EineTabellenkalkulation ist eineSoftware für dieinteraktive Eingabe und Verarbeitung von numerischen undalphanumerischen Daten in Form einerTabelle. Vielfach erlaubt sie zusätzlich die grafische Darstellung der Ergebnisse in verschiedenen Anzeigeformen.
Das Bildschirmfenster der Software ist dabei in Zeilen und Spalten eingeteilt. Je nach Programm bzw. Bedienungskonzept heißt dieser Bereich zum BeispielArbeitsblatt,Worksheet oderSpreadsheet.[1] Jede Zelle der Tabelle kann eine Konstante (Zahl, Text, Datum, Uhrzeit …) oder eine Formel enthalten. Für die Formeln stehen meist zahlreicheBibliotheksfunktionen zur Verfügung. Die Formeln können Werte aus anderen Zellen benutzen.
Bei Änderung der referenzierten Zellen einer Formel aktualisiert die Software den erst angezeigten Wert der Formelzelle normalerweise automatisch, ggf. aber auch nur auf Anforderung. Werden Formeln eines Tabellenfeldes an andere Stellen kopiert, muss zwischen absolutem und relativemZellbezug unterschieden werden. Formelzellen können auf andere Formelzellen verweisen. Mit diesem Prinzip können komplizierte Rechengänge mit vielen verknüpften Teil-Ergebnissen übersichtlich dargestellt werden.
Visicalc, das erste Tabellenkalkulationsprogramm, auf einemApple II
Die erste Software zur Tabellenkalkulation wurde 1979 unter dem NamenVisicalc vonDan Bricklin für denApple II erstellt. VisiCalc war das erste kommerziell verwendbare Computerprogramm, dessen Bedienung keine Programmiersprache erforderte. Dies machte aus dem Apple, der bis dahin eher von Bastlern und zumHobby verwendet wurde, einen Computer für Geschäftsanwendungen. VisiCalc wurde vielen anderen Computermodellen angepasst, u. a.Apple III,TRS-80 model 3, TRS-80 model 2,Commodore PET CBM-80,HP 125,Atari 800 und 1981 IBM PC. VisiCalc wurde 1983 von der FirmaLotus unterMitch Kapor für denPC weiterentwickelt zuLotus 1-2-3. Das erste Programm, das dreidimensionale Tabellenkalkulation mit Seiten, Zeilen und Spalten ermöglichte, warBoeing Calc, entwickelt von der Computerabteilung des FlugzeugherstellersBoeing.
Ende der 1980er-Jahre versuchte Lotus mitImprov neue Standards für Tabellenkalkulationen zu setzen. Anstatt wie bisher Zahlen, Ansichten der Daten – etwa in Diagramm- oder Tabellenform – und Formeln in einem einzelnen Tabellenblatt zu sammeln, sollten diese Konzepte getrennt bearbeitet werden. Die Tabellen enthielten nur mehr die reinen Rohdaten, Datenreihen konnte ein Bezeichner gegeben werden (etwa „Anzahl“ oder „Stückpreis“). Formeln wurden in einem eigenen Programmbereich eingegeben, wobei auf die Daten nicht per Zeilen- und Spaltennummer verwiesen wurde, sondern anhand der Bezeichner(„Summe = Anzahl * Stückpreis“). Daneben erlaubte es Improv auch, gleichartige Datensätze in Gruppen zusammenzufassen (etwa Monatsumsätze in die Gruppen „2007“ und „2008“). Obwohl sich Improv zunächst zurKillerapplikation aufNeXT-Systemen entwickelte, konnte es sich auf anderen Systemen nicht durchsetzen. Viele Konzepte von Improv sind heute in modernen Tabellenprogrammen zu finden (etwa die Datengruppierung, die mitPivot-Tabellen umgesetzt wird).[2]
Die Entwicklung von Technologien wieAjax undXUL führte zur Entstehung von Tabellenkalkulationsprogrammen, die ohne gesonderte Installation in einemWebbrowser lauffähig sind. Dabei werden die Tabellen nicht mehr wie bislang üblich lokal gespeichert sind, sondern auf dem Server. Dadurch können Arbeitsgruppen gemeinsamOnline-Dokumente bearbeiten, wobei die einzelnen Nutzer räumlich voneinander entfernt sein können.
Die Funktionalität einer Tabellenkalkulation kann durch die Verwendung vonMakros inBASIC und weiteren Funktionen zum externen Datenzugriff stark erweitert werden.
Mit Hilfe von Tabellenkalkulationen lassen sich Rechenanwendungen (etwa Lohntabellen, Buchhaltungsdaten, statistische Einzelwerte) übersichtlich auflisten, bearbeiten, präsentieren, abspeichern und wieder laden, ohne dass (wie in den Anfangszeiten der Computer) Datentabellen mithilfe einer Programmiersprache oder ablaufenden Programms bearbeitet werden müssen.
Eine typische Anwendung von Tabellenkalkulationen ist die Berechnung finanzieller Modelle und die Durchführung von Planspielen. Dabei zeigt die Software die Auswirkungen von Änderungen einzelner Parameter sofort an.
Heute werden im Büro Tabellenkalkulationsblätter aber oft auch als einfacher Ersatz für echteDatenbanktabellen eingesetzt. Die Blätter enthalten dann gar keine Formeln, oder die Berechnungen beschränken sich auf einfache Summenbildungen über Spalten oder Zeilen.
Kalkulationsblatt für die Lösung und Linearisierung eines Polynoms
Bei der Lösung anspruchsvoller mathematischer Aufgaben kann die Tabellenkalkulation wertvolle Hilfe leisten und mitunter entscheidend zur Lösung beitragen. Hilfreich ist, dass aus berechneten Tabellen sehr einfach Grafiken erstellt werden können, die sofort jede Änderung der gewählten Zellen zeigen. In der Regel benutzt man für solche Probleme aber eher einComputeralgebrasystem.