Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Regimentschef

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

EinRegimentschef war vom 16. bis 18. Jahrhundert der Besitzer/Bewirtschafter einesRegiments derKavallerie oderInfanterie. Die Bezeichnung gebrauchte vor allem diePreußische Armee; in derÖsterreichisch-Ungarischen Armee sowie in derBayerischen Armee war dafür der BegriffRegimentsinhaber üblich. Der Titel „Chef des Regimentes“, auch „Oberstinhaber“ genannt, wurde im frühen 19. Jahrhundert zu einer Ehrenbezeichnung, vergleichbar dem so genanntenColonel-in-Chief bzw. demColonel of the Regiment in derBritischen Armee.

Entstehung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit derLandsknechte, im späten 15. und des 16. Jahrhunderts, war derFeldhauptmann, der seinFähnlein (Kompanie) von etwa 400 Söldnern gegen eine Geldsumme im Auftrag einesFürstengeworben hatte, militärischer Führer und Inhaber (Besitzer). Er war für die Ausrüstung und Bezahlung verantwortlich. Diese Funktion im Rahmen derKompaniewirtschaft behielt der Inhaber einerKompanie bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Dies galt auch für die Wirtschaft des Regiments auf der nächsthöheren Ebene.

Zum Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sich dasRegiment, zusammengesetzt aus mehreren Kompanien, zum eigentlichenVerbandstyp. Militärischer Führer eines Regiments war anfangs der erfahrenste derHauptleute, zunächst mit dem TitelObristfeldhauptmann, später sprachlich verkürzt aufObrist, von dem sichOberst ableitet. Er blieb aber weiterhin Inhaber seiner Kompanie (Leibkompanie) und war zugleich Inhaber des ganzen Regiments, also „Regimentsinhaber“. Da die Wirtschaft des Regiments analog der Kompaniewirtschaft erfolgte, bezog er so gleichzeitigSold und andere Einkünfte als Inhaber des Regiments und als Inhaber der Leibkompanie.

Nach dem Inhaber wurde auch das Regiment benannt.

Situation im 17. und 18. Jahrhundert

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Mit dem Übergang zu denstehenden Heeren warben dieLandesherren selbst ihre Regimenter, ernannten die Offiziere und bestimmten den Regimentsinhaber. Dieser führte sein Regiment oft nicht mehr selbst.Regimentskommandeure im heutigen Sinne wurden so die früheren StellvertreterObristlieutenants (Obristleutnant), die dann aufgrund der realen Führungsfunktion für sich den Rang und den Sold des Obristen, also des Regimentsinhabers, durchsetzten.

Setzte einReichskreis einen Obristen als Inhaber eineskreiseigenen Regiments ein, schloss er mit ihm eineKapitulation ab.

Der Landesherr war meist persönlich Inhaber des „Leibregiments“ (oder des „…-Regiments Nr. 1“) mit der Leibkompanie.

Die Regimenter wurden häufig weiterhin nach ihrem Inhaber benannt. Das gleiche Regiment hatte so im Laufe der Zeit verschiedene Namen. Falls ein Name zwei Regimenter bezeichnen konnte, da beispielsweise ein Vater ein Regiment besaß und sein Sohn ein anderes, wurde im deutschen Sprachraum dem Namen ein „Alt-“ bzw. „Jung-“ vorangestellt.[1] (Das galt allerdings auch, wenn der betreffende Militär Inhaber zweier Regimenter war.)

Beispiele imHerzogtum Württemberg für das gleiche Regiment:

ZeitName des RegimentsRegimentsinhaber
1767–1784Grenadier-Regiment v. AugéGenerallieutenant Johann Abraham David von Augé
1784–1786Grenadier-Regiment v. GabelenzGeneralmajor Christoph Friedrich von Gabelenz
1786–1788Grenadier-Regiment v. Sachsen-CoburgGeneralmajor Prinz Ludwig Karl von Sachsen-Coburg
1788–1791Grenadier-Regiment v. PhullGeneralmajor Lebrecht Friedrich August von Phull
1791–1794Grenadier-Regiment v. NicolaiGeneralmajorFerdinand Friedrich von Nicolai
ZeitName des RegimentsRegiments-Commandant
1767Grenadier-Regiment v. AugéObrist Karl Friederich Eberhard von Reischach
1767–1774Grenadier-Regiment v. AugéObrist August Ludwig Graf von Hohenlohe-Kirchberg
1774–1775Grenadier-Regiment v. AugéObrist Sigmund Friedrich von Schütz
1775–1794Grenadier-Regiment v. Augé bis Grenadier-Regiment v. NicolaiObrist Otto Wilhelm Alexander von Rau von und zu Holzhausen

Situation im 19. Jahrhundert

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in den deutschen Ländern mit denSöldnerheeren auch die Inhaberschaft für ein Regiment abgeschafft, inPreußen mit derHeeresreform 1807–1814.

Auch wurden die Regimenter nun nur noch nach der Waffengattung benannt und durchnummeriert, imKönigreich Württemberg z. B. durch eine königliche Ordre vom 26. Mai 1811:[2] „S. K. M. befehlen, daß alle Regimenter der Cavallerie und Infanterie, ausgenommen die, so Prinzen des Königl. Hauses zu Chefs haben, nicht mehr die Namen des Proprietairs führen, sondern nach Nummern folgendermaßen benannt sein sollen

Die Zusätze fielen endgültig weg bei der Neuorganisation deswürttembergischen Heeres 1817.

Situation im Deutschen Kaiserreich

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Im 19. Jahrhundert änderte sich die Funktion und Stellung des Chef eines Regimentes in eine reine Ehrenbezeichnung.

Staatsoberhäupter als Regimentschefs

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Staatsoberhäupter der Bundesstaaten desDeutschen Kaiserreiches (Bundesfürsten) waren Chefs ihrer jeweiligen Leibregimenter. Aber auchausländische Monarchen hatten bis Kriegsbeginn 1914 Chefstellen deutscher Regimenter inne (z. B. der König von England, ZarNikolaus II. von Russland, der König von Italien usw.); diese trugen die Rangabzeichen, die dem Range entsprachen, den sie in ihrer eigenen Armee innehatten. Lediglich Zar Nikolaus II. trug zu allen in- und ausländischen Uniformen immer nur die Abzeichen eines Obersten. Umgekehrt war derDeutsche KaiserWilhelm II. Chef oderEhrenoberst (so die Bezeichnung in einigen Ländern) zahlreicher ausländischer Regimenter. Bei Auslandsaufenthalten oder Besuchen der ausländischen Monarchen in Deutschland trug er dementsprechend dann die Uniform der Truppenteile, deren Chef er war.

Schulterstück und Achselklappe desDragoner-Regiments König (2. Württembergisches) Nr. 26

Nicht alle Regimenter hatten im Kaiserreich noch einen Regiments-Chef. Dies war nun zu einer besonderen Auszeichnung geworden – gleichermaßen für den Ausgezeichneten wie für das Regiment, welches üblicherweise den (gekrönten)Namenszug (Anfangsbuchstaben/Initial/Monogramm) ihres Chefs auf den Schulterklappen bzw. Schulterstücken/Epauletten (Offiziere) trug (siehe Weblinks).

Dem Regimentschef wurde von „seinem“ Regiment monatlichRapport erstattet, sowie eine Liste über die im Regiment dienenden Offiziere gegeben.[3]

Wilhelm II. war z. B. Chef folgender Regimenter:

In Ausnahmefällen wurden auch selbständige Bataillone mit einem Chef bedacht, so dasLauenburgische Jäger-Bataillon Nr. 9 dessen Chef am 18. Oktober 1916 derGeneral der InfanterieOtto von Below wurde.

Weibliche Chefs

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Viktoria Luise von Preußen wurde als 18-jährige Prin­zes­sin 1910 zur Regiments­chefin der Braun­schweigerTotenkopfhusaren ernannt. Auch ihre Mutter und ihre Schwägerin trugen derartige Ehrentitel und Uniformen.[4]

In der preußischen Armee sowie imDeutschen Heer (mit Ausnahme vonSachsen undBayern) wurden auch weibliche Angehörige der regierenden Häuser mit Regimentern belehnt. 1914 gab es 21 weibliche Regimentschefs. Sie trugen in dieser Funktion die Uniform des jeweiligen Regimentes, allerdings ohne Seitenwaffe. Mit Ausnahme der Kaiserin trugen sieSchulterstücke bzw.Epauletten einesObersten; zu Epauletten wurde dieSchärpe getragen, zu den Schulterstücken dieFeldbinde.[5]

Regiments-ChefName des Regiments
Auguste Viktoria, Deutsche Kaiserin und Königin von PreußenFüsilier-Regiment „Königin“ (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 86
Kürassier-Regiment „Königin“ (Pommersches) Nr. 2
Sophie Dorothea, Königin der HellenenKönigin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3
Luise, Großherzogin-Mutter von BadenKönigin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4
GroßherzoginAlexandra von Mecklenburg-SchwerinLeib-Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm III.“ (1. Brandenburgisches) Nr. 8
2. Großherzoglich Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 18
Charlotte, Herzogin von Sachsen-MeiningenGrenadier-Regiment „König Friedrich III.“ (2. Schlesisches) Nr. 11
Emma, Königin-Mutter der NiederlandeInfanterie-Regiment „Prinz Friedrich der Niederlande“ (2. Westfälisches) Nr. 15
Victoria, Königin von SchwedenFüsilier-Regiment Königin Viktoria von Schweden (Pommersches) Nr. 34
Prinzessin Viktoria, Fürstin zu Schaumburg-Lippe5. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 53
Luise Margarete, Duchess of Connaught
and Strathearn, Herzogin zu Sachsen
Infanterie-Regiment General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburgisches) Nr. 64
Prinzessin Margarethe, Landgräfin von HessenFüsilier-Regiment „von Gersdorff“ (Kurhessisches) Nr. 80
Eleonore, Großherzogin von Hessen und bei RheinInfanterie-Leib-Regiment „Großherzogin“ (3. Großherzoglich Hessisches) Nr. 117
Margherita, Königin-Mutter von ItalienKurhessisches Jäger-Bataillon Nr. 11
Alexandra, Zarin von Russland2. Garde-Dragoner-Regiment „Kaiserin Alexandra von Rußland“
Cecilie, Kronprinzessin des Deutschen Reiches
und von Preußen
Dragoner-Regiment „König Friedrich III.“ (2. Schlesisches) Nr. 8
Sophie Charlotte von PreußenDragoner-Regiment „von Arnim“ (2. Brandenburgisches) Nr. 12
PrinzessinAlexandra Viktoria von PreußenKurmärkisches Dragoner-Regiment Nr. 14
RegierendeGroßherzoginHilda von Baden2. Badisches Dragoner-Regiment Nr. 21
PrinzessinViktoria Luise von Preußen,
Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg
2. Leib-Husaren-Regiment „Königin Viktoria von Preußen“ Nr. 2
Mary, Königin von Großbritannien und Nordirland
sowie Kaiserin von Indien
Husaren-Regiment „Fürst Blücher von Wahlstatt“ (Pommersches) Nr. 5
Wilhelmina Königin der NiederlandeHusaren-Regiment „Königin Wilhelmina der Niederlande“ (Hannoversches) Nr. 15
Königin Charlotte von WürttembergUlanen-Regiment „König Wilhelm I.“ (2. Württembergisches) Nr. 20

Situation nach 1918

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hans von Seeckt schreitet die Ehrenkompanie des Infanterie-Regiments 67 anlässlich seiner Ernennung zum Regimentschef ab

Mit demKaiserreich endet auch die Zeit der Regimentschefs. In derWehrmacht wurde die Tradition siebenmal wieder aufgegriffen; es wurden Regimenter ausgewählt, bei denen der Inhaber eine persönliche Verbindung mit deren Traditionstruppenteilen hatte.

So wurden

DieBundeswehr kennt keine Chefstellung mehr.

Situation im Vereinigten Königreich

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Anne, Princess Royal als Colonel-in-Chief derBlues and Royals (Royal Horse Guards and 1st Dragoons) beimTrooping-the-Colour 2023

ImVereinigten Königreich und weiterenCommonwealth Realms gibt es bis heute die Positionen desColonel-in-Chief und desColonel of the Regiment (in Deutschland werden beide meist als „Ehrenoberst“ übersetzt). So waren z. B. in Großbritannien PrinzEdward, 2. Duke of Kent Colonel of the Regiment derScots Guards undAnne, Princess Royal Colonel-in-Chief derRoyal Scots; auch andere Mitglieder derbritischen Königsfamilie hatten und haben noch immer „ihre“ Regimenter.

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Klaus von Bredow, Ernst von Wedel:Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres. Berlin (Scherl) 1905. (online)
  • Wilhelm Weber:Der Deutsche Kaiser als Oberstinhaber österr.-ungarischer Regimenter. In:Orden-Militaria-Magazin. 1996, S. 12–16.
  • August Ludwig Reyscher (Hrsg.):Vollständige, historisch und kritisch bearbeitete Sammlung der württembergischen Gesetze. Band 19.1:Kriegsgesetze 1. Teil 1360–1800. Tübingen 1849; Band 19.2:Kriegsgesetze 2. Teil 1801–1820. Tübingen 1850; Band 19.3:Kriegsgesetze 3. Teil 1821–1849. Tübingen 1851.

Fußnoten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. So hieß das kaiserliche Dragonerregiment D IV 1734Alt-Savoyen (nachEugen Franz Prinz von Savoyen) und im gleichen Jahr das Kürassierregiment K 2Jung-Savoyen (nachEugen Johannes Prinz von Savoyen).
  2. zitiert nach Reyscher, Band 19.2, S. 1174 f.
  3. Alfred Cramer:Geschichte des Infanterie-Regiments Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15. Verlag R. Eisenschmid, Verlagsbuchhandlung für Militärwissenschaft, Berlin 1910.
  4. Ralph-Herbert Meyer:Victoria Luise liebte ihre Husarenuniform. In:Der Loewe, 11. September 2007, abgerufen am 25. Juli 2023.
  5. Herbert Knötel d. J., Paul Pietsch, Werner Collas:Das Deutsche Heer – Friedensuniformen bei Ausbruch des Weltkrieges. 1. Band, 2. Auflage, Stuttgart 1982, S. 35 ff.
  6. Reinhard Stumpf:Die Wehrmacht-Elite. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1982,ISBN 3-7646-1815-9, S. 149.
  7. Die Wehrmacht Nr. 20 - August 1937
  8. John W. Wheeler Bennett:Die Nemesis der Macht. Düsseldorf 1954, S. 402.
  9. Das Deutsche Heer 1939, Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939. Hrsg. H. H. Podzun, Bad Nauheim 1953.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Regimentschef&oldid=252790065
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp