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Taschenrechner

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GrafiktaschenrechnerTI-89

EinTaschenrechner ist eine tragbare, handliche elektronischeRechenmaschine, mit deren Hilfenumerische Berechnungen ausgeführt werden können. Einige neuere technisch-wissenschaftliche Taschenrechner beherrschen auchsymbolische Mathematik mittels einesComputeralgebrasystems (CAS), können also etwaGleichungen umstellen oder lösen.

Praktisch alle heutigen Taschenrechner verwendenelektronischeIntegrierte Schaltungen undLC-Displays als Anzeige und werden von einerBatterie oderSolarzelle mitStrom versorgt.

Geschichte

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Commodore SR36 von 1974

Bereits vor der Einführung der elektronischen Taschenrechner gab es einen Bedarf nach tragbaren Rechenhilfen. Dieser wurde mit mechanischen Taschenrechnern undRechenschiebern (auch in Form von Rechenscheiben) befriedigt. Meist handelte es sich dabei um einfache Addiermaschinen. Auch Vier-Spezies-Maschinen – also Rechenmaschinen, die Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division beherrschten – gab es in taschentauglicher Größe. Bekanntestes Beispiel ist dieCurta, die von 1940 bis 1970 hergestellt wurde.

Vorläufer der elektronischen Taschenrechner waren elektronischeTischrechner, bei denen der Integrationsgrad der Schaltungstechnik noch geringer war und die deshalb größere Abmessungen hatten.

Der erste elektronische, tatsächlich handflächengroße Taschenrechner wurde 1967 vonTexas Instruments entwickelt,[1] wobei ein Patent vonJack Kilby das Design umfangreich darstellt.[2] Ein Prototyp dieses ersten Taschenrechners ist heute in derSmithsonian Institution ausgestellt. Auch dieser lief schon mit Batterien, frühere Rechner benötigten einen Stromanschluss.

Die ersten kommerziell vertriebenen Taschenrechner wurden 1969 und 1970 von der kalifornischen FirmaCompucorp sowie den japanischen FirmenSanyo,Sharp undCanon hergestellt.Intel entwickelte für die japanische FirmaBusicom einen der erstenMikroprozessoren, denIntel 4004, der 1971 auf den Markt kam und in dem Modell Busicom 141-PF verwendet wurde. Ebenfalls 1971 stellteBowmar den ersten in den USA erhältlichen Taschenrechner her (Bowmar 901B/„Bowmar Brain“, Maße: 131 mm × 77 mm × 37 mm). Er hatte vier Funktionen und ein achtstelliges rotes LED-Display. Verkauft wurde er für 240 US$. Als erster Taschenrechner, der mit einem Verkaufspreis von 10.000 Yen für die breite Masse erschwinglich war, gilt der 1972 veröffentlichteCasio Mini.[3] 1972 brachteTexas Instruments den Taschenrechner SR 10 mit dem eigenen MikroprozessorTMS1000 heraus. Diese Taschenrechner verfügten über wenig mehr als die vierGrundrechenarten.

1972 erschien mit demHP-35 vonHewlett-Packard der erste technisch-wissenschaftliche Taschenrechner mittrigonometrischen,logarithmischen undExponentialrechnungs-Funktionen. Er wurde ein Verkaufserfolg und leitete das Ende der damals noch weit verbreiteten Rechenschieber ein. Einer seiner Entwickler warSteve Wozniak, der wenige Jahre später das UnternehmenApple mitgründete und als Computeringenieur die Entwicklung desPersonal Computers maßgeblich beeinflusste.

Vor allem Hewlett-Packard und Texas Instruments entwickelten ab 1974 auchprogrammierbare Taschenrechner. Ende der 1980er Jahre kamen die erstengrafikfähigen Taschenrechner (GTR) auf den Markt.

Unterscheidungsmerkmale

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Tastatur

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Die Dateneingabe erfolgt bei den meisten Taschenrechnern mit dem Finger über kleineDrucktasten. DasTastaturlayout ist von der Variante des Rechners abhängig. Manche Geräte sind mit eineralphanumerischen Tastatur ausgestattet. Die folgenden Tasten sind auf vielen Taschenrechnern mitalgebraischer Eingabelogik zu finden:

Erläuterung der Basistasten
MCMemoryClear (Speicher löschen)
MRMemoryRecall (gespeicherten Wert abrufen)
M−MemorySubtraktion (vom Speicherinhalt subtrahieren)
M+MemoryAddition (zum Speicherinhalt addieren)
CClear (alles löschen)
±Vorzeichenwechsel
%Prozent
÷Division
×Multiplikation
Subtraktion
+Addition
.Dezimalpunkt
Quadratwurzel
=Ergebnis

Oft ist bei derC-Taste auch noch eineCE-Taste zu finden:ClearEntry; (nur letzte Eingabe löschen).

Eingabelogik

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Casio fx-991DE Plus

Je nach Art des Rechners ist für die Berechnung der gleichen Funktion eine unterschiedliche Eingabe erforderlich:

  • Sequentielle Eingabe: sofortige Ausführung der Operationen:
3×8+2= ergibt 26, aber2+8×3= ergibt 30. Die Operationen werden direkt in der Reihenfolge ausgewertet, in der sie eingegeben werden. Operationen (a+b)×(c+d) mit zwei Zwischenergebnissen können nicht direkt ausgerechnet werden.
Sowohl2+8×3= als auch8×3+2= ergibt 26. Beide Eingaben liefern das Ergebnis 26, da die Multiplikation Vorrang vor der Addition hat. Wenn jedoch (2+8)×3 gefragt ist, muss2+8=×3= getippt werden. Operationen (a+b)×(c+d) mit zwei Zwischenergebnissen können nicht direkt ausgerechnet werden.
  • Algebraische Notation mit Klammern:
Sowohl2+8×3= als auch8×3+2= ergibt 26. Wenn jedoch (2+8)×3 gefragt ist, muss(2+8)×3= getippt werden. Die zusätzlichen Klammertasten ermöglichen eine freiere Eingabereihenfolge. Es gibt eine maximale Anzahl von Klammerebenen (meist 8).
  • Herkömmliche algebraische Notation:
Während Operationen mit zwei Operanden (+, −, *, /) eingegeben werden, wie man sie auch schreibt, und erst beim Drücken auf „=“ zur Ausführung kommen, werden Funktionen (einstellige Operationen) sofort beim Drücken der entsprechenden Taste ausgeführt, denn es muss nicht auf einen zweiten Operanden gewartet werden. Das hat zur Folge, dass man das Argument vor der Funktion eingeben muss, also z. B. 4 sin 30° wird eingegeben als4×30sin=.
  • Direkte algebraische Logik – wird je nach Hersteller mit „D.A.L.“ (Sharp), „V.P.A.M.“ – engl. fürVisually Perfect Algebraic Method (Casio) oder „AOS“ (Algebraic Operating System, Texas Instruments) – bezeichnet und ist in der Regel auf dem Gehäuse aufgedruckt. Die Eingabe erfolgt so, wie man die entsprechende Gleichung schreiben würde.
Die obige Gleichung wird also eingegeben als4×sin30=.
Der Unterschied ist für den Unterricht an Schulen von Bedeutung, weil es dort regelmäßig vorkommt, dass Tastenreihenfolgen angesagt und von mehreren Schülern mitgetippt werden. Besitzen die Schüler Rechner mit unterschiedlicher Eingabelogik, kommt es zu Missverständnissen.
Bei dieser Eingabelogik wird der Operator immer nach den Operanden eingegeben. Zur Trennung von Operanden muss gelegentlich die ENTER-Taste benutzt werden. Rechner dieser Bauart erkennt man meistens an der ENTER-Taste, während die „=“-Taste fehlt
3ENTER8×2+, unüblich aber möglich2ENTER3ENTER8×+.
Manche Taschenrechner wie der HP-49G+ und derHP 35s lassen sich auch zwischen der umgekehrten polnischen Notation und der algebraischen Notation umschalten.
  • Zweidimensionaler Eingabe-Editor:
Zunehmend verfügen auch neuere Modelle wieCasio fx-991ES oderTI-30X Plus MultiView über einen zweidimensionalen Eingabe-Editor wie der ab dem Jahr 1989 gebauteHP-48. Damit erfolgt die Eingabe und typischerweise auch die Ausgabe so, wie man schreibt oder druckt.

Varianten

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Die meisten aktuellen Modelle enthalten mehrere der oben genannten Funktionsgruppen, vereinzelt sogar mit einer einfachenTabellenkalkulation.

Numerische Genauigkeit

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Der Anzeigebereich eines Taschenrechners legt den Umfang und die Genauigkeit der Zahlen fest, die angezeigt werden können. Intern werden die Rechnungen üblicherweise mit größerer Genauigkeit durchgeführt, angezeigt wird das jeweils gerundete Ergebnis.

Grundsätzliche Genauigkeit

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Selbst bei ausschließlicher Verwendung der Grundrechenarten kann es zu Fehlern kommen, da einfache Taschenrechner mitFestkommazahlen und wissenschaftliche Taschenrechner mitGleitkommazahlen arbeiten. Lässt man z. B. einen einfachen 8-stelligen Taschenrechner12345678+0,112345678{\displaystyle 12345678+0{,}1-12345678} berechnen, so ist das Ergebnis 0 statt korrekt 0,1. In ähnlicher Weise führt bei einem wissenschaftlichen Taschenrechner mit 12-stelligerMantisse die Berechnung von1+110131{\displaystyle 1+1\cdot 10^{-13}-1} zum falschen Ergebnis 0 (statt korrekt1013{\textstyle 10^{-13}}), weil der mittlere Summand kleiner als dieMaschinengenauigkeit ist.

Beide Beispiele zeigen ferner, dass Gesetzmäßigkeiten derMathematik wie dasKommutativgesetz auf Taschenrechnern im Allgemeinen nicht mehr gültig sind; vertauscht man bei der Eingabe den zweiten mit dem dritten Summanden, so sind die Berechnungen in beiden Fällen korrekt.

Speziell bei derHintereinanderausführung von Berechnungen können sich die Fehler zu einem völlig unbrauchbaren Endergebnisakkumulieren.

Bestimmung der Rechengenauigkeit

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Um die interne Rechengenauigkeit näherungsweise zu bestimmen, kann man den Taschenrechner 8/7 berechnen lassen und von dem Ergebnis das angezeigte Ergebnis abziehen. Das daraufhin angezeigte Ergebnis enthält dann üblicherweise Ziffern, die nicht 0 sind. Die Anzahl dieser Ziffern gibt an, wie viele zusätzliche Stellen Rechengenauigkeit der Taschenrechner intern verwendet. Zum Beispiel ist bei wissenschaftlichen Taschenrechnern mit 10-stelliger Anzeige eine Rechengenauigkeit von 12 bis 13 Stellen üblich, typische moderne Computer haben eine Rechengenauigkeit von 15 bis 16 Stellen.

Die Rechengenauigkeit exakt zu bestimmen, ist aufwendiger und erfordert Wissen darüber, wie der Taschenrechner intern rechnet. Üblicherweise werden die Zahlen alsGleitkommazahlen im Binärformat gespeichert, das bedeutet, dass schon bei der Ein- und Ausgabe von Zahlen Rundungsfehler auftreten können, insbesondere bei Zahlen, die nicht exakt im Binärsystem darstellbar sind.

Schiebeschalter und Rundungsautomatik

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Einfache Taschenrechner für kaufmännische Arbeitsbereiche haben oft zwei Schiebeschalter. Der Schalter mit „F/CUT/5/4“ steuert das Runden auf eine bestimmte Anzahl von Dezimalstellen. „F“ (engl. floating point) aktiviert das Gleitkomma, „CUT“ rundet auf 0 Stellen nach dem Dezimalpunkt, „5/4“ beschreibt die Art der Rundung, die ausgeführt wird (Abrunden bei 4 oder niedriger, Aufrunden bei 5 oder höher).

Zwei Schiebeschalter

Der Schalter „4/3/2/0/A“ gibt die Anzahl der Dezimalstellen (also z. B, 4, 3, 2, 1, 0) an. Die Einstellung „A“ (engl. ADD) geht von zwei Dezimalstellen aus. Wenn die Zahl „2“ eingeben wird, zeigt der Taschenrechner automatisch den Wert 0,02 an. Wird beim Eingeben eines Wertes die Taste „.“ verwendet, wird die Dezimalstelle an dem angegebenen Ort angezeigt.

Angenäherte Funktionswerte

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Auch wenn heutige Taschenrechner im Regelfall kaum Programmfehler bei einfachen Berechnungen aufweisen, lassen sich zwischen verschiedenen Taschenrechnermodellen unterschiedliche Genauigkeiten und Auflösungen bei numerischen Berechnungen bestimmen. Die Gründe liegen in den numerischen Näherungsverfahren (beispielsweiseHorner-Schema undCORDIC), mit denen beispielsweisetranszendente Funktionen wie dieSinus-Funktion berechnet werden. Genauer gesagt kommt es auf die Anzahl der abgespeicherten Koeffizienten für die Funktionsapproximationen an: der dafür benötigteSpeicherplatz war vor allem in der Anfangszeit ein extremer Engpass. Diese kleinen Unterschiede in den Verfahren und unterschiedliche Genauigkeiten lassen sich auch als Erkennungsmerkmal für eine bestimmteFirmware verwenden.

Beispielsweise liefert die numerische Berechnung vonsin(22) inRadiant auf verschiedenen Taschenrechnern folgende voneinander abweichende Ergebnisse:

RechnerWert für sin(22)  
Die ersten 40signifikanten Stellen:−0,008851309290403875921690256815772332463289…
Casio FX-3900Pv−0,0088513094194
Casio fx-991D, Casio FX-82SX, Casio FX-702P, Casio FX-603P, Casiofx-5000F−0,008851309219
Casio FX-992S−0,008851309290957
Casio fx-7400GII, Casio fx-CG 20−0,00885130929035653
Casio FX-850P, Casio FX-880P 20−0,00885130921901
Casio ALGEBRA FX 2.0 PLUS, Casio FX-85ES, Casio CFX-9850G,
Casio fx-991DE PLUS, Casio fx-82DE PLUS, Casio fx-991DE X
−0,00885130929035655
CasioClassPad 330 (Ver. 3.03)−0,00885130929035651226567489…
Casio fx-991ES−0,00885130929021092
Casio fx-180P−0,0088513078196
Elektronika MK 61−0,008851685
HP-10s−0,008851309290389
HP-11C, HP15C, HP-34C,HP-41, Casio FX-85MS, Casio FX-115MS, Casio fx-991WA−0,008851309289
HP-25, HP 45,HP-65−0,008851306326
HP-48S/X, HP 48G/X, HP 49G, HP 49G+, HP 50, HP-33s,HP 35s,HP-71B,HP Prime−0,0088513092904
Logitech LC-605−0,008851304
Sharp EL-506 P, Sharp EL-5020, Sharp EL-5120, TI-35x, TI-52,Sharp PC-1401−0,008851309
Sharp EL-W506, EL-W531−0,0088513092902112
Sharp EL-520R−0,00885130915412
Sharp EL-9900−0,0088513092902122
Sharp PC-E500(S) (Nach Umschalten in DEFDBL)−0,0088513092904038759217
Simvalley Instruments GRC-1000−0,008851309288957
Texas Instruments TI-25,TI-30-SLX,Schul-Rechner1−0,0088487
Texas InstrumentsTI-30 (Rote LEDs), TI-45, CASIO fx-3600P−0,008851307832
Texas Instruments TI-30 eco RS−0,0088513093286
Texas Instruments TI-30X IIS, TI-36X II−0,008851309288956
Texas Instruments TI-35 II−0,0088513
Texas Instruments SR-51-II−0,00885130929151
Texas Instruments TI-51-III−0,0088513097488
Texas InstrumentsTI-59−0,008851309285516
Texas Instruments TI-66−0,008851309290408
Texas InstrumentsTI-89−0,0088513092904
Texas InstrumentsTI-200,TI-89 Titanium,TI-83 Plus−0,0088513092903565
Texas InstrumentsTI-Nspire CAS (frühe Version)−0,0088513092901566
Texas InstrumentsTI-Nspire CAS (aktuelle Version)−0,00885130929016

Entwicklungen seit dem Jahr 2000

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Zulassungsvorschriften an Schulen

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In den Schulen haben sich diverse Abkürzungen für die jeweiligen Geräteklassen herausgebildet:

  • WTR: Wissenschaftlicher Taschenrechner, wissenschaftlicher Schulrechner
  • GTR: Graphischer Taschenrechner, numerischer Graphikrechner
  • CAS: Graphischer Taschenrechner mit Computeralgebrasystem

Situation in Deutschland

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Mit Beschluss vom 18. Oktober 2012 hat dieKultusministerkonferenz (KMK) Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife in verschiedenen Fächern, darunter im Fach Mathematik, eingeführt und damit für diese Fächer die Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung (EPA) abgelöst. DasInstitut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) stellt im Auftrag der Kultusministerkonferenz einenPool von Aufgaben zusammen, aus denen sich zukünftig Abiturprüfungen speisen sollen. In diesem Zusammenhang wurden Anforderungen zur Verwendung von digitalen Hilfsmitteln definiert.[4] Als digitale Hilfsmittel zugelassen sind ein „einfacher wissenschaftlicher Taschenrechner“ oder ein Computeralgebrasystem (CAS). Für jedes der beiden digitalen Hilfsmittel wird vorausgesetzt, dass es bei seiner Verwendung einen Zugriff auf Netzwerke jeglicher Art nicht zulässt.

Die Ausführungen zum „einfachen wissenschaftlichen Taschenrechner“ entsprechen den Vorgaben der Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern. Nicht vorgesehen ist die Verwendung von programmierbaren Taschenrechnern. Ein Taschenrechner wird als programmierbar angesehen, wenn zusätzliche Routinen gespeichert werden können, die nicht zum ursprünglichen Funktionsumfang gehören. Abgesehen von Bayern und Baden-Württemberg sowie Berlin und Brandenburg erlauben die aktuellen Prüfungsbedingungen der übrigen Länder, sofern als digitales Hilfsmittel in der Abiturprüfung nicht GTR oder CAS vorgeschrieben sind, wissenschaftliche Taschenrechner, die in allen Punkten den Vorgaben des IQB widersprechen.

Bei Computeralgebrasystemen wird vorausgesetzt, dass das CAS über typische Funktionen wie das algebraische Lösen von Gleichungen und Gleichungssystemen, Differenzieren und Integrieren, Rechnen mit Vektoren und Matrizen und dergleichen verfügt. Außerdem wird vorausgesetzt, dass das CAS vor seiner Verwendung in der Prüfung in einen Zustand versetzt wird, in dem ein Zugriff auf Dateien und Programme, die nicht zum Lieferumfang oder einem Systemupdate gehören, unterbunden ist.

Die nachfolgende Tabelle wurde anhand der Angaben der Kultusministerien der Bundesländer entwickelt. Soweit diese nicht auffindbar waren, wurden die Angaben der verschiedenen Taschenrechnerhersteller[5][6] verwendet. Sie gibt die Gegebenheiten an Gymnasien hinsichtlich Zulassung in Prüfungen wieder, da der Einsatz im Unterricht aufgrund der pädagogischen Freiheit der Lehrkraft überall möglich ist.

Bundeslandwissenschaftlicher Schulrechner (WTR)
z. B.Casio fx-991DE PLUS,[7]TI-30X Plus MultiView
Numerischer Graphikrechner (GTR)
z. B. CasioFX-CG20,TI-84 Plus
Computer-Algebra-Taschencomputer (CAS)
z. B. CasioClassPad 300,TI-Nspire CAS,HP Prime
Baden-Württemberg Baden-Württemberg[8]janeinnein
Bayern Bayern[9]janeinja
Berlin Berlin[10]jajaja
Brandenburg Brandenburg[11]janeinja
Bremen Bremen[12]jajaja
Hamburg Hamburg[13]janeinja
Hessen Hessen[14]jajaja
Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern[15]janeinja
Niedersachsen Niedersachsen[16]neinjaja
Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen[17]jajaja
Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalzjajaja
Saarland Saarlandjajanein
Sachsen Sachsen[18][19]neinjaja
Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhaltjaneinnein
Schleswig-Holstein Schleswig-Holsteinjajaja
Thüringen Thüringen[20]neinneinja

Situation in Österreich

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Bis zur Einführung der Zentralreifeprüfung Mitte der 2010er-Jahre gab es keine bundesweit einheitlichen Bestimmungen zur Zulassung bestimmter Hilfsmittel zur Matura, da die Matura selbst dezentral, also von den Lehrkräften vor Ort, erstellt wurde. Die Entscheidung, ob ein bestimmtes Hilfsmittel zugelassen war oder nicht, oblag damit der jeweiligen Lehrkraft.

Seit 2018 lauten die Mindestanforderungen an technische Hilfsmittel (wie etwa Taschenrechner; auch Computer sind zulässig) wie folgt:

  • Gymnasien: „grundlegende Funktionen zur Darstellung von Funktionsgraphen, zum numerischen Lösen von Gleichungen und Gleichungssystemen, zur Ermittlung von Ableitungs- bzw. Stammfunktionen, zur numerischen Integration sowie zur Unterstützung bei Methoden und Verfahren in der Stochastik“ (§ 18 Abs. 3 Prüfungsordnung AHS)
  • Berufsbildende Höhere Schulen: „grundlegende Funktionen zur Darstellung von Funktionsgrafen, zum numerischen Lösen von Gleichungen und Gleichungssystemen, zur Matrizenrechnung, zur numerischen Integration sowie zur Unterstützung bei Methoden und Verfahren in der Stochastik.“ (§ 17 Abs. 3 Prüfungsordnung BMHS)

Situation in der Schweiz

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Gegenwärtig gibt es weder schweizweite noch kantonsweite einheitliche Bestimmungen zur Zulassung bestimmter Hilfsmittel zur Maturitätsprüfung, da die Prüfung dezentral, sprich von den Lehrkräften selbst, erstellt wird. Die Entscheidung, ob ein bestimmtes Hilfsmittel zugelassen ist oder nicht, obliegt damit der jeweiligen Lehrkraft. Die üblichen Maturitätsprüfungen weisen zwei Teile auf, wobei der eine (mehrstündige, schriftliche) mit Taschenrechner, der andere (kurze, mündliche) Teil ohne Taschenrechner abgelegt wird. Die eidgenössische Maturitätsprüfung wird nur mündlich, ohne Taschenrechner, abgelegt.

Bildergalerie

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  • Mechanischer Addiator (Deutschland 1930er)
    MechanischerAddiator (Deutschland 1930er)
  • Vorläufer des elektronischen Taschenrechners: mechanischer Zahlenschieber aus den sechziger Jahren
    Vorläufer des elektronischen Taschenrechners: mechanischerZahlenschieber aus den sechziger Jahren
  • Die mechanische Curta konnte alle vier Grundrechenarten rechnen (Liechtenstein 1947).
    Die mechanischeCurta konnte alle vier Grundrechenarten rechnen (Liechtenstein 1947).
  • Sharp EL-8, der erste mobile Taschenrechner (1971)
    Sharp EL-8, der erste mobile Taschenrechner (1971)
  • HP-35, erster wissenschaftlicher Taschenrechner (1972), umgekehrte polnische Notation und LED-Anzeige
    HP-35, erster wissenschaftlicher Taschenrechner (1972), umgekehrte polnische Notation undLED-Anzeige
  • MBO mit LED-Anzeige (ca. 1972), einer der ersten Taschenrechner westdeutscher Produktion
    MBO mit LED-Anzeige (ca. 1972), einer der ersten Taschenrechner westdeutscher Produktion
  • Texas Instruments SR 10 mit wissenschaftlicher Notation (1973)
    Texas Instruments SR 10 mit wissenschaftlicher Notation (1973)
  • Quelle Privileg wissenschaftlicher Taschenrechner (1974)
    Quelle Privileg wissenschaftlicher Taschenrechner (1974)
  • Taschenrechner (ab 1975): LED-Anzeige mit Exponentialschreibweise, einer der ersten mit Gon-Funktionen
    Taschenrechner (ab 1975): LED-Anzeige mitExponentialschreibweise, einer der ersten mitGon-Funktionen
  • Elite 5005TM mit Vakuumfluoreszenz-anzeige (um 1975)
    Elite 5005TM mitVakuumfluoreszenz-anzeige (um 1975)
  • Triumph 81CS (Made in Japan)
    Triumph 81CS (Made in Japan)
  • Elite S2003 (1976) (Preis damals 49 DM, was heute ca. 75 EUR entspricht)
    Elite S2003 (1976) (Preis damals 49 DM, was heute ca. 75 EUR entspricht)
  • Casio FX 20 Innenansicht (ca. 1976)
    Casio FX 20 Innenansicht (ca. 1976)
  • Braun ET 23 (1977)
    BraunET 23 (1977)
  • Braun ETS 77 (1987)
    Braun ETS 77 (1987)
  • HP-15C mit numerischer Integration, Nullstellen- und Matrizenberechnung
    HP-15C mit numerischer Integration, Nullstellen- und Matrizenberechnung
  • MR 609 (DDR 1979), baugleich mit dem SR1
    MR 609 (DDR 1979), baugleich mit demSR1
  • Sharp PC-1403, ein Pocket Computer
  • TI Programmer
  • Taschenrechner wissenschaftlich Dual-Power
    Taschenrechner wissenschaftlich Dual-Power
  • Rebell Desk 12 mit klappbarem Display-Teil (VR China)
    Rebell Desk 12 mit klappbarem Display-Teil (VR China)
  • TI-Nspire (CAS) von Texas Instruments
    TI-Nspire (CAS) von Texas Instruments
  • Casio JS-20WK (2018)
    Casio JS-20WK (2018)

Taschenrechner als Programm

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Der Taschenrechner als Computerprogramm

Nachdem Taschenrechner im (Berufs-)Leben zu einem verbreiteten Hilfsmittel geworden waren, wurde ihre Funktionalität inComputerprogrammen simuliert. Diese gehörten bald zur Grundausstattung vonBetriebssystemen, etwa inPersonal Computern undMobiltelefonen. Einige klassische Taschenrechner können heute alsApp auf den Computer oder auf das Mobiltelefon geladen werden.[21] Daneben gibt es eine große Auswahl an Programmen, die komplexe Funktionalitäten wie Programmierbarkeit oder Umrechnung physikalischer Größen bieten.

Literatur

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  • Gleitendes Komma, Artikel über Taschenrechner inDer Spiegel 47/1972 vom 12. November 1972
  • Mathias Gerlach:Meilenstein: Taschenrechner. In:Chip Nr. 3/2016, S. 86
  • Calculator. In: J. L. Heilbron:The Oxford Companion to the history of modern science, Oxford University Press, New York 2003,ISBN 0-19-511229-6.

Weblinks

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Wiktionary: Taschenrechner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Taschenrechner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. 40 Jahre Elektro-Addierer: Der erste Taschenrechner wog 1,5 kg, spiegel.de.
  2. Patent US3819921A: Miniature Electronic Calculator. Angemeldet am 21. Dezember 1972, veröffentlicht am 25. Juni 1974, Anmelder: Texas Instruments Inc., Erfinder: Jack S. Kilby, Jerry D. Merryman, James H. van Tassel (Basiert auf einem fallengelassenen Patent US 671777 vom 29.09.1967).
  3. Casio History (1970-1979).
  4. Definition der zugelassenen und nicht-zugelassenen Funktionen eines Taschenrechners laut IQB.
  5. Zulassungsrichtlinien von Casio
  6. Zulassungsrichtlinien von Texas Instruments (PDF; 178 kB).
  7. Das Taschenrechnermodell fx-991DE plus ist aufgrund der Möglichkeit, Gleichungen zu lösen in einigen Bundesländern nicht zugelassen. Der Hersteller bietet unterCASIO-Schulrechner - Zulassungsrichtlinien die Möglichkeit, die Modelle nach dem Bundesland auf Zulassung zu prüfen. Aufgerufen am 3. November 2015.
  8. Anforderungen an den Funktionsumfang wissenschaftlicher Taschenrechner in Abschlussprüfungen BW Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Aufgerufen am 14. September 2018.
  9. Wesentliche Rahmenbedingungen Abiturprüfung ab dem Jahr 2014 (Memento vom 29. Juni 2013 imInternet Archive) Website des ISB. Aufgerufen am 4. April 2013.
  10. Ausführungsvorschriften über schulische Prüfungen, S. 108 (Memento vom 19. März 2013 imInternet Archive) (PDF; 1,4 MB) Website der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Aufgerufen am 4. April 2013.
  11. Prüfungsaufgaben Abitur (Memento vom 4. April 2013 imInternet Archive) Bildungsserver Berlin-Brandenburg. Aufgerufen am 4. April 2013.
  12. Regelungen Abiturprüfung 2013 (PDF; 197 kB) Bildungsserver Bremen. Aufgerufen am 4. April 2013.
  13. Regelungen Abiturprüfung 2013 (Memento vom 23. Januar 2013 imInternet Archive) (PDF; 888 kB) Bildungsserver Hamburg. Aufgerufen am 4. April 2013
  14. Regelungen Abiturprüfung 2013 (Memento vom 12. Mai 2013 imInternet Archive) (PDF; 341 kB) Website Landeselternbeirat. Aufgerufen am 4. April 2013.
  15. [1] Bildungsserver Mecklenburg-Vorpommern Vorabhinweise Abitur 2021
  16. Hinweise zur schriftlichen Abiturprüfung 2013 im Fach Mathematik (Memento vom 21. Oktober 2012 imInternet Archive) (PDF; 35 kB) Bildungsserver Niedersachsen. Aufgerufen am 4. April 2013.
  17. Vorgaben zu den unterrichtlichen Voraussetzungen für die schriftlichen Prüfungen im Abitur in der gymnasialen Oberstufe im Jahr 2013 (Memento vom 26. März 2013 imInternet Archive) Website Schulministerium. Aufgerufen am 4. April 2013.
  18. Verwaltungsvorschrift des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus zur Vorbereitung auf die Abiturprüfung und die Ergänzungsprüfungen 2016 an allgemeinbildenden Gymnasien, Abendgymnasien und Kollegs im Freistaat Sachsen (VwV Abiturprüfung 2016) vom 28. April 2014, MBl. SMK 6/2014, S. 100 (PDF; 281K).
  19. Verwaltungsvorschrift des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus zur besonderen Leistungsfeststellung in Klassenstufe 10 am Gymnasium im Schuljahr 2014/15 vom 28. April 2014, MBl. SMK 6/2014, S. 99 (PDF; 281K).
  20. Orientierungsaufgaben für das Abitur ab 2014 Schulportal Thüringen. Aufgerufen am 4. April 2013.
  21. APP-Seite desHP-15C Taschenrechners
Normdaten (Sachbegriff):GND:4059093-8 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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