Theaterwissenschaft ist diewissenschaftliche Beschäftigung mit theatralen Phänomenen von derAntike bis zurGegenwart. Dabei werden sowohl Autoren und Werke als auch Ereignisse (Theateraufführungen) behandelt. Die Theaterwissenschaft überschneidet sich unter anderem mit derLiteratur- und derMedienwissenschaft.
Die Theaterwissenschaft als eigenständige universitäre Disziplin ist vergleichsweise jung. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts ist sie aus derGermanistik hervorgegangen. Ihre ersten akademischen Vertreter warenMax Herrmann, der seit 1900 in Berlin, undArtur Kutscher, der seit 1909 in München theaterwissenschaftliche Vorlesungen hielt. 1923 wurde an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin (heute:Humboldt-Universität) dasTheaterwissenschaftliche Institut gegründet, womit sich die Trennung von der Germanistik auch institutionell vollzogen hatte.
Mit derzwanghaften Negativbindung an die Germanistik (so der Theaterwissenschaftler und DramatikerJürgen Hofmann) hat die Theaterwissenschaft in Inhalt und Methode bis heute zu kämpfen, da sich das Theater als kulturelles (und gesellschaftliches) Phänomen substanziell vom bloßenDrama (als nur ein Bestandteil des theatralen Ereignisses, und in archaischen oder modernen Formen nicht einmal das) unterscheidet. Da das geschriebene Drama dem wissenschaftlichen Zugriff (der Analyse) am einfachsten – und zwar über die Jahrhunderte hinweg – zugänglich ist, wird auch heute noch vielfach Theaterwissenschaft als Literaturwissenschaft (Dramenanalyse) betrieben. SchonLessing dagegen spricht von der Theateraufführung zu Recht als einemtransitorischen Kunstwerk, also einem Kunstwerk, das im Moment seiner Vollendung auch schon verschwunden und so nicht mehr herstellbar ist. Theaterwissenschaft, verstanden als Wissenschaft, die Ereignisse – also Aufführungen – analysiert und interpretiert, wird heute vielfach und zunehmend prominent.
Die Theaterwissenschaft lässt sich grob inTheatergeschichte,Theater-/Dramentheorie/Dramaturgie/Ästhetik und gegebenenfalls praktische Übungen gliedern. Ein Teilbereich ist dieTheaterpädagogik bzw.Theatertherapie, die mit der Vermittlung vonTheater-Methoden, aber auch dem Einsatz des Theaters in der Bildungsarbeit und in der Gesellschaft befasst ist.
Heute beschäftigt sich die Theaterwissenschaft zunehmend über das Theater hinaus mit Medien wie Film, Fernsehen, Hörfunk und Internet.
Der Theaterwissenschaftler kann – in der Regel nach einem Master-, Diplomabschluss oder erfolgreicher Promotion – alsRegisseur,Dramaturg oderIntendant am Theater oder an vergleichbaren Institutionen arbeiten. Zwar sind theaterwissenschaftliche Kenntnisse für einen Regisseur oder Dramaturgen von Vorteil, jedoch sind sie keine Voraussetzung für diese Tätigkeiten. Bei der Theaterwissenschaft handelt es sich als eine geisteswissenschaftliche Disziplin um dieWissenschaft (dies impliziert Veri- und Falsifizierbarkeit aller Behauptungen nach bestimmten Beweisregeln) vom Theater (siehe auchTheaterforschung). Sie bietet keine standardisierte Ausbildung für den späteren Theaterpraktiker als Regisseur, Dramaturg oder Schauspieler, auch wenn praktische Übungen durchaus Bestandteil des Studiums sein können.