Sturm über dem Kanal (OriginaltitelTempête sur la Manche) ist eine Erzählung vonGeorges Simenon, in der KommissarMaigret im nordfranzösischenDieppe ermittelt. Das zurReihe der Maigret-Romane und -Erzählungen gehörende Werk entstand im April 1938 inLa Rochelle. Die Erzählung wurde nach demVorabdruck in der ZeitschriftPolice-Film am 4. und 20. Mai 1938 in Buchform 1944 in dem ErzählbandLes Nouvelles Enquêtes de Maigret beiGallimard veröffentlicht. In deutscher Übersetzung erschien die Erzählung erstmals 1976 beiKiepenheuer und Witsch (Sturm über dem Kanal) in der Übersetzung vonHansjürgen Wille undBarbara Klau, 1988 vonWalter Ahlers (Sturm über dem Ärmelkanal[1]) und schließlich in neuer Übersetzung vonInge Giese 1990 imDiogenes Verlag in dem SammelbandMadame Maigrets Liebhaber.
Kommissar Maigret ist nun seit einem Vierteljahr in Ruhestand und begleitet seine Frau nach London, ein Geschenk zur Silberhochzeit. Das Paar kommt nach Dieppe, um dort die Fähre nach England zu nehmen, doch das Wetter ist so schlecht, dass es unklar bleibt, ob die Fahrt über denÄrmelkanal stattfinden kann. Daher richten sich die Maigrets notgedrungen in einer schäbigen Pension in der Hafenstadt ein; Maigret langweilt sich schon nach wenigen Tagen. An einem Abend wird Jeanne Fénard, eine junge Frau auf der Straße erschossen. Die Frau hatte in der Pension gearbeitet, in der sich nun die Maigrets aufhalten. Der Kriminalkommissar von Dieppe ermittelt, bald unterstützt von Maigret. So lernt der Ex-Kommissar die Diepper Hafenspelunken und das passende Milieu dazu kennen, doch viel Wissenswertes erfahren sie aber aus dem Milieu nicht. Maigret interessiert sich nun vor allem für die Inhaberin der Pension, Mlle Otard und ein Paar, das zu Otards Kunden gehört, das Ehepaar Mosselet. Sie alle stammen aus demselben Dorf am Cher, aus Villecomtois. An diesem Punkt konzentriert Maigret sein Interesse auf die Mosselets. Es stellt sich heraus, dass noch vor vier Jahren in Villecomtois Jeanne Fénard die Geliebte von Jules Mosselet war und ein Kind von ihm bekam. Von ihrem Liebhaber im Stich gelassen, ließ sie sich im fernen Dieppe nieder, wo sie das Kind allein großzog. Emilie ignorierte lange Zeit das uneheliche Kind ihres Gatten, bekam aber Angst um ihr Geld, weil sie die Eskapaden ihres Mannes finanziell nicht mehr unterstützen wollte. Durch die Erpressung stellte Jeanne eine Gefahr für seine Beziehung dar; Jules erschießt seine Ex-Geliebte mit einem Revolver.
Nach dem Vorabdruck in der ZeitschriftPolice-Film (n° 4 du 20 mai 1938) wurde die Erzählung inLes nouvelles enquêtes de Maigret (Paris, Gallimard, NRF., 1944) veröffentlicht. Sie wurde in die Simenon-WerkausgabenŒuvres complètes (Lausanne, Editions Rencontre, 1967–1973) in Band IX, inTout Simenon (Paris, Presses de la Cité, 1988–1993) in Band 25 und inTout Simenon (Paris, Omnibus, 2002–2004) in Band 25 aufgenommen. In deutscher Übersetzung liegt sie in dem bei Diogenes 2009 erschienenen Sammelband Sämtliche Maigret-Geschichten (ISBN 978-3-257-06682-1) vor.