AlsSail Training Association – abgekürztSTA – bezeichnen sich in mehreren Staaten in der Regel gemeinnützige Organisationen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Fahrten aufGroßseglern vor allem für junge Menschen (16 bis 25 Jahre) zu fördern. Der englische BegriffSail Training beinhaltet dabei nicht nur im wörtlichen SinneSegelausbildung, sondern bezieht sich auf eine vor allem auf Großseglern durchgeführte Segelausbildung zum Ziel der persönlichen (physischen und psychischen) Entwicklung und Charakterbildung.[1]
Die erste Sail Training Association wurde 1956 in Großbritannien ins Leben gerufen, um dieWindjammer-RegattaTall Ships’ Race (1973–2003Cutty Sark Tall Ships' Race) auszurichten und, als Folge der durch die Regatta hervorgerufenen Segel-Begeisterung, um Schiffe zu Sail-Training-Zwecken zu betreiben. Seither sind weltweit 17 Sail Training Associations sowie zwei Organisationen, die sich ähnlicher Aufgaben annehmen, gegründet worden.
Seit 2003 sind die nationalen Organisationen in der internationalen OrganisationSail Training International zusammengeschlossen, die unter anderem dieTall Ships' Races in Zusammenarbeit mit den nationalen Organisationen der Start- und Zielhäfen organisiert. Der Verband hat seinen Sitz inGosport, Vereinigtes Königreich.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden in vielen Staaten Sail Training Associations gegründet.
Die erste Sail Training Association wurde in Großbritannien gegründet. 1956[2] gelang es dem Briten Bernard Morgan, unter Mithilfe des britischen AdmiralsLouis Mountbatten eine internationale Regatta für die vermeintlich letzten Großsegler ins Leben zu rufen, auf denen noch Kadetten ausgebildet wurden. Zur Durchführung der Regatta wurde dasSail Training International Race Committee gebildet und schließlich, mit Sitz inPortsmouth, die ersteSail Training Association gegründet.
Die Regatta wurde ein so großer Publikumserfolg, dass sie unter dem NamenTall Ships’ Races (von 1973 bis 2003:Cutty Sark Tall Ships' Races) fortan alle zwei Jahre ausgerichtet wurde. Außerdem setzten sich Segelbegeisterte dafür ein, dass auch Großbritannien ein eigenes Segelschiff für Sail-Training-Zwecke haben sollte. Die Wohltätigkeitsorganisation (charity) Sail Training Association erhielt daraufhin zwei Unterabteilungen: DieSail Training Association Races (kurzSTA Races; dt.: STA Regatten) veranstaltete weiterhin die Tall Ships' Races. DieSail Training Association Schooners (kurzSTA Schooners; dt.: STASchoner) betrieb zwei Segelschiffe – die Schoner und SchwesterschiffeSir Winston Churchill (Stapellauf 1966) undMalcolm Miller (Stapellauf 1968) –, auf denen Sail-Training-Programme durchgeführt wurden.
2002 wurde aus der STA Races dieInternational Sail Training Association (ISTA),[3] die aber trotz ihres Namens weiterhin der britischen „Gesamt“-STA unterstand; 2003 wurden ihre Aufgaben – d. h. die Veranstaltung der Tall Ships' Races und anderer Sail-Training-Veranstaltungen – von der dafür gebildeten internationalen OrganisationSail Training International übernommen. Die STA Schooners entschied auf einer Mitgliederversammlung am 1. August 2003, sich inTall Ships Youth Trust (dt.: Großsegler-Jugend-Stiftung) umzubenennen; trotz des neuen Namens kann sie sich damit als älteste Organisation, die sich dem Sail Training widmet, bezeichnen.[4] Die beiden ursprünglichen Schiffe wurden im März bzw. Dezember 2000 außer Dienst gestellt und von denBriggsStavros S Niarchos (April 2000) undPrince William (April 2001) abgelöst. Seit ihrer Gründung hat die Organisation nach eigenen Angaben Sail-Training-Fahrten für über 65.000 Personen durchgeführt.[4]
Im Laufe der Jahre hatten sich neben der Sail Training Association noch weitere Sail-Training-Organisationen in Großbritannien gebildet. Anfang der 1970er Jahre organisierte Lord Dulverton mehrere Treffen dieser Organisationen, damit sie ihre Vorgehensweisen und den Umgang mit üblichen Schwierigkeiten vergleichen könnten. Zu den Organisationen, die auf diesen ersten Treffen zusammenkamen, gehörten neben STA Schooners und STA Races unter anderem auch die Royal Yachting Association, der Sportrat (Sports Council) und das Seekadetten-Corps. Nach etwa drei Treffen entschieden sich die Teilnehmer, einen Verband zu gründen und sich den Status einer wohltätigen Organisation anerkennen zu lassen. 1972 wurde daraufhin dieAssociation of Sea Training Organisations (ASTO) ins Leben gegründet. Sie vertritt heute 25 Vollmitglieder und 10 angeschlossene Mitglieder, die 55 Segelschiffe betreiben, die von einer 10 Meter langenSlup (Einmaster) bis zu einer 65 Meter langenBark (Dreimaster) reichen. Sie hilft jährlich bei der Finanzierung von über 80.000Kojentagen, einschließlich für behinderte Mitsegler.[5]
Die neuseeländische StiftungThe Spirit of Adventure Trust wurde 1972 von Lou Fisher gegründet, um die Persönlichkeitsentwicklung von jungen Neuseeländern durch Sail Training zu fördern. Jährlich nehmen 1200 junge Neuseeländer an den Aktivitäten der Stiftung teil.[5]
1973 wurde in Finnland dieSail Training Association Finland gegründet. Auf ihren Schiffen sind bis heute mehr als 12.500 junge Menschen gesegelt.[5]
Am 3. April 1973 wurde in den USA die gemeinnützigeAmerican Sail Training Association – abgekürztASTA – gegründet. Heute sind der ASTA mehr als 250 Schiffe angeschlossen, darunter US-amerikanische Schiffe wie das Dreimast-MuseumsschiffStar of India, aber auch mehrere ausländische Schiffe wie die indonesischeDewaruci oder die brasilianischeCisne Branco. Die ASTA organisiert unter anderem dieTall Ships Challenge Series, eine Reihe von Regatten, Paraden und maritimen Festen, die im Drei-Jahres-Turnus abwechselnd an den atlantischen und pazifischen Küsten sowie den Küsten derGroßen Seen von Nordamerika stattfinden.
Die portugiesische Sail Training AssociationAssociação Portuguesa de Treino de Vela (abgekürztAporvela) wurde 1980 als gemeinnützige Organisation gegründet. Ihr gehören heute mehrere Sail-Training-Schiffe, unter anderem dieVera Cruz und dieBoa Esperança, und sie hat mehrfach mit der International Sail Training Association (dem Vorgänger vonSail Training International) zusammengearbeitet, um die WindjammerregattenTall Ships’ Races von oder nach Portugal zu organisieren.[6]
1984 wurde in Deutschland nach dem britischen Vorbild der VereinSail Training Association Germany – abgekürztSTAG oderS.T.A.G. e. V. – gegründet. Seine Aufgabe ist nach eigenen Angaben die Betreuung deutscher Jugendlicher und Erwachsener sowie von Schiffseignern und Hafenstädten. Er unterstützt außerdem finanziell Jugendliche, die eine Sail-Training-Fahrt nicht selbst vollständig bezahlen können.[7] Die STAG hat über 5000 Mitglieder. Sie ist als gemeinnütziger Verein und „besonders förderungswürdigen Zwecken dienende Körperschaft nach § 5 (1.9) KStG und als Träger der freien Jugendhilfe im Land Bremen“ anerkannt.[7] In der STAG sind nach eigenen Angaben 47 deutsche Schiffe (vor allem Zweimaster und Dreimaster) zusammengeschlossen, unter anderem dieAlexander von Humboldt, die fünfTraditionsschiffe des VereinsClipper DJS (z. B. die 1887 gebauteAmphitrite), dieRoald Amundsen und dieRoyal Louise.[8]
DieCanadian Sail Training Association wurde 1984 gegründet. Ihr gehören 18 Schiffe – von einer sechs Meter langen Slup (Einmaster) bis zu einer 80 Meter langenBarkentine – an, und sie organisiert verschiedenste Sail-Training-Aktivitäten auf und mit diesen Schiffen.[5]
DieSail Training Association Netherlands wurde 1985 gegründet, um Sail Training für junge Niederländer zu fördern. Wie andere Sail Training Associations organisiert auch sie Aktivitäten und insbesondere Regatten für Großsegler.[5]
Die 1990 gegründete OrganisationAmis des Grands Voiliers – Sail Training Association France (frz./ engl.: Freunde von Großseglern – Sail Training Association Frankreich) widmet sich dem Sail Training in Frankreich. Ihre 400 Mitglieder reichen von Privatpersonen über Schiffsbetreiber zu Organisationen. Die STA Frankreich vertritt 40 Schiffe (z. B. den DreimasterBelem und die SlupSereine), organisiert Ausstellungen und maritime Veranstaltungen und hilft – unter anderem durch die vierteljährlich erscheinendenGrands Voiliers Infos und einen monatlich herausgegebenes Blatt – jungen Franzosen, Sail-Training-Programme weltweit zu finden und an ihnen teilzunehmen.[5]
Als erste osteuropäische Sail Training Association wurde 1993 die polnischeSail Training Association Poland gegründet. Ihr gehören inzwischen mehr als 100 wahlberechtigte Mitglieder sowie (nicht wahlberechtigt) dieMaritime Academy of Gdynia (Maritime Akademie von Gdingen, Betreiber derDar Młodzieży), die polnische Marine (Betreiber derORP Iskra), die polnische PfadfinderorganisationZwiązek Harcerstwa Polskiego (Betreiber derZawisza Czarny) und die Polski Związek Żeglarski (Polish Yachting Association; Betreiber derKapitan Głowacki, exHenryk Rutkowski) an. Die STA Polen ist Betreiber und Miteigner des DreimastersPogoria.[5]
In den übrigen 90er Jahren und kurz nach der Jahrtausendwende sind weitere Organisationen entstanden:
Die 1994 gegründete belgischeSail Training Association Belgium betreibt das organisationseigene SchiffT/S Williwaw, das sie ursprünglich selbst restauriert hat, und fördert Sail Training auf weiteren Schiffen. Die 1996 in Dänemark gegründeteDanish Sail Training Association zählt 30 Mitglieder aus Dänemark, Grönland und den Färöern, darunter alle zehn Sail-Training-Schiffe des Landes und fünf Häfen. Im gleichen Jahr wurde in Italien dieSail Training Association Italy in Partnerschaft der italienischen Marine und desYacht Club Italiano gegründet, um Sail Training zu fördern. Durch vielfältige Kooperationen mit der Marine wie auch den Eigner und/oder Betreibern anderer Schiffe kann die STA Italien ein vielfältiges Angebot mit teilweise stark vergünstigten oder sogar kostenlosen Mitsegelgelegenheiten anbieten. Sie engagiert sich außerdem in einem internationalen Mitsegler-Austauschprogramm. Zur 1998 in Schweden gegründetenSail Training Association Sweden gehören mehrere Häfen, die schwedische Marine und etwa 60 Schiffe, auf denen manchmal oder kontinuierlich Sail Training stattfindet. Die norwegischeNorwegian Sail Training Association (1999) hat vier Mitgliedskategorien, die Sail-Training-Schiffe, frühere und zukünftige Häfen für dieTall Ships’ Races, Privatpersonen und Organisationen, die die norwegische STA unterstützen, sowie Körperschaften aufnehmen.[5]
2001 wurde nach dem Erfolg der transatlantischen RegattaTall Ships 2000 dieSail Training AssociationBermuda gegründet; sie fördert die Teilnahme junger Menschen von den Bermudas an internationalen Sail-Training-Angeboten und arbeitet außerdem mit derBermuda Sloop Foundation (dt.: Bermuda-Slup-Stiftung) zusammen, um eine eigene Bermuda-Slup (bestimmter Typ eines Einmasters) für Sail-Training-Zwecke zu bauen. In Lettland wurde 2002 dieSail Training Association Latvia gegründet, zu deren Mitgliedern drei Eigner und/oder Betreiber von Schiffen und zwei Jachtclubs gehören. Die STA Lettland setzt sich dafür ein, dass weitere lettische Schiffseigner sich am Sail Training beteiligen, und fördert außerdem internationale Sail-Training-Austauschprogramme. Der 2003 in Spanien gegründetenSail Training Association España gehören sämtliche Sail-Training-Schiffe des Landes sowie die spanische Marine und einige Häfen an.[5]
Die bisherigen Sail Training Associations beschränken sich damit weiterhin auf den europäischen, nordamerikanischen und australisch-neuseeländischen Raum.
In Irland und Russland bestehen zwar keine offiziellen Sail Training Associations, ihre Aufgaben werden jedoch von anderen Organisationen wahrgenommen. Diese Organisationen sind keine Dachverbände nationaler Sail-Training-Associations, sondern betreiben selbst Schiffe, sie sind aber anstelle nationaler Sail Training Associations Mitglieder vonSail Training International.
Bereits 1968 wurde in IrlandCoiste an Asgard gegründet, die den zum Sail Training eingesetzten ZweimasterAsgard II betreibt und Sail Training für junge Iren fördert. In Russland werden Sail-Training-Aufgaben von derStaatlichenAdmiral Makarow-Akademie wahrgenommen, die das russische SchiffMir betreibt. Die Akademie arbeitet mit Sail Training International für russische Sail-Training-Veranstaltungen zusammen.[5]