Sunda-Plumplori | ||||||||||||
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![]() Sunda-Plumplori (Nycticebus coucang) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Nycticebus coucang | ||||||||||||
(Boddaert, 1785) |
DerSunda-Plumplori (Nycticebus coucang) ist einePrimatenart aus der Familie derLoris (Lorisidae), der auf derMalaiischen Halbinsel südlich desIsthmus von Kra, aufSumatra südlich desBatang-Toru-Flusses, inSingapur, sowie auf den kleineren InselnBatam,Galang,Rantau,Pulau Tioman undNatuna Besar vorkommt.[1]
Nach Angaben im Primatenband desHandbook of the Mammals of the World erreichen Sunda-Plumploris eineKopf-Rumpf-Länge von 30 bis 34 Zentimeter, ein Schwanz ist nicht vorhanden. Das Gewicht beträgt 635 bis 850 Gramm.[2] Kleinere Maße ergaben Messungen von beschlagnahmten Plumploris aus dem indonesischen Heimtierhandel. Laut diesen Untersuchungen liegt die Kopf-Rumpf-Länge der Sunda-Plumploris im Durchschnitt bei 23 cm, davon entfallen 6,2 cm auf den Kopf. Der Kopf ist 4,5 cm breit, die Schnauze 2,3 cm lang und die Ohren sind 1,7 cm lang. Das Gewicht der Tiere beträgt durchschnittlich 595 Gramm. Damit ist der Sunda-Plumplori in der Regel etwas kleiner als derHiller-Plumplori (Nycticebus hilleri) aus dem Norden Sumatras.[3]
DieFellfärbung variiert von graubraun bis rotbraun an der Oberseite, die Unterseite ist etwas heller. Manchmal ist ein dunkler Rückenstreifen vorhanden. Der zweite Finger ist verkürzt, der Daumen und die erste Zehe sindopponierbar, was für einen sicheren, festen Griff an den Ästen sorgt. Die Anzahl derBrust- undSakralwirbel ist erhöht, wodurch sie sich sehr beweglich um die Äste winden können. Die Augen sind groß und nach vorne gerichtet, dazwischen verläuft häufig ein heller Streifen. Die Ohren sind rundlich und teilweise im Fell verborgen.
Sie zählen zu den wenigen giftigen Säugetieren. Eine Drüse am Arm produziert einSekret, das in Verbindung mit Speichel seine Giftigkeit entfaltet. Sie schlecken sich ab, das Gift vertreibt so etliche potentielle Fressfeinde (Katzen,Schleichkatzen undMalaienbären) und kann auch mit Bissen übertragen werden. Der Gebrauch des Gifts ist bislang allerdings nur in Laborversuchen untersucht, inwieweit es in freier Wildbahn verwendet wird, ist nicht bekannt.
Sunda-Plumploris leben in Regenwäldern und sind nachtaktive Baumbewohner. Sie kommen kaum jemals auf den Boden; meist halten sie sich in der Kronenregion der Bäume auf. Tagsüber schlafen sie zusammengerollt im dichten Pflanzenbewuchs. In der Nacht begeben sie sich auf Nahrungssuche, wobei sie sich sehr langsam und vorsichtig fortbewegen und auch wenig Laute von sich geben.
Sunda-Plumploris leben weitgehend einzelgängerisch und sind territorial. Sie urinieren auf ihre Hände und hinterlassen bei ihren Streifzügen so eine Duftspur, die Artgenossen auf ihre Anwesenheit aufmerksam macht. Männchen reagieren aggressiv auf Artgenossen, ihr Revier kann allerdings mit dem mehrerer Weibchen überlappen.
Diese Tiere fressen vorrangigInsekten und Früchte, in geringerem Ausmaß nehmen sie auch kleineWirbeltiere, Eier und verschiedenes Pflanzenmaterial zu sich. Bei der Jagd schleichen sie sich vorsichtig an die Beute heran, um dann mit einer schnellen Bewegung mit beiden Vorderpfoten zuzugreifen.
Nach einer rund 190-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt. Dieses klammert sich zunächst an der Mutter fest, wird dann aber später während der Nahrungssuche im Geäst zurückgelassen. Dabei schleckt es die Mutter ab, um es so mit ihrem Gift zu schützen. Nach etwa fünf bis sieben Monaten ist es entwöhnt und wird mit eineinhalb bis zwei Jahren geschlechtsreif. In menschlicher Obhut können diese Tiere über 25 Jahre alt werden.
Autor der Erstbeschreibung des Sunda-Plumploris ist der niederländische NaturforscherPieter Boddaert, der der Art im Jahr 1785 den wissenschaftlichen NamenTardigradus coucang gab.[4] Die GattungNycticebus wurde 1812 durch den französischen ZoologenÉtienne Geoffroy Saint-Hilaire eingeführt.[5] Die BezeichnungNycticebus coucang galt für eine lange Zeit für alle Plumploris derMalaiischen Halbinsel und derGroßen Sundainsel.
Heute gelten dagegen derJava-Plumplori (Nycticebus javanicus), derPhilippinen-Plumplori (N. menagensis), derHiller-Plumplori (N. hilleri) aus dem Norden von Sumatra und die drei Plumloriarten von Borneo (N. bancanus,N. borneanus,N. kayan) als eigenständige Arten und die BezeichnungNycticebus coucang gilt für die Plumploris der Malaiischen Halbinsel und aus dem Zentrum und dem Süden von Sumatra. In dieser Zusammensetzung istNycticebus coucang jedoch nichtmonophyletisch, denn die Population der Malaiischen Halbinsel ist näher mit demBengalischen Plumplori (N. bengalensis) verwandt als mitNycticebus coucang von Sumatra, wo sich auch dieTerra typica der Art befindet. DamitNycticebus coucang wieder zu einem monophyletischen Taxon wird müsste also die Population der Malaiischen Halbinsel zu einer eigenständigen Art werden. Dafür steht die BezeichnungNycticebus malayanus zur Verfügung, die 1904 durch den englischen NaturforscherRichard Lydekker geprägt wurde, heute aber alsSynonym vonNycticebus coucang gilt.[6]
Die Menschen Südostasien verbinden einigen Aberglauben mit diesen Tieren. Ihren Fellen werden Heilkräfte bei Wunden zugeschrieben; ein Schiff, das einen Plumplori als Maskottchen dabei hat, geht nicht unter. Auch werden sie oft zuHeimtieren gemacht. Gefangenen Tieren werden häufig die Zähne gezogen, was des Öfteren zu Infektionen oder zum Tod führt und eine etwaige Wiederauswilderung unmöglich macht.
Die Bejagung stellt dementsprechend die Hauptgefährdung dieser Art dar, hinzu kommt mancherorts die Zerstörung ihres Lebensraums. DieIUCN schätzt den Bestand des Sunda-Plumploris als „stark gefährdet“ (endangered) ein.[1]
In Europa wird die Art nur in Prag und Helsingborg (Schweden)[7] gezeigt, ehemalige Halter sind Berlin und Paris.[8]