Salvatore Quasimodo, Sohn eines Eisenbahners, verbrachte seine Kinder- und Jugendzeit auf Sizilien. Nach der Schule, ab 1919, studierte er inRom am Polytechnikum, beschäftigte sich auch mitAltphilologie, machte jedoch ein Examen alsBauingenieur. Bis zum Jahr 1938 arbeitete er alsLandvermesser und kam so in mehrere Regionen und Städte Italiens wiePalermo,Messina,Reggio Calabria, Rom,Florenz,Imperia,Sardinien undSondrio. In dieser Zeit entdeckte er sein Talent zumDichten und veröffentlichte 1930 einen ersten GedichtbandAcque e Terre (zu deutschWasser und Erde).
SeinSujet ist die sizilianische Heimat, die er in melodischen, aber nicht gereimten Versen darbietet. Den Stil Quasimodos bezeichnen Fachleute alsHermetismus, der häufig schwer verständliche Wortgeflechte enthält, aber auch sehr Lyrisches und gleichzeitig Mystisches. Der Gedichtband wurde ein großer Erfolg in Italien.[1]
Außerdem versuchte er sich in dieser Zeit auch als Theaterkritiker undJournalist für die ZeitschriftIl Tempo. Im Jahr 1941 wurde er zum Professor für Literaturgeschichte an dasKonservatorium Mailand berufen.[1]Während desZweiten Weltkriegs schloss sich Quasimodo derKommunistischen Partei an und beteiligte sich am Widerstandskampf gegen das faschistische Italien unterMussolini. Die Konfrontation mit der harten Realität führte dazu, dass die folgenden Dichtungen sich mit der Realität befassten, eine Abkehr von den früheren Verklärungen ist zu verzeichnen.[1]
Quasimodo steht mit seinem Schaffen gleichberechtigt nebenGiuseppe Ungaretti oderEugenio Montale. Seine Lyrik kommt aus demSymbolismus und thematisiert seine Heimat Sizilien mit ihren Traditionen.
Für sein dichterisches Werk erhielt Quasimodo vom Nobelpreiskomitee, das sich gerade – auf massive Kritik hin – von seinemkartesianischen Menschenbild in der Dichtung verabschiedet hatte, am 22. Oktober 1959 denNobelpreis für Literatur. In derLaudatio des Vorsitzenden des Schwedischen Literatur-Nobelpreiskomitees heißt es, Quasimodo sei „ein Erneuerer der modernen Dichtung“, sein „menschliches Pathos bricht unwiderstehlich die hermetische Form, in der er zuerst gebunden war.“[1]
Zuvor hatte er denÄtna-Taormina-Preis für Lyrik erhalten (1953) und denViareggio-Preis.
Gedichte 1920–1965. Italienisch–Deutsch, ausgewählt und übersetzt vonChristoph Ferber, mit einem Nachwort von Georges Güntert und Kommentaren von Antonio Sichera. Dietrich’sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2010,ISBN 978-3-87162-071-3.
Das Leben ist kein Traum.[2] Ausgew. Gedichte. Italienisch–Deutsch, übertragen und Nachwort von Gianni Selvani. Piper, München, Zürich 1987.ISBN 978-3-492-10696-2
Ein offener Bogen.[3] Italienisch–Deutsch, übertragen und Nachwort von Gianni Selvani. Piper, München, Zürich 1989.ISBN 978-3-492-11111-9
Unmerklich tanzt die Zeit. Gedichte. Hrsg. von Thea Mayer. Volk & Welt, Berlin 1967
Manfred Lentzen:Italienische Lyrik des 20. Jahrhunderts. Von den Avantgarden der ersten Jahrzehnte zu einer „neuen Innerlichkeit“ (=Analecta Romanica. Heft 53). Klostermann, Frankfurt am Main 1994,ISBN 3-465-02654-3, S. 131–150.
Alessandro Martini:„Nell’occhio che riscopre la luce“. Tempo, Storia e memoria nella poesia di Salvatore Quasimodo. In:Romanische Studien. Nr. 2, 2015, S. 137–146, (online).
Winfried Wehle:Identität „in absentia“. Über die Lyrik Salvatore Quasimodos. In: Angela Fabris, Willi Jung (Hrsg.):Charakterbilder. Zur Poetik des literarischen Porträts. Festschrift für Helmut Meter (=Deutschland und Frankreich im wissenschaftlichen Dialog. 2). V & R Unipress u. a., Göttingen u. a. 2012,ISBN 978-3-89971-794-5, S. 511–528, (Digitalisat (PDF; 644,1 kB)).
Giuseppe Zagarrio:Quasimodo (=Il Castoro. 33,ISSN0008-753X). La Nuova Italia, Florenz 1969.