EinSpotmarkt (englischspot market; auchKassamarkt,Lokomarkt oderEffektivmarkt) ist in derFinanzwirtschaft einökonomischer Markt, an demAngebot undNachfrage von Spot- oderKassageschäften aufeinandertreffen. Sein Pendant ist derTerminmarkt.
Er hat seinen Namen vomKassageschäft (englischspot contract), das sofort (englischon the spot) von beidenKontrahenten zu erfüllen ist. Kassageschäfte werden auf einem eigens hierfür vorgesehenen Markt, dem Kassa- oder Spotmarkt, gehandelt.
Als Vorläufer der heutigen Kassamärkte gelten derWaren- undRohstoffhandel, die hierfür zunächst die BezeichnungenLoko-,Prompt-,Liefer- oderEffektivgeschäft verwendeten. Auf die sofortigeFälligkeit wiesen die Ausdrücke „prompte Lieferung“ oder „per Kasse“ (danachKassa-,Komptant- oderKontantgeschäft [kõ tã:]) hin. Das Komptantgeschäft hatte seinen Namen aus dem französischen Kassamarkt (französischmarché au comptant).[1] Das Lokogeschäft leitete seinen Namen auslateinischlocus „Platz, Ort, greifbar“ ab. Auch das englischespot cash („sofortige Barzahlung“) setzte voraus, dass die Ware am Markt oder Börsenplatz vorhanden („Platzgeschäft“) oder innerhalb sehr kurzer Frist verfügbar war und sofort (on the spot) bezahlt werden musste. Käufer und Verkäufer unterwarfen sich demHandelsbrauch, entweder sofort oder wenige Tage danach ihre gegenseitigen Verpflichtungen zu erfüllen. Die einfachste Form desWareneinkaufs war derLokoabschluss, der in vorrätiger, sofort lieferbarer, „greifbarer“ Ware bestand.[2]
Die durch Kassageschäfte auf dem Spotmarkt gehandeltenHandelsobjekte sind insbesondereDevisen,Edelmetalle,Wertpapiere (Effekten) oderCommodities (wieelektrischer Strom,Erdöl,Erdgas oderMetalle), die nachstandardisierten Verträgen (Finanzkontrakte) gehandelt werden. Commodities auf Spotmärkten werden auch „Spot-Commodities“ oderenglischactuals genannt.[3]
Ein Spotmarkt istDieter Schneider zufolge durchZug-um-Zug-Geschäfte über vereinheitlichte Handelsobjekte gekennzeichnet, die unverzüglich geliefert werden müssen.[4] Von denKontrahenten sind die Geschäfte beidseitig spätestens zweiBörsentage nach Geschäftsabschluss zuerfüllen, also dieLieferung des Handelsobjekts und Zug um Zug dieZahlung des vereinbartenPreises alsGegenleistung.[5] Geschäfte darüber hinaus werden demTerminmarkt zugerechnet.
Die Abgrenzung zwischen Kassa- und Terminmarkt findet insbesondere durch die Erfüllungsfrist der beiderseitigen Leistungsversprechen statt. Die an einem Kassamarkt gehandelten Preise bezeichnet man alsKassa- oder Einheitskurs, während man imEmissionshandel vomClearingpreis einesZertifikates und an derTerminbörse vomTerminkurs spricht. Der Käufer am Kassamarkt hat den sich durch denKassakurs ergebenden Gegenwert innerhalb von zwei Börsentagen zu zahlen, während der Verkäufer das vereinbarte Handelsobjekt ebenfalls innerhalb dieses Zeitraumes dem Käufer zur Verfügung stellen muss.
Für das jeweilige Handelsobjekt wird eine Handelseinheit als Mindestumsatzmenge für den Kassamarkt festgelegt. Bei Effekten oder Devisen sind es unterschiedlicheNennwerte (oderStückaktien), beim Rohöl ist dies einBarrel Light Sweet Crude Oil oder einBarrelBrent Crude Oil, bei Edelmetallen eineFeinunze.
Den Begriff Spotmarkt benutzt insbesondere der Ölhandel, womit er denHandelsplatz für Mineralölprodukte wieRohöl bezeichnet. Für Rohöl ist inEuropa der Spotmarkt inRotterdam maßgebend, wo wegen seinesÖlhafens vieleMineralölgesellschaften undRaffinerien beheimatet sind. Er war ursprünglich nur ein Restmarkt für Raffinerieprodukte und weniger für Rohöl. In den 1970er Jahren weitete der Handel sich langsam auch auf Rohöl aus, allerdings wurden bis Ende der 1970er Jahre höchstens 10 % der internationalen Öllieferungen über die Spotmärkte abgewickelt. Ende 1982 lief bereits mehr als die Hälfte des international gehandelten Rohöls über den Spotmarkt oder wurde zu Preisen verkauft, die sich am Spotmarkt orientierten. Der für Europa und Deutschland zuständige Markt ist der Rotterdamer Spotmarkt, ein „virtueller“ Markt, dessenMarktteilnehmer in ganz Europa beheimatet sind; Geschäfte werden mittelsComputerhandel abgeschlossen. Über Spotmärkte werden heute rund 40 % des weltweiten Ölhandels abgewickelt.[6]
An derNASDAQ OMX Commodities Europe inOslo werden imBörsensegment des „Elspot“ Strommengen zur Lieferung am nächsten Tag gehandelt.[7] Auch dieEPEX SPOT bietet Stromlieferung für den nächsten Werktag an, sogar innerhalbdesselben Handelstages kann eineStromlieferung (und Bezahlung) erfolgen.
Finanzrisiken
DasErfüllungsrisiko auf Spotmärkten besteht für denZahlungsempfänger (Lieferant des Handelsobjekts) aus einemZahlungsrisiko, weil er zum Zeitpunkt seinerLieferung nicht weiß, ob dieZahlung bereits erfolgt ist. DerZahlungspflichtige besitzt ein komplementäres Lieferrisiko, weil ihm zum Zeitpunkt seiner Zahlung unbekannt ist, ob die Lieferung erfolgt. Zahlung und/oder Lieferung können wegen desInsolvenzrisikos der beiden Kontrahentenausfallen. Wegen der sehr kurzen Erfüllungsfrist ist dieses Risiko gering, aber theoretisch vorhanden.[8]
Institutionalisierung
AnBörsen (Wertpapierbörsen,Warenbörsen,Energiebörsen) werden im Regelfall Kassageschäfte getätigt, sie sind also meist reine Spotmärkte. Termingeschäfte sind dagegen überwiegend für Terminbörsen vorgesehen. Insbesondere bei Energie (Strom, Erdöl) wird von Spotmärkten gesprochen. DieVertragsklausel „auf Spotbasis“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass eine sofortige Lieferung und sofortige Zahlung zu erfolgen hat.[9]
Kointegration
Heftig diskutiert wird die Frage nach einerKointegrationsbeziehung zwischen Spot- und Terminmarkt, die ein langfristigesMarktgleichgewicht zwischen beiden erfordert, aber kurzfristige Ungleichgewichte zulässt. Wird eine Kointegrationsbeziehung für ein bestimmtes Handelsobjekt angenommen, so ist dies ein Indiz dafür, dass sich der Kassakurs und der Terminkurs langfristig gemeinsam entwickeln und sich in einem langfristigenGleichgewicht befinden, von dem kurzfristige Abweichungen möglich sind.[10]
Den Preiszusammenhang zwischen Termin- und Kassakursen mittels Kointegrationsanalyse untersuchten unter anderem Autoren erstmals 1991 fürKaffee,Mais,Baumwolle,Gold,Sojabohnen undRindfleisch (Commodities).[11] Interpretiert man die Preisdifferenzen zwischen Spot- und Terminmarkt vereinfacht alsFinanzierungskosten, so lassen sich die kontemporären Preisbeziehungen wie folgt umschreiben:[12]
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Dabei sind der logarithmierte Terminmarktpreis, der logarithmierte Kassamarktpreis, die Zinsen und die Restlaufzeit des Kontraktes.
Funktional sind beideTeilmärkte eng miteinander verflochten.Swapgeschäfte beispielsweise sind vomSwapsatz und damit gleichzeitig vom Kassa- und Terminkurs abhängig, woraus sich eine engeInterdependenz derKursbildung auf diesen beiden Märkten ergibt.[13] Hier kommt ein Marktgleichgewicht zustande, wenn einer Kassa-Nachfrage derArbitrageure ein entsprechendes Kassa-Angebot desAußenhandels und derSpekulanten gegenübersteht und gleichzeitig auf dem Terminmarkt eine Angebotsdeckung erfolgen kann. Übersteigt der künftig erwartete Kassakurs den für diesen Zeitpunkt geltenden Terminkurs, so werden Spekulanten auf dem Terminmarkt sofortFremdwährung kaufen, um sie am Erfüllungstag gewinnbringend wieder verkaufen zu können, wodurch der Terminkurs steigt.[14] Auch der Bundesrat[15] und dieMonopolkommission[16] gehen davon aus, dass der Spotmarkt den Terminmarkt (imEnergiesektor) wesentlich beeinflusst.
Der Spotmarkt besitzt zwar den gleichen Wortbestandteil wie derWerbespot, doch ist letzterer inFernsehen undKino ein kurzerWerbefilm.