Oskar Sala (*18. Juli1910 inGreiz; †26. Februar2002 inBerlin) war eindeutscherKomponist und – zusammen mitFriedrich Trautwein – der Erfinder und Entwickler desTrautoniums, eines der erstenelektronischen Musikinstrumente. Als Solist spielte er auf dem Trautonium unter anderem Kompositionen vonPaul Hindemith undHarald Genzmer.
Sala, geboren inThüringen als Sohn von Annemarie Sala, geborene Stier, und des Augenarztes Paul Sala, war einer der Musikpioniere des 20. Jahrhunderts. Anfangs interessierte er sich für eine Karriere als Pianist. Das Musikstudium, das er nach dem 1929 absolvierten Abitur im gleichen Jahr in Berlin aufnahm und 1935 abschloss, führte zu einer Wende seiner Laufbahn und der elektronischen Musik.
Paul Hindemith, Salas Lehrer in Kompositionslehre an derBerliner Musikhochschule, machte seinen Schüler 1930 mit dem an derNaturwissenschaftlichen Universität in Berlin als Professor lehrenden IngenieurFriedrich Trautwein bekannt, bei dem Sala von 1931 bis 1936 Physik studierte. Gemeinsam entwickelten sie dasTrautonium, eines der ersten elektronischen Instrumente, Parallelentwicklung zumTheremin undOndes Martenot und Vorläufer des Synthesizers – ein Gerät, mit dem man nicht nur herkömmliche Musikinstrumente nachahmen, sondern Vokale, Tierstimmen und synthetische Klänge (Subharmonische) erzeugen kann. Durch die Spielweise (stufenloses Spiel auf einer bzw. zwei Saiten) erlaubte das Trautonium im Gegensatz zu einem Keyboard völlig andere Ausdrucksmöglichkeiten. Da die Tonhöhe durch den physischen Griffpunkt auf der Saite definiert wurde, gab es keine festgelegte Stimmung, und es warenGlissandi möglich. Mit HindemithsTriostück für drei Trautonien wurde das Instrument 1930 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Jahr 1935 schuf er das Rundfunktrautonium, 1938 konstruierte er ein Konzerttrautonium. Er widmete sein Leben dem Trautonium, ging mit dem unhandlichen Gerät auf Tournee durch Europa, hatte eigene Rundfunksendungen, „begleitete“ herkömmliche Konzerte und komponierte eigens für sein neues Instrument. Berühmte zeitgenössische Komponisten wie Hindemith komponierten für das Trautonium.Richard Strauss undArthur Honegger bezogen es in Konzerte ein und förderten damit indirekt seine Entwicklung.
In den Jahren 1940 und 1954 spielte Sala bei den Berliner Philharmonikern. Während des Krieges schrieb Sala die Musik zu einem 17-minütigen Zeichentrickfilm, der unter dem TitelArmer Hansi 1944 in die Kinos kam. Unter anderem wirkten die Zeichnere.o. plauen undManfred Schmidt dabei mit.[1] Sala wurde zweimal zum Kriegsdienst eingezogen. Nachdem er das erste Mal direkt nach der Ausbildung seine musikalische Tätigkeit wieder aufnehmen konnte, wurde er 1944 nach Ostpreußen verlegt und überlebte nach eigenen Angaben als einziger seiner Truppe, weil er an Silvester 1944 sein Bierglas zerbrach und mit einer Fingerverletzung ins Lazarett verlegt wurde.[2]
Nach dem Krieg entwickelte Sala 1948 bis 1952 das Mixturtrautonium, für das er ein eigenes Patent in Deutschland, Frankreich und in den Vereinigten Staaten von Amerika erhielt, und schrieb Kompositionen für den Film, vor allem für preisgekrönte Dokumentar- und Industriefilme; über 300 Produktionen dieser Art entstanden. Am bekanntesten wurde Salas Produktion für den FilmDie Vögel vonAlfred Hitchcock im Jahre 1963: Die angsterregenden Vogelschreie entstanden nicht inHollywood, sondern in einem Berliner Hinterhof an Salas Trautonium, wo er ab 1958 inCharlottenburg über ein eigenes Studio verfügte. Auch in denEdgar-Wallace-FilmenDer Fluch der gelben Schlange (1962) undDer Würger von Schloß Blackmoor (1963) erklang seine – für diese Serie eher ungewöhnliche – Filmmusik. In dem FilmAnders als du und ich (§ 175) (1957) ist Salas Instrument im Spiel zu sehen.
Am 29. Mai 1960 fand dieUraufführungPaean im Rahmen einer Ballettveranstaltung imTheater des Westens statt, zu der er zusammen mitRemi Gassmann die Musik schrieb. Sala nahm die elektronische Steuerung persönlich vor.
Doch der Ruhm Salas reduzierte sich nicht auf Vergangenes: Bis zu seinem Tod arbeitete er als Komponist in Berlin, lud gerne Musikprofessoren und andere Gäste zu sich nach Hause ein, hielt Vorträge und konzertierte, z. B. 1991 live auf der OsnabrückerKlangArt. Außerdem durfte er noch die Nachwirkungen seiner Sound-Erfindung erleben: moderne Musiker wie die GruppeKraftwerk, deren GründungsmitgliedFlorian Schneider-Esleben das Vorwort zu einem 2000 erschienenen Bildband über Oskar Sala schrieb (Autor: Peter Badge), berufen sich auf Oskar Sala als Wegbereiter einer Musikrichtung, die von der Avantgarde den Weg in die Popularität fand. Noch 1999 wurde inKarlsruhe seine Musik live während derSonnenfinsternis gespielt.
Oskar Sala, der 1987 mit demFilmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film ausgezeichnet worden war, war evangelisch, ab 1938 mit Käte Sala, geborene Schenderlein, verheiratet, lebte in Berlin und starb in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 2002 in Berlin 91-jährig. Sein Grab befindet sich auf dem landeseigenenFriedhof Heerstraße im Berliner OrtsteilWestend (Grablage: II-Ur 3-224).[3] Anlässlich seines Todes änderteRadio Jena, das lokale Hörfunkprogramm für Ostthüringen, am 27. Februar 2002 sein Programm und sendete einen zuvor aufgezeichneten zweistündigen Werkstattbericht, in dem Sala am Mixtur-Trautonium noch einmal seine besten Kompositionen zu Gehör gab. Seither wird diese Sendung in Salas Geburts-Bundesland jedes Jahr an seinem Todestag wiederholt.
Für seinen FilmStar Wars: Episode III – Die Rache der Sith forderteGeorge Lucas ein Trautonium an, um darauf bestimmte, auf anderen elektronischen Musikinstrumenten nicht reproduzierbare Klänge zu kreieren. Sein letztes zweimanualiges Mixturtrautonium auf Halbleiter-Basis befindet sich imMusikinstrumenten-Museum Berlin; das Instrument wurde 1998 von derFachhochschule der Deutschen Bundespost Berlin als Leihgabe zur Verfügung gestellt.[4] Salas Eigenkonstruktionen, nämlich sein 1940 fertiggestelltes Konzerttrautonium und sein 1952 fertiggestelltes Mixturtrautonium befinden sich imDeutschen Museum München. Oskar Sala war der Letzte und Einzige, der diese Instrumente virtuos spielen konnte.
Zu seinem 112. Geburtstag widmete die Suchmaschine Google Sala einDoodle.[5]
Sala unterrichtete nicht. Daher verschwand das Trautonium weitgehend im Museum. Seit einigen Jahren allerdings widmet sichPeter Pichler, Musiker und Künstler aus München, intensiv dem Instrument. Er spielt live auf Nachbauten von Salas Instrumenten sowohl die Originalkompositionen als auch neue klassische Musik und Filmmusik.
Die VIVA Sendung Berlin House widmete Oskar Sala in den 1990er Jahren eine ganze Sendung.[6]
Personendaten | |
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NAME | Sala, Oskar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1910 |
GEBURTSORT | Greiz |
STERBEDATUM | 26. Februar 2002 |
STERBEORT | Berlin |