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Pablo Picasso, 1962
Pablo Ruiz Picasso (*25. Oktober1881 inMálaga,Spanien; †8. April1973 inMougins,Frankreich) vollständigPablo Diego José Francisco de Paula Juan Nepomuceno María de los Remedios Cipriano de la Santísima Trinidad Ruiz Picasso[1] war ein spanischerMaler,Grafiker undBildhauer. Sein umfangreiches Gesamtwerk umfasstGemälde,Zeichnungen,Grafiken,Collagen,Plastiken undKeramiken, deren Gesamtzahl auf 50.000 geschätzt wird. Es ist geprägt durch eine große Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen und Techniken.Die Werke aus seiner Blauen und Rosa Periode und die Begründung desKubismus zusammen mitGeorges Braque bilden den Beginn seiner außerordentlichen Künstlerlaufbahn.
Zu den bekanntesten Werken Picassos gehört das GemäldeLes Demoiselles d’Avignon (1907). Es avancierte zum Schlüsselbild derKlassischen Moderne.[2] Mit Ausnahme des monumentalen GemäldesGuernica (1937), einer künstlerischen Umsetzung der Schrecken desSpanischen Bürgerkriegs, hat kein anderes Kunstwerk des 20. Jahrhunderts die Forschung so herausgefordert wie dieDemoiselles.[2] Das Motiv derTaube auf dem Plakat, das er im Jahr 1949 für den PariserWeltfriedenskongress entwarf, wurde weltweit zumFriedenssymbol.
Umfassende Sammlungen von Picasso werden inMuseen inParis,Barcelona undMadrid gezeigt. Er ist mit Werken in vielen bedeutenden Kunstmuseen der Welt, die die Kunst des 20. Jahrhunderts ausstellen, prominent vertreten. DasMuseu Picasso in Barcelona und dasMusée Picasso inAntibes entstanden bereits zu Lebzeiten.
Leben
Kindheit und Ausbildung (1881–1900)
Frühe Jahre
Geburtshaus Picassos inMálaga, Plaza de la Merced 36 (ganz links, gegenwärtig Nr. 15). Heute befindet sich in dem Haus dieFundación Picasso mit demMuseo Casa Natal.
Pablo Ruiz Picasso wurde als erstes Kind von José Ruiz y Blasco (1838–1913) und María Picasso y López (1855–1938) geboren. Dertraditionellen Namensgebung in Málaga folgend[3] erhielt er bei seiner Geburt im Jahr 1881 eine Vielzahl von Vornamen: Pablo, Diego, José, Francisco de Paula, Juan Nepomuceno, María de los Remedios, Cipriano de la Santísima Trinidad,[4] von denen lediglich Pablo (eine Reverenz an Blascos kurz vor dem ursprünglichen Hochzeitstermin verstorbenen älteren Bruder) gebräuchlich wurde.
José Ruiz y Blasco, 1870Von Picassos Vater gemalte Tauben
Der Vater war freischaffender Maler und Lehrer an der „Escuela de San Telmo“, einer Kunstgewerbeschule, die in der Tradition der akademischen Malerei des 19. Jahrhunderts stand, sowie Konservator eines kleinen Museums. 1884 wurde Picassos Schwester Dolores (Lola) und 1887 seine Schwester Concepción (Conchita) geboren.
Pablo Picasso mit Schwester Lola, 1889
Picasso beschrieb die künstlerischen Fähigkeiten des Vaters: „Mein Vater malte Bilder für Esszimmer; Rebhühner oder Tauben, Tauben und Kaninchen: Fell und Federn waren darauf zu sehen, Vögel und Blumen seine Spezialität. Vor allem Tauben und Flieder.“[5] Bereits im Alter von sieben Jahren begann er unter Anleitung seines Vaters zu malen. Er vollendete 1890 das 1889 begonnene ÖlbildPicador, das einen Stierkämpfer in der Arena zeigt und das als sein erstes bekanntes Ölgemälde gilt.[6]
1891 zog die Familie nachA Coruña inGalicien um, wo Picassos Vater eine Stelle als Kunstlehrer am „Instituto da Guarda“ angenommen hatte. Picasso wurde dort als Zehnjähriger an der Schule für Bildende Künste aufgenommen. Ab 1894 begann er Tagebücher zu führen, die erLa Coruña undAzul y Blanco („Blau und Weiß“) nannte und mit Porträts und Karikaturen illustrierte. Im selben Jahr begann er seine Werke mit „P. Ruiz“ zu signieren.
Studium
Nach dem Tod der Schwester Conchita, die im Januar 1895 anDiphtherie starb,[7] zog die Familie nachBarcelona, wo Picasso mühelos mit 14 Jahren die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie „La Llotja“ in nur einem Tag schaffte – seinem Vater wurde dort eine Stelle als Lehrer angeboten – sodass er die ersten zwei Klassen überspringen durfte. Der Vater richtete ihm ein Jahr später sein erstes Atelier in der Nähe der elterlichen Wohnung ein, das Picasso gemeinsam mit seinem FreundManuel Pallarès i Grau, einemkatalanischen Maler, nutzte.[8]
1897 studierte Picasso für kurze Zeit an der angesehenen KöniglichenAkademie von San Fernando in der HauptstadtMadrid, die er jedoch wieder verließ, weil ihm die dortigen Lehrmethoden missfielen. In seinem Selbstbildnis von 1897/98 änderte er die Signatur „Ruiz“ erstmals zu „P. Picasso“ – ein Symbol für die innere Loslösung vom Elternhaus. In Madrid besuchte Picasso die Museen, vor allem denPrado – wie schon auf einem Besuch 1895 – und die Künstlerlokale.
Ab Juni 1898 verbrachte er acht Monate mit seinem Malerfreund Manuel Pallarès i Grau in dessen HeimatstadtHorta de Sant Joan. 1899 lernte er den DichterJaime Sabartés kennen, der sein enger Freund und 1935 sein Sekretär werden sollte.
Im Februar 1900 wurde im „Els Quatre Gats“ die erste Einzelausstellung Picassos gezeigt, die jedoch, kritisch rezensiert, nur zu einem mäßigen Verkaufserfolg führte.[9] Im selben Jahr unternahm Picasso anlässlich derWeltausstellung gemeinsam mit seinem Freund Casagemas eine erste Reise in die Kunstmetropole Paris, wo ihn dieimpressionistischen Werke vonPaul Cézanne,Edgar Degas undPierre Bonnard beeindruckten. Er teilte im Oktober mit Casagemas zeitweise ein Atelier amMontmartre an der Adresse 49 Rue Gabrielle, das Nonell aufgegeben hatte.[10] Zu dieser Zeit lernte er die Arbeiten vonHenri de Toulouse-Lautrec kennen, die ihn zu farbenfrohen Darstellungen des großstädtischen Lebens inspirierten.
Paris – Madrid – Barcelona – Paris (1901–1907)
Tod Casagemas – Beginn der Blauen Periode
Im Januar 1901 kehrte Picasso nach Madrid zurück. Er erhielt eine Nachricht, die ihn tief erschütterte: Sein Freund Carlos Casagemas hatte am 17. Februar aus enttäuschter Liebe zu der TänzerinGermaine Gargallo versucht, diese zu erschießen, richtete die Waffe danach gegen sich selbst und starb wenig später.
Picasso versuchte sich in Madrid an einer neuen Karriere: ab März des Jahres erschien das erste von insgesamt fünf Heften der KunstzeitschriftArte Joven(Junge Kunst), herausgegeben von dem katalanischen Schriftsteller Francisco de Assis Soler, die Picasso als Mitherausgeber mit Illustrationen versah. Seine Signatur änderte sich erneut, er signierte nur noch mit „Picasso“. Die Zeitschrift musste jedoch nach kurzer Zeit aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Picasso verließ nach der Einstellung vonArte Joven Madrid und kehrte nach Barcelona zurück. Zwei Jahre später schuf er ein Porträt des Schriftstellers.[11]
Im Mai besuchte der aufstrebende Künstler wiederumParis. Sein erster KunsthändlerPere Mañach, bei dem er logierte, die GaleristinBerthe Weill und vor allem der Kunsthändler und VerlegerAmbroise Vollard bemühten sich um den vielversprechenden jungen Künstler. Ab dem 24. Juni 1901 zeigte Vollard in seiner Galerie, 6 Rue Laffite, Picassos Werke erstmals in einer Pariser Ausstellung und wurde sein Förderer in Picassos Blauer und Rosa Periode. Dem nachfolgenden kubistischen Werk stand er nicht so positiv gegenüber. Picassos kubistisches Porträt von Vollard entstand 1910.[Bild 1]
Picasso widmete 1901 seinem Freund Casagemas das BildEvokation – Das Begräbnis Casagemas. Es gilt als das erste Bild der Blauen Periode. Casagemas’ Porträt ist ebenfalls in der männlichen Figur des melancholischen Gemäldes aus dem Jahr 1903,La Vie(Das Leben) dargestellt. Die Werke aus dieser Zeit brachten dem Künstler mehr Zustimmung von Galeristen und Kritikern ein als seine früheren Bilder. Ein Freund Gauguins, der DichterCharles Morice, sah in einer Besprechung die „unfruchtbare Traurigkeit“, bescheinigte Picasso dennoch ein „wahres Talent“.[12]
Im Oktober 1902 kehrte Picasso zum dritten Mal nach Paris zurück und wohnte erst in Hotels, hiernach bei dem DichterMax Jacob, der als Gehilfe in einem Modegeschäft arbeiten musste. Im Winter heizten die Freunde mit Picassos Zeichnungen den Raum, weil Geld für Heizmaterial fehlte, aus demselben Grund benutzte Picasso Leuchtpetroleum stattÖl zum Malen und sparte anBindemitteln.[13]
Picassos Atelier im Bateau-Lavoir
Pablo Picasso, 1904
Im Jahr 1903 arbeitete Picasso sehr produktiv in Barcelona, kehrte jedoch wieder nach Paris zurück, wo er ab April 1904 bis zum Oktober 1909 imBateau-Lavoir wohnte. Dieses war ein verwahrlostes Haus mit zahlreichen Künstlerateliers auf dem Montmartre. Dort hatten schon der mit Picasso befreundete spanische BildhauerPaco Durrio und der MalerKees van Dongen Unterkunft gefunden. Später kamen unter anderem Max Jacob undJuan Gris hinzu.
Fernande Olivier, 1906
Er schloss mit dem DichterGuillaume Apollinaire Freundschaft und lernte 1904Fernande Olivier kennen, die von 1905 bis 1912 seine Begleiterin undMuse wurde. Fernande war eine aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende geschiedene Frau, die sich für die Malerei derImpressionisten begeisterte. Über die Begegnung mit Picasso berichtet sie in ihren ErinnerungenPicasso et ses amis, erschienen 1933:
„Er hatte nichts Verführerisches, wenn man ihn nicht kannte. Allerdings, sein seltsam eindringlicher Blick erzwang die Aufmerksamkeit […] dieses innere Feuer, das man in ihm spürte, verliehen ihm eine Art Magnetismus, dem ich nicht widerstand. Und als er mich kennenzulernen wünschte, wollte ich es auch.“[14]
Fernande Olivier bildete er unter anderem in dem ÖlgemäldeLa Toilette im Jahr 1906 ab oder 1909 in Bronze gegossen alsTête de femme.[15] Die Unterkunft im Bateau-Lavoir war kärglich. Picassos KunsthändlerKahnweiler erinnert sich an das eiskalte und zugige Atelier im Winter und berichtet, dass im Sommer, „wenn es zu heiß war, Picasso bei geöffneten Türen völlig nackt im Korridor mit nur einem Tuch um die Lenden arbeitete.“[14]
Bekanntschaft mit Gertrude und Leo Stein sowie mit Matisse
Gertrude Stein, Fotografie vonCarl Van Vechten, 1935Henri Matisse:Selbstporträt, 1906
Clovis Sagot, ein früherer Zirkusclown, hatte in einer ehemaligen Apotheke in der Rue Laffitte eine Galerie eingerichtet. Dort entdeckte der in Paris lebende US-amerikanische KunstsammlerLeo Stein, der Bruder der Dichterin und KunstsammlerinGertrude Stein, 1905 Picassos Gemälde. Das erste Bild des Künstlers, das Leo Stein kaufte,Junges Mädchen mit dem Blumenkorb, gefiel seiner Schwester nicht. Als Picasso die Geschwister bei Sagot kennengelernt hatte, lud er sie in sein Atelier ein und konnte ihnen Bilder für 800 Francs verkaufen, die auch Gertrude Steins Interesse weckten.
Die Steins gaben regelmäßig in ihremSalon nahe demJardin du Luxembourg in der27 rue de Fleurus am Samstag Gesellschaften, wo sich die Künstler derAvantgarde trafen, zu denen fortan ebenfalls Picasso gehörte, der dort im Jahr 1906Henri Matisse traf und Freundschaft mit ihm schloss.[16] Durch Gertrude Stein lernte Picasso auch andere Maler und Intellektuelle kennen, soJuan Gris undErnest Hemingway[17]. ImSalon d’Automne hatten dieFauves, zu denen Matisse gehörte, mit ihrer ersten Gemeinschaftsausstellung im Vorjahr auf sich aufmerksam gemacht.
Der Galerist Vollard kaufte Picasso bald darauf Werke für 2000 Franc ab, was seine finanzielle Situation wesentlich verbesserte. SeinBildnis Gertrude Stein entstand im Jahr 1906, für das die Schriftstellerin bis zu neunzigmal Modell gesessen haben soll. Im Frühjahr brach Picasso die Porträtsitzungen mit Gertrude Stein ab. Er trafDerain durch Vermittlung von Alice Princet. Im Sommer desselben Jahres hielt er sich mit Fernande Olivier in Gósol auf. Als er wieder nach Paris zurückkehrte, vollendete Picasso das Porträt Gertrude Steins aus dem Gedächtnis und reduzierte die Gesichtszüge auf die Schlichtheit iberischer Masken.[18]
Beginn der Rosa Periode und Les Demoiselles d’Avignon
Ab 1905 beginnen rosa Töne in Picassos Werken vorzuherrschen. So bildet das GemäldeJunge mit Pfeife aus dem Jahr 1905 den Übergang von der Blauen zur Rosa Periode. Im Vergleich zur Blauen Periode gibt es nur noch wenig Melancholie in den Werken dieser Periode. Das Blau weicht in den Hintergrund. Besonders Gaukler, Seiltänzer und Harlekins, traurige Spaßmacher aus derCommedia dell’arte, zählen zu seinen Bildmotiven.
Seit dem Winter des Jahres 1906 bereitete Picasso in zahlreichen Studien und Variationen das große GemäldeLes Demoiselles d’Avignon vor, das er im Juli 1907 beendete. Mit denDemoiselles legte er den Grundstein kubistischen Denkens und leitete die als „période nègre“ bezeichnete Periode ein.[19]
Georges Braque, 1908
Die ersten Reaktionen bei der Begegnung mit denDemoiselles in Picassos Atelier waren überwiegend negativ. Das Bild wurde weitgehend als unmoralisch angesehen und von vielen, selbst engen Freunden Picassos, heftig kritisiert. NebenWilhelm Uhde hatte nur Leo Stein zunächst Verständnis für dieDemoiselles aufgebracht, kaufte seine neuen Werke jedoch nicht mehr. Die Künstler desFauvismus,Matisse undDerain, äußerten ihr Missfallen. Gertrude Stein förderte Picasso weiter und näherte sich in ihrem literarischen Ausdruck dem Kubismus. Im Jahr 1938 schrieb sie eine Broschüre über Picasso.[20]
Wilhelm Uhde machte den jungen deutschen GaleristenDaniel-Henry Kahnweiler, der in der Rue Vignon 28 seine erste Galerie eröffnet hatte, auf Picasso aufmerksam. Kahnweiler wurde sein wichtigster Förderer und stellte im selben Jahr Picassos Werke aus.[21] Picasso hatte die großeRetrospektive vonPaul Cézannes Werken 1907 im PariserSalon d’Automne besucht, die ein Jahr nach dem Tod des Künstlers ausgerichtet worden war. Durch Apollinaire lernte Picasso den gleichaltrigenfauvistischen MalerGeorges Braque gegen Ende des Jahres kennen; die Freundschaft mit Braque sollte große Auswirkungen auf den Verlauf der modernen Kunstgeschichte haben.
Picasso begründet mit Braque den Kubismus (1908–1914)
Den Sommer 1908 verbrachte Picasso mit Fernande Olivier in La Rue-des-Bois nördlich von Paris. Im Herbst desselben Jahres verglichen Braque und Picasso ihre im Sommer geschaffenen Bilder – Braque in L’Estaque und Picasso in La Rue-des-Bois. Sie waren merkwürdig ähnlich.[22] Braque stellte im Gegensatz zu Picasso im November des Jahres seine Werke in der Galerie Kahnweiler aus. In der Besprechung zur Ausstellung der Bilder Braques prägte der französische KunstkritikerLouis Vauxcelles in der KunstzeitschriftGil Blas zum ersten Mal den Begriff der „cubes“ (Kuben).[23] Vauxcelles bezog sich dabei im Besonderen auf das Gemälde BraquesHäuser in L’Estaque.[24]
Zwischen September 1908 und Mai 1909 sahen sich Picasso und Braque beinahe täglich; Kahnweiler war der Dritte im Bunde und vermittelte zwischen den vom Naturell her sehr unterschiedlichen Künstlern, dem besonnenen, systematisch arbeitenden Braque und dem temperamentvollen Picasso. Ihre Arbeitsgemeinschaft war so intensiv, dass sich die Künstler mit denBrüdern Wright, den Flugpionieren, verglichen und sich wie Mechaniker kleideten.[25]
Ebenfalls 1908 war der spanische MalerJuan Gris in das Bateau-Lavoir gezogen, wo er Ateliernachbar von Picasso wurde. Nachdem er 1911 begonnen hatte, sich mit demKubismus auseinanderzusetzen, entstand im Jahr 1912 das kubistische PorträtHommage à Picasso von Gris.[26]
Das Bankett für Rousseau
Henri Rousseau:Portrait de femme, auchYadwigha genannt, um 1895,Musée Picasso, Paris
Im November 1908 gab Picasso in seinem Atelier im Bateau-Lavoir ein großes Fest zu EhrenHenri Rousseaus, von dem er das lebensgroße Bildnis einer früheren Freundin Rousseaus, die sogenannteYadwigha, erworben hatte und das er sein Leben lang behalten sollte. Über das kunsthistorisch bekannt gewordeneBankett für Rousseau, an dem neben vielen anderen Künstlern Apollinaire, Jacob,Salmon, Uhde und den Geschwistern Stein ferner die junge MalerinMarie Laurencin teilnahm, berichtete Raynal als Augenzeuge: „Es war eine richtige Scheune. […] An den Mauern, die man von ihrem gewöhnlichen Schmuck befreit hatte, hingen nur einige schöne Negermasken, eine Münztabelle und auf dem Ehrenplatz das große, von Rousseau gemalte Porträt Yadwigha“.[27] Nicht lange nach dem Bankett verließ Picasso im Jahr 1909 das Bateau-Lavoir und wohnte bis 1912 in einer Atelierwohnung am Boulevard de Clichy 130.
Distanzierung von den Salonkubisten
Fernand Léger undRobert Delaunay lernten die Arbeiten Picassos und Braques durch Vermittlung von Kahnweiler kennen. Die Einflüsse Picassos und Braques machten sich von nun an in den Bildwerken vieler Maler bemerkbar. Es bildete sich 1911 eine Gruppierung von Malern, die alsSalonkubisten bezeichnet wurden. Zu ihnen zählen neben Léger und Delaunay die KünstlerAlbert Gleizes,Jean Metzinger undHenri Le Fauconnier. Picasso und Braque distanzierten sich von den Salonkubisten.
Im Sommer 1911 gerieten die Freunde Apollinaire und Picasso in den Verdacht, am Diebstahl des bekanntesten Gemäldes desLouvre, derMona Lisa, beteiligt zu sein. Sie war am 21. August 1911 spurlos verschwunden, und beide gerieten in das Visier der Polizei durch den Besitz von iberischen Steinmasken, die über Géry Pieret – ein belgischer Abenteurer und zeitweise Angestellter Apollinaires – erworben worden waren. Nach einer Hausdurchsuchung wurde Apollinaire am 8. September wegen Beherbergung eines Kriminellen und Verwahrung von Diebesgut verhaftet; er verriet nach zwei Tagen Picassos Beteiligung.[28] Dieser wurde zwar verhört, aber nicht arretiert. Apollinaire wurde wenige Tage später aus der Haft entlassen und der Prozess gegen ihn im Januar 1912 aus Mangel an Beweisen eingestellt. DieMona Lisa tauchte erst wieder am 13. Dezember 1913 in Florenz auf und kehrte am 1. Januar 1914 in den Louvre zurück.[29] Der Dieb warVincenzo Peruggia, ein Bildeinrahmer des Louvre.
Erste Ausstellungen von Picassos Werken im Ausland
Die frühe Phase des Kubismus bis etwa 1912 wird als „Analytischer Kubismus“ bezeichnet. Ein Beispiel hierfür ist dasBildnis Ambroise Vollard (1910). Ab dem Jahr 1912 entstanden diePapiers collés, eine Frühform derCollagen. Der Übergang zum „Synthetischen Kubismus“ hatte begonnen.
Picasso vor seinem GemäldeDer Aficionado (Kunstmuseum Basel) in der Villa les Clochettes, Sommer 1912
Picassos Werke wurden allmählich im Ausland bekannt. In Deutschland war Picasso 1910 auf der Ausstellung derNeuen Künstlervereinigung München vertreten sowie auf der im Mai 1912 eröffneten Ausstellung desSonderbundes in Köln und inHerwarth Waldens GalerieDer Sturm in Berlin. Vier von Picassos Werken wurden im selben Jahr in die zweite Ausstellung desBlauen Reiters in der Münchner GalerieGoltz aufgenommen:Frauenkopf (1902),Umarmung (1903),Kopf (1909) undStillleben (1910).[30] 1913 fand die erste größereRetrospektive in derModernen Galerie vonHeinrich Thannhauser in München statt.[31]
In Übersee war die neue Kunstrichtung nach einer erstmaligen Ausstellung Picassos im Jahr 1911 inAlfred Stieglitz’Galerie 291 ebenfalls in derArmory Show,New York, 1913 vertreten, in der beispielsweise Werke von Braque, Picasso und Matisse ausgestellt wurden. Gezeigt wurden von Pablo Picasso acht Arbeiten, darunter zwei Stillleben, die ZeichnungFrauenakt von 1910,Frau mit Senftopf von 1910, eine Leihgabe von Kahnweiler, und die BronzeFrauenkopf von 1909, eine Leihgabe von Stieglitz.[33][34] Die Kritik bei allen Ausstellungen war jedoch beträchtlich, die moderne Kunst wurde noch nicht akzeptiert.
Als PicassosLiaison mit Fernande Olivier im Jahr 1912 zerbrach, wurdeEva Gouel, geborene Marcelle Humbert, die er Eva nannte, seine zweite Lebensgefährtin bis zu ihrem frühen Tod 1915. Den Sommer des Jahres 1913 verbrachte Picasso mit Braque und Juan Gris inCéret. Im selben Jahr starb sein Vater. Seinen Wohnsitz schlug er in der Rue Schoelcher 5 amMontparnasse auf, nachdem er 1912 kurzfristig am Boulevard Raspail 242 gewohnt hatte.
Zeit des Ersten Weltkriegs (1914–1918)
Modigliani, Picasso und André Salmon vor demCafé de la Rotonde, Paris, im Jahr 1916
Picasso verbrachte die Zeit von Ende Juni bis Mitte November 1914 mit Eva Gouel inAvignon. Mit dem Ausbruch desErsten Weltkriegs änderte sich die Situation für viele Künstler schlagartig. Am 2. August 1914 begleitete Picasso Braque undDerain, die ihren Gestellungsbefehl erhalten hatten, zum Bahnhof in Avignon. Braque erlitt 1915 eine schwere Kopfverletzung und brauchte nach überstandener Operation länger als ein Jahr, um davon zu genesen. Ihr Kunsthändler Kahnweiler, der Deutscher war, musste Frankreich verlassen; Picasso, der als Spanier keinen Kriegsdienst leisten musste, blieb in Paris ohne seine Freunde zurück.[35]
Im Juli 1916 organisierteAndré Salmon eine Ausstellung,L’Art moderne en France (der so genannte „Salon d’Antin“), in der PariserGalerie Barbazanges. Dort wurde Picassos WerkLes Demoiselles d’Avignon zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt; das Gemälde erhielt erst zu diesem Zeitpunkt von Salmon diesen Namen.[36]
Nach dem Tod von Eva Gouel, die 1915 anTuberkulose starb, hatte Picasso eine Affäre mitGabrielle Lespinasse, die er Gaby nannte. Sie wohnte am Boulevard Raspail nahe seinem Studio. Während eines Aufenthalts inSaint-Tropez im Jahr 1916 erklärte er ihr seine Liebe, sie wies ihn jedoch ab und heiratete im folgenden Jahr den amerikanischen Künstler Herbert Lespinasse.[38] Im Oktober 1916 zog er nachMontrouge bei Paris.[39]
TitelblattParade, 1917
Im Frühjahr 1917 wohnte Picasso in Rom den Proben des EnsemblesBallets Russes unter der Leitung vonSergei Djagilew zumBallettParade mit dem Libretto vonJean Cocteau und der Musik vonErik Satie bei. Er entwarf die Kostüme, Bühnenbilder und den aus der Reihe fallenden klassisch romantischen Bühnenvorhang. Der sowjetische SchriftstellerIlja Ehrenburg, der in Paris imExil lebte, beschrieb die spektakuläre Premiere im Mai 1917 im PariserThéâtre du Châtelet und den Aufruhr des Publikums, das den Abbruch der Vorstellung forderte: „Die Musik gab sich modern, das Bühnenbild war halb kubistisch […] Und als ein Pferd mit kubistischer Schnauze Zirkusnummer vorführte, verloren sie endgültig die Geduld: ‚Tod den Russen! Picasso ist einBoche! Die Russen sind Boches!‘“ Picassos Freunde jedoch waren begeistert. Apollinaire beispielsweise betrachtete die erstmalige künstlerische Allianz zwischen Malerei und Tanz, Plastik und Darstellungskunst als Beginn einer umfassenden Kunst, als eine Art „sur-réalisme“.[40]
Olga Chochlowa in Picassos Atelier, Montrouge, Frühjahr 1918
Während der Arbeiten zuParade lernte Picasso die TänzerinOlga Stepanowna Chochlowa,Primaballerina des „Ballets Russes“, kennen, die er am 12. Juli 1918 in Paris heiratete. Trauzeugen waren Cocteau, Max Jacob und Apollinaire. Das Ehepaar bezog im Dezember eine Wohnung in der Rue La Boétie 23.[41] Nach der Heirat gab er seinBohèmeleben auf und wurde zum „Malerfürsten“ mit eigenem Chauffeur und Hauspersonal. Aus der Ehe ging Sohn Paulo hervor.
Nach Kahnweiler wurde Picasso ab 1918 von den KunsthändlernPaul Rosenberg undGeorges Wildenstein gemeinsam weltweit vertreten. Sie kauften jedes Jahr eine nennenswerte Anzahl seiner Bilder. Die Verbindung Picassos zu Rosenberg dauerte bis zum Jahr 1939, die zu Wildenstein bis 1932.[42]
Abkehr von den Kubisten (1916–1924)
Bereits 1914 begann sich Picasso von dem Kreis der Kubisten zu entfernen. Er erinnerte sich an diesen Abschied und äußerte: „Aus dem Kubismus hat man eine Art Körperkultur machen wollen. […] Daraus ist eine verkünstelte Kunst hervorgegangen, ohne echte Beziehung zur logischen Arbeit, die ich zu tun trachte.“[43]
Von 1916 bis 1924 zeigt sein Werk ein stilistisches Nebeneinander. Neben klassizistischen Gemälden wieDrei Frauen am Brunnen aus dem Jahr 1921, gemalt inFontainebleau, undPanflöte, 1923, gemalt in seinem FerienortAntibes, entstanden Arbeiten im Stil des synthetischen Kubismus, wie beispielsweiseDrei Musikanten aus dem Jahr 1921.
Picasso konnte dank seines gewachsenen Ruhms mehr Zeit für die Entwicklung seiner Formensprache nutzen. Er experimentierte viel und legte einen neuen Schwerpunkt auf sein plastisches Werk, das er 1902 mitSitzende Frau eröffnet hatte. Gleichzeitig entfremdete er sich von seiner Frau Olga.
Auseinandersetzung mit dem Surrealismus (1924–1936)
Im Jahr 1923 traf Picasso denSurrealistenAndré Breton. Bereits in der ersten Nummer der surrealistischen ZeitschriftLa Révolution surréaliste vom Dezember 1924 wurde eine plastische Konstruktion Picassos reproduziert. In der zweiten Nummer vom Januar 1925 zwei Seiten aus dem im Sommer 1924 in Juan-les-Pins geführten Skizzenbuch mit denSternzeichnungen. In der vierten Ausgabe erschien eine Abbildung von Picassos GemäldeLes Trois Danseuses (Die drei Tänzerinnen)[Bild 2] und – erstmals in Frankreich – von denDemoiselles d’Avignon.[44]
Der langjährige Kontakt mit den Surrealisten war jedoch nicht konfliktfrei. Als 1924Eric Saties BallettLes Aventures de Mercure mit dem Bühnenbild und den Kostümen von Picasso aufgeführt wurde, protestierten mehrere Surrealisten gegen Picassos Mitwirkung und nannten das Ereignis eine Wohltätigkeitsveranstaltung für die internationale Aristokratie.[44]André Breton,Louis Aragon und andere Surrealisten, die von Picassos Einfallsreichtum beeindruckt waren, veröffentlichten daraufhin imParis-Journal eine alsHommage à Picasso deklarierte Entschuldigung.[44] Andererseits beschuldigte Picasso 1926 die Surrealisten in einer ausführlichen Stellungnahme zu den Absichten und Zielen seiner Kunst, ihn nicht verstanden zu haben. Die gegen Breton gerichtete surrealistische ZeitschriftDocuments vonGeorges Bataille widmete sich in ihrer Sonderausgabe Nr. 3 vom April 1930 vollständig Picasso.[45]
Im Jahr 1927 lernte erMarie-Thérèse Walter kennen, die er inFrau mit Blume 1932 in minimalistischer Weise mit surrealistischen Anklängen porträtierte. Die Beziehung zu der anfangs noch minderjährigen Marie-Thérèse hielt er lange Zeit geheim.
Erstmals tauchte 1928 dasMinotaurus-Motiv in seinen Werken auf – als Spanier war Picasso schon immer vom Stierkampf fasziniert. Die erste Nummer des surrealistischen KünstlermagazinsMinotaure erschien am 25. Mai 1933 mit einem Cover von Picasso, der dem Titel gemäß einen Minotaurus zeigt.[Bild 3] 1935 entstand die RadierungsfolgeMinotauromachie, die vonFrancisco de GoyasTauromaquia (um 1815) inspiriert wurden. Darin wird in immer neuen Variationen der Zusammenhang von Sexualität, Gewalt und Tod ausgelotet.[46]
Im Sommer 1936 lernte Picasso durch den surrealistischen DichterPaul Éluard den Künstler und KunstkritikerRoland Penrose kennen, mit dem er Freundschaft schloss und der im Jahr 1958 die erste Biografie über Picasso veröffentlichte, an der der Künstler mitwirkte. 1937 schuf er von Penrose’ späterer Ehefrau, der FotografinLee Miller, sechs Porträts.[47] Die Fotografin machte bei gegenseitigen Besuchen um die 1000 Aufnahmen, die Picasso während der Arbeit und in der Freizeit zeigen.[48] Deutlichere Anklänge an seinen Spätstil zeigt ein weiteres Porträt der Marie-Thérèse Walter, dasInterieur mit zeichnendem Mädchen aus dem Jahr 1935. Der Zusammenhang von Sexualität und künstlerischer Kreativität wurde zu einem Thema, das Picasso bis zu seinem Lebensende beschäftigte.
Familiäre Krisen
Das Jahr 1935 bezeichnet eine Krise in seinem Leben und Schaffen. Aus der Beziehung zu Marie-Thérèse, die bis 1937 andauerte, wurde die Tochter Maya in diesem Jahr geboren. Dies wurde seiner Frau hinterbracht, die daraufhin die Scheidung verlangte. Nach französischem Recht hätte Picasso seinen Besitz mit ihr teilen müssen. Daran hatte er kein Interesse, und sie blieben daher bis zu ihrem Tod im Februar 1955 verheiratet.
1936 hatte Picasso eine Affäre mitAlice Rahon, der Ehefrau vonWolfgang Paalen,[49] und lernte die französische FotografinDora Maar kennen, die in den 1940er Jahren seine ständige Begleiterin wurde und die ihm oft Modell saß. Im November 1937 besuchte erPaul Klee in Bern, um ihn moralisch zu unterstützen, da dessen Werke gerade in der berüchtigten Münchner Ausstellung über „Entartete Kunst“ von den Nationalsozialisten diffamiert wurden. 1941 entstand Dora Maars Porträt mit gleichzeitiger Vorder- und Seitenansicht,Dora Maar mit Katze(Dora Maar au chat). Sie konkurrierte mit Marie-Thérèse Walter um die Gunst Pablo Picassos. „Ich hatte kein Interesse daran, eine Entscheidung zu treffen. […] Ich sagte ihnen, sie sollten es unter sich ausmachen“,[50] so der Maler über die Rivalität zwischen den beiden Frauen.
Stellungnahmen zum Spanischen Bürgerkrieg – Guernica (1936–1939)
Nachbildung des Gemäldes auf Fliesen als Wandbild in Originalgröße in der Stadt Gernika
Die Ereignisse desSpanischen Bürgerkriegs erschütterten Picasso zutiefst, und es entstanden Bilder, die in ihrer Eindringlichkeit anGoyasSchrecken des Krieges erinnern, vor allemGuernica, das das Grauen anlässlich der Bombardierung der baskischen StadtGernika am 26. April 1937 durch die deutscheLegion Condor thematisiert. Unter diesem Eindruck begann Picasso bereits am 1. Mai mit Studien für das gleichnamige monumentale Bild, das ab dem 12. Juli 1937 als Wandbild im spanischen Pavillon auf derWeltausstellung in Paris ausgestellt wurde.[51]
Picasso unterstützte ab 1936 von Paris aus die republikanische Regierung Spaniens, die sich gegen den Putschisten und künftigen DiktatorFranco zur Wehr setzte. Er versuchte, gleichwohl vergeblich, die französische Regierung zum Eingreifen zu bewegen und wurde für seinen Einsatz von der republikanischen Regierung Spaniens 1937 in Abwesenheit zum Direktor des bedeutenden KunstmuseumsPrado in Madrid bestimmt.
Zeit des Zweiten Weltkriegs (1940–1945)
Plakette in der 7 Rue des Grands-Augustins, Paris
Der Künstler arbeitete seit 1936 in Paris in einem Atelier in der 7 Rue des Grands-Augustins, in demGuernica entstand und das er seit dem Frühjahr 1939 zudem als Wohnung nutzte. Vom Beginn der deutschen Besetzung 1940 imZweiten Weltkrieg bis zurBefreiung von Paris am 25. August 1944 wohnte er hier, ohne eine Reise zu unternehmen. DieNationalsozialisten hatten ihm wegen seiner Gegnerschaft zu Franco Ausstellungsverbot erteilt.[52] Der von Picasso 1940 gestellte Antrag auf den Erwerb der französischen Staatsbürgerschaft war abgelehnt worden, da den Behörden Dossiers aus dem Jahr 1905 vorlagen, in denen er alsanarchistisch eingestuft worden war.[53]
Während der Besatzungszeit wurde die moderne Kunst von denKollaborateuren nicht toleriert. Der MalerAndré Lhote erinnerte sich an die Schlachtrufe „Matisse in den Müllkasten“ und „Picasso ins Irrenhaus!“. Nach der Befreiung schätzte ihn die politische Linke zunächst als den Künstler ein, der „aufs Wirksamste den Geist des Widerstands versinnbildlichte“.[54]
DasMuseum of Modern Art in New York City unter seinem DirektorAlfred Barr widmete Picasso 1939–1940 eine erfolgreicheRetrospektive, die ihn in Amerika und bei zeitgenössischen Kunstkritikern und Künstlerkollegen weithin bekannt machte.
Im Jahr 1944 wurde Picasso Mitglied derKommunistischen Partei Frankreichs und blieb es bis ans Ende seines Lebens. Die Ernsthaftigkeit seines Eintritts wurde bezweifelt, und man beschuldigte ihn, dass seine Farben und Formen in seinen Arbeiten eine bestimmte symbolische Bedeutung besäßen, woraufhin er konterte: „Bloß wegen des Vergnügens, verstanden zu werden, werde ich nicht in einem gewöhnlichen Stil arbeiten.“[55] Eine Aussage, unter anderen, die zu der Anschuldigung führte, dass sein Kommunismus oberflächlich sei und er nicht an die Untrennbarkeit von Kunst und Politik glaube. Zu seiner Verteidigung schrieb er: „Was, glauben Sie denn, ist ein Künstler? Ein Schwachsinniger, der nur Augen hat, wenn er Maler ist, nur Ohren, wenn er Musiker ist, gar nur eine Lyra für alle Lagen des Herzens, wenn er Dichter ist, oder gar Muskeln, wenn er Boxer ist? Ganz im Gegenteil! Er ist gleichzeitig ein politisches Wesen, das ständig im Bewußtsein der zerstörerischen, brennenden oder beglückenden Weltereignisse lebt und sich ganz und gar nach ihrem Bilde formt. […] Nein, die Malerei ist nicht erfunden, um Wohnungen auszuschmücken! Sie ist eine Waffe zum Angriff und zur Verteidigung gegen den Feind.“[55]
Die späten Jahre (1945–1973)
Henri Matisse im Mai 1933Gilot und Picasso im Jahr 1952
Nach sechs Jahren innerer Emigration und Isolation in Paris während des Zweiten Weltkriegs besuchte Picasso ab 1945 häufiger südfranzösische Orte wieAntibes undNizza. Dort besuchte erHenri Matisse, dessen Malweise deutliche Einflüsse in Picassos Spätwerk hinterließ. Beide Künstler blieben über viele Jahre in loser Verbindung, wobei Matisse der einzige lebende Künstler war, den Picasso als ebenbürtig ansah. Beide erkannten die Bedeutung des Anderen, respektierten einander zeitlebens und beeinflussten sich trotz ihrer Gegensätzlichkeiten.[56]
Seine Begleiterin in diesen Jahren war die MalerinFrançoise Gilot, die er 1943 in Paris kennengelernt hatte. Die Beziehung dauerte bis 1953; der SohnClaude wurde im Jahr 1947 geboren, die TochterPaloma 1949.[57] Gilot gilt als die einzige Frau, die Picasso verlassen hat und nicht von ihm verlassen wurde.[58]
Vallauris und Cannes
Die mediterrane Umgebung seiner Jugendzeit zog Picasso wieder in seinen Bann, denn ab dem Frühling 1948 wohnten er und Françoise Gilot nach Aufenthalten inGolfe-Juan in der Villa „La Galloise“ inVallauris, einem Ort mit traditionellenTöpfereien, wo er sich schon im Jahr zuvor aufgehalten hatte. Dort experimentierte er unter Anleitung örtlicher Töpfer in der Manufaktur Madoura mit Ton undGlasuren, sprengte den traditionellen Produktrahmen und verhalf dem Ort zu überregionaler und später zu internationaler Bekanntheit.
Pablo Picasso 1953 in Mailand, Foto vonPaolo Monti (Fondo Paolo Monti, BEIC)
Trotz des Eintritts in die Kommunistische Partei behielt Picasso eine unabhängige Einstellung. Das GemäldeMassaker in Korea, das 1951 entstand, verärgerte die Amerikaner, sein PorträtStalins von 1953 die Kommunisten, denn in derSowjetunion galt seine Malweise offiziell als dekadent. Picasso engagierte sich allerdings, wann immer man ihn darum bat, für den Frieden. Im Jahr 1949 entwarf er ein Plakat mit einer Taube für den PariserWeltfriedenskongress. DieTaube wurde in der Folge weltweit ein Symbol für den Frieden. 1952 entstanden zwei große Wandgemälde:Der Krieg undDer Frieden für den „Friedenstempel“ in Vallauris.[59]
René Bernasconi und Pablo Picasso, Villa „La Californie“, 1955
Jacqueline Roque, eine Keramikverkäuferin bei Madoura in Vallauris, war Picassos neue Lebensgefährtin ab 1953, nachdem ihn Françoise Gilot verlassen hatte und auchGeneviève Laporte, mit der er eine Affäre hatte, nicht zu ihm ziehen wollte. Er schuf zahlreiche Porträts von Roque wie beispielsweise 1954Bildnis Madame Z. (Jacqueline Roque) und 1956Jacqueline im Atelier.
1954 lernte er in Vallauris die 19-jährigeSylvette David kennen, eine junge Frau mit blondem Pferdeschwanz, die ihm Modell saß und die er in mehreren Monaten in knapp 60 Porträts darstellte.[60]
1955 kaufte Picasso die Villa „La Californie“[61] inCannes. Seine Hinwendung zu klassischen Interpretationen von Meisterwerken zeigten Werke wieFrauen von Algier vonEugène Delacroix 1955,Diego Velazquez’Las Meninas 1957 oderÉdouard ManetsFrühstück im Freien 1961. Bereits 1946 hatte eine Ausstellung im Louvre seine Bilder denen klassischer Meister gegenübergestellt.
Im Jahr 1958 bot ihm der französische Kabinettschef und spätere StaatspräsidentGeorges Pompidou die französische Staatsbürgerschaft an, doch Picasso reagierte nicht.[63]
Erwerb von Schloss Vauvenargues
Chateau Vauvenargues
Picasso wurde zunehmend von Touristen und Bewunderern belästigt. In unmittelbarer Nähe von „La Californie“ wurden Wohnhochhäuser gebaut, die ihm sowohl den Ausblick auf die Landschaft versperrten als auch Fremden den Einblick auf sein Grundstück ermöglichten. Er versuchte erfolglos, den KunstsammlerDouglas Cooper dazu zu bewegen, ihm dessen SchlossChâteau de Castille naheAvignon zu überlassen. Cooper empfahl ihm 1958 stattdessen das SchlossVauvenargues beiAix-en-Provence mit Blick aufPaul Cézannes Lieblingsmotiv, das GebirgeMontagne Sainte-Victoire. Picasso erwarb es und richtete sich dort ein Studio ein, kehrte aber immer wieder nach „La Californie“ zurück.[64]
Picassos Stil reduzierte sich zunehmend auf das Linienbetonte, Skizzenhafte. Mit hoher Produktivität setzte er sich nicht nur mit der Malerei und Grafik wieLithografie undLinolschnitt auseinander, sondern ab 1947 auch mit derBildhauerei undKeramik. Er variierte und zitierte seine Themen wiederholt.
Letzter Wohnort Mougins und Tod
Letzter Wohnsitz Picassos:Mas Notre-Dame-de-Vie
Picasso hatte sich von seiner Frau Olga aus finanziellen Gründen nie scheiden lassen. Mehrere Jahre nach ihrem Tod heiratete er 1961 Jacqueline Roque und zog mit ihr nachMougins in das HerrenhausMas Notre-Dame de Vie, nördlich über den Hängen vonCannes. Die Ehe blieb kinderlos. Das Schloss Vauvenargues nutzte er als Lager für unzählige Bilder.
1963 wurde dasMuseu Picasso in Barcelona eröffnet, das später einen Großteil seines Nachlasses erhielt. Den Grundstock bildete die Schenkung von 574 Werken von Picassos Freund und Sekretär Sabartés. Anlässlich des Erscheinens der Erinnerungen vonFrançoise Gilot,Leben mit Picasso im Jahr 1964, kam es zum Zerwürfnis mit seinen aus dieser Beziehung stammenden KindernClaude undPaloma Picasso.
Im Jahr 1971 fand eineRetrospektive in Paris anlässlich Picassos 90. Geburtstags imLouvre statt. Er war der erste Künstler, dem diese Auszeichnung bereits zu Lebzeiten gewährt wurde.
Am 8. April 1973 starb Picasso in seinem Haus in Mougins infolge einerLungenembolie,[66] andere Quellen nennen als Ursache einenHerzinfarkt mitLungenödem. Einer Meldung des MagazinsTime zufolge habe er Freunde bei sich gehabt, und seine letzten Worte seien „Drink to me. Drink to my health. You know I can’t drink any more“ (übersetzt „Trinkt auf mich […]“) gewesen.[67] Er wurde am 10. April im Garten seines Schlosses in Vauvenargues begraben.[68] Picasso hatte kein Testament hinterlassen. Seine Erben entrichteten die Erbschaftsteuer in Form von Kunstwerken Picassos und anderen Gemälden aus seiner Sammlung, wie beispielsweise Werken von Matisse und derYadwigha von Rousseau. Sie bildeten den Grundstock der Kollektion desMusée Picasso in Paris. Im Jahr 2003 weihten Verwandte das Picasso gewidmete Museum in seiner Geburtsstadt Málaga ein, dasMuseo Picasso Málaga, und überließen ihm viele Ausstellungsstücke.
Seine Witwe Jacqueline nahm sich in dem Haus in Mougins 1986 das Leben, 13 Jahre nach dem Tod Picassos.[69]
Nachlass
Das Musée Picasso imHôtel Salé
Picasso hinterließ neben Immobilien ca. 1900 Gemälde, 12 000 Zeichnungen, 1300 Skulpturen, 3000 Keramiken und acht Teppiche.[70] Ein vonChristian Zervos herausgegebenes Werkverzeichnis ist 33 Bände stark, umfasst aber nicht alle Picasso-Arbeiten. Immer wieder tauchen unbekannte Werke auf.[71]
Der renommierte Pariser AuktionatorMaurice Rheims wurde mit der systematischen Erfassung aller Kunstwerke beauftragt. Auftraggeber war der französische Staat, die Sichtung begann 1974 und dauerte bis 1981.[72]
Der französische Staat suchte sich 3800 Kunstwerke aus dem Nachlass aus und zog so die Erbschaftssteuer in Form von Kunstwerken ein. Sie wurden zur Grundlage desMusée Picasso, des größten Picasso-Museums der Welt.[72]
Nachkommen/Erben
Da Picasso kein Testament hinterlassen hatte, war die Erbauseinandersetzung durch juristische Auseinandersetzungen geprägt. Im Herbst 1977 war das Erbe verteilt. Die Beteiligten einigten sich auf Quoten am Gesamterbe.Jacqueline Roque, die zweite Ehefrau, erhielt 30 Prozent des Nachlasses, die Mehrzahl der Kinder und Enkel je 10 Prozent.[73]
Etwas abweichend äußert sich folgender Beitrag: Die überlebenden fünf Erben (nach dem Tod von Jacqueline Roque) sindFrançoise Gilots KinderClaude undPaloma, Maya Widmayer-Picasso (* 5. September 1935; † 20. Dezember 2022[74]), Tochter von Picasso undMarie-Thérèse Walter, sowie die Enkel Bernard und Marina Picasso.[75]
Zunächst gab es offiziell nur einen rechtmäßigen Erben unter Picassos Kindern:[72]
Paulo Picasso (* 4. Februar 1921; † 5. Juni 1975) war das erste Kind Picassos aus seiner Ehe mitOlga Chochlowa. Er verstarb bereits vor Beendigung des Erbstreits. Paulo war als Kleinkind unter anderem das Modell für die GemäldePaulo auf einem Esel (1923) undPaulo als Harlekin (1924).
Pablito Picasso (1949–1973, Suizid), aus erster Ehe mit Emilienne Lott, 1951 geschieden
Marina Picasso (* 14. November 1950), aus zweiter Ehe mit Christine Paulpin, erbte ein Fünftel des Nachlasses ihres Großvaters und hat einen Großteil des Erbes verwendet, um humanitäre Bemühungen für Kinder in Not zu finanzieren.
Bernard Ruiz-Picasso (* 3. September 1959), aus zweiter Ehe mit Christine Paulpin
Erst 1975 wurden die drei unehelichen Kinder als rechtmäßige Erben Picassos anerkannt.[72]
Maya Widmaier Picasso (* 5. September 1935; † 20. Dezember 2022)[76] entstammte der Verbindung mitMarie-Thérèse Walter. Ihr Vater malte mehrere Bilder, die Maya zum Thema hatten, darunterMaya à la poupée(Maya mit Puppe), das im Februar 2007 aus der Wohnung ihrer TochterDiana Widmaier Picasso (* 12. März 1974) geraubt wurde.[77] Im August 2008 wurden die Bilder und eine ebenfalls gestohlene Zeichnung von der französischen Polizei wiedergefunden.[78] Außer der Tochter Diana hatte sie die Söhne Olivier und Richard.
Claude Picasso (* 15. Mai 1947; † 24. August 2023) war das erste Kind aus der Verbindung mitFrançoise Gilot. Er wurde zwei Jahre nach Picassos Tod alsNachlassverwalter für die Familie eingesetzt[79] und lebte in Paris. Er hatte einen 1981 geborenen Sohn Jasmin aus der Ehe mit Sydney Picasso.
Paloma Picasso (* 19. April 1949) ist das zweite Kind aus der Verbindung Picassos mit Françoise Gilot. Sie schaffte sich durch die Kreation von Schmuck, Modeaccessoires und Parfums einen Markennamen. Kurz vor dem Tod ihres Bruders Claude hatte er sie zur Nachlassverwalterin bestimmt.
Werk
Nach demOn-Line Picasso Project, 1997 von Enrique Mallen, Professor an derSam Houston State University, eingerichtet, wird die Gesamtzahl der Werke Picassos auf etwa 50.000 geschätzt, darunter 1885 Gemälde, 7089 Zeichnungen, 30.000 Drucke (Radierungen, Lithographien etc.), 150 Skizzenbücher, 1228 Skulpturen, 3222 Keramiken sowie Bildteppiche.[80] Das On-Line-Projekt benutzt ein dem @-Zeichen nachempfundenes kleines P als Logo.
Malerei
„Beim Malen bedeutet ‚Suchen‘ meiner Ansicht nach gar nichts. Auf das Finden kommt es an.“
Das erste, um 1889 entstandene Bild von Picasso istDer Picador,[Bild 4] das bereits in Öl gemalt ist. Stierkampfszenen, Tauben und die Darstellung einer Herkulesstatue bildeten die Themen seiner ersten Zeichnungen. Es entstanden Ölbilder in der Malweise der altmeisterlichenGenremalerei nach dem Vorbild des Vaters. Als Elfjähriger erhielt er Unterricht in der Tradition derAkademischen Malerei unter dessen Anleitung. Nach Gipsabdrücken fertigte er Zeichnungen wieEtude pour un torse.[Bild 5]
In den um 1895 entstandenen Bildern waren die spanischen Maler des 17. Jahrhunderts sein Vorbild. An der Schule für bildende Kunst inA Coruña malte er 1895 mit dreizehn Jahren in ÖlLa muchacha de los pies descalzos (Das barfüßige Mädchen),[82] das von manchen als sein erstesMeisterwerk betrachtet wird.[83] Anschließend war er Schüler der Zeichenklasse der „La Llotja“ in Barcelona.[84] Einige seiner Bilder zeigen Anklänge und Studien nach den Werken vonFrancisco de Zurbarán und des frühenDiego Velázquez, wie etwa dasPorträt Philippe IV.[Bild 6] nach Velázquez. Ab 1897 studierte Picasso für kurze Zeit an der königlichenAkademie von San Fernando in Madrid. Eine aus dieser Zeit stammende Zeichnung zeigt denMatador Luis Miguel Dominguin.[Bild 7]
1896 war sein GemäldeDie Erstkommunion[Bild 8] in der Ausstellung für Kunst und Kunstgewerbe in Barcelona ausgestellt und wurde in einer bedeutenden Zeitung lobend besprochen.[85] 1897 malte er die große KompositionWissenschaft und Nächstenliebe.[Bild 9] Sie entsprach der seinerzeit beliebten Spielart derHistorienmalerei und erhielt in der Allgemeinen Kunstausstellung in Madrid eine offizielle ehrenvolle Erwähnung. Später erhielt es in seiner Geburtsstadt Málaga eine Goldmedaille.[85]
Jahre der Orientierung (1898–1901)
Als Picasso 1897, im Alter von 16 Jahren, die Königliche Akademie verlassen hatte, begann seine selbständige Künstlerkarriere.Die Jahre zwischen 1898 und 1901 charakterisieren die Zeit der Orientierung: das konsequente Überprüfen der kreativen Prinzipien nahezu aller damals progressiven und avantgardistischen Richtungen.[86] Er überwand seine rein akademische Ausbildung in einer für ihn bezeichnenden Weise, so wie er gelernt hatte, Neues aufzunehmen: als Aneignung durch Nachahmung.[87]
Der BegriffBlaue Periode in Picassos Werk stellt die vorherrschendemonochrome Farbigkeit in den Vordergrund. Die Grundlagen der Blauen Periode wurden in Paris entwickelt.[86] Das BildEvokation – Das Begräbnis Casagemas[Bild 11] ist das erste Bild jener Schaffensphase. Es soll das Ende einer Freundschaft und den Beginn von etwas Neuem darstellen. Es entstanden in Folge Werke wieDas Blaue Zimmer[Bild 12] und das berühmteSelbstbildnis[Bild 13] aus dem Jahr 1901.
Nach der Umsiedlung nach Barcelona im Jahr 1902 bildeten schwermütige Figurenbilder die Hauptthemen. Außenseiter der Gesellschaft wie Bettler, Obdachlose, aber auch einsame Menschen sowie Mutter und Kind kamen zur Darstellung. Mit Hilfe dieser Themen verarbeitete er sowohl seine Einsamkeit in der Fremde als auch den Tod des Freundes. Die Themenwahl der Werke Picassos ist mit den Werken Nonells vergleichbar. Gibt Nonell jedoch einen Wirklichkeitsausschnitt zu erkennen und lässt den Rückschluss auf größere Zusammenhänge zu, so verwirklicht Picasso das Schicksal als etwas einzelnes, in der Isolation.[93]
1902 entstandMelancholie, das Bildnis einer melancholischen jungen Frau. Die überlange Darstellung der Personen wie beispielsweise bei derBüglerin (1904) ist auf die Auseinandersetzung mitEl Greco zurückzuführen: „Daß meine Figuren in der Blauen Periode sich alle in die Länge strecken, liegt wahrscheinlich an seinem Einfluß.“[94] Andererseits schließt sich das Thema der Büglerin nahtlos an die Darstellungen vonDaumier und großartige Studien von Degas an.[95]
Als Hauptwerk der Blauen Periode giltLa Vie(Das Leben) vom Mai 1903, in dem der abgebildete Mann die Gesichtszüge des FreundesCarlos Casagemas trägt.
Rosa Periode (1904–1906)
Die Kunstgeschichte trennt die Jahre 1901–1906 im Schaffen Picassos in zwei Perioden, die Blaue und die Rosa Periode. Für die Zeitgenossen hingegen bildeten die erwähnten Jahre eine Einheit.[96] Die vorherrschende Verwendung der Farbe Rosa rechtfertigte für sie keineswegs eine Abtrennung vom Vorangegangenen, und sie sprachen durchgehend von der Blauen Periode. Auch der Künstler sah es in der Rückschau so.[97]
Mit den Bildern der Blauen und der Rosa Periode setzte sich Picasso thematisch deutlich von der seinerzeit gefeierten offiziellen Kunst ab.[98] Ab 1904 ersetzte Picasso allmählich das vorherrschende Blau durch rosa- und orangefarbene Töne. Die Motive der Rosa Periode stammen oft aus der Welt der Schauspieler und Artisten, die damals als Symbole für das Künstlertum verstanden wurden. So wird die Rosa Periode auch alsHarlekin-Periode bezeichnet.[96][99] Andererseits jedoch tritt die Figur des Harlekin in beiden Perioden auf. Picasso hatte sich selbst 1905 im Pariser KabarettLe Lapin Agile in dem GemäldeAu Lapin Agile[Bild 14] als Harlekin mit seiner damaligen GeliebtenGermaine Gargallo porträtiert. Bedingt durch die Liebe Picassos zuFernande Olivier, demModell für Bildhauer und Maler, die er 1904 in Paris getroffen hatte und die zum Thema vieler seiner Gemälde werden sollte, und zusätzlich durch seine ersten finanziellen Erfolge, erscheint das Werk optimistischer. Als Hauptwerk der Rosa Periode gilt das GemäldeDie Gaukler(Les Saltimbanques) aus dem Jahr 1905.
Les Demoiselles d’Avignon und période nègre (1907–1908)
Das GemäldeLes Demoiselles d’Avignon aus dem Jahr 1907 gilt heute unbestritten als Höhepunkt von Picassos Sturm-und-Drang-Periode.[2] Als das Werk 1939 seinen Weg in die Öffentlichkeit fand, avancierte es zum Schlüsselbild derModerne schlechthin.[2] Inspiriert sind dieDemoiselles von den GemäldenPaul Cézannes und den Arbeiten derFauves, etwaLe bonheur de vivre (Lebensfreude, 1905/06) vonHenri Matisse.
Ausgangspunkt für Picasso war seine Auseinandersetzung mit der europäischen Kunstüberlieferung und der Rückgriff auf prähistorische Kunst, der sich in seiner im Sommer 1906 beginnenden Beschäftigung mit der iberischen Kunst zeigt. Seit dem Winter 1905/06 entstanden Formstudien, die diese Auseinandersetzung widerspiegeln. Mit dem abschließenden Werk derDemoiselles begann Picassos sogenanntepériode nègre (Negerperiode oderIberische Periode). In jener Phase hatte Picasso Anregungen aus der afrikanischen und, in geringem Ausmaß, ozeanischen Kunst frei kombiniert[100] (siehe hierzuPrimitivismus). Picasso selbst sprach immer nur vonart nègre, da er die ozeanischen Vorbilder „afrikanisierte“.[101][102] Ein Werk aus derpériode nègre ist das GemäldeAkt mit Kleidungsstück aus dem Sommer/Herbst 1907.
„Der Kubismus ist weder ein Samenkorn noch ein Fötus, sondern eine Kunst, der es vor allem um die Form geht, und wenn eine Form einmal geschaffen ist, dann ist sie da und lebt ihr eigenes Leben weiter“
Paul Cézanne:Mont Sainte-Victoire, 1904, Museum of Art, Philadelphia
Zentraler Ausgangspunkt für Picasso war die malerische Kunstform Cézannes aus dessen letzten Lebensjahren. Picasso hatte dessen Werk studiert und äußerte später gegenüber dem FotografenBrassaï: „Cézanne! Er war unser aller Vater!“[104][105] Bevorzugte Motive warenStillleben, insbesondere sind Musikinstrumente, Landschaften und Personen dargestellt.
Die kubistische Periode Picassos lässt sich in zwei Phasen einteilen: in den analytischen und synthetischenKubismus.
Analytischer Kubismus (1908–1912). Picassos Methode – das „Öffnen“ der geschlossenen Form der dargestellten Körper zugunsten eines Formenrhythmus – gestattet, die Körperlichkeit der Dinge und ihre Lage im Raum darzustellen, anstatt sie durchillusionistische Mittel vorzutäuschen.[106] Die Lichtführung spielte eine untergeordnete Rolle. In den Gemälden wurde nicht festgelegt, von welcher Seite das Licht kommt.[107] Die dadurch hervortretenden unterschiedlichen Ansichten der Objekte bewirken die Erscheinung simultanerPerspektive, als könnten sie von allen Seiten gleichzeitig betrachtet werden. Auf diese Weise entsteht die Wirkung einer „kristallinen“ Struktur. Ein Beispiel ist das im Jahr 1910 geschaffenePorträt Ambroise Vollard.
Synthetischer Kubismus (1912–1916). Der synthetische Kubismus entstand durch die von Picasso und Braque praktizierteCollagetechnik, dempapier collé. Zu denpapier collés wurden sie durch ihre zuvor entstandenen dreidimensionalen Konstruktionen, den Papierplastiken angeregt, die sie aus Papier und Karton, Picasso später aus Blech, fertigten.[108] Sie bilden die Grundlage aller nachfolgenden Collage-Techniken bis hin zumReady-made.
In den Werken tauchten nun Papier, Zeitung, Tapete, imitierte Holzmaserung, Sägespäne, Sand und ähnliche Materialien auf. Die Grenzen zwischen gemaltem und realem Gegenstand bis hin zum Objekt gehen fließend ineinander über. Auf diese Weise schufen Braque und Picasso eineSynthese aus verschiedenen Elementen, woraus sich der Name dieser Schaffensperiode ergab. Die in dieser Weise bearbeiteten Bilder bekommen einen dinghaften, materiellen Charakter, der eine neue Realität des Bildes schafft.[109] Picassos erstes Werk dieser Art war die im Jahr 1912 entstandene ArbeitStillleben mit Rohrstuhl(Nature morte à la chaise cannée),[Bild 15] die die erste Collage darstellt. Eine weitere Arbeit aus dieser Phase istGeige und Weinglas auf einem Tisch.
Stilistisches Nebeneinander (1916–1924)
Während desErsten Weltkriegs entstand in Europa eine Sehnsucht nach „Reinheit und Ordnung“ (Retour à l’ordre). Es erfolgte eine Rückbesinnung auf die klassische Tradition und einer oft krass vorgetragenen Ablehnung aller Modernismen. Frankreich verstand sich in direkter Nachfolge der vorbildlichen Antike als Hort der Humanität und Gegner der „barbarischen Deutschen“.[110] Die Rückbesinnung vollzog sich auch in anderen romanischen Ländern: so in Barcelona imNoucentisme, den Picasso 1917 bei seiner Spanienreise kennenlernte. In Frankreich bildeten sich zwei entgegengesetzte künstlerische Lager heraus. Das eine, mit dem HauptvertreterFernand Léger, versuchte, die formalen Errungenschaften des Kubismus mit den Formen der Klassik zu verbinden, um die Kunst politischen Zielen dienstbar zu machen. Das andere, mit Picasso als Hauptvertreter, folgte der unmittelbaren Auseinandersetzung mit den klassischen Werten. Die Wiederbelebung desKlassizismus in Picassos Werk war die Folge.[110]
So zeigen Picassos Arbeiten bereits ab 1914/15 Figurendarstellungen, die ganz nach der Tradition der Klassik und der europäischen Klassizismen von der formbestimmenden Linie ausgehen, wie etwa dasBildnis Olga in einem Sessel[Bild 16] aus dem Jahr 1917.[111] Neben den klassizistischen Akten, Porträts und szenischen Darstellungen entstanden jedoch gleichzeitig Werke des synthetischen Kubismus, wie etwaStillleben vor einem Fenster in Saint-Raphaël[Bild 17] aus dem Sommer 1919 oderDrei Musikanten aus dem Sommer 1921. Die Jahre 1916 bis 1924 bilden auf diese Weise scheinbar eine Zeit der Koexistenz der Gegensätze.[112] So spottete der KunsthistorikerJulius Meier-Graefe: „Morgens macht er Kuben, nachmittags voluminöse Frauen.“[113]
Die KompositionDrei Frauen am Brunnen aus dem Jahr 1921 zeigt drei mächtig wirkende Frauen, gekleidet wieantike Göttinnen, die sich melancholisch anblicken. Ein weiteres antikes Thema bildet das GemäldeDie Panflöte[Bild 18] aus dem Jahr 1924 ab.
Auseinandersetzung mit dem Surrealismus (1925–1936)
Von 1925 bis 1936 wandte sich Picasso erneut intensiv plastischer Gestaltung zu. Alle zwei- und dreidimensionale Ausdrucksformen wurden in einer geradezu „explodierenden“ Fülle gegenseitiger Entsprechungen neben- und nacheinander gesetzt.[114] Für sein Jonglieren mit der Form erhielt Picasso in jenen Jahren durch eine neue künstlerische Bewegung Rückhalt, die sich aus den Strömungen desDadaismus herauskristallisiert hatte: denSurrealismus. Für die Surrealisten war Picasso eine Symbolfigur der Moderne. Jedoch kann Picasso im engeren Sinn nicht dem Surrealismus zugerechnet werden.
Picasso beteiligte sich 1925 an der ersten Ausstellung surrealistischer Maler in der PariserGalerie Pierre. Seine Arbeiten waren dort neben Werken vonHans Arp,Giorgio de Chirico,Max Ernst,Man Ray undJoan Miró zu sehen. Rückschauend äußerte er sich dann in den fünfziger Jahren, vor 1933 frei von surrealistischen Einflüssen gearbeitet zu haben.[44] Dieser Äußerung Picassos steht jedoch gegenüber, dass er die Arbeiten von Giorgio de Chirico bis zu Joan Miró genau wahrgenommen und als Vorbild verwendet hatte. Besonders viele Anregungen gab ihm die surrealistische Plastik, vor allem Werke vonAlberto Giacometti. Allerdings stehen diese Übernahmen nie isoliert, sondern werden von Picasso für seine Zwecke funktionalisiert und mit Anleihen aus völlig anders gearteten Kunstrichtungen kombiniert.[115] Picasso äußerte: „Manche nennen die Arbeiten, die ich in einer bestimmten Periode geschaffen habe, surrealistisch. Ich bin kein Surrealist. Ich bin nie von der Wahrheit abgewichen: Ich bin immer in der Wirklichkeit geblieben.“[116]
Als surrealistisch inspirierte Werke gelten beispielsweiseSchlafende Frau im Armsessel, 1927, dieSitzende Badende am Meeresstrand undDie Kreuzigung[Bild 19] aus dem Jahr 1930.
Nachbildung vonGuernica in Form von Kacheln als Wandbild in Originalgröße in der Stadt Gernika
Das erste Werk, das Picasso zum Thema desSpanischen Bürgerkriegs schuf, warTraum und Lüge Francos, eine Folge von 18Aquatinta-Radierungen, die Picasso am 8. Januar 1937 begonnen hatte. Nach der BombardierungGernikas im April 1937 entstand unter diesem Eindruck das großformatige, rund dreieinhalb Meter hohe und fast acht Meter breite WandbildGuernica, das zusammen mitPaul Éluards GedichtDer Sieg von Guernica im Juni in der Pariser Weltausstellung im spanischen Pavillon ausgestellt war.[117]
Nach anfänglicher Kritik, die sich gerade an seiner mangelnden politischen Eindeutigkeit festmachte, wurde es in der Rezeption zum berühmtesten Antikriegsbild des 20. Jahrhunderts erklärt – in weitem Abstand folgen die Bilder vonGeorge Grosz undOtto Dix über denErsten Weltkrieg.[118] Einige Schlüsselfiguren aus dem Gemälde, wie dieWeinende Frau und dasSterbende Pferd, finden sich in seinen späteren Werken wieder.
Spätwerk nach 1945
„Warum, glauben Sie, datiere ich alles, was ich mache? Weil es nicht genügt, die Arbeiten eines Künstlers zu kennen, man muss auch wissen, wann, warum, wie und unter welchen Bedingungen er sie schuf […] es ist mir wichtig, der Nachwelt eine möglichst vollständige Dokumentation zu hinterlassen […] Nun wissen Sie, warum ich alles, was ich mache, datiere.“
Nach demZweiten Weltkrieg änderte sich Picassos Stil erneut, indem er die Kunst der alten Meister neu interpretierte und den Wettstreit mit ihnen suchte. Beispiele sindBildnis eines Malers nachEl Greco, 1950, die ab 1954 entstandenen 15 Versionen nachDelacroix’Frauen von Algier sowie 1957Las Meninas nachVelazquez. InLas Meninas ersetzte Picasso die Dogge des spanischen Königs durch seinenDachshundLump. Die Nachschöpfungen zeichnen sich durch formalen Witz und inhaltliche Ironie aus. Die „Zitatkunst“ nahm er hiermit vorweg, sie sollte in den 1960er Jahren sehr verbreitet werden.[120]
Die vonJean Crotti erfundene spezielle Form derGlasmalerei, „Gemmail“ (Plural „Gemmaux“), wendete Picasso beispielsweise in seinem WerkMa jolie guitar aus dem Jahr 1955 an. In dieser Technik schuf er ab 1954 etwa 60 Werke, in denen er frühere Themen wiederholte.[121][122]
Selbstporträts von Picasso sind selten: „Mit meinem Gesicht habe ich mich wirklich nicht oft beschäftigt.“ Stattdessen zeigte sich Picasso in verschlüsselten Selbstbildnissen, versteckt in Harlekinen, Jünglingen und Greisen sowie in den Porträts vonRembrandt undBalzac (1952).[123] Gegen Ende seines Schaffens entstanden jedoch eine Reihe von Selbstbildnissen. Im April 1972 schuf PicassoDer junge Maler. Mit wenigen schlichten Strichen, die im Gegensatz zu den expressiven,pastos gemalten Werken der vergangenen Jahre stehen, porträtiert er sich mit breitkrempigem Hut, den Pinsel locker in der Hand haltend, vielleicht ein Versuch angesichts des Todes, wieder der kleine Pablo Ruiz zu sein.[124] Im Juni folgte ein weiteres Selbstporträt, das ihn als alten Mann zeigt und auf dem er den Betrachter mit schreckgeweiteten Augen anstarrt.
Mit dem BildDie Umarmung, das am 1. Juni 1972 entstand, endete Picassos malerisches Werk; bis zu seinem Tod am 8. April 1973 zeichnete Picasso nur noch – es waren nicht weniger als zweihundert Bilder. Zwei Farben dominieren die Liebesszene: Blau und Rosa. Picasso greift hier noch einmal auf die Grundlagen seiner Kunst zurück: auf die Todesbilder, den Liebesrausch, die melancholische Blaue Periode und die spielerische Rosa Periode. In diesem letzten Bild rast eine blaue Welle auf ein Paar zu, das kaum zu erkennen ist; es ist nur aus dem Titel abzuleiten. Ein ekstatisches Knäuel aus Körper- und Geschlechtsteilen beherrscht das Bild.[125]
Bildhauerei
Als nicht ausgebildeter Bildhauer schuf Picasso zwischen den Jahren 1909 und 1930Skulpturen, die einen großen Einfluss auf dieBildhauerei des 20. Jahrhunderts haben sollten. Dreidimensionale Arbeiten begleiteten sein ganzes Werk und dienten ihm als Experimentierfeld für sein malerisches Schaffen. SeineInnovationen verfolgte er nicht weiter, sie dienten jedoch zeitgenössischen Bildhauern als Anregung wie beispielsweise denFuturisten, denDadaisten und denKonstruktivisten.[126]
Picassos früheste Skulptur ist die kleine BronzeSitzende Frau von 1902, die er modellierte, als er gut 20 Jahre alt war. Seine erste bedeutende Skulptur war der annähernd lebensgroßeFrauenkopf (Fernande) aus dem Sommer 1909, der im Zusammenhang mit Bildern von Fernande entstand, die nach der Auseinandersetzung mit Cézannes Spätwerk bereits einen neuen, nichtperspektivischen Bildaufbau, eine reduzierte Farbplatte und Formzerlegung aufwiesen. Bis zum Jahr 1912, als die ersteCollage,Stillleben mit Rohrstuhlgeflecht geschaffen wurde, entstanden keine weiteren Plastiken. Im selben Jahr schuf er die MontageGitarre, eine „Konstruktion“ aus zusammengeleimten, mit Schnüren versehenen Kartonstücken.
Picasso-Skulptur ohne Titel in Chicago aus dem Jahr 1967
Aus dem Jahr 1914 stammt eine Serie von sechsAbsinthgläsern, bestehend aus kubistisch geformtem Glas aus Bronze, dem ein echterAbsinthlöffel und ein unechtes Stück Zucker hinzugefügt wurde und die eine unterschiedliche Bemalung aufweisen – eine unkonventionelle Behandlung des WerkstoffsBronze. Es handelt sich hier um eineAssemblage. Der echte Löffel erinnert an einReady-made vonMarcel Duchamp.[126] Ab 1923 arbeitete Picasso mit seinem Freund, dem BildhauerJulio González, zusammen, der ihn mit den verschiedenen Möglichkeiten der bildhauerischen Gestaltung weiter vertraut machte.
In den Jahren 1928 und 1929 entstanden die Eisen- und Drahtskulpturen, von denen eines seiner Schlüsselwerke dieDrahtkonstruktion(Denkmal für Guillaume Apollinaire) ist; sie wurde in Paris Ende 1928 geschaffen. In seiner Werkphase zu Beginn der 1930er Jahre schuf Picasso Skulpturen in realistischer Ausformung wie denFrauenkopf(Marie Thérèse), 1931, der auf die Liebesbeziehung mit seiner neuen PartnerinMarie-Thérèse Walter verweist. Zu weiteren plastischen Werken gehören beispielsweise die AssemblageDer Stierschädel von 1942,Mann mit Lamm, 1942/43, sowie das Modell für die monumentale Plastik ohne Titel aus dem Jahr 1967 inChicago auf dem Daley Plaza; die Bürger bezeichnen sie alsChicago Picasso, und sie wird gelegentlich mit einem Vogel oder Frauenkopf verglichen.[127] Picassos Enkel Olivier Widmaier Picasso äußerte 2004 gegenüber derChicago Sun-Times, dass der Künstler beim Entwurf der Skulptur von seinem ModellSylvette inspiriert gewesen sei.[128]
Druckgrafik
In den Jahren von 1930 bis 1937 schuf Picasso eine Serie von hundert Grafiken, die nach dem Verleger und Kunsthändler Vollard dieSuite Vollard benannt wurde; dieser hatte sie bei dem Künstler in Auftrag gegeben. Picasso variiert darin Themen wie Künstler und Modell und das Minotaurus-Motiv. DasGraphikmuseum Pablo Picasso Münster erwarb 2001 die komplette Grafikfolge.[129]
Ein zentrales Thema wurde derStierkampf, den Picasso 1935 in einer Folge vonRadierungen darstellte. Motive des Stiers und des Stierkampfes als traditionell spanisches Thema ziehen sich durch Picassos gesamtes Werk. DieMinotauromachie verknüpft den antiken Minotauros-Mythos mit modernen Stierkampfszenen, die beispielsweise in der 1937 entstandenen RadierungsfolgeTraum und Lüge Francos und seinem MonumentalgemäldeGuernica anzutreffen sind. DieMinotauromachie ist ein Zitat seines LandsmannsFrancisco de Goya, der seine RadierungsfolgeTauromaquia um 1815 schuf. Die 1957 geschaffene SerieLa Tauromaquia mit 26 Aquatinta-Radierungen entstand als Illustration zum ersten Lehrbuch der Stierkampfkunst,La Tauromaquia, o arte de torear, ein Buch aus dem Jahre 1796, dessen Autor einer der bekanntesten Stierkämpfer seiner Zeit war, der Torero José Delgado y Galvez, genannt Pepe Illo.[130]
Ab November 1945 wandte er sich, nach ersten Lithografien der Jahre 1919 bis 1930, in der Werkstatt vonFernand Mourlot in Paris erneut der Technik derLithografie zu; es entstanden beispielsweiseTête de femme,Les deux femmes nues undLe Taureau.[131]
1968 entstanden zwei große Radierfolgen:Maler und Modell sowieDie Liegenden, die nochmals die zentralen Themen seines Werkes aufnahmen: Zirkus, Stierkampf und erotische Motive.
Sowjetische Briefmarke von 1981, die Picasso und seine Friedenstaube aus dem Jahr 1949 darstellt
Gebrauchsgrafik Picasso war ferner in derGebrauchsgrafik tätig – Herstellung von Pressezeichnungen, Plakaten und Buchillustrationen sowie mit Entwürfen für Kalenderbilder, Karten und Notenheften. Die gebrauchsgrafischen Arbeiten dienten zunächst noch dem Broterwerb des jungen Künstlers, später entstanden sie als Gefälligkeiten für befreundete Schriftsteller, Komponisten, Verleger und Galeristen.[132] Er widmete sich in Vallauris 1948 neben der Keramik der Technik desLinolschnitts, den er zusammen mit dem Drucker Hidalgo Arnera ausführte. Plakate für Stierkämpfe und Keramikausstellungen der Gemeinde waren seine ersten Werke. Sein bekanntestes Plakat ist dieFriedenstaube für den PariserWeltfriedenskongress im Jahr 1949. Für dieFriedenstaube, die zum weltweit bekannten Symbol wurde, schuf Picasso etwa hundert Zeichnungen; ihre Gestaltung beruht aufimpressionistischen Stilmitteln. Im April 1949 wurde die Friedenstaube erstmals auf dem Pariser Kongress, dem „Congrès mondial des partisans de la paix“ ausgestellt. Weitere Tauben folgten für die Kongresse in Warschau und Wien.[133]
Buchillustrationen Picasso illustrierte Werke aus der griechischen Antike bis zu zeitgenössischer Literatur inbibliophilen Ausgaben. André BretonsClair de terre aus dem Jahr 1923 enthält seine ersten Buchillustrationen, es folgten Abbildungen für Werke vonLuis de Góngora,Francesco Petrarca,Tristan Tzara,Antonin Artaud undPierre Reverdy. Das bekannteste Werk ist das von Vollard 1931 herausgegebeneLe Chef d’Œuvre Inconnu(Das unbekannte Meisterwerk) vonHonoré de Balzac mit Illustrationen des Künstlers. Mit dem Protagonisten Frenhofer, einem Maler, verband ihn der Beruf und die Straße, in der jener gelebt hatte – die Rue des Grands-Augustins.
Weitere Werkgattungen
Bühnenbilder und -vorhänge, Kostüme Schon in frühen Jahren hatte Picasso das Theater als Inspirationsquelle für seine Kunst entdeckt. Ab 1905 hatte er den melancholischen Harlekin und traurige Artisten als Motive seiner Gemälde gewählt. Die Auseinandersetzung mit dem Theater zieht sich durch sein gesamtes Werk. Im Jahr 1917 schuf Picasso sechs Bühnenbilder, den Bühnenvorhang und die Kostüme fürSergei DjagilewsBalletts Russes, die nach einem ThemaJean Cocteaus und der MusikErik Saties das BallettParade aufführten. 1919 folgten Bühnenbilder fürManuel de Fallas OperDer Dreispitz, 1920 fürIgor StrawinskisPulcinella und 1924 für Saties BallettLes Aventures de Mercure. DieFrankfurter Schirn zeigte Ende 2006 bis Anfang 2007 mehr als 140 Werke: Entwürfe für Bühnenbilder, Fotografien, Kostüme, Bühnenvorhänge, Zeichnungen und Gemälde. Viele originale Bühnenbilder und Kostüme sind jedoch zerstört oder verschollen. Von den ursprünglichen Choreografien existieren oft nur noch wenige Schwarz-Weiß-Fotografien.[134]
Keramik Im Frühjahr 1947 bezog Picasso ein Atelier in dem französischen OrtVallauris, nachdem er im Jahr zuvor bei der jährlichen Töpferausstellung zufällig Suzanne und Georges Ramie, die Eigentümer der Werkstatt Madoura, einer Keramikfabrik, getroffen hatte. Picasso unternahm seine ersten Versuche mitKeramik und beschloss, sich dieser Kunst zu widmen. Seine Vorgehensweise war unorthodox. Er schufFaune undNymphen aus dem Ton, goss die Erde wie Bronze, dekorierte Platten und Teller mit seinen bevorzugten Motiven wie Stierkampf, Frauen, Eulen, Ziegen, benutzte ungewöhnliche Unterlagen (Pignates-Scherben, Brennkapseln oder zerbrochene Ziegel) und erfand eine weiße Tonmasse aus nicht emaillierter, mit Reliefs versehener Keramik. Innerhalb von zwanzig Jahren schuf Picasso eine große Anzahl keramischer Originalwerke.[135]
Luminografie Obwohl sich Picasso selbst wenig mit der Fotografie befasste, wusste er die Möglichkeiten des Mediums durchaus für seine künstlerischen Experimente zu nutzen. So entstand 1949 in Vallauris in Zusammenarbeit mit dem FotografenGjon Mili eine Serie von Lichtmalereien, sogenannteLuminografien. Picasso tauschte dazu den Zeichenstift mit einer Taschenlampe und malte in einem abgedunkelten Raum vor Milis Kamera Figuren in die Luft. DurchLangzeitbelichtung wurden seine Lichtbahnen auf dem Foto als „Luminogramme“ deutlich.[136][137]
Neben seinem bildnerischen Werk hinterließ Pablo Picasso Dutzende von Gedichten.[139] Seine Texte finden sich in der Literaturliste unter Peter Schifferli:Pablo Picasso. Wort und Bekenntnis. Die gesammelten Dichtungen und Zeugnisse.
Zudem trat Picasso als Dramatiker in Erscheinung. Unter dem Eindruck der deutschen Besatzung von Paris und eines harten Winters entstand 1941 in nur wenigen Tagen das StückLe Désir attrapé par la queue, das zuerst in der ZeitschriftMessage erschien. Es wurde im März 1944 unter der Regie vonAlbert Camus in der Wohnung vonMichel Leiris unter Mitwirkung vonSimone de Beauvoir,Jean-Paul Sartre,Raymond Queneau,Dora Maar undValentine Hugo szenisch gelesen. Seine Erstaufführung erlebte es 1950 im Londoner Watergate Theatre.[140]
Paul Celan übersetzte dieses Drama unter dem TitelWie man Wünsche beim Schwanz packt ins Deutsche. Seine deutschsprachige Erstaufführung fand 1956 im Kleintheater Bern unter der Regie vonDaniel Spoerri und der Mitwirkung unter anderem vonMeret Oppenheim (Bühnenbild und Kostüme) statt.Veit Relin bearbeitete das Stück 1971 für dasZDF. DerDeutschlandfunk schrieb anlässlich der vomSDR 1980 produzierten Hörspielversion dieser „dadaistischen, erotischen Komödie“: „Das vom Geist der Psychoanalyse inspirierte Stück ist eine (aber)witzige Collage absurder Szenen und surrealer Begegnungen eines Dichters, in der Traumbilder und Elemente der realen Welt zu einer befremdlichen Synthese verschmelzen.“[141]
1948 schrieb Picasso ein weiteres SchauspielLes quatre petites, das unter dem TitelVier kleine Mädchen ins Deutsche übersetzt[142] und 1981 in London uraufgeführt wurde. 1949 verfasste Picasso die GedichtsammlungEl entierro del Conde de Orgaz, die 1970 publiziert wurde.[143]
Picassos LandsmannSalvador Dalí reiste 1926 zum ersten Mal nach Paris und besuchte Picasso. „Als ich bei Picasso ankam, war ich so tief bewegt und voller Respekt, als hätte ich eine Audienz beim Papst“.[144] Im Jahr 1934 lieh Picasso Dalí das Geld für eine Überfahrt in die USA. Die Wertschätzung sollte sich später ändern, als sie sich nicht nur künstlerisch, sondern vor allem politisch sehr verschieden entwickelten und Dalí im Gegensatz zu Picasso ein AnhängerFrancos wurde. Bekannt wurde Dalís Ausspruch:
„Picasso es pintor, yo también; Picasso es español, yo también; Picasso es comunista, yo tampoco.“[145] („Picasso ist Maler, ich auch; Picasso ist Spanier, ich auch; Picasso ist Kommunist, ich auch nicht.“)
Dersurrealistische SchriftstellerAndré Breton lobt in seiner SchriftDer Surrealismus und die Malerei aus dem Jahr 1928 den Künstler: „Man muß bar sein allen Vorstellungsvermögens von der außerordentlichen Prädestination Picassos, um auch nur zu wagen, ein Nachlassen bei ihm zu befürchten. O Picasso, der Du den Geist bis zu seinem höchsten Grade nicht des Widerspruchs, aber der Befreiung getrieben hast […].“
Valentine Hugo schuf ein surrealistisches Porträt Picassos, das seit 1951 als Geschenk der Künstlerin im Besitz desCentre Pompidou ist und dessen Entstehung mit den Jahren 1934 und 1948 angegeben wird.[146]
Der GaleristAmbroise Vollard berichtet in seiner SchriftErinnerungen eines Kunsthändlers 1936 über die Reaktion des Publikums anlässlich der Ausstellungen seiner Werke: „Jedes neue Werk Picassos entsetzt das Publikum, bis das Erstaunen sich in Bewunderung verwandelt.“
Maurice de Vlaminck äußert sich 1942 kritisch: „Er zieht keinen Strich, legt keine Farbe auf, ohne an ein Original zu erinnern.Giorgione,El Greco,Steinlen,Lautrec, griechische Masken und Figurinen: Er benutzt alles […] Das einzige, was Picasso nicht fertigbringt: einen ‚Picasso‘, der von Picasso stammt“ (Nachdruck in „Mein Testament“, 1959).
Max Ernst dagegen bewundert Picasso in einem Interview desSpiegel im Jahr 1970 mit den Worten: „Picasso, gegen den kann doch niemand ankommen, der ist doch dasGenie.“[147]
Kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts war so umstritten und keiner ist so berühmt geworden wie Picasso. Keiner war so früh schon, so lange und schließlich so übereinstimmend als der entscheidende Künstler seiner Epoche gedeutet worden. Keiner wurde so oft zum Thema in Dichtungen oder Filmen.[149] Schon Picassos Vater soll dem Sohn die Ehre erwiesen haben wie das von Sabartés wiedergegebene Zitat Picassos zeigt: „Da gab er mir seine Farben und seine Pinsel und hat nie mehr gemalt“. Der Vater soll dies zu einem Zeitpunkt getan haben, als der junge Pablo von ihm nichts mehr lernen konnte.[149]
Die Meinungen über Picasso zeigen alle Extreme der gängigen Auffassungen von derModerne und steigerten sich ins Unübersehbare.[150] Bereits die beachtliche Menge an biografischer Überlieferung stellt „nur einen Tropfen“ dar im Vergleich zu dem seit Jahrzehnten fließenden Strom von Stellungnahmen, Kritiken, Untersuchungen und Büchern zum Werk Picassos.[150] FürKlaus Herding ist das Werk Picassos die Herausforderung derAvantgarde schlechthin,[2] und in den AugenWerner Spies’ ist Picasso wiederum „fraglos der größte Zeichner“ des 20. Jahrhunderts.[151] NachWilliam Rubin repräsentiert das Werk Picassos durch die „Vielfalt seiner Stile, dem Abwechslungsreichtum und seiner Schöpferkraft die Kunst des 20. Jahrhunderts als Ganzes.“[152]
2002 zeigte dasBucerius Kunst Forum in Hamburg die Ausstellung „Picasso und die Mythen“.Petra Kipphoff rezensierte in derZeit: „Picasso und die Frauen, Picasso und die Kinder, Picasso und der Tod, Picasso und der Krieg, Picasso, der Maler, der Plastiker, der Zeichner, der Grafiker: Kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts ist so viel ausgestellt, so extensiv publiziert und kommentiert worden. […] Für den Spanier und bekennendenMacho Pablo Picasso aber war der Stier der Fixpunkt der Mythen und die präferierte andere Identität. DerMinotaurus, Ergebnis eines sorgfältig vorbereiteten Seitensprungs der kretischen Königin Pasiphae mit einem Stier, ist der Anfang aller Männlichkeitssagen. Picasso hat ihn nicht nur immer wieder zitiert, sondern spielt selber auch mit der Doppelrolle von Mann und Stier, mal heiter, mal aggressiv. Und dass der Mythos der Vorzeit sich auch seine Bestätigung auf der Straße im 20. Jahrhundert holen kann, zeigt der berühmte Stierschädel von 1942, bei dem Picasso den Sattel und die Lenkstange eines Fahrrades so montierte, dass in der Tat die Silhouette eines Stierkopfes sichtbar wird.“[153]
69 Exponate von zeitgenössischen Künstlern, die Picasso und sein Werk zitieren, präsentierte eine Ausstellung mit dem Titel „Hommage à Picasso“ anlässlich der 1000-Jahr-Feier der StadtKronach im Jahr 2003. Die Künstler hatten ihm ihre künstlerische Reverenz zu seinem 90. Geburtstag im Jahr 1971 erweisen wollen. Die präsentierten Linolschnitte, Radierungen und Lithografien stammen aus den Jahren 1971 bis 1974 und wurden 1973 und 1974 erstmals in einem Mappenwerk, herausgegeben vom Propyläen Verlag, Berlin, und der Pantheon Presse, Rom, publiziert. Die Mappe umfasst unter anderem Werke von Künstlern wieHenry Moore,Max Bill,Allen Jones,Robert Motherwell,Jacques Lipchitz,Giacomo Manzù,Pierre Alechinsky,Joseph Beuys,Roy Lichtenstein,Michelangelo Pistoletto,Richard Hamilton,Walter De Maria undHans Hartung, die mit ihrer spezifischen künstlerischen Formensprache Picasso ehrten.[154]
Dem im Jahr 1973 entstandenen WerkJoan Mirós unter dem TitelHommage à Picasso gingen bereits im Jahr 1912Juan Gris’ und 1914Paul Klees gleichnamige Bilder voran.
Die Deutsche Guggenheim zeigte 2006 eine von der KonzeptkünstlerinHanne Darboven als Auftragsarbeit aktualisierte und erweiterte Version ihrer ArbeitHommage à Picasso aus den Jahren 1995/96. Darboven stellte 9720 Schriftblätter in 270 Rahmen in einerRauminstallation einer Kopie von Picassos GemäldeSitzende Frau im türkischen Kostüm gegenüber, – sein Original entstand 1955 – die durch eine Serie von Skulpturen, eine bronzene Büste Picassos bis hin zu aus Birkenzweigen geflochtenen Eseln komplettiert wurde. Ein weiterer Teil der Arbeit warOpus 60, eine während der Ausstellung aufgeführte musikalische Komposition.[155]
Neubewertung von Picassos Spätwerk
Nachdem bereits 1992/93 dieHamburger Kunsthalle, dieKunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München und dieNeue Nationalgalerie, Berlin in der Ausstellung „Picasso, Die Zeit nach Guernica 1937–1973“ das Spätwerk des Künstlers zeigten, fand anlässlich von Picassos 125. Geburtstag in Ausstellungen derAlbertina, Wien, und derKunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, unter dem Titel „Picasso – Malen gegen die Zeit“ im Jahr 2006 eine Neubewertung von Picassos Spätwerk statt, das lange Zeit in der Kritik gestanden hatte. „Unzusammenhängende Schmierereien, ausgeführt von einem rasenden Greis im Vorzimmer des Todes“, urteilte beispielsweise der Sammler und KunsthistorikerDouglas Cooper über das verstörende wilde Spätwerk Picassos.[156]
Den Katalog zur Ausstellung gabWerner Spies heraus, der Picasso persönlich gekannt hatte und als ausgezeichneter Experte seines Werkes gilt. „Pablo Picasso hat die Kunst des 20. Jahrhunderts so nachhaltig geprägt wie kein zweiter. Unter den zahlreichen Phasen und Stilperioden in seinem Schaffen nimmt das Alterswerk eine besondere Stellung ein. Seine späten Bilder, die mit allen Fasern an Sinnlichkeit und Umarmung hängen, die Kuss und Kopulation in Großaufnahmen zeigen, sind geprägt von einer großen Rastlosigkeit, die darauf zielt, den Tod zu exorzieren. Den meisterhaft schnellen, ‚wilden‘ Gemälden stehen technisch akribisch ausgeführte Zeichnungen gegenüber, in denen eine einzigartige Erzählfreude vorherrscht. Fast 200 Werke – Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen – zeigen die besondere Arbeitsweise und Dialektik von Picassos später Kunst. Vor allem der spannungsvolle Dialog von Malerei und Zeichnung, entwickelt in den Jahren in Mougins, zeigt den größten Künstler des 20. Jahrhunderts im Wettlauf mit der ihm noch verbleibenden Zeit.“[157]
Film, Theater, Video, Musik
Der französischeFilmregisseurHenri-Georges Clouzot brachte 1956 unter dem TitelPicasso(Le Mystere Picasso) einen imReportage-Stil hergestelltenDokumentarfilm über Pablo Picasso und dessen Arbeitsweise in die Kinos. InJean Cocteaus Film aus dem Jahr 1960,Le Testament d’Orphée(Das Testament des Orpheus), hatte Picasso einenCameo-Auftritt. 1978 wurde die schwedische FilmkomödieDie Abenteuer des Herrn Picasso(Picassos äventyr) gedreht, die Regie führteTage Danielsson. Im Jahr 1996 entstand dieFilmbiografieMein Mann Picasso(Surviving Picasso), in der SirAnthony Hopkins den Maler verkörperte. Der Film spielt in den zehn Jahren von 1943 bis 1953, als Gilot Picassos Lebensgefährtin war.
Picassos BildMädchen mit Taube spielt eine zentrale Rolle in der vonAdolf Kabatek ersonnenenDisney-GeschichtePicasso-Raub in Barcelona (1985), einemComic, in demDagobert Duck mit seiner Verwandtschaft allerlei Abenteuer in und umBarcelona erlebt. In dem 184-minütigen Dokumentarfilm13 Tage im Leben von Pablo Picasso (Frankreich 1999, ARTE-Edition/absolut Medien), hergestellt vonPierre Daix, Pierre Philippe und Pierre-André Boutang, werden dreizehn Tage, die Wendepunkte in Picassos Leben darstellen, anhand von Kunstwerken, Skizzenbüchern, Gesprächen und Filmausschnitten dokumentiert.
1993 verfasste der amerikanische SchauspielerSteve Martin das BühnenstückPicasso at the Lapin Agile. Es beschreibt ein imaginäres Treffen im Jahr 1904 von Pablo Picasso undAlbert Einstein im Pariser KabarettLapin Agile.[158]
Der anderthalbstündige FernsehfilmMatisse & Picasso: A Gentle Rivalry entstand im Jahr 2000; er befasst sich mit den Porträts der zwei „Giganten“ in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Er zeigt selten veröffentlichte Fotografien ihrer Gemälde und Skulpturen sowie Fotos und Filme aus Archiven, die sie bei der Arbeit zeigen.Geneviève Bujold ist die Stimme vonFrançoise Gilot,Robert Clary ist Matisse undMiguel Ferrer Picasso. Die mit einem nationalenEmmy ausgestattete Produktion stammt von KERA-Dallas/Fort Worth/Denton in Zusammenarbeit mit demKimbell Art Museum, Fort Worth,Texas.[159]
Der italienische Dramatiker und MalerDario Fo verfasste das BühnenstückPicasso desnudo, das 2012 uraufgeführt wurde. Die hierfür entstandenen Bilder empfand er selbst nach als „Falso Picasso“, da ihm die Bildrechte zu teuer erschienen. Sie wurden im November 2014 in einer Stuttgarter Galerie gezeigt.[161]
Ebenfalls 2012 wurde der FilmLa banda Picasso unter der Regie des SpaniersFernando Colomo gedreht. Er befasst sich mit dem spektakulären Raub des Gemäldes derMona Lisa, der anfangsGuillaume Apollinaire und Picasso unter Verdacht geraten ließ.[162]
Die 2013 entstandene Dokumentation von Hugues Nancy,Picasso, l’inventaire d’une vie (in der deutschen FassungLooking for Picasso), zeigt chronologisch viele seiner Werke wie in einem Tagebuch, insbesondere auch bis dahin nicht gezeigte Werke aus dem persönlichen Nachlass. Seine Kernthese ist, Françoise Gilot zitierend, ebenso John Richardson, einem Wechsel in der Beziehung zu Frauen folgte bei Picasso ein Stilwechsel.[163][164] Sie enthält Interviews mit Familienmitgliedern, Freunden, Anwälten und Biografen.
Eine Fernsehserie desNational Geographic Channel zeigte ab April 2018 in der ReiheGenius in der deutschsprachigen Fassung unter dem TitelGenie: Picasso das Leben des Künstlers. Der Hauptdarsteller des älteren Picasso istAntonio Banderas.[165]
Im Fernsehen aufArte wurde der FilmBlow up – Picasso am 12. April 2021 gezeigt.[166]
Anlässlich des 50. Todestags Picassos sendeteDeutschlandfunk Kultur am 1. April 2023 einen Beitrag von Susanne Luerweg und Sabine Oelze mit dem TitelTitan, Aktivist, Macho.[167]
Ebenfalls 2023 sendeten derNDR einen Beitrag mit dem TitelPablo Picasso: Maler und Macho.[168] und dieBBC eine dreiteilige SeriePicasso: The Beauty and The Beast. Darin kommen in Interviews die Tochter Paloma und die Enkelkinder Diana, Bernard und Olivier zu Wort. Experten wie Frances Morris, früher Direktor desTate Modern; Anne Umland, Kuratorin imMoMA; Jean Louis Andral, Direktor desMusée Picasso Antibes; Michael Cary, Kurator derGagosian Gallery, und Louisa Buck schildern ihre Sicht auf das Werk. Diese Minnow-Filmproduktion entstand unter der Regie von John O’Rourke.[169]
Das MusikstückPicasso’s Last Words (Drink to Me) der BandPaul McCartney and Wings auf dem AlbumBand on the Run aus dem Jahr 1973 beruht auf einer Meldung derTime über Picassos Tod im April 1973.[170]
Unter denteuersten Gemälden der Welt befinden sich Werke von Picasso, darunter:Les femmes d’Alger (Version „O“),Akt mit grünen Blättern und Büste,Junge mit Pfeife sowieDora Maar mit Katze. Am 13. Mai 2021 wurde das 1932 vollendete WerkSitzende Frau am Fenster (Marie-Thérèse) auf einer Auktion beiChristie’s inNew York veräußert. Innerhalb von 19 Minuten Auktionszeit erreichte das Bild einen Verkaufspreis von 90 Millionen Dollar. Inklusive der Kommission und Gebühren wurde die symbolisch wichtige Marke von 100 Millionen Dollar Auktionswert überboten, sodass das Werk insgesamt für 103,4 Millionen Dollar (umgerechnet etwa 85,4 Millionen Euro) den Besitzer wechselte.[171] 1932 entstand Picassos Porträt vonMarie-Thérèse Walter,Femme à la montre, das im November 2023 für rund 130 Millionen Euro beiSotheby’s in New York an einen nicht genannten Käufer versteigert wurde. Damit handele es sich um das zweitteuerste je bei einer Auktion versteigerte Werk von Picasso, teilte das Auktionshaus mit. 2015 hatteLes femmes d’Alger (Version „O“) bei Christie’s in New York rund 179 Millionen Dollar gebracht.[172]
Picassos Werke blieben auch nicht vonFälschungen verschont. Bereits im Jahr 1974 drehteOrson Welles die DokumentationF for fake, in der er Kunstfälscher porträtierte; unter ihnen ist der ungarische MalerElmyr de Hory, der serienweise „Picassos“ täuschend ähnlich kopierte.[173]
„Picasso-Fund“ 2010
Bei Picassos früherem Elektriker Pierre Le Guennec und seiner Frau wurden 2010 271 bisher unbekannte Werke Picassos entdeckt, die angeblich in Guennecs Garage 40 Jahre lang lagerten und als Lohn für handwerkliche Arbeiten deklariert wurden. Ein sich anschließender Prozess wegenHehlerei wurde im März 2015 mit einer Strafe von zwei Jahren auf Bewährung abgeschlossen. Näheres findet sich im Artikel zum NachlassverwalterClaude Picasso.
Diebstähle
Der Wert des GemäldesBuste de Femme aus 1938 wurde 2019 auf 25 Millionen Euro geschätzt. Unbekannte hatten es 1999 von einer Yacht, auf Anker vorAntibes, Frankreich gestohlen. Die Versicherung hatte damals eine Belohnung von 400.000 Euro ausgesetzt. Ein Kunstdetektiv hatte einen Hinweis aus der kriminellen Unterwelt erhalten und fand 2019 das Bild bei einem Geschäftsmann in Amsterdam. Der Diebstahl ist verjährt, das Bild wurde der Versicherung übergeben.[174]
Vom 19. auf den 20. Mai 2010 wurde u. a.Taube mit Erbsen, 1911 oder Frühjahr 1912 kubistisch gemalt, aus demMusée d’art moderne de la Ville de Paris gestohlen und aus dem Rahmen geschnitten.[175] 2017 wird vom Prozess gegen drei Verdächtige berichtet, das Bild bleibt verschollen.[176]
Im Juni 2021 wurden die GemäldeFrauenkopf von Picasso aus dem Jahr 1939 und ein beschädigtes Werk vonPiet Mondrian in einem Lagerhaus 50 km entfernt von Athen gefunden, die 2012 aus derNationalgalerie (Athen) geraubt worden waren. Ein Verdächtiger wurde ermittelt. Picassos Werk wird auf 16,5 Millionen Euro geschätzt. Er hatte das Bild Griechenland höchstpersönlich für den Widerstand gegen die Nationalsozialisten übergeben.[177]
Tourismus
Fassade des Col·legi d’Arquitectes
Die „Picasso Route“ in der katalanischen StadtBarcelona führt zu seiner Ausbildungsstätte „La Llotja“, zum KünstlercaféEls Quatre Gats, dem Ort seiner ersten Ausstellung, zumMuseu Picasso und zeigt die drei Friese an der Fassade des Col·legi d’Arquitectes, die nach Picassos Zeichnungen von dem norwegischen Künstler Carl Nesjar (1920–2015) geschaffen wurden, sowie den Wohnort der Familie, das Gebäude Porxos d’en Xifré.[178]
Seit 2009 gibt es die „Route Picasso“ inSüdfrankreich, die vonAvignon bisAntibes führt. Sie leitet den kunstinteressierten Touristen zu Lebens- und Wirkungsstätten des Künstlers.[179]
Reaktionen zum 50. Todestag im April 2023
Im Jahr 2023 gab es nicht nur weltweit viele Ausstellungen von Picassos Werken, sondern auch starke Kritik an seinem Verhalten Frauen gegenüber. Sprüche wie „Für mich gibt es nur zwei Arten von Frauen: Göttinnen und Fußabtreter“ lösen heute, im Zeitalter von#MeToo, einen Sturm der Entrüstung aus. Das Zitat stammt ausFrançoise Gilots BuchLife with Picasso, das sie zusammen mitCarlton Lake 1964 verfasst hatte. Der Spruch lautet dort: „There are only two types of women: goddesses and doormats“.[180] Seinmachistischer undsexistischer Umgang mit Frauen wurde in zahlreichen Büchern und Artikeln veröffentlicht. Durch feministische Lesarten hat sich der Blick auf den spanischen Maler geändert. Man müsse sich fragen, wie man Picasso heute zeigen kann, meint beispielsweiseCécile Debray, die Direktorin des PariserMusée Picasso. Als sie ihr Amt Ende 2021 antrat, stellte sie fest, dass Picassos Aura vor allem in akademischen Kreisen und bei der Jugend nachgelassen habe, sagte sie im Gespräch mit derDeutschen Presse-Agentur.[181]
2014:Sylvette, Sylvette, Sylvette. Picasso und das Modell,Kunsthalle Bremen, 22. Februar bis 22. Juni 2014
2015/16:Picasso Sculpture,Museum of Modern Art, New York, 14. September 2015 bis 7. Februar 2016
2016:Picasso. Fenster zur Welt,Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 6. Februar bis 16. Mai 2016
2016:Picasso und Deutschland. Die Sammlung Würth in Kooperation mit dem Museo Picasso Málaga.Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall, 6. April bis 18. September 2016[183]
2016/17:Picasso. Sculptures,Palais des Beaux-Arts (BOZAR), Brüssel, 26. Oktober 2016 bis 5. März 2017
2017:Olga Picasso,Musée Picasso, Paris, 21. März bis 3. September 2017
2019:Der junge Picasso – Blaue und Rosa Periode,Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 3. Februar 2019 bis 26. Mai 2019
2019/20:Magic Paintings. Musée Picasso, Paris, 1. Oktober 2019 bis 23. Februar 2020
2020:Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945. K20/K21 –Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 15. Februar bis 14. Juni 2020
2021:Picasso & Les Femmes d’Alger.Museum Berggruen, Berlin. 21. Mai bis 29. August 2021
2023: Ausstellungen zum 50. Todesjahr Picassos[184]
2023:Picasso: Künstler und Modell – Letzte Bilder,Fondation Beyeler Riehen, 19. Februar bis 1. Mai 2023
Werke (Auswahl)
Kopf einer Frau von Picasso inHalmstad, SchwedenNach dem kleinen OriginalHomme aux bras écartés (1961) vergrößerte Picassoskulptur am Kunstmuseum Basel (Neue Fassung von 2007)BüsteDora Maars von Pablo Picasso auf dem Square Laurent-Prache in Paris
Pierre Daix:Dictionaire Picasso. Robert Laffont, Paris 1995.
Johannes M. Fox:Picassos Welt. Ein Lexikon. Bd. 1–2. Projekte Verlag Cornelius, Halle 2008.
Werkübersichten
Pablo Picasso:Blaue u. rosa Periode, mit einer Einführung vonOtto Benesch, Desch Verlag, München/Wien/Basel 1954.DNB-Link
Herschel Chipp, Alan Wofsy:Picasso-Project. Picasso’s Paintings, Watercolours, Drawings and Sculpture. A. Comprehensive Illustrated Catalogue 1885–1973, bisher 22 Bde. Alan Wofsy, San Francisco 1995 ff.
Juan-Eduardo Cirlot:Pablo Picasso. Das Jugendwerk eines Genies. DuMont, Köln 1972.
Enrique Mallen:Pablo Picasso: The Aphrodite Period (1924–1936). Sussex Academic Press, Brighton 2020,ISBN 978-1-78976-008-8.
Grafik und Handzeichnung
Brigitte Baer, Bernhard Geiser:Picasso. Peintre-Graveur. Catalogue Raisonne de l’oeuvre grave et lithographie et des monotypes 1899–1972 Bd. I–VII [+ addendum zum Catalogue Raisonné 1969–1972]. Kornfeld, Bern 1984–1996.
Georges Bloch:Picasso. Catalogue de l’oeuvre gravé et lithographié. Bd. 1–2 und 4. Kornfeld, revidierte Aufl. Bern 1975, Bd. 2 und 4 in nochmals revidierter Auflage im Rahmen des Picasso-Project (s.Weblinks) Wofsy, San Francisco 2004; Bd. 3Catalogue de l’oeuvre gravé ceramique. Kornfeld und Klipstein, Bern 1972.
Arnold Glimcher:Je suis le cahier. Die Skizzenbücher Pablo Picassos. Rowohlt, Reinbek 1986.
Ernst-Gerhard Güse, Bernhard Rau:Pablo Picasso. Die Lithographien. Gerd Hatje, Stuttgart 1988,ISBN 3-7757-0261-X.
Das graphische Werk des Pablo Picasso. In:Das Werk, Architektur und Kunst[196]
Angewandte Grafik
Christophe Czwiklitzer:Pablo Picasso. Plakate 1923–1973. Werkverzeichnis. Deutscher Taschenbuchverlag dtv, München 1981,ISBN 978-3-423-02875-2.
Sebastian Goeppert, Herma Goeppert-Frank, Patrick Cramer:Pablo Picasso. Die illustrierten Bücher. Hatje, Ostfildern 1995.
Keramik und Skulptur
Georges Ramié:Céramiques de Picasso. Fotografien von Edward Quinn. Cercle d’Art, Paris 1974.
Alain Ramié:Picasso de l’Œuvre Ceramique Édité 1947–1971. Madoura, Vallauris 1988.
Werner Spies (Hrsg.):Picasso: Skulpturen. Hatje Cantz, Ostfildern 2000,ISBN 3-7757-0908-8.
Selbstzeugnisse
Peter Schifferli (Hrsg.):Pablo Picasso. Wort und Bekenntnis. Die gesammelten Dichtungen und Zeugnisse. Übers.Elisabeth Schnack, Paul Celan. Ullstein, Frankfurt am Main 1957.
Biografien
Wilhelm Boeck:Pablo Picasso, mit einer Lebensbeschreibung von Jaime Sabartes. Kohlhammer, Stuttgart 1955
Mary Ann Caws:Pablo Picasso. „Malerei ist nie Prosa“. Ein Porträt. Piet Meyer, Bern 2010,ISBN 978-3-905799-06-4.
Fernande Olivier:Picasso und seine Freunde. Erinnerungen aus den Jahren 1905–1913. VorwortPaul Léautaud. Übers. Gertrud Droz-Rüegg. Diogenes, Zürich 1989,ISBN 978-3-257-21748-3 (Es gibt frühere Ausgaben.- OriginalPicasso et ses amis. 1933)
Geneviève Laporte:Si tard le soir le soleil brille. Éditions Plon, Paris 1973 (Weitere Bücher über Picasso folgten.)
Ingrid Mössinger, Kerstin Dechsel, Beate Ritter:Picasso et les femmes – Picasso und die Frauen. DuMont, Köln 2005,ISBN 978-3-8321-7529-0.
Fernande Olivier:Picasso und seine Freunde. Erinnerungen aus den Jahren 1905–1913. Diogenes, Neuausgabe 1989,ISBN 978-3-257-21748-3. Die französische Originalausgabe erschien im Jahr 1933.
Zum Werk Picassos
Gereon Becht-Jördens, Peter M. Wehmeier:Picasso und die christliche Ikonographie. Mutterbeziehung und künstlerische Position. Dietrich Reimer, Berlin 2003,ISBN 3-496-01272-2.
John Berger:Glanz und Elend des Malers Pablo Picasso. Rowohlt, Reinbek 1973.
Elisabeth Cowling:Picasso. Style and meaning. Berlin, London 2002.
Pierre Daix:Picasso créateur. La vie intime et l’oeuvre. Paris 1987.
Mary Matthews Gedo:Picasso. Art as Autobiography. The University of Chicago Press, Chicago/London 1980,ISBN 0-226-28482-4.
Graphikmuseum Pablo Picasso Münster:Pablo Picasso – Im Atelier des Künstlers. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in Münster (28. August – 21. November 2010). Gesamtltg. von Ausst. u. Katalog: Markus Müller. Hirmer, München 2010,ISBN 978-3-7774-3281-6.
Klaus Herding:Pablo Picasso: Les Demoiselles d’Avignon. Die Herausforderung der Avantgarde. Frankfurt am Main 1992,ISBN 3-596-10953-1.
Katja Herlach:Für den Tag gedruckt. Picassos Gebrauchsgraphik. Sammlung Margadant, Scheidegger & Spiess, Zürich 2005,ISBN 978-3-85881-160-8.
Kestner-Gesellschaft Hannover:Hommage à Picasso. Ausstellungskatalog, Ansprache vonWieland Schmied, Hannover 1973.
Reinhard Liess:Streifzüge durch die klassische Kunstgeschichte mit einer Kritik anPicasso hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Thomas Gädeke. 3 Bde., zusammen 1695 S. und 95 Farbtafeln, Schnell & Steiner, Regensburg 2021,ISBN 978-3-7954-3639-1.
Josep Palau i Fabre:Picasso. Kindheit und Jugend eines Genies. Könemann, Köln 1998.
Josep Palau i Fabre:Picasso. Der Kubismus. 1907–1917. Könemann, Köln 1998.
Josep Palau i Fabre:Picasso. Von den Balletts zu den Dramas. 1917–1926. Könemann, Köln 1999.
Roland Penrose:Picasso und seine Zeit – Ein Fotobuch. Zürich 1957.
Roland Penrose:The Sculpture of Picasso. The Museum of Modern Art, New York 1967, ohne ISBN.
Roland Penrose, John Golding (Hrsg.):Picasso in Retrospect. Praeger Publishers, New York/Washington 1973, Granada/London 1973.
Jane Fluegel,William Rubin (Hrsg.):Pablo Picasso. Retrospective im Museum of Modern Art, New York. Prestel, München 1980,ISBN 3-7913-0534-4.
Werner Spies (Hrsg.):Pablo Picasso: eine Ausstellung zum 100. Geburtstag; Werke aus der Sammlung Marina Picasso. München 1981,ISBN 3-7913-0523-9.
Kunstmuseum Pablo Picasso Münster (Hrsg.):Picasso bei der Arbeit. Durch die Linse von David Douglas Duncan. Wienand, Köln 2011,ISBN 978-3-86832-080-0. Einblicke in Ateliers, Wohnhäuser und Familienleben.
Kerstin Stremmel (Hrsg. für dasMuseum Ludwig, Köln):Ichundichundich – Picasso im Fotoporträt. Hatje Cantz, Ostfildern 2011,ISBN 978-3-7757-3198-0 (deutsch),ISBN 978-3-7757-3199-7 (englisch),ISBN 978-3-7757-3248-2 (spanisch);Fotodokumentationskatalog zur gleichnamigen Ausstellung in Köln (24. September 2011 bis 15. Januar 2012), in Málaga (5. März – 10. Juni 2012) sowie imMuseum für Kunst und Gewerbe, Hamburg (21. Juli bis 10. Oktober 2012).
Sonstiges
Marie-Laure Bernadac, Christine Piot (Hrsg.):Picasso. Collected Writings. Abbeville Press, New York 1989,ISBN 1-55859-045-5 (französisch: Paris 1989).
Elizabeth Cowling:Visiting Picasso – The Notebooks and Letters of Roland Penrose. Thames & Hudson, London 2006,ISBN 978-0-500-51293-7.
David Douglas Duncan:Picasso & Lump. Benteli, Zürich 2006,ISBN 3-7165-1435-7.
↑Die Panflöte, 1923, 205 × 174,5 cm, Öl auf Leinwand, Musée Picasso, Paris
↑Die Kreuzigung, Februar 1930, 51,5 × 66,5 cm, Öl auf Leinwand, Musée Picasso, Paris
Einzelnachweise
↑Getauft alsPablo Diego José Francisco de Paula Juan Nepumucéno Maria de los Remedios Crispín Crispriano Santísima Trinidad mit den Namen von Heiligen, signierte Picasso seine Werke zunächst mit dem Namen des Vaters alsPablo Ruiz, ab ca. 1900 alsPablo Picasso mit dem Namen seiner Mutter.
↑abcdeKlaus Herding:Pablo Picasso: Les Demoiselles d’Avignon. Die Herausforderung der Avantgarde. Frankfurt a. M. 1992, S. 5
↑Jaime Sabartés:Picasso – Documents iconographiques, herausgegeben von Pierre Cailler, Genf 1954.
↑Laut Geburtsurkunde und Taufschein (digital reproduziert vomOnline Picasso Project)
↑Zur korrekten Datierung und zu den Auswirkungen der traumatischen Erfahrung vgl. Mary Mathews Gedo:Looking at Art from the Inside Out. The psychoiconographic Approach to Modern Art. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1994, S. 109–118
↑William H. Robinson, Jordi Falgàs, Carmen Belén Lord, Cleveland Museum of Art:Barcelona and modernity: Picasso, Gaudí, Miró, Dalí. Yale University Press, 2006,ISBN 978-0-300-12106-3,S.102 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Götz Adriani (Hrsg.):Die Kunst des Handelns: Meisterwerke des 14. bis 20. Jahrhunderts bei Fritz und Peter Nathan. Hatje Cantz, 2005,ISBN 978-3-7757-1658-1,S.198 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Bernard Zurcher:Georges Braque – Leben und Werk. Aus dem Französischen übersetzt von Guido Meister. Hirmer Verlag, München 1988,ISBN 3-7774-4740-4, S. 42
↑William Rubin:Pablo Picasso. A Retrospective, with 758 plates, 208 in colour, and 181 reference illustrations. The Museum of Modern Art, New York, Thames and Hudson, London 1980, S. 153.
↑Early Years. www.francoisegilot.com, abgerufen am 21. März 2009.
↑Die einzige Frau, die ihn verlassen hat: Malerin und Picasso-Geliebte Françoise Gilot gestorben. In:Der Tagesspiegel Online.ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 30. September 2023]).
↑Paul McCartney:Picasso’s Last Words (Drink to Me). In: Paul McCartney:The Lyrics: 1956 to Present. W. W. Norton & Company, New York 2021; deutsch:Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung vonPaul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021,ISBN 978-3-406-77650-2, S. 588–593, hier: S. 589.
↑Art: Pablo Picasso's Last Days and Final Journey. In:Time. 23. April 1973,ISSN0040-781X (time.com [abgerufen am 30. September 2023]).
↑Pablo-Picasso-Villa bei Cannes: Wohntraum für 20,2 Millionen Euro. In:Der Spiegel. 13. Oktober 2017,ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. September 2023]).
↑La policía francesa recupera dos cuadros de Picasso robados en febrero en París. In:El País. 7. August 2007,ISSN1134-6582 (elpais.com [abgerufen am 30. September 2023]).
↑Zitiert nachOn-Line Picasso Project, das Bezug nimmt auf Robinson 1999, S. 10, und Habarta 2000, S. 77
↑Peter Schifferli:Pablo Picasso. Wort und Bekenntnis. Die gesammelten Dichtungen und Zeugnisse. Ullstein, Frankfurt am Main 1957, Seite 9 (26. Mai 1923)
↑La fillette aux pieds nus. La Coruña, Anfang 1895; Öl auf Leinwand, 74,5 × 49,5 cm. Musée Picasso, Paris.
↑Klaus Herding:Pablo Picasso: Les Demoiselles d’Avignon. Die Herausforderung der Avantgarde. Frankfurt a. M. 1992, S. 38
↑Jean-Louis Paudrat:Aus Afrika, in Kat.Primitivismus, S. 147–151
↑Patricia Leighten:The White Peril and L’Art Nègre: Picasso, Primitivism, and Anticolonialims, 1989, S. 86
↑Peter Schifferli:Pablo Picasso. Wort und Bekenntnis. Die gesammelten Dichtungen und Zeugnisse. Ullstein, Frankfurt am Main 1957, Seite 14 f. (26. Mai 1923)
↑Bernhard Grom:Menschen- und Weltbilder moderner Malerei: Beckmann, Nolde, Rouault, Hrdlicka, Picasso, Chagall, Kandinsky, Mondrian, Newman, Ernst, Dalí, Tobey, Beuys, Bacon, Cézanne. BoD – Books on Demand, 2003,ISBN 978-3-8330-1125-2,S.173 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Jürgen Hohmeyer:Picassos Apokalypse im Bordell. In:Der Spiegel.Nr.8, 1988 (online).
↑Daniel-Henry Kahnweiler:Der Weg zum Kubismus. Erstauflage. Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1920, S. 49–52
↑Daniel-Henry Kahnweiler:Der Weg zum Kubismus. Erstauflage. Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1920, S. 25
↑William Rubin:Picasso und Braque. Die Geburt des Kubismus. 1990, S. 9–11
↑COMPETITION 2017. 1st Prize The Arthur Rubinstein Award. The Arthur Rubinstein International Music Society, abgerufen am 25. Februar 2019 (englisch).
↑Siehe dazu das On-line Picasso Project unter Weblinks. Ferner: Picasso: „Gedichte“, Hg. Androula Michael, Übers. Holger Fock. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007
↑Paul McCartney:The Lyrics: 1956 to Present. W. W. Norton & Company, New York 2021; deutsch:Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung vonPaul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021,ISBN 978-3-406-77650-2, S. 588–591.
↑Pablo Picasso: Griechische Polizei stellt Gemälde »Frauenkopf« sicher - neun Jahre nach Diebstahl. In:Der Spiegel. 29. Juni 2021,ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. September 2023]).
↑Ein Picasso im Wallraf-Richartz-Museum? Abgerufen am 14. Februar 2025 (Das Bild hing in Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Verlust durch Beschlagnahme als "entartete Kunst" und Versteigerung in Luzern 1939).
↑Jüdisches Paar verkaufte Picasso-Gemälde, um vor den Nazis zu fliehen – Urenkel will es jetzt zurück. In:stern.de. (stern.de [abgerufen am 14. Februar 2025]).
Ruiz Picasso, Pablo; Ruiz Picasso, Pablo Diego José Francisco de Paula Juan Nepomuceno María de los Remedios Cipriano de la Santísima Trinidad Mártir Patricio Clito