Form eines Frauenkopfes, zwei ähneln einemDamhirschkopf, einer einemWidderkopf und einer dem Vorderteil eines Ziegenbocks. DieRhyton-Hälse sind mit Szenen aus der griechischen und thrakischen Mythologie verziert. Ferner gehört dazu einePhiale, die mit vier konzentrische Friesen mit Köpfen vonSchwarzafrikanern und Eicheln verziert ist. Die Henkel des größten Gefäßes, einerAmphora, sind alsKentaurenkörper ausgebildet. Das Zentralfries ist um die realistisch dargestellte Holzpforte eines thrakischen Tempels angeordnet. Im inneren Teil bereiten zwei Priester eine religiöse Zeremonie vor, vor der Tempelfassade kämpfen fünf Krieger. Datiert wurde der Schatz in das 4.–3. Jahrhundert v. Chr. Man vermutet, dass er in der Region um Panagjurischte hergestellt wurde.
Die meisten thrakischen Schätze stammen aus der Späteisenzeit. Der Schatz von Rogozen (beiWraza) ist der größte nach seiner verschiedenartigen Zusammensetzung – 108 Phialen, 54 Kannen, je ein Skyphos, Kothyle und Gobele. Von großer Bedeutung sind die Inschriften auf den Wänden der Gefäße mit den Namen thrakischer Herrscher und Städte. Die Gefäße sind mit floralen und geometrischen Ornamenten und Darstellungen von Menschen und Tieren verziert, einige davon in Szenen aus der thrakischen Mythologie gruppiert. Viele der Schmuckelemente sind vergoldet.
In der thrakischen Nekropole vonBorowo, einer Kleinstadt im Norden Bulgariens, wurden fünf Silbergefäße entdeckt. Auf drei Rhytoi kann man Vorderteile der Körper einer fliegendenSphinx, eines Pferdes und eines Stieres erkennen. Eine Schüssel mit zwei Henkeln ist mit Menschenköpfen verziert und stellt eine Tierkampfszene dar. Auf einem kleinen Kännchen-Rhyton sind Tänze und Festmäler von Göttern und Helden dargestellt. Drei der Gefäßen tragen Inschriften mit dem Namen des thrakischen HerrschersKotys I.
Am 23. Juli 2003 bargen bulgarische Archäologen einen 2400 Jahre alten Schatz mit über 15.000 Goldobjekten aus der Thrakerzeit. Die Archäologen waren auf den Schatz gestoßen, als sie in der Nähe des DorfesSlatiniza, etwa 300 km östlich der bulgarischen Hauptstadt, gruben. Die zufällige Begegnung der Wissenschaftler mit einer Bauersfrau war ausschlaggebend. Diese trug ein auffälliges Schmuckstück aus kleinen goldenen Ringen, welche ihr Mann auf den Feldern gefunden und zu einer Kette verarbeitet hatte.
Die Forscher fanden unter anderem eine goldene Krone, goldene Ringe, silberne Opferbecher sowie Teile von Rüstungen und Pferdegeschirr. Aufgrund der Grabbeigaben ist es wahrscheinlich, dass es sich um ein Königsgrab handelt. Die Leiche lag in einer großen holzgetäfelten Grube, zusammen mit zwei Pferden und einem Hund. Das Grab, bzw. die Beisetzung, konnte dank beigelegter griechischer Keramik auf die Zeit um 360 bis 370 v. Chr. datiert werden.
In dem Grab könnte der thrakische HerrscherSeuthes I. bestattet sein, dessen Schreckensherrschaft vom griechischen ChronistenXenophon beschrieben worden ist. Seuthes hatte sich vor 2500 Jahren selbst zum König gekrönt und die thrakischen Stämme mithilfe von griechischen Söldnern unterdrückt.
Die Ausgräberin und ArchäologinDaniela Agre hingegen tippt auf KönigKersebleptes, einen Ehrenbürger und Verbündeten Athens, Herrscher über das thrakischeOdrysenreich, Sohn des großenKotys I. (siehe oben).
Der ArchäologeGeorgi Kitow fand im Juli 2007 eine goldene Grabmaske bei Ausgrabungen nahe dem DorfTopoltschane unweit vonSliwen. Die goldene Prunkmaske wird einem thrakischen Herrscher zugerechnet. Zusammen mit wertvollen Ritualgefäßen, Keramik und anderen Grabbeigaben wurde die Maske in einer mit Holzwänden ausgestatteten Grabkammer entdeckt. Das Grab wird auf das 4. Jahrhundert v. Chr. datiert. Heute wird angenommen, dass dieses Grab dem thrakischen HerrscherTeres I., dem Vater desSitalkes gehört.
Die Thraker waren hauptsächlich Viehzüchter und lebten in den Gebirgen der Balkanhalbinsel aber auch in der Ebene, wo sie schon früh Städte gründeten. Thrakische Bezeichnungen aus der Viehzucht leben in der bäuerlichen Kultur des Balkan bis heute fort.
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Als Gottheit der Jagd und der Fruchtbarkeit verehrte das thrakische Volk dieGroße Mutter und ihren jungfräulich geborenen Sohn. Beide sind unter verschiedenen Namen bekannt, so auch inPhrygien.Artemis, auchBendis oderAxieros, auchSemele (thrak. Zemelos = Erde), die große Muttergottheit, Göttin der Jagd und Fruchtbarkeit und Mutter der Natur (in PhrygienKybele). Bendis, Göttin der Familie und des Geschlechts, stand eigentlich der Hera näher, wurde von den Thrakern aber mit Artemis gleichgesetzt.
Dionysos, Sohn der Semele, war bei den Griechen ebenfalls sehr beliebt, wegen der mit ihm verbundenen orgiastischen Kulte. Dabei wurde rohes Fleisch verzehrt, um sich den Gott einzuverleiben, und viel Wein wurde rituell getrunken (in PhrygienSabazios).
Orpheus galt ebenfalls als Sohn der Bendis und gilt als Mythischer König aus dem Rhodopengebirge Thrakiens. Sein Großvater warCharops, sein VaterOiagros, der Name eines Flussgottes. Nach anderer Überlieferung war der BergPierus in Südmakedonien Heimat des Orpheus und derMusen. Orpheus wird von der Wissenschaft als historische Figur gewertet. Er war möglicherweise ein Reformer des Dionysos-Kultes. Sein Mythos verkörperte die Unsterblichkeit der Seele und vereinte starke orientalische Einflüsse mit den thrakischen Wurzeln. Die Griechen schrieben ihm die Erfindung der Musik und des Tanzes zu. Sein Mythos von der Liebe zur NympheEurydike ist mit der Unterwelt, demHades, verbunden. Mit seinem Gesang und demLyra-Spiel betört er Götter, Menschen und sogar die Tiere. Nach dem von den Griechen überlieferten Mythos warfen dieMänaden den Kopf des Orpheus in denHebrus, der dann, immer noch singend, zur InselLesbos getrieben sein soll.Ovid berichtet, dass Orpheus, stets von einer Schar Nymphen begleitet, von thrakischen Frauen zerfleischt wird.
Apollon, schon Orpheus soll ihn am BergePangaion angebetet haben.
Eurydike, auch Agriope, oder Argiope, Thrakische Baumnymphe.
Boreas griech. Gott des Nordwinds, wurde bei den Thrakern gleichermaßen verehrt.
Eioneios Flussgott desStrymon der ursprünglich Eion oder Aioneios hieß. Er galt als Vater des KönigsRhesos.
Phyllis die Tochter des thrakischen KönigsSithon. Sie gab sich aus Gram über die lange Abwesenheit ihres GeliebtenDemophon den Tod und wurde in einen blattlosen Mandelbaum verwandelt, der, von Demophon dann umarmt, Blätter trieb.
Der thrakische KönigPolymnestor tötete aus Habgier nach dem Untergang TrojasPolydoros, den reichbeschenkten SohnPriamos’, und warf seinen Leichnam ins Meer.Hekabe, seine Mutter, fischte ihn heraus, blendete aus Rache Polymnestor und tötet dessen Kinder.
Auch dieLapithen von Larisa, die den legendären Kampf mit den Kentauren führten, haben vermutlich thrakische Wurzeln. So giltButes, der Vater derHippodameia, als König der Thraker. Die Lapithen gelten als Abkömmlinge desApollon.
Itys Sohn des thrakischen KönigsTereus mit der athenischen KönigstochterProkne. Er wird von seiner Mutter aus Rache zerstückelt und seinem Vater zum Mahl vorgesetzt.
Zahlreiche Mythen der Griechen umHerakles sind mit den Thrakern verbunden oder ranken sich um die mythischen KönigeKadmos,Lykurgos,Diomedes undOrpheus.
In hellenistischer Zeit wurde noch ein thrakischer Heros als Reiterkrieger verehrt.
Später hatte das Christentum in Thrakien ein leichtes Spiel, da die religiösen Komponenten, Mutter, Sohn, unbefleckte Empfängnis und Abendmahl hier bereits alte Tradition hatten.
Eumolpos: Mythische Figur (der „schön Singende“), ein inEleusis eingewanderter Thraker, Sohn desPoseidon und derChione, einer Tochter desBoreas, als Sänger, Krieger, Priester derDemeter
Maron: mythischer Priesterkönig des Apollon. Die thrakische HafenstadtMaroneia ist schon bei Homer für ihren Wein berühmt. Odysseus erhält dort vom Apollonpriester Maron, Sohn des Euanthes, seinen Wein (Odyssee 9, 40 ff.; 9, 196 ff.)
Spartacus: Gladiator in Rom und Anführer des Sklavenaufstands von 73 v. Chr.
Justin I.: 518–527 Oströmischer Kaiser bäuerlicher dako-thrakischer Herkunft
Thrakische Magd: Eine unbekannte schlaue Frau, die in derThales-Beschreibung desSokrates vorkommt.
Sosias war ein thrakischer Sklave, der im Auftrag des athenischen Feldherrn Nikias 1000 Bergwerkssklaven in Laurion befehligte.
Thukydides hatte verwandtschaftliche Beziehungen nach Thrakien: Der Urgroßvater seiner Mutter, der FürstOlores, hatte Bergwerke in dem gold- und silberreichen Pangaiongebirge in Thrakien.
Antisthenes, der Schüler desSokrates und Vater derkynischen Philosophie, war mütterlicherseits thrakischer Herkunft.
Elpinike, die Schwester des athenischen Politikers und StaatsmannsKimon, war eine Tochter der thrakischen Prinzessin Hegesipyle.
Konstantin Bošnakov:Die Thraker südlich vom Balkan in den „Geographika“ Strabons. Quellenkritische Untersuchungen. Steiner, Wiesbaden 2003,ISBN 3-515-07914-9.
Die Thraker. Das goldene Reich des Orpheus. Katalog Bundeskunsthalle Bonn. Zabern, Mainz 2004,ISBN 3-8053-3341-2.
Die alten Zivilisationen Bulgariens. Das Gold der Thraker. Antikenmuseum, Basel 2007,ISBN 978-3-905057-23-2.
Rumen Ivanov,Gerda von Bülow:Thracia. Eine römische Provinz auf der Balkanhalbinsel. Zaberns Bildbände zur Archäologie. Orbis Provinciarum. Zabern, Mainz 2008,ISBN 978-3-8053-2974-3.