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Pierre Ramus

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Dieser Artikel behandelt den Anarchisten Pierre Ramus. Für den Philosophen und HumanistenPierre de la Ramée siehePetrus Ramus.
Pierre Ramus, 1924

Pierre Ramus (Pseudonym fürRudolf Großmann; *15. April1882 inWien; †27. Mai1942 auf einerAtlantiküberfahrt) war einAktivist und Theoretiker desAnarchismus undPazifismus. Er gilt als bedeutendster Vertreter der anarchistischen Bewegung in Österreich.

Leben

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Rudolf Grossmann war der Sohn des Kaufmanns Samuel Grossmann aus Ungarn und der Sofie Polnauer aus Mähren. Er hatte drei Schwestern. 1898 vom Gymnasium wegen sozialdemokratischer Propaganda ausgeschlossen und mit seinen Eltern zerstritten, wurde er als 16-Jähriger zu Verwandten in dieUSA geschickt.

Er besuchte Vorlesungen an derColumbia University in New York und war Journalist bei der sozialdemokratischenNew Yorker Volkszeitung (1898–1900) und ab 1899 auch bei der oppositionell-sozialdemokratischenGross-Newyorker Arbeiterzeitung. Er wandte sich im Jahre 1900 unter dem Einfluss vonJohann Most undEmma Goldmann dem Anarchismus zu, schrieb für Johann Mosts ZeitschriftFreiheit und engagierte sich als Redner bei Anarchistentreffen. Bereits als 18-Jähriger gab er seine erste MonatszeitungZeitgeist mit der HumorbeilageDer Tramp in New York heraus. Er schrieb auch Artikel für dieChicagoer Arbeiter-Zeitung und war Redakteur des Chicagoer SonntagsblattesDie Fackel (1902–1903). 1902 wurde er als angeblicher Streikführer bei einem Streik der Seidenweber vonPaterson (New Jersey) zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Darauf floh er unter dem PseudonymPierreRamus (nach dem französischen HumanistenPetrus Ramus, 1515–1572) nach England.

Ab 1904 setzte er seine Tätigkeit als Publizist und Redner in anarchistischen Kreisen in London fort. Gleichzeitig besuchte er Vorlesungen in Wirtschaft und Recht an derLondon School of Economics and Political Science. Unter seinem SchriftstellernamenPierre Ramus schrieb er für:Rudolf Rockers WochenschriftDer Arbeiterfreund, die literarische MonatszeitungGerminal, die anarchistische WochenzeitungDie freie Arbeiterwelt (London 1906),Der freie Arbeiter (Berlin 1904–1907), das gewerkschaftliche MonatsblattDer freie Zigarettenarbeiter und publizierte die MonatsschriftDie Freie Generation; 1927 hatte er die Leitung der ZeitschriftDer Anarchist. Unter dem Einfluss vonPeter Kropotkin wandte er sich dem kommunistischen Anarchismus zu. In Kropotkins Kreis lernte er 1903 seine Frau, die russische Anarchistin Sophie („Sonja“) Ossipowna Friedmann (1884–1974), kennen, sie hatten zwei Töchter und heirateten 1916.

Er kehrte 1907 nach Österreich zurück, wo ihm bereits der Ruf als vielbeachteter Theoretiker und Publizist vorausging. Hier gründete er das anarchistische OrganWohlstand für Alle (1907–1914), publizierte weiterhinDie Freie Generation und gab dasJahrbuch der Freien Generation (1910–1914) heraus. Im Jahre 1907 war er Delegierter Österreichs amInternationalen Anarchistenkongress in Amsterdam. Er unternahm Vortragsreisen nach Böhmen, Frankreich, England, in die Schweiz und 1908 in zahlreiche Städte in Österreich. Er gründete die Gruppe herrschafts- und gewaltloser Sozialisten (Kropotkinianer undTolstoianer), die anarchistische Gewerkschaftsföderation für Niederösterreich (1908–1911) und dieFreie Gewerkschaftsvereinigung (1911–1914).

1914 – nach der Kriegserklärung von Österreich an Serbien – wurde er zweimal wegenSpionage undHochverrats verhaftet. Bis zum Kriegsende stand er unterHausarrest. Seine politischen Kontakte u. a. zu pazifistischen Kreisen konnte er jedoch aufrechterhalten. In dieser Zeit entstanden auch seine drei Hauptwerke: „Die Irrlehre und Wissenschaftslosigkeit des Marxismus im Bereich des Sozialismus“ (1919), „Die Neuschöpfung der Gesellschaft durch den kommunistischen Anarchismus“ (1920) und den „Friedenskrieger im Hinterland“ (1924). 1919 gründete er denBund herrschaftsloser Sozialisten mit der ZeitschriftErkenntnis und Befreiung.

In der Zwischenkriegszeit von 1918 bis 1932 brachte ihn sein kompromissloses Festhalten an derGewaltlosigkeit und seinAntimilitarismus während der „Österreichischen Revolution“ und auch später in offenen Gegensatz zu Sozialdemokraten und Kommunisten. Nach 1918 vertrat er die Anarchisten im Wiener Arbeiterrat, wirkte im Rahmen der Friedensbewegung und bei diversen autonomen Siedlungsprojekten mit. 1933 schlug ihn eine Gruppe von Nationalsozialisten bewusstlos. Wegen seines Engagements für die freiwilligeVasektomie („Vasektomieaffäre“) musste er 1934 für zehn Monate ins Zuchthaus vonKarlau bei Graz.[1]

Ramus floh 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft und als Anarchist nach demAnschluss Österreichs. Seine Flucht führte ihn zunächst über die Schweiz, Frankreich und Spanien nach Marokko. Er starb 1942 auf dem Schiff, das ihn zu seiner zuvor geflüchteten Familie nach Mexiko bringen sollte.

1992 wurde in Wien diePierre-Ramus-Gesellschaft gegründet.

Schriften (Auswahl)

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  • William Godwin, der Theoretiker des kommunistischen Anarchismus, Leipzig 1907
  • Der Justizmord von Chicago, o. O. 1912,Digitalisat bei Hathi Trust (nur mit US-Proxy) (über dieHaymarket-Affäre 1886/87)
  • Das anarchistisches Manifest, Berlin 1907,Digitalisat bei archive.org (eine Gegenschrift zumKommunistischen Manifest)
  • Die Irrlehre und Wissenschaftslosigkeit des Marxismus im Bereich des Sozialismus, Wien-Klosterneuburg 1919;Digitalisat bei ZBW Kiel (eine grundsätzliche Analyse einer gemäß Ramus falschen Theorie, verfehlten Methoden, sinnlosen Taktik und fehlenden konkreten Inhalten)
  • Die Neuschöpfung der Gesellschaft durch den kommunistischen Anarchismus, Wien-Klosterneuburg 1921,Digitalisat bei Hathi Trust (nur mit US-Proxy) (Ramus' Theorie, die aufgrund der bestehenden Erkenntnisse der menschlichen Natur eine vernünftige Ordnung begründet)
  • Francisco Ferrer 10. Januar 1859 – 13. Oktober 1909. Sein Leben und sein Werk. Dritte, vermehrte Auflage. Mit einem Nachwort von Dr. Eugen Heinrich Schmitt. Wien-Klosterneuburg: VerlagErkenntnis und Befreiung, 1921,Digitalisat bei Hathi Trust (nur mit US-Proxy)
  • Friedenskrieger des Hinterlandes, Mannheim 1924 (ein teilweise autobiografischer Roman)
  • postum erschien:Die Grundelemente der philosophischen WeltanschauungMax Stirners. In:Widerreden, hg. v. Kurt W. Fleming undGerhard Senft, Verlag Max-Stirner-Archiv, Leipzig 2001, S. 63–113, 126–128 (Anm.)

Zeitschriften

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Literatur

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  • Ramus, Pierre. In: Werner Röder,Herbert A. Strauss (Hrsg.):Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München: Saur 1980, S. 583 f.
  • Ilse Schepperle:Pierre Ramus: Marxismuskritik und Sozialismuskonzeption. tuduv-Verl.-Ges, München 1988,ISBN 3-88073-278-7.
  • Ilse Ruch-Schepperle: Ramus, Pierre. In:Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003,ISBN 3-428-11202-4, S. 136 f. (Digitalisat).
  • Grossmann, Rudolf. In:Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 9:Glas–Grün. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2001,ISBN 3-598-22689-6, S. 343–357.
  • Beatrix Müller-Kampel (Hrsg.):»Krieg ist der Mord auf Kommando«. Bürgerliche und anarchistische Friedenskonzepte. Bertha von Suttner und Pierre Ramus. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2005.ISBN 3-9806353-7-6.

Weblinks

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Commons: Pierre Ramus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Pierre Ramus – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Pierre Ramus vor den Schöffen. In: Wiener Sonntags-Zeitung / Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 6. Juni 1933, S. 10 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wsz
Personendaten
NAMERamus, Pierre
ALTERNATIVNAMENGrossmann, Rudolf (Geburtsname); Stürmer, Friedrich (Pseudonym); Morleit, Klaus (Pseudonym); Morlight, Clarent (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNGAktivist und Theoretiker des Anarchismus und Pazifismus
GEBURTSDATUM15. April 1882
GEBURTSORTWien
STERBEDATUM27. Mai 1942
STERBEORTAtlantik
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