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Solidus

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Dieser Artikel behandelt eine historische Münze; zu anderen gleichnamigen Bedeutungen sieheSolidus (Begriffsklärung).
Der Solidus wurde von Konstantin dem Großen erstmals 309 in Trier geprägt. Hier ein Exemplar zum fünften Kaiserjubiläum, d. h. im Jahr 311. Die Buchstaben PTR stehen fürPercussa TReveris, d. h.geschlagen in Trier.[1]

DerSolidus oderAureus Solidus war einerömisch-byzantinischeGoldmünze. Er wurde vom KaiserKonstantin dem Großen im Jahr309[2] an Stelle desAureus als neuesNominal eingeführt und blieb, ab dem 10. Jahrhundert alsHistamenon und ab dem 11. Jahrhundert alsHyperpyron, bis zurEroberung von Konstantinopel (1453) länger als ein Jahrtausend im Umlauf. Im 5. und 6. Jahrhundert kursierten viele MillionenSolidi im gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus. DerSolidus war bis zum beginnenden 12. Jahrhundert die „Leitwährung“ für ganz Europa und den gesamten Mittelmeerraum und wird auch alsEuro des Mittelalters bezeichnet. Wörter wieSold oderSoldat leiten sich vom Namen der Münze ab.

Die tausendjährige Geschichte des Solidus

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DerAureus, der durch denSolidus abgelöst wurde, war seit KaiserAugustus die römische Standardgoldmünze gewesen. Da der Aureus im 3. Jahrhundert massiv an Feingehalt und somit Wert verlor, war eine Reform notwendig, um das Vertrauen in die Leitwährung wiederherzustellen. Konstantin ließ den Solidus zuerst um 309 inAugusta Treverorum (Trier) prägen, seiner damaligen Residenz. Unter seiner Herrschaft wurde der neueAureus Solidus – also der „feste, zuverlässigeAureus“ – nicht nur324 die allgemeine Reichsmünze, sondern erlangte schnell über die Reichsgrenzen hinaus an Bedeutung.

Das Verhältnis zwischen dem altenAureus und dem neuenSolidus betrug 5:6. Das bedeutet, dassSolidi undAurei in der Übergangsphase nebeneinander zirkulieren könnten, 5Aurei entsprachen 6Solidi. Das Gewicht und damit der Wert desSolidus betrug172 desrömischen Pfunds und damit16 derUnze, also rd. 4,5 Gramm. 72Solidi ergaben ein römisches Pfund (0,325 kg) und 7200Solidi ein römischesCentenarium (32,5 kg). Der durchschnittliche Durchmesser des Solidus beträgt rd. 20 mm.

Ein Solidus entsprach 24Siliquae[3], wobei eine Siliqua (oder einKarat) einem11728 eines römischen Pfunds (Libra, lb) entsprach.[4] Dies wird als Ursprung des Karats gesehen.[5]

Semissis von KaiserAnastasius (links) und Tremissis von KaiserJustin I. (rechts)

Parallel zum Solidus wurden Halb- und Drittelsolidi (Semisses undTremisses) geprägt. DieSemisses (⌀ 18 mm / 2,2 g) undTremisses (⌀ 15 mm / 1,5 g) wurden in Konstantinopel bis unter KaiserMichael I. (811 bis 813) und in Syrakus bis unter KaiserBasileios I. (867 bis 886) geprägt. Selten sind dagegen Stücke von 1 ½, 2 und mehrSolidi, so genannteMultipla. Zu besonderen Anlässen wurden in der Spätantike in sehr geringer Zahl auchMultipla im Wert von 36 oder sogar 72Solidi hergestellt, die der Kaiser als Geschenke an hohe Würdenträger verteilte.

Die Kaufkraft eines spätantikenSolidus war sehr hoch: Im 5. und 6. Jahrhundert betrug der Jahressold eines römischen Soldaten 4 bis 5Solidi; die meisten alltäglichen Transaktionen wurden daher mit kleineren Münzen getätigt.

Dreiviertelfrontalbüste des KaisersBasiliskos (475–476)
Tremissis des KaisersMaurikios (582–602)

Auf denSolidi des 4. Jahrhunderts wurden die Kaiser noch regelmäßig im klassisch römischen Stil im Profil, nach rechts blickend und mit Diadem, dargestellt. Ab dem 5. Jahrhundert wurden die Herrscher auf denSolidi immer öfter als frontale oder Dreiviertelfrontalbüste, oft mit Helm, Panzer und Speer, abgebildet. Profildarstellungen wurden aber erst ab dem 7. Jahrhundert gänzlich unüblich. Die Qualität der Abbildungen nahm dabei seit dem 5. Jahrhundert deutlich ab.

Solidus des langobardischen Herzogs von BeneventRomuald II. (706–731); Vorderseite: KaiserJustinian II.

Nach der Inbesitznahme von gallischen, spanischen, italischen, britischen und nordafrikanischen Gebieten durchSueben,Vandalen,Ostgoten,Westgoten,Franken,Burgunder undAngelsachsen im Rahmen der sogenanntenVölkerwanderung prägten die Herrscher der germanischen Nachfolgereiche weiterhinSolidi undTremisses. Da jedoch das Ausprägen von Gold als kaiserliches Privileg galt, setzten sie bis zum Ende des Weströmischen Reichs (476) das Abbild des weströmischen und danach – teilweise bis weit ins 8. Jahrhundert hinein – das Abbild des oströmischen Kaisers auf die Vorderseite der Münzen, den sie nominell als Oberherrn anerkannten. In der Numismatik werden diese Münzen alspseudo-imperial bezeichnet.

So prägten dieWestgoten in ihrem neuen gallischenTolosanischen Reich 418–507 pseudo-imperialeSolidi undTremisses mit Münzbildern der weströmischen KaiserHonorius,Valentinian III. undLibius Severus und in ihrem nachfolgenden spanischenToledanischen Reich 507–725 pseudo-imperialeSolidi undTremisses mit den oströmischen KaisernAnastasios I.,Justin I.,Justinian I. undJustin II. Erst ab dem westgotischen KönigLeovigild (569 bis 586) bis zur Eroberung durch die Araber 711/725 wurdenTremisses mit stark vereinfachten Darstellungen der westgotischen Könige in Umlauf gebracht. Ebenso prägten dieSueben von etwa 435 bis 585 in ihren neu gewonnenen spanischen Territorien pseudo-imperialeSolidi undTremisses mit den weströmischen KaisernHonorius und Valentinian III. auf demAvers. DieOstgoten unterTheoderich dem Großen und unterAthalarich prägten von 493 bis 534Solidi undTremisses in Rom, Mailand und Ravenna mit Münzbilder der Kaiser Anastasius und Justinian. Auch imFränkischen Reich wurden unter denMerowingern von etwa 500 bis 587 pseudo-imperialTremisses geprägt. Von etwa 587 bis 670 folgten dannTremisses mit Münzbildern der merowingischen Herrscher, und ab 670 prägten die Merowinger nur nochDeniers aus Silber. Unter denLangobarden hatte der Solidus imHerzogtum Benevent sogar bis zum Herzog Sikard (832–839) Bestand.

In Ostrom jedoch, das nach dem Ende des weströmischen Kaisertums (476) später auchByzanz genannt wurde (die Byzantiner sahen und bezeichneten sich weithin alsRhomaioi, also Römer), hatte derSolidus bis zurEroberung von Konstantinopel (1453) Bestand.

Im 6. und 7. Jahrhundert wurden auchreduzierte Solidi mit besonderer Kennzeichnung ausgegeben. Sie sind nur 20, 22 oder 23 Siliquae schwer, wobei ein Siliqua rund 0,1875 Gramm entsprach. Ihr ursprünglicher Verwendungszweck ist umstritten. Von der Forschung werden sie mit Tributzahlungen, mit Außenhandel oder mit den wechseltechnischen Erfordernissen bei Bronzegeldreformen in Verbindung gebracht.

Solidus von KaiserConstans II. 641–668 geprägt inKarthago

Im 6. und 7. Jahrhundert veränderte sich aufgrund der zivilen und militärischen Eigenständigkeit desExarchats von Karthago und desExarchats von Ravenna die Form derSolidi in Karthago und Ravenna im Vergleich zu jenen, die in Konstantinopel geprägt wurden. Die karthagischenSolidi wurden im 7. Jahrhundert statt mit dem üblichen Durchmesser von 20 bis 22 mm nur noch mit einem Durchmesser von 10 bis 12 mm jedoch mit einer extremen Dicke geprägt, sodass das Standardgewicht desSolidus von rund 4,5 g unverändert blieb. In Ravenna hingegen wurde dieSolidi im 6. Jahrhundert mit einem sehr breiten Rand geprägt.

Arabo-byzantinischer Solidus (oben) geprägt unter dem Kalifen Mu'awiya nach dem Vorbild eines Solidus des KaisersHerakleios.[6]

Nach der Eroberung Syriens und Ägyptens durch die Araber ließ der ersteumayyadische KalifMu'awiya (661–680) weiterhinSolidi prägen, wobei er jedoch die Kreuze durch Kugeln oder Balken ersetzen ließ. Erst durch die Münzreform des fünften umayyadischen KalifenAbd al-Malik (685–705) im Jahre 696 wurde derSolidus durch denDinar abgelöst.

Unter KaiserJustinian II. (685–695 und 705–711) wurde auf der Vorderseite desSolidus erstmals Christus abgebildet. Im Zeitalter desIkonoklasmus während des 8. und 9. Jahrhunderts musste das Christusporträt stark vereinfachten kaiserlichen Porträts weichen. Meist wurden verstorbene kaiserliche Vorgänger und noch lebende Familienmitglieder auf den Münzen dargestellt. Dadurch konnte ein Herrschaftsanspruch dynastisch legitimiert werden. Oder aber derselbe Herrscher taucht, kaum variiert, auf Vorder- und Rückseite auf. Seit die Christus- und Mariendarstellungen nach dem Ikonoklasmus die ganze Münzvorderseite beanspruchten, wich das kaiserliche Porträt wie unter Justinian II. wieder auf die Rückseite aus. In der Zeit der Makedonendynastie (867–1056) war es Brauch, den Herrscher zusammen mit dem Mitregenten oder der Gottesmutter zu zeigen.

Histamenon links (4,42 g) und der leichtere Tetarteron (4,10 g) rechts von Kaiser Nikephoros II. (963–969)[7]

Unter KaiserNikephoros II. Phokas (963–969) wurde neben demSolidus eine Goldmünze mit lediglich 11/12 des üblichen Gewichts jedoch gleichem Goldgehalt ausgegeben. Über den Grund der Einführung dieser um ein 1/12 leichteren Münze gibt es unterschiedliche Meinungen. Laut dem byzantinischen GeschichtsschreiberJohannes Zonaras lag der Sinn dieser Änderung im (gescheiterten) Versuch, den Markt dazu zu bringen, die untergewichtigen Münzen zum Wert des altenSolidus zu akzeptieren. Die leichtere Münze wurdeTetarteron genannt, die vollgewichtige Solidus wurde ab diesem Zeitpunkt ἱστάμενον νόμισμα(Hi)stamenon nomisma oder kurzHistamenon genannt. Der Histamenon wog zwischen 4,4 und 4,5 g, die um ein 1/12 leichtere Goldmünze, dieTetarteron nomisma, zwischen 4,0 und 4,05 g.

Dinar des Kalifenal-Mustansir 1036–1094 mit 4,05 g

Einige Numismatiker argumentierten, dass derTetarteron mit demfatimidischen Dinar durch die Gewichtsreduktion um ein 1/12 konvertibel wurde und so den Handel erleichtern sollte.

Ursprünglich gleich aussehend unterschieden sich beide Münzprägungen später auch äußerlich. Unter KaiserBasileios II. (976–1025) wurde der Tetarteron kleiner und dicker, während der Histamenon immer größer und dünner wurde.

Histamenon (4,4 g) links und Tetarteron (4,1 g) rechts von Kaiser Konstantin VIII. (1025–1028)

Unter der Regentschaft von KaiserKonstantin VIII. (1025–1028), begannen die beiden Münztypen sich auch ikonographisch zu unterscheiden.

Tetarteron der KaiserinTheodora III. (1055–1056).

Mitte des 11. Jahrhunderts hatte der Tetarteron nur noch einen Durchmesser von durchschnittlich 18 mm und ein Gewicht von durchschnittlich nur noch 3,98 g während der Histamenon zu dieser Zeit einen durchschnittlichen Durchmesser von 25 mm hatte (20 mm hatte der ursprüngliche Solidus) und sich in weiterer Folge zu einer schüsselförmig gewölbten Münze entwickelten. Solche schüsselförmig gewölbten Münzen werden allgemein auch als Skyphate (abgeleitet vonSkyphos der altgriechischen Trinkschale) bezeichnet.

Über die Ursache dieserskyphatischen Entwicklung, die auch bei den byzantinischen Elektron- und Billion-Münzen der mittelbyzantinischen Zeit charakteristisch ist, gibt es zahlreiche Hypothesen.

Histameon des Kaisers Alexios I Komnenos (1081–1118). Aufgrund der Hyperinflation ging der Goldgehalt vor der Münzreform 1092 gegen Null.

Der Solidus bzw. Histamenon und der Tetarteron waren bis Anfang des 11. Jahrhunderts von relativ konstanter Reinheit. Der Goldgehalt lag durchgängig zwischen 955 und 980 Tausendstel (23 bis 23,5Karat). Ab[8] KaiserMichael IV. (1034–1041), der aus einfachen Verhältnissen stammte und vor seiner KrönungGeldwechsler war, begann die langsame Entwertung derbyzantinischen Goldwährung durch schrittweise Verringerung des Goldgehalts. Die Entwertung verlief zuerst langsam und beschleunigte sich dann rapide: ca. 21 Karat (87,5 % Reinheit) während der Regierungszeit von KaiserKonstantin IX. (1042–1055), 18 Karat (75 %) unter KaiserKonstantin X. (1059–1067), 16 Karat (66,7 %) unter KaiserRomanos IV. (1068–1071), 14 Karat (58 %) unterMichael VII. (1071–1078), 8 Karat (33 %) unterNikephoros III. (1078–1081) und 0 bis 8 Karat während der ersten elf Jahre der Regierung von KaiserAlexios I. (1081–1118).

Unter Alexios I. wurden im Rahmen derMünzreform von 1092 der bereits völlig entwerteteHistamenon undTetarteron abgeschafft und eine neue Goldmünze mit einem Goldgehalt von anfänglich 900 bis 950 Tausendstel eingeführt (21,6–22,8 Karat). Diese neue Münze wurdeHyperpyron genannt, wog wie derSolidus 4,5 g und hatte später einen Feingehalt von 21Karat (Legierungsverhältnis von 21 TeilenGold zu 3 Teilen anderem Metall bzw. 875/1000). Trotz des geringeren Goldgehalts wird der Hyperpyron als spätbyzantinischer Solidus eingeordnet. Das Hyperpyron blieb bis zurEroberung von Konstantinopel (1453) im Umlauf, verlor aber aufgrund des sinkenden Goldgehalts zusehends an Wert. Unter der Doppelherrschaft vonJohannes V. undJohannes VI. (1347–1353) wurde das Hyperpyron letztmals geprägt.[9][10] Damit endet die römisch-byzantinische Goldwährung des Solidus, die seit der Einführung unterKonstantin des Großen länger als ein Jahrtausend Bestand hatte.

Die letzten Solidi wurden um das Jahr 1350 geprägt.[11]

Qualitätskennzeichnung

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Zur Qualitätskennzeichnung wurden einigeSolidi unter Konstantin und seinen Söhnen mit der Zahl LXXII auf demRevers gekennzeichnet, womit garantiert wurde, dass das Gewicht 1/72 des römischen Pfunds (rd. 325 Gramm) also rd. 4,5 Gramm betrug. Vom Ende des 4. bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts wurden auf allenSolidi die BuchstabenOB auf demRevers geprägt.OB hatte eine Doppelbedeutung: Imgriechischen Zahlensystem stehtOmikron Beta für die Zahl 72. Anderseits stehtOB auch für ὄβρυζονObryzon also fürreines Gold bzw. fürobrussum aurum oderobryzum aurum also für dieFeuerprobe des Goldes und somit für das durch Feuer gereinigte Gold. Nach Untergang der weströmischen Reichshälfte wurdeOB in Kombination mit dem KürzelCON alsCONOB dargestellt. Diese Angabe ist nicht als Münzstättenangabe zu verstehen, sondern ist eine Qualitätskennzeichnung und bedeutet Κωνσταντινοπόλεως Oβρύζον, was so viel heißt wie: „Der rechte Standard von Konstantinopel“. Alternativ war auch das KürzelCOMOB gebräuchlich, wobeiCOM fürcomitatus, also den Kaiserhof, stand.

Münzstätten

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Solidi wurden vor dem Verlust der weströmischen Reichshälfte in folgenden Münzstätten geprägt:Alexandria,Antiochia,Aquileia,Arelate,Karthago,Konstantinopel,Cyzicus,Heraclea,Londinium,Lugdunum,Mediolanum,Nicomedia,Ravenna,Rom,Sirmium,Siscia,Thessalonica,Ticinum undAugusta Treverorum. Daneben gab es noch einigeSolidi prägende Münzstätten, die nur kurzfristig z. B. wegen eines Usurpators operierten (Ambianum unterMagnentius,Barcino unterMaximus etc.)

Im 7. Jahrhundert verringerte sich die Anzahl der Münzstätten aufgrund des Verlusts des Balkans an dieSlawen, halb Italiens an dieLangobarden sowie Syriens, Ägyptens und schließlich ganz Nordafrika an dieAraber drastisch. Im Osten überlebte nur Konstantinopel als einzige Münzstätte, während die Münzstätten im Westen nur solange operierten, wie sie in byzantinischer Hand waren (Karthago bis 698, Ravenna bis 751 und Syrakus bis 878). Die Münzstätte in Thessalonica wurde im 11. Jahrhundert wieder in Betrieb genommen, verfügte aber über keine eigene Münzstättenkennung.

Die byzantinischen Münzstätten, dieSolidi prägten, wurdenMonetae aureae genannt. DieMonetae aureae der Provinzen Karthago, Ravenna und Syrakus waren unmittelbar der zentralen Finanzverwaltung in Konstantinopel unterstellt.Solidi aus den Provinzen sind lediglich durch einen jeweils eigenwilligen, häufig sehr selbstständigen Stil und oft durch einen geradezu expressionistischen Charme von jenen aus Konstantinopel zu unterscheiden. Das weitaus größte byzantinische Goldprägevolumen war jedoch immer Konstantinopel vorbehalten. Gold wurde meist nur auf direkte Anordnung aus der Hauptstadt geprägt. DieMonetae aureae waren wiederum in verschiedene Werkstätten, Officinae eingeteilt. DieseOffizinen versahen ihre Münzen mit einem Zeichen, gewöhnlich Buchstaben des griechischen Alphabets, so dass man sofort sehen konnte, wer für die Prägung verantwortlich war. Damit wurde der Gefahr von Betrügereien in den Münzstätten begegnet, etwa der unrechtmäßigen Verminderung von Gewicht oder Feingehalt. In der Moneta aurea zu Konstantinopel gab es 10 Offizinen, die mit den ersten 10 Buchstaben des Alphabets gekennzeichnet waren. Die Offizinangabe befindet sich gewöhnlich am Ende der Reverslegende. Diese Vielfalt an Münzstätten und Offizinen ging mit der Verringerung der Reichsgröße durch die Islamische Expansion nach 700 weitgehend verloren.

Verschiedenes

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Der NameSolidus hielt sich noch lange für verschiedene Geldwerte. Schließlich ging er im Hochmittelalter, als Feinheit und Kurswert der Münze immer mehr herabsanken, auf Kupfermünzen, wie den italienischenSoldo, den spanischenSueldo und den französischenSol (später Sou), über. InmittelalterlichenDokumenten wird derSchilling oft mit der lateinischen BezeichnungSolidus verwendet (siehe zum BeispielMünzstätte Weimar, Brakteatenzeit,Sachsenpfennig – Münzfuß).

Im Mittelalter hielten dieFriesen lange am Goldsolidus und seinem Drittelstück, dem Goldpfennig, fest, bevor nach und nach der im Sinne einer Rechnungseinheit ebenfalls als „Solidus“ bezeichnete fränkische Silberschilling – äquivalent zur Goldtremisse – Einzug auf friesischem Gebiet hielt.[12]

VomSolidus leiten sich auch die WörterSold,Söldner undSoldat ab.Saldo,solide,solidarisch undkonsolidieren sind etymologisch hingegen direkt auf daslateinische Adjektivsolidus („fest, zuverlässig, wahrhaftig, ganz, treu“) zurückzuführen, nicht auf den Namen der Münze.

Literatur

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  • Jairus Banaji:Precious metal coinages and monetary expansion in Late Antiquity. In: F. De Romanis, S. Sorda (Hrsg.):Dal denarius al dinar. L’oriente e la moneta Romana. Atti dell’incontro di studio Roma 16–18 settembre 2004 (= Istituto italiano di numismatica [Hrsg.]:Studi e materiali. Band 12). Istituto italiano di numismatica, Rom 2006,ISBN 88-85914-58-6, S. 265–303.
  • H. Chantraine:Solidus. In:Der Kleine Pauly. Band 5. Stuttgart 1979, Sp. 259 f.
  • Philip Grierson,Mark Blackburn:Medieval European Coinage. Band 1:The Early Middle Ages (5th–10th Centuries). Cambridge University Press, [o. O.] 2007,ISBN 978-0-521-03177-6.
  • David R. Sear:Byzantine Coins and Their Values. 2., revid. und erw. Auflage. Seaby, London 1987,ISBN 0-900652-71-3.

Weblinks

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Commons: Solidus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Inschrift CONSTANTI-NVS P(ius) F(elix) AVG(ustus) auf der Vorderseite und VOTIS • V • - MVLTIS X / P TR (VOTIS Quinquennalibus - MULTIS Decennalibus / Percussa TReveris = „Glückwünsche dem Kaiser zum fünften Kaiserjubiläum und viele mehr zum kommenden zehnten Jubiläum – geschlagen in Trier“) auf der Rückseite.
  2. Ian J. Sellars:The Monetary System of the Romans. A description of the Roman coinage from early times to the reform of Anastasius. 2013.
  3. David L. Vagi:Coinage and History of the Roman Empire. II: Coinage. Fitzroy Dearborn, Chicago 1999,ISBN 1-57958-316-4,S. 100 (englisch,google.com). 
  4. Philip Grierson:Catalogue of the Byzantine Coins in the Dumbarton Oaks Collection and in the Whittemore Collection.Band 2,Nr. 1. Dumbarton Oaks, Washington, DC 1968,ISBN 0-88402-024-X,S. 8 (google.com). 
  5. L. A. Turnbull, L. Santamaria, T. Martorell, J. Rallo, A. Hector:Seed size variability: From carob to carats. In:Biology Letters.Band 2,Nr. 3, 2006,S. 397–400,doi:10.1098/rsbl.2006.0476,PMID 17148413,PMC 1686184 (freier Volltext). 
  6. Siehe auchMaronitische Chronik Quote AG 971 [660]… Mu'awiya prägte auch Gold und Silber, aber es wurde nicht akzeptiert, weil kein Kreuz darauf war…
  7. Vorderseite jeweils: +IhS XIS RЄX RЄGNANTIh'm Bärtige Christusbüste von vorne mit Nimbus, mit der LinkenEvangelienbuch haltend. Rückseite jeweils: +ΘЄOTOC 'b' HQ nICHF, dЄS' Kaiser, imLoros und mit Kreuzkrone, undMuttergottes, imMaphorion und mitNimbus von vorne, gemeinsam einDoppelkreuz haltend, im Felde M-Θ. Siehe auch David R. Sear:Byzantine Coins and Their Values. 1987,ISBN 0-900652-71-3, Sear Nr. 1778 links Sear Nr. 1780 rechts.
  8. Philip Grierson:Byzantine Coinage. Dumbarton Oaks Byzantine Collection Publications, 1999,ISBN 0-88402-274-9, S. 10.
  9. David R. Sear:Byzantine Coins and Their Values, 1987,ISBN 0-900652-71-3, Sear No 2526.
  10. Andreas Urs Sommer:Die Münzen des Byzantinischen Reiches 491–1453. Mit einem Anhang: Die Münzen des Reiches von Trapezunt. Battenberg Verlag, Regenstauf 2010,ISBN 978-3-86646-061-4, Münzbeschreibung 84.1.
  11. Geprägt während der Doppelregentschaft von Johannes V. Palaeologus und Johannes VI. Cantacuzenus (1347–1353). Gold-Hyperpyron aus Konstantinopoel. Vorderseite: Halbfigur der Jungfrau Maria frontal betend inPallium undMaphorium, umgeben von der Stadtmauer Konstantinopels mit vier Turmgruppen. Rückseite: IC-XC / IWANNH Johannes V. links und Johannes VI. rechts kniend, beideDivitision und Loros tragend, in der Mitte Christus mitKreuznimbusen face stehend, Pallium undColobium tragend, die beiden Kaiser bekrönend.
  12. Rudolf Kötzschke:Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters ( =Handbuch der Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2), Nachdruck der 1924 in Jena bei Fischer erschienenen Ausgabe, Hildesheim; Zürich; New York: Olms, 1998,ISBN 978-3-487-10736-3 undISBN 3-487-10736-8, S. 153 (in der Original-Ausgabe;eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Normdaten (Sachbegriff):GND:4813593-8 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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