Reale Größe (oderRealwert) ist in derVolkswirtschaftslehre eineKennzahl, dieInflation oderDeflation berücksichtigt. Pendant ist einenominale Größe – derNominalwert.
Reale Größen beziehen sich aufMengen, etwa auf die Gütermenge und Menge von Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft produziert werden.[1] Nominale Größen dagegen sind dasProdukt aus Mengen und den dazugehörigenPreisen; sie werden inGeldeinheiten ausgedrückt, reale Größen inMengeneinheiten.
Orientieren sich dieWirtschaftssubjekte (Privathaushalte,Unternehmen, derStaat) während einer Inflation oder Deflation an Nominalwerten, unterliegen sie einerGeld- oderZinsillusion. Der Preis – gleichgültig wie hoch oder niedrig er in monetären Größen ist – sagt nichts über das reale Tauschverhältnis zwischenGütern oderDienstleistungen aus.[2] Erst wennNominaleinkommen (Geldillusion) oderNominalzins (Zinsillusion) bei allenEntscheidungen um dasPreisniveau korrigiert werden (Preis- oderInflationsbereinigung), werden richtige Entscheidungen getroffen. Nominale Preise und Geld haben keinen Einfluss auf dieGleichgewichtswerte derMärkte (Arbeits-,Devisen-,Geld-,Güter-,Kapital- oderKreditmarkt). Dies ist dieNeutralität des Geldes, dennGeldmengenänderungen haben keinen Einfluss auf reale Größen wieKonsum oderArbeitslosigkeit.
Deshalb haben nominale Größen einen folgenschweren Nachteil: Kommt es zu einem Anstieg desnominalenBruttoinlandsprodukts, so ist unbekannt, ob dieser Anstieg aus einer Erhöhung der Gütermenge resultiert und/oder auf einen Anstieg des Preisniveaus zurückzuführen ist.[3] Nominale Größen stellen mithin eineunvollkommene Information dar.
Reale Größen werden durch eine Gegenüberstellung der nominalen Größen mit demPreisniveau ermittelt:
Daraus lässt sich erkennen, dass sich bei einer Gegenüberstellung nominaler Größen mit realen Größen derPaasche-Index ergibt:[4]
So errechnet sich beispielsweise dasrealeNettoinlandsprodukt durch Gegenüberstellung des Preisniveaus mit demnominalen Bruttoinlandsprodukt:[5]
Das reale Nettoinlandsprodukt ist preisbereinigt und macht deshalb Aussagen über etwaige Mengenveränderungen.
In der folgenden Aufstellung werden dreiTeilmärkte gegenübergestellt:
Eingewandt werden muss, dass einzelneMarktteilnehmer auf demArbeitsmarkt wieArbeitnehmer oderGewerkschaften nicht in der Lage sind, den Reallohn zu bestimmen, weil die Ursachen für die Veränderung des Preisniveaus auf demGütermarkt außerhalb des Einflusses dieser Marktteilnehmer liegt.[6] Veränderungen derGeldmenge beeinflussen nominale Größen, nicht aber reale Größen. Diese Irrelevanz der Geldmenge für reale Größen wird als Neutralität des Geldes bezeichnet.
Auch dieKaufkraftparität enthält eine reale Größe. Die Kaufkraftparität des Staates ergibt sich aus:
wobei:
DerTerm stellt die monetäre Größe des Wechselkurses dar, der Term ist derreale Wechselkurs.[7]
Weitere reale Größen sind realesVolkseinkommen, realeExporte/Importe oder realer Konsum (=Kaufkraft). Durch reale Importe wird dieimportierte Inflation messbar. Wie jede reale Größe wird auch das reale Bruttosozialprodukt in den Preisen eines (mehr oder weniger willkürlich gewählten)Basisjahres ausgedrückt.
Bei der Beurteilung volkswirtschaftlicher und auchbetriebswirtschaftlicher Kennzahlen sind reale Größen von wesentlicher Bedeutung. Legen die Marktteilnehmer ihren Entscheidungen jedoch nominale Größen zugrunde, unterliegen sie bei Inflation oder Deflation der Geldillusion bzw. Zinsillusion. Sind beispielsweise in einemUnternehmen dieUmsatzerlöse um 20 % innerhalb einesGeschäftsjahres gegenüber dem Vorjahr gestiegen, so ist zunächst zu fragen, wie hoch dieInflationsrate in diesem Zeitraum gewesen ist. Betrug die Inflation 18 %, so hat es eine reale Erhöhung des mengenmäßigenAbsatzvolumens um lediglich 2 % gegeben. Es wäre illusorisch, von einem Absatzwachstum von 20 % auszugehen. Auf derMikroebene der Unternehmen sind auch realeLohnstückkosten und derScheingewinn reale Größen.
Bei zinstragendenFinanzprodukten wieAnleihen oderKrediten wird die vom Nominalzins ebenfalls abweichendeRendite bzw. derEffektivzins herangezogen. Hierbei handelt es sich um Kennzahlen, bei denen Inflation oder Deflation keine Rolle spielen. Vielmehr sind derEmissionskurs/Kassakurs am Kauftag sowie dieFälligkeit (bei Anleihen) bzw.Finanzierungskosten,Disagio undKreditlaufzeit (bei Krediten) als beeinflussende Faktoren von Bedeutung.