Schmetterlingsflieder | ||||||||||||
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Sommerflieder (Buddleja davidii) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Buddleja davidii | ||||||||||||
Franch. |
DerSchmetterlingsflieder (Buddleja davidii), auchSommerflieder,Gewöhnlicher Sommerflieder,Schmetterlingsstrauch oderFliederspeer genannt, ist einePflanzenart aus derGattungSommerflieder (Buddleja) in derFamilie derBraunwurzgewächse (Scrophulariaceae). Mit den im Deutschen einfach alsFlieder (Syringa) bezeichneten Ziersträuchern oder -bäumen aus der Familie der Ölbaumgewächse ist er nur über die Ordnung (Lamiales) verwandt.
Der Schmetterlingsflieder wächst alshalbimmergrünerStrauch, der Wuchshöhen von 0,5 bis 5 Metern erreichen kann. Die fast vierkantigen Zweige besitzen eine charakteristische, filzig behaarteRinde.
DieLaubblätter sind gegenständig an den Zweigen angeordnet. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von bis zu 25 Zentimetern sowie einer Breite von etwa 7 Zentimeternschmal-lanzettlich und derBlattrand ist schwach gezähnt. Die Blattoberseite zeigt eine dunkelgrüne Farbgebung, die Blattunterseite ist graufilzig behaart. Die meist vorhandenenNebenblätter sind mit einem Durchmesser von 1 bis 6 Millimetern fast rundlich bis eiförmig.
Der endständige, aufrechte, dichte, schmalkegelige,thyrsige[1]Blütenstand erreicht eine Länge von 4 bis zu 30 Zentimeter und einen Durchmesser von 2 bis 5 Zentimeter. Die unteren Hochblätter sind laubblattförmig, die anderen sind klein und linealisch. Die Blüten blühen asynchron im Blütenstand, von unten nach oben.[2]
Im Juni öffnen sich die angenehm nach Honig duftenden Blüten. Die zwittrigen, stieltellerförmigen, kurz gestielten bis sitzendenBlüten sind vierzählig mit doppelterBlütenhülle. Die vier 2 bis 3,5 Millimeter langenKelchblätter sind glockenförmig verwachsen. Die vier lilafarbenenBlütenkronblätter sind zu einer etwa 1 Zentimeter langen, schmalenKronröhre verwachsen, mit kurzen, ausgebreiteten Zipfeln. Die Krone ist in der mehr oder weniger behaarten Kronröhre orange, mit gelbenSaftmalen am Schlund,[2] bei der Wildform ist die restliche Blüte blaulila. Gartenformen können auch weiße, rosafarbene, purpurrote oder dunkelviolette Blüten haben. DieNarben undStaubbeutel bleiben in der Kronröhre verborgen. Es sind Nektarien vorhanden.
Die zweiklappigen, braunen, vielsamigen, schmal-ellipsoiden bis -eiförmigenKapselfrüchte mit beständigem Kelch weisen eine Länge von 5 bis 9 Millimetern und einen Durchmesser von 1,5 bis 2 Millimetern auf. Die Samen sind bei einer Länge von 3 bis 5 Millimetern und einem Durchmesser von etwa 0,5 Millimetern ellipsoid und beidseits geflügelt.
DieChromosomenzahl beträgt 2n = 76.[3]
DieBestäubung erfolgt durch langrüsseligeInsekten, insbesondere durchTagfalter und dasTaubenschwänzchen.[4]
Die Samen werden als Ballonflieger über denWind ausgebreitet. DieSamenschale besitzt an beiden Enden blasige Gebilde, die als kleine Flügel die Windausbreitung unterstützen. Pro Jahr kann ein Exemplar ungefähr 20 Millionen Samen bilden.
Der Schmetterlingsstrauch wird als wenig giftig eingestuft, wobei alle Pflanzenteile giftig sind, im Besonderen die Blätter und die Samen. Wirkstoffe sind dieGlykosideCatalpol, Methylcatalpol,Aucubin und verschiedeneSaponine.[5][6]
Der Schmetterlingsflieder stammt ausChina undTibet; er wird in dengemäßigten Gebieten weltweit alsZierpflanze verwendet. Die nördliche Verbreitungsgrenze ist durch das Winterklima bestimmt: Bei Wintertemperaturen unter 20 Grad Minus sterben die Pflanzenexemplare in der Regel ab. Im Alpenraum findet er sein Optimum in Gesellschaften des VerbandsSambuco-Salicion.[7]
Die Art gedeiht gut aufskelettreichenBöden;[8] sie ist daher aufGleisanlagen, an Bach- oderFlussufern oder auf dem Trümmerschutt in den Städten der Nachkriegsjahre zu finden,[8] heute häufig entlang von Bahngleisen und auf brach liegenden Industrieflächen.
In Deutschland wurde 1928 der Schmetterlingsflieder das erste Mal auf einerKiesbank imRhein entdeckt.
Die ökologischenZeigerwerte nachLandolt & al. 2010 sind in derSchweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[9]
Als Gartenflüchtling etablierte sich der Schmetterlingsflieder in seinem Verbreitungsgebiet auch in der freien Natur und ist inEuropa,Nordamerika,Australien undNeuseeland einNeophyt.[10]
ImVereinigten Königreich und in derSchweiz wird der Schmetterlingsflieder darüber hinaus alsinvasive Art bewertet, die durch ihre rasche und schnelle Ausbreitung die Tendenz habe, die Artenvielfalt zu reduzieren; infolgedessen wurde sie 2012 in dieSchwarze Liste der invasiven Neophyten der Schweiz aufgenommen.[11][12][13]
Im Frühjahr 2024 wurde die Art neben z. B.Kirschlorbeer oderBlauglockenbaum vomSchweizer Bundesrat in denAnhang 2.2 der Freisetzungsverordnung aufgenommen, wodurch ihr Verkauf, ihr Verschenken oder ihreEinfuhr in der Schweiz ab 1. September des Jahres als „invasive gebietsfremde Pflanze“ verboten ist.[14][15]
DieErstbeschreibung erfolgte 1887 durch den französischenBotanikerAdrien René Franchet[16][10] Das Artepithetondavidii ehrt den französischen Naturforscher in China undLazaristenpaterArmand David. EinSynonym fürBuddleja davidiiFranch. istBuddleja variabilisHemsl.
Der Schmetterlingsflieder wurde in die Familie der Schmetterlingsfliedergewächse (Buddlejaceae) gestellt, bis diese durch molekularbiologische Untersuchungen in dieBraunwurzgewächse eingegliedert wurden. Dies wurde zuvor schon durch die Lebensweise von Rüsselkäfern der GattungCionus angedeutet, von denenCionus hortulanus in Europa aufBraunwurzen undKönigskerzen spezialisiert ist (beide Braunwurzgewächse), aber auch anBuddleja gefunden wurde.[17]
Vor allem im gärtnerischen Zusammenhang werden eine Reihe vonVarietäten vonBuddleja davidii aufgeführt.[18] Diese sind teilweise in früheren Jahrzehnten auch botanisch beschrieben worden[19], werden aber heute nicht mehr anerkannt und sind mit der typischen Varietät synonymisiert worden, so dass heute meist keine Varietäten mehr unterschieden werden.[20][21] Unterschieden werden eine Reihe durch Züchtung aus verschiedenen chinesischen Wildherkünften gewonnenenSorten undCultivare, die sich etwa in der Wuchshöhe und der Blütenfarbe unterscheiden.[22][23]
Diese Art wurde durch einen französischen Missionar,Armand David, im Jahr 1869 nach Europa eingeführt und ihm zu Ehrendavidii benannt. Unabhängig davon wurde sie 1887 durch den irischen Botaniker und SinologenAugustine Henry (1857–1930) ausYichang importiert und durchWilliam Botting Hemsley alsBuddleja variabilis erneut beschrieben, die Synonymie wurde erst 25 Jahre später bemerkt. Die meisten heutigen Gartenpflanzen gehen auf durchLouis de Vilmorin undErnest Wilson Ende des 19. Jahrhunderts gesammeltes Material zurück.[24]
NebenBuddleja davidii und seinen Sorten ist in den Parks und Gärten in den Gemäßigten Breiten auch noch der Wechselblättrige Sommerflieder (Buddleja alternifolia) verbreitet. Im Gegensatz zuBuddleja davidii blüht er an den vorjährigen Zweigen.