DiePolka ist ein beschwingterRundtanz im lebhaften bis raschenZweivierteltakt oderalla breve. Der Name stammt ausTschechien (Böhmen). Die Grundform ist eine Folge vonPolkaschritten oderWechselschritten (kurz-kurz-lang) mit Betonung auf dem ersten Kurzschritt, also abwechselnd auf dem linken und rechten Fuß. Ursprünglich wurde dieser Wechselschritt in Böhmen mit einem Hüpfer eingeleitet, in deutschen Gegenden mit einem Hüpfer abgeschlossen.
Der Tanz soll von der Magd Anna Chadimová (später Slezáková, 1805–1884) eines Sonntags um 1830 in Elbekosteletz (Kostelec nad Labem) erstmals zum lokalen VolksliedOnkel Nimra kaufte einen Schimmel getanzt worden sein. Der anwesende junge Lehrer Josef Neruda schrieb Tanz und Melodie auf und verbreitete den Tanz weiter.[1][2]
Der Name Polka bedeutet im Tschechischen und Polnischen „Polin“. Um 1830 hieß der Tanzpůlka (vom Schrittwechselschritt, tschech. půlka = Hälfte). Der Name wurde 1835 in Prag geändert auf Polka – wahrscheinlich aus Sympathie für die damals schwer unterdrückten Polen (sieheNovemberaufstand), nach anderen Angaben nach der polnischen Sängerin Esmeralda.
Ein Vorläufer der Polka im tschechischen Volkstanz ist die „Nimra“.
Die Polka wird nach sehr einfacherMusik im Zweivierteltakt getanzt und besteht aus 3–4Reprisen zu 8, 12 oder 16 Takten. Die Bewegung ist ziemlich geschwind, doch langsamer alsGalopp. DurchBallettmeister kamen – unter Aufnahme einzelner Pas (Tanzschritte) aus anderen slawischen Tänzen – mehrere Abarten der Polka auf, so diePolka hongroise, dieMazurka (Polka masurka),Polka à la Polacca, die auch vonJohann Strauss aufgegriffeneSchnellpolka und andere.[3]
Der Schritt ist im deutschen Volkstanz schon lange vor 1800 alsHopser nachweisbar.Johann Sebastian Bach verwendet 1742 einen Hopser in seinerBauernkantate.
Die genaue Tanzform ist im Rheinfränkischen 1811 alsHipper überliefert, auch derSchottisch-Rundtanz (Schottischer Walzer) verwendet diesen Schritt.
Im Volkstanz sind Polka oder Schottisch in vielen Ländern überliefert: Österreich (Krebspolka), Deutschland, Schweiz, Niederlande, Dänemark (Tyrolerhopsa), Schweden, Norwegen und natürlich Tschechien, Slowakei, Polen und noch etliche andere Länder.
BeimVolkstanz – wo die Polka seit etwa 1835 nachgewiesen ist, in Österreich seit etwa 1840 – führen die Fröhlichkeit der Musik und die rasche Drehung dazu, dass oft recht ausgelassen getanzt wird. BeimGesellschaftstanz besteht die Kunst unter anderem in einer gutenTanzhaltung.
Unter einerBravourpolka versteht man eine Polka, die herausragende Anforderungen an das musikalische Können der Aufführenden – insbesondere etwaiger Solisten – stellt. Bekannte Vertreter des Genres sind:
Evely Fink-Mennel, Jörg Maria Ortwein (Hrsg.):Alles Böhmisch? Musikalische und gesellschaftliche Aspekte der „Polka“ als beschwipste Cousine der Marschmusik, Harlekin der Symphoniekonzerte und Großmutter des Rock‘n‘Roll; Beiträge des vom Vorarlberger Landeskonservatorium im Rahmen des Bodenseefestivals 2015 und in Zusammenarbeit mit dem ORF-Landesstudio Vorarlberg am 30. April 2015 durchgeführten Symposiums (=Feldkircher Musikgeschichten. Band 4). Vorarlberger Landeskonservatorium, Feldkirch 2015,ISBN 978-3-9503243-3-4.