Die Stadt liegt imeuropäischen Teil Russlands inmitten desSmolensker Hügellandes am Oberlauf desDnepr, der die Stadt von Osten nach Westen durchfließt und sie somit teilt. Der Fluss hat im Stadtgebiet mehrere kleinere Zuflüsse.
Die älteste bekannte Siedlungsschicht im heutigen Stadtgebiet liegt auf dem Domhügel an derMalaja schkolnaja uliza und stammt aus dem 9. und 10. Jahrhundert.[4] In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts bestand in Smolensk eine größere Burgstadt. Im 12. Jahrhundert war Smolensk Hauptstadt des unabhängigen russischenFürstentums Smolensk.
Mit der Ausbreitung derHanse nach Osteuropa drangen die Wanderkaufleute über das 1201 gegründeteRiga und dieDüna bis nach Smolensk vor, das einen der russischen Hauptmärkte besaß, der mitNowgorod und demSchwarzen Meer in Verbindung stand. In Smolensk schlossen sich die deutschen Kaufleute zu einer Genossenschaft zusammen, bildeten eine deutsche Siedlung, kauften sich Häuser und bauten eine Marienkirche. Mit dem Smolensker Fürsten schlossen sie 1229 einen Handelsvertrag, der die Rechte der Deutschen im Handel mit den Russen regelte. Das Schriftstück, das imHansischen Urkundenbuch I, Nr. 232 dokumentiert ist, wurde von verschiedenen deutschen Kaufleuten aus Riga,Groningen,Lübeck,Soest,Münster,Dortmund undBremen unterzeichnet und gibt damit Aufschluss über die vielen Orte, aus denen die Kaufleute kamen, die die beschwerliche Reise über See und Land nicht scheuten. Die deutsche Niederlassung in Smolensk erreichte nicht die Bedeutung, wie sie für die Hanse in Nowgorod bestand; sie wurde in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts beendet.[5][6]
1238 wurde das Fürstentum von denMongolen geplündert. 1404 wurde Smolensk durch dasGroßfürstentum Litauen belagert und erobert.
Smolensk spielte eine zentrale Rolle imRussisch-Litauischen Krieg 1512–1522.[7] Zwei Mal scheiterte das Heer desGroßfürstentums Moskau beim Versuch, Smolensk einzunehmen, doch beim dritten Versuch 1514 gelang die Eroberung von Smolensk.[8] Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde derSmolensker Kreml gebaut, eine der größten befestigten Anlagen Osteuropas.
Infolge der administrativen Umgestaltungen nach derFebruar- und derOktoberrevolution, einhergehend mit der unübersichtlichen Situation in der Endphase desErsten Weltkriegs und dem beginnendenRussischen Bürgerkrieg kam Smolensk 1917 zurWestlichen Oblast (Sapadnaja oblast), die den Großteil des heutigenBelarus einnahm. Die kurzlebige bürgerlicheWeißrussische Volksrepublik beanspruchte 1918 die Stadt ebenfalls für sich. Am 1. Januar 1919 wurde in Smolensk dieSozialistische Sowjetrepublik Weißrussland/Belarus (SSRB) proklamiert, deren Verwaltungssitz aber bereits am 7. Januar nachMinsk verlegt. Am 27. Februar 1919 wurde diese erste eigenständige weißrussische Sowjetrepublik wieder aufgelöst, und Smolensk sowie das umliegende Gebiet, bis 1929 alsGouvernement Smolensk, kamen zurRussischen SFSR, während sich die westlicheren Teile zeitweise mit Litauen vereinigten. Bei der endgültigen Neugründung derWeißrussischen SSR am 31. Juli 1920 verblieb Smolensk bei der RSFSR.
Nach der Auflösung des Gouvernements Smolensk 1929 war Smolensk Hauptstadt derWestlichen Oblast. Deren Territorium erwies sich als administrativ zu groß. 1937 wurde sie aufgelöst und Smolensk Hauptstadt der wesentlich kleinerenOblast Smolensk, die bis heute besteht.
ImZweiten Weltkrieg war die Stadt ebenfalls hart umkämpft. In derKesselschlacht bei Smolensk im Spätsommer 1941 wurde Smolensk besetzt und fast vollständig zerstört. Tausende Bewohner der Stadt kamen ums Leben oder wurden zwischen 1941 und 1943 zur Zwangsarbeit in den deutschen Machtbereich gebracht. Im März 1943 besuchteAdolf Hitler die Stadt. Der Hitler-GegnerFabian von Schlabrendorff, der im Stab derHeeresgruppe Mitte in Smolensk Dienst tat, schmuggelte vor dem Rückflug Hitlers eine Bombe in das Flugzeug; doch wegen der niedrigen Temperaturen im Frachtraum explodierte der Sprengsatz nicht.[12] Wenige Wochen später wurden in Smolensk die ausländischen Beobachter untergebracht, die ReichspropagandaministerJoseph Goebbels als Zeugen für dasMassaker von Katyn hatte kommen lassen.[13]
Während des Kampfes um Smolensk erbeutete die Wehrmacht nahezu das gesamte Archiv der lokalen sowjetischen Verwaltung, auch desNKWD, für die Zeit von 1917 bis 1939. Die ungeordneten Akten wurden vollständig in das Deutsche Reich abtransportiert und fielen dort 1945 US-amerikanischen Truppen in die Hände. Sie wurden in die USA gebracht, ausgewertet und gaben erstmals einen ungefilterten Blick auf die Lebensverhältnisse in der Sowjetunion der 1920er und 1930er Jahre.[14] Im Herbst 1943 wurde die Stadt von derRoten Armee mit derSmolensker Operation zurückerobert.
Im Jahr 2013 haben Archäologen derRussischen Akademie der Wissenschaften in Smolensk eine altrussische Kirche entdeckt und ausgegraben. Die Kirche stammt aus dem12. Jahrhundert und wurde am linken Ufer des Dnepr erbaut, als Smolensk die Hauptstadt desFürstentums Smolensk darstellte. Von diesem einzigartigen Objekt sind nur die Grundmauern übrig geblieben, die an manchen Stellen nicht sonderlich hoch sind, teilweise aber die Größe eines Menschen erreichen.[15]
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen dieFestungsmauern (1596–1602), welche die schöne Altstadt umgeben (und oft alsKremlmauern bezeichnet werden), dieAuferstehungskathedrale (1677–1679), Sitz derDiözese von Smolensk und Wjasma; die Peter-Paul-Kirche aus dem 12. Jahrhundert; die Erzengel-Michael-Kirche, ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert, sowie die Mariä-Entschlafens-Kathedrale von 1677. Das Administrative Gebäude und das Operntheater sind schöne Beispiele der Sowjet-Architektur.Das 1780 eröffnete Opernhaus ist eines der ältesten überhaupt.
In der Stadt besteht ein Kunstmuseum und die Museen der Vereinigung der Künstler Russlands. Am 9. Februar 2006 eröffnete dieEremitage eine Dependance in der Stadt.
Bei Smolensk befindet sich die KünstlerkolonieTalaschkino mit der Heilig-Geist-Kirche, in der Fresken und Mosaike vonNicholas Roerich erhalten sind.
Smolensk hat vierKinos. Dazu gehört vor allem das Städtische Kinotheater „Smena“, welches Ende der 1940er Jahre erbaut wurde. Darüber hinaus gibt es das „Sowremennik“, welches 1969 erbaut und 2003 vollständig saniert wurde. Mit dem „Silver Cinema“ (eröffnet 2013) sowie dem „Mirage Cinema“ (eröffnet 2015) verfügt Smolensk auch über zwei moderne Kinos mit sieben Sälen und 1.040 beziehungsweise 1.080 Zuschauerplätzen.
Verkehrsnetz (2015)Der Bahnhof von Smolensk (Anfang 2011)Kernkraftwerk Smolensk
Smolensk ist ein Handels-, Kultur- und Bildungszentrum. Wichtige Industriezweige sind die Leinenproduktion, derMaschinenbau und dieNahrungsmittelindustrie. In der Nähe von Smolensk befindet sich dasKernkraftwerk Smolensk mit drei aktivenRBMK-Reaktoren.
Am Nordrand der Stadt liegt derMilitärflugplatz Smolensk-Nord, der durch den oben genannten Flugunfall bekannt wurde. Südlich der Stadt befindet sich derFlughafen Smolensk, welcher heute aber nicht mehr für den Linienflugverkehr genutzt wird.
↑abItogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen5, S. 12–209;11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
↑Federal State Statistics Service. Statistikamt der Russischen Föderation, archiviert vom Original am 31. Dezember 2020; abgerufen am 1. November 2019 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eng.gks.ru
↑A. C. A. Friederich:Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens, Berlin 1839,S. 234.
↑Dieter Zimmerling:Die Hanse – Handelsmacht im Zeichen der Kogge. M. Pawlak Verlagsgesellschaft, Herrsching 1984, S. 83, 107.
↑Philippe Dollinger:Die Hanse. Neu bearbeitet von Volker Henn und Nils Jörn. 6., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Kröner, Stuttgart 2012,ISBN 978-3-520-37106-5, S. 35, 504.
↑Gotthold Rhode:Geschichte Polens. Ein Überblick. 3., verbesserte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980,ISBN 3-534-00763-8, S. 185.
↑Gotthold Rhode:Geschichte Polens. Ein Überblick. 3., verbesserte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, S. 186.
↑Illustration vonFrans Hogenberg von 1610: Schmolenska. Schmolenski ein sehr grosse Stadt, In Poln der Moskowiter hat, Den Polen abgenommen, … (Digitalisat)
↑Gotthold Rhode:Geschichte Polens. Ein Überblick. 3., verbesserte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, S. 276.
↑Great Northern War. In: Heritage-History. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Oktober 2013; abgerufen am 4. Mai 2022 (englisch).
↑Lutz D. Schmadel:Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage.Springer Verlag,Berlin,Heidelberg 2003,ISBN 3-540-29925-4,S.186,doi:10.1007/978-3-540-29925-7_3214 (englisch, 992 S., Originaltitel:Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1992):“1977 NQ. Discovered 1977 July 14 by N. S. Chernykh at Nauchnyj.”