DieSchreibrichtung (auch:Schriftrichtung) bestimmt, in welcher Richtung dieSchriftzeichen einerSchriftsprache geschrieben und gelesen werden. In deutschen Texten ist die Schreibrichtung primär vonlinks nach rechts und sekundär vonoben nach unten.[1] Beinhalten Texte Schriften mit unterschiedlichen Schreibrichtungen, handelt es sich umbidirektionalen Text.
Wenn einWort geschrieben wird, wird es mit einemSchriftzeichen begonnen. Die Schreibrichtung bestimmt, ob das nächste Schriftzeichen links oder rechts vom vorhergegangenen, darüber oder darunter gesetzt wird. Fast immer steht dann auch das nächste Wort in dieser Richtung. In derselben Richtung muss auch gelesen werden. Diese Eigenschaft vonTexten nennt manLinearität. Die Schreibrichtung bestimmt diemakrotypographische GrundeinheitZeile.
Man unterscheidet zwischenprimärer undsekundärer Schreibrichtung. Die primäre Schreibrichtung ist diejenige, in der die einzelnen Schriftzeichen aufeinanderfolgen. Die sekundäre Schreibrichtung ist diejenige, in der die Zeilen aufeinanderfolgen.
Ist die primäre Schreibrichtung waagerecht, wie zum Beispiel bei der für die meisten westlichen Sprachen benutztenlateinischen Schrift, so spricht man von einerwaagerechten Schrift. Wird primär senkrecht (das heißt von oben nach unten oder von unten nach oben) geschrieben, so spricht man von einersenkrechten Schrift.
Bei den waagerechten Schriften unterscheidet man anhand der primären Schreibrichtung zwischenrechtsläufiger (von links nach rechts,dextrograd),linksläufiger (rechts nach links,sinistrograd) sowiebustrophedoner (Zeilen abwechselnd von links nach rechts und von rechts nach links geschrieben) Schreibrichtung. Fast alle waagerechten Schriften werden sekundär von oben nach unten geschrieben.
Sind Schriftstücke in Buchform gebunden, so befindet sich die Bindung bei primär rechtsläufigen Schriften links, bei primär linksläufigen Schriften rechts der Titelseite.
Eine Schrift, die von links nach rechts und von oben nach unten geschrieben wird (unabhängig davon, welches davon die primäre und welches die sekundäre Richtung ist) kann vonRechtshändern nur bei sehr großer Schriftgröße versehentlich verwischt werden.
Dielateinische Schrift ist eine waagerechte rechtsläufige Schrift, das heißt, sie wird primär von links nach rechts geschrieben. Dasselbe gilt für fast alle anderen Schriften des europäischen Kulturraums wie diegriechische, diekyrillische, diearmenische und diegeorgische.
Ebenfalls waagerecht rechtsläufig sind dieäthiopische Schrift sowie die zahlreichenindischen Schriften, zum BeispielDevanagari,Tamilisch und – außerhalb Indiens –Thailändisch undTibetisch. Bei diesen handelt es sich umAbugidas, wobei das Zeichen für den einem Konsonanten folgenden Vokal mitunter auch links vom Konsonanten steht; die aus Konsonant und Vokal bestehenden Einheiten folgen aber immer von links nach rechts aufeinander.
DiesemitischenKonsonantenschriften, also zum BeispielArabisch undHebräisch, sind waagerechte linksläufige Schriften, das heißt, sie werden primär von rechts nach links geschrieben.
Die Schriften desChinesischen,Japanischen undKoreanischen werden traditionell primär von oben nach unten und sekundär von rechts nach links geschrieben, bei einzeiligen Texten ist konsequenterweise die Richtung von rechts nach links aufzufinden (da es sich um eine Reihe von Spalten der Länge 1 handelt). Aufgrund des westlichen Einflusses ist heute jedoch auch eine Schreibrichtung wie die für Texte mit lateinischer Schrift verbreitet. Die klassischemongolische Schrift, die heute noch in derInneren Mongolei und derMongolei verwendet wird, läuft primär von oben nach unten und sekundär von links nach rechts.
Die irischeOgham-Schrift sowie einige philippinische Schriften wie etwa dieTagbanuwa-Schrift werden primär von unten nach oben geschrieben.
Die frühen Griechen (ca. 800 bis 600 v. Chr.) handhabten die Schreibrichtung zunächst noch variabel. Es existierten linksläufige (sinistrograde), rechtsläufige (dextrograde) und diebustrophedone („wie der Ochse pflügt“) Schreibweise. Beim Bustrophedon wechselte mit der Schreibrichtung oft auch die Ausrichtung der einzelnen Buchstaben von Zeile zu Zeile. In der Folge haben sich Form und Ausrichtung vieler Buchstaben – etwa M und A – so entwickelt, dass sie in beiden Richtungen ähnlich erscheinen.
Spätestens im 4. Jahrhundert v. Chr. setzte sich im griechischen Raum die rechtsläufige Schreibweise durch, wie sie bis heute in Europa verwendet wird.
Die Spalten inZeitungen sind verhältnismäßig schmal, damit der Leser den Text in seinem unmittelbaren Gesichtsfeld behält. DasLesen fällt ihm so leichter. Am Ende einer Spalte muss er den Blick neu an den Anfang einer Spalte orientieren, um dann mit den Augen die Zeilen von links nach rechts zu erfassen und dem Text langsam von oben nach unten zu folgen. Die Schreibrichtung ist hier prinzipiell unverändert, nur der einzelne Textblock ist kürzer und schmaler.
Warum schreiben wir von links nach rechts? Ein Essay vonDaniel Scholten, abgerufen am 28. Mai 2020.