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Sozialpsychologie

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DieSozialpsychologie untersucht, wiepsychologische undsoziale Prozesse das menschlicheVerhalten undErleben beeinflussen. Sie beschäftigt sich mit Fragen wie der Entstehung vonVorurteilen, der Gestaltungsozialer Beziehungen oder den Auswirkungen vonMediengewalt. Diese Themen sind von zentraler Bedeutung für das Verständnis grundlegender menschlicher Eigenschaften, wieAggression oderKooperation, und haben weitreichende gesellschaftliche Relevanz. Die Sozialpsychologie liefert wichtige Erkenntnisse, die in praktischen Bereichen wie derArbeitspsychologie,Gesundheitspsychologie oder derpolitischen Psychologie angewendet werden.[1]

Ein zentrales Ziel der sozialpsychologischen Forschung ist es, Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu entwickeln. Dies umfasst die Förderung vonTeamarbeit, die Prävention vonMobbing oder die Bekämpfung vonDiskriminierung. Dabei kommen modernestatistische Methoden, wie dielogistische Regression, zum Einsatz, um den Einfluss von sozialen und psychologischen Faktoren auf binäre, diskrete Variablen zu untersuchen. Diese Methoden ermöglichen es, komplexe soziale Phänomene zu verstehen und fundierte Handlungsempfehlungen abzuleiten.[1]

Definition

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Eine weit verbreitete Definition stammt vom US-amerikanischen SozialpsychologenGordon W. Allport aus dem Jahr 1954:[2]

„Sozialpsychologie ist der wissenschaftliche Versuch zu erklären, wie die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von Individuen beeinflusst werden durch die tatsächliche, vorgestellte oder implizite Anwesenheit anderer Menschen.“

Grundsätzlich kann in der Sozialpsychologie auf Ebene derintrapsychischen Prozesse, wie auch auf Ebene dersozialen Interaktion analysiert werden. Weitere Analyseebenen sind darüber hinaus dieintra- undintergruppale Interaktion.[3]

Zwei fundamentaleAxiome der Sozialpsychologie lauten:[4]

  1. Menschen konstruieren ihre eigene Realität.
  2. Das gesamte Erleben und Verhalten wird vonsozialen Beziehungen beeinflusst.

Geschichte der Sozialpsychologie

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Den Beginn des Fachgebiets Sozialpsychologie terminieren Jonas, Stroebe und Hewstone auf1898, als die mutmaßlich ersten sozialpsychologischen Experimente durchNorman Triplett durchgeführt wurden. Triplett konnte zeigen, dassRadrennfahrer bessere Leistungen erbringen, wenn sie gegen Wettbewerber oder einenSchrittmacher antreten. Diesequasiexperimentellen Befunde validierte Triplett durch ein Folgeexperiment, in dem Schulkinder das Aufrollen einer Angelschnur alleine oder im Wettkampf ausführten; heute werden diese Experimente als Belege für den Effekt dersozialen Erleichterung genannt.

Das Jahr1908, in dem die ersten beiden Lehrbücher der Sozialpsychologie veröffentlicht wurden, halten Jonas et al. für eine suboptimale Annahme zum Beginn der Sozialpsychologie – der SoziologeEdward Alsworth Ross publizierteSocial psychology, an outline and source book durch die New YorkerMacmillan Company; der PsychologeWilliam McDougall schriebAn Introduction to Social Psychology, welche ursprünglich beiMethuen & Co. in London veröffentlicht wurde. Beide Texte enthielten wenig Inhalte, die nach heutigen Maßstäben der Sozialpsychologie zugeordnet werden könnten.[5]

Entwicklungspfade der Sozialpsychologie

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Es lassen sich zwei verschiedene Entwicklungsstränge in der Sozialpsychologie ausmachen:

  • diesoziologische Sozialpsychologie, die v. a. in Europa als Teilgebiet der Soziologie entwickelt wurde und
  • diepsychologische Sozialpsychologie, die in den USA entwickelt wurde und sich inzwischen auch in Europa etabliert hat.

Der Unterschied zwischen den beiden Ansätzen besteht darin, dass sich die soziologische Sozialpsychologie stärker aufGruppenprozesse ausrichtet, während sich die psychologische Sozialpsychologie stärker auf dasIndividuum fokussiert.

Diesoziologische Sozialpsychologie wird häufig theorielastig betrieben und konstituiert sich alsGeistes- undSozialwissenschaft. Entsprechende Ansätze sind z. B. dieKritische Theorie, welche auchpsychoanalytische Ideen beinhaltet. Zu den sozialpsychologisch arbeitenden Psychoanalytikern zählenSigmund Freud,Wilhelm Reich undErich Fromm. Innerhalb derFrankfurter Schule sind insbesondereTheodor W. Adorno (Studien zumautoritären Charakter) undHerbert Marcuse (Triebstruktur und Gesellschaft) zu nennen. An die PsychoanalyseLacan'scher Prägung schließen die Arbeiten vonSlavoj Žižek und anderen an.

Diepsychologische Sozialpsychologie erforscht im weitesten Sinne die Auswirkungen sozialerInteraktionen auf Gedanken, Gefühle und Verhalten desIndividuums (“an attempt to understand and explain how the thought, feeling and behavior of individuals are influenced by the actual, imagined, or implied presence of others”,Allport 1968).Quantitative Untersuchungsformen, vor allem dasExperiment konstatieren ihr Selbstverständnis alsNaturwissenschaft. Als Gründer der modernen Sozialpsychologie giltKurt Lewin.[6]

Die Grenze beider Perspektiven verschwimmt jedoch durch die Anwendung quantitativer und qualitativer Verfahren in beiden Disziplinen zusehends. Neuere interdisziplinäre Bestrebung, Sozial- und Naturwissenschaften in den sogenanntenHumanwissenschaften zusammenzuführen, bestärken diese Tendenz.

Forschungsbereiche

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Die Forschungsgegenstände in der Sozialpsychologie sind vielfältig.

Einer davon ist diesoziale Wahrnehmung, also der Prozess, bei dem Informationen über die individuellen Merkmale einer Person aufgenommen, gesammelt und interpretiert werden. Zur sozialen Wahrnehmung gehören zudem dieAttributionstheorien (die sich mit Erklärungen für unser eigenesVerhalten und das Verhalten anderer Menschen beschäftigen), die Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen (die annimmt, dass Betrachter aus einem beobachteten Verhalten auf entsprechende Absichten schließen) und dieKovariationstheorie (die eine Erklärung dafür liefert, wie Menschen unterschiedliche Ursachen einer beobachteten Handlung einschätzen und beurteilen).

Ein weiteres zentrales Thema innerhalb der Sozialpsychologie ist diesoziale Kognition. Diese versucht zu verstehen, wie wir über uns selbst und über andere Menschen denken und wie die hierbei beteiligten Prozesse unser Verhalten und unser Urteil in sozialen Situationen beeinflussen. Bedeutsam in der Forschung der sozialen Kognition ist die Unterscheidung zwischen automatischen und kontrollierten (Denk-)Prozessen. Ein automatischer Prozess ist ein Prozess, der ohne Absicht und unbewusst auftritt, welcher gleichzeitig ablaufende kognitive Prozesse nicht stört. Ein kontrollierter Prozess dagegen ist ein absichtlich herbeigeführter Prozess, welcher sehr aufwändig ist und bewusst abläuft. Auch sogenannteStereotypen, also kognitive Strukturen, die unser Wissen und unsere Erwartungen gegenüber anderen sozialen Menschengruppen enthalten, spielen eine wichtige Rolle in der Forschung der sozialen Kognition.

Die Sozialpsychologie beschäftigt sich unter anderem auch mit Konstruktionen und Interpretationen des Selbst, also mit den Ansichten und dem Wissen einer Person über sich selbst. Die Sozialpsychologie interessiert sich hier besonders dafür, woher die Selbstkenntnis stammt und worin deren gesellschaftliche Ursprünge liegen. Begriffe wie dasSelbstkonzept, Selbstschemata (mentale Strukturen, die uns helfen Verarbeitungen selbstbezogener Informationen zu organisieren und anzuleiten) und dasSelbstwertgefühl sind zentrale Begriffe in der Forschung des Selbst.

Auch das ThemaEinstellungen ist ein zentraler Bereich der Sozialpsychologie. Unter dem Begriff Einstellung versteht man die Bewertung von Menschen,Gruppen und Sachverhalten in unserer sozialen Umwelt. Einstellungen haben großen Einfluss darauf, wie ein Individuum sich verhält und wie es die Welt wahrnimmt. Als eines der wichtigsten Modelle zum Einstellungsbegriff zählt das Multikomponentenmodell der Einstellung. Dieses besagt, dass Einstellungen zusammenfassende Bewertungen eines Objektes sind, die aufkognitiven,affektiven und verhaltensbezogenen Grundlagen beruhen. Einstellungsforscher beschäftigen sich außerdem damit, wann und wie Einstellungen unser Verhalten vorhersagen, also mit der Beziehung zwischen Einstellung und Verhalten. Ebenfalls von zentraler Bedeutung in der Sozialpsychologie sind Strategien zur Einstellungs- und Verhaltensänderung und der soziale Einfluss, bei dem Menschen durch Anwesenheit Anderer beeinflusst werden, ohne gezielten Versuch, diese zu beeinflussen.

Ein weiterer Gegenstandsbereich der Sozialpsychologie sind soziale Aspekte derEmotionen undStimmungen als Entscheidungsgrundlagen.

Die Sozialpsychologie beschäftigt sich ebenfalls damit, warum Menschen Gruppen bilden, welchesozialen Rollen sie dabei einnehmen (welche Erwartungen an eine Person mit einer bestimmten Position in der Gruppe gestellt werden), was für verschiedene Arten von Gruppen es gibt (arbeitsbezogene Gruppe,weltanschauliche Gruppe, Gruppe mit emotionaler Nähe usw.) und deren Einfluss auf das Individuum.

AuchVorurteile und Intergruppenbeziehungen spielen in der Sozialpsychologie eine große Rolle. Ein Sozialpsychologe versucht also eine Erklärung für die Entstehung von negativen Einstellungen gegenüber einerFremdgruppe zu liefern und deren Auswirkungen auf das Verhalten eines Individuums zu erforschen.

Weitere wichtige Gegenstandsbereiche der Sozialpsychologie sind unter anderem:

Angrenzende Fachgebiete und Disziplinen

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Es gibt verschiedene Aspekte der Sozialpsychologie, die interdisziplinär betrachtet werden. Insbesondere mit derSoziologie besteht wechselseitige Beeinflussung und Inspiration, so wurden etwa sozialpsychologische Forschungen zu Rollen und Einstellungen soziologisch angestoßen. Während die Soziologie jedoch einemakrosoziale Ebene betrachtet – die gesellschaftliche Ebene, also Gruppen, Organisationen und Gesellschaften,[7] untersucht die Sozialpsychologie aufmikrosozialem Level – also mit Blick auf Prozesse oder Phänomene im Individuum[2] und die allen Menschen gemeinsamen psychischen Prozesse.[7]

DiePersönlichkeitspsychologie hingegen untersucht die individuell charakteristischen Merkmale.[7]

Bekannte Sozialpsychologen

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Literatur

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  • E. Aronson, T. D. Wilson, R. M. Akert:Sozialpsychologie. 8. Auflage. Pearson Studium, 2014,ISBN 978-3-86894-217-0.
  • H. Bless, K. Fiedler, F. Strack:Social cognition. How individuals construct social reality. Psychology Press, Hove, UK 2004,ISBN 0-86377-828-3.
  • K. Jonas,W. Stroebe, M. Hewstone (Hrsg.):Sozialpsychologie. Einführung. 6., vollständig überarbeitete Auflage. Springer Heidelberg 2014,ISBN 978-3-642-41090-1.
Fachzeitschriften im Bereich Sozialpsychologie
Weiterführende Literatur

Weblinks

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Wiktionary: Sozialpsychologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Social psychology – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Thematische Weblinks zu Fragen der Sozialpsychologie
Vereinigungen

Einzelnachweise

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  1. abThomas Kessler, Immo Fritsche:Sozialpsychologie. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2018,ISBN 978-3-531-17126-5,doi:10.1007/978-3-531-93436-5 (springer.com). 
  2. abSchmitt, Manfred; Gollwitzer, Mario:Sozialpsychologie kompakt, Beltz Verlagsgruppe 2019.ISBN 3-407-96090-5.
  3. T. Kessler, I. Fritsche:Sozialpsychologie. Springer,ISBN 978-3-531-17126-5.doi:10.1007/978-3-531-93436-5, S. 6.
  4. E. R. Smith, D. M. Mackie:Social Psychology. 2. Auflage. Psychology Press, 2000,ISBN 0-86377-587-X, S. 14–16.
  5. Klaus Jonas,Wolfgang Stroebe, Miles Hewstone:Sozialpsychologie, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014.doi:10.1007/978-3-642-41091-8;ISBN 978-3-642-41090-1.
  6. E. Aronson, T. D. Wilson, R. M. Akert:Sozialpsychologie. 4. Auflage. Pearson Studium, 2004,ISBN 3-8273-7084-1, S. 17.
  7. abcE. Aronson, T. D. Wilson, R. M. Akert:Sozialpsychologie. 8. Auflage, Pearson Studium, 2014,ISBN 978-3-86894-217-0, S. 9.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4055891-5 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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