Roman Josef[1] Cycowski (*25. Januar1901 inTuszyn; †9. November1998 inPalm Springs,Kalifornien) war ein US-amerikanischer Sänger polnischer Herkunftjüdischen Glaubens. Er sang denBariton im Berliner EnsembleComedian Harmonists und war späterChasan (Kantor) in einerSynagoge.
Cycowski wurde als Sohn des Textilhändlers und Fabrikanten Schlama Cycowski geboren. Vier seiner acht Geschwister starben früh. Er wuchs im damals unter russischer Oberhoheit stehendenŁódź auf, wo er die Schule besuchte, und sang bereits im Alter von sieben Jahren in der Synagoge. Von seinem Kantor erhielt er Unterricht inHarmonielehre undMusiktheorie.[2]
Während desErsten Weltkrieges lernte Cycowski von einem deutschen Offizier die deutsche Sprache. Aus der polnischen Armee wurde er auf eigenen Wunsch 1919 entlassen. 1920 verließ er die wieder polnisch gewordene Stadt Łódź, um in Deutschland zu leben.
Nach einer ersten Anstellung als Sänger in derSynagoge von Beuthen folgten Engagements an verschiedenen Theatern, zum Beispiel am StadttheaterBeuthen, an der Waldoper inZoppot, an der OperDanzig, amStralsunder Theater, am Stadttheater Guben und in Rostock. Dabei trat er stets unter demPseudonym „Ernst Mühlstein“ auf. Zu seinen Rollen zählten zum Beispiel Dr. Falke und Baron Oskar in der OperetteDie Fledermaus, Zar Peter inZar und Zimmermann, Wolfram von Eschenbach inTannhäuser, Don Escamillo inCarmen, die Titelrolle inRigoletto, Graf Luna inIl trovatore, Giorgio Germont inLa traviata, und Renato inEin Maskenball. Parallel dazu nahm er weiter Unterricht, zum Beispiel am Konservatorium von Beuthen.[2]
1926 nahm er ein Musikstudium an der Musikhochschule inBerlin auf. Seine Abneigung gegenPolen und der Verlust der polnischen Staatsbürgerschaft nach seiner Weigerung, dort Militärdienst zu leisten, hinderten ihn daran, seine Familie jemals zu besuchen. Später unterstützte er seine Eltern und Geschwister finanziell.
In Berlin lebte er anfangs von Ersparnissen aus seiner Zeit als Opernsänger, später sang er zuStummfilmen in Kinos. Bei einem Engagement amGroßen Schauspielhaus lernte erAri Leschnikoff undRobert Biberti kennen, über die er Anfang 1928 zu den Comedian Harmonists gelangte. 1935 wurde das Ensemble wegen seiner drei jüdischen Mitglieder verboten. Gemeinsam mitHarry Frommermann undErich A. Collin emigrierte Cycowski nachWien. Von Wien und später vonLondon aus gelang ihnen mit neuen Mitgliedern eine internationale Karriere. Unter dem NamenComedy Harmonists bereisten sie unter anderem Australien, Südamerika und die Sowjetunion. In London heiratete Cycowski seine langjährige Freundin Maria/Mary Panzram, die – obwohl nichtjüdischen Glaubens – gemeinsam mit ihm emigriert war. 1940 verhinderte während einer Tournee durch die USA derdeutsche U-Boot-Krieg die Ausreise des Ensembles, das sich angesichts einer zunehmend deutschfeindlichen Umgebung bald auflöste. Cycowski ließ sich 1941 inLos Angeles nieder. Er gründete einenNightclub, ging jedoch baldbankrott.
Unter dem Eindruck des Todes seines Vaters, der in Łódź auf offener Straße erschlagen worden war, nahm er die Stelle einesKantors derorthodoxen Synagoge in Los Angeles an. Nach demZweiten Weltkrieg erfuhr er, dass drei seiner Geschwister demnationalsozialistischenHolocaust zum Opfer gefallen waren. Nur eine Schwester hatte imKZ Auschwitz überlebt.
1947 wurde Cycowski Kantor desTemple Beth Israel inSan Francisco. 1966 gab er zum hundertsten Geburtstag der Gemeinde Beth Israel dasOratoriumQueen Esther bei dem israelischen KomponistenMarc Lavry (1903–1967) in Auftrag, bei dessen Uraufführung am 6. März 1960 imWar Memorial Opera House in San Francisco er eine der Bariton-Partien sang.[3] 1971 legte er im Alter von 70 Jahren sein Amt als Kantor nieder und zog mit seiner Frau nach Palm Springs. Dort übernahm er aus Liebe zu seinem Beruf bald wieder eine Kantorstelle.
Am 9. November 1998 starb Cycowski 97-jährig in Palm Springs.[4] Er war der letzte Lebende der sechs Comedian Harmonists. Sein Grab befindet sich auf dem Desert Memorial Park Friedhof in Palm Springs.[5]
InJoseph Vilsmaiers FilmComedian Harmonists wurde Cycowski vonHeino Ferch verkörpert.
Am 31. August 2023 wurden vor seinem ehemaligen Wohnort,Berlin-Wilmersdorf, Xantener Straße 14,Stolpersteine für seine Frau und ihn verlegt.
Personendaten | |
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NAME | Cycowski, Roman |
ALTERNATIVNAMEN | Cycowski, Roman Joseph (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | polnisch-US-amerikanischer Sänger und Kantor, Mitglied der Comedian Harmonists |
GEBURTSDATUM | 25. Januar 1901 |
GEBURTSORT | Tuszyn |
STERBEDATUM | 9. November 1998 |
STERBEORT | Palm Springs |