Syria Poletti (*10. Februar1917[1] inPieve di Cadore; †11. April1991 inBuenos Aires) war eineitalienisch-argentinischeSchriftstellerin undJournalistin. Sie verfasste vor allemKinder- und Jugendliteratur, daneben aber auch Romane und Erzählungen für Erwachsene. In ihrem Werk setzte sie sich oft mit der Erfahrung der italienischenImmigration nach Argentinien auseinander.
Poletti wuchs im norditalienischenSacile bei ihrer Großmutter mütterlicherseits auf, nachdem ihr Vater 1923 oder 1924 nachArgentinien ausgewandert war. Während ihre Mutter und ihre Geschwister dem Vater nach einiger Zeit folgten, musste Syria Poletti in Italien bleiben. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten lebte sie zeitweise bei wohlhabenden Verwandten, die sie vom Schulbesuch abhielten und zur Hausarbeit zwangen. Da sie wiederholt weglief, wurde sie im Toso diCasier inTreviso untergebracht, einem von Nonnen geführten Waisenhaus für verarmte und alleinstehende Mädchen. Hier besuchte sie die Schule und lernte Nähen und Sticken. AmIstituto Ferrante Aporti in Sacile erwarb sie ein Diplom als Kindergärtnerin.[2]
Nach dem Tod ihrer Großmutter beschloss Poletti 1937, ebenfalls nach Argentinien auszuwandern. Aufgrund einer plötzlich auftretendenSkoliose wurde ihr ein Visum zunächst verweigert; im darauffolgenden Jahr gelangen ihr Überfahrt und Einreise.[2] InGualeguay traf sie ihre Familie wieder. Für ihren Lebensunterhalt unterrichtete Poletti inRosario Italienisch, während sie zugleich an der Philosophischen Fakultät derUniversität Córdoba studierte. Nach ihrem Abschluss zog sie in den späten 1940er-Jahren nachBuenos Aires, wo sie als Journalistin für Zeitung und Rundfunk arbeitete und erste Kurzgeschichten in Zeitungen und Magazinen veröffentlichte. Sie war zweisprachige Redakteurin bei SIRA(Servicio Internacional de Radiodifusión Argentina al Exterior) (1950–1955), Chefredakteurin bei RAE (Radiodiffusione Argentina all'Estero) (1955–1965) und zeichnete ab 1960 für zahlreiche Bildungsprogramme bei LRA(Radio Nacional) und LS1(Radio Municipal) verantwortlich.[2] Für ihre Verdienste um die Vermittlung italienischer Kultur wurde sie von Italien 1974 mit demOrden des Sterns der italienischen Solidarität (Ordensklasse: Ritter) ausgezeichnet.[3]
Poletti schrieb einerseits Kurzgeschichten und zwei Romane für Erwachsene, andererseits Erzählungen und Bücher für Kinder und Jugendliche. In ihren Werken beschäftigte sie sich immer wieder mit den Erfahrungen italienischer Einwanderer in Argentinien, häufig geschildert aus der Perspektive von Kindern. Ihre Werke werden oft als autobiographische Zeugnisse ihrer eigenen Erfahrungen gelesen. Mit ihrer ErzählungRojo en la salina (1964) bzw. ihrer KurzgeschichtensammlungHistorias en rojo (1967) gehört sie zu den ganz wenigenhispanoamerikanischen Autorinnen, die Mitte des 20. JahrhundertsKriminalgeschichten schrieben.[4] Gianna M. Martella sieht in der Wahl einer weiblichen Protagonistin, die auf eigene Faust Ermittlungen anstellt, den Fall zwar löst, aber darauf verzichtet, den Täter der Justiz zu übergeben, eine erste Abweichung von den klassischen Schemata der anglo-amerikanischenDetektivgeschichte. Damit sei die Erzählung Teil der Entwicklung des hispanoamerikanischen Kriminalromans, in welchem Verbrecher nicht immer bestraft und auch Sympathieträger Ungerechtigkeiten erleiden würden.[5]
1953 gewann Poletti mit zwei ihrer Geschichten denPremio Kraft, einen Wettbewerb für Kinderliteratur. In den folgenden Jahren erschienen ihre Texte in verschiedenen Anthologien. Ihr erster Roman,Gente conmigo, aus dem Jahr 1962 wurde mit demPremio Internacional de Novela Editorial Losada ausgezeichnet und zwei Jahre später von Jorge Darnell verfilmt. Poletti schildert darin die Geschichte von Nora, die aus einer Kleinstadt des italienischenFriaul nach Buenos Aires eingewandert ist und sich dort als Übersetzerin durchschlägt. Ihr zweiter RomanExtraño oficio erschien 1971 und wurde für den argentinischen Nationalpreis für Literatur nominiert. Auch in diesem Roman verarbeitet Poletti autobiographische Erfahrungen, allerdings in fragmentierter Form mit in sich geschlossenen Abschnitten aus unterschiedlichen Erzählperspektiven. 1984 erhielt sie für ihr kinderliterarisches Werk denPremio Konex de Platino.
Personendaten | |
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NAME | Poletti, Syria |
KURZBESCHREIBUNG | italienisch-argentinische Schriftstellerin und Journalistin |
GEBURTSDATUM | 10. Februar 1917 |
GEBURTSORT | Pieve di Cadore |
STERBEDATUM | 11. April 1991 |
STERBEORT | Buenos Aires |