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Thermen

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig undRömerbad sowieRömisches Bad sind Weiterleitungen auf diesen Artikel. Zu anderen Bedeutungen sieheTherme undRömerbad (Begriffsklärung).
Überreste derCaracalla-Thermen

AlsThermen (Plural,lateinischthermae) wurden größere öffentliche Badeanstalten imRömischen Reich bezeichnet. Nach einer Zählung um 400 n. Chr.[1] gab es allein inRom elf öffentlich zugängliche Thermen. Daneben gab es mindestens 856 private Bäder; diese werden jedoch nur als Bäder und nicht als Thermen bezeichnet.

Mosaike in Thermen (Tunesien)
Thermen (Tunesien)

Begriff

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Innenansicht eines Nachbaus inArcheon

Der lateinische Ausdruckthermae – Thermen – für große öffentliche Bäder verbreitete sich zum Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. Der Begriff ist abgeleitet vonaltgriechischθερμὸν λουτρόνthermon loutron „warmes Bad“ (zuθερμόςthermos „warm“) und ersetzte beziehungsweise ergänzte die ältere Bezeichnungbalneum (Pluralbalnea,kontrahiert ausbalineum; diesesentlehnt von griechischβαλανεῖονbalaneion „Bad“).

Die Römer benannten auch ein einzelnes Badehaus mit dem im Plural stehenden Wortthermae, zu dem es keine Singularform gab (Pluraletantum). Im Unterschied dazu ist heute im Deutschen für moderneThermalbäder die SingularformTherme üblich.

Überblick

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Hypokaust des römischen Bades inRottenburg. Aquarell von GeneralEduard von Kallee im Herbst 1884.[2]

Seit der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. ist der Bau öffentlicher Bäder in Rom bekannt. Die römischen Thermen entwickelten sich aus verschiedenen Vorläufern, wie dem griechischen Bad(balaneion) –sieheBadekultur – und einheimischen Schwitzkuren. Solche waren bereits in der Frühzeit derRömischen Republik auf denPhlegräischen Feldern bei Neapel durch Nutzung vulkanischerThermalquellen undFumarolen entstanden. Der Unternehmer und SenatorCaius Sergius Orata (140–91 v. Chr.) kam lautValerius Maximus auf die Idee, die für Heizzwecke bereits existierende Hypokaust-Technik für Dampfbäder zu nutzen und führte diebalneae pensiles in Rom ein.

Während des 1. Jahrhunderts n. Chr. erlangte das Baden in öffentlichen Bädern eine hohe Bedeutung als sozialer Mittelpunkt des Lebens und fest zum Tagesablauf gehörendes Ritual. Die Thermen waren Orte der Kommunikation und des Zeitvertreibes: Hier traf man sich, entspannte sich von der Hektik der Stadt und vom Stress des Tages. Thermen boten zahlreiche Dienstleistungen, wie etwa Massagen,Gymnastikübungen, Maniküre und Schönheitspflege. Beheizt wurden die Thermen durch dasHypokaustum, ein unter dem Fußboden und in den Wänden befindliches Netz von Leitungen für erhitzte Luft, das von Sklaven befeuert wurde.

Es gab in den römischen Städten zahlreiche kleinere private Thermen, die man gegen geringes Entgelt besuchen konnte, die aber meist nicht den Luxus der öffentlichen Thermen bieten konnten. Öffentliche Thermen wie die Agrippa-Thermen in Rom oder dieStabianer Thermen in Pompeji waren großzügiger ausgestattet. In derRömischen Kaiserzeit wurde der Bau großer öffentlicher Thermenanlagen, der „Kaiserthermen“, zu Prestigeprojekten der Herrscher. Es begann mit denNerothermen und denTitusthermen. Bald darauf revolutionierte der ArchitektApollodor von Damaskus das Konzept. Mit seinenTrajansthermen entstand das größte jemals gebaute öffentliche Bad, wozu er im Herzen der Hauptstadt mit über einer Million Einwohnern zehn Hektar Baufläche freischlug. Spätere Kaiser suchten dies mit denDiokletiansthermen und denCaracalla-Thermen noch zu übertrumpfen. Sie waren in Dimension und Ausstattung wahre „Paläste fürs Volk“, mit prächtigen Säulen, bunten Marmorböden, stuckverzierten Decken, Statuen, Brunnen und Wandmalereien, ausgestattet mit Schwimmbecken, Sportanlagen im Freien, Wandelgängen, Bibliotheken und Imbissen. In den Thermen Roms trafen sich unterschiedslos alle: Männer und Frauen, Alte und Kinder, Handwerker und Soldaten, reiche Bürger und Sklaven. Wohlhabende Kaufleute pflegten oder knüpften hier Kontakte und brachten Geschäfte zum Abschluss. Selbst die römischen Kaiser besuchten die Thermen, um sich bürgernah zu zeigen. Der Eintritt war günstig, jedoch musste man für bewachte Garderoben, Massagen usw. extra zahlen. Man trug einen Wickel um die Hüfte, dassubligaculum, für die Ballspiele im Freien auch dieTunika, Frauen trugen oft eine ArtBikini. Für Frauen gab es ursprünglich getrennte Bäder, aber schonCicero beklagte den Verfall der Sitten, weil die Geschlechtertrennung meist missachtet wurde;Hadrian führte getrennte Badezeiten in gemeinschaftlich genutzten Badeanlagen ein, für Frauen vormittags, für Männer nachmittags, was aber in der Praxis oft nicht streng befolgt wurde. Die Gegenwart von Frauen auf Sportplätzen war jahrhundertelang Gegenstand scharfer Polemiken.[3]

Geschichte

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Erste, von denAquädukten versorgte, einfache öffentliche Badehäuser nachhellenistischem Vorbild existierten bereits um 400 v. Chr. Die älteste heute bekannte römische Badeanlage ist ein Sitzwannenbad in denStabianer Thermen in Pompeji aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Hypokausten und Reihenbäder mit einer festen Raumfolge sind ab dem 2. vorchristlichen Jahrhundert bezeugt.

Diese frühen Bäder konnten für geringes Entgelt (1/4 As)[4] genutzt werden und boten keinen großen Luxus.Seneca beschrieb ein solches Bad:

„Der Baderaum ist, nach alter Art, klein, eng und dunkel: unsere Alten meinten, ein Bad wäre nicht warm, wenn es nicht dunkel wäre.“

Seneca,Epistulae morales 86,4.

Agrippa-Thermen

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Arco della Ciambella, Überrest der Rotunde der Agrippa-Thermen

Marcus Vipsanius Agrippa erbaute in Rom die erste große Thermenanlage, die im Gegensatz zu den bis dahin üblichen Bädern, von denen es zu dieser Zeit bereits 170 allein in Rom gab, mit Räumen zum Ringen und für andere Sportarten (übernommen aus dem griechischenGymnasion, vgl. z. B.Samos), zur Konversation und sogar zum Unterricht ausgestattet war, die mit den warmen Bädern verbunden waren. Die Bauarbeiten dauerten von 25 v. Chr. bis wahrscheinlich 19 v. Chr. Die Agrippa-Thermen auf demMarsfeld wurden durch eine eigens errichteteWasserleitung, derAqua Virgo, versorgt. Damit war erstmals der verschwenderische Wasserverbrauch der späteren Thermen möglich geworden. Von den Thermen verlief einEuripus genannter Kanal zum Tiber, der bei derPons Agrippae (also nahe dem heutigenPonte Sisto) mündete.[5]

Die Thermen besaßen als erste Badanlage in Rom einen überkuppelten Zentralbau; der Kuppeldurchmesser derRotunde betrug eindrucksvolle 25,00 m.[6] Ihre Ruine, derArco della Ciambella, liegt in der gleichnamigen Straße 100 Meter südlich desPantheons. In seinem Testament ermöglichte Agrippa den kostenlosen Besuch seiner Thermen. DerKardinalAndrea della Valle ließ im frühen 16. Jahrhundert in den Resten der Therme nach Schätzen suchen. Eine dabei gefundene kaiserzeitliche Krone gab den Namen für die nur wenige Meter entfernt liegende KircheSan Benedetto della Ciambella, von der auch derArco della Ciambella seinen Namen hat.

Die literarischen undepigraphischen Quellen zeigen, dass die Beliebtheit desBadens bei den Römern in der Zeit zwischenCicero (106–43 v. Chr.) undMartial (ca. 40–104 n. Chr.) stark anwuchs. Die Frage nach den Gründen dieser wachsenden Beliebtheit ist schwer zu beantworten, da viele Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben dürften: Einerseits führte das Anwachsen der Bevölkerung im Rom des 1. nachchristlichen Jahrhunderts zu einem verstärkten Bedürfnis nach Sauberkeit und nach Möglichkeiten zur Flucht aus armseligen Wohnumständen. Andererseits propagierten medizinische Theorien das Baden als gesundheitsfördernd. Bestätigt wird die Wichtigkeit dieser Einrichtung durch die große Zahl und prächtige Ausstattung der römischen Badegebäude – sei es privater oder öffentlicher Art.

Kaiserthermen

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Modell derTrajansthermen (Rom)
Kaiserthermen (Trier)

In der Kaiserzeit perfektionierte man den Thermenbau. Die einzelnen Räume wurden nun symmetrisch angeordnet und prachtvoll ausgestattet. Auch verschob sich spätestens jetzt die Bedeutung des Badens von der notwendigen Körperreinigung nach Arbeit und Sport zu einem Zeremoniell der Erholung, dem sogenanntenotium, bei dem die sportliche Betätigung nur ein Aspekt neben gepflegtem Umgang oder reinem Müßiggang war. Die nun errichteten großen Kaiserthermen besaßen neben Sportplätzen auch lateinische und griechische Bibliotheken und säulengesäumte Wandelgänge mit Läden. Über die beimGroßen Brand zerstörtenThermenNeros schrieb Martial:

“Quid Nerone peius? Quid thermis melius Neronianis?”

„Was ist schlimmer als Nero? Was ist großartiger als Neros Thermen?“

Martial:Epigramme 7, 37

Trajan ließ 104–109 an der Stelle von NerosDomus Aurea direkt neben derSubura von seinem ArchitektenApollodor von Damaskus monumentale Thermen mit einer Grundfläche von etwa 340 m × 300 m errichten. Erstmals enthielten dieTrajansthermen neben offenen Sportplätzen (palaestra) überdachte Sporthallen, sogenannteBasiliken, die symmetrisch rechts und links der in einer Achse ausgerichteten eigentlichen Baderäume angeordnet waren und vermutlich mit der Abwärme geheizt wurden.

In den folgenden Jahrhunderten wurden die Thermen immer weiter ausgebaut und verbessert. Die 212–216 erbautenCaracalla-Thermen und dieDiokletiansthermen (erbaut 298–306) zeigen noch heute, zu welcher Monumentalität die römischen Badetempel anwuchsen.

Privatbäder

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Neben denbalnea publica, öffentlichen Bädern, deren enorme Betriebskosten für Wasser, Brennholz und Unterhalt allein durch Steuern oder Spenden der Reichen finanziert wurden und die in der Tradition des Agrippa keinen Eintritt kosteten, gab es die privatenbalnea meritoria, deren Pächter ein geringes Eintrittsgeld verlangen durften.

In den kaiserlichen Villen hatten die Thermen ihren festen Platz, wie beispielsweise in derVilla Jovis desTiberius. Auch reiche Privatleute leisteten sich Badehäuser mit verschieden temperierten Becken. Von einem solchen Bade mit verschiedenen temperierten Räumen und Becken sowie einem Ballspielsaal (sphaeristerium) bietetPlinius der Jüngere in seinen Briefen lebendige Schilderungen.[7]

In den Provinzen

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Badehaus der Römervilla inFischbach
Quellnymphe im Bad desLimeskastells Schirenhof (Ostalbkreis), das vom Militär genutzt wurde
Das Militärbad desKastells Pfünz in Bayern
Kastells Százhalombatta-Dunafüred, Ungarn: Rast- und Umspannstationen(Mansiones) besaßen zumeist ein heizbares Bad für Gäste.

Die Bedeutung des Badens als Bestandteil des Lebens eines Römers wird auch anhand der vielen Bäder, die in neuen Provinzen entstanden, deutlich. Nimmt man die Nordwestprovinzen als Beispiel, so zeigt sich, dass bald nach der Eroberung durch die Römer nahezu überall Thermen entstanden. Eingeführt wurden diese Badesitte und die dazugehörigen Bauten von den Römern, die auf diese Annehmlichkeit nicht lange verzichten wollten und auch in ihrenMilitärlagern Thermen oder zumindest kleinebalnea anlegten. Ihre schnelle Verbreitung in der Provinz, auch an Orten, die nicht ausschließlich von Römern bewohnt waren, zeigt jedoch die baldige Übernahme der Sitte durch die einheimische Bevölkerung. So waren die Bewohner der ProvinzBithynia et Pontus vom Einsatz des StatthaltersPlinius des Jüngeren für den Bau neuer Bäder sehr angetan, wie Plinius’ Briefwechsel mit Trajan belegt.

Heilbäder

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Die Nutzung heißer Dämpfe,Mineral- undThermalquellen zu therapeutischen Zwecken war bereits in vorrömischer Zeit verbreitet, wie der Bericht desLivius über den (nicht erfolgreichen) Kuraufenthalt des KonsulsGnaeus Cornelius Scipio Hispallus 187 v. Chr. inBaiae bestätigt.[8] Oft waren solche Quellen mit Heiligtümern desAsklepios und medizinischen Einrichtungen verbunden.

Heilbäder wieAquae Sulis in Britannien,Pautalia inThrakien,Aquae in Baden-Württemberg und besonders Baiae ähnelten den heutigen Kurorten. So spottete Martial überKurschatten und untreue Ehefrauen und Seneca beschwerte sich über Lärm.

Auch die normalen Thermen wurden zur Gesundheitspflege genutzt, seitAsklepiades von Bithynien dieBalneologie in Rom einführte. So empfahl der ArztRufus von Ephesos um 100 Dämpfbäder oder den Aufenthalt imlaconium als Mittel gegen dieGicht.Galenos beschrieb ausführlich, in welcher Reihenfolge man bei welcher Konstitution und Gesundheitszustand die einzelnen Räume und Einrichtungen nutzen solle.

Niedergang und Wandel

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Mit den Wirren des5. Jahrhunderts begann der Zerfall der römischen Badekultur imWesten. Die neuen Herren der ehemals weströmischen Provinzen übernahmen zwar zunächst die Sitte, die Thermen zu benutzen, wie sich insbesondere imVandalenreich beobachten lässt; angesichts des allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs und der immer geringeren Arbeitsteilung fanden sich aber vielerorts nicht mehr genügend Handwerker, die mit der komplizierten Technik der Wasserversorgung und Heizung umgehen konnten, und schließlich nutzte man die verfallenden Thermen als Steinbrüche. Die wenigen verbliebenen Badeanlagen waren deutlich kleiner als früher und wurden nur noch von der Oberschicht besucht. In Rom beendete die Zerstörung der Aquädukte während der Belagerung durch dieGoten 536 die große Zeit der Badekultur, nachdem zuvor schon die strengen Moralvorstellungen des Christentums zu einem Niedergang geführt hatte. Auf niedrigerem Niveau allerdings blieb die antike Badekultur mancherorts noch bis insFrühmittelalter bestehen. Im Byzantinischen Reich dagegen blieb die Tradition erhalten; und auch in den im 7. Jahrhundert an dieislamischen Eroberer verlorenen Ostprovinzen wurde sie von den neuen Herren bruchlos fortgeführt (Hammām).

Aufbau und Badevorgang

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Grundriss derDiokletiansthermen inRom 1=Caldarium 2=Tepidarium 3=Frigidarium 4=Natatio 5=Palaestra 6=Eingang
FundortThermengasse im römischenvicusTuricum (Zürich): Mosaikreste mit einfachem Schwarz-Weiss-Dekor aus Kalkstein, welche die Wände der Thermen schmückten.

Die Thermen hatten stets die gleiche Raumfolge, die schon bei den hellenistischen Reihenbädern existiert:

Römische Mädchen beim Sport

Imapodyterium, dem Umkleideraum, entkleidete man sich und verstaute seine Kleidung in den in die Wand eingelassenen, abschließbaren Nischen, denloculi, oder gab sie seinem Sklaven oder demCapsarius (Sklave, der die Kleidungsstücke bewacht) zur Aufbewahrung. Während man in Griechenlandnackt Sport trieb und badete, trugen in Rom zumindest die Frauen beim Sport eine Art Bikini.

Die Temperatur in den einzelnen Räumen entsprach vermutlich der in den türkischenHammāmāt, wie auch der Ablauf der Badeprozedur ähnlich beschrieben wird.

Als erstes kühlte man sich imfrigidarium, dem Kaltbaderaum, ab und sprang dort in das Kaltwasserbecken. Dasfrigidarium war der größte Raum der Thermen und daher vermutlich der Hauptaufenthaltsraum. In den Caracalla-Thermen befanden sich dort 1600 Marmorsessel, auf denen man sich sitzend mit kaltem Wasser begießen lassen konnte. Hier befanden sich auch kleine Becken (piscina). Man reinigte sich mit demstrigilis und ließ sich nach dem Bad imaleipterion (lateinisch:unctuarium) einölen und massieren. Dasfrigidarium der Diokletiansthermen ist als Kirchenraum bis heute erhalten. Angeschlossen an dasfrigidarium war diepalaestra, der Sportplatz, so dass man sich nach der körperlichen Ertüchtigung, etwa durch Ballspiele oder Muskeltraining mit Hanteln, gleich im kalten Wasser erfrischen konnte. Große Bäder boten zusätzlich ein richtiges Schwimmbecken(natatio) an, teilweise sogar überdacht, die allerdings nur so tief waren, dass man immer stehen konnte, da nur wenige Menschen das Schwimmen beherrschten.

Darauf folgte das ebenfalls durch Hypokausten beheiztetepidarium mit milder Hitze. Dastepidarium enthielt meist kein Becken. Es isolierte die beheizten Räume von den kalten und erleichterte so die Anpassung.

Anschließend betrat man dascaldarium, den durch Hypokausten und Wandheizungen geheizten, meist nach Süden hin gelegenen Heißbaderaum mit Heißwasserbecken. Die Bodentemperatur konnte dort leicht über 50 °C betragen, weshalb man im Bad Holzschuhe trug. Imcaldarium gab es meist Apsiden, in denen sich die mit 40 °C heißem Wasser gefüllten Wannenbäder befanden. Während man den Ausblick durch die großen Fenster genoss, konnte man sich von einem Sklaven mit warmen Güssen überschütten lassen.

Schließlich gab es in einigen Bädern – jedoch nie in Frauenbädern – noch einlaconicum odersudatorium, ein Schwitzbad mit trockener Hitze ohne Becken, das durch einen Holzkohleofen beheizt wurde und deshalb viel heißer wurde als dascaldarium. Luxusbäder enthielten zudem Imbisse und Läden, Bibliotheken und Vortragssäle sowie Wandelhallen, Ruhesessel und Gartenanlagen zur seelischen Zerstreuung. Zumindest in den Heilbädern hatten auch Ärzte ihre Praxisräume in Nebenräumen der Thermen. Latrinen waren fast immer Bestandteil der Thermenanlage.

Der Besuch der großen Thermen dauerte oft mehrere Stunden, meist von der 9. Stunde, also je nach Jahreszeit von den Mittags- oder Nachmittagsstunden an bis in den Abend, und galt als wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Seneca beschwerte sich über den Lärm in den Thermen, der vergleichbar mit dem heutiger Schwimm- und Spaßbäder gewesen sein dürfte.[9]

Bauweise

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Vitruv gab in seinem WerkDe Architectura genaue Anweisungen zum Bau von Thermen.[10]

Die Wände bestanden meist ausBackstein oder mitMörtel verbundenen Bruchsteinen. Für die Füllung wurde hauptsächlichopus caementitium verwendet, das die Tragfähigkeit von Mauern undGewölben erheblich erhöhte. Sogar eine ArtLeichtbeton war bereits bekannt. Damit die Feuchtigkeit nicht die hölzerne Dachkonstruktion angreife, schlug Vitruv vor, das Gewölbe doppelt zu bauen, damit der Wasserdampf dazwischen abziehen kann. Die Beleuchtung sollte von oben in die Badebecken fallen.

Die Böden waren häufig mitMosaiken ausgelegt, die Wände gegen die Feuchtigkeitverputzt und mitFresken verziert oder – wie die Becken – mitMarmor ausgelegt. Große Fensterscheiben und Gewölbe ausGlas oder Glasmosaiken ließen Licht und Wärme einfallen.

Zur Überwölbung der großen Innenräume wurden von römischen Baumeistern seit den Agrippa-Thermen bevorzugt die Kuppeltechnik eingesetzt. Die Thermenkuppeln gehörten zu dengrößten im ganzen Römischen Reich.

Heizung

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Hypokaustum in Bath
Hypokaustum und Hohlziegel im Badehaus vonKastell Eining

Die Römer verwendeten in ihren Thermalbädern sowohlFußboden- als auchWandheizungen mit Heißluft(hypokaustum). Beide Techniken wurden zunächst für die Thermen entwickelt und angewendet.Die beheizten Räume konnten je nach Größe und Art des Bades sehr unterschiedlich aussehen. Gemeinsam war ihnen, dass sie meist nach Süden ausgerichtet waren, um die Wärme der Sonne mitzunutzen.Damit sich die Wärme der Fußbodenheizung besser ausbreitet, sollte der Boden des Hypokaustums nach Vitruvs Empfehlung eine leichte Neigung aufweisen. Die Wände bestanden oft aus Hohlziegeln, durch die ebenfalls heiße Luft geleitet wurde.

In den Caracalla-Thermen war dascaldarium (Heißbad) rund und von einer großen Kuppel überdacht. Dascaldarium der Trajansthermen war von gewölbten unterirdischen Durchgängen flankiert, die oft nur 2 Meter breit und 2,5 Meter hoch waren und durch rechteckige Löcher in der Decke beleuchtet wurden.

Von solchen Gängen unter den eigentlichen Baderäumen aus bedienten Sklaven die Wandheizung durch zahlreiche Schürklappen, die in die Sockel der Hauptwände des Gebäudes eingelassen waren. Die Arbeitsbedingungen in diesen Gängen müssen entsetzlich gewesen sein, da der Rauch nur allmählich durch die Deckenlöcher entwich. Die Heizkammern (praefurnia) wurden von den Sklaven regelmäßig mit Holzkohle beschickt. Später bevorzugte man möglichst trockenes Holz. Die heiße Luft stieg durch die Hohlräume nach oben und erhitzte Böden und Wände. Die Heizung musste Tag und Nacht in Betrieb gehalten werden. Durch Lüftungsklappen im Dach konnte die Temperatur variiert werden.

Die Hitze der römischen Bäder war fast immer Dampfhitze, mit Ausnahme des mitunter vorhandenenlaconicum, in dem eine trockene Hitze herrschte. In diesem Raum konnte es, ähnlich wie in einerSauna, viel heißer als in dem traditionell beheiztencaldarium sein, weswegen die Verweildauer hier geringer war.

Siehe auch

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Literatur

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Weblinks

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Wiktionary: Thermen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Notitia regionum urbis Romae
  2. Karin Heiligmann:Sumelocenna – Römisches Stadtmuseum Rottenburg am Neckar (Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg. Band 18). Konrad Theiss, Stuttgart 1992,ISBN 3-8062-1073-X.
  3. Alberto Angela:Ein Tag im Alten Rom. Alltägliche, geheimnisvolle und verblüffende Tatsachen. Riemann, München 2009, S. 308.
  4. Seneca,Epistulae morales 86,9.
  5. Robert B. Lloyd:The Aqua Virgo, Euripus and Pons Agrippae. In:American Journal of Archaeology. Band 83, Nummer 2, 1979, S. 193–204.
  6. Werner Heinz:Römische Thermen. Badewesen und Badeluxus im römischen Reich. Hirmer, München 1983,ISBN 3-7774-3540-6, S. 60–64.
  7. Plinius der Jüngere,Epistulae 5,6,23 ff.
  8. Titus Livius,Ab urbe condita 41,16:Cn. Cornelius consul ex monte Albano rediens concidit et, parte membrorum captus, ad Aquas Cumanas profectus ingravescente morbo Cumis decessit.
  9. Seneca,Epistulae morales56,1–3.
  10. Vitruv,De Architectura 5,10 (engl.).
Normdaten (Sachbegriff):GND:4131684-8 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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