DieStunde (vonalthochdeutschstunta ‚Stehen‘, ‚Aufenthalt‘, ‚feststehender Zeitpunkt‘, ‚kurzer Zeitraum‘, ‚Stunde‘) bezeichnet den vierundzwanzigsten Teil einesTages. Neben einer Teilung in 24 gleiche Teile gibt es auch andere Stundenbegriffe.
Zur genauen Unterscheidung einer Stunde (mit 60 Minuten) z. B. von einerUnterrichtsstunde (mit häufig 45 Minuten) wird auch von einerZeitstunde gesprochen.[3]
Die 24-Stunden-Zählung eines ganzen Tages ist erstmals imAlten Ägypten bezeugt und fand später unter anderem in dergriechischen Antike um das dritte vorchristliche Jahrhundert Anwendung, wo sich das 24-Stunden-System aus demWinkelmaß ableitete. Von dort verbreitete sie sich schon bis zurZeitenwende über die ganze(alte) Welt.
Im Laufe der Geschichte wurden verschiedene Verfahren zur Stundenzählung, also derNummerierung, verwendet:
Bei der modernen12-Stunden-Zählung (Kleine Uhr, bürgerliche Stunden) beginnt die Stundenzählung umMitternacht undMittag; die Stunden werden von 1 bis 12 hochgezählt. Die beiden Halbtage zu 12 Stunden werdenante meridiem (A.M., „vor Mittag“) undpost meridiem (P.M., „nach Mittag“) genannt.
Bei der modernen24-Stunden-Zählung (astronomische Stunden) beginnt die Stundenzählung um Mitternacht, die Stunden werden von 1 bis 24 hochgezählt.
Beimjulianischen Datum der Astronomen beginnt die Stundenzählung am Mittag.
Alsvolle Stunde bezeichnet man den Beginn derMinute Eins, also beispielsweise 08:00:00; es wird auch „Schlag acht“ genannt. Der Begriff kommt daher, dass (im obigen Beispiel) „die achte Stunde voll“ wird. Daraus abgeleitet sind die verbreiteten Stundenteilungenhalbe Stunde, Viertelstunde, und die Zeitangaben (chronologisch)„viertel acht“ (07:15), „halb acht“ (07:30), „dreiviertel acht“ oder „viertel vor acht“ (07:45) und „viertel nach acht“ (08:15).
FaltbarerTaschenkalender (ca. 1400; SBB-PK, Lib. Pic. A 72) – kompletter Monatsbilderzyklus mit Tierkreiszeichen und Verzeichnis der Stunden mit Tageslicht je Monat.
Der Begriff Stunde wird – neben dem heutigen physikalisch-chronometrischen Begriff – auch verwendet für die historischenchronologischen undastronomischenZeitsysteme:
Äquale Stunden: Eine Stundenlänge unterliegt eigenen Definitionen und ist nicht an eine 24-Stundeneinteilung gebunden.
Temporale Stunden (römische Stunden): DerTagbogen deslichten Tages (Sonnenauf- bis Sonnenuntergang) wurde in zwölf Teile gegliedert und entsprechend auf die Nacht übertragen. Durch die unterschiedliche Länge von Tag und Nacht im Jahreslauf ändern sich auch die Stundenlängen (zwischen 30 und 90 Minuten) kontinuierlich.
Bei denhorae canonicae ergab sich ein Beginn der 1. Stunde des Tages (Prime) zwischen 3 Uhr und 9:30 Uhr morgens und der 1. Stunde derNacht zwischen 15 Uhr und 21:30 Uhr. Der englische Ausdruckafternoon bezieht sich auf die 9. Stunde (None), welche seit etwa 1300 um 12 Uhr mittags schlägt.[6]
Saisonale Stunden: Ähnlich der temporalen Stunden ist der Tag und die Nacht in Zeitabschnitte von schwankender Dauer eingeteilt, weicht aber von einer durchgehenden 24-Stunden-Teilung ab.
Äquinoktiale Stunde: Eine äquinoktiale Stunde ist der vierundzwanzigste Teil desSonnentages und von dem sich jahreszeitlich ändernden Tag- und Nachtbogen unabhängig.
Hermann Grotefend:Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 2 Bände in 3 Abteilungen, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1891–1898; Neudruck Aalen 1970, Band 1, S. 183–189.
Das Internationale Einheitensystem (SI). Deutsche Übersetzung der BIPM-Broschüre „Le Système international d’unités/The International System of Units (8e édition, 2006)“. In:PTB-Mitteilungen.Band117,Nr.2, 2007 (Online [PDF;1,4MB]).
↑Jacques Le Goff:Time, work and culture in the Middle Ages. Aus dem Französischen (1977) übersetzt von Arthur Goldhammer, Chicago und London 1980, S. 44f (engl.)