Robert Ezra Park (*14. Februar1864 inHarveyville,Luzerne County,Pennsylvania; †7. Februar1944 inNashville,Tennessee) war einamerikanischerSoziologe. Er ist der Begründer derChicagoer Schule derSoziologie und war 15. Präsident derAmerican Sociological Society.
Park wurde in ein vermögendes Elternhaus geboren. Er war Sohn eines Getreidegroßhändlers und einer Lehrerin und wuchs inRed Wing (Minnesota) auf.
Nach der High School studierte er von 1883 bis 1887Ingenieurwissenschaften an derState University of Minnesota inMinneapolis. 1887 studierte erPhilologie, Geschichte undPhilosophie an derUniversity of Michigan inAnn Arbor (Abschluss: Ph.B.). Er studierte dort beiJohn Dewey (1859–1952) und lernte durch ihn den Finanzjournalisten und ZeitungsherausgeberFranklin Ford (1848–1918) kennen. Mit Ford entwickelte er die Idee einer neuen Zeitung: „Thought News“. Sie sollte „soziologisch“ sein, Nachrichten genauer wiedergeben und der öffentlichen Meinung eine größere Rolle beimessen, erschien aber nie.
Von 1887 bis 1898 arbeitete Park als Journalist und Redakteur bei verschiedenen Tageszeitungen in Minneapolis,Detroit,Denver,New York undChicago. 1894 heiratete er die RechtsanwaltstochterClara Cahill, mit der er vier Kinder hatte.
1898 bis 1899 nahm Park das Studium wieder auf, zunächst derPsychologie undPhilosophie an derHarvard University inCambridge (Massachusetts), wo er 1899 den M.A. (Philosophy) erwarb. Anschließend ging er nach Deutschland, wo er von 1899 bis 1900 Philosophie und Soziologie an derFriedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin studierte. Einer seiner Professoren dort warGeorg Simmel. Er schloss ein weiteres Studiensemester an, diesmal an derUniversität Straßburg. Bis 1903 studierte er Philosophie und Psychologie an derUniversität Heidelberg, wo er 1903 zum Dr. phil. promovierte (Masse und Publikum. Eine methodologische und soziologische Untersuchung). 1904 ging Park zurück nach Harvard, wo er bis 1905 Assistent vonHugo Münsterberg war.
1905 wandte er sich von der Universität ab und der Politik zu. Er war Sekretär und Presseagent derCongo Reform Association, welche sich mit belgischen Verbrechen imKongo beschäftigte. Dort lernte er den afroamerikanischen BürgerrechtlerBooker T. Washington kennen. Park folgte Washingtons Einladung und lebte seit 1905 inTuskegee, wo er bis 1914 Presseagent und Ghostwriter für Booker T. Washington (1856–1915) war. Washington war Präsident desTuskagee University. Park begleitete Washington auch auf dessen Forschungsreise nach Europa. Washington veröffentlichte anschließend ein Buch über die europäische „underclass“ mit dem Titel „The Man Farthest Down“. Experten sind sich einig, dass Park den größten Teil des Buches geschrieben hatte. In dieser Zeit (1912) organisierte er auch die internationale Konferenz „On the Negro“, auf der erWilliam Isaac Thomas (1863–1947) kennenlernte.
Thomas verschaffte ihm zunächst eine Gastvorlesung an derUniversity of Chicago. So vollzog Park 1914 eine erneute Kehrtwendung in seinem Leben und wandte sich einer akademischen Karriere zu. Er wurde Mitglied der Chicagoer Universität. Durch die mit ihm beginnendeChicagoer Schule nahm er auf Generationen US-amerikanischer Soziologen starken Einfluss. In Chicago lebte und arbeitete er, zunächst alsLecturer der Soziologie, ab 1923 dann alsFull Professor of Sociology bis zu seiner Emeritierung 1933.
In diese Jahre fielen auch weitere Aktivitäten wie die Aufgabe des Direktors desRace Relations Survey of the Pacific Coast (1923–1925), des Präsidenten derAmerican Sociological Society (1925) oder 1933 eine Studienreise zu Rassenproblemen, die ihn nach Indien, Südafrika und Brasilien führte. 1933 wurde Park in dieAmerican Academy of Arts and Sciences gewählt. Ab 1935 lebte er im Sommer meist inHarbor Springs inMichigan und im Winter in Nashville, wo er 1935 Gastprofessor und ab 1936 immer wiederLecturer in Sociologyan derFisk University war. Robert E. Park starb in Nashville am 7. Februar 1944.
Parks Bedeutung liegt vor allem in der Prägung desSociology Department an derUniversity of Chicago, welches durch ihn zum Zentrum der Chicagoer Schule für Soziologie wurde. Die Schule war u. a. vonMax Weber undGeorg Simmel inspiriert und vollbrachte Pionierarbeit in derMikrosoziologie, in derStadtsoziologie und in Minderheiten- und Armutsstudien. Parks eigener Beitrag bestand vor allem in Studien städtischer Subkulturen undethnischer Minderheiten. Er befasste sich auch mit methodologischen Fragestellungen, die für diese Themen relevant waren. Park formulierte die so genannteMelting-Pot-Theorie multiethnischer Integration, die auf seinen Erfahrungen des ethnischen Mosaiks in Chicago basierte.
Die Relevanz und Aktualität von Park liegt auch darin, dass er eine viel zu stark auf menschliches Handeln fixierte Soziologie durch eine Gesellschaftstheorie ablösen möchte, die sich auf ein Geflecht von Interdependenzen konzentriert, bei denen die menschlichen Beziehungen nur eine Sonderform darstellen. So fallen für ihn in den Gegenstandsbereich der Soziologie gerade organische Formen wie Viren und Bakterien, die als integraler Bestandteil der Gesellschaft aufgefasst werden können. Park sieht als Aufgabenfeld der Soziologie nicht nur das Soziale, sondern vor allem das Symbiotische, das „das Zusammenleben verschiedener und ungleicher Spezies“ definiert.
Personendaten | |
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NAME | Park, Robert Ezra |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Soziologe |
GEBURTSDATUM | 14. Februar 1864 |
GEBURTSORT | Harveyville, Pennsylvania |
STERBEDATUM | 7. Februar 1944 |
STERBEORT | Nashville, Tennessee |