Der AusdruckPeripherie ist ein im 17. Jahrhundert überlateinischperipheria vonaltgriechischπεριφέριαperiphéria ‚Kreisumfang‘ (zu περιφέρειν ‚herumtragen‘) entlehntes Wort,[1] das auch im allgemeinen Sprachgebrauch einen randständigen Bereich im Gegensatz zu einem Zentrum bezeichnet. Neben dem geometrischen Begriff findet es damit in abgeleiteter Bedeutung beziehungsweise übertragenem Sinn in unterschiedlichen Gebieten Verwendung.
Wörterbücher Deutscher Sprache führen für das StichwortPeripherie bei der Bedeutungsangabe meistens zuerst denmathematischen Begriff für denUmfang desKreises an[2] als Kreislinie oder als „äußersten Rand einer krummlinig begrenzten Fläche“.[3]
In derGeographie wird der Ausdruck Peripherie verwendet, um einen Gegensatz zu einem Zentrum zu beschreiben. Der Begriff kann lokal, also innerhalb einerStadt,regional, innerhalb einesLandes, einesKontinents oder global bezüglich der gesamten Erde gebraucht werden. Häufig wird er verwendet, um räumlicheDisparitäten aufzuzeigen oder zu erklären.
In der Human- und Tiermedizin meintPeripherie beiSäugetieren hinsichtlich des Gesamtkörpers dieExtremitäten im Gegensatz zumKörperstamm als demKörperzentrum, und bezüglich der Extremitäten eher dieUnterarme undUnterschenkel als die Oberarme und Oberschenkel mit der anatomischen Bedeutung vonperipher als ‚außen hin‘ oder ‚randwärts‘.[4]
In denmarxistisch geprägten Strömungen derPolitikwissenschaft ist Peripherie ein Begriff für die einem Machtzentrum umliegenden Gesellschaften, die von ihm abhängig sind und zunehmendausgebeutet werden (vgl.Imperialismus). Mithilfe des Modells von Peripherie und Zentrum analysieren dieDependenztheorien die Unterentwicklung desglobalen Südens, welche als Produkt einer, von den Zentren ausgehenden, kapitalistischen Wirtschaftsordnung gesehen wird. In derWeltsystem-Theorie wurde dieser Gedanke zu einem Welterklärungsansatz weiterentwickelt. Außerdem wird eine weitere Ausdifferenzierung vorgenommen, indem das Modell um die Semiperipherien erweitert wird. Beispiel:Lateinamerika als „Peripherie“ der „Metropole“Vereinigte Staaten.
In den historisch-soziologischen StudienImmanuel Wallersteins erscheint die Peripherie als Gegenstück zurHegemonie. Darauf aufbauend verwendetChristian Giordano den Begriff in Zusammenhang mit den sechshistorischen Regionen Europas. Er bezeichnet damit einerseits einen Großraum in Nordeuropa, der sich von Island über Westirland, Schottland und die Mitte der skandinavischen Halbinsel bis nach Nordwest-Finnland erstreckt. Andererseits nennt er jedoch auch Enklaven wie die Pyrenäen, verarmte Regionen in den Alpen oder im französischen Zentralmassiv peripher. Bei diesen Kulturarealen handelt es sich überall um abgelegene,marginale und dünn besiedelte Großräume, in denen häufigSubsistenzwirtschaft betrieben wurde und jegliche kulturellen Entwicklungen stark verzögert ankamen.[5]
In dersoziologischen SystemtheorieNiklas Luhmanns ist die Unterscheidung Zentrum/Peripherie grundlegend für das Verständnis einiger Subsysteme der Gesellschaft. So bildeten im Rechtssystem die verbindlich entscheidenden Gerichte das Zentrum, während alle anderen Teilnehmer am juristischen Diskurs nur unverbindlich entscheiden könnten und daher Peripherie seien.
In derInformatik wird der (aus dem Englischenentlehnte) AusdruckPeripherie verwendet, wenn vonPeripheriegeräten die Rede ist, das sind z. B. alle Geräte, die an dieZentraleinheit angeschlossen sind/werden. Diese Geräte bedürfen der Steuerung durch die Zentraleinheit und gegebenenfalls einer vorherigen Initialisierung. Dies sind zum Beispiel Drucker, Scanner, Tastatur und Maus, aber auch interne Geräte wie Anschlüsse, Laufwerke und Erweiterungskarten.
Daneben werden mit Peripherie auchPeripheriebausteine oderPeripheriefunktionen bezeichnet – Teile eines Computers, die Funktionalität bieten, die nicht vom Prozessorkern selbst zur Verfügung gestellt werden, sondern von zusätzlicher Hardware (auf weiterenintegrierten Schaltkreisen oder mit dem Prozessor auf demselben Chip). Beispiele sindSchnittstellen-Bausteine,Zeitgeber oderWatchdog.
Peripher undPeripherie haben in der Physiologie mikroskopisch und makroskopisch unterschiedliche anatomische Bedeutungen. Im Kleinen werden als „randständig“ liegend, „unmittelbar anhaftend“ oder „peripher“ in derZellbiologie z. B. periphereMembranproteine direkt auf bzw. unterhalb derPlasmamembran bezeichnet, die weder integral eingebunden noch transmebran durchreichend sind. Das Bezugssystem kann jedoch auch größer gefasst werden. So werden in der makroskopischenAnatomie jene Teile, die weiter weg vom Körperzentrum oder vom Zentrum einesOrgansystems liegen, alsperipher bezeichnet, beispielsweise dieGliedmaßen oderherzferneBlutgefäße. Dasperiphere Nervensystem umfasst – in Gegenüberstellung zumZentralnervensystem – alle Teile desNervensystems außerhalb vonGehirn undRückenmark.
Die Zentralität der Handlungserfahrung: Es wird zwischen zwei Handlungsperspektiven unterschieden, zum einen gibt es die Berichtsperspektive (bezieht sich auf er/sie/es bzw. 3. Person bzw. Beobachter), zum anderen die Vollzugsperspektive (ich bzw. 1. Person bzw. Teilnehmer). Eine Person in der Vollzugsperspektive befindet sich immer „im Zentrum der eigenen Peripherie“ und kann dieses Zentrum nicht verlassen. Jedoch muss nicht jede Aussage, die von einem „ich“ handelt, vollzugsperspektivisch sein.
Zum Beispiel: a verspricht b, dass q. a = ich. Man kann also auch über sich selbst berichten.
In der Veranstaltungstechnik bezeichnet man als Peripherie die Geräte, die um das Mischpult (als die zentrale Regeleinheit)herum angeordnet sind. Diese Peripheriegeräte sind z. B.Equalizer, Compressor-Limiter, Halleffekte und Scratching-Tables.