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Tegelort

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Lagekarte von Tegelort
Blick auf Tegelort vom Flugzeug aus

Tegelort ist eine Ortslage und ein Villenvorort auf der gleichnamigen Halbinsel imBerliner OrtsteilKonradshöhe desBezirks Reinickendorf. Der Name leitet sich von der ehemaligen BezeichnungTegelscher Orth ab. Umgeben wird Tegelort vomTegeler Forst sowie derHavel und demTegeler See. Tegelort liegt rund 31 Meter überNormalnull. Die Ortslage ist mit einerAutofähre, die über die Havel zumAalemannufer führt, mit demSpandauer OrtsteilHakenfelde verbunden.

Geschichte

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Die Feldmark von Heiligensee

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Die heutige Ortslage Tegelort war ursprünglich vollkommen bewaldet und bildete den südlichsten Teil derFeldmark der GemeindeHeiligensee.

Die südliche Heiligenseer Feldmark, 1739

Nur wenige unbefestigte Sandwege führten in dieses Gebiet zwischen Havel, Tegeler See und der „Königlichen Heyde“, dem späteren Tegeler Forst. Bauern, Jäger und Pilzsucher waren lange Zeit die einzigen Besucher dieser abgelegenen Region zwischen Wald und Wasser.Kahnschiffer hatten am Ostufer der Havel einenTreidelpfad angelegt. Dieser Uferweg ist bis heute als beliebter Spazierweg erhalten.

Um 1600 begannen die Heiligenseer Bauern die Feldmark zuroden um neuesAckerland zu erschließen. Zwischen 1753 und 1767 rodeten und bestellten sie dasFlurstückDornstücke, das zu einem Großteil auf dem Gebiet des heutigen Tegelorts lag. Allerdings waren die Böden der neu bestellten Flurstücke zu sandig und somit unfruchtbar. Die kümmerlichen Erträge führten dazu, dass dielandwirtschaftliche Nutzung hier nicht dauerhaft betrieben wurde.

Dennoch pachteten am 22. Oktober 1822 die HeiligenseerKossäten 70 Morgen Waldgebiet südöstlich derDornstücke (das Gebiet zwischen der Grenzstraße, heute: Beatestraße, und dem heutigen Theresenweg). Den dort entstandenen Kossätenacker nannten diese ersten Siedler wegen seiner Nähe zum Tegeler SeeTegelscher Orth.

Die Kolonien bis 1914

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Die drei Kolonien, 1905

Die nach demDeutsch-Französischen Krieg 1870/1871 imDeutschen Reich einsetzendenGründerjahre schlugen sich auch in der Gründung der heutigen Ortslage Tegelort nieder. Der BerlinerFärber Carl Berger erwarb 1872 vom Heiligenseer Kossätenehepaar Grieft ein Wassergrundstück in der heutigen Scharfenberger Straße. Aus dem Bergerschen Haus entwickelte sich die Kolonie Tegelort, bestehend aus ein paar hundert Häusern und einem Dutzend Gaststätten. Das von Berger gebaute GebäudeRestaurant Tegelort, späterSeegarten, steht noch heute, allerdings als Ruine. Es ist das älteste Gebäude Tegelorts.

Anzeige des Grundbesitzervereins, 1915

Auch die Gründung der Kolonie Jörsfeld geht auf einen Berliner Unternehmer zurück. Der Mützenfabrikant Otto Joers erwarb von Heiligenseer Bauern die Grundstücke ‚seiner‘ Kolonie, die sich in etwa auf dem Gebiet nördlich von der nach ihm benannten Jörsstraße befand. Bis in die 1940er-Jahre wurde dieser Teil von den EinwohnernJörsfelde genannt. 1896 wurde Tegelort amtlich zum „Villenvorort von Berlin“ erklärt.

Historisches Schulgebäude Luisenstraße, um 1910

Einige Einwohner gründeten 1902 dieFreiwillige Feuerwehr Tegelort, 1905 wurde dasFeuerwehrhaus in der Bismarckstraße (heute: Friederikestraße) eingeweiht. Die Feuerwache wurde im Laufe der nächsten Jahrzehnte mehrfach um- und ausgebaut und erhielt u. a. 1929 einFeuerlöschboot mit Bootshaus. 1904 schenkte Otto Joers der Gemeinde Heiligensee ein Grundstück in der Luisenstraße für einen Schulbau. Er wurde nötig, da die Einwohnerzahlen in den Kolonien ständig stiegen. Bereits ein Jahr später konnte die Schule eröffnet werden, die auch von Kindern der Kolonie Konradshöhe besucht wurde. 1911 wurde außerdem eine Postagentur mitTelegrafenbetrieb eröffnet.

Straßenbahn an der Endhaltestelle Barschelplatz, 1913

Eine entscheidendeInfrastrukturmaßnahme für die Kolonien vollzog sich 1913 mit der Eröffnung des Südastes derStraßenbahn der Gemeinde Heiligensee an der Havel vonTegel nach Tegelort. Die neue schnelle Verkehrsverbindung zum Stadtrand Berlins war ein großer Impuls für die weitere Besiedelung von Tegelort und Jörsfelde. Insbesondere derFremdenverkehr, der in den Sommermonaten tausende Berliner „ins Grüne“ lockte, profitierte von der Straßenbahn. Die Linie wurde 1920 in das Netz derBerliner Straßenbahn integriert und 1958 eingestellt. 1909 errichtete die Gemeinde Heiligensee in Sandhausen eineGasanstalt, um die Kolonien mit Gas zu versorgen. Bis vor demErsten Weltkrieg waren Tegelort und Jörsfelde im Wesentlichen im heutigen Umfang bebaut.

1918–1945

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Die Gemeinde Heiligensee mit ihren drei Kolonien Tegelort, Jörsfelde und Konradshöhe wurde 1920 nachGroß-Berlin eingemeindet und Bestandteil des neu geschaffenen VerwaltungsbezirksReinickendorf. Nach derInflation erlebte Tegelort und Jörsfelde einen weiteren Bau- und Besiedelungsschub. Die letzten Ackerflächen wurden verkauft und bebaut, die Einwohnerzahl verdoppelte sich innerhalb eines Jahrzehnts. Ab den 1920er Jahren erfolgte flächendeckend der Anschluss an das Berliner Strom- und Wasserversorgungsnetz. Im Sommer 1930 nahm eine Auto- und Personenfähre zwischen der Jörsstraße in Tegelort und dem Aalemannufer inHakenfelde den Betrieb auf. Diese Fährverbindung besteht bis heute.

Tegelorter Ausflugslokale amTegeler See, um 1910

Die 1920er und 1930er Jahre waren die Blütezeit der Tegelorter Ausflugslokale. Ausflugsdampfer und Straßenbahn konnten die zahlreichen Gäste kaum fassen, die aus Berlin in die Gaststätten strömten. Neben derGastronomie im eigentlichen Sinn öffneten mehrere „Vergnügungsparks“ ihre Pforten, in denenSeilbahnen,Karussells,Kegelbahnen, Theater und Kinos geboten wurden. Besonders die Scharfenberger- und Birkenstraße (heute: Edeltrautweg) waren Hochburgen der Berliner Wochenendausflügler. Neben zahlreichen Gaststätten wurde der Wassersport zum Publikumsmagneten. Mehrere Vereine, Club- und Bootshäuser erinnern zum Teil noch heute daran. 1932 eröffnete dasStrandbad Tegelsee, das sich seitdem jeden Sommer großer Beliebtheit erfreut.

Restaurant Leuchtthurm, 1907

ZweiWiderstandskämpfern gegen dasNS-Regime aus Tegelort und Konradshöhe ist in Konradshöhe ein Gedenkstein gewidmet. Albert Brust (aus der heutigen Friederikestraße) war Maschinenschlosser beiRheinmetall-Borsig in Tegel und leitete die dortige Betriebs-Widerstandsgruppe. Er wurde am 26. September 1944 imZuchthaus Brandenburg hingerichtet. DerZweite Weltkrieg richtete in Tegelort vergleichsweise wenig Schaden an. Wegen der aufgelockerten Bebauung wurdenFlächenbrände verhindert. Unter anderem wurde das „Wahrzeichen“ Tegelorts, das 1890 eröffneteRestaurant Leuchtthurm, bei einem Fliegerangriff zerstört, wobei 24 Menschen ums Leben kamen. Am 23. April 1945 gegen 15 Uhr marschierte dieRote Armee kampflos in Tegelort ein.

Seit 1945

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Schulneubau von 1953 im Gerlindeweg
Endhaltestelle Tegelort, Bus 222

Für kurze Zeit beschlagnahmtensowjetische Truppen einen Teil der Wohnhäuser, wenig später wurde Tegelort von derfranzösischenBesatzungsmacht übernommen. Diese richteten in der Scharfenberger Straße dasOffiziersheim „Bir Hakeim“ ein (sieheSchlacht von Bir Hakeim), das bis Mitte der 1950er Jahre bestand.

Im Jahr 1950 wurde Tegelort gemeinsam mit Konradshöhe alsKonradshöhe ein Ortsteil des Bezirks Reinickendorf. Die BegriffeJörsfelde undKolonien sind heute nicht mehr gebräuchlich. In derNachkriegszeit kam für Tegelort der BegriffLuftkurort auf, der allerdings nie amtlich bestätigt wurde. Gleichwohl besitzt Tegelort aufgrund der umgebenden großen Wasser- und Waldflächen bis heute eine vergleichsweise saubere Luft. 1953 wurde ein Neubau der Tegelorter Schule im Gerlindeweg eingeweiht, der (mit Erweiterungen von 1995) bis heute in Benutzung ist und 1969 den NamenGrundschule am Tegelschen Ort erhielt. Das historische Schulgebäude in der Luisenstraße beherbergt seit 2008 ein Gesundheitszentrum.

Die Berliner U-Bahn-Linie C (heuteU6) wurde 1958 bis Tegel ausgebaut. In diesem Zusammenhang wurde der Straßenbahnverkehr von Tegel nach Tegelort eingestellt und von derBVG durch dieBuslinie 20 (heute 222) ersetzt. Im Jahr 1961 erhielten die Tegelorter Straßen ihre heutigenMädchennamen, 1974 wurden die letztenGaslaternen durch eine elektrische Straßenbeleuchtung ersetzt. Mit dem Anschluss der letzten Tegelorter Grundstücke an das BerlinerKanalisationsnetz in den 1980er Jahren wurde der technische Infrastrukturausbau Tegelorts abgeschlossen.

In Tegelort befindet sich die GrundschuleAm Tegelschen Ort, die für die meisten Grundschüler aus Konradshöhe und Tegelort sowie einige Schüler aus Heiligensee und Tegel die erste Bildungseinrichtung ist. Darüber hinaus verfügt Tegelort über eine Freiwillige Feuerwehr, die auch außerhalb von Tegelort Einsätze fährt.

Die Ortslage ist noch immer ein beliebtes Ziel für Touristen und Wochenendausflügler und besitzt daher Hotels und Gaststätten. Für Ausflugsdampfer bestehen mehrere Anlegestege.

Literatur

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  • Jörg Müller:Konradshöhe. Vom Hinterfeld zum Luftkurort. In: Förderkreis für Kultur und Bildung in Reinickendorf e. V. (Hrsg.):Chronik des Bezirkes Reinickendorf von Berlin, Teil 2. Berlin 1990.
  • Michael Zaremba:Reinickendorf im Wandel der Geschichte. Berlin 1999.

Weblinks

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Commons: Tegelort – Album mit Bildern
Commons: Tegelort – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

52.57333333333313.229166666667Koordinaten:52° 34′ N,13° 14′ O

Normdaten (Geografikum):GND:7654193-9 (GND-Explorer,lobid,OGND,AKS) |VIAF:248320235
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