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Schafe

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Dieser Artikel behandelt die Säugetiergattung. Zu weiteren Bedeutungen sieheSchaf.
Schafe

Dickhornschaf (Ovis canadensis)

Systematik
Unterordnung:Wiederkäuer (Ruminantia)
ohne Rang:Stirnwaffenträger (Pecora)
Familie:Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie:Antilopinae
Tribus:Ziegenartige (Caprini)
Gattung:Schafe
Wissenschaftlicher Name
Ovis
Linnaeus, 1758
Schafe grasen auf einer Wiese im Frühjahr
Europäischer Mufflon

DieSchafe (Ovis) sind eineSäugetiergattung aus der Gruppe derZiegenartigen (Caprini). Sie umfassen zwanzigArten, die sich in mehrere näher verwandte Gruppen gliedern lassen. Dazu zählen auch dieWildschafe, aus denen dasHausschaf hervorgegangen ist. Das männliche Schaf wirdWidder (lateinischAries) genannt.

Merkmale

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Schafe erreichen eine Kopfrumpflänge von 1,2 bis 1,8 Metern, wozu noch ein 7 bis 15 Zentimeter langer Schwanz kommt. Die Schulterhöhe beträgt 65 bis 125 Zentimeter und das Gewicht 20 bis 200 Kilogramm – wobei die Männchen stets deutlich schwerer werden als die Weibchen. DieFellfärbung variiert von weißlich bis dunkelbraun, es kommt häufig zu einemFellwechsel. Die Männchen haben häufig eine Mähne am Hals, im Gegensatz zu denZiegen aber keinen Kinnbart. Beide Geschlechter können Hörner tragen, die der Weibchen sind aber deutlich kleiner. Bei einzelnen Hausschafrassen haben beide Geschlechter keine Hörner oder nur die Männchen haben Hörner. Die Hörner der Männchen drehen sich im Alter spiralig ein und können über 1 Meter lang werden. Schafe haben zweiEuterhälften mit je einerZitze, wobei deren Position variieren kann. Bei der Versorgung von Drillingen steht somit eine Zitze zu wenig zur Verfügung. In einzelnen Fällen können Schafe auch mit einer weiteren Zitze zur Welt kommen.

Schafe lassen sich von Ziegen unter anderem durch den fehlenden Kinnbart der Männchen unterscheiden, bei ihnen kommt aber manchmal ein Latz vor. Ziegen haben außerdem einen extrem kurzen, dreieckigen Schwanz, der unterseitig nackt ist und an der WurzelDrüsen besitzt. Dagegen fehlen ihnen Drüsen im Gesicht, die wiederum bei den Schafen vorkommen. Auch weisen Schafe generell Drüsen an den Füßen auf, die bei Ziegen nur manchmal an den vorderen vorkommen.[1][2]

Als Wiederkäuer haben Schafe im bleibenden Gebiss 32 Zähne, davon je Unterkieferhälfte drei Schneidezähne (Incisivi, I), einen Eckzahn (Caninus, C), drei vordere Backenzähne (Prämolaren, P) sowie drei hintere Backenzähne (Molaren, M); daraus ergibt sich dieZahnformel 3I-1C-3P-3M pro Kieferhälfte. Im Oberkiefer fehlen die Schneidezähne und die Eckzähne, sodass sich hier die Formel 0I-0C-3P-3M pro Kieferhälfte ergibt.

Schafe erreichen ein Alter von zehn bis zwölf, maximal 20 Jahren.

Verbreitung und Lebensraum

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Wilde Schafe kommen heute im westlichen, mittleren und nordöstlichenAsien sowie im westlichenNordamerika vor. Im südöstlichen Europa (Balkanhalbinsel) sind wilde Schafe vor rund 3000 Jahren ausgestorben. Ob dieMufflon-Populationen auf einigen Mittelmeer-Inseln echte Wildschafe oder verwilderte urtümliche Hausschafe sind, ist umstritten. Die meisten Schafe sind Gebirgsbewohner, es gibt aber auch Tiere, die in Wüsten leben, etwa Populationen derDickhornschafe.

Lebensweise

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Schafe sind vorwiegend tagaktiv, manchmal ruhen sie aber während der heißesten Tagesstunden und weiden auch nachts. Die Weibchen bilden gemeinsam mit den Jungtieren kleine Gruppen, die sich manchmal zu größeren Verbänden zusammenschließen. Die Männchen leben die meiste Zeit des Jahres von den Weibchen getrennt, entweder einzelgängerisch oder in Gruppen. Dabei bilden sie – häufig aufgrund der Horngröße oder durch Kämpfe ausgefochten – eine strenge Rangordnung.

Schafe sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Gräsern ernähren.

Fortpflanzung

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Die Paarungszeit fällt meist in den Herbst, nach einer rund fünf- bis sechsmonatigen Tragzeit kommen im Frühling ein bis vier Jungtiere zur Welt. Bei den nordamerikanischen Schafen sind Einzelgeburten üblich, bei den asiatischen Schafen Mehrlinge. Nach mehreren Monaten werden die Jungtiere entwöhnt, nach einem bis sieben Jahren sind sie geschlechtsreif.

Schafe und Menschen

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Hausschafe zählen zu den ältesten Haustieren überhaupt. Die ersten Hausschafe und -ziegen werden auf etwa 8000 v. Chr. im „Fruchtbaren Halbmond“ datiert.[3]Trophäenjagd und Konkurrenz des Hausviehs gefährden die wildlebenden Arten. DieIUCN listet das Wildschaf als gefährdet (vulnerable) und das Riesenwildschaf als gering gefährdet (near threatened). Seit dem Altertum wurde die Haut von Widdern (in Form der frischen, ungegerbten Widderhaut oder des, zu Asche verbrannten, Leders) alsArzneidroge[4] verwendet.

Systematik

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Dall-Schafe (Ovis dalli)
Turkmenistan-Wildschaf (Ovis cycloceros)

Die Schafe werden innerhalb derHornträger (Bovidae) in die Unterfamilie derZiegenartigen (Caprinae) eingeordnet. Entgegen früheren Vermutungen dürften sie mit denZiegen nicht allzu nahe verwandt sein.

Ostfriesisches Milchschaf

Die Anzahl der Arten ist umstritten.Grubb (2005) unterschied ursprünglich nur fünf Arten in zwei Gruppen[5], eine Revision der Hornträger aus dem Jahr 2011 durchColin Peter Groves und Grubb stellte insgesamt 20 Arten heraus:[1]

  • Ovis canadensis-Gruppe
  • Ovis gmelini-Gruppe (Westliche Wildschafe oderMufflons)
  • Ovis vignei-Gruppe (Steppenwildschafe oderUriale)
  • Ovis ammon-Gruppe (Riesenwildschafe oderArgalis)

Die starke Aufgliederung der Schafe erfolgte hauptsächlich durch die Aufspaltung derWildschafe undUriale (ursprünglichOvis orientalis) in acht und derArgalis (ursprünglichOvis ammon) in neun Arten. Vor allem die einst als Wildschaf bezeichnete ArtOvis orientalis erwies sich als problematisch, da sie auf eineHybridform zurückging; die wissenschaftliche Artbezeichnung steht heute nicht mehr zur Verfügung.[1] Das Schneeschaf, das Dall-Schaf und das Dickhornschaf werden teilweise der UntergattungPachyceros zugewiesen, alle anderen Vertreter zur UntergattungOvis.[5] Nicht zur Gattung der Schafe zählen dasBlauschaf und dasZwergblauschaf (GattungPseudois).

Die Arten der Schafe unterscheiden sich teilweise im Chromosomensatz. So hat das Argali imdiploiden Chromosomensatz 56Chromosomen, während die meisten anderen Schafe nur 54 haben.

Schädel und Unterkiefer vonOvis antiqua

Fossile Wildschafe

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Wilde Schafe der GattungOvis kamen während des Eiszeitalters in Europa vor, sind aber im Fossilbericht relativ selten. Unter den NamenOvis antiqua undOvis savini wurden sie etwa aus dem Mittelpleistozän Europas beschrieben. Im Späten Pleistozän, das vor etwa 125.000 Jahren begann, sind wilde Schafe in Italien und Nordafrika relativ häufig. Ein Fund dieser Zeit ist auch aus demFränkischen Jura in Deutschland bekannt.[6]

Literatur

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  • Colin Peter Groves, Peter Grubb:Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. 108–280).
  • Colin Peter Groves, David M. Leslie Jr.:Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson,Russell A. Mittermeier (Hrsg.):Handbook of the Mammals of the World. Volume 2:Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011,ISBN 978-84-96553-77-4, S. 727–739.
  • Ronald M. Nowak:Walker’s mammals of the world. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999,ISBN 0-8018-5789-9 (englisch). 
  • Hans Haid:Das Schaf. Eine Kulturgeschichte. Böhlau Verlag, Wien 2010,ISBN 978-3-205-78442-5.

Einzelnachweise

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  1. abcColin P. Groves, David M. Leslie Jr.:Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson,Russell A. Mittermeier (Hrsg.):Handbook of the Mammals of the World. Volume 2:Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011,ISBN 978-84-96553-77-4, S. 727–739.
  2. Colin Groves, Peter Grubb:Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. 108–280).
  3. B. S. Arbuckle, S. W. Kansa, E. Kansa, D. Orton, C. Çakırlar u. a.:Data Sharing Reveals Complexity in the Westward Spread of Domestic Animals across Neolithic Turkey. In:PLoS ONE. 9(6), 2014, S. e99845.doi:10.1371/journal.pone.0099845
  4. Otto Beßler:Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 176–177 (zuCutis arietis – des weders hut = „Widderhaut“, auchPellis arietina = Widderfell).
  5. abPeter Grubb:Order Perissodactyla. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.):Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005,ISBN 0-8018-8221-4,S. 707. 
  6. Björn Kurtén:Pleistocene mammals of Europe. Weidenfeld and Nicolson, 2007,ISBN 978-0-202-30953-8.

Weblinks

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Commons: Schafe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schaf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Schaf – Zitate
Normdaten (Sachbegriff):GND:4051990-9 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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