Gemeinden in derUnterpräfektur Sapporo in der Meiji-Zeit. * ist der Sapporo-ku/Stadtkreis Sapporo mit der (größeren, ursprünglich Ainu-) Siedlung, 3. ist dasSapporo-mura/Dorf Sapporo mit der ursprünglichen japanischen Siedlung aus derEdo-Zeit, violett das heutige Stadtgebiet von Sapporo seit 1967
Der mit der Errichtung des modernenKaiserreichs in derMeiji-Restauration geschaffene Landkreis Sapporo (札幌郡Sapporo-gun) derProvinz Ishikari wurde 1869 Sitz derKaitakushi(開拓使), der Kolonialverwaltung vonEzochi, 1882 Sitz der Präfekturverwaltung vonSapporo, nach der Gründung von Hokkaidō 1886 Sitz der im Kaiserreich direkt demInnenministerium unterstellten Verwaltung von Hokkaidō, das erst seit 1946 gesetzlich gleichwertig als Präfektur gilt.
Der Vorläufer der Stadt Sapporo, derSapporo-ku (札幌区; ~„Stadtkreis Sapporo“) wurde 1879 vom Landkreis Sapporo getrennt, zu dem weiter das Dorf Sapporo gehörte. 1922 ging aus dem Stadtkreis die in diesem Artikel beschriebeneSapporo-shi/Stadt Sapporo hervor. Das Dorf Sapporo wurde erst 1955 in die Stadt Sapporo eingemeindet. Erst in den 1950er Jahren löste die Stadt Sapporo das nahegelegene und deutlich ältereOtaru als bevölkerungsreichste Stadt Hokkaidōs ab. Die Stadt wurde, ähnlich wieKyōto oder viele amerikanische Städte, in einem Schachbrettmuster geplant.
Sapporoslandwirtschaftliche Universität, die 1869 gegründet wurde und anfangs inTokio beheimatet war, ist auch durch ihren ersten Präsidenten,William Smith Clark, bekannt geworden. Er wurde von der japanischen Regierung als Berater in Erziehungsfragen eingeladen. Vor allem die Abschiedsworte an seine Studenten, von denen er viele zum Christentum bekehrt hatte, haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen:Boys, be ambitious! (dt. „Jungs, seid ehrgeizig!“).
Sapporo war als Austragungsort derV. Olympischen Winterspiele 1940 vorgesehen. Infolge des Beginns deszweiten Japanisch-Chinesischen Krieges musste Japan die Spiele am 16. Juli 1938 an dasIOC zurückgeben. Vor Luftangriffen und Bombardierungen durch die USA im Zweiten Weltkrieg ist Sapporo verschont geblieben.[3]
Anlässlich dieses großen internationalen Sportereignisses führten die Organisatoren dasSapporo-Schneefestival als Bestandteil der Olympischen Sportkultur ein und griffen damit auf eine in der Region verbreitete Veranstaltung zurück. Hier gestalteten eingeladeneKünstler aus Schnee und Eis eindrucksvolle Skulpturen. Dieses Festival etablierte sich in der Folge alsjährliches Event.
Im Jahr 1978 scheiterte Sapporo bei dem Versuch,1984 ein zweites Mal nach 1972 Olympische Winterspiele ausrichten zu dürfen, erst in der Stichwahl gegenSarajewo.[4]
Eine ursprünglich geplante Bewerbung für dieOlympischen Sommerspiele 2016 gegen die innerjapanischen KonkurrentenFukuoka undTokio gab Bürgermeister Fumio Ueda mit Verweis auf die hohen Kosten 2006 auf.[5] Eine weitere Bewerbung für die Austragung derOlympischen Winterspiele 2026 wurde im Verlauf des Bewerbungsverfahrens ebenfalls zurückgezogen.[6]
Die Stadt Sapporo hat viele Parks. So z. B. denŌdōri-Park im Zentrum der Stadt, in dem über das Jahr verschiedene jährliche Veranstaltungen und Festivals stattfinden. Zu den größten Parks der Stadt zählt auch derMoerenuma-Park, der nach den Plänen des japanisch-amerikanischen Künstlers und LandschaftsarchitektenIsamu Noguchi errichtet wurde.
Wie in jeder japanischenGemeinde führt ein von den Einwohnern direkt gewählter Bürgermeister die Verwaltung und repräsentiert die Stadt nach außen; ein von den Einwohnern gewähltes Stadtparlament bildet die Legislative.
Der ehemalige Mitte-links-VizebürgermeisterKatsuhiro Akimoto ist seit 2015 Bürgermeister von Sapporo(Sapporo-shichō). Bei deneinheitlichen Regionalwahlen im April 2023 wurde er mit breiter antikommunistischer Parteienunterstützung (KDP,Daichi,LDP,Kōmeitō,DVP) mit 56 % der Stimmen gegen den ehemaligen Kommunalbeamten Kaoru Takano und denKPJ-gestützten Hideo Kibata für eine dritte Amtszeit wiedergewählt.[8]
Das Stadtparlament Sapporo(Sapporo-shigikai) hat 68 Mitglieder aus zehn, mit den Stadtbezirken identischen Wahlkreisen. Bei der ebenfalls im einheitlichen Wahlzyklus durchgeführten Stadtparlamentswahl 2023 gewann die LDP 26 Sitze (−1), die KDP 18 (−1), die Kōmeitō unverändert zehn, die KPJ sieben (−3),Net Hokkaidō einen. DieIshin no Kai gewann aus dem Stand fünf Sitze.[9]
Karte der seit 2024 gültigen Wahlkreise zum nationalen Abgeordnetenhaus in und um die Stadt Sapporo
Bei ebenfalls im einheitlichen Zyklus stattfindenden Wahlen zum Präfekturparlament(Hokkai-dōgikai) wählen die zehn Wahlkreise, die die zehn Bezirke der Stadt Sapporo bilden, zusammen 28 der insgesamt 100 Abgeordneten.
Im 21. Jahrhundert bestehen folgende Partnerschaften mit Orten aus Europa, Amerika und Asien; in Klammern ist das Jahr des Beginns der Partnerschaft angegeben:[10]
Vereinigte StaatenPortland, Vereinigte Staaten (seit Oktober 1959)
DeutschlandMünchen, Deutschland (seit August 1972)
Im Ōdōri-Park im Stadtzentrum steht als Zeichen der Partnerschaft ein traditioneller bayerischerMaibaum, ein Geschenk der Stadt München. 1991 wurde eineSchrägseilbrücke nach München benannt.[11]
China VolksrepublikShenyang, Volksrepublik China (seit November 1980)
Blick auf den Ōdōri-Park während des Schneefestivals
Sapporos größtes Tourismusereignis ist das alljährlich im Februar stattfindende Schneefestival[12] (雪祭り,yukimatsuri), das 1950 seinen Anfang nahm, als Schüler und Studenten im Ōdōri-Park Statuen aus Schnee bauten. Das Fest wurde inzwischen auf eine Woche verlängert, und es werden auf drei verschiedenen Geländen gut ein Dutzend riesige und hunderte kleinere Schnee- undEisskulpturen errichtet, die hunderttausende Besucher anlocken.Riesig bedeutet dabei: bis zu 10 m hoch und 30 m breit, bestehend aus 1000 und mehr Lastwagenladungen Schnee. Häufigstes Motiv sind mehr oder weniger berühmte Gebäude aus aller Welt, die oft im Maßstab 1:3 oder gar 1:2 mit allen Details nachgebaut werden, nur eben aus Schnee oder Eis.
Die großen Skulpturen werden von Firmen gesponsert, einige werden auch von denjapanischen Selbstverteidigungsstreitkräften als Teil des Wintertrainings erbaut. Lokale Vereine errichten die kleineren Schneeskulpturen, wobei die Nachfrage groß ist. Die verfügbaren Flächen für die Bauten werden unter den Bewerbern verlost. Zudem wird auch ein internationaler Wettbewerb veranstaltet.
Wahrzeichen der Stadt: Sapporos Uhrenturm, im 19. Jahrhundert Teil der Hokkaido-UniversitätFernsehturm
Sapporo ist eine verhältnismäßig junge Stadt, deren wenige historische Sehenswürdigkeiten den starken westlichen Einfluss während derMeiji-Restauration verraten:
der als Wahrzeichen der Stadt geltende Uhrenturm der ehemaligen Versammlungshalle der landwirtschaftlichen Universität (s. o.). DieCharta der Stadt beginnt mit den Worten:Wir sind die Bürger der Stadt Sapporo, wo die Glocke des Uhrenturms läutet.
das bis in die 1970er Jahre als Amtssitz des Gouverneurs von Hokkaidō dienende Verwaltungsgebäude aus roten Klinkern, heute zum Biermuseum Sapporos umfunktioniert.
die im gleichen Stil erbauten, mit Efeu bewachsenen Gebäude der alten Sapporo-Brauerei von 1876, die inzwischen zur größten Bierhalle Japans umgestaltet wurden.
das Erschließungsdorf (北海道開拓の村開拓の村,kaitaku no mura), einFreiluftmuseum, in dem restaurierte alte Gebäude aus ganz Hokkaidō zu besichtigen sind.
Aufgrund des im Vergleich zu Tokio milderen Klimas werden die Geh- und Marathonwettbewerbe derOlympischen Sommerspiele 2020 (durch dieCOVID-19-Pandemie auf 2021 verschoben) in Sapporo ausgetragen.
Im VideospielYakuza 5 bereist der Spieler mit einem der spielbaren Charaktere die fiktionale Stadt Tsukimino, welche der Stadt Sapporo inklusive des Schneefestivals nachempfunden ist.
↑Sister Cities / Sister Cities Association. Sapporo International Communication Plaza Foundation, 2014, abgerufen am 18. August 2019 (japanisch, englisch, chinesisch, koreanisch).