Daswittelsbachische TeilherzogtumStraubing-Holland (auchNiederbayern-Straubing-Holland, Niederbayern-Straubing, Bayern-Straubing-Holland oderBayern-Straubing) umfasste Teile des heutigenNiederbayern und der östlichenOberpfalz („Straubinger Ländchen“) sowie die niederländischen GrafschaftenHennegau,Holland,Seeland undFriesland. Es bestand von 1353 bis 1425/29 und wurde vonStraubing undDen Haag aus regiert. Das Herzogtum entstand in der Folge der wittelsbachischen Erbteilungen nach dem Tod desrömisch-deutschen KaisersLudwigs des Bayern und zerfiel, als die Straubinger Linie im Mannesstamm ausstarb. Unter der Herrschaft der Herzöge von Straubing-Holland, die durch Ehebündnisse mit allen bedeutenden Nachbarn verbunden waren, wurde die Grundlage der niederländischen See- und Handelsmacht gelegt.
Mit Ludwig dem Bayern, dem Stammvater des Hauses Straubing-Holland, hatte 1314 erstmals ein Wittelsbacher den Thron desHeiligen Römischen Reiches bestiegen. Seine Position war aber aufgrund der gleichzeitigen Wahl desHabsburgersFriedrichs des Schönen alles andere als sicher. Umso wichtiger war daher eine energischeHausmachtpolitik Ludwigs. Er sicherte sich dieMark Brandenburg undTirol und erwarb durch seine Ehe mit der TochterWilhelms III. vonAvesnes Ansprüche auf Hennegau, Holland und Seeland. Durch diese Ehe wurde er Schwager des jungenKönigs von England,Eduard III., der sich massiv im Reich engagierte. Eduard beanspruchte als Enkel KönigPhilipps IV. die französische Krone und wollte Partner für seinen Krieg gegenFrankreich gewinnen.
Die letzten Regierungsjahre Kaiser Ludwigs waren von einerSchaukelpolitik zwischen Eduard und dessen französischem KontrahentenPhilipp VI. geprägt. Es gelang ihm zwar, sich aus dem 1337 ausbrechendenHundertjährigen Krieg zwischenEngland und Frankreich weitgehend herauszuhalten, dieReichsfürsten waren aber dennoch unzufrieden und wählten 1346 den LuxemburgerKarl IV. zum König. Ludwigs überraschender Tod im Oktober des darauffolgenden Jahres entschied die Machtfrage zugunsten desHauses Luxemburg, die für die nächsten neunzig Jahre mit einer wittelsbachischen Unterbrechung,Ruprecht von der Pfalz, denrömisch-deutschen König stellen sollten. Das Jahr 1347 erlangte aber noch in ganz anderer Hinsicht Bedeutung: DerSchwarze Tod erreichte Europa und führte zu einem massiven Bevölkerungsrückgang.
1345 warWilhelm von Avesnes, der letzte Graf von Hennegau, Holland, Seeland und Friesland, im Kampf gegen aufständischeFriesen gefallen. Kaiser Ludwig der Bayer sicherte daraufhin seiner Dynastie die freiwerdenden Territorien. Er belehnte kurzerhand seine zweite EhefrauMargarethe, die älteste Schwester Wilhelms, mit den Grafschaften. Die Erbansprüche der anderen Schwestern und die Tatsache, dass das Frauenerbrecht nur im Hennegau, aber nicht in Holland und Seeland üblich war, überging der Wittelsbacher. Der englische König Eduard III., der mit Margarethes SchwesterPhilippa von Hennegau verheiratet war, verzichtete auf die Grafschaften, da er Ludwigs Unterstützung für seinen Krieg mit Frankreich nicht verlieren wollte.
Erwartungsgemäß kam es zu Schwierigkeiten. Margarethe musste ihren erst fünfzehnjährigen SohnWilhelm I. als Stellvertreter einsetzen, um die aufgebrachtenLandstände zu beruhigen. 1346 erließ Ludwig der Bayer eine Erbschaftsregelung, in der er festlegte, dass Wilhelm beim Tod seiner Mutter die Herrschaft in den neu erworbenen Territorien übernehmen sollte. Im Fall seines Ablebens würden die Länder anAlbrecht I. fallen, seinen dritten Sohn mit Margarethe.Ludwig der Römer als ältester Sohn Margarethes verzichtete auf das niederländische Erbe. Kaiser Ludwig der Bayer starb bereits ein Jahr später auf der Jagd in der Nähe desKlosters Fürstenfeld. Seine sechs Söhne wurden seine Nachfolger.
Ludwigs Söhne teilten 1349 imLandsberger Vertrag das Erbe ihres Vaters unter sich auf.Stephan II., Wilhelm I. und Albrecht I. erhielten Niederbayern, Wilhelm und Albrecht außerdem die niederländischen Besitzungen. Die beiden jüngeren Brüder Wilhelm und Albrecht verlangten von Stephan bald eine genauere Abgrenzung ihres niederbayerischen Erbes. Diese erfolgte am 3. Juni 1353 imRegensburger Vertrag. Stephan II. erhielt den Süden Niederbayerns mit der HauptstadtLandshut, während Wilhelm und Albrecht das so genannteStraubinger Ländchen zugewiesen bekamen.
Dieses Gebiet erstreckte sich als ein breites Band zu beiden Seiten derDonau vonKelheim im Westen bisSchärding im Osten, und vonFurth im Wald im Norden bisDingolfing im Süden. Es zeichnete sich durch eine im Vergleich zu anderen Territorien jener Zeit erstaunliche Geschlossenheit aus. Das Straubinger Ländchen war zwar finanziell weniger ertragreich als das reichere Landshuter Gebiet, aber etwa genauso groß wie dieses. Die Grafschaften Hennegau, Holland und Seeland waren nicht Gegenstand dieses Vertrages, weil sie ja schon 1346 von Ludwig dem Bayern ausdrücklich an Wilhelm und Albrecht vererbt worden waren. Dies war die Geburtsstunde des Herzogtums Niederbayern-Straubing-Holland.[1]
Zwischen den beiden Brüdern Wilhelm und Albrecht kam es zu keiner weiterenLandesteilung. Sie vereinbarten lediglich eine faktische Trennung ihrer Interessenbereiche. Während sich Wilhelm ganz auf die niederländischen Territorien konzentrieren wollte, in denen er schon seit einigen Jahren als Statthalter seiner Mutter regierte, übernahm Albrecht Niederbayern-Straubing. Nach dem Ende der ersten Phase desHaken-und-Kabeljau-Krieges beherrschte Wilhelm seit 1354 Holland, Seeland und Friesland, seine Mutter den Hennegau. Mit dem Tod Margarethes 1356 fiel auch Hennegau an Wilhelm. 1357 gab Albrecht während eines Konfliktes mit demKönigreich Böhmen die StadtSchärding den Habsburgern als Pfand, gewann sie aber später imFrieden von Schärding wieder zurück.
Der junge Herrscher Albrecht hatte gerade begonnen, eine neue, standesgemäßeHerzogsburg errichten zu lassen, als er Ende 1357 in die Niederlande abberufen wurde. Sein Bruder hatte einen Schlaganfall erlitten, von dem er sich nicht wieder erholte. Er galt von da an alsgeisteskrank undregierungsunfähig.
Die niederländischen Stände wandten sich nun hilfesuchend an Albrecht, den nächsten Erbberechtigten. Der scheint nicht gezögert zu haben, sein Straubinger Territorium zu verlassen und reiste RichtungDen Haag. Er wurde von einer Gruppe niederbayerischer Adeliger begleitet, die im Norden hohe Verwaltungsposten einnehmen sollten. Albrecht fand dort alles andere als geordnete Zustände vor. Ihm gelang es jedoch durch eine kluge, auf Ausgleich und Wirtschaftsförderung bedachte Politik, die Herrschaft der Wittelsbacher im Norden sowohl gegen aufständische Friesen zu sichern als auch die Parteikämpfe zwischen altadligen „Hoeken“ und städtischen „Kabeljauwen“ vorläufig zu beenden. Sein regierungsunfähiger Bruder Wilhelm fristete den Rest seines noch recht langen Lebens im hennegauischen SchlossLe Quesnoy, bevor er 1389 starb.
Außenpolitisch bemühte sich Albrecht um Neutralität und möglichst vielseitige Bündnisse mit den Nachbarn seiner Territorien.[2] Seinen jüngsten SohnJohann III. ließ er im Alter von kaum fünfzehn Jahren auf den Bischofsstuhl vonLüttich wählen. Johann amtierte fast drei Jahrzehnte lang alsFürstelekt, ohne jemals dieBischofsweihe empfangen zu haben.
Insbesondere Albrechts ehrgeizigeHeiratspolitik fand weithin Beachtung. Die von ihm organisierteDoppelhochzeit von Cambrai im Jahr 1385, bei der sein ältester SohnWilhelm II. eine Tochter des mächtigen BurgunderherzogsPhilipps des Kühnen heiratete und sich dessen SohnJohann Ohnefurcht gleichzeitig mit Albrechts TochterMargarete vermählte, war ein Großereignis von europäischem Rang. Die gut 20.000 geladenen Gäste, die sich in den Straßen vonCambrai drängten, feierten acht Tage lang. Sie konnten dabei auf so hochrangige Gratulanten wie den französischen KönigKarl VI. treffen.
Albrechts zweiter SohnAlbrecht II. übernahm ab 1387 die Statthalterschaft in Niederbayern-Straubing. Er starb jedoch bereits nach 10-jähriger Regierungszeit im Jahr 1397, sodass die Statthalterschaft an Johann III. überging. Dieser hielt sich aber höchst selten in Straubing auf, weil er von turbulenten Ereignissen in den Niederlanden in Atem gehalten wurde. So wurde Niederbayern-Straubing wieder vonPflegern undViztumen regiert, von denen einige zu beträchtlichem Einfluss gelangten. Als Albrecht I. 1404 nach 50-jähriger Herrschaftszeit starb, befand sich sein Herzogtum in einem sowohl innenpolitisch stabilen als auch wirtschaftlich prosperierenden Zustand.
Die Nachfolge trat nun Albrechts ältester SohnWilhelm II. an, der von seinem Vater die Grafschaften Hennegau, Holland und Seeland erbte, die Verwaltung über Niederbayern-Straubing besorgte weiterhin Johann III., ohne dass es zu einer Erbteilung kam.
Nach dem unerwarteten Tod Wilhelms II. im Jahr 1417 kam es zu erbitterten Machtkämpfen. Wilhelm hatte seine TochterJakobäa als Erbin der niederländischen Gebiete eingesetzt. Johann erkannte ihre Ansprüche jedoch nicht an und wollte die alleinige Macht im Herzogtum Straubing-Holland übernehmen. Reichsrecht, die Gebräuche in Holland und Seeland sowie die Hausverträge der Familie Wittelsbach waren dabei auf seiner Seite, und auch die städtisch-bürgerliche Partei der Kabeljauwen unterstützte ihn in der Hoffnung auf mehr politisches Mitspracherecht. Nachdem Johann gezeigt hatte, dass er seine Forderungen auch militärisch durchsetzen konnte, musste ihm die hartnäckig um ihr Erbe kämpfende Jakobäa stückweise die Macht über ihre Länder einräumen. Ihre wechselnden Ehebündnisse mit Frankreich,Brabant und England hatten der selbstbewussten Fürstin nicht die Hilfe eingebracht, die sie sich erhofft hatte.
KönigSigismund belehnte den ehemaligen Lütticher Elekten, der inzwischen sein Bistum aufgegeben und die KaisernichteElisabeth von Görlitz geheiratet hatte, gerne mit den niederländischen Territorien. Er befürchtete nicht zu Unrecht, dass sie unter Jakobäa allzu sehr unter die Vorherrschaft Frankreichs undBurgunds geraten würden. Johann sollte der letzte Herzog von Straubing-Holland sein. Er entfaltete in den wenigen Jahren, die ihm noch blieben, eine rege Tätigkeit. Johann förderte Künstler wie den MalerJan van Eyck[3] und ließ dasStraubinger Schloss ausbauen. Den einflussreichen ViztumHeinrich Notthafft von Wernberg, der aufgrund seines Reichtums die Kontrolle über Teile des vonHussiteneinfällen bedrohten Straubinger Ländchens erlangt hatte, ersetzte er durch einen Holländer.
Im Januar 1425 wurde Johann III. unter ungeklärten Umständen vergiftet, ohne einen Erben hinterlassen zu haben. Die umkämpften Grafschaften fielen auf seinen Wunsch aber nicht etwa an seine Nichte Jakobäa, sondern an deren VetterPhilipp III. von Burgund, gegen den sie sich abermals nicht behaupten konnte. ImHaager Vertrag von 1433 erhielt Philipp die vollständigen Herrschaftsrechte über Hennegau, Holland und Seeland, nachdem ihm schon in den Verträgen vonDouai (1425) undDelft (1428) weitreichende Vollmachten überschrieben worden waren. Damit endete die Geschichte der Wittelsbacher in den Niederlanden.[4]
Auch das „Straubinger Ländchen“ war nach Johanns Ermordung Gegenstand heftiger Streitigkeiten unter den bayerischen Wittelsbachern, an denen sich auch der spätere römische KönigAlbrecht von Österreich als Neffe Johanns beteiligte. Die Straubinger Landstände, die einenErbfolgekrieg zwischen den wittelsbachischen Linien befürchteten, riefen schließlich König Sigismund um Hilfe an. Dieser verfügte 1429 imPreßburger Schiedsspruch die Aufteilung der niederbayerischen Gebiete zwischenLudwig VII. dem Gebarteten vonBayern-Ingolstadt,Heinrich dem Reichen vonBayern-Landshut sowieErnst undWilhelm III. vonBayern-München, dem auch die HauptstadtStraubing zufiel. Ernst setzte seinen Sohn, den späteren HerzogAlbrecht III., als Statthalter in Straubing ein. Das Herzogtum Straubing-Holland hatte damit aufgehört zu existieren.[5]
Die territoriale Zersplitterung des Herzogtums führte zu einer erhöhten Mobilität der Bevölkerungsteile, die aufgrund ihrer Fähigkeiten in allen Landesteilen gebraucht wurden. Dazu gehörten die Künstler und Handwerker, die für die Ausgestaltung der herzoglichen Residenzen und den Bau von Kirchen, Klöstern und öffentlichen Gebäuden benötigt wurden. Prominente Beispiele waren die DombaumeisterHans von Burghausen undHans Krumenauer. Aus den Briefen und Urkunden der Herzöge sind daneben eine ganze Reihe weiterer Handwerker bekannt, die oft fern der Heimat tätig wurden. So ließ sich in Straubing ein Goldschmied namensHans von Seeland nieder. Auch Musiker und Sänger unternahmen weite Reisen, um ihre Künste zu zeigen. Albrecht II. vermerkt als Statthalter in Straubing den Besuch des holländischenPfeifers seines Vaters und des Sängers des römischen Königs.[6]
Für die Verwaltung des Herzogtums war es erforderlich, dass die Herzöge ständig über die Vorgänge in allen Landesteilen auf dem Laufenden gehalten wurden. Ständig waren Boten und Verwaltungsfachleute unterwegs. Damit diese ungestört reisen konnten, war ein gutes Einvernehmen mit denHerren der auf dem Weg liegenden Territorien erforderlich. Geleitbriefe des Herzogs schützten wichtige Persönlichkeiten wieJohann von Leuchtenberg und Heinrich Nothaft, die in dessen Abwesenheit das Straubinger Ländchen regierten und regelmäßig nach Holland reisen mussten. Diese Reisen können heute recht gut rekonstruiert werden, da in den herzoglichen Rechnungsbüchern alle Ausgaben für Wegzehrung und Unterbringung der Gäste detailliert niedergelegt sind. Ihnen ist auch zu entnehmen, dass gelegentlich sogar einfache Bürger auf eigene Faust zum fernen Herzog reisten.
Auch die Herzöge selbst waren viel unterwegs. Die Gefangennahme des jungen Albrecht I. durch denGrafen von Jülich 1355 macht deutlich, dass das nicht immer ganz ungefährlich war. Besonders gut dokumentiert ist die Reise des Herzogspaares und seiner TochterJohanna im Spätsommer 1370 nachNürnberg, wo Johanna an die Vertreter ihres zukünftigen SchwiegervatersKarl IV. übergeben wurde. Die Reiseroute führte vonDen Haag überRotterdam,Eindhoven,Köln,Bingen,Mainz,Frankfurt am Main undWürzburg nachNürnberg. Die Eltern verbrachten den Winter in Straubing, während die Tochter nachPrag weiterreiste. Neben solchen politisch motivierten Reisen sorgten auch die letztenKreuzzüge für Mobilität. Der spätere Herzog Wilhelm II. nahm 1386 an einemPreußenkreuzzug desDeutschen Ordens teil und die Teilnehmer am Kreuzzug gegen dieOsmanen machten 1396 in Straubing Station.
Vor allem in Den Haag, aber auch in Straubing unter Albrecht II. (1387–1397) blühte das kulturelle Leben. Bedeutende Künstler kamen von weither an den Hof der Herzöge von Straubing-Holland, der von holländischen, bayerischen, französischen und burgundischen Einflüssen geprägt war. Musiker und Herolde traten dort auf, darunterClaes Heynen, der unter dem Künstlernamen „Herold Bayern“ zu den berühmtesten Vertretern seiner Zunft zählte. Auch die höfische Dichtung erlebte einen Aufschwung. Der herzogliche KanzlerDirc Potter undWillem van Hildegaersberch schrieben über Liebe, Tugend und Ehre. Viele dieser Gedichte sind in der um 1400 entstandenenHaager Liederhandschrift enthalten. Die oft in einer holländisch-deutschen Mischsprache verfassten Texte wurden damals offenbar noch im ganzen Herzogtum verstanden.[7]
Die Herzöge von Straubing-Holland hatten sich der Förderung der Ritterkultur verschrieben. Albrecht I. stiftete sogar einen Ritterorden, den Orden vom heiligenAntonius. Herolde wie Claes Heynen priesen ritterliche Taten und überwachten die Einhaltung des ritterlichen Verhaltenskodex. Die Herzöge organisierten großeTurniere oder nahmen an denFastnachtsturnieren des europäischen Hochadels teil. Auch dasPapageienschießen erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Es war zunächst nur in den Niederlanden bekannt und wurde von Albrecht I. und dessen gleichnamigem Sohn auch in Bayern eingeführt. Der große Festsaal im Straubinger Herzogschloss trägt noch heute den NamenRittersaal. Auch die Teilnahme am Preußenkreuzzug passt in dieses Muster. Wilhelm II. wollte im Osten nicht nur Kampferfahrung sammeln, sondern auch Ritterehre.
Vor allem der letzte Herzog, Wilhelms Bruder Johann III., machte sich daneben auch um die Malerei verdient. Johann war wohl schon als Fürstelekt von Lüttich auf den jungen MalerJan van Eyck aufmerksam geworden und verpflichtete ihn als Hofmaler. In den herzöglichen Rechnungsbüchern ist van Eyck zwischen 1422 und 1424 bezeugt. Johann beauftragte seinen Hofmaler mit der Ausmalung der herzoglichen Residenz in Den Haag. Daneben erfüllte van Eyck wohl auch die üblichen Aufgaben, die mit diesem Amt verbunden waren, wie das Bemalen von Bannern und Schilden oder den Entwurf von Geschirr und Grabmälern. Möglicherweise wurde auch das Grab des Straubinger BürgersUlrich Kastenmayr von ihm entworfen, der in seiner Funktion als herzoglicher Kämmerer 1424 am Hof Johanns weilte.[8]
Die Herzöge von Straubing-Holland mussten in ihrer Regierungstätigkeit nicht nur auf ihre Nachbarn Rücksicht nehmen, sondern vermehrt auch auf ihre Untertanen. So mussten sie in Holland und Seeland zwischen zwei Parteien vermitteln, den Hoeken, die sich vor allem aus dem Adel rekrutierten, und den Kabeljauwen, die auf der Seite der aufstrebenden Städte standen, die sich immer wieder auf die Seite des einen oder anderen Mitglieds des Hauses Straubing-Holland schlugen.[9] Im ganzen Herzogtum wuchs mit ihrem wirtschaftlichen Aufstieg der Einfluss der Städte und insbesondere im Straubinger Ländchen forderten dieLandstände ein Mitspracherecht.
Die Landstände hatten sich im 14. Jahrhundert entwickelt und bestanden aus denPrälaten als Vertretern der Kirche, den Städten und Märkten und den dort ansässigen Adligen.[10] Im Straubinger Ländchen gehörten ihnen unter anderem die Städte Straubing,Cham,Deggendorf,Dingolfing,Kelheim,Landau undVilshofen und die MärkteGeiselhöring,Hengersberg,Kötzting undPlattling an.[11] Die Geistlichkeit wurde durch Klöster wieAldersbach,Mallersdorf,Metten,Niederalteich,Oberalteich,Weltenburg undWindberg vertreten.[12] Keine Mitglieder der Landstände waren die noch recht jungen Klöster der Bettelorden wie Karmeliten oderFranziskaner. Die bedeutendste Gruppe im Straubinger Ländchen waren jedoch Adelsgeschlechter wie dieKammerauer,Nussberger oderPuchberger. Am Ende des Herzogtums waren 96 namentlich bekannte Adlige Mitglied der Landstände.[13]
Die Herzöge waren meist in den nördlichen Grafschaften beschäftigt, vor allem Friesland war ein ständiger Unruheherd. Umso wichtiger war eine geschickte Außenpolitik, die ihnen den Rücken freihielt. Albrecht I. erreichte dieses Ziel, indem er seine sieben Kinder mit mächtigen Nachbarn vermählte. Er schloss Heiratsbündnisse mitBurgund,Habsburg, denLuxemburgern undJülich. Auch die Besetzung des Bischofsstuhls vonLüttich mit seinem Sohn Johann diente diesem Ziel. Albrechts Söhne besaßen allerdings nicht das politische Fingerspitzengefühl des Vaters. Innenpolitisch machten Friesen, Hoeken und Kabeljauwen immer wieder Schwierigkeiten, während vor allem das Straubinger Ländchen die Folgen derHussitenkriege zu spüren bekam.[14] Der Streit zwischen Jakobäa und Johann III. um die Niederlande sorgte ebenfalls für Unruhe.
Das größte Gewicht unter den Mitgliedern der Landstände hatten die herzoglichen Räte, die unter dem Vorsitz desViztums in Abwesenheit des Herzogs die Geschicke des niederbayerischen Landesteils lenkten. Daneben waren der Leiter der herzoglichen Kanzlei und der Landschreiber von Bedeutung. Der GeistlicheRabno von Mauren bekleidete seit 1368 die Ämter des Protonotars, des Kanzlers und des Landschreibers in Personalunion und gewann so erheblichen politischen Einfluss. Das letzte Wort hatte allerdings in der Regel derLandpfleger wie Johann von Leuchtenberg. Da die Herzöge nur selten in Straubing weilten, konnten die Pfleger und Viztume relativ selbstständig regieren. Sie mussten aber damit rechnen, bei Fehlverhalten nach Den Haag zitiert zu werden.
Die Verwaltung des Herzogtums wurde vor allem in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens von Fachleuten aus Niederbayern bestimmt, darunter Rabno von Mauren und Peter Kammerauer. Besonders deutlich wird der bayerische Einfluss in der Gestaltung der Rechnungsbücher. Diese waren vor der Ankunft Albrechts I. in Holland nüchterne Listen ohne jeden Zierrat. Albrechts Untergebene begannen nun, die Rechnungen mit kleinen Zeichnungen auszuschmücken. Kammerauer bevorzugte Tiere und Pflanzen, sein Nachfolger Conrad von Silice Hunde und Jagdszenen. Noch Heinrich Nothaft folgte dieser Tradition, die mit dem Tod des letzten Herzogs Johann III. 1425 abrupt endete. Offenbar war der neue starke MannPhilipp der Gute mehr an den nackten Zahlen als an deren Präsentation interessiert.
In der Verwaltung Straubing-Hollands waren auch Nichtadlige stark vertreten. Freie Bürger waren als Zöllner, Förster oder Rentmeister tätig, manche stiegen wie der dichtende Schatzmeister Dirc Potter sogar in den Adelsstand auf. Nur der Bereich der Rechtsprechung blieb dem alten Adel vorbehalten. In den Küstengebieten des Herzogtums war daneben das Amt des Deichgrafen von besonderer Bedeutung. Die Wasserbehörden waren hier geradezu lebenswichtig. Albrecht I. förderte deshalb das für den Küstenschutz zuständigeHooghemraadschap nach Kräften. Es führt noch heute das Wappen der Herzöge von Straubing-Holland. Im bayerischen Teil des Herzogtums, der in Landgerichte gegliedert war[15], war die Donau die wichtigste Wasserstraße. Hier waren die drei Donaubrücken und die Donaufähren die neuralgischen Punkte. Der Betrieb und die Instandhaltung der Straubinger Brücke wurde dabei den Bürgern der Stadt überlassen.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Herzogtums verlief ausgesprochen positiv. In der Anfangszeit dominierten noch Ackerbau, Viehzucht und Jagd, aber schon bald blühten in Holland und Seeland Handel, Fischerei und Schiffbau. Von entscheidender Bedeutung wurde die Erfindung desEinsalzens von Heringen um 1400. Heringe konnten nun einfacher haltbar gemacht werden. Dadurch wurden längere Fahrten möglich. Die Betreiber von Reedereien und Fischfangflotten gelangten so zu großem Reichtum, den sie auch in politisches Mitspracherecht ummünzen wollten. Viele von ihnen waren auch an den neuen Brauereien und Ziegeleien beteiligt, die mit dem Wachstum und dem Ausbau der Städte entstanden. Die Herzöge förderten die Städte durch Privilegien und konnten so Handel und Textilgewerbe in den Grafschaften etablieren.
Im fruchtbaren Niederbayern blieb die Bedeutung der Landwirtschaft größer als im Norden. Die hier lebenden Juden durften allerdings in diesem Sektor nicht tätig werden und wandten sich daher dem Handel und Bankwesen zu. Gegen Ende des Herzogtums lebten sie inDietfurt, Kelheim,Abbach, Plattling, Straubing und Vilshofen. Einige von ihnen gelangten zu beträchtlichem Reichtum. So zahlten fünfzehn namentlich bekannte Juden mit 93Gulden mehr Steuern als Städte wie Dingolfing oder Landau.[16] Allerdings entwickelten sich auch die Städte, denen wie im Norden das besondere Augenmerk der Herzöge galt, wirtschaftlich recht gut. Bedroht wurde diese Entwicklung durch die 1419 beginnendenHussitenkriege. Immer wieder fielen Soldaten aus dem nahen Böhmen imBayerischen Wald ein und raubten das Vieh und die bewegliche Habe der Menschen. Noch nach dem Ende des Herzogtums hatten dessen ErbenErnst undAlbrecht III. mit den Hussiten zu kämpfen.
Die Herzöge von Straubing-Holland, allen voran Albrecht I. während seiner mehr als fünfzigjährigen Regentschaft, kümmerten sich in hohem Maße um die Entwicklung der ihnen unterstellten Städte und Märkte.[17] In Holland und Seeland gab es bereits eine ganze Reihe kleinerer Städte, die nun durch die ihnen verliehenen Privilegien wirtschaftliche Bedeutung erlangten. Beispiele dafür sindDordrecht, dem dasStapelrecht verliehen wurde, undMiddelburg, das sich zum VorhafenAntwerpens entwickelte. InLeiden undDen Haag blühte das Textilgewerbe, während sich inDelft,Haarlem undGouda zahlreiche Brauereien etablierten. Die zunehmende Wirtschaftskraft der Städte ging mit einem verstärkten Willen zur Teilnahme an der Regierung einher. Albrecht I. konnte die Herrschaft über Delft und Dordrecht erst durch eine Belagerung der beiden Städte erzwingen.
Auch in Niederbayern fanden die Herzöge bereits etwa dreißig Städte und Märkte vor, die zum Teil von ihren wittelsbachischen Vorfahren gegründet worden waren. Die StädteStraubing undLandau gingen beispielsweise aufLudwig den Kelheimer zurück. NurDietfurt imAltmühltal wurde erst 1416 zur Stadt erhoben. Die geringere Bedeutung der neuen Stadt Dietfurt zeigt sich darin, dass deren Einkünfte nur rund 50 Pfund RegensburgerPfennige betrugen, während die der Residenzstadt Straubing bei rund 1000 Pfund lagen. Auffällig ist die verkehrsgünstige Lage der Städte und Märkte: Fast alle lagen an Kreuzungen zwischen schiffbaren Wasserstraßen und wichtigen landgebundenen Handelsstraßen. Für die Herzöge waren sie Verwaltungssitze, Rast- und Handelsplätze sowie vor allem im Norden auch Bestandteil der Grenzsicherung.
Im niederbayerischen Teil des Herzogtums durfte sich neben Straubing auch die StadtDeggendorf besonderer Förderung erfreuen. Albrecht I. besuchte die Stadt 1353 persönlich und gewährte neben einigen Steuererleichterungen die Verlegung des Septembermarktes auf einen wirtschaftlich günstigen Termin im Oktober. Er unterstützte auch die Befestigung der Stadt und die Pflasterung ihrer Straßen. 1381 gab er die Stadt als Sicherheit für die Mitgift seiner jüngsten TochterJohanna Sophie. 1410 wurde in Deggendorf einPfleggericht eingerichtet. Die Stadt Dingolfing erhielt eine Herzogsburg, der MarktRegen einKastenamt und der MarktPlattling wurde sogar an einer hochwassersicheren Stelle völlig neu angelegt. Die Förderung dieser Orte geschah dabei keineswegs aus uneigennützigen Motiven. Wenn die Orte prosperierten, konnten die Herzöge einen Teil ihres enormen Finanzbedarfs decken, indem sie sich von ihnen Geld liehen.
Die Stadt Straubing war von den Wittelsbachern bereits seit Beginn des 13. Jahrhunderts gefördert worden. HerzogLudwig der Kelheimer hatte 1218 die Straubinger Neustadt anlegen lassen. Die Herzöge von Straubing-Holland setzten diese Politik fort. Auch wenn sie sich nach 1358 meist im Norden aufhielten, blieb Straubing als wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Ausgangspunkt herzoglicher Interventionen bei Kaiser und Papst ein Eckpfeiler ihrer Politik. Nicht nur die Herzöge selbst weilten immer wieder in Straubing, auch die Teilnehmer derSchlacht von Nikopolis machten 1396 hier Halt. 1422 kam sogar König Sigismund mit Frau und großem Gefolge nach Straubing. Auch zwischen Straubing und Den Haag, der nördlichen Residenz, herrschte reger Verkehr. So waren die Herzöge immer über die Vorgänge im Straubinger Ländchen informiert.
Straubing selbst wurde in vielerlei Hinsicht gefördert. Privilegien wurden bestätigt, Jahrmärkte genehmigt, Steuern gesenkt und nicht zuletzt auch zahlreiche neue Gebäude errichtet, die bis heute das Stadtbild prägen. 1356 legte Albrecht I. den Grundstein für ein repräsentatives neuesHerzogsschloss, das sein Sohn Johann III. noch ausbauen ließ. Der von Johann errichtete Rittersaal zählt zu den größten Festräumen des deutschen Mittelalters. Auf die Initiative Albrechts I. gehen auch die Ansiedlung derBeschuhten Karmeliten und der Bau derKarmelitenkirche zurück. Das Grabmal Albrechts II. imChor der Kirche ist das einzige erhaltene Grab eines Herzogs von Straubing-Holland.[18] Daneben wurden die Straßen der Stadt gepflastert, derStadtturm vollendet und das Ende November 2016 bei einem Brand stark beschädigteRathaus sowie die KirchenSt. Jakob undSt. Veit errichtet.
Den Haag war seit 1229 Residenz der Grafen von Holland gewesen, hatte aber unter demHaus Avesnes stark an Bedeutung verloren. Noch Margarethe und ihr Sohn Wilhelm I. maßen dem Hennegau größere Bedeutung zu. Erst Wilhelms Bruder Albrecht I., der 1358 als Regent in den Norden kam, wählte wieder Den Haag als Herrschaftssitz.
Der Aufstieg zur Residenz zeigte sich nicht zuletzt in einer regen Bautätigkeit. Insbesondere das ehemals gräfliche und nun herzogliche Schloss, der ab 1250 erbauteBinnenhof, wurde von Albrecht deutlich erweitert und durch eine Kapelle und eine Reihe von Wirtschaftsgebäuden ergänzt. Kurz vor seinem Tod stiftete er mit seiner zweiten Frau Margarethe von Kleve einDominikanerkloster, das sich später zu einer der beliebtesten Grablegen Den Haags entwickelte.
Den Haag war damals noch relativ klein und noch nicht zur Stadt erhoben worden, der Einfluss der Bürger war somit geringer als an anderen Orten in den Grafschaften. Der Herzog konnte also nach Gutdünken schalten und walten. Der Hof und die zahlreichen Baumaßnahmen zogen bald Handwerker und Kaufleute von weit her in den Haag. Das Grabmal von Albrechts erster Frau Margarethe von Liegnitz wurde beispielsweise von Johann dem Bayern und von Jakob von München gestaltet. Durch Arbeiter und Beamte aus dem heimatlichen Bayern und vor allem durch Gesandte der europäischen Fürstenhäuser wurde die Residenz zu einem Ort des internationalen Austauschs. Trotz der machtpolitisch zunächst wenig bedeutenden Position der Herzöge von Straubing-Holland gelangte ihre Residenz in Den Haag so zu europäischer Bedeutung.
Die Linie der Herzöge von Straubing-Holland geht auf KaiserLudwig IV. und dessen zweite EhefrauMargarethe von Avesnes zurück.[19] Ihr SohnWilhelm I. war der erste Herzog. Wilhelm erlitt jedoch 1357 einen geistigen Zusammenbruch und blieb kinderlos. Sein Nachfolger wurde sein BruderAlbrecht I. Albrecht I. hatte zahlreiche Kinder, darunter drei eheliche Söhne,Wilhelm II.,Albrecht II. undJohann III. Daneben hatte er vier eheliche Töchter, von denenKatharina mitWilhelm von Jülich,Johanna mitWenzel von Böhmen,Margarete mitJohann von Burgund undJohanna Sophie mitAlbrecht von Österreich verheiratet war. Aus mehreren unehelichen Verbindungen hatte Albrecht I. noch mindestens sieben weitere Kinder.
Trotz der vielen Kinder, die er in die Welt gesetzt hatte, sollte das Haus Straubing-Holland Albrecht I. nur um zwei Generationen überdauern. Wilhelm II. hatte nur eine Tochter aus seiner Ehe mitMargarete von Burgund, seine vier unehelichen Söhne waren nicht zur Nachfolge berechtigt. Seine Brüder Albrecht II. und Johann III. hatten keine Kinder. Albrecht II. starb, bevor er eine Ehe eingehen konnte, und Johann musste als Bischof von Lüttich lange unverheiratet bleiben. Mit Johann III. starb 1425 das letzte männliche Mitglied der Dynastie, die schließlich 1436 mit dem Tod Jakobäas, der Tochter Wilhelms II., ausstarb. Die von ihr beherrschten Territorien fielen an Burgund und an die anderen bayerischen Teilherzogtümer.
Name | Regierungszeit | Abstammung |
---|---|---|
Wilhelm I. | 1347–1389 Herzog von Straubing-Holland, seit 1357 wegen einer Geisteskrankheit regierungsunfähig | Sohn Ludwigs IV. |
Albrecht I. | 1347–1404 Herzog von Straubing-Holland, 1347–1358 Herzog in Straubing, 1358–1389 Regent der Niederlande | Bruder Wilhelms I. |
Albrecht II. | 1387–1397 Statthalter in Straubing | Sohn Albrechts I. |
Wilhelm II. | 1404–1417 Herzog von Straubing-Holland, Herzog in den Niederlanden | Sohn Albrechts I. |
Johann III. | 1404–1425 Herzog von Straubing-Holland, 1404–1417 Herzog in Straubing | Sohn Albrechts I. |
Jakobäa | 1417–1433 Erbin der Niederlande, von Johann III. 1420 entmachtet | Tochter Wilhelms II. |
Die Quellenlage insbesondere für die späteren Jahre ist relativ gut, da dieLandschreiberrechnungen des Herzogtums Straubing-Holland für die Jahre 1421–1427 durchgehend überliefert sind. Die große Entfernung zwischen den niederländischen Landesteilen und dem Straubinger Ländchen erzwang allerdings schon früher eine weitgehende Verschriftlichung der Verwaltung. Die bedeutendste und wohl am besten erforschte Quelle für die Verwaltung des Herzogtums ist der LandschreiberHans Kastenmayr, der dieses Amt im Oktober 1421 übernahm. Die Rechnungen Kastenmayrs wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts zufällig im Regensburger Stadtarchiv entdeckt und waren in den letzten Jahren Gegenstand zweier wissenschaftlicher Arbeiten.[20] Die Rechnungen der Jahre 1411–1421 sind nicht erhalten geblieben, sie können aber teilweise aus einer Aufstellung von Forderungen seines Viztums Heinrich Nothaft an Johann III. erschlossen werden.[21]
Weitere wichtige Quellen sind die im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München lagernden Urkunden sowie die von Dietrich Kerle und Hermann Herre herausgegebenenDeutschen Reichstagsakten.[22] Von Bedeutung sind zudem die vonJohannes Mondschein, Fridolin Solleder und Adalbert Scherl zusammengestellten Urkunden undRegesten zur Straubinger Stadtgeschichte[23] und dieRegesta Imperii[24] sowie dieNeuburger Kopialbücher. Von entscheidender Bedeutung für die Ereignisgeschichte sind zudem die Werke desAugustinerchorherrenAndreas von Regensburg, der als bedeutendster bayerischer Geschichtsschreiber seiner Zeit gilt.[25] Das Herzogtum Straubing-Holland findet vor allem imDiarium sexennale und derChronica Husitarum Erwähnung.
Das Herzogtum Straubing-Holland ist aufgrund der 2003 abgehaltenen 650-Jahr-Feier wieder in den Blickpunkt der Forschung geraten.[26] Die im Folgenden angegebene aktuelle Literatur beschränkt sich neben zwei Arbeiten zu den Landschreiberrechnungen Hans Kastenmayrs aber vor allem auf Überblicksdarstellungen. Biografien einzelner Herzöge von Straubing-Holland sind – von belletristischen Werken über Jakobäa abgesehen – in den letzten Jahren leider nicht entstanden.[27] Mit spezielleren Fragen beschäftigte sich der niederländische Historiker Dick de Boer,[28] dessen Arbeiten jedoch meist nur in niederländischer Sprache vorliegen, sowie einige kleinere Schriften zu baugeschichtlichen Themen.[29]
Sekundärliteratur in Auswahl: