Er gilt als „Vater derUniversität von Virginia“, und seine Privatbibliothek war der Grundstock für den Wiederaufbau derLibrary of Congress nach demKrieg von 1812. Sein Denken und Handeln war von den Prinzipien derAufklärung bestimmt. Er setzte sich für eineTrennung von Religion und Staat, für eine große Freiheit des Einzelnen und für eine starkeföderale Struktur der Vereinigten Staaten ein. ZurSklaverei hatte Jefferson ein zwiespältiges Verhältnis: AlsPflanzer besaß er selbst Sklaven, äußerte sich aber mehrfach gegen die Institution. Auch seine Ansichten bezüglich derIndianer waren zwiespältig.
Darüber hinaus trat Jefferson als Architekt hervor. Bekannte Bauten sind sein WohnsitzMonticello und die Universität von Virginia, die beide seit 1987 zumUNESCO-Welterbe gehören.[2]
Thomas Jefferson wurde als Sohn einer wohlhabenden und alteingesessenen Familie in Virginia geboren. Sein Vater war derPflanzer Peter Jefferson (1708–1757), seine Mutter Jane Randolph Jefferson (1720–1776) entstammte der einflussreichen Familie der Randolphs (siehe unter anderemPeyton Randolph). Zu ihren Vorfahren gehörte derAugsburger TäufermärtyrerEitelhans Langenmantel (1480–1528).[3] Die Vorfahren des Vaters von Thomas Jefferson stammten ursprünglich ausWales.[4]
Jefferson hatte neun Geschwister, von denen zwei tot auf die Welt kamen. Er hatte ein gutes Verhältnis zu seinem Vater und war stolz auf ihn.[5] Anfangs wurde er von Privatlehrern unterrichtet und besuchte Privatschulen. 1760 wechselte er zumCollege of William & Mary inWilliamsburg, das er 1762 abschloss. Anschließend studierte er Jura bei dem bekannten Anwalt und PolitikerGeorge Wythe. Ab 1767 praktizierte er selbst als Anwalt.Im Jahre 1772 heiratete erMartha Wayles Skelton (1748–1782). Sie hatten sechs Kinder, von denen vier früh verstarben und mitMartha „Patsy“ Jefferson Randolph (1772–1836) und Mary „Polly“ Jefferson Eppes (1778–1804) zwei das Erwachsenenalter erreichten. Seine Frau verstarb 1782 nach zehn Jahren Ehe, 33 Jahre alt. Wegen ihrer Kinder hatte sie Jefferson gebeten, nicht mehr zu heiraten; sie selbst hatte schlechte Erfahrungen mit ihren eigenen Stiefmüttern gemacht.[6] Er zog die Kinder in seiner Zeit als Botschafter inParis groß. Nach dem Tod seiner jüngeren Tochter Mary im Alter von nur 25 Jahren verband ihn eine enge Beziehung mit seiner älteren Tochter Martha, die zwischen 1801 und 1809 alsFirst Lady galt. Später trennte sie sich von ihrem EhemannThomas Mann Randolph und lebte bei Jefferson in Monticello. In seinen letzten Jahren kümmerte sie sich aufopferungsvoll um ihren Vater. Historische Forschung und mehrere DNA-Untersuchungen zu Ende des 20. Jahrhunderts belegen, dass Jefferson während der langjährigen Zeit seiner Witwerschaft mehrere Kinder mit seiner HaussklavinSally Hemings zeugte.[7]
Politische Karriere bis zum Ende des Unabhängigkeitskrieges
Die Unabhängigkeitserklärung wird dem Kontinentalkongress vorgelegt.Gemälde von John Trumbull (um 1816).
In den 1770er Jahren erwarb sich Jefferson einen guten Ruf als Anwalt und Politiker. Er war Abgeordneter imHouse of Burgesses, der zweiten Kammer des virginischen Parlamentes. 1774 veröffentlichte erA Summary View of the Rights of theBritish America.[8] Diese Streitschrift, die als Instruktion für die virginischen Delegierten beimKontinentalkongress gedacht war, machte ihn zu einem einflussreichen Vordenker der amerikanischen Patrioten, die sich gegen bestimmte Formen der britischen Besteuerung wandten.
1774 wurde Jefferson zum Abgesandten Virginias im Kontinentalkongress ernannt. Dort gehörte er dem Komitee an, das die Unabhängigkeitserklärung der Kolonien ausarbeiten sollte. Dieses Komitee beauftragte Jefferson, einen ersten Entwurf der Erklärung anzufertigen. Einige Verbesserungsvorschläge zu diesem Entwurf kamen vonJohn Adams undBenjamin Franklin, und auch der Kongress selbst beschloss einige Änderungen. Trotzdem ist Jefferson der Hauptautor der Erklärung.[9]
Ende 1776 kehrte Jefferson nach Virginia zurück, wo er wieder in das Bürgerhaus gewählt wurde. Als Abgeordneter arbeitete er auf eine groß angelegte Reform des virginischen Rechtssystems hin. Er verfasste in drei Jahren 126 Gesetzesentwürfe und setzte sich dabei unter anderem für die Abschaffung derPrimogenitur, fürReligionsfreiheit und für eine Reform des Strafrechts sowie des Bildungswesens ein. Unterstützt wurde er dabei unter anderem vonGeorge Wythe,James Madison undGeorge Mason.[10]
1779 wurde er zumGouverneur von Virginia gewählt. Seine Amtszeit von 1779 bis 1781 war geprägt von den Auswirkungen desUnabhängigkeitskrieges. Die Briten marschierten zweimal in den Staat ein und besetzten für kurze Zeit die spätere HauptstadtRichmond. Vom Vorwurf, nicht genug für die Sicherheit der Stadt getan zu haben, sprach ihn eine parlamentarische Untersuchungskommission frei.[10]
Danach zog er sich zunächst aus der Politik auf sein Anwesen Monticello zurück. Dort verstarb seine Frau am 6. September 1782 bei der Geburt ihres sechsten Kindes Lucy Elisabeth. 1784 öffnete er in Virginia einen indianischen Grabhügel und führte damit die erste systematischearchäologischeAusgrabung in den Vereinigten Staaten durch, die er im 11. Kapitel seiner „Notes on the State of Virginia“ ausführlich beschrieb.[11]
Die Jahre 1785 bis 1789 verbrachte Jefferson alsBotschafter inParis. Aus diesem Grund war er an der Diskussion um dieVerfassung der Vereinigten Staaten und dieFederalist Papers nicht direkt beteiligt. Die von derPhiladelphia Convention ausgearbeitete Verfassung gefiel ihm im Großen und Ganzen sehr (besonders das System derChecks and Balances). Er vermisste allerdings eineBill of Rights zum Schutz des Einzelnen. Auch kritisierte er, dass die Anzahl der Amtsperioden eines Präsidenten keinen Beschränkungen unterlag.[12] In Paris verliebte sich Jefferson im August 1786 in die verheiratete MalerinMaria Cosway. Es kam nie zu einer Beziehung, die beiden führten jedoch eine lebenslange Brieffreundschaft.[13] 1787 wurde Jefferson in dieAmerican Academy of Arts and Sciences gewählt.
DerDiplomat nutzte seinen Aufenthalt in Europa für Reisen durch Südfrankreich undOberitalien, wo er vor allem dieArchitektur sehr genau studierte,[14] außerdem zur Atlantikküste sowie durch das heutige Belgien, die Niederlande und Teile Deutschlands, wo er sich sehr für das politische System desHeiligen Römischen Reiches interessierte.[15][16]
Mit Sympathie stand Jefferson derFranzösischen Revolution gegenüber. Er unterstützte die Revolutionäre, soweit es sein Status als Diplomat zuließ. Unter anderem half er dabei, dieErklärung der Menschen- und Bürgerrechte zu entwerfen.[17] Ende September 1789 verließ er Paris und reiste zurück in die USA.
Alexander Hamilton, Washingtons Finanzminister, der mit Außenminister Jefferson über eine Zentralbank stritt (John Trumbull, 1792)
In dieser Funktion war er, zusammen mit dem FinanzministerAlexander Hamilton, einer der wichtigsten Berater Washingtons. Mit der Zeit gab es jedoch Konflikte zwischen Hamilton und Jefferson. Während Hamilton beispielsweise die Errichtung einer nationalen Zentralbank befürwortete, war Jefferson der Auffassung, dass die Verfassung der Regierung nicht die dazu nötige Vollmacht gebe. Der New Yorker Hamilton wollte außerdem vor allem die Industrie fördern und schützen. Das Hauptaugenmerk des Virginiers Jefferson galt der Landwirtschaft. Zudem entzweiten sich die beiden Politiker hinsichtlich der Außenpolitik: Jefferson war eher profranzösisch, Hamilton trat für eine engere Bindung an Großbritannien ein.
Die politischen Streitigkeiten zwischen den beiden Männern führten schließlich zur Bildung der ersten Parteien der USA: Um Jefferson und seine Vertrauten (unter ihnenJames Madison undJames Monroe) bildete sich die Republikanische Partei (späterDemokratisch-Republikanische Partei genannt), um Hamilton formierte sich dieFöderalistische Partei. Die Konflikte zwischen den beiden Fraktionen dauerten trotz Vermittlungsversuchen durch den Präsidenten an.[18] Jefferson zog sich schließlich 1793 enttäuscht aus der Politik zurück und widmete sich dem Ausbau von Monticello.
Doch auch diese Abwendung von der Politik war nicht von Dauer. Drei Jahre später wurde er von den Republikanern zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaft gekürt. Im Gegensatz zur heutigen Verfahrensweise wurden Präsident und Vizepräsident damals, auch wenn jeder Wahlmann je eine Stimme für diese Ämter zu vergeben hatte, noch nicht in getrennten Abstimmungen der Wahlmänner gewählt. Stattdessen wurde der Kandidat mit den meisten Wahlmännerstimmen Präsident, derjenige mit den zweitmeisten Stimmen Vizepräsident. Es konnte also vorkommen, dass zwei Kandidaten verschiedener Parteien gewählt wurden.
Genau dies geschah 1796:John Adams, der bisherige Vizepräsident und Kandidat der Föderalisten, erhielt die meisten Wahlmännerstimmen (71) und wurde zum Präsidenten gewählt. Sein Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten,Thomas Pinckney aus South Carolina, erhielt dagegen nur 59 Stimmen und damit neun weniger als Jefferson, der Vizepräsident wurde.Aaron Burr, Jeffersons Kandidat für die Vizepräsidentschaft, wurde mit 30 Stimmen Vierter.[19]
Als Vizepräsident war es Jeffersons Hauptaufgabe, über die Sitzungen desSenats zu präsidieren. In dieser Zeit schrieb er ein Handbuch über die Regeln und Prozeduren des Senats,A Manual of Parliamentary Practice (bekannt alsJefferson’s Manual).[20]
John Adams, Jeffersons Kontrahent in den Präsidentschaftswahlen von 1796 und 1800
Während Adams’ Zeit als Präsident verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den USA und Frankreich zunehmend, und 1798 kam es zum sogenanntenQuasi-Krieg. Vor diesem Hintergrund verabschiedete derKongress dieAlien and Sedition Acts. Sie erlaubten dem Präsidenten unter anderem, Ausländer, die aus feindlichen Staaten kamen oder als gefährlich betrachtet wurden, abzuschieben oder in Haft zu nehmen. Außerdem wurde die Veröffentlichung „falscher, schändlicher und bösartiger“ Schreiben gegen die Regierung und ihre Beamten zum verbrecherischen Akt erklärt.[21]
Die Republikaner sahen diese vor allem von den Föderalisten propagierten Gesetze als Angriff auf die Freiheit an. Für Jefferson beispielsweise verstießen sie gegen denErsten Verfassungszusatz, der das Recht auf freie Rede und freie Presse garantierte. Er und James Madison verfassten deswegen 1798 zwei Beschlüsse für die Parlamente von Virginia undKentucky, die sogenanntenKentucky and Virginia Resolutions. In den von Jefferson verfassten Beschlüssen des Parlaments von Kentucky wurde die Union als ein „Pakt“ zwischen den Staaten und der Zentralgewalt bezeichnet. Wie schon beim Streit mit Hamilton über die Zentralbank argumentierte Jefferson, dass der Bund nur dort Kompetenz habe, wo sie ihm von der Verfassung eindeutig zugesprochen sei. Sollte er diese Kompetenz auch in anderen Bereichen beanspruchen, so wären diese Beschlüsse ungültig.[22] Kentucky blieb jedoch der einzige Staat, der die von Jefferson geschriebenen Beschlüsse verabschiedete. Virginia verabschiedete eine von James Madison verfasste, etwas mildere[22] Version. Auch diese wurde von keinem weiteren Staat der USA unterzeichnet. Zwei Jahre später standen wieder Wahlen für das Amt des Präsidenten an. Die Kandidaten der Republikaner waren dieselben wie vier Jahre zuvor, Jefferson und Burr, während die Föderalisten mit Adams undCharles Cotesworth Pinckney antraten.
DerWahlkampf 1800 war einer der am aggressivsten geführten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Die Republikaner, verbittert über Adams’ Politik (vor allem über dieAlien and Sedition Acts), warfen den Föderalisten monarchistische Tendenzen vor. Aus Sicht der Föderalisten hingegen war die Politik der Republikaner zu radikal. Der amtierende Präsident Adams war jedoch auch in den eigenen Reihen nicht unumstritten, da man ihn für zu gemäßigt hielt. Alexander Hamilton beispielsweise versuchte die Föderalisten zu überzeugen, Adams zugunsten von Pinckney aufzugeben, und veröffentlichte einen Brief, in dem er Adams kritisierte.
Resultate der Präsidentschaftswahl von 1800Aaron Burr, Vizepräsident während Jeffersons erster Amtszeit
Von dieser Uneinigkeit der Föderalisten profitierten die Republikaner und gewannen die Wahl nach Stimmen. Aufgrund der Besonderheiten des damaligenWahlverfahrens verfügten sowohl Jefferson als auch sein designierter Vizepräsident, der New YorkerAaron Burr, im Wahlmännerkollegium über jeweils 73 Stimmen.[23] Nun fiel verfassungsgemäß demRepräsentantenhaus die Aufgabe zu, diese Pattsituation in einerStichwahl zu entscheiden. Die Föderalisten verfügten hier jedoch über eine Sperrminorität[24] und wählten bei der Abstimmung Burr, um so Jeffersons Wahl zum Präsidenten zu verhindern. Es kam zu mehreren Wahlgängen, und jedes Mal verfehlte Jefferson die nötige Mehrheit knapp. Schließlich fanden einige Föderalisten eine Möglichkeit, dem Stillstand ein Ende zu setzen und gleichzeitig ihr Gesicht zu wahren: Sie blieben der nächsten Abstimmung, der insgesamt 36., fern, wodurch Jefferson die erforderliche Mehrheit erreichte und zum Präsidenten gewählt wurde.[25] Seinem Vizepräsidenten Burr misstraute Jefferson spätestens seit dieser Wahl, da er vermutete, Burr habe geplant, während der Wahl zu den Föderalisten zu wechseln und sich mit ihren Stimmen zum Präsidenten wählen zu lassen. Das Verhältnis zwischen den beiden verschlechterte sich während ihrer Amtszeit zusehends; nach vier Jahren hatte sich Burr der republikanischen Partei so entfremdet, dass er 1804 nicht wieder zur Wahl nominiert wurde.
Unter dem Eindruck der Wahl von 1800 wurde das Wahlverfahren bei der Präsidentschaftswahl durch den12. Verfassungszusatz geändert. Seither wird im Wahlmännerkollegium getrennt für den Präsidenten und den Vizepräsidenten abgestimmt. Mit der Wahl von 1800 stellte die demokratisch-republikanische Partei erstmals den Präsidenten und sollte dies ununterbrochen für das folgende Vierteljahrhundert tun. Die Wahl ist deswegen auch als die „Revolution von 1800“ bekannt.
Die imLouisiana Purchase von den USA erworbene französische Kolonie Louisiana (grün)
Ein wichtiges Ereignis in Jeffersons Amtszeit als Präsident war derKauf der französischen Kolonie Louisiana. Jefferson sandte 1801Robert R. Livingston nach Frankreich, um dort über einen Kauf der StadtNew Orleans zu verhandeln, was aber in Paris auf Ablehnung stieß. Zu Livingstons Unterstützung entsandte Jefferson auchJames Monroe nach Paris. Doch noch vor dessen Ankunft hattenNapoleon und sein AußenministerTalleyrand den Amerikanern ein anderes, viel weitreichenderes Geschäft angeboten: Sie waren bereit, nicht nur New Orleans, sondern die ganzeKolonie Louisiana zu verkaufen. Durch diesen Kauf hätten die Vereinigten Staaten ihr Territorium praktisch verdoppelt, und dies zu einem Preis von 15 Millionen Dollar, was etwa sieben Dollar pro Quadratkilometer entsprach.
Jefferson und sein AußenministerJames Madison waren sich anfangs nicht sicher, ob die Verfassung ihnen das Recht gab, Land zu kaufen. Jefferson entwarf sogar einen dafür nötigen Verfassungszusatz.[26] Er entschied sich schließlich dafür, das Angebot ohne Ergänzung der Verfassung anzunehmen. Der Vertrag wurde am 30. April 1803 unterzeichnet. Der Senat ratifizierte ihn am 20. Oktober.
Um das neue Gebiet zu erforschen, sandte Jefferson seinen einstigen PrivatsekretärMeriwether Lewis und den OffizierWilliam Clark auf eineExpedition, die sie durch ganz Amerika bis an denPazifischen Ozean führen sollte. Lewis und Clark sollten einen Wasserweg zum Pazifik finden und dieGeologie und die Tierwelt des neuerstandenen Territoriums erforschen. Außerdem sollten sie freundschaftliche Beziehungen zu den Indianerstämmen aufbauen. Dank der mehrjährigen Expedition, die von Mai 1804 bis September 1806 dauerte, gewannen die USA umfassende Erkenntnisse über die Geographie, Flora und Fauna des von ihnen erworbenen Gebietes. Lewis und Clark entdeckten mehrere Hundert bis dato unbekannte Tier- und Pflanzenarten und brachten zahlreiche Proben davon nach Osten.
Ein weiteres außenpolitisches Ereignis während Jeffersons erster Amtsperiode war derAmerikanisch-Tripolitanische Krieg im Mittelmeer gegen dieBarbareskenstaaten. Die Barbaresken kontrollierten mit ihren Schiffen das Mittelmeer und forderten von ausländischen Handelsschiffen Tribut. Als britische Kolonie waren die amerikanischen Schiffe durch dieRoyal Navy vor solchen Bedrohungen geschützt worden, doch nach der Unabhängigkeit kam es vermehrt zu Angriffen auf amerikanische Schiffe und zu Lösegeld- beziehungsweise Tributforderungen. 1801 forderte derPascha vonTripolis 225.000 $ von der amerikanischen Regierung, was aber von Jefferson abgelehnt wurde. Daraufhin kam es zum Krieg zwischen den USA und Tripolis sowie dessen Verbündeten. Nach mehreren Gefechten im Mittelmeer gelangten beide Seiten 1805 zu einer Einigung, und die Vereinigten Staaten bezahlten Tripolis 60.000 $. Im Gegenzug wurden 100 tripolitanische gegen 300 amerikanische Gefangene ausgetauscht.
Jeffersons Finanzminister Albert Gallatin
Innenpolitisch war es Jeffersons erklärtes Ziel, die Schulden der jungen Republik abzubauen. Tatsächlich war sein FinanzministerAlbert Gallatin hierbei erfolgreich: Gallatin war bis 1814 im Amt (also fünf Jahre länger als Jefferson) und reduzierte in dieser Zeit die Schulden von 80 Millionen Dollar auf 45 Millionen.[27]
Eine innenpolitische Niederlage erlitt Jefferson im Kampf gegen die von Föderalisten dominierte Rechtsprechung. Am 13. Februar 1801, kurz vor Jeffersons Wahl, hatte der damals noch von Föderalisten beherrschte Kongress ein neues Gerichtsgesetz (Judiciary Act of 1801) verabschiedet. Der Judiciary Act schuf eine Reihe neuer Bundesgerichte, die durch die Föderalisten kontrolliert werden sollten. Kurz vor Jeffersons Amtseinführung am 2. März 1801 hatte Adams noch 42 Föderalisten zu Richtern an diesen Gerichten ernannt. Adams’ AußenministerJohn Marshall (selbst kurz vor der Amtseinführung alsOberster Richter desSupreme Courts) konnte jedoch nicht alle Ernennungsurkunden bis zum Ende von Adams’ Amtsperiode zustellen. Jefferson sah diese Ernennungen deswegen als nichtig an. William Marbury, einer der davon betroffenen Richter, legte daraufhin Klage beim Obersten Gerichtshof ein und wollte Jeffersons Außenminister James Madison gerichtlich dazu zwingen, ihm die Urkunde auszuhändigen. In der daraus resultierenden EntscheidungMarbury v. Madison erklärte sich der Oberste Gerichtshof für nicht zuständig. Bevor er dies feststellte, gelang es dem Obersten Richter John Marshall in seiner Erklärung, Jeffersons Regierung aufgrund der Nichtaushändigung der Urkunde des Rechtsbruchs zu bezichtigen. Damit konnte er zwar nicht dafür sorgen, dass Marbury seine Urkunde erhielt, doch stärkte er mit seinem Spruch die Position des Obersten Gerichtshofs, indem er den Vorrang der Verfassungsgerichtsbarkeit etablierte. Die Republikaner befürchteten, dass die von Föderalisten kontrollierten Gerichte sich Jefferson und seiner Regierung in den Weg stellen würden, und versuchten, mehrere Richter mittelsImpeachment ihrer Ämter zu entheben. Dies gelang ihnen jedoch nur im Fall vonJohn Pickering.
James Madison, Jeffersons Weggefährte und Nachfolger als Präsident
ZurPräsidentschaftswahl 1804 trat Jefferson mit seinem neuen VizepräsidentenGeorge Clinton an. Aaron Burr hatte sein Amt niederlegen müssen, da er in einem Duell Alexander Hamilton tödlich verwundet hatte und daraufhin in zwei Bundesstaaten wegen Mordes angeklagt worden war.
Die Kandidaten der Föderalisten waren Charles C. Pinckney und der New Yorker SenatorRufus King. Jefferson und Clinton gewannen die Wahl mit überwältigender Mehrheit; beide erreichten 162 Wahlmännerstimmen, ihre Gegner nur jeweils 14.
Jeffersons zweite Amtszeit erwies sich dennoch als schwieriger als die erste. So bildete sich umJohn Randolph innerhalb der Demokratisch-Republikanischen Partei eine Opposition gegen ihn und seine Politik. In den Augen von Randolph und seinen Parteigängern, die sich „Tertium Quid“ nannten, hatte sich Jeffersons Politik immer stärker der Position der Föderalisten angenähert. So kritisierten die Tertium Quids beispielsweise den Kauf von Louisiana, da die Verfassung dem Kongress nicht die Vollmacht gebe, Land zu kaufen. Aus demselben Grund stellten sie sich auch gegen einen Versuch Jeffersons, den Spaniern Teile vonFlorida abzukaufen.[28]
Ein weiteres innenpolitisches Problem für Jefferson stellte sein ehemaliger VizepräsidentAaron Burr dar. Nach dem Duell mit Hamilton und seinem erzwungenen Rückzug aus der Politik machte Burr durch seine Umtriebe im Westen des Landes von sich reden. Bald drangen Gerüchte nach Washington, er plane eine Verschwörung und wolle im Südwesten der USA ein eigenes Reich aufbauen, das einige US-Staaten und von den Spaniern zu eroberndes Gebiet umfassen solle. Nachdem er im Februar 1807 festgenommen worden war, ließ Jefferson ihn unter dem Vorwurf des Landesverrats vor ein Bundesgericht stellen. Burr wurde jedoch nicht für schuldig befunden.[29]
Außenpolitisch verfolgte Jefferson einen strikten Kurs der Nichteinmischung in europäische Kriege. Aus diesem Grund, und in der Absicht, Großbritannien von Übergriffen auf amerikanische Schiffe abzubringen, initiierte Jefferson 1807 denEmbargo Act, der den Export amerikanischer Güter nach Europa unterbinden sollte. Das Gesetz erzielte jedoch nicht die beabsichtigte Wirkung. Zahlreiche amerikanische Seeleute verloren ihre Arbeit,Neuengland war aufgrund der aus dem Embargo resultierenden wirtschaftlichen Probleme in Aufruhr, aber weder Großbritannien noch Frankreich änderten ihre Politik gegenüber den Vereinigten Staaten.[30] Das Gesetz wurde schließlich 1809 zurückgenommen. Die britischen Übergriffe gegen den amerikanischen Handel sollten drei Jahre später zumKrieg von 1812 führen. Am Ende seiner zweiten Amtszeit erklärte Jefferson schließlich, bei derPräsidentschaftswahl 1808 nicht mehr für eine dritte kandidieren zu wollen. NachdemJames Madison ihn am 4. März 1809 abgelöst hatte, zog er sich nach Monticello zurück.
Thomas Jefferson gehört zu den sieben US-Präsidenten, die während ihrer Amtszeit kein einziges Mal von ihremVetorecht Gebrauch machten. Er unterzeichnete sämtliche ihm zugeleiteten Gesetzesentwürfe.[31]
Zurück auf Monticello bei seiner Familie, kümmerte sich Jefferson in den nächsten Jahren vor allem um den Ausbau seines Heims, das um 1769 nach seinen Plänen entstanden war. Als Vorlage für Monticello hatten ihmAndrea Palladios VillaLa Rotonda und dasPantheon in Rom gedient.
Jefferson pflegte auch eine umfangreiche Korrespondenz mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit. Um sich das Briefeschreiben zu erleichtern, hatte er einen Vorläufer des Kopierers, den von John Isaac Hawkins erfundenenJefferson-Polygraphen, erworben, mit dem man beim Verfassen eines Briefes direkt eine Abschrift anfertigen konnte. Jefferson bezeichnete das Gerät in einem Brief als „die erlesenste Erfindung dieses Zeitalters“ und schrieb später, nicht mehr ohne den Polygraphen leben zu können.[32]
Bis Ende des 18. Jahrhunderts hatte Jefferson eine enge Freundschaft mit John Adams und seiner FrauAbigail verbunden, die später unter den politischen Ereignissen der Zeit gelitten hatte. Nun, da beide im Ruhestand waren, nahmen sie ihre Korrespondenz wieder auf.[33]
Ein weiteres „Großprojekt“ Jeffersons, dem er viel Bedeutung zumaß, war die Gründung derUniversity of Virginia inCharlottesville. Die Idee, auf Bundesstaatsebene eine neue virginische Universität zu gründen, hatte er bereits in den 1770er Jahren gehabt, und auch danach hatte er diesen Wunsch oft geäußert.[34] Nach dem Ende seiner Präsidentschaft widmete er sich intensiv diesem Thema. Auf Betreiben Jeffersons und des ihn unterstützenden Politikers Joseph C. Cabell beschloss das Parlament von Virginia, eine weitere staatliche Universität einzurichten. Eine Kommission wurde einberufen, die für den Aufbau der neuen Hochschule zuständig war, und Jefferson wurde 1818 deren Vorsitzender. In dieser Funktion hatte er großen Einfluss sowohl auf den äußeren als auch den inneren Aufbau der neuen Universität. Er konnte sich nicht nur bei der Wahl des Ortes, der Berufung zahlreicher Professoren und dem Umfang des Fächerkanons durchsetzen, sondern entwarf auch die Pläne für das Universitätsgebäude – mit Anregungen vor allem von Benjamin Latrobe. Die neue Universität entsprach schließlich sowohl architektonisch als auch ideologisch seinen Vorstellungen. Sie war geprägt von seinem Wunsch nach Trennung von Kirche und Staat. Ihren Mittelpunkt bildete nicht, wie bei anderen Universitäten der damaligen Zeit, eine Kirche, sondern eine Bibliothek. Außerdem bot die Universität ihren Studenten ein großes Ausmaß an Freiheit und Vielfalt bei der Wahl ihrer Fächer.[35]
SeineKartensammlung, dieThomas Jefferson Collection, wurde 1815 von derLibrary of Congress erworben, wo sie 1851 bei einem Brand teilweise vernichtet wurde.[36]
Gegen Ende seines Lebens plagten Jefferson besonders finanzielle Probleme. Zeitweise hatte der Wert seines Besitzes (auf heutige Verhältnisse umgerechnet) 212 Millionen Dollar betragen;[37] doch hatte er auch stets als großzügiger virginischer Gentleman gelebt und Unsummen in den Bau und Ausbau von Monticello investiert. Die Übernahme der Bürgschaft für einen Freund führte zu noch mehr Schulden, so dass er schließlich einen Großteil seines Besitzes verkaufen und die Gewissheit akzeptieren musste, dass auch seine Erben Monticello nicht würden halten können.[38]
Aber auch die Politik der Vereinigten Staaten bereitete ihm große Sorgen. Vor allem derMissouri-Kompromiss von 1820 weckte ihn „wie die Feuerglocke in der Nacht“, so schrieb er im April 1820 an John Holmes.[39] Seiner Ansicht nach erlaubte es die Verfassung der Zentralregierung nicht, die Verbreitung derSklaverei zu verhindern.[40] Weiter heißt es in dem Brief: „Ich bedauere es, nun in dem Glauben zu sterben, dass die vergebliche Selbstaufopferung der Generation von 1776, um Selbstverwaltung und Glück für ihr Land zu erringen, von den unklugen und unwürdigen Leidenschaften ihrer Söhne weggeworfen werden soll.“[41]
Schließlich kamen auch noch gesundheitliche Probleme hinzu, und Jefferson musste eine Einladung vonRoger Weightman für eine Feier anlässlich des 50. Jahrestages der Verkündung der Unabhängigkeitserklärung absagen. In seinem Antwortbrief an Weightman wandte er sich aber noch ein letztes Mal an das amerikanische Volk.[42] Die allgemeine Verbreitung des „Lichts der Wissenschaft“, so schrieb er, habe bereits die augenfällige Wahrheit jedem offenbar gemacht, „dass die breite Masse der Menschheit nicht mit Sätteln auf ihren Rücken geboren sind, noch einige wenige gestiefelt und gespornt, bereit, rechtmäßig, durch die Gnade Gottes, auf ihnen zu reiten.“[43] Etwas mehr als eine Woche später starb Jefferson am 4. Juli 1826, dem 50. Jahrestag der Verkündigung der von ihm verfassten Unabhängigkeitserklärung. Am selben Tag starb auch sein Vorgänger im Amt des Präsidenten, politischer Gegner und langjähriger FreundJohn Adams.
Jeffersons Überzeugungen standen in der Tradition derAufklärung. Er bezeichnete einmalJohn Locke,Francis Bacon undIsaac Newton als „die drei größten Männer, die die Welt je hervorgebracht hat.“[44] Sein Ideal von Amerika war das einer Nation von freien, unabhängigen Bauern. So war er der Ansicht, dass jede Familie im Lande „eine Manufaktur für sich“ ist und in der Lage alle „gröberen und mittleren Materialien für die eigne Kleidung und den Haushaltsbedarf selbst herzustellen.“[45] Er setzte sich dafür ein, dass jeder Amerikaner ein Stück Land erwerben könne. Jefferson war auch ein Vertreter desfreien Handels. So hatte er als Gesandter in Europa ein Handelsabkommen mitPreußen abgeschlossen.[46] Sein Bekenntnis zu Landwirtschaft und freiem Handel war auch einer der Hauptgründe für seinen Streit mit Alexander Hamilton. Hamilton wollte die heimische Wirtschaft und Industrie notfalls durch Zölle vor europäischen Importen schützen. Hier zeigt sich bereits im Verhältnis dieser beiden Männer, des Virginiers Jefferson und des New Yorkers Hamilton, die spätere Kerndiskrepanz zwischen dem landwirtschaftlich geprägten Süden und dem industrieorientierten Norden. Diese Spaltung zwischen Nord und Süd vertiefte sich in den folgenden Jahren immer mehr und fand schließlich imSezessionskrieg ihren Höhepunkt.
Zudem war Jefferson als aufgeklärter Politiker ein Vorkämpfer für Demokratie undMenschenrechte, wie beispielsweise die berühmte Formulierung von den „selbstverständlichen Wahrheiten“ in der Unabhängigkeitserklärung zeigt. Auch während seiner Zeit als Diplomat in Frankreich, zu Beginn der Französischen Revolution, setzte er sich stark für die Menschenrechte ein und half dabei, dieErklärung der Menschen- und Bürgerrechte zu entwerfen.[47] In seiner Rede zur ersten Amtseinführung erklärte er außerdem: „Manchmal wird gesagt, man kann einem Menschen nicht die Gewalt über sich selbst anvertrauen – kann man ihm dann die Gewalt über andere anvertrauen?“[48]
Was die Vereinigten Staaten betraf, so war Jefferson für eine enge Auslegung der Verfassung und ein eifriger Verfechter der Rechte der Einzelstaaten. In denKentucky Resolutions vertrat er die Meinung, die USA seien ein Bund der Einzelstaaten mit einer Zentralmacht. Letztere hatte seiner Ansicht nach nur dort Befugnisse, wo die Verfassung sie ihr eindeutig zuschrieb: „Immer, wenn die Zentralregierung sich Machtbefugnisse anmaßt, die ihr nicht übertragen wurden, sind ihre Gesetze unverbindlich, ungültig und wirkungslos.“[49] Jefferson sprach sich auch für dieNullifikation aus: „Wo Machtbefugnisse [seitens der Zentralregierung] in Anspruch genommen werden, die nicht übertragen wurden, ist Nullifikation die rechtmäßige Abhilfe.“[49] Seiner Meinung nach sollten die Einzelstaaten und nicht die Zentralgewalt das letzte Wort bei Verfassungskonflikten haben. Bei den Auseinandersetzungen um die Verfassungsauslegung münzte Jefferson nach Ansicht von David Sehat die ursprünglich eher konsolidierende Haltung der Verfassung von 1787 in die die Rechte der Einzelstaaten betonenden „Prinzipien von 1798“ um.[50] Auch diese wurden nach seinem Tod aber oft auf verschiedene Weise interpretiert.
Jeffersons strikte Auslegung der Verfassung und sein Eintreten für die Rechte der Einzelstaaten waren die wichtigsten Gründe dafür, dass er die Errichtung der Zentralbank und dieAlien und Sedition Acts ablehnte. Es zeigte sich aber, dass Jefferson die Verfassung als Präsident weniger eng auslegte, als er es als Oppositioneller getan hatte. So tätigte er beispielsweise den Kauf von Louisiana, obwohl die Verfassung an keiner Stelle der Bundesregierung die Befugnis gab, Land zu erwerben. Ein ähnliches Beispiel ist das Handelsembargo gegen Ende seiner Präsidentschaft. Während seiner Präsidentschaft setzte Jefferson teilweise Methoden ein (Einsatz von Armee und Marine im Innern, Beschlagnahmen von Waren ohne Durchsuchungsbefehle), die er 40 Jahre zuvor dem britischen König vorgeworfen hatte und die gegen dieBill of Rights verstießen.[51] Diese Kluft zwischen Realpolitik und Idealen ist ein Grund dafür, weshalb Jefferson später über viele Jahre, auch von einander entgegengesetzten politischen Gruppierungen, je nach politischer Lage verehrt oder gehasst wurde.
Wie viele südstaatliche Grundbesitzer seiner Zeit besaß Jefferson zahlreiche Sklaven. Seine zwiespältige Haltung gegenüber der Institution derSklaverei lässt sich aus heutiger Sicht nur schwerlich mit seinen Überzeugungen von Freiheit und Gleichheit vereinen. Zwischen seinennaturrechtlichen Vorstellungen vom Recht jedes einzelnen Menschen auf Leben, Freiheit und Glück und der Tatsache, dass er diese Rechte den eigenen Sklaven vorenthielt, zeigt sich ein großer Widerspruch. Diese Diskrepanz zwischen politisch-sozialen Überzeugungen und tatsächlichem Handeln war zu Jeffersons Zeit aber keineswegs ungewöhnlich. Ein Großteil der Gründerväter der Vereinigten Staaten hielt Sklaven, darunter auchBenjamin Franklin,James Madison undGeorge Washington.[52] Schwarze galten zu jener Zeit vielen als Angehörige minderwertigerRassen, mithin nicht als vollwertige Menschen.[53]
Jefferson selbst war sich dieses Widerspruchs durchaus bewusst. Bekannt ist sein Ausspruch, bei der Sklaverei zu bleiben, sei dasselbe, wie einen Wolf an den Ohren zu halten: Man wolle gerne loslassen, könne es aber nicht aus Angst, gefressen zu werden.[54] 1769, noch imHouse of Burgesses, hatte Jefferson vergeblich die Emanzipation der Schwarzen in Virginia angeregt.[55] Er selbst entließ aber nur wenige seiner Sklaven in die Freiheit. Besonders augenfällig wird sein persönlicher Zwiespalt in seinem BuchNotes on the State of Virginia, in dem er einerseits dieSklaverei als Institution angreift, an anderer Stelle jedoch die These vertritt, dass die Schwarzen den Weißen unterlegen seien.[56] Für dieUnabhängigkeitserklärung schrieb Jefferson einen Paragraphen, der den britischen König für den Transport der Sklaven verurteilte.[57] Der Kontinentalkongress strich jedoch diesen die Sklaverei verurteilenden Punkt aus dem Dokument, da es die Zustimmung der Bürger aus den sklavenhaltenden Kolonien finden sollte. Besonders brisant wird seine Haltung zur Sklaverei durch dieSally-Hemings-Kontroverse.Sally Hemings war eine Sklavin von Jeffersons Frau Martha Wayles Jefferson und alsMulattin vielleicht sogar ihre Halbschwester. Bereits 1802 behauptete der politische PamphletistJames T. Callender, dass Jefferson der Vater ihrer Kinder sei. Diese Diskussion wurde lange Jahre hitzig geführt. Heute wird, auch aufgrund vonDNA-Analysen[58], überwiegend die Meinung vertreten, dass Jefferson tatsächlich der Vater von Hemings Kindern war.[59] Dies ist auch deswegen bemerkenswert, weil er 1785 gefordert hatte, die Rassen zu trennen, um eine Vermischung zu vermeiden.[60]
Die Westexpansion der Vereinigten Staaten fand mit dem Kauf von Louisiana einen ersten Höhepunkt. Unweigerlich kamen die Vereinigten Staaten dabei in Konflikt mit den dort sesshaften Indianern. Für deren Kultur hatte Jefferson bereits früh ein enormes Interesse und teilweise Bewunderung gezeigt. Eine Rede des Indianerhäuptlings Logan bezeichnete er beispielsweise als den Ansprachen vonMarcus Tullius Cicero undDemosthenes ebenbürtig,[61] und seit 1780 sammelte er indianische Vokabellisten.[62] Die nordamerikanischen Indianer hielt er, wie viele Zeitgenossen, aufgrund ihrer teilweise nomadischen Lebensweise für „Wilde“, und in Briefen an sie bezeichnete er sie als „meine Kinder“.[63]
Anders als viele Menschen seiner Zeit war er jedoch der Meinung, die Indianer seien dem weißen Mann körperlich und geistig gleichwertig.[64] Er drängte die Indianer deswegen in zahlreichen Briefen, ihre bisherige Art zu leben aufzugeben und sich der Zivilisation des weißen Mannes anzunähern. Andernfalls, so fürchtete er, würden sie von der Erde verschwinden.[65] Als Präsident versuchte er, diese Entwicklung durch Friedensverträge und Handelsabkommen zu beschleunigen.[66] Um die Integration der Indianer in die weiße Gesellschaft zu erleichtern, gab Jefferson sogar seinen strengenLaizismus auf und sandte christliche Missionare nach Westen.[67] Jeffersons Assimilierungspolitik, die zuvor auch George Washington betrieben hatte, scheiterte jedoch an den Massen von weißen Siedlern, die nach Westen strebten und die Indianer verdrängten.[68]
Weniger zwiespältig war Jeffersons Haltung zur Religion. Er trat vehement für eine Trennung von Staat und Kirche und für religiöse Freiheit ein. In einem Brief verlieh er seiner Überzeugung Ausdruck, dass ein Mensch niemandem „Rechenschaft für seinen Glauben oder seinen Gottesdienst schuldet, dass die gesetzgebende Macht der Regierung sich nur auf Handlungen erstreckt, nicht auf Meinungen“.[69] Jefferson war der Autor desVirginia Statute for Religious Freedom (geschrieben 1777, verabschiedet 1786), das dieBekenntnisfreiheit in Virginia garantierte. Auch bei der Errichtung der Universität achtete er streng auf die Trennung von Bildung und Kirche.
Er selbst war bei seinem Tode Mitglied derEpiskopalkirche,[70] hatte sich aber auch positiv über dieUnitarier geäußert.[71] Auch versuchte er, eine neue Fassung desNeuen Testaments zu erstellen, bei der er beispielsweise auf die Erzählung vonWundergeschichten verzichtete. Dieses Buch wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht und ist seither alsJefferson Bible bekannt.
Jefferson war sowohl aufnaturwissenschaftlichem als aufgeisteswissenschaftlichem Gebiet umfassend gebildet. Er war seit 1780 Mitglied derAmerican Philosophical Society, der er 1797 bis 1815 außerdem als Präsident vorstand. Überdies gilt er als Pionier der amerikanischenArchäologie, da er Indianergräber in der Umgebung von Monticello auf ihr Alter untersuchte. Dabei setzte er erstmals eine Methode ein, die als Vorläufer derDendrochronologie angesehen werden kann: Er zählte die Jahresringe der auf den Grabhügeln stehenden Bäume.[72] Ihn zum geistigen Ahnherrn der Archäologie zu erheben ist kritisiert worden, weil er weniger Interesse am Verständnis der indigenen Kultur als an deren Zerstörung hatte.[73] Besonders ausgeprägt war sein Interesse an der Biologie. So schärfte er seinem PrivatsekretärMeriwether Lewis vor dessen Expedition zum Pazifischen Ozean ein, sein Augenmerk auch auf Tier- und Pflanzenwelt, Klima, Landschaft und vulkanische Aktivitäten des Territoriums, das er durchreisen sollte, zu richten.[74] Bereits 1822 wurde ein prähistorisches Bodenfaultier nach ihm benannt (Megalonyx jeffersoni),[75] dessen Fossilreste er 1799 erstmals beschrieben hatte.[76]
Aufgrund seiner architektonischen Leistungen – neben Monticello und der Universität von Virginia war er maßgeblich am Kapitol von Virginia inRichmond beteiligt – wird er darüber hinaus als „Vater (wahlweise auch als Taufpate) der amerikanischen Architektur“ bezeichnet.[77]
EineJefferson-Walze zur Ver- und Entschlüsselung von Botschaften
Auch als Erfinder tat sich Thomas Jefferson hervor und erfand unter anderem eine Art beweglicheGarderobe für seine Kleidung.[78] Des Weiteren entwickelte er einChiffriergerät, den „Wheel Cypher“, der später auch als „Jefferson-Walze“ bekannt wurde. Diese Erfindung wird als herausragende Leistung auf dem Gebiet derKryptologie angesehen. Jefferson selbst hat sein Gerät nie eingesetzt, später wurde es allerdings häufig verwendet, eine etwas abgeänderte Version war noch während desZweiten Weltkrieges im Gebrauch der amerikanischen Streitkräfte.[79]
Ferner versuchte Jefferson nach seiner Rückkehr aus Frankreich in Monticello Wein anzubauen.[80] Bereits während seiner Zeit als Botschafter in Frankreich setzte er sich mit dem europäischen Weinbau auseinander. So beschrieb und strukturierte er während einer Reise 1788 mehrere Weinberge imRheingau – bereits hier kaufte er Weinstöcke für sein geplantes Projekt.[81] Als Weinliebhaber hatte er in dieser Zeit zahlreiche Weingebinde edelster Gewächse aus demBordelais erworben. Er soll sie mit seinen Initialen „Th. J.“ markiert haben und ließ sie dann in die USA verschiffen. Heutzutage sind solche Flaschen bei Sammlern sehr begehrt, jedoch wegen Fälschungsverdachts in neuerer Zeit teils auch Gegenstand vongerichtlichen Auseinandersetzungen.[82]
Sein Wissensdurst manifestierte sich in seiner mehr als 6.500 Bände umfassenden Bibliothek. Als während desKrieges von 1812 dieKongressbibliothek im August 1814 demBrand von Washington zum Opfer fiel, bot Jefferson seine Privatbibliothek, die rund 3.500 Bände mehr als die ursprüngliche Kongressbibliothek umfasste, dem Kongress zum Kauf an, was dieser schließlich akzeptierte. Der Erlös aus dem Verkauf verbesserte Jeffersons prekäre wirtschaftliche Situation zumindest zeitweilig.
Jefferson, schon zu Lebzeiten oft kontrovers beurteilt, wurde auch nach seinem Tod auf verschiedene Weise beurteilt.Nach Ansicht vonDavid Sehat war es Thomas Jefferson, der bei den Auseinandersetzungen um die Auslegung der Verfassung das bis heute bestehende Motiv in die amerikanische Politik einführte, sich auf den Willen derGründerväter zu berufen. Er benutzte in seinen Reden oft die Worte von „the true principles of the Revolution“ und warf seinen Gegnern Häresie und Untreue gegenüber diesen Idealen vor. In diesem Verhalten zeigte sich auch sein Muster, normale inhaltliche Differenzen zum Streit über Prinzipien zu eskalieren und sein Gegenüber zu dämonisieren. Bis Jefferson waren diese Methoden zwischen den ursprünglichen Mitstreitern der Republik laut Sehat nicht vorhanden gewesen.[50]
Darüber hinaus wurden Jefferson und seine Prinzipien auch selbst zu einem politischen Begriff und Erbe. Besonders die vonAndrew Jackson geführteDemokratische Partei erhob ihn in den 1820er und 1830er Jahren zu ihrem Idol. Doch wurde Jefferson später auch zur Identifikationsfigur für Jackson-Gegner. So kam es dazu, dass im Verlauf der 1830er Jahre sowohl Demokraten als auchWhigs Anspruch auf das Erbe Jeffersons erhoben und der jeweils anderen Partei vorwarfen, gegen die altenPrinzipien zu verstoßen.
Bei der Diskussion um die Rechte der Einzelstaaten war Jefferson allgegenwärtig. Bereits 1832/33 im Zuge derNullifikationskrise war er von mehreren Seiten zur Symbolfigur erhoben worden. Die Verfechter derNullifikationsdoktrin versuchten, diese auf der Basis von Jefferson Eintreten für die Rechte der Einzelstaaten zu begründen. Besondere Bedeutung kam dabei denKentucky Resolutions von 1798 zu. Dort, so die Argumentation der Nullifizierer, habe Jefferson selbst die Nullifikation empfohlen. Widerstand gegen diese Auslegung derResolutions kam unter anderem von Jeffersons engem VertrautenJames Madison, der die Nullifikationsbewegung kritisierte. Jene Doktrin, so Madison, gebe sieben von 24 Staaten die Macht, über Recht und Verfassung der anderen 17 zu entscheiden.[83] Auch wenn Jefferson selbst ebenfalls den Willen der Mehrheit hochgehalten hatte (so zum Beispiel in seiner ersten Amtseinführungsrede als Präsident, in der er aber auch zugleich den Schutz der Rechte der Minderheiten betonte), wurde er während der Nullifikationskrise vor allem im Süden zu einer Symbolfigur für die Rechte der Einzelstaaten und für Nullifikation.[84] Diese Auslegung hielt in den Südstaaten an, als die Debatte um die Rechte der Einzelstaaten immer mehr mit der Sklavereifrage verknüpft wurde. Während dieAbolitionisten auf die Unabhängigkeitserklärung und andere die Sklaverei verurteilende Schriften Jeffersons verwiesen, stellten die Befürworter der Sklaverei weiterhin Jeffersons Eintreten für die Rechte der Einzelstaaten in den Vordergrund.
Als sich Mitte der 1850er Jahre die neueRepublikanische Partei bildete, bezog sich diese sowohl programmatisch als auch namentlich („Republikanisch“) auf Jefferson.Horace GreeleysNew York Daily Tribune schrieb 1860: „Die Doktrinen von Jefferson, die Lehren seines Beispiels […] werden viel öfter in republikanischen als in demokratischen Versammlungen zitiert und mit Applaus bedacht.“[85] Die Republikaner identifizierten sich vor allem mit Jeffersons publizierter Verurteilung der Sklaverei. Beim Widerstand gegen dasDred-Scott-Urteil vom März 1856, welches die Rechte der Sklavenhalter stärkte, und gegen dasSklavenfluchtgesetz zeigte man Parallelen zu Jeffersons Positionen gegenüber den Rechten der Einzelstaaten und den Befugnissen der Judikative auf. Gleichzeitig bezogen sich aber auch die Demokraten weiterhin auf Jefferson.
Ein Wandel ergab sich mit Ausbruch desSezessionskrieges. Die Südstaatler und ihre Unterstützer im Norden, wie z. B. Clement Vallandigham, sahen sich nicht als Revolutionäre, sondern als Bewahrer der alten,föderativen Republik an. DerCopperhead Vallandigham erklärte 1861: „Ich wünsche mir nichts sehnlicher als die Wiederherstellung der Union – der Bundesunion – so wie sie vor 40 Jahren gewesen ist.“[86] Andere Südstaatler bezogen sich auf Jeffersons „Prinzipien von 1798“, um ihr Sezessionsrecht zu untermauern.[87] Im Gegenzug erwuchs im Norden eine Stimmung gegen Jeffersons politische Ideen.Andrew Dixon White schrieb:
„Vielleicht keine andere Doktrin kam irgendein anderes Land jemals so teuer zu stehen wie Jeffersons Lieblingstheorie der Rechte der Einzelstaaten die Vereinigten Staaten kostete: Fast eine Million Leben auf Schlachtfeldern, in Gefängnissen und in Krankenhäusern verloren; fast zehntausend Millionen Dollar in die Golfe des Hasses geschüttet.“[88]
Nach dem Krieg während der nationalen Konsolidierung wandten sich immer mehr Republikaner dem davor fast in Vergessenheit geratenen Alexander Hamilton zu, dessen Ideen und politische Überzeugungen nun wieder an Bedeutung gewannen und zeitgemäßer zu sein schienen.[89]
Hamiltons ehemaliger Gegenspieler Thomas Jefferson dagegen schien nicht nur politisch überholt, auch sein Ideal eines landwirtschaftlichen Amerikas schien in einer Zeit industriellen Wachstums nicht mehr zeitgemäß.[90] Ein Umdenken setzte Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ein. Man begann sich vermehrt für den Privatmann Jefferson zu interessieren und schätzte sein Engagement für das öffentliche Bildungswesen. Die Demokratische Partei bezog sich nun wieder verstärkt auf ihn, und überall im Land entstanden Demokratische Clubs, die das Bild von Jefferson hochhielten und mitunter regelrechte Pilgerfahrten nach Monticello veranstalteten.[91] Bei der Diskussion um denSpanisch-Amerikanischen Krieg argumentierten Gegner wie Befürworter einer Expansion unter anderem mit jeffersonschen Argumenten: Die Antiimperialisten verwiesen auf sein Ideal von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, während die Expansionisten sich auf den Kauf von Louisiana bezogen, der den Grundstein der amerikanischen Ausdehnung bildete.[92]
Angeführt vonWoodrow Wilson versuchten die Demokraten im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine Neuinterpretation Jeffersons, indem sie jeffersonsche Ideale mit moderneren Methoden umsetzen wollten.[93] Diese Neuinterpretation wurde allerdings erst mitFranklin D. Roosevelts Präsidentschaft und demNew Deal Realität. Obgleich die Methoden von Roosevelts Programm eher an Hamilton als an Jefferson denken ließen, sahen viele Demokraten in Roosevelt einen „neuen Jefferson“ mit einer neuen, modernen Version der alten jeffersonschen Demokratie.[94] Gleichzeitig versuchten aber auch die konservativen Gegner Roosevelts, sich politisch auf Jefferson zu beziehen. Die „Prinzipien von 1798“ und Jeffersons strikte Auslegung der Verfassung erlangten dabei wieder einmal besondere Bedeutung. Die demokratische Auslegung setzte sich jedoch durch. Jefferson wurde nach Roosevelts Reformen nicht mehr als Ratgeber für die politische Realität, sondern vielmehr als großer Demokrat und Vordenker eines freien Amerikas betrachtet. Der Jefferson-Biograph Merrill Peterson sah deswegen im New Deal das Ende der politischen Tradition Jeffersons:
„Nach der Roosevelt-Revolution hörten ernstzunehmende Männer auf, sich nach dem agrarischen Utopia zu sehnen, Politiker (und auch die meisten Historiker) legten den Jefferson-Hamilton-Dialog beiseite, und fast niemand verfocht noch länger die Annahme, dass amerikanische Staatsgewalt […] nach dem jeffersonschen Model ausgeführt werden sollte […] Paradoxerweise leitete der schließliche Zerfall der jeffersonschen Regierungsphilosophie die schließliche Heiligsprechung Jeffersons ein.“[95]
Der Demokrat Jefferson galt darüber hinaus auch als Gegenbild zu dentotalitären Systemen in Europa.[96] In dieser Zeit großer Popularität wurde sein Abbild am Mount Rushmore in Stein gehauen und auf dieFünf-Cent-Münze geprägt. Auch auf der Zwei-Dollar-Note ist sein Abbild zu sehen. 1943 wurde schließlich inWashington, D.C. dasJefferson Memorial eingeweiht.[97]
Jeffersons Grabmal
Trotz dieser großen Zuneigung und Bewunderung wurde Jefferson auch in späteren Jahren durchaus kritisch beurteilt. Im Zuge der schwarzenBürgerrechtsbewegung erfuhren Jeffersons Haltung zur Sklaverei und seine Beziehung zu Sally Hemings besondere Aufmerksamkeit.[98] Die Beziehung zu einer Sklavin und die Tatsache, dass Jefferson mehr als 600 Sklaven besaß, führten auch später immer wieder zu Diskussionen um die Erinnerungskultur. 2021 beispielsweise entschied ein Ausschuss des Stadtrates von New York, eine Statue Jeffersons aus dem Sitzungssaal zu entfernen.[99]
Bei aller Kritik spielt Jefferson dennoch weiterhin eine wichtige Rolle im Selbstverständnis der Amerikaner.John F. Kennedy begrüßte 1962 dieNobelpreis-Gewinner derwestlichen Hemisphäre bei einem Dinner imWeißen Haus mit den Worten „I think this is the most extraordinary collection of talent, of human knowledge, that has ever been gathered together at the White House, with the possible exception of when Thomas Jefferson dined alone“. (Ich glaube, dass dies die außergewöhnlichste Ansammlung von Talent und menschlichem Wissen ist, die je im Weißen Haus versammelt war – vielleicht abgesehen von Thomas Jefferson, wenn er alleine aß.)[100] Nach Ansicht vonJimmy Carter hatte er „die Fähigkeit, das, was die Leute um ihn herum sagten, einzukapseln und daraus die höchsten Ideale der Hoffnungen und des Charakters unserer Nation herauszuziehen und es in fließenden und inspirierenden Worten auszudrücken“,[101] und fürAbraham Lincoln waren die Prinzipien Jeffersons „die Axiome einer freien Gesellschaft“.[102] Im »Presidential Greatness Project Expert Survey«, einer parteiübergreifenden Befragung von amerikanischen Wissenschaftlern zu den Leistungen aller bisherigen US-Präsidenten aus dem Jahr 2024, belegte Thomas Jefferson Platz 5 (von 45 Präsidenten zum Zeitpunkt der Befragung).[103]
Besonders hervorzuheben ist die von ihm verfasste Unabhängigkeitserklärung. Zahlreiche Redner zitierten Passagen aus ihr oder machten sie zu Themen ihrer Reden, so zum Beispiel Abraham Lincoln in seinerGettysburg-Ansprache,Martin Luther King in seinerI-Have-a-Dream-Rede oderBill Clinton in seiner ersten Amtseinführungsrede.[104] Aufgrund dieser Nachwirkung wurden nach ihm auch viele Städte benannt, deren bekanntesteJefferson City ist, die Hauptstadt des BundesstaatsMissouri.
Jefferson selbst wünschte, seinem von ihm selbst verfasstenEpitaph zufolge, vor allem für drei Dinge in Erinnerung zu bleiben:Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, des Gesetzes von Virginia für religiöse Freiheit und Vater der Universität von Virginia.[105]
Julian P. Boyd (Hrsg.):The Papers of Thomas Jefferson. Princeton University Press, 1950–.
Sie wurde 1950 begonnen und ist auf etwa 40 bis 50 Bände angelegt; bislang sind 36 Bände erschienen, die alle Schriften Jeffersons bis zum März 1802 umfassen.[106] Ältere Werkausgaben sind mindestens für die weiteren Jahre noch heranzuziehen:
Paul Leicester Ford (Hrsg.):The Works of Thomas Jefferson. 12 Bände. G. P. Putnam’s Sons, New York 1904. (die sogenannte „Federal Edition“;Digitalisat)
Andrew A. Lipscomb, Albert Ellery Bergh (Hrsg.):The Writings of Thomas Jefferson. 20. Bände. Thomas Jefferson Memorial Association of the United States, Washington, D.C. 1903–1904. (die sogenannte „Memorial Edition“;Digitalisat)
Eine gängige einbändige Ausgabe der wichtigsten Schriften Jeffersons ist:
Merrill D. Peterson (Hrsg.):Jefferson: Writings.Library of America, New York 1984.
In deutscher Übersetzung sind erschienen:
Auswahl aus seinen Schriften, übersetzt und herausgegeben von Walter Grossmann. Schoenhof, Cambridge 1945
Betrachtungen über den Staat Virginia, herausgegeben und mit einem einführenden Essay von Hartmut Wasser. Manesse, Zürich 1989,ISBN 3-7175-8158-9 /ISBN 3-7175-8159-7.
Jeffersons Rheintour oder das ökonomische Himmelbett, übers. und kommentiert von Willi Dittgen. Mercator, Duisburg 1991,ISBN 3-87463-175-3.
Jon Meacham:Thomas Jefferson: The Art of Power, Random House 2012,ISBN 978-1-4000-6766-4.
Merrill D. Peterson:The Jefferson Image in the American Mind. Oxford University Press, New York 1960; Reprint mit neuer Einleitung: University of Virginia Press, Charlottesville und London 1998,ISBN 0-8139-1851-0
Hartmut Wasser (Hrsg.):Thomas Jefferson. Historische Bedeutung und politische Aktualität. Zum 250. Geburtstag des „Weisen von Monticello“. Schöningh, Paderborn 1995,ISBN 3-506-79633-X (Digitalisat)
Allan Little: America’s first principles (BBC, 27. Oktober 2008 –Über die Bedeutung der „Jeffersonian Principles“ für das Selbstverständnis der USA; als Stream und als Download – MP3, 23:31 Min., 10,8 MB, englisch)
↑Bei Jeffersons Geburt galt noch der Julianische Kalender, und der 2. April ist auch auf seinem Grabstein als Geburtsdatum vermerkt. „Begangen“ wird sein Geburtstag dennoch im Allgemeinen am 13. April.
↑H. Klinke:Thomas Jeffersons Reisebericht von 1788. Eine Quelle zur Karlsruher Stadtgeschichte. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 155 (2007), S. 299–312.Jürgen Overhoff:Ein Kaiser für Amerika. Nach Deutschland der Verfassung wegen: Wie der spätere US-Präsident Thomas Jefferson 1788 das Alte Reich erlebte.Die Zeit, 31. Oktober 2012, Nr. 45, S. 20,Online-Version
↑Die Föderalisten hatten eigentlich eine Mehrheit von 56 zu 49 Stimmen im Repräsentantenhaus; das Wahlprozedere sah allerdings vor, dass die Abgeordneten nicht einzeln, sondern nach Staaten getrennt abstimmen sollten. Acht der 16 Staatsgruppen waren mehrheitlich föderalistisch, in sieben hatten die Demokraten-Republikaner die Mehrheit, die Delegation Vermonts bestand aus je einem Vertreter einer Partei. Da eine absolute Mehrheit von neun Staaten für die Wahl des Präsidenten benötigt wurde, ergab sich die Pattsituation; siehe auchen-wiki: 6. US-Kongress
↑E[lisabeth] Zeilinger:Kartensammlung. In: Ingrid Kretschmer et al. (Bearb.):Lexikon zur Geschichte der Kartographie: von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. Wien 1986,ISBN 3-7005-4562-2, S. 385–389, hier S. 389 (Die Kartographie und ihre Randgebiete, Band C)
↑Stephen A. Douglas in einer Debatte von 1858: „Die Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung bezogen sich keineswegs auf die Neger … oder irgendeine andere minderwertige und degenerierte Rasse, als sie die Gleichheit der Menschen untereinander postulierten.“, zitiert nach James McPherson:Für die Freiheit sterben. Augsburg 2000, S. 173
↑Brief Jeffersons an John Holmes vom 22. April 1820, sieheloc.gov; abgerufen am 31. Juli 2007
↑Eugene A. Foster, M. A. Jobling, P. G. Taylor, P. Donnelly, P. de Knijff, Rene Mieremet, T. Zerjal, C. Tyler-Smith:Jefferson fathered slave’s last child. In:Nature 396, 1998, 27–28.
↑Siehe zum Beispiel Jeffersons Brief „an die Häuptlinge der Ottawas, Chippewas, Powtewatamies, Wyandots, and Senecas von Sandusky“ vom 22. April 1808; The Writings of Thomas Jefferson, Albert Ellery Bergh (Hrsg.), Washington D.C., 1907, Band 16, S. 428 f. Online verfügbar aufconstitution.org; abgerufen am 9. August 2007.
↑Jefferson an den Marquis de Chastellux, zitiert aufmonticello.org; abgerufen am 9. August 2007
↑Jeffersons Brief „an die Häuptlinge der Ottawas, Chippewas, Powtewatamies, Wyandots, and Senecas von Sandusky“ vom 22. April 1808; The Writings of Thomas Jefferson, Albert Ellery Bergh (Hrsg.), Washington D.C., 1907, Band 16, Seite 428f. Online verfügbar aufconstitution.org; abgerufen am 9. August 2007.
↑Reginald Horsman:United States Indian Policies, 1776–1815. In: Handbook of North American Indians, Nr. 4. 1988, Smithsonian Institution, Washington
↑Brief Jefferson an eine Baptistengemeinde, zu finden aufloc.gov; abgerufen am 31. Juli 2007
↑Merrill D. Peterson:The Jefferson Image in the American Mind, S. 302
↑Unter anderem schrieb Jefferson in einem Brief an Dr. Benjamin Waterhouse vom 26. Juni 1822:I rejoice that in this blessed country of free inquiry and belief, which has surrendered its conscience to neither kings or priests, the genuine doctrine of only one God is reviving, and I trust that there is not a young man now living in the United States who will not die an Unitarian. Zitiert in:To Dr. Benjamin Waterhouse Monticello, June 26, 1822. In:American History. From Revolution to Reconstruction and beyond.Reichsuniversität Groningen.
↑Sigfried J. de Laet:Introduction. In: ders. (Hrsg.):History of Humanity. Band 1:Prehistory and the Beginnings of Civilization. UNESCO, Paris / Routledge, New York 1994, S. 1–20, hierS. 5 f. Siehe auchArcheologyExcavations undHistory.org; abgerufen am jeweils am 31. Juli 2007
↑Ronald Hatzenbuehler:Questioning Whether Thomas Jefferson Was the “Father” of American Archaeology. In:History and Anthropology. Band 22, 2011, Nr. 1, S. 121–129,doi:10.1080/02757206.2011.546852.
↑Jeffersons Brief an Meriwether Lewis, vor dem 20. Juni 1803, zu finden aufloc.gov; abgerufen am 31. Juli 2007
↑Thomas Jefferson:A Memoir on the Discovery of Certain Bones of a Quadruped of the Clawed Kind in the Western Parts of Virginia. Transactions of the American Philosophical Society 4, 1799, S. 246–260.
↑So unter anderem inThomas Jefferson as an Architect and Designer of Landscape von William A. Lambeth und Warren H. Manning; eine ausführliche Passage über Jefferson im Licht der Architekturhistoriker findet sich in Merrill D. Peterson,The Jefferson Image in the American Mind, S. 395–398
↑Clothes Rack auf monticello.org, abgerufen am 7. Juli 2014.
↑Kippenhahn Rudolf; Verschlüsselte Botschaften. Die Geheimschriften des Julius Caesar. Geheimschriften im I. und II. Weltkrieg. Das Codebuch des Papstes. Enigma; Hamburg4 2006, 30f.
↑Siehe auch:The Vineyards. Monticello.org; abgerufen am 31. Juli 2007.
↑Siehe hierzu etwa:Entkorkt! stern.de; abgerufen am 31. August 2007.
↑Für den Brief sieheBrief an Everett; abgerufen am 31. Juli 2007. Vgl. auch Richard E. Ellis:The Union at Risk. Jacksonian Democracy, States’ Rights and the Nullification Crisis, S. 10f.
↑vgl. Merrill D. Peterson:The Jefferson Image in the American Mind, S. 62–66.
↑Merrill D. Peterson:The Jefferson Image in the American Mind, S. 200
↑James M. McPherson:Für die Freiheit sterben, S. 581.
↑Merrill D. Peterson:The Jefferson Image in the American Mind, S. 214f.
↑Zitiert in Merril D. Peterson:The Jefferson Image in the American Mind, S. 216.
↑vgl. Merrill D. Peterson:The Jefferson Image in the American Mind, S. 222–226.