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Seeweg nach Indien

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Die Gewürzroute im 15. und 16. Jahrhundert

DerSeeweg nach Indien wurde von Anfang des 15. bis Anfang des 16. Jahrhunderts vonportugiesischen Entdeckern erschlossen und anschließend von denportugiesischen Indien-Armadas befahren. Er führte vonEuropa umAfrika herum zumIndischen Subkontinent und von dort weiter zu den Gewürzinseln „Hinterindiens“, denMolukken. Daher wurde er auch alsGewürzroute bezeichnet. Die Suche nach demSeeweg wurde von dem portugiesischen PrinzenHeinrich dem Seefahrer initiiert und über mehrere Jahrzehnte von derportugiesischen Krone fortgeführt und finanziert. Sie hatte sowohl dieEntdeckung Amerikas 1492 als auch dieerste Weltumsegelung zur Folge und leitete dasZeitalter der Entdeckungen und derEuropäischen Expansion ein.

Die Route nach Indien und zurück wurde erstmals 1498 von einerExpedition unter LeitungVasco da Gamas befahren. Sie trat neben die bisherigen Handelswege, die einerseits über See vomIndischen Ozean durch dasRote Meer und dasMittelmeer, andererseits über die Karawanenwege derSeidenstraße durch Asien führten. Diese beiden Wege wurden größtenteils von islamischen Herrschern kontrolliert. Die Erschließung der Gewürzroute über See eröffnete den europäischen Kaufleuten die Möglichkeit, direktHandel mit Indien undChina zu treiben. Die hohen Profite daraus stellten einen wesentlichen Antrieb für diekoloniale Expansion Europas dar.

DerSeeweg nach Indien wurde auf verschiedenen Routen gesucht. Statt Afrika und dasKap der Guten Hoffnung in östlicher Richtung zu umsegeln, steuerteChristoph Kolumbus im Auftrag derspanischen Krone nach Westen, um Asien zu erreichen. Dies führte 1492 zur neuzeitlichenEntdeckung Amerikas. Da den Spaniern nach dem 1493 geschlossenenVertrag von Tordesillas die östliche Route versperrt blieb, suchten sie weiter nach einer Westroute, also einer Durchfahrt vomAtlantischen in denPazifischen Ozean. Dies gelang 1520 einer Expedition unterFerdinand Magellan, die mit der ersten Weltumsegelung endete. Erst der Bau desPanamakanals machte ab 1914 die zeitraubende Fahrt um die SüdspitzeAmerikas überflüssig und eröffnete eine direkte Westroute von Europa nach Ostasien.

Verlauf

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DieRoute führte zunächst vonLissabon um dasKap der Guten Hoffnung nachOstafrika und über dasArabische Meer bis nachGoa,Calicut undCochin an derMalabarküste im Westen Indiens. Von dort ging es um Indien undCeylon herum über denGolf von Bengalen durch dieStraße von Malakka, dieSunda- und dieBandasee zu den Gewürzinseln – vor allem nachAmbon,Tidore undTernate.

Handelsgüter

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Über den neuen Handelsweg wurden im Rahmen desIndienhandels Gewürze wiePfeffer,Gewürznelken,Muskat undZimt eingeführt, die im Europa desMittelalters und der frühenNeuzeit einen immensen Wert darstellten, weil sie nicht nur zum Würzen von Speisen, sondern auch alsKonservierungsstoffe und Grundlage fürArzneimittel unverzichtbar waren. Ihnen wurde Heilwirkung gegen diePest zugesprochen. Weitere Rohstoffe warenMyrrhe undWeihrauch.

Erst 1770 gelang es dem französischen BeauftragtenPierre Poivre (1719–1789), dasHandelsmonopol der Portugiesen und Spanier für diese „Gewürzroute“ aufzubrechen.[1]

Erkundung der Route

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Im Jahr 1291 scheiterten die BrüderVivaldi aus Genua bei ihrem Versuch, den Seeweg nach Indien zu finden.[2] Erst die staatliche Förderung der Suche durch dieportugiesische Krone, initiiert vonPrinz Heinrich dem Seefahrer, führte 200 Jahre später zum Erfolg. Heinrich schickteExpeditionen entlang der afrikanischen Küste aus und ließ die von ihnen gesammelten Informationen systematisch auswerten.

Wichtige Etappen der jahrzehntelangen Bemühungen waren

Folgen der Erschließung des Seewegs

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Nach der erfolgreichen Fahrt Vasco da Gamas rüstete Portugal jährlich eine Indienflotte aus, die die Gewürzroute befuhr. Um Afrika schneller zu umrunden, nutzte die zweite Indienflotte unterPedro Álvares CabralSüdostpassat und schlug im Atlantik einen weiten Bogen nach Westen, bevor sie auf der Höhe des südlichen Afrika wieder nach Osten steuerte. Dadurch entdeckte Cabral im Jahr 1500 zufällig die KüsteBrasiliens, die Portugal ebenfalls in Besitz nahm.

Gleich zu Beginn des 16. Jahrhunderts setzten die Portugiesen alles daran, den bisherigen indischen, persischen und arabischen Seehandel imIndischen Ozean in ihre Hand zu bekommen. Unter GouverneurAfonso de Albuquerque besiegten sie ihre muslimischen Konkurrenten in mehreren Seeschlachten, erobertenMalakka, das die Passage in denPazifik kontrollierte, und verlängerten die Seehandelsroute schließlich über denGolf von Bengalen bis zu den Gewürzinseln.

Mit der Erschließung des kompletten Seewegs schalteten die Portugiesen den Zwischenhandel von indischen, persischen, arabischen, türkischen und venezianischen Kaufleuten aus. Zusammen mit den hohen Zöllen, die u. a. dasOsmanische Reich erhob, hatte dieser Zwischenhandel die Gewürze in Europa extrem verteuert. Die Zerstörung desHandelsmonopols der Venezianer, Türken und Araber im Handel mit Gewürzen machte diese in Europa erschwinglicher und ließ Nachfrage und Angebot steigen.

Zwischen 1506 und 1570 setzte die portugiesische Krone mit Hilfe derCasa da Índia ihrerseits ein offizielles königliches Monopol für alle Einfuhren und Verkäufe von Gewürzen aus dem Gewürzhandel durch. Dieser Monopolhandel war profitabel und stärkte das Eigenkapital und die Kreditfähigkeit des portugiesischen Staates.

Die Entdeckung und Erschließung des wirtschaftlich günstigeren Seewegs ließ den Asienhandel auf den alten Überlandrouten wie derSeidenstraße oder derWeihrauchstraße stark zurückgehen. LautHamed Abdel-Samad führte dies zu einer weiteren Isolation der islamischen Welt.[3]

Die Gewürzroute und die europäische Expansion

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Im Jahr 1580 wurde Portugal in Personalunion mit Spanien vereinigt. Zu dieser Zeit führten die Niederländer ihren80-jährigen Unabhängigkeitskrieg gegen die spanische Krone. Ihre Angriffe richteten sich daher seit dem späten 16. Jahrhundert auch gegen Portugal. Nach und nach eroberten holländischeHandelskompanien wie dieNiederländische Ostindien-Kompanie die wichtigsten portugiesischen Niederlassungen (Faktoreien) in Ostasien und brachten die Gewürzroute unter ihre Kontrolle. Deren wichtigste Endpunkte warenBatavia (das heutige Jakarta) undAntwerpen, späterAmsterdam.

Aufgrund der hohen Gewinnerwartungen aus demIndienhandel gingen seit Anfang des 16. Jahrhunderts weitere europäische Staaten dazu über, Entdeckungsfahrten und Kolonialprojekte zu betreiben oder zu fördern. So wurde die zum Teil gewaltsame Erschließung der Gewürzroute zum Ausgangspunkt für dieeuropäische Expansion und die Kolonisierung weiter Gebiete der Erde v. a. durch Portugiesen, Spanier, Engländer, Niederländer und Franzosen.

Literatur

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  • Urs Bitterli (Hrsg.):Die Entdeckung und Eroberung der Welt. Dokumente und Berichte. 2 Bände. Beck, München 1980–1981,ISBN 3-406-07881-8 (Bd. 1),ISBN 3-406-07954-7 (Bd. 2).
  • Giancarlo Casale:The Ottoman Administration of the Spice Trade in the Sixteenth-century Red Sea and Persian Gulf. In:Journal of the Economic and Social History of the Orient. Band 49, Nr. 2, 2006, S. 170–198,doi:10.1163/156852006777502081 (JSTOR:25165138).
  • Peter Feldbauer:Estado da India. Die Portugiesen in Asien 1498–1620 (=Expansion, Interaktion, Akkulturation. Band 3). Mandelbaum, Wien 2003,ISBN 3-85476-091-4.
  • Gernot Giertz (Hrsg.):Vasco da Gama. Die Entdeckung des Seewegs nach Indien, 1497–1499. Edition Erdmann, Wiesbaden 2011,ISBN 978-3-86539-822-2.
  • Michael Kraus,Hans Ottomeyer (Hrsg.):Novos mundos. Neue Welten. Portugal und das Zeitalter der Entdeckungen. Sandstein Verlag, Dresden 2007.
  • Fernand Salentiny:Die Gewürzroute. Die Entdeckung des Seewegs nach Asien. Portugals Aufstieg zur ersten europäischen See- und Handelsmacht. DuMont, Köln 1991,ISBN 3-7701-2743-9.

Anmerkungen

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  1. Das basierte auf dem VertragKapitulation vom 22. März 1518 zwischen Magellan und Rui Faleiro mit dem span. KönigKarl I. (Bei bdh-rd.bne.es auf Spanisch)
  2. Richard Fletcher:Ein Elefant für Karl den Großen. Christen und Muslime im Mittelalter. Lizenzausgabe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005,ISBN 3-534-18516-1, S. 115.
  3. Hamed Abdel-Samad:Der islamische Faschismus: Eine Analyse.Droemer Verlag, 2014,ISBN 978-3-426-27627-3,S. 106. 
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