Allgemeine Informationen | |
Ort | Salzburg,Osterreich![]() |
Veranstalter | Salzburger Festspiele |
Zeitraum | seit 1920 |
Website | www.salzburgerfestspiele.at |
Besucherzahlen | |
---|---|
2007 | 253.750 |
2017 | 261.500 |
2018 | 261.000 |
DieSalzburger Festspiele gelten als das weltweit bedeutendste Festival derklassischen Musik unddarstellenden Kunst.[1] Sie finden seit 1920 jeden Sommer im Juli und August inSalzburg statt. Markenzeichen der Festspiele sind derJedermann auf demDomplatz, exemplarischeMozart- undStrauss-Aufführungen, sowie ein vielfältiges und hochkarätigesSchauspiel-,Opern- und Konzert-Programm. Alljährlich werden in den sechs Festspielwochen mehr als 200 Veranstaltungen von mehr als 250.000 Gästen besucht.
Intendant ist seit 2016Markus Hinterhäuser, dessen Vertrag 2024 vom Kuratorium um eine dritte Amtszeit verlängert wurde.[2] Präsidentin ist seit 1. Jänner 2022 bis Ende 2026Kristina Hammer.[3]
Schon im Mittelalter wurden großeMysterienspiele aufgeführt und es gab Kostümfeste, die mehrere Tage dauerten. Die erste Oper nördlich der Alpen soll in Salzburg aufgeführt worden sein, im Salzburger Dom waren opulente Messen und Oratorien fest im Jahreszyklus verankert. 1613 gab FürsterzbischofMarkus Sittikus dieHellbrunner Wasserspiele in Auftrag. An derSalzburger Universität wurden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung Dramen und Singspiele aufgeführt. FürsterzbischofColloredo ließ viele Bräuche verbieten und stellte zahlreiche Feiern ein. Nach seinem Tod kam zum Wiederaufleben zahlreicher Lustbarkeiten und es begann die Mozart-Verehrung mit Mozart-Festen und -Umzügen. Die Begründung derBayreuther Festspiele im Jahr 1876 und das100-Jahr-Jubiläum desDon Giovanni im Jahr 1887 förderten Wiener und Salzburger Bemühungen um ein Festival, welches demgenius loci gewidmet sein sollte. „Einige der Proponenten waren durchaus deutschnational, viele Anregungen stammten auch aus der Mozart-Gemeinde in Wien. Doch derErste Weltkrieg kam dazwischen, und auf dieMonarchie folgte dieRepublik Österreich.“[4]
Max Reinhardt (1873–1943), dessen Karriere als Schauspieler 1893 amStadttheater Salzburg begonnen und der ab 1901 in Berlin ein Theaterimperium aufgebaut hatte, wurde ab 1904 vom DramatikerHermann Bahr (1863–1934) in dessen Planungen fürSalzburger Feste einbezogen.[5] Schon damals war der Domplatz als Spielstätte geplant,Anna Mildenburg sollte Opern inszenieren, Reinhardt Theaterstücke. Die Pläne scheiterten, wie schon mehrfach zuvor, an der fehlenden Finanzierung.
Nachdem Reinhardt im Jahr 1918 dasSchloss Leopoldskron erworben hatte und sich jeden Sommer in Salzburg aufhielt, konkretisierten sich die Planungen. Gemeinsam mitHugo von Hofmannsthal (1874–1929) konzipierte er bereits im September desselben Jahres ein Projekt „des bayrisch-österreichischen Stammes“ als Antipode zum preußischen: „das, was in Bayreuth, gruppiert um ein norddeutsches Individuum, Wagner, geübt wird, hier um ein ungleich komplexeres und höheres Zentrum, die Kunst Österreichs, herumzubauen…“.[4] Damit war der Gegensatz der beiden Festspielideen schon programmatisch festgeschrieben: Bayreuth hoch exklusiv, ein Haus, ein Komponist, alles allein auf dessen Werk zentriert, davon aber auch nur die zehnGreatest Hits (folglich doppelte Exklusivität). Salzburg hingegen inklusiv, mit drei Achsen: Schauspiel, Oper, Konzert, heute in drei Festspielhäusern und auf zahlreichen weiteren Plätzen der Stadt, Konzertsälen, Kirchen und Bühnen, im Freien und in geschlossenen Räumen, offen für Neues, aber stets im Ringen darum, ob das Gezeigte dem hohen Qualitätsanspruch Genüge tut. Zwei Welten also, wiewohl das Grundbestreben beider Festivals das Feiern desFests zu Ehren eines Komponisten war, die Beförderung des Weihevollen, Eindrucksvollen,Erhabenen.
Das noch heute verwendete Logo mit der griechischen Theatermaske, der rot-weißen Fahne und der Salzburger Festung auf goldenem Grund geht auf ein vonLeopoldine Wojtek (1903–1978) für die Festspiele 1928 gestaltetes Plakat zurück. Die KünstlerinKonstanze Sailer beleuchtete ab 2018 die spätere Lebensgeschichte Wojteks und ihre Nähe zur NS-Ideologie. Die Salzburger Festspiele beauftragten in der Folge den HistorikerOliver Rathkolb und die KulturwissenschaftlerinAnita Kern, die Causa wissenschaftlich zu untersuchen. Die Gutachten wurden veröffentlicht, die Festspielleitung entschied daraufhin, das Emblem weiterhin zu verwenden, da es „zeitlos“ sei und in seiner Formensprache eindeutig nicht der nationalsozialistischen Ideologie entspreche.[6][7]
Der verlorene Weltkrieg, die verlorene monarchische und übernationale Realität und die Weiterentwicklungsüberlegungen zur kulturellen Identität, sowie die Notwendigkeit den Tourismus anzukurbeln, trugen wesentlich dazu bei, dem Festspielgedanken Auftrieb zu geben. Hugo von Hofmannsthal bekräftigte bei seinen Gründungsüberlegungen besonders die Schaffung einer kulturellen Basis für die trotzdem andauernde und nun besonders notwendige Mission des „theresianischen Menschen“ als Miterben desHeiligen Römischen Reiches beziehungsweise derDonaumonarchie zur weiteren Vermittlung zwischen den europäischen Ethnizitäten durch die Anwendung ausgleichender ritterlicherpaneuropäischerhabsburgischer Werte.
Die Salzburger Festspiele sollten entsprechend den politischen und staatsrechtlichen Schriften Hofmannsthals (die im Rückblick auf den damals aufkommenden Nationalsozialismus hellseherisch wirken) als Gegenstück zur Preußisch-Norddeutschen kompromisslosen bzw. alternativlosen Weltsicht[8] die völkerverbindenden und ausgleichenden habsburgischen Grundsätze des „Leben und Leben lassen!“ betonen. Es sollten die Kompromissfindung, die katholische Weltsicht zwischen irdischen Freuden und Gewissheit der Vergänglichkeit und der Stolz auf regionale Besonderheiten (z. B. Handwerk, Traditionen etc.) gezeigt und auch gefördert und erhalten werden.[9] Hofmannsthal war damit auf einer Linie mit vielen Schriftstellern und Künstlern seiner Zeit wieStefan Zweig,Joseph Roth aber auchJames Joyce, welcher in der weltoffenen Hafenstadt Triest mit dem Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn in Kontakt getreten war und das untergegangene Staatswesen rückblickend mit „They called the Austrian Empire a ramshackle empire, I wish to God there were more such empires“ klassifizierte.[10]
Im Jahr 1920 fanden schließlich (nach jahrzehntelangen Diskussionen, Konzeptionen und Planungen) die erstenSalzburger Festspiele statt. Reinhardt wählte HofmannsthalsJedermann, ein Stück, das er selbst im Dezember 1911 im BerlinerCircus Schumann zur Uraufführung gebracht hatte, denDomplatz als Spielort undAlexander Moissi als Hauptdarsteller. In der Retrospektive erscheint die Wahl des Stückes ideal, des Spielorts kongenial und des Hauptdarstellers exzellent. Was im preußisch-protestantischen Berlin der Vorkriegszeit noch antiquiert und deplatziert wirkte, kam vor der Kulisse des barocken Salzburger Doms in dererzkatholischen Stadt Salzburg bestens zur Geltung. Das Stück wurde zum Dauerbrenner und zum Markenzeichen der Festspiele. Heute verzeichnen die alljährlich vierzehn Aufführungen rund 35.000 Zuseher; derJedermann ist meist ausverkauft. Reinhardt sollte auch – mit seiner sicheren Hand in der Auswahl malerischer Spielstätten – die kommenden Jahre der Festspiele prägen, bis in den frühen 1930er Jahren dieOper die erste Geige übernahm. Reinhardt gelang 1933 mit demFaust inClemens HolzmeistersFauststadt in derFelsenreitschule noch einmal ein nachhaltiger Erfolg.
Als der Leiter des Salzburger Mozarteums,Bernhard Paumgartner (1887–1971), sich erlaubte, im Jahr 1921 zusätzlich zumJedermann einige Konzerte mit lokalen Kräften anzusetzen, war Richard Strauss erbost. Er, der die Festspielidee maßgeblich unterstützt hatte, fürchtete die Einkehr derProvinzialität, griff zu Telefon und Taktstock, engagierte dieWiener Philharmoniker und dieWiener Staatsoper, dirigierte selbst 1922 – als erste Opernaufführung der Festspiele – MozartsDon Giovanni und danach auch dessenCosì fan tutte. Dem DirigentenFranz Schalk wurdenLe nozze di Figaro undDie Entführung aus dem Serail überantwortet. Bühnenbilder aller vier Mozart-Opern dieses Jahres warAlfred Roller (1864–1935), der die Ästhetik der Salzburger Opern- und Schauspielproduktionen der ersten fünfzehn Jahre prägen sollte. Von 1922 bis 1924 fungierte Strauss auch als Präsident der Festspiele; er blieb ihnen bis zu seinem Tod verbunden. Die Uraufführung seiner letzten Oper (Die Liebe der Danae) fand posthum 1954 in Salzburg statt. Auch Paumgartner blieb – ausgenommen dieNS-Zeit – weiter im Spiel, institutionalisierte 1949 dieMozart-Matineen und 1950 diec-Moll-Messe in derStiftskirche St. Peter, beide mit dem lokalenMozarteumorchester, das heute zu den Säulen der Festivals zählt. Paumgartners jahrzehntelange treue Dienste wurden 1960 mit der Direktoriums-Präsidentschaft belohnt (zuletzt Ehrenpräsident), die er bis zu seinem Tod im Jahr 1971 innehielt.
Wegen derCOVID-19-Pandemie wurden die Salzburger Festspiele des Jahres 2020 verkürzt und modifiziert.[11]
In der Gründungsphase der Festspiele spielten Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal eine führende Rolle. Reinhardt erklärte die ganze Stadt zur Bühne und inszenierte am Domplatz das mittelalterliche MysterienspielJedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes in einer Neufassung von Hugo von Hofmannsthal. Die Premiere am 22. August 1920 markierte die Geburtsstunde der Festspiele, das Stück steht seit 1926 – ausgenommen die NS-Zeit von 1938 bis 1945 – durchgehend am Spielplan der Festspiele. Reinhardt entdeckte und eröffnete auch dieKollegienkirche,[12] dasSchloss Leopoldskron,[13] die Winterreitschule[14] und schließlich die Sommerreitschule[15] alsSpielstätten der Festspiele. Winter- und Sommerreitschule wurden mehrfach umgebaut und dienen heute – alsHaus für Mozart undFelsenreitschule – überwiegend derOper und dem Konzert.
Neben demIffland-Ring gilt die Hauptrolle imJedermann als größte Auszeichnung für einen Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Sie wird zumeist mit routiniertenTheaterschauspielern besetzt, die sich in klassischen Rollen bewährt haben. In der Max-Reinhardt-Inszenierung (1920 bis 1937) wurde der Lebemann vonAlexander Moissi,Paul Hartmann undAttila Hörbiger verkörpert. DieNationalsozialisten verboten weitereJedermann-Aufführungen wegen jüdischer Vorfahren des Autors. In den Nachkriegsjahren verkörpertenEwald Balser, wiederum Attila Hörbiger,Will Quadflieg,Walther Reyer undErnst Schröder die Hauptrolle, ehe ab 1973 mitCurd Jürgens,Maximilian Schell undKlaus Maria Brandauer international bekannte Filmschauspieler zum Zuge kamen. Seit den 1990er Jahren wird der Jedermann wiederum überwiegend von Bühnenschauspielern verkörpert –Helmut Lohner,Gert Voss,Ulrich Tukur,Peter Simonischek,Nicholas Ofczarek undCornelius Obonya. MitTobias Moretti spielte ein Schauspieler den Jedermann, der durch das Fernsehen bekannt wurde und zusätzlich auch eine hochrespektierte Bühnenkarriere vorweisen konnte. Es folgtenLars Eidinger,Michael Maertens und seit 2024Philipp Hochmair. Die Rolle derBuhlschaft – mit sehr wenig Text, aber maximaler Sichtbarkeit – wurde häufig mit populärenFernseh- undFilmstars, wieNadja Tiller,Christiane Hörbiger,Nicole Heesters,Senta Berger,Marthe Keller,Sophie Rois oderVeronica Ferres besetzt.
Getreu dem Motto der Mitgründer – „von allem das Höchste“ – war das Schauspiel in Salzburg von Anfang an auf bereits approbierte Werke der Bühnenliteratur festgelegt. Hofmannsthal selbst war zwar in Salzburg mit seinemJedermann (und mit seinen Libretti fürStrauss-Opern) erfolgreich, ansonsten aber glücklos. Das eigens für die Festspiele verfassteSalzburger große Welttheater wurde nach 1925 nicht wieder aufgeführt, selbst die Komödie über die Seelennöte derBourgeoisie kurz vor dem Untergang derDoppelmonarchie –Der Schwierige von 1910 – etablierte sich nicht dauerhaft in den Salzburger Spielplänen. Man spielte dortGoldoni undMoliere, fast alles vonShakespeare, Dramen derAntike,Heinrich von Kleist undWeimarer Klassik, Volksstücke vonNestroy undRaimund, fallweiseIbsen undSchnitzler. AlsFestspielstück par excellence – neben demJedermann – darf derSommernachtstraum gelten, vorzugsweise mitMendelssohns Schauspielmusik.
Während in derOper in SalzburgUraufführungen schon unmittelbar nach demZweiten Weltkrieg gang und gäbe waren, dauerte der Anschluss an die Gegenwart im Schauspiel deutlich länger. In den späten 1950er stellteOscar Fritz Schuh drei Gegenwartsstücke vor, darunter eine erfolglose UraufführungFritz Hochwälders. In den 1960er Jahren versuchte dasEuropa-Studio zeitgenössische Dramen in Salzburg zu etablieren, in den 1970er und 1980er Jahren kam es immerhin zu fünf Uraufführungen vonThomas-Bernhard-Stücken, propagiert vonJosef Kaut, dem weltoffenen Präsidenten der Festspiele. In der Gegenwart angekommen ist Salzburg erst während der ÄraMortier/Stein, die mit derPerner-Insel inHallein eine weitere Spielstätte eröffnete und zeitnahe Regisseure einlud, sowie in der Folge mit demYoung Directors Project, welches im Jahr 2002 vonJürgen Flimm ins Leben gerufen wurde und bis 2014 bestand. Im Jahr 2014 stand das Schauspielprogramm im Zeichen der 100-jährigen Wiederkehr des Beginns desErsten Weltkrieges – und zeigte neben denLetzten Tagen der Menschheit auchForbidden Zone,Ödön von HorváthsDon Juan kommt aus dem Kriegund eine Dramatisierung vonGustav MeyrinksGolem.
Die Opernproduktionen der Salzburger Festspiele waren über weite Strecken des 20. Jahrhunderts und sind heute noch stilbildend. Die Oper stellt in Salzburg – alsGesamtkunstwerk – denprimus inter pares in der Trias Schauspiel, Oper und Konzert dar. Nahezu alle weltweit bedeutenden Dirigenten haben in Salzburg gearbeitet, ebenso die meisten der herausragendsten Sänger, Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner. Viele der Aufführungen sind als Tondokumente oder Fernsehmitschnitte für die Nachwelt erhalten.
Der Salzburger Schwerpunkt liegt durchgehend auf Opern vonMozart und Richard Strauss, auf zeitgenössischen Werken, sowie den FestspielopernOrfeo ed Euridice,Fidelio,Don CarlosundFalstaff. Das Mozart-Repertoire beschränkt sich in Salzburg nicht auf die dreida-Ponte-Opern,Die Entführung aus dem Serail undDie Zauberflöte, sondern beinhaltet auch die seltener gespielten Werke. Die erste Opernaufführung der Festspiele war derDon Giovanni unter der musikalischen Leitung von Richard Strauss am 14. August 1922 – ein Gastspiel derWiener Staatsoper imSalzburger Landestheater. Dank derWiener Philharmoniker, die in Salzburg alljährlich in erster Besetzung vier bis fünf Opernproduktionen spielen, sind die Interpretationen der Mozart- und Strauss-Opern von exzeptioneller orchestraler Qualität.
Das Salzburger Repertoire wurde – zuerst durchBruno Walter,Arturo Toscanini undKarl Böhm, schließlich durchHerbert von Karajan – schrittweise erweitert: Walter dirigierte erstmals bei den Salzburger Festspielen Opern vonRichard Wagner undHugo Wolf,Gluck undDonizetti. Toscanini etablierte 1935Falstaff als genuine Salzburger Festspieloper. Böhm stellte 1951 und 1971Alban Bergs damals kaum gespielte OperWozzeck vor, somit einen Exponenten derZwölftontechnik. Karajan schließlich popularisierte mit einer breiten Palette weitererVerdi-Opern, mitPuccinisTosca undBizetsCarmen das Programm.
Die Frühwerke der Oper und das Barock haben recht früh ihren Platz im Salzburger Spielplan gefunden. Gluck wird in Salzburg seit 1930 undHändel seit 1984 szenisch aufgeführt. In den Jahren 1968 bis 1973 erfreute sichCavalieris selten gespielteRappresentazione di anima et di Corpo in einer Modellinszenierung vonGraf/Colosanti/Moore höchsten Publikumsinteresses. 1971, 1985 und 1993 wurden alle erhaltenenMonteverdi-Opern in Salzburg vorgestellt.
Im Laufe der Zeit haben die Salzburger Festspiele mit nahezu allen großen Opernhäusern der Welt (Wiener Staatsoper,Scala,La Fenice,Opéra de la Bastille,La Monnaie,Metropolitan Opera,Mariinski-Theater) und einigen wichtigen Festivals (Aix-en-Provence,Maggio Musicale Fiorentino) kooperiert. Zumeist wurden diese Co-Produktionen in Salzburg erarbeitet und waren oft noch viele Jahre später an wichtigen Opernhäusern zu sehen wie zum BeispielRobert Wilsons exemplarischePelléas-et-Mélisande-Inszenierung aus dem Jahr 1997, die gemeinsam mit derOperá de Paris produziert und noch im Jahr 2012 inMadrid undBarcelona aufgeführt wurde. 2014 stand neben der Uraufführung der OperCharlotte Salomon vonMarc-André Dalbavie auchLa Cenerentola, ein neuerDon Giovanni und ein neuerRosenkavalier auf dem Programm. Außerdem wurdenIl trovatore (mitAnna Netrebko undPlácido Domingo) und – erstmals in Salzburg – SchubertsFierrabras (in einerPeter-Stein-Inszenierung) gegeben.
Die Konzerte der Salzburger Festspiele stellen seit 1921 eine wichtige Säule des Festivals dar. Initiiert vonBernhard Paumgartner, dem späteren Präsidenten der Festspiele, fanden damals vier Orchesterkonzerte, drei Kammerkonzerte, eine Serenade und ein Konzert geistlicher Musik statt. Seit 1925 werden auch Liederabende, seit 1926 auch Solistenkonzerte veranstaltet. Seit 1927 zählt Mozartsc-Moll-Messe in derStiftskirche St. Peter zu den Fixpunkten der Festspiele, seit 1949 auch dieMozart-Matineen imMozarteum, beide wiederum vonBernhard Paumgartner initiiert.
Zentral sind die großenOrchesterkonzerte, oft auch mitChören,Gesangs- oder Instrumentalsolisten. DieWiener Philharmoniker bestreiten seit 1922 die Mehrzahl der Orchesterkonzerte und eröffnen auch alljährlich das Konzertprogramm. Wichtiges Charakteristikum der Salzburger Festspiele ist der Qualitätsanspruch beiDirigenten undSolisten. Seit Ende der 1950er Jahre gastieren auch regelmäßig die besten Orchester aus ganz Europa, Nord- und Südamerika, Israel und Japan in Salzburg, zuerst dieBerliner Philharmoniker, dasConcertgebouworkest Amsterdam und dasNew York Philharmonic Orchestra, schließlich sämtliche weiteren namhaften Orchester der Welt. Gegenwärtig sind in einem Sommer zwischen zehn und fünfzehn Orchester in Salzburg zu hören, darunter auch führendeJugendorchester,Kammerorchester undBarockensembles, sowie aufzeitgenössische Musik spezialisierte Orchester und Musikervereinigungen.
Im Jahr 2012 hat der damalige IntendantAlexander Pereira dieOuverture spirituelle begründet, eine Konzertreihe mitgeistlicher Musik verschiedenerKonfessionen als Vorprogramm der eigentlichen Festspiele. 2013 gastierte dasvenezolanische MusikprojektEl Sistema mit vierOrchestern, einemBlechbläserensemble, zweiChören und einemStreichquartett in Salzburg,El Sistema musizierte bei der Eröffnungsfeier, in zehn Konzerten und einer Kinderkonzertprobe. 2013 wurden sämtliche SymphonienMahlers aufgeführt, 2014 standen alle neun SymphonienBruckners auf dem Programm.
Nachdem die Pläne für ein Festspielhaus auf dem Mönchsberg (1890) und in Hellbrunn (1919) gescheitert waren, nahmen die Salzburger Festspiele der Gründerjahren die bestehenden Plätze, Paläste, Kirchen, Theater- und Konzertgebäude in Besitz: AmDomplatz wird alljährlich HofmannsthalsJedermann aufgeführt, im Mozarteum und imResidenzhof werden Konzerte veranstaltet, imLandestheater Opern undSprechstücke aufgeführt. Auch drei Salzburger Barockkirchen wurden als Spielstätten für die Festspiele geöffnet:Dom,Kollegienkirche undStiftskirche Sankt Peter.
Als schließlich der Wunsch nach eigenen Spielstätten immer dringlicher wurde, konnten schrittweise dreiFestspielhäuser auf dem Gelände der ehemaligen fürsterzbischöfliche Hofstallungen und Reitschulen errichtet werden:
Die Ausweitung der Festspiele ab den 1990er Jahren führte dazu, dass weitere Spielstätten für das Schauspiel gefunden werden mussten: 1992 dieAlte Saline auf der Perner-Insel inHallein, schließlich auch dasSzene Salzburg (das ehemalige Stadtkino/Republic), dasSchauspielhaus Salzburg und fallweise dieEisarena Salzburg.
Bis 1991 lag die künstlerische Verantwortung in den Händen des Kuratoriums der Salzburger Festspiele. Klare Verantwortlichkeiten bestehen erst seit dem Antritt vonGerard Mortier, der die Leitung der Festspiele im Jahr 1991 übernahm und erstmals 1992 das Programm verantwortete. Der Intendant trägt die künstlerische Gesamtverantwortung, programmiert und besetzt selbst das Opernprogramm und hat das Vorschlagsrecht für die Leiter von Schauspiel und Konzert.
Jahr | Intendanz | Schauspiel | Konzert |
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1992 | Gerard Mortier | Peter Stein | Hans Landesmann |
1992 | |||
1994 | |||
1995 | |||
1996 | |||
1997 | |||
1998 | Ivan Nagel | ||
1999 | Frank Baumbauer | ||
2000 | |||
2001 | |||
2002 | Peter Ruzicka | Jürgen Flimm | Peter Ruzicka |
2003 | |||
2004 | |||
2005 | Martin Kušej | ||
2006 | |||
2007 | Jürgen Flimm | Thomas Oberender | Matthias Schulz |
2008 | |||
2009 | |||
2010 | |||
2011 | Markus Hinterhäuser | ||
2012 | Alexander Pereira | Sven-Eric Bechtolf | Alexander Pereira,Florian Wiegand |
2013 | |||
2014 | |||
2015 | Sven-Eric Bechtolf | Florian Wiegand | |
2016 | |||
2017 | Markus Hinterhäuser | Bettina Hering | |
2018 | |||
2019 | |||
2020 | |||
2021 | |||
2022 | |||
2023 | |||
2024 | Marina Davydova[16][17] | ||
2025 | N.N. | ||
2026 | Axel Hiller | ||
2027 | |||
2028 | |||
2029 | |||
2030 |
Laut einer 2017 veröffentlichten Publikation derWirtschaftskammer Salzburg[18] würden die Salzburger Festspiele jährlich eine direkt und indirekteWertschöpfung inSalzburg von 183 Mio. Euro und inÖsterreich von 215 Mio. Euro ergeben. Die Festspiele sollen damit in Salzburg eine Beschäftigung (inklusive der Jahresbeschäftigten und Saisonkräfte der Festspiele) von 2800 Vollzeitäquivalenten (Österreich 3400) sowie direkt und indirekt für die öffentliche Hand etwa 77 Mio. Euro an Steuern und Abgaben erwirtschaften.
2019 wurde in einem Rechnungshofbericht veröffentlicht, dass die Präsidentin der Festspiele,Helga Rabl-Stadler[19], etwa 220 000 Euro Jahressalär erhalten habe.
Die Festspiele ermöglichen Protestierenden eine große Aufmerksamkeit, da alljährlich viele Journalisten, Fernseh- und Radiosendungen von den Festspielen berichten.[20]
Salzburger Protestspiele gegen dieWiederaufbereitungsanlage Wackersdorf
Vom 21. bis 27. Juli 1986 fanden parallel zu den Salzburger Festspielen die „Salzburger Protestspiele“ statt. Die SalzburgerAtomkraftgegner nutzten die Festspiele, um ihren Besorgnissen nachTschernobyl mit verschiedenen Aktionen Ausdruck zu verleihen. Am 27. Juli 1986 stellten Demonstranten vor dem Großen Festspielhaus ein Massensterben (Die-in) nach einem atomarenStörfall in der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf dar. Die Gruppe „Mütter gegen Wackersdorf“ kam zur Festspieleröffnung in Trauerkleidung und betrieb einen Informationsstand. Der Protest richtete sich auch gegen den bayerischen MinisterpräsidentenFranz Josef Strauß.[21][22] Dieser sagte daraufhin empört seinen Besuch bei den Festspielen ab.[23][24] Am 6. September 1988 veranstalteten österreichische WAA-Gegner „Salzburger Protestspiele“ inRegensburg, an denen auch der MusikerFalco teilnahm.[25]
Am 27. Juli 2011 erklärte dieLinzer Aktionsgemeinschaft Social Impact den Beginn der Festspiele zum1. Welttag gegen die Neidgesellschaft nach dem MottoJeder hat ein Recht auf Reichtum. Gleichzeitig demonstrierte BürgermeisterHeinz Schaden gegen den Bau einer 380-kV-Stromleitung über denGaisberg und seilte sich vom Mönchsberg über einem Protestplakat ab.
Zusätzlich zu denSommer-Festspielen bestehen in der Stadt Salzburg: