EinSchnellboot ist ein kleinesKriegsschiff, das vonVerbrennungsmotoren (Diesel- oderOttomotoren) oderGasturbinen angetrieben wird und hohe Geschwindigkeiten von zum Teil über 50 Knoten (kn) (über 90 km/h) erreichen kann. Ursprünglich waren Schnellboote mitTorpedos bewaffnet. Heutige Schnellboote sind mitSeezielflugkörpern als Hauptbewaffnung ausgerüstet.
Die Entwicklung des Schnellbootes geht auf die Zeit desErsten Weltkriegs zurück, alsGroßbritannien,Italien undDeutschland jeweils kleine bewaffnete Boote entwickelten, die von Verbrennungsmotoren angetrieben wurden.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte dieRoyal Navy kleine Boote, die als Beiboote vonKreuzern zum Einsatzort an die Küste gebracht werden sollten. Während des Krieges sollten diese durch ihren geringenTiefgang dieMinenfelder vor der deutschen Küste überfahren können. Zunächst meist noch ohneTorpedobewaffnung, wurden sie alsCMB (Coastal Motor Boats) bezeichnet. Noch während des Ersten Weltkrieges wuchsen sie auf Größen um 17 tVerdrängung mit Torpedobewaffnung an. Diese Boote operierten schon selbstständig zur Überwachung der Küste. Die kleineren CMB von unter 10 t Verdrängung trugen dabei einen einzelnen Torpedo, die Größeren zwei Torpedos in einer Rinne im Achterschiff, die von dort einfach rückwärts ins Wasser glitten, und hatten sonst höchstens ein oder zweiMG zur Bewaffnung.
ImZweiten Weltkrieg setzte die Royal Navy unterschiedliche Boote ein. Die Spannbreite ging dabei von einigen Booten, die etwa den größeren CMB des Ersten Weltkrieges entsprachen, bis zu für Schnellboote sehr langsamen Einheiten (unter 30 kn) mit fast 100 t Verdrängung. Überwiegend waren es jedoch kleineGleitboote von 40 bis 50 t Verdrängung, die unter den Bedingungen derNordsee und desAtlantiks auch wetterbedingt nur eingeschränkt einsetzbar waren. Sie wurden mit Ottomotoren angetrieben, was wegen des hohen Treibstoffverbrauches die Reichweite beschränkte. Außerdem gerieten die Boote bei Feuergefechten mit deutschen Booten leichter in Brand. Sie waren von geringem offensiven Nutzen und vor allem damit beschäftigt, die deutschen Schnellboote zu bekämpfen.[1] Im Gegensatz zu ihren deutschen Kontrahenten waren sie, sobald verfügbar, auch mitSonar undRadar ausgestattet.
Die Royal Navy setzte bei ihren Schnellbooten überwiegend auf eine Spezialisierung der Bewaffnung. Die MTB (Motortorpedoboote) waren meistens mit zwei Torpedorohren, MGs und im Verlauf des Krieges auch mit ein bis zweiMaschinenkanonen sowieWasserbomben ausgerüstet. Die MGB (Motorkanonenboote) trugen keine Torpedos, dafür mehr Maschinenwaffen und Geschütze bis zu einemKaliber von 7,5 cm. Diese beiden Varianten sollten sich im Gefecht mit ihren jeweiligen Stärken ergänzen.
Nach dem Krieg wurden auch Boote mit leistungsfähigen Dieselmotoren wie denNapier Deltic oder mitGasturbinen (z. B.Vosper-Klasse) ausgerüstet. Einige solcher Boote wurden auch an dieVereinigten Staaten, Norwegen und andere verbündete Marinen geliefert. Nach 1958 beschaffte die Royal Navy keine neuen Schnellboote mehr.[2]
Die Entwicklung der in Italien alsMAS bezeichneten Boote begann schon vor dem Ersten Weltkrieg.Die Abkürzung stand ursprünglich für „MotobarcaArmataSVAN“ (Bewaffnetes Motorschiff SVAN), wobei S.V.A.N. eine italienischeWerft war (Società Veneziana Automobili Nautiche), wurde später aber alsAkronym für „Motoscafoantisommergibile“ (Anti-U-Boot-Motorboot) aufgefasst. Zunächst sah man ebenfalls die Hauptaufgabe der MAS in der U-Boot-Abwehr, und die Bewaffnung bestand dementsprechend ausKanonen. Die Boote wurden aber bald auch mit Torpedos ausgestattet, dann stand MAS auch für: „MotoscafoArmatoSilurante“ (bewaffnetes torpedierendes Motorboot). Mit einem Boot dieses Typs gelang der italienischen Marine 1918 ein spektakulärer Erfolg, alsMAS 15 dasösterreichisch-ungarischeSchlachtschiffSzent István versenkte.
Die Typenvielfalt der italienischen Schnellboote ist gewaltig. Praktisch jede Werft brachte eigene Entwürfe in Kleinserien heraus (zum Teil auch nur einzelne Boote). In Bewaffnung und Leistungen bietet sich ein verwirrendes Bild, auch weil die Boote zum Teil erheblich umgerüstet und neuklassifiziert wurden.
Die ersten Boote waren dabei so klein, dass ihre Seegängigkeit sehr eingeschränkt war und sie die untere Grenze darstellen für Boote, die noch wirkungsvolle Waffen tragen konnten. Sie waren nur gut 16 m lang, knapp 2,5 m breit und hatten ein Gesamtgewicht von um 14 t. Die Bewaffnung bestand entweder aus zwei Torpedos (ohne Rohre) und Maschinengewehren, oder aus ein bis zwei leichten Geschützen (bis zu 7,6 cm). Zum Legen vonMinen umgerüstet konnten sie bis zu vier Minen auslegen. Der Antrieb erfolgte zunächst mit Ottomotoren von 400 bis 500 PS, mit denen Geschwindigkeiten von 17 bis 27 Knoten erreicht wurden.
Beeinflusst von englischen Konstruktionen wuchsen die Boote gegen Ende des Ersten Weltkriegs an und erreichten bis zum Zweiten Weltkrieg Dimensionen von um 20 m Länge, 4,5 m Breite und knapp 30 t Gewicht. In Anlehnung an deutsche Entwürfe wurden während des Zweiten Weltkrieges auch Boote mit fast 100 t gebaut. Die Fahrleistung stieg auf über 40 Knoten. Dennoch blieben aber auch immer Typen mit wesentlich geringeren Abmessungen in Gebrauch.[3]
Nachdem die Sowjets in den Auseinandersetzungen infolge derOktoberrevolution Bekanntschaft mit englischen CMBs gemacht hatten, die gegen sie eingesetzt wurden, entwickelten sie schon Mitte der 1920er Jahre eigene Entwürfe. Diese stammten vom FlugzeugkonstrukteurTupolew und wiesen viele Merkmale aus dem Flugzeugbau auf. Diese Boote bewährten sich allerdings im Zweiten Weltkrieg nicht. Stattdessen erhielt die UdSSR während des Krieges MTB und PT-Boote im Rahmen derRüstungsunterstützung durch die USA.[1]
DieUSA entwickelten im Zweiten Weltkrieg Schnellboote, diePatrol Torpedo Boats oder kurz PT-Boats genannt wurden, obwohl die offizielle Bezeichnung auchMotor Torpedo Boats war. Die Boote waren vor allem für den Einsatz imPazifik als Überwachungskräfte in der vielfach ausRiffen undAtollen bestehenden InselweltPolynesiens bestimmt. Die Entwürfe waren stark von britischen MTB beeinflusst, und wie diese und italienische Boote waren sie nur eingeschränkt seegängige Gleitboote.
PT-Boote waren überwiegend mit 12-Zylinder-V-Ottomotoren vonPackard ausgestattet und mit vier Torpedorohren sowie verschiedenen Maschinenkanonen undWasserbomben bewaffnet. Die Bestückung mit Maschinenkanonen variierte sehr stark, zum Teil kamen auch Mehrfachgranatwerfer und Torpedos ohne Rohre zum Einsatz.
Es wurden insgesamt über 700 PT-Boote gebaut und neben dem Pazifik auch imMittelmeer undÄrmelkanal eingesetzt. Besonders bekannt wurde PT-109, dessen Kommandant der spätere Präsident der USA,John F. Kennedy, war. PT-Boote wurden auch an alliierte Marinen abgegeben.
Die Entwicklung der deutschen Schnellboote eng mit derLürssenwerft inBremen-Vegesack verbunden. Diese Werft war vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland führend im Bau von Motorsportbooten.
Deutschland experimentierte mit kleinen motorisierten Booten für ganz verschiedene Zwecke. Unterschiedliche Bewaffnungen und Motorisierungen wurden ausgeführt, ab 1916 auch mit leistungsstarkenLuftschiff-Motoren. Die deutschen Boote sollten inFlandern britischeMonitore angreifen und durch den geringen Tiefgang in der Lage sein, die Netzsperren vor den Monitoren zu überfahren. Boote mit Torpedobewaffnung wurden vomReichsmarineamt 1916 in Auftrag gegeben und vom selben Jahr bis 1918 alsLM 1–LM 28 in Dienst gestellt. Sie waren 7 t groß, mit einem Torpedorohr oder einem 3,7-cm-Geschütz bestückt, und liefen bei 700 PS etwa 30 kn.
In den 1920er Jahren begann man unter zivilem Deckmantel unter der Leitung vonVizeadmiral a. D.Adolf von Trotha mit ersten Versuchen für die Entwicklung neuer Schnellboote unter Verwendung sechs alter und des erst nach dem Krieg fertiggestellten LM-Boots „Luesi 1“. Diese Boote bildeten ab 1926 auf Anordnung von Kapitän z.S. Lohmann eine Versuchsflottille, mit der umfangreiche taktische Versuche und Materialerprobungen durchgeführt wurden. Mit diesem durch denFriedensvertrag von Versailles nicht erfassten Schiffstyp bot sich die Gelegenheit, die Kampfkraft und den Bestand ausgebildeten Personals innerhalb der Restriktionen zu erhöhen. Trotzdem ging die Entwicklung zunächst im Verborgenen vonstatten, weil man Reaktionen der Siegermächte fürchtete.
Die Entwicklung des typischen deutschen Schnellbootes des Zweiten Weltkrieges begann 1928, als das SchnellbootS 1, basierend auf dem Plan der schnellen MotorjachtOheka II, entwickelt wurde. Das Boot wurde 1930 als „UZ (S) 16“ – U-Boot-Zerstörer in Dienst gestellt. Ab 1932 bildete es mit sieben verbliebenen Booten aus dem Ersten Weltkrieg und inzwischen vier neu hinzugekommenen Booten die1. S-Flottille.[4] Gleichzeitig wurde die offizielle Typbezeichnung „Schnellboot“ eingeführt.
Die neuen Schnellboote wurden von dreiOttomotoren mit zusammen 3000 PS auf drei Schrauben angetrieben und hatten etwa 40 Tonnen (t) Verdrängung, zwei Torpedorohre und liefen circa 37 kn. Der Linienriss des Rumpfes erwies sich als sehr gelungen und wurde bei allen Booten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges beibehalten. Da bei den Ottomotoren aufgrund von Benzindämpfen ein erhöhtes Risiko von Bränden und Explosionen bestand, erhielten die nachfolgenden Bauten erstmals die wesentlich sichererenDieselmotoren. Ein weiterer Vorteil lag im geringeren Verbrauch der Dieselmotoren. Dieser ermöglicht eine größere Reichweite von bis zu 700 Seemeilen. Zuerst experimentierte man mit 7-Zylinder-Reihenmotoren vonMAN und 20-Zylinder-V-Motoren vonDaimler-Benz. Da sich letztere als deutlich brauchbarer erwiesen, wurde die Motorenbaureihe MB 501 mit 2000 PS zum Standardmotor für deutsche Schnellboote. Die Höchstgeschwindigkeit mit diesen Motoren lag bei 39 kn. Im Rahmen der Weiterentwicklung zumMB 518 wurden die Motoren durchAufladung auf eine Leistung von 2500 PS gebracht und damit die Höchstgeschwindigkeit auf 42 kn erhöht. Mit dieser Motorisierung erweiterte sich der Aktionsraum auf die gesamte Nordsee und Ostsee bis hinauf in den Finnischen Meerbusen.
Die deutscheKriegsmarine stellte während des Zweiten Weltkriegs insgesamt 14 Schnellboot-Flottillen auf, die anfangs truppendienstlich demFührer der Schnellboote unterstanden.
Die deutschen Schnellboote, die im Zweiten Weltkrieg schließlich eine Länge von etwa 35 m und ein Gewicht von 100 t hatten, erhielten (abS 26) zwei zur Verbesserung der Seefähigkeit in derBack eingebaute Torpedorohre mit charakteristischen Aussparungen für die Klappen der Torpedorohre und (abS 68) eine Brücke. Dazu kamen mehrere leichte Rohrwaffen verschiedenen Kalibers, deren Anzahl während des Krieges laufend zunahm. Ab der mitS 100 beginnenden Bauserie hatten die Boote eine mit 10 bis 12 MillimeterWotan-Stahl gepanzerteKalottenbrücke, um zumindest das Brückenpersonal vor der Waffenwirkung vonTieffliegern zu schützen. Der Rumpf war inKomposit-Bauweise mit Spantengerüst aus einerAluminiumlegierung und mehrlagiger Holzbeplankung (Diagonalkraweel) gebaut.
Diese Schnellboote, von denen über 200 Exemplare zum Einsatz kamen, griffen vor allem nachts die Küstenschifffahrt um die britischen Inseln an, wurden aber auch über Straßen und aufBinnenwasserstraßen insMittelmeer und dasSchwarze Meer verlegt.
Die Alliierten nannten die deutschen Schnellboote „E-Boats“, eine Abkürzung für „Enemy-Boats“ (dt.: „Feindboote“). Ab etwa 1943 ging die Hauptlast der Offensive durch Überwasserkräfte auf die Schnellboote über, da die großen Einheiten entweder vernichtet waren oder nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg operieren konnten. Entsprechend hoch waren die Verluste der Schnellbootfahrer, obwohl sich die Boote selbst als sehr widerstandsfähig erwiesen.
Ein Schnellboot aus dieser Zeit, das ehemaligeS 130, war bis in die 1970er Jahre bei derBundesmarine zu verschiedenen Zwecken im Einsatz und ist nach vielen Umbauten bis heute erhalten geblieben.S 130 befindet sich heute in England in Privatbesitz, wird jedoch vom „British Military Powerboat Trust“ betreut, der verschiedene historische Militärboote besitzt.[5] Dem Trust fehlen derzeit die Mittel zur Restaurierung, darum ist das Boot derzeit nicht zu besichtigen. Es soll aber in Zukunft in einer Ausstellung gezeigt werden.[6][7][8]
In der Aufbauphase übernahm die deutscheBundesmarine noch zwei Schnellboote aus dem Zweiten Weltkrieg und sechs modifizierte Nachbauten der späterenSilbermöwe-Klasse (Klasse 149) vom unter alliierter Aufsicht aufgebautenBundesgrenzschutz und demBBFPS. Danach folgten erste Neuentwürfe mit den 30 Booten derJaguar-Klasse (Klasse 140/141) und 10 Booten derZobel-Klasse (Klasse 142). Diese Konstruktionen waren noch typische Torpedo-Schnellboote mit vier (zwei an jeder Seite) V-förmig nach vorne zielenden Torpedo-Rohren und zweiSchnellfeuer-Geschützen des Kalibers40 mm/L70.
Die Schnellbootflottille, in der alle Schnellboote zusammengefasst waren, bestand aus drei bis vier Geschwadern an derOstsee und zeitweise einem Geschwader an der Nordsee. In derNATO-Strategie waren diese Boote für den Schutz der Ostsee-Zugänge umDänemark sowie zur Abwehr von Landungsunternehmen vorgesehen.
In den 1970er Jahren war deren Bewaffnung überholt. Die Boote der Zobel-Klasse wurden mit zwei drahtgelenkten Torpedos modernisiert und noch bis Mitte der 1980er Jahre gefahren. Die ältere Jaguar-Klasse wurde ab 1973 nacheinander außer Dienst gestellt und durch die inFrankreich eingekaufteTiger-Klasse (Klasse 148) ersetzt. Diese Klasse war mit den damals leistungsfähigsten Flugkörpern vom TypExocet bewaffnet. Als deutscher Eigenentwurf kamen dann die Flugkörperschnellboote derAlbatros- undGepard-Klasse (Klasse 143/143A) hinzu, die später auch die Boote derZobel-Klasse ersetzten. Gemeinsam ist all diesen Klassen der Antrieb mit vier Dieselmotoren und vier Festpropellern.
Auch dieVolksmarine derDDR verfügte über eine große Zahl von Schnellbooten. Sie waren in der6. Flottille der Volksmarine inDranske/Bug aufRügen zusammengefasst.Die Boote waren zunächst oft sowjetische Modelle, wie zum Beispiel dieRaketenschnellboote derOsa-Klasse, später auch Eigenkonstruktionen. Es handelte sich überwiegend um kleine (< 100 t) Gleitboote, die für den Einsatz bei ruhiger See vorgesehen waren und dann sehr hohe Geschwindigkeiten erreichten; die Boote derIltis-Klasse beispielsweise 52 kn.
Nachdem sich 1990 die sicherheitspolitische Lage erheblich verändert hatte, und West-Deutschlands Küsten nicht mehr durch denWarschauer Pakt bedroht wurden, verloren die Schnellboote ihre ursprüngliche Verteidigungsaufgabe im Bereich der Ostseezugänge. Die älteren Schnellboote wurden ins Ausland verkauft oder verschrottet (z. B. die Tiger-Klasse). Lediglich zehn Boote derGepard-Klasse verblieben im Dienst. Diese waren im 7. Schnellboot-Geschwader mit einemTender derElbe-Klasse (Klasse 404) zusammengefasst. Das Geschwader war imMarinestützpunkt Warnemünde inRostock-Hohe Düne stationiert und unterstand derEinsatzflottille 1 inKiel.
In den vergangenen Jahren wurden die Schnellboote zur Seeraumüberwachung im Rahmen derinternationalen Terrorbekämpfung imGolf von Aden und der Straße vonGibraltar eingesetzt. Zwei bis vier deutsche Schnellboote gehörten bis 2016 zumUNIFIL-Verband zur Überwachung der Küste desLibanons.
Am 16. November 2016 endete die Ära der Schnellboote bei der deutschen Marine, als das 7. Schnellbootgeschwader außer Dienst gestellt wurde.[9]
Wegen der relativ geringen Kosten und Ansprüche an eine militärische Infrastruktur waren Schnellboote besonders auch für kleine Marinen und Länder mit geringem Militäretat interessant. Schon vor und während des Zweiten Weltkrieges kam es darum zu einer Verbreitung dieses Typs. Nach dem Krieg übernahmen einige Länder, z. B. diePhilippinen und Indonesien, Schnellboote der Alliierten. Später exportierte auch die Bundesrepublik Schnellboote in viele Länder, unter anderem nach Schweden, Saudi-Arabien, Indonesien, die Türkei und Argentinien. Zuletzt wurden sechs der ausgemusterten deutschen Schnellboote der Albatros-Klasse an Tunesien verkauft.
Nach Schwierigkeiten mit demKriegswaffenkontrollgesetz kam es zu Beginn der 1960er Jahre auch zu einer Zusammenarbeit der deutschen Schnellbootwerft Lürssen mit der „Chantiers des Constructions Mechaniques de Normandie“ inCherbourg. Daraus ging dieLa-Combattante-II-Klasse hervor, die in Deutschland alsKlasse 148 eingeführt wurde. Diese Klasse war für Frankreich im Export sehr erfolgreich und wurde bis heute fortentwickelt.
Die sowjetische Marine baute nach dem Zweiten Weltkrieg die größte Schnellbootflotte der Welt auf. Mit Einführung der ersten Boote mitSeezielflugkörpern (Komar-Klasse) übernahm die UdSSR Ende der 1950er die Technologieführerschaft, was die Offensivkraft der Schnellboote anging. Auch die Defensivausstattung der vielfältigen sowjetischen Boote war mit der Einführung desAK-230-Nahbereichsverteidigungssystems Ende der 1960er Jahre den westlichen Booten lange Zeit voraus. Zu Beginn der 1970er wurden dann mit derTurya-Klasse die ersten und lange Zeit einzigenTragflügelschnellboote im regulären Flottendienst eingeführt. Allerdings baute die Sowjetunion auch noch bis zur Mitte der 1970er konventionelle Torpedoschnellboote (zum Beispiel dieStenka-Klasse), die aber überwiegend bei den Grenzschutztruppen im Einsatz waren, beziehungsweise an verbündete Staaten abgegeben wurden.
Nach demZerfall der Sowjetunion ist ein Großteil der Schnellbootflotte außer Dienst gestellt oder ins Ausland verkauft worden. Boote sowjetischen Designs findet man darum nicht nur in den Marinen des ehemaligenWarschauer Paktes.[1]
DieVolksrepublik China hat heute noch einen großen Bestand an Schnellbooten. Diese sind zum Teil sowjetischer Konstruktion oder denen angelehnt, aber auch zunehmend Eigenentwicklungen.
Die Länder, in denen das Schnellboot-Konzept entwickelt wurde, haben sich heute weitgehend davon abgewandt. In Europa sind noch die skandinavischen Marinen in der Weiterentwicklung von Schnellbooten aktiv, da sich für die zergliederten Küsten mit zum Teil flachen Gewässern solche Boote besonders eignen. Aber auch dort verwischen sich die Grenzen zuKorvetten immer mehr.
Die Entwicklung kleiner, schneller Kriegsschiffe verläuft zurzeit in zwei verschiedene Richtungen. Zum einen wird an Stelle von Schnellbooten in vielen Marinen der etwas größere, aber auch langsamere Schiffstyp derKorvette wieder eingeführt. Zum anderen sollen die zurzeit in Bau oder in Entwicklung befindlichen Schnellboote noch schneller und außerdem fast nicht zu orten sein.
Um die neuen Boote möglichst schwer orten zu können, werden sie nach den sogenanntenTarnprinzipien gebaut. Das wichtigste dabei ist, die Radarrückstrahlung zu reduzieren. Dafür müssen alle Außenwände schräg gestellt und speziell beschichtet sein. Auch Raketenstarter, Geschütze, Beiboote etc. müssen entsprechend verkleidet werden. Ein zweiter Punkt ist das Reduzieren der Wärmeabstrahlung, da diese vonIR-Sensoren geortet werden kann. Das Hauptproblem sind hierbei dieAbgase, die deshalb in einem komplizierten Verfahren mit Luft durchmischt und abgekühlt werden, bevor sie ausgestoßen werden. Teilweise werden sogar ganze Außenwände der Boote mit kaltem Wasser gekühlt.
Der Vorteil dieser vielen teuren Techniken besteht darin, dass die Schiffe schwerer und somit erst spät vom Gegner geortet werden können. Nach der Ortung soll das Schiff für den Gegner nur als sehr kleines Objekt erkennbar sein, deutlich unterhalb der realen Größe. Ein Nachteil besteht darin, dass die Schiffe aufgrund ihrer Technologie verhältnismäßig teuer sind und viele Marinen daher aus Kostengründen eine geringere Anzahl an Booten ordern als von den Vorgängerklassen, was durch die gesteigerte Leistungsfähigkeit der neuen Boote kompensiert werden soll.
Bei Booten, die für Höchstgeschwindigkeit optimiert sind, stellen die Motoren den größten Anteil an der Masse des Fahrzeugs. Lange Zeit war es also vor allem ein Problem, leistungsfähigere Motoren für kleine Boote zu entwickeln. Wegen ihres besseren Leistungs-Gewichtsverhältnisses kommen heute hier insbesondereGasturbinen zum Einsatz.
KlassischenVerdrängerbooten mit ihrer stabilen Seelage sind aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten (Rumpfgeschwindigkeit) in der Höchstgeschwindigkeit Grenzen gesetzt, die auch mit beliebig großer Motorkraft nicht überwunden werden können. Andererseits sind die bisher verwendeten Möglichkeiten, Geschwindigkeiten von deutlich mehr als 40 kn zu erreichen, Gleitboote und Tragflächen- bzw. Tragflügelboote, immer mit einem erheblichen Verlust an Seegängigkeit verbunden.Darum werden nun spezielle Rumpfdesigns angewandt, die trotz hoher Geschwindigkeit ein relativ stabiles Verhalten beiSeegang ermöglichen sollen.
Hier sind bisher verschiedene Ideen umgesetzt worden: