DieStadt Brüssel (meist nurBrüssel;französischVille de Bruxelles [bryˈsɛl],niederländischStad Brussel [ˈbrɵsəɫ]) ist eine der19 Gemeinden der zweisprachigenRegion Brüssel-Hauptstadt und die Hauptstadt desKönigreichs Belgien mit 196.828 Einwohnern (1. Januar 2024) im amtlichen Gemeindegebiet. Das Siedlungsgebiet der Region Brüssel-Hauptstadt indessen zählt 1,2 Millionen Einwohner. Da das Gemeindegebiet auch einige Parks umfasst, ist die Bevölkerungsdichte der Stadtgemeinde mit 5.676 Einwohnern pro Quadratkilometer geringer als die der Hauptstadtregion mit 7.362 Einwohnern pro Quadratkilometer.
Obligation der Stadt Brüssel vom 22. Dezember 1925
1229 erhielt Brüssel das Stadtrecht, woraufhin der erste, 4 km lange Mauerring gebaut wurde, der im Wesentlichen die Handwerkersiedlung um den Großen Markt umschloss. Am Hügelhang östlich dieser Siedlung entstand in mehreren Bauphasen derKoudenberg-Palast, Sitz der Herzöge und später der Statthalter, der allerdings in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar 1730 durch ein Missgeschick abbrannte. Schon im späten 14. Jahrhundert war die Stadt so stark angewachsen, dass man einen zweiten Mauerring errichtete, von dem dieHallepoort (Hallesches Tor) erhalten ist und dessen Verlauf heute von den breiten Boulevards desKleine Ring markiert wird.
Das Rathaus wurde 1401 bis 1421 gebaut. 1426 bekamen dieHandwerkerzünfte maßgeblichen Einfluss in der Stadtverwaltung. Um den Großen Markt reihten sich prächtige Zunft- bzw. Gildehäuser.[1] Bereits 1522 ließ die habsburgische RegentinMargarete von Österreich erste evangelische Gläubige verhaften. Am 1. Juli 1523 wurden die AugustinermöncheJohannes van Esschen undHendrik Vos, die erstenlutherischenProtestanten, nach einem Urteil durch dieInquisition auf dem Marktplatz öffentlich verbrannt.[2]
Stadtansicht von Brüssel um 1610
Nach derBombardierung von Brüssel im August 1695 durch französische Truppen wurde nur das Rathaus im gotischen Stil wiederaufgebaut, die Gildehäuser entstanden neu im Barockstil. Dadurch bekam dieGrand-Place ihre heutige Gestalt.
Im Rahmen des Ausbaus der Stadt Brüssel zur belgischen Hauptstadt wurde die Avenue Louise mit dem Bois de la Cambre in die Stadt Brüssel eingemeindet. 1855 erhielt die Stadt ein neues Stadtviertel, das Quartier Léopold mit dem heutigenEuropaviertel, wodurch die GemeindeSaint-Josse 142 ihrer vormals 253 Hektar verlor.
1921 fusionierte die ursprüngliche Stadt Brüssel mit den Teilgemeinden Laken, Neder-Over-Heembeek und Haren.
Als Bürgermeister prägte derSozialistFreddy Thielemans von 1994 bis 1995 und besonders von 2001 bis 2013 lange die Stadtpolitik. Nach seinem Rücktritt im Dezember 2013, ein Jahr nach seiner Wiederwahl, folgte auf ihn der SozialistYvan Mayeur. Dieser trat am 8. Juni 2017 anlässlich desSamusocial-Skandals (Veruntreuung öffentlicher Gelder) zurück und der SozialistPhilippe Close wurde sein Nachfolger.[3]
Die Gemeinde Brüssel(-Stadt) in der Region Brüssel-Hauptstadt
Die Stadt Brüssel (auf der Karte die rote Fläche) bestand ursprünglich nur aus dem Stadtkern von Brüssel, derBrüssel-Zentrum oder wegen seiner fünfeckigen Form auchPentagon genannt wird. Heutzutage kann man die Stadt Brüssel in sechs Stadtteile gliedern (siehe nächster Abschnitt).
Die Gemeinde hat 196.828 Einwohner (Stand 1. Januar 2024) und ist 32,61 km² groß.
Die sechs Stadtteile der Stadt Brüssel sind das Pentagon (Stadtzentrum), Laken, Neder-over-Heembeek, Haren, das Europaviertel(Quartier Léopold U.E.) und die Südachse Louise/Louiza-Roosevelt.
Laeken liegt im Nordwesten der Stadt Brüssel und war bis zu seiner Eingemeindung im März 1921 eine selbständige Gemeinde, die bis heute die eigene Postleitzahl 1020 bewahrt hat. Im Jahr 2005 wurden 51.839 Einwohner gezählt. In Laeken stehen unter anderem dasAtomium, dasKönig-Baudouin-Stadion, derHeyselpark, das Messegelände und das königlicheSchloss.
Dieser Stadtteil liegt im Nordwesten und behielt seine eigenständige Postleitzahl 1120 auch nach der Eingemeindung. Ursprünglich bestand er aus zwei Dörfern an dem Bach Heembeek („Hausbach“), die als Over-Heembeek („Ober-Heembeek“) und Neder-Heembeek („Unter-Heembeek“) seit 1284 bekannt waren und 1814 fusionierten. Die erste Erwähnung erfolgte in einem Dokument 673, als derMerowinger-KönigTheuderich III.Haimbecha dem Kloster Saint-Vaast-Lez-Arras überträgt, das eine Herrschaft imHennegau besaß. Damit ist Neder-Over-Heembeek die älteste Gemeinde der Hauptstadtregion Brüssel.[4]
Im Jahr 2005 hatte Neder-Over-Heembeek 13.313 Einwohner. In dem Stadtteil befindet sich das 1974 errichteteMilitärkrankenhaus Königin Astrid (MHKA; französisch:Hôpital militaire Reine Astrid; niederländisch:Militair Hospitaal Koningin Astrid) derbelgischen Streitkräfte.
Nordöstlich von Neder-Heembeek lag der WeilerRansbeek, der in den 1930er Jahren dem Bau einer großenKokerei, derCokeries de Marly, zum Opfer fiel. Lediglich die 1669 geweihte barocke Lendrikkapelle konnte gerettet werden und wurde im Bereich der ParkdomäneDrie Fonteinen inVilvoorde wenige hundert Meter weiter nördlich wieder aufgebaut. Die Kapelle stand oberhalb einer kleinen Quelle, die noch heute von einem kleinen Wäldchen eingefasst ist. In Ransbeek lag der Hofvan Crayenhove, der im 17. Jahrhundert durch das Schloss Moriensart ersetzt wurde.
In Ransbeek fand 1142 oder 1147 dieSchlacht von Ransbeek statt, im Rahmen desGrimbergener Krieges zwischen 1139/1141 bis 1159. Dabei hatten Walter vanMechelen und Geeraard vanGrimbergen aus dem Haus der Herren vonBerthout, derGrafschaft Leuven den Krieg erklärt, nachdem der HerzogGottfried II., Herzog vonBrabant und Graf von Löwen gestorben war und sein NachfolgerGottfried III. erst zwei Jahre alt gewesen sein soll. Der Legende nach hing er neben dem Schlachtfeld in einer Wiege in einem Eichenbaum und hätte während der dreitägigen Schlacht mehrfach sichtbar gegen die Eiche gepinkelt. Nach dem Sieg des Herzogtums Brabant wurde zur Erinnerung daran der Eichenbaum nach Brüssel gebracht und dort in derrue du Chêne/Eikstraat aufgestellt, zusammen mit einer Bronzefigur des pinkelnden Herzogs, alsManneken Pis.[5]
Der relativ isolierte Stadtteil Haren liegt östlich der Senne zwischen den GemeindenEvere,Diegem undMachelen und ist umgeben von zahlreichen Bahnlinien. Nach seiner Eingemeindung 1921 bewahrte er seine eigenständigePostleitzahl 1130.Erstmals wurde Haren 1040 erwähnt, der Name wird auf das vordeutsche Wort Aar zurückgeführt, das „schnellfließendes Wasser“ bedeutet und Ableitungen zu Ahr, Aarau, Aren hat. Die alte Brabanter Form Haeren wird heute in der französischen Schreibweise erhalten, während die niederländischsprachige offizielle Version heuteHaren ist und sich auch im französischsprachigen Gebrauch zunehmend durchsetzt.
Das alte Dorf Haeren liegt östlich der Senne zwischen den zwei Hügeln Harenberg und Dobbelenberg, die auch heute noch gut erkennbar sind. Es wurde von mehreren Bächen durchflossen, u. a. von der Beemdgracht und dem Hollebeek, die beide in Höhe der Buda-Brücke in die Senne mündeten. Im Jahr 1322 wurde das nur noch teilweise erhaltene Schloss alsCastrum apud Haren erstmals erwähnt.
Haren ist Sitz des Hauptquartiers derNATO und vonEurocontrol. Auf dem Territorium von Haren (und teilweise von Evere) lag auch der erste belgische Flughafen, der 1914 im Rahmen der deutschen Besatzung imErsten Weltkrieg eröffnet wurde und bis zum Neubau desFlughafens in Zaventem/Melsbroek bis 1949 als ziviler und militärischer Flughafen genutzt wurde. Ebenso hatte die ehemalige belgische FluggesellschaftSabena ihren Sitz in Haren.
Die wichtigeBrüsseler Nord-Süd-Verbindungsbahn unterquert die Innenstadt in einem Tunnel. Fern-, Regional- undS-Bahn-Züge halten am Bahnhof Bruxelles-Central/Brussel-Centraal, die Linie S1 auch an den Halten Bruxelles-Congrès/Brussel-Congres und Bru.-Chapelle/Kapellekerk. Im Norden des Stadtgebiets befinden sich die Bahnhöfe Tour-et-Taxis (S10) und Bockstael (S3, S4, S10) an der Strecke nach Gent. Das Europaviertel wird von einemweiteren Eisenbahntunnel Richtung Namur unterquert, wo sich der Bruxelles-Schuman/Brussel-Schuman befindet. Diese wird ebenfalls von zahlreichen Fernzügen und S-Bahn-Linien bedient.
Das Brüsseler Stadtgebiet wird von allen Linien derMetro Brüssel bedient. Die Linien 2 und 6 umfahren die Innenstadt als Ringlinie, während die Linien 1 und 5 eine Ost-West-Querung ermöglichen. DiePrémetro-Linien 3 und 4 sind eine weitere Nord-Süd-Querung neben der Verbindungsbahn. Der Norden des Stadtgebiets wird durch die Metro-Linie 6 erschlossen. WichtigeTramlinien in der Innenstadt und im Süden sind die Linien 8, 51, 83, 92, 93 und 97. Im Norden leisten die Linien 3, 7 und 19 eine wichtige Rolle zur Ergänzung der Metro. Zahlreiche Buslinien verbinden die Stadt Brüssel mit der Region und auch dem Umland.
Langjähriger Bürgermeister war von 2001 bis 2013Freddy Thielemans von derSozialistischen Partei (PS). Bei den Kommunalwahlen vom 14. Oktober 2012 gewannen die Sozialisten (als gemeinsame Liste von PS undsp.a) 29,1 % der Stimme, die Liberalen (Mouvement Réformateur (MR) undOpen-VLD) 17,9 % und bildeten eine neue Koalition, die 25 der 41 Stimmen der frankophonen Stadtratsmitglieder und 4 der acht flämischen Mitglieder umfasste.[6] Ende 2013 trat Thielemans aus Altersgründen zurück, es folgte ihmYvan Mayeur, ebenfalls von der Sozialistischen Partei und zuvor Vorsitzender des CPAS (Centre Public d’Action Sociale, in etwa das Sozialamt).[7] Im Juni 2017 trat Mayeur von seinem Amt zurück, nachdem Vorwürfe laut geworden waren, er habe bei der ObdachlosenorganisationSamusocial überzogene Sitzungsgelder erhalten.[8] Am 20. Juli 2017 wurde der bisherige Fraktionsvorsitzende der PS im Brüsseler Regionalparlament,Philippe Close, zu seinem Nachfolger vereidigt.[9]
Der Haushalt war für 2017 wie in den Vorjahren ausgeglichen und umfasste 770 Millionen Euro, dazu kamen 120 Millionen Euro Investitionsbudget, die zur Hälfte der Region, dem Land und Europa beigetragen werden. Vom Haushalt entfielen 8 % auf den Schuldendienst, und etwa die Hälfte für die mehr als 8.000 Angestellten. Aufgrund der Aufgabenverteilung auf kommunaler, regionaler, Gemeinschafts- und föderaler Ebene entfiel der größte Anteil des Budgets auf die Schulen (28,4 %), gefolgt von Projekten der Stadtteilentwicklung (Contrats de Quartier/Wijkcontracten, 9,3 %) und öffentlichem Nahverkehr (9,2 %).[10]
KircheSaint Jean-Baptiste du BéguinageMaison Saint-Cyr amSquare Ambiorix/Ambiorixplein, 1901 bis 1903 als Privatresidenz gebaut, heute leerstehendInnenansicht der Kirche Sainte Catherine/Sint Katelijne im Stadtzentrum von Brüssel
Die folgende Auflistung zeigt eine Auswahl von Sehenswürdigkeiten der Stadt Brüssel. (Zu Sehenswürdigkeiten des Stadtteils Laken sieheLaken; zu Sehenswürdigkeiten der Region Brüssel-Hauptstadt sieheBrüssel).
berühmte Jugendstil-Bauwerke:Old England (→Lage50.8428634.358783)Maison Saint-Cyr (→Lage50.8478144.383931)Hôtel van Eetvelde von Victor Horta (→Lage50.847164.380466)
die Halles Saint-Gery (Sint-Gorikshallen) (→Lage50.8479624.347243), eine alte Markthalle aus dem Jahr 1882, wo u. a. Ausstellungen und Konzerte stattfinden
↑Stubbe, Achilles: Der große Markt in Brüssel. Langewiesche, Königstein im Taunus 1953
↑C. J. Herman Frick:Heinrich Voes and Johannes Esch: ‘They seem like roses to me’ [Voes on the pyre]. Martyrs of the Evangelical-Lutheran Church (3rd ed.). M. Neidner, Saint Louis 1853.
↑Philippe Close wordt burgemeester, verdeling bevoegdheden volgt later. Bruzz 8. Juni 2017,online (abgerufen am 11. Juni 2017)
↑Guides des communes de la Régio Bruxelloise:Bruxelles (Laeken, Neder-Over-Heembeek, Haeren). Guides CFC-Éditions, Brüssel 2005,ISBN 2-930018-56-9
↑Jean-Marie Binst:Waar ligt Ransbeek en waarom is het geen fusiegemeente van de stad Brussel? Bruzz vom 30. Mai 2018, Seite 28