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Pionierpflanze

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Moorbirke als Pionier nach einem Brand in einem Kiefernbruchwald

AlsPionierpflanze oderPionierart wird einePflanzenart bezeichnet, die besondere Anpassungsfähigkeiten zur Besiedlung neuer, noch vegetationsfreier Gebiete besitzt, da sie mit einer unterdurchschnittlichenBodenfruchtbarkeit auskommt. Pionierarten sind somit Arten, die in neu geschaffenen Lebensräumen häufiger auftreten als in alten („reifen“) Lebensräumen. Zur erfolgreichen Kolonisation werden Arten durch ihre besonderen Anpassungen inPhysiologie und ihren jeweiligen Lebenszyklus befähigt.

Arten

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Die Verbreitung vonSamen durch Ameisen wird alsMyrmekochorie bezeichnet[1]
  • Pionierpflanzen sind in der Regel Arten mit effektiven Fernverbreitungsmechanismen. Da Pionierhabitate unvorhersagbar und isoliert neu entstehen, sind Arten mit hoher Samenanzahl bei der Erstbesiedelung im Vorteil. Samen, die über Transportmechanismen verfügen, werden durchAnemochorie, durch den Wind verbreitet. Alternativ ist auchZoochorie möglich, die Verbreitung durch Tiere, v. a. durchVögel,Insekten, oderKleinsäuger, die Samen als Vorräte vergraben („Versteckausbreitung“).
  • Pionierarten ertragen meist extremere Umweltbedingungen als andere Arten. Etablierte Vegetationsbestände dämpfen Maxima z. B. der Temperatur und des Bodenwassers. Die wenig entwickelten Böden eines Pionierhabitats weisen häufig Nährstoffmangel oder -ungleichgewichte auf.

Typische Pionierarten sind konkurrenzschwach und werden im Verlauf der biologischenSukzession durch andere Arten verdrängt. Dies ist dadurch zu erklären, dass Vorteile in einem Bereich, wie besonders hohe oder schnelle Samenproduktion, bei limitierten Ressourcen durch Nachteile in anderen Bereichen, z. B. bei der Wuchshöhe, „erkauft“ werden müssen (eng.:trade-offs). Das (lokale)Aussterben kompensieren sie dadurch, dass sie neu geschaffene Lebensräume rascher als andere Arten kolonisieren. Sie sind für ihr Überleben also auf ständig neu angebotene Pionier-Habitate angewiesen. Durch den Verlust von Extremstandorten (durch dieDeposition von Nährstoffen (v. a. Stickstoff) und Kultivierung durch den Menschen) sind manche Pionierarten seltener Standorte vom Aussterben bedroht oder ausgestorben.

Ursachen

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Typische Pionierhabitate können beiVulkanausbrüchen (Lavaflächen,Vulkanasche), großenBränden (vergl.Karrikine),Erdrutschen (Schutt und Geröll), Veränderung derKüstenlinie,Überschwemmungen, nach dem Rückzug einesGletschers,Massenbewegungen oder anderenSedimentationen natürlicherweise entstehen. Im kleinen Maßstab ergeben sie sich ständig durch Einfluss von Tieren (Fraß, Wühltätigkeit). Solche kleinen Lücken können für die Etablierung zahlreicher Arten sehr bedeutsam sein. Heute entstehen ausgedehnte Pionierhabitate durch menschliche Einwirkungen: nach künstlichen Bodenbewegungen, in Gruben und Tagebauen und auf brach gefallenen Nutzflächen.

Pflanzen

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Pioniervegetation umfasst Pflanzengesellschaften, in denen Pionierarten dominieren.Typische Gesellschaften sind z. B.

Waldgesellschaften, die aus windverbreiteten, schnellwüchsigenPionierbaumarten bestehen, werden alsVorwald bezeichnet. In Nord- und Mitteldeutschland sind das meist Birken oder Weiden.[5] Typische Baumarten sindSalweide,Espe undSandbirke.

Zu den Pionierpflanzen auf einer von Brutvögeln besuchtenDüneninsel gehören besonders solche, derenSamen durchOrnithochorie verbreitet werden. Als eine derartige wurde dieBrombeerartRubus boreofrisicus Drenckhahn & H. E.Weber im Jahr 2020erstbeschrieben. Sie kommt häufig im Waldgürtel und in der angrenzenden Dünenheide der nordfriesischen Insel Amrum vor und ist auch 50 km südlich von Amrum in St. Peter-Ording im Westen der Halbinsel Eiderstedt vertreten.[6]

Ein Spezialfall der Pioniervegetation in der jüngeren Geschichte war dieRuderalvegetation auf den durch Luftangriffe und Bodenkämpfe des Zweiten Weltkriegs entstandenen städtischen Schutt- und Trümmerflächen. Der für ungewohnte bzw. im urbanen Bereich zuvor unbekannte Pflanzen gebildete BegriffTrümmerblumen wurde insbesondere auf dasSchmalblättrige Weidenröschen übertragen.[7]

Paläobotanik

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Eine Pionierpflanzenvegetation auf Vulkanasche aus dem Erdzeitalter desKarbon wurde in Böhmen bei einem weiteren Vulkanausbruch verschüttet und so konserviert. Zu den identifizierten Pflanzen gehören vierFarne (Kidstonia heracleensis,Dendraena pinnatilobata,Desmopteris alethopteroides undSphenopteris cirrhifolia), sowie der SchachtelhalmCalamites sp. und die BärlapppflanzeSpencerites leismanii.[8]

Weblinks

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Commons: Pioneer plants – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelbelege

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  1. MyrmekochorieMyrmekochorie, abgerufen am 9. September 2024
  2. Anselm Krumbiegel:Aktuelle Nachweise von Nanocyperion-Arten an der Elbe zwischen Dessau Kornhaus und Saalemündung. In:Mitteilungen zur Floristischen Kartierung Sachsen-Anhalt, Band 13, 2008, S. 109–114(PDF).
  3. Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel:Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996,ISBN 3-576-10702-9. 
  4. Erich Oberdorfer:Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001,ISBN 3-8001-3131-5,S. 157. 
  5. Fritz Fiedler:Die Bedeutung der Birke als Vorwaldbaumart. In:Tagungsberichte Nr. 3 der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, 1962.
  6. Detlev Drenckhahn, Heinrich E. Weber:Die Nordfriesische Brombeere, Rubus boreofrisicus Drenckhahn & HE Weber, eine endemische Rubus-Art der Westküste von Schleswig-Holstein, Deutschland. In:Forum Geobotanicum, Band 9, 2020, S. 66–69,doi:10.3264/FG.2020.0116(PDF).
  7. Norbert Kühn:Intentions for the unintentional: Spontaneous vegetation as the basis for innovative planting design in urban areas. In:Journal of Landscape Architecture, Band 1, Nr. 2, 2006, S. 46–53,doi:10.1080/18626033.2006.9723372.
  8. Milan Libertín, Stanislav Opluštil, Josef Pšenička, Jiří Bek, Ivana Sýkorová, Jiřina Daškovád:Middle Pennsylvanian pioneer plant assemblage buried in situ by volcanic ash-fall, central Bohemia, Czech Republic. In:Review of Palaeobotany and Palynology, Band 155, Nr. 3–4, 2009, S. 204–233,doi:10.1016/j.revpalbo.2007.12.012.
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