Rheinischer Merkur | |
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Beschreibung | Wochenzeitung |
Sprache | Deutsch |
Verlag | Verlag Rheinischer Merkur GmbH |
Hauptsitz | Bonn |
Erstausgabe | 15. März 1946 |
Einstellung | 25. November 2010 |
Erscheinungsweise | Donnerstag |
Chefredakteur | Michael Rutz |
Herausgeber | Wolfgang Bergsdorf,Paul Kirchhof,Jean-Claude Juncker |
ISSN (Print) | 0942-6973 |
DerRheinische Merkur war von 1946 bis 2010 eine überregional erscheinendeWochenzeitung mit christlicher undkonservativer Ausrichtung.
Verlegt wurde sie inBonn, wo sie jeweils donnerstags erschien. Dieverkaufte Auflage betrug nach Angaben desIVW für das 2. Quartal 2010 64.356 Exemplare, davon 36.363 im Abonnement; für das 3. Quartal meldete der Verlag keine Zahlen mehr.
Träger waren im Wesentlichen achtdeutsche Bistümer, darunter dasErzbistum Köln,[1] sowie dieDeutsche Bischofskonferenz.[2] Minderheitsbeteiligungen lagen u. a. bei der Verlagsgruppe Ganske.[3] Die Mehrheit lag bei Bistümern inNordrhein-Westfalen.[4]
Seit Dezember 2010 erscheint derRheinische Merkur nicht mehr als eigenständige Publikation, sondern unter dem TitelChrist und Welt als Beilage der WochenzeitungDie Zeit.
Gegründet wurde die Zeitung nach demZweiten Weltkrieg. Der deutscheJournalistFranz Albert Kramer hatte noch im SchweizerExil die ersten Schritte unternommen und errichtete im August 1945 einen Verlagssitz in einem zerstörten technischen Betrieb inKoblenz. In dieser Stadt hatte bereitsJoseph Görres von 1814 bis 1816 eine Zeitung namensRheinischer Merkur herausgegeben. Daran knüpfte Kramer in seinem erstenLeitartikel an: „Es gibt keinen größeren Namen, zu dem wir greifen könnten. Mit der Ursprünglichkeit seines Denkens, mit der Kraft seiner Sprache, mit der ganzen hinreißenden Leidenschaftlichkeit seines Geistes hat Görres dem Rheinischen Merkur den höchsten Rang gesichert.“
Die ersteAusgabe des neuenRheinischen Merkur erschien am 15. März 1946 mit einerLizenz derfranzösischenBesatzungsmacht unter dem Gründer und erstenChefredakteur Franz Albert Kramer. Die erste Ausgabe kostete 20Pfennige, sie wurde in einer Auflage von 220.000 Exemplaren gedruckt,[5] wegen Papiermangels konnten in der folgenden Zeit allerdings nur 160.000 Stück hergestellt werden. Das Blatt erschien zunächst zweimal wöchentlich und wurde noch im Jahr der Erstausgabe auf einmal wöchentlich umgestellt. Die verkaufte Auflage sank in der darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten. 1950 waren es noch 63.623, 1965 noch 49.123 Exemplare. Die Druckauflage hingegen sank im gleichen Zeitraum nur um 10 %, da die Verbreitung desRheinischen Merkur durch die Abgabe kostenloser Exemplare gestützt wurde,[6] unter anderem an kirchliche Einrichtungen.
Bis in die 1970er Jahre war derRheinischer Merkur ― neben derZeit und demDeutschen Allgemeinen Sonntagsblatt ― eine der drei meinungsprägenden Wochenzeitungen derBundesrepublik Deutschland.[7] Mitarbeiter der ersten Jahrzehnte waren die Journalisten undPublizistenVilma Sturm,Paul Wilhelm Wenger,Otto B. Roegele (Chefredakteur 1949–1963, Herausgeber 1963–2005) undEduard Verhülsdonk.
Auf Otto B. Roegele folgten als Chefredakteure:[8]
Für die intensive Vernetzung zwischen dem Rheinischen Merkur und säkularen Medien sorgten insbesondere die Vertreter von säkularen Presseunternehmen im Aufsichtsrat der Verlagsgesellschaft, namentlichBernhard Servatius (Axel Springer-Verlag) undAdolf Theobald (Gruner+Jahr KGaA).
Nachdem 1971 das Experiment einer bundesweiten katholischen Wochenzeitung neuen Typs(Publik) in Deutschland gescheitert war, wurde derRheinische Merkur von derkatholischen Kirche auchinstitutionell unterstützt. Später waren die Erzdiözese Köln sowie acht weitereDiözesen Träger des Blattes; 1976 kam die Deutsche Bischofskonferenz über denVerband der Diözesen Deutschlands hinzu.
1979 ging dieevangelische WochenzeitungChrist und Welt imRheinischen Merkur auf.
DerRheinische Merkur beschrieb sich selbst als unabhängig. DieRedaktion vertrat politisch meistkonservative Standpunkte auf der Basis eines christlichen Gesellschaftsbildes. Die kirchenpolitischen Positionen warenliberal-konservativ und orientierten sich eher an derDeutschen Bischofskonferenz als an den Positionen desVatikans.Martin Lohmann leitete einige Jahre das Ressort „Christ und Welt“. Vorsitzender des Aufsichtsrats war der Essener Dompropst Ferdinand Schulte Berge.[9] Von 1978 bis 2006 warChrista Meves Mitherausgeberin.
Mit der Einstellung der WochenzeitungDie Woche im März 2002 übernahm derRheinische Merkur derenAbonnentenadressen.[10] Dies führte jedoch nur zu einer kurzfristigen Zunahme der Abonnentenzahl um rund 10 %. Nach einigen Jahren lag sie deutlich unter dem vorherigen Niveau.[11] Die Zeitung bestand in der Regel aus den TeilenPolitik,Wirtschaft,Kultur,Wissenschaft und Praxis,Christ und Welt,Lebensart (mit Reise, Stil, Medien, Menschen und Report) sowie dem unregelmäßig erscheinendenPR-SupplementMerkur Plus.
2003 wurde der ehemalige BundesverfassungsrichterPaul Kirchhof Herausgeber des Rheinischen Merkur.[12] 2006 wurdeJean-Claude Juncker als Herausgeber bestellt.
Gemeinsam mit derVerlagsgruppe Weltbild gab derRheinische Merkur ab Mai 2007 die BuchserieKlassiker desChristentums heraus.
Im Mai 2000 lehnte der Aufsichtsrat der Verlagsgesellschaft ein Kaufangebot der Axel Springer AG ab. Es beinhaltete die Fortführung als Beilage zur Tageszeitung „Welt“.[13]
Im September 2010 beschloss die Deutsche Bischofskonferenz alsMitgesellschafter aufgrund der schwierigen Lage des Zeitungsmarkts sowie sinkender Auflage und Anzeigenerlöse die Einstellung desRheinischen Merkur als eigenständige Zeitung und dieLiquidation derRheinischer Merkur GmbH (Geschäftsführer: Bert G. Wegener). Zuletzt habe die Zeitung jedes Jahr einen Verlust im einstelligen Millionenbereich eingefahren, mit ca. 2,6 Mio. Euro jährlich.[14][15] Ein zwischenzeitlichesÜbernahmeangebot der inBerlin erscheinenden WochenzeitungJunge Freiheit lehnte der Verlag ab. Die Entscheidung wurde mutmaßlich durch den Kölner ErzbischofJoachim Kardinal Meisner initiiert.[16]
Einzelheiten zu Daten veröffentlichte der Eichstätter Medienwissenschaftler Christian Klenk, doch bekam er auf seine Anfragen weder von der Geschäftsführung desRheinischen Merkur noch von der Deutschen Bischofskonferenz genaue Angaben etwa zuSubventionen oder Höhe der Auflage.
Die letzte eigenständige Ausgabe desRheinischen Merkurs erschien am 25. November 2010. Seit dem 2. Dezember 2010 liegt einerSonderausgabe der WochenzeitungDie Zeit eine sechsseitige, redaktionell unabhängige Beilage mit dem TitelChrist und Welt bei. Im Mittelpunkt stehen kirchliche, ethische und kulturelle Themen. Diese Sonderausgabe ist nur für neue Abonnenten derZeit sowie für die bisherigen Abonnenten desRheinischen Merkur und nicht im Einzelhandel erhältlich. Nach Angaben des Verlags lag die Auflage im Jahr 2014 bei zirka 15.000.[17]
Die Beilage wurde von derdreipunktdrei mediengesellschaft mbH, einer Tochter derKatholischen Nachrichtenagentur (KNA), mit einer Redaktion im Auftrag derZeit produziert, deren Mitglieder teilweise schon Mitarbeiter desRheinischen Merkurs gewesen waren.[18] Sitz der Redaktion war bis 2016 das schon bisher genutzte Gebäude in der Heinrich-Brüning-Straße 9 in Bonn.
Zum 1. Oktober 2016 wurde die Beilage vollständig von derZeit übernommen.[19] Die Redaktion wechselte von Bonn nachBerlin.[20] Im Juli 2024 wurde aus die Beilage eingegliedert und umfasst nunmehr 3 Seiten hinter dem Teil „Dossier“.[21]
in der Reihenfolge des Erscheinens